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Kinderspiele an jedem Ort – Freude an der Bewegung

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Academic year: 2022

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Kinderspiele an jedem Ort – Freude an der Bewegung

Ergebnisse der Projektevaluation

Eine Unterstiftung der

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Impressum

Kinderspiele an jedem Ort – Freude an der Bewegung Herausgeberin

Stiftung Kinderland Baden-Württemberg Verantwortlich

Birgit Pfitzenmaier Autoren

Prof. Dr. Helmut Digel Dr. Marcel Fahrner Julia Hochmuth Bildmaterial aus dem Projekt

Konzeption und Gestaltung srp. Werbeagentur, Freiburg

© Oktober 2012, Stuttgart

Kinderspiele an jedem Ort –

Freude an der Bewegung

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Grußwort der Baden-Württemberg Stiftung 6 Christoph Dahl, Geschäftsführer

Birgit Pfitzenmaier, Abteilungsleiterin

Grußwort Katrin Altpeter MdL 8

Ministerin für Arbeit und Sozialordnung,

Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg

1. Einleitung und Problemstellung 10

1.1 Anlass und Motivation der Stiftung Kinderland

1.2 Spiel- und Bewegungsverhalten von Kindern – zum Problemzu- sammenhang motorischer, kognitiver und sozialer Entwicklung 1.3 Körperlich-sportliche Aktivität von Kindern aus sportwissen- schaftlicher Sicht

1.4 Bewegungsförderung von Kindern durch Sportangebote

2. Das Evaluationskonzept 18

2.1 Zentrale Fragestellungen und Methodik 2.2 Verlauf des Evaluationsverfahrens

3. Die 13 geförderten Projekte 26

3.1 Projektübersicht

3.2 Einzeldarstellungen der Projekte

3.2.1 Bewegung fördern – Umwelt kennenlernen (Karlsruhe) 3.2.2 Spiele mit ökologisch-naturwissenschaftlichen Themen

(Weinheim)

3.2.3 Bewegung macht Spaß (Rangendingen)

3.2.4 E2B – Ernährung, Bewegung, Bewusstsein (Bad Friedrichshall) 3.2.5 Gemeinwesenprojekt „Kinderspiel“ (Backnang)

3.2.6 Tierisch in Bewegung (Heidelberg) 3.2.7 Zirkus (Heilbronn)

3.2.8 Zirkus (Lahr)

3.2.9 Fitte Helden (Ehingen)

3.2.10 Klettermax und Schwebefee (Leonberg)

3.2.11 Die 4 Jahreszeiten – über Bewegung zur Gruppenstärke

(Stuttgart)

3.2.12 Mach dich fit – spielt mit!!! (Baden-Baden) 3.2.13 Kinderzirkus Lollipop (Radolfzell)

4. Die zentralen Ergebnisse der Evaluation –

Schlussfolgerungen und Perspektiven 64

4.1 Engagement, Motivation und Ideenvielfalt der Projektträger 4.2 Wirkungen der Projekte

4.2.1 Motorische Wirkungen 4.2.2 Soziale Wirkungen 4.2.3 Kognitive Wirkungen 4.3 Materiale Errungenschaften

4.4 Herausforderungen der Projektträger bei der Projektumsetzung 4.4.1 Bewegungsbezogene Infrastruktur und Kompetenz der Projektverantwortlichen

4.4.2 Vernetzung der Projektträger mit anderen Sport-/Bewe-

gungsangeboten

4.4.3 Langfristige Absicherung der Projektkonzeptionen

5. Abschließende Empfehlungen 78

6. Quellen 80

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Unser Dank gilt auch Herrn Professor Dr. Helmut Digel und seinem Team von der Eberhard Karls Universität Tübingen für die wissenschaftliche Begleitung und Aufarbeitung der Ergebnisse sowie Frau Christina Metke von public sense, die uns als kompetente Dienstleisterin und zentrale An- sprechpartnerin für die Projektträger zur Seite stand.

