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Gewerkschaften und Tarifverhandlungen in Deutschland

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Ideenbörse Sozialkunde/Politik Sekundarstufe, Ausgabe 17, 08/2011

Teil 5: Wirtschaft

1 Gewerkschaften und Tarifverhandlungen in Deutschland 5.12

5.12 Gewerkschaften und Tarifverhandlungen in Deutschland

Ulrike Seitz

Didaktisch-methodischer Ablauf Inhalte und Materialien (M) Lernziele:

Die Schüler sollen

wichtige Begriffe aus dem Tarifrecht, wie Gewerkschaft, Tarifautonomie, Streik, Aussperrung etc., erklären können,

die „Gewerkschaftslandschaft“ in Deutschland kennenlernen,

zu verschiedenen Gewerkschaften Recherchen durchführen und dabei herausarbeiten, welche Leistungen sie ihren Mitgliedern anbieten,

die Etappen in einem Arbeitskampf darstellen können,

in einem Rollenspiel zu Tarifauseinandersetzungen einen Perspektivwechsel vornehmen und Argumente von Ar- beitgebern und Gewerkschaftlern erörtern,

Bewertungsmöglichkeiten des Handelns der verschiedenen Akteure in einem Arbeitskampf nachvollziehen können,

die Frage diskutieren, ob Gewerkschaften in Deutschland zu viel Macht haben,

die gesellschaftspolitische Bedeutung von Gewerkschaften beurteilen.

I. Was tun Gewerkschaften?

Ein Zeitungsartikel vergleicht schülergerecht die Ver- handlungen von Gewerkschaften und Arbeitgebern mit Verhandlungen zwischen Eltern und ihren Kindern.

Hier soll herausgearbeitet werden, was die Kennzeichen einer Gewerkschaft sind.

Es schließt sich eine Rechercheaufgabe zu verschie- denen Gewerkschaften an, die arbeitsteilig bearbeitet werden soll.

Die Beispiele wurden so gewählt, dass sowohl größere als auch kleinere Gewerkschaften vertreten sind.

II. Tarifverhandlungen

Um den Schülern wichtige Begriffe zu Gewerkschaften und Tarifauseinandersetzungen näherzubringen, beschäf- tigen sie sich in einem „Fehlertext“ mit verschiedenen Definitionen. Sie müssen sich im genauen Lesen üben, um die eingestreuten unsinnigen Begriffe zu finden und diese durch passende zu ersetzen.

Für Schüler, denen dies schwerfällt, kann man binnen- differenzierend den Fehlertext mit Lösungshilfen einset- zen.

Danach können die Schüler den Ablauf eines Arbeits- kampfes in einem Schaubild darstellen. Sie sollen außer- dem einschätzen, ob Deutschland ein Land ist, in dem vergleichsweise viel oder wenig gestreikt wird.

→ Was macht eine Gewerkschaft?/M1a und b (Zeitungsartikel)

→ Recherche zu verschiedenen Gewerkschaften/M1c bis i (Schaubild, Text, Arbeitsblätter zur Recher-

→ Lösungsvorschläge/M1j bis l che)

→ Tarifverhandlungen: Wichtige Begriffe/M2a und b (Fehlertext)

→ Tarifverhandlungen: Wichtige Begriffe/M2c und d (Fehlertext mit Lösungshilfen)

→ Wie läuft ein Arbeitskampf ab?/M2e (Schaubild)

→ Lösungsvorschläge/M2f

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Teil 5: Wirtschaft 5.12 Gewerkschaften und Tarifverhandlungen in Deutschland

In einem Rollenspiel können die Schüler selbst die Pers- pektive von Arbeitgebern und Arbeitnehmern einnehmen.

Es geht um die Tarifauseinandersetzungen zwischen Kinobetreibern und deren Angestellten. Auf Rollenkarten erhalten die Schüler Informationen und Argumentations- hilfen.

Es soll deutlich werden, dass je nach Interessenlage na- türlich ganz verschieden argumentiert wird und dass man sich auch kompromissbereit zeigen muss, wenn man zu einem Ergebnis kommen will.

