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KOMMENTAR

Nährboden

Von Norbert Spinrath

Die spektakulären Morde, die in jüngster Zeit an Polizeibeamten verübt wurden, werfen einerseits die Fragen nach einem besseren Schutz für Polizisten auf, müssen aber andererseits die Diskussion um die zunehmende Gewalt in unserer Gesellschaft neu entfachen. Mit der Erkenntnis der wachsenden Gewalt verhält es sich wie mit dem Ozonloch: Seine Ausbreitung wird von Zeit zu Zeit betroffen registriert. Der nächste Mord, der nächste Skandal oder die nächste "Kampfhund"-Attacke sorgen dafür, dass die Medienberichterstattung und damit die öffentliche Wahrnehmung die Chance zur Artikulierung von Betroffenheit hat. Aber an die Stelle der Aufarbeitung, der Erhellung der Hintergründe tritt die nächste Schlagzeile über das nächste Ereignis.

Erleben wir nicht, wie sich tagtäglich die Spirale der Gewalt weiterdreht, wie die Schwelle der Gewaltbereitschaft immer weiter sinkt? Hören wir nicht täglich Sprüche wie "Wenn der das noch einmal tut, bringe ich ihn um"? Natürlich, die wenigsten Drohungen werden tatsächlich umgesetzt.

Aber: Unsere Kinder und Jugendlichen hören mit. Und so fügt sich der Mosaikstein verbaler Gewalt mit anderen Mosaiksteinen - wie Gewalt in Fernsehen und Video, Kino, Comic oder im PC-Spiel - zu einem Bild vom Zustand dieser Gesellschaft, das erschrecken kann. Ist sich wirklich jeder dessen bewusst, dass mit dieser ständigen Gegenwart von verbaler Gewalt und Gewaltdarstellung der Nährboden für Gewaltkriminalität und damit auch für Gewalt gegen Polizisten bereitet werden kann?

Was die Morde der vergangenen Wochen so unerträglich macht, ist die Ahnung, dass wir heute schon im normalen polizeilichen Alltag mit dem Schlimmsten rechnen müssen, bei der scheinbar "ganz normalen" Begegnung mit dem scheinbar "ganz normalen" Bürger, bei einer Verkehrskontrolle oder bei einer Personalienüberprüfung.

So ist es höchste Zeit, dass sich die Polizei besser schützt. Dazu gehört die schuss- und stichsichere Schutzweste, die unter der Uniform getragen wird. Darüber hinaus fordern wir ein verbessertes Training, das unsere Kolleginnen und Kollegen mehr als bisher in die Lage versetzt, Gefahren in Alltagssituationen zu erkennen. Zu einem besseren Schutz gehört auch, dass unsere Kolleginnen und Kollegen mehr als bisher auf ihre Eigensicherung achten. Wir wollen weiterhin eine bürgernahe, offene und kommunikative Polizei sein. Aber der Bürger muss Verständnis dafür aufbringen, dass vielleicht öfter als bisher im Einzelfall ein Polizist die Waffe in der Hand hat, um sich selbst zu schützen.

Gegen die Eskalation der Gewalt ist die Polizei alleine aber machtlos. Dagegen müssen alle gesellschaftlichen Institutionen antreten. Die Gesellschaft wird begreifen müssen, dass Egoismus, Rücksichtslosigkeit, Aggressivität und Gewaltbereitschaft ein Zusammenleben unerträglich machen.

Unsere Kinder müssen schon zu Hause erfahren und lernen, dass Gewalt kein Mittel zur Konfliktlösung sein darf.

(aus DEUTSCHE POLIZEI 8/2000)

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