Nicht zuletzt dakt die Stiftung Kinderland den wissbegierigen und inte- ressierten Kindern, die mit großer Begeisterung und Tatendrang an den Projekten teilgenommen und sie so mit Leben gefüllt haben.

Kinder bewegen sich gerne und viel – wenn man sie lässt. Durch die star- ken Veränderungen der kindlichen Lebenswelt wird dieser natürliche Bewe- gungsdrang zunehmend eingeschränkt. Dieser Mangel ist in den letzten Jahren zu einem erkennbaren Problem nicht nur für die Familien, sondern für die gesamte Gesellschaft geworden. Mittlerweile ist jedes fünfte Kind im Land übergewichtig.

Mit dem Programm „Kinderspiele an jedem Ort – Freude an der Bewegung“

hat die Stiftung Kinderland zur Entwicklung von Angeboten angeregt, um diesem Trend entgegenzuwirken. Im Rahmen der Modellprojekte wird Kin- dern im Alter von zwei bis zwölf Jahren auf spielerische Weise die Freude an einer aktiven Freizeitgestaltung zurückgegeben und der Grundstein für eine gesunde Entwicklung gelegt.

Insgesamt 13 innovative Vorhaben sind initiiert worden, bei denen die Kinder zum Beispiel ein eigenes Zirkusprogramm entwickelten, sich im Kletterwald von Baum zu Baum hangeln konnten oder sich beim Spielen mit Natur, Ökologie und Naturwissenschaften befassten.

In diesem Arbeitspapier möchten wir Ihnen die einzelnen Projekte vor- stellen und die Vorgehensweise und Ergebnisse der wissenschaftlichen Evaluation des Programms präsentieren.

Die Stiftung Kinderland dankt allen, die an der Durchführung des Pro- gramms „Kinderspiele an jedem Ort – Freude an der Bewegung“ beteiligt waren. Wir danken den Eltern sowie den Erzieherinnen und Erziehern für ihre Bereitschaft und ihr Engagement, ohne das die erfolgreiche Umset- zung nicht möglich gewesen wäre.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Christoph Dahl Geschäftsführer der Baden-Württemberg Stiftung

Birgit Pfitzenmaier

Abteilungsleiterin Gesellschaftlicher Wandel & Kultur, Soziale Verantwortung der Baden-Württemberg Stiftung

Birgit Pfitzenmaier Christoph Dahl

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Viele der Projekte hatten Auswirkungen auf den sozialen Zusammenhalt in der Gruppe. Einige Projekte zielten darauf ab, dass die Kinder Eigenverant- wortung für das Projekt übernahmen und somit Selbstwirksamkeit durch Engagement erleben konnten.

Was die Projekte verbindet, ist nicht nur der Fokus auf Spiel und Bewegung, sondern auch, dass sie allesamt zur Nachahmung empfohlen werden können. Erfreulich ist auch, dass die meisten Projekte in irgendeiner Weise fortgeführt werden können – sei es durch die weitere Nutzung entstande- ner Kooperationen oder angeschaffter Utensilien oder durch die Weiterfi- nanzierung entstandener Stellen durch externe Geldgeber oder durch die Träger der Projekte selbst.

Indem die Stiftung Kinderland diese Projekte ermöglicht hat, hat sie einmal mehr einen Baustein zum Kinderland Baden-Württemberg beigetragen.

Dem Ziel des Kinderlands Baden-Württemberg, allen Kindern im Land ein gesundes, kindgerechtes Aufwachsen zu ermöglichen, unabhängig von Herkunft und sozialem Hintergrund, sind wir damit wieder einen kleinen Schritt näher gekommen.

Ich wünsche Ihnen nun eine anregende Lektüre und danke der Stiftung Kinderland im Namen der Kinder in unserem Land.

ein gesundes und kindgerechtes Aufwachsen gibt es nicht ohne Spielen, nicht ohne Bewegung und nicht ohne andere Kinder. Kinder brauchen die Gelegenheit, sich auszutoben und zu lernen ihren Körper