III. Ein Fallbeispiel

Anhand eines realen Beispiels, der Auseinandersetzung zwischen Lokführern und Arbeitgebern bei den Bahnen, wird nochmals verdeutlicht, wie schwierig die Kompro- missfindung sein kann und wer alles durch Tarifausein- andersetzungen und damit zusammenhängende Streiks betroffen ist.

In Partnerarbeit liest je ein Schüler den Pro-Text zum Tarifstreit, der andere liest den Kontra-Text. Daran an- knüpfend soll ein Streitgespräch über die Legitimation des Lokführer-Streiks geführt werden.

IV. Was Gewerkschaften leisten

Einige Schlagzeilen weisen auf verschiedene Streiks der vergangenen Jahre in Deutschland hin. Die Schüler sol- len sich der provokanten Frage stellen, ob Gewerkschaf- ten in Deutschland zu viel Macht haben.

Zum Schluss der Unterrichtseinheit werden einer eher gewerkschaftskritischen Karikatur zwei Texte gegen- übergestellt, die die wichtige gesellschaftspolitische Rolle von Gewerkschaften hervorheben und ihr Verhal- ten in ein positiveres Licht rücken.

→ Tarifverhandlungen – ein Rollenspiel/M2g bis n (Folienvorlage zur Ausgangssituation, Rollenkar- ten, Vorbereitungsblätter, Protokoll- und Beurtei- lungsblatt)

→ Ein Fallbeispiel: Der Streik der Lokführer/M3a (Fotos)

→ Lokführer der Bahn-Konkurrenz streiken ab Montag/M3b (Zeitungsartikel)

→ Pro & Kontra zum Tarifstreit: Lokführer im Recht?/M3c und d (Zeitungsartikel)

→ Schlagzeilen zu Streiks in Deutschland/M4a (Schlagzeilen)

→ Was Gewerkschaften leisten/M4b bis e (Karikatur, Zeitungsartikel, Interview)

→ Lösungsvorschläge/M4f (Folienvorlage/Tafelan- schrieb)

Tipp:

!

• www.bundestag.de/dasparlament/2010/13-14/Beilage/001.html

• www.jugend-und-bildung.de/files/315/heft9_

• www.dgb.de

• www.dbb.de

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Ideenbörse Sozialkunde/Politik Sekundarstufe, Ausgabe 17, 08/2011

Teil 5: Wirtschaft

3 Gewerkschaften und Tarifverhandlungen in Deutschland 5.12

Anmerkungen zum Thema:

Die Auswirkungen gewerkschaftlichen Handelns werden für die Allgemeinheit besonders dann spür- bar, wenn in einem öffentlichkeitswirksamen Bereich gestreikt wird: sei es z.B. bei der Müllab- fuhr, bei den Ärzten oder bei den Lokführern.

(Bild aus: http://www.nw-news.de/)

Das Streikrecht ist ein wichtiges Mittel in Tarifauseinandersetzungen. Unser Grundgesetz legt in Artikel 9 fest, dass bei uns Tarifautonomie herrscht, das heißt, dass Arbeitgeber und Gewerkschaf- ten selbstständig, ohne Einmischung des Staates, Tarife aushandeln.

In einem Arbeitskampf kann eine Gewerkschaft durch Warnstreiks und längere Streiks Druck auf die Arbeitgeberseite erzeugen. Diese kann dem aber ihr Mittel der Aussperrung entgegenhalten. So sind beide Seiten irgendwann wieder daran interessiert, an den Verhandlungstisch zurückzukehren.

Neben der Tarifpolitik, die die Gewerkschaften betreiben, sind sie aber auch in vielen anderen Berei- chen für ihre Mitglieder aktiv. So bieten sie ihnen einen Rechtsschutz in arbeitsrechtlichen Fragen an, kümmern sich um Zusatzversicherungen und Finanzdienstleistungen, organisieren Fortbildungs- veranstaltungen etc. Als Lobbyisten versuchen sie auf Entscheidungen im Parlament, von denen Arbeitnehmer betroffen wären, Einfluss zu nehmen.

