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Felix Tauer (1893-1981)

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Felix Tauer

(1893-1981)

Am 17. März 1981 verschied in Prag, im 88. Lebensjahr, Felix Tauer, emeritierter Professor der Prager Karls-Universität. Er war einer der letzten großen tschechoslowakischen Orientalisten, die durch Bildung und Studium noch in vieler Hinsicht der Kulturwelt des alten Österreichs verbunden waren, aber seit den frühen zwanziger Jahren den Ruf der Orientforschung ihres neuerstandenen Heimatlandes, der jungen Tsche- choslowakei, in alle Welt trugen.

Die methodische Ausrichtung, der sich Tauer in seiner Forschungs- tätigkeit zeit seines Lebens verbunden fühlte, war bereits U;i seiner akade- mischen Ausbildung an der Karls-Universität in Prag angelegt: Neben der orientalischen Philologie absolvierte er auch ein historisches Studium.

Dadurch war er später imstande, zum Entstehen einer historischen Tradi- tion in der Orientt:orschung seiner Heimat beizutragen und auch im euro- päischen Rahmen der Tendenz zur engen Verbindung von orientalischer Philologie und Geschichtswissenschaft neue Impulse zu verleihen.

Während eines Studienaufenthaltes in istanb\1.1 (1921/22) legte Tauer den thematischen Schwerpunkt seines

wissens~haftlichen

Lebenswerkes fest: Er wandte sein Interesse den

in persis6her Sprache abgefaßten

Quellen zur islamischen Geschichte zu ...;, vorer8t solchen osmanischer Herkunft (z.B. Histoire

de la

cam:p_agne duSultan Suleyman 1er contre Belgrad ·

en

1521, Prag 1924). Seihe Arbeit an persi11chen historiographischen Hand- schriften an Bibliotheken Istanbuler Moscheen ( ,,Le.s manuscnts persans

de.s bibliotheques de Stamhoul",

Archiv Orientalni 1931 und 1932) führte ihn schließlich auf das Tätigkeitsfeld, dem er bis zu seinem Lebensende verbunden blieb: die Q-eschichte des nachmongolischen Persiens und ihre Quellen - insbesondere der Timuridenzeit. Damit wurde er zu einem Wegbereiter der wissenschaftilichen Erforschung der neueren Geschichte des islamischen Irans in Mitteleuropa, dessen Beispiel seither eine wach- sende Gemeinschaft; gleich oder ähnlich ausgerichteter Islamhistoriker folgt.

An seine vorbildliche Edition des iafo,r:..niJ,ma von

N~äm

ad-Din Sämi

(Prag 1937, 1957) schließen seine Arbeiten über den Timuriden-Chronisten

(2)

Felix Tauer (1893-1981}

5 und Geographen

J;fäf~-i

Abrü und zur Herrschaftszeit der

M~affariden

in Iran. In seinen letzten Lebensjahren wandte er sich erneut dieser zwischen die Herrschaft der Mongolen und Timurs eingebetteten iranischen Regio- naldynastie zu: Sein Alterswerk, eine noch unveröffentlichte Geschichte der

M~affariden,

liegt abgeschlossen vor.

Seine Beschäftigung mit der persischen Historiographie leitete ihn schließlich zu seiner grundlegenden Gesamtdarstellung des persischen gelehrten Schrifttums in Jan Rypkas

History of Iranian Literature

(ed.

Karl Jahn, :Dordrecht 1968).

Durch die Schließung der Karls-Universität nach der nationalsoziali- stischen Beset.tzung der Tschechoslowakei verzögert, wurde Tauer 1945 Ordinarius an der Philosophischen Fakultät seiner Heimatuniversität und Nachfolger Alois Musils am Seminar für Geschichte und Kultur des Nahen Ostens. Dank seiner akademischen Lehrtätigkeit bis zu seiner Emeritie- rung (1963) - und noch darüber hinaus - entstand eine beachtliche, histo- risch-philologische Tradition unter den tschechoslowakischen Orienta- listen, die in der europäischen islamhistorischen Forschung einen festen, anerkannten Pat.tz einnimmt.

Neben Tauers Bedeutung für die internationale Islamwissenschaft sollen auch seine Bemühungen erwähnt werden, die zur Verbreitung der Kenntnisnahme von Kultur und Geschichte der islamischen Welt in seinem eigenen Land beigetragen haben. In erster Linie ist auf seine achtbändige Überset.tzung von Tausendundeiner Nacht ins Tschechische hinzuweisen, aber auch auf seine Darstellungen der historischen Entwicklung der Länder des Islams, die auch heute noch im tschechoslowakischen Kultur- leben als Standardwerke hoch geschätzt werden.

TAUER ist in eine Reihe mit den Bahnbrechern seiner Generation zu stellen, die die Erforschung der Geschichte des islamischen Ostens aus einer vorwiegend sprach- und literaturwissenschaftlichen Betrachtungs·

weise emanzipiert und auf

~en

Boden der Geschichtswissenschaft gestellt haben, allerdings unter Beibehaltung der Philologie als grundlegender Voraussetzung. Die von Tauers Werk ausgehenden Anregungen werden sowohl in der abendländischen Orientalistik, als auch bei den Fachhistori·

kem der betroffenen Region, vornehmlich in Iran und Zentralasien, an Wirksamkeit nichts einbüßen.

Freiburg Bert G. Fragner

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