Während in früheren Jahren die Forderungen von Gewerkschaften von der Arbeitgeberseite häufig als unmäßig und völlig überzogen bezeichnet wurden, wurde das Verhalten der Gewerkschaften während der Finanz- und Wirtschaftskrise als besonnen und angemessen gelobt. Durch konstruktive Verhandlungen und flexible Regelungen wurde erreicht, dass Unternehmen relativ gut auf konjunk- turelle Schwankungen reagieren konnten. Damit wurden viele Arbeitsplätze gesichert.

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Teil 5: Wirtschaft 5.12/M1a Gewerkschaften und Tarifverhandlungen in Deutschland

Was macht eine Gewerkschaft?

Niklas, Luca und Lena halten von der Idee ihrer Eltern wenig. Sie sollen demnächst Gartenarbei- ten übernehmen, also: Rasen mähen, gießen, Unkraut zupfen und eklige Schnecken einsammeln.

Und das alles einmal die Woche – für zwei Euro die Stunde.

Die drei Geschwister haben zwar keine Lust, allerdings kriselt es derzeit zwischen ihnen.

Deshalb gehen sie getrennt zu den Eltern, um ihnen die Sache auszureden. Doch die scheinen wild entschlossen. Es ist nichts zu machen.

Die hartnäckige Haltung bringt Niklas, Luca und Lena schließlich doch zusammen. Angesichts der Tatsache, dass dieser Arbeitseinsatz kaum zu verhindern ist, werden sie sich sogar einig: Statt der gebotenen zwei Euro pro Stunde fordern sie das Doppelte. Zudem müssten einmal im Monat jeweils drei Stunden reichen. Und sollte jemandem etwas dazwischenkommen, möchten sie auch mal wegbleiben können – ohne große Diskussion.

Mit diesen Vorschlägen gehen die drei in die Verhandlung. Nachdem sich die Erwachsenen völ- lig uneinsichtig zeigen, drohen die Geschwister damit, ihre Zimmer nicht mehr aufzuräumen, falls die Eltern nicht nachgeben. Schließlich kommt es zu einer Einigung. Es gibt drei Euro die Stunde. Die drei müssen alle 14 Tage in den Garten und dürfen fünfmal unentschuldigt fehlen.

Alle sind mit dem Ergebnis zufrieden. Möglich wurde es, weil die Geschwister ihre Interessen gebündelt und an einem Strang gezogen haben. Genau das ist die Aufgabe von Gewerkschaften in der Arbeitswelt. Manche sagen auch „auf dem Arbeitsmarkt“. Dort stoßen die Arbeitnehmer, also die Menschen, die Arbeit suchen, auf die Nachfrage der Arbeitgeber. Das sind die Chefs.

Beide Seiten verhandeln über den Preis für die Arbeit, also den Lohn. Funktionieren kann das aber nur, wenn die Verhandlungspartner ähnlich stark sind. Sonst fehlt das Gleichgewicht. Die Schwächeren sind im Nachteil.

Damit nicht jeder Einzelne dauernd aufs Neue debattieren muss, handeln die Gewerkschaften Ta- rifverträge aus, in denen für einen bestimmten Zeitraum im Prinzip das geregelt ist, was Niklas, Luca und Lena mit ihren Eltern vereinbart haben: die Art der Arbeit, Höhe des Gehalts, Arbeits- zeit und Urlaubsanspruch. Geraten die Tarifverhandlungen ins Stocken, ruft eine Gewerkschaft manchmal zum Streik auf, um den Arbeitgebern Dampf zu machen. Das ist ein gesetzlich fest- gelegtes Recht. Allerdings muss der Arbeitgeber für Streiktage auch keinen Lohn bezahlen. Die Gewerkschaft gibt ihren Mitgliedern stattdessen Streikgeld.

In Deutschland gibt es eine Vielzahl unterschiedlicher Gewerkschaften. Einige sind für ganze Wirtschaftszweige zuständig. So vertritt beispielsweise die IG Metall die Interessen der Beschäf- tigten in der Metall- und Elektroindustrie. Die größten dieser Gewerkschaften sind im Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) vereint. Andere kümmern sich nur um eine bestimmte Berufsgruppe, wie etwa die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer.

Derzeit ist der „Mindestlohn“ ein großes Ziel der Gewerkschaften. Weil etliche Arbeitgeber keine Tarifverträge mehr anerkennen, ist in manchen Regionen und Berufen der Lohn stark ge- sunken. Deshalb streiten die Gewerkschaften inzwischen dafür, dass mindestens 8,50 Euro pro Stunde gezahlt werden. Das soll die Regierung festlegen, die sich eigentlich aus solchen Kon- 5

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Teil 5: Wirtschaft 5.12/M1c Gewerkschaften und Tarifverhandlungen in Deutschland

Recherche zu verschiedenen Gewerkschaften

Arbeitsaufträge:

1. Recherchiert jeweils in Gruppen Informationen zu den angegebenen Gewerkschaften.

Stellt eure Ergebnisse im Plenum vor und vergleicht die Größe der Gewerkschaften, ihre Organi- sation in verschiedenen Dachverbänden etc.

2. Analysiert dann die Grafik und den Text. Sucht Erklärungsansätze für die dargestellte Mitglie- derentwicklung.

(© dpa-infografik)

Die ganz große Jubelbotschaft blieb DGB-Chef Michael Sommer gestern noch versagt: Alles in allem haben die acht Gewerkschaften seines Dachverbands auch 2010 mehr Mitglieder verloren als gewonnen. Und zwar etwa 60.000 bis 80.000, teilte Sommer nach ersten Hochrechnungen mit.

Doch hat sich der jahrelange Negativtrend damit stark abgeschwächt. Insgesamt seien nun knapp 6,2 Millionen Arbeitnehmer beim DGB.

Und es gibt weitere Lichtblicke: Einige Gewerkschaften erzielen bereits wieder echte Zuwächse.

Vorneweg läuft die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) – sie gewann 2010 nach ei- genen Angaben gut 2.000 Mitglieder und knackte damit die Marke von 260.000. Auch die Gewerk- schaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) wächst wieder: Sie legte um 976 auf 205.646 Mitglieder zu.Auf der Verliererseite steht ver.di, deren Mitgliederzahl um zwei Prozent auf knapp 2,1 Millionen sank. Zahlen der IG Metall, die vor Jahresfrist 2,26 Millionen Mitglieder hatte, liegen noch nicht vor. Sie war am härtesten von der Krise betroffen, hätte nach der DGB-Rechnung aber besser abge- schnitten als ver.di.

(nach: http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/mitgliederzahlen-erholen-sich/3763616.

html, 14.01.2011)

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Ideenbörse Sozialkunde/Politik Sekundarstufe, Ausgabe 17, 08/2011

Teil 5: Wirtschaft

7 Gewerkschaften und Tarifverhandlungen in Deutschland 5.12/M1d

Recherche zur IG Metall

Beantwortet die folgenden Fragen z.B. mithilfe der Internetseite der IG Metall:

http://www.igmetall.de

Wie viele Mitglieder hat die Gewerkschaft? Gehört sie damit zu den großen Gewerkschaften in Deutschland?

An welche Arbeitnehmer wen- det sich diese Gewerkschaft?

Ist die Gewerkschaft in einem Dachverband organisiert?

(nutzt dazu die Seite:

http://www.dgb.de)

Welche Leistungen bietet die Gewerkschaft ihren Mitglie- dern?

Was sind gerade aktuelle The- men für die Gewerkschaft?

Wie beurteilst du die Homepage (Design, Benutzerfreundlichkeit etc.)?

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Teil 5: Wirtschaft 5.12/M2e Gewerkschaften und Tarifverhandlungen in Deutschland

Wie läuft ein Arbeitskampf ab?

Arbeitsaufträge:

1. Trage folgende Begriffe jeweils an der passenden Stelle im Schaubild ein:

neue Verhandlungen • Urabstimmung über das Ergebnis; Streik-Ende • Tarifverhand- lungen Gewerkschaften – Arbeitgeber (oft begleitet von Warnstreiks) • Erklärung des Scheiterns (Ende der Friedenspflicht) • Schlichtungsverfahren möglich • Gegenmaß- nahme der Arbeitgeber: Aussperrung • Urabstimmung der Gewerkschaftsmitglieder über Streik

2. Versucht eine Einschätzung: Wird in Deutschland durchschnittlich mehr oder weniger gestreikt als in anderen Staaten?

C:\Adonis - Satzdaten\Bearbeitung - Adonis\Sozialkunde -Politik\Ausgabe 17\5-12 Gewerkschaften und Tarifverhandlungen in Deutschland\bilder\M 2 e_als Vorlage für PDF.doc / Seite 2 von 3

Wie läuft ein Arbeitskampf ab?

Arbeitsaufträge:

1. Trage folgende Begriffe jeweils an der passenden Stelle im Schaubild ein:

neue Verhandlungen • Urabstimmung über das Ergebnis; Streik-Ende • Tarifverhand- lungen Gewerkschaften – Arbeitgeber (oft begleitet von Warnstreiks) • Erklärung des Scheiterns (Ende der Friedenspflicht) • Schlichtungsverfahren möglich • Gegenmaß- nahme der Arbeitgeber: Aussperrung • Urabstimmung der Gewerkschaftsmitglieder über Streik

2. Versucht eine Einschätzung: Wird in Deutschland durchschnittlich mehr oder weniger gestreikt als in anderen Staaten?

Erklärung des

Scheiterns Neuer

Tarifvertrag!

Streik

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Teil 5: Wirtschaft 5.12/M2i Gewerkschaften und Tarifverhandlungen in Deutschland

Vorbereitungsblatt: Gewerkschaft ver.di

Unsere Forderungen

Argumente, die unsere Forderungen stützen

Argumente, die die

Gegenseite bringen könnte

Ein für uns denkbarer Kompromissvorschlag

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Ideenbörse Sozialkunde/Politik Sekundarstufe, Ausgabe 17, 08/2011

Teil 5: Wirtschaft

21 Gewerkschaften und Tarifverhandlungen in Deutschland 5.12/M2f

Lösungsvorschläge zu M2e

(© dpa-infografik)

(© dpa-infografik)

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Teil 5: Wirtschaft 5.12/M3c Gewerkschaften und Tarifverhandlungen in Deutschland

Pro & Kontra zum Tarifstreit: Lokführer im Recht?

Seit Wochen legen sie wiederholt den deutschen Schienenverkehr lahm. Ihre Forderung:

gleiche Löhne für alle.

Pro: Wettbewerb um die niedrigsten Löhne muss verhindert werden

Verständlich, wenn die Pendler langsam wütend werden. Viele von ihnen sind auf die private Kon- kurrenz der Bahn angewiesen. Nach zwei Streikrunden hat die Spartengewerkschaft GDL für die- se Woche die dritte angekündigt. Wer jedoch ausschließlich auf die Lokführer schimpft, trifft die Falschen. Die aktuellen Konflikte waren programmiert. Nur hat das lange Zeit niemand bemerkt.

Mit der Liberalisierung des Bahnverkehrs wurde in Kauf genommen, dass der Wettbewerb auf dem Rücken der Beschäftigten ausgetragen wird. Und genau das rächt sich jetzt.

Lange Zeit ging die Sache gut. Die Kunden der Privatbahnen waren in der Regel zufrieden. Es schien wahr zu werden, was die Protagonisten der Liberalisierung verkündet hatten. Alles wird besser, hieß es: Die Preise sinken und der Service steigt. Wie das langfristig funktionieren sollte, fragte sich kaum jemand.

Die begeisterten Marktliberalen vergaßen nämlich mitzuteilen, dass die neuen Geschäftsmodelle zum Teil auf Lohndrückerei basieren. Somit war es nur eine Frage der Zeit, dass sich die Betroffe- nen wehren. Es ist ihr gutes Recht.

Nicht in allen, aber in vielen Fällen erhalten die Lokführer der Privatbahnen weniger Geld als ihre Kollegen bei der Deutschen Bahn. Das ist nicht nur ungerecht, sondern setzt auch eine Spirale nach unten in Gang. Jedes Mal, wenn die Vergabe von Strecken ausgeschrieben wird, spielen die Lohnkosten eines Anbieters eine wichtige Rolle. Den Auftrag erhält jener, der am günstigsten kal- kuliert. Und das heißt oft: wer seine Mitarbeiter am schlechtesten bezahlt. Gegen diesen destruk- tiven Wettbewerb hilft nur ein bundesweit gültiger Rahmentarifvertrag, der ausschließt, dass es Lokführer erster und zweiter Klasse gibt.

Manche Privatbahnen zahlen durchaus ordentlich, andere aber senkten die sozialen Standards.

Deshalb sind sich die Wettbewerber der Bahn selbst untereinander nicht einig. Jeder schmollt für sich allein. Deshalb kann sich der Konflikt mit ihnen noch lange hinziehen, selbst wenn sich die GDL mit dem Branchenführer Deutsche Bahn geeinigt hat.

Erschwerend kommt hinzu, dass es nicht nur unterschiedlich agierende Unternehmen gibt, son- dern auch noch konkurrierende Gewerkschaften. Dass einzelne Berufsgruppen wie die Lokführer in der GDL lediglich für ihre eigenen Interessen streiten, wird inzwischen oft beklagt. Doch gera- de die Verfechter der marktliberalen Idee müssten diese Entwicklung begrüßen. Denn es liegt in der Logik von freiem Wettbewerb, dass nicht nur Unternehmen, sondern auch Gewerkschaften ri- valisieren. Wettbewerb belebt das Geschäft, heißt die populäre Losung. Doch wenn geschmeidige Theorie auf raue Wirklichkeit trifft, hat das nicht selten fatale Folgen. Die bekommen nun leider selbst all jene zu spüren, die eigentlich profitieren sollten: die von allen Unternehmen angeblich so sehr verehrten Kunden. Die sind bislang erstaunlich gelassen geblieben. Doch auch das scheint nur noch eine Frage der Zeit.

(von Gunhild Lütge, aus: DIE ZEIT, 14.04.2011) Arbeitsaufträge:

1. Arbeite aus dem Text heraus, mit welchen Argumenten hier der Streik der Lokführer begründet wird.

2. Führe aus der Perspektive des Textes ein Streitgespräch mit einem Gegner des Streiks.

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Ideenbörse Sozialkunde/Politik Sekundarstufe, Ausgabe 17, 08/2011

Teil 5: Wirtschaft

35 Gewerkschaften und Tarifverhandlungen in Deutschland 5.12/M4b

Was Gewerkschaften leisten

(Karikatur von Klaus Stuttmann; www.stuttmann-karikaturen.de)

Arbeitsaufträge:

1. Analysiere und interpretiere die Karikatur: Welcher Eindruck vom Verhalten von Gewerkschaften wird hier erweckt?

2. Lies dann die beiden Texte („Kümmern statt reden“ und „Wir brauchen eine neue Solidarität“).

Arbeite heraus, welches Verhalten von Gewerkschaften hier beschrieben wird.

3. Stelle dar, welche Begründung Kolja Rudzio und Ingrid Sehrbrock für die wichtige gesellschaftliche Bedeutung von Gewerkschaften geben.

Kümmern statt reden

Die Gewerkschaften haben Deutschland durch die Krise geholfen. Wenn sie wieder stärker wer- den, kann das Land profitieren

An diesem Sonntag wird Angela Merkel mal wieder den Gewerkschaften ihre Aufwartung ma- chen. Sie besucht den DGB-Bundeskongress, eine fünf Tage dauernde Mammutveranstaltung in Berlin. Dort wird Merkel schon aus taktischen Gründen viele freundliche Worte für die Arbeitneh- merlobbyisten finden. Das gehört zum Alltagsgeschäft einer Kanzlerin, ähnlich wie für einen Bür- germeister das Grußwort beim Schützenverein. Doch bei aller Routine: Diesmal gibt es tatsächlich gute Gründe, die Gewerkschaften zu loben. Ja, ihnen sogar zu wünschen, dass sie wieder stärker werden. Das Land könnte davon profitieren.

Auf dem Kongress in Berlin wird die DGB-Spitze neu gewählt, voraussichtlich eine schlankere Organisationsform beschlossen – und es werden Leitlinien für die gewerkschaftspolitische Arbeit der nächsten Jahre verabschiedet. Das alles klingt nicht spektakulär, aber es verbindet sich zu ei- nem Moment, an dem die führenden Köpfe aller DGB-Gewerkschaften sich darüber verständigen, 5

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Ideenbörse Sozialkunde/Politik Sekundarstufe, Ausgabe 17, 08/2011

Teil 5: Wirtschaft

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Die Parteien in der Bundesrepublik Deutschland 2.1

Gewerkschaften und Tarifverhandlungen in Deutschland 5.12/M2h

Rollenkarte: Gewerkschaftsfunktionär (3 Gruppen mit jeweils 4 bis 5 Schülern) Du bist einer der Verhandlungsführer der Gewerkschaft ver.di bei den nun anstehenden weiteren Verhandlungen mit den Kinobetreibern. Eure grundsätzlichen Forderungen sind eine sofortige Anhebung des Stundenlohns für Beschäftigte in Kinos um 50 Cent und dann eine weitere Tarif- erhöhung um fünf Prozent später im Jahr.

Eure Verhandlungsgegner sind im Hauptverband Deutscher Filmtheater organisiert, der seit dem Sommer 2005 HDF-Kino e.V. heißt. In diesem Branchenverband der deutschen Kinowirtschaft sind nahezu alle Filmtheater-Unternehmen organisiert. Für etwa 270 Kinobetriebe gelten die von ver.di abgeschlossenen Tarifverträge. Dazu gehören: der Manteltarifvertrag über die Rahmenrege- lungen wie Arbeitszeiten, Berufsgruppen und Urlaub; dazu der Anhang mit Entgelttabellen, also den geltenden Löhnen.

Bisher sind die Löhne nach Tarif nicht besonders hoch, sie hängen von der Lage eines Kinos ab:

In einer Stadt mit weniger als 100.000 Einwohnern beträgt der tariflich gesicherte Stundenlohn für eine Kassiererin nach zwei Jahren Berufstätigkeit nur 7,45 Euro.

Arbeitsaufträge:

1. Sammelt in der Gruppe Argumente, mit denen ihr eure Forderungen stützen wollt.

Der Argumente-Pool unten auf der Seite kann euch dabei helfen; ihr könnt und sollt aber auch eigene Ideen einbringen bzw. die Argumente auf die konkrete Situation (Arbeit im Kino) anwen- 2. Überlegt auch, mit welcher Strategie die Arbeitgeber in die Verhandlung gehen werden und wie den.

ihr darauf reagieren könnt.

3. Notiert auf euer Vorbereitungsblatt, welchen Kompromiss ihr mittragen könntet.

4. Benennt aus eurer Gruppe jemanden, der für euch an der Verhandlung teilnimmt.

Dieser Schüler sollte sich vor Verhandlungsbeginn kurz mit den anderen Gruppensprechern zusammensetzen, um eine gemeinsame Verhandlungsstrategie zu vereinbaren.

• Vorbereitungszeit in der Gruppe: 15 Minuten

• Verhandlungszeit: 10 bis 15 Minuten

• Diejenigen Schülerinnen und Schüler, die nicht an der Verhandlung teilnehmen, protokollieren den Gesprächsverlauf und das Ergebnis.

Argumentationshilfen:

• Gestiegene Lebenshaltungskosten machen die genannten Anpassungen erforderlich (Inflationsargument).

• Die gestiegene Produktivität macht die genannten Anpassungen erforderlich (Leistungsargument).

• Die Arbeitgebergewinne sind viel höher als die Arbeitnehmerlöhne (Umverteilungsargument).

• Am steigenden Betriebsvermögen (Know-how) sind die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer nicht beteiligt (Vermögensargument).

• Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer tragen das Arbeitsplatzrisiko ganz allein (Arbeitsplatzargument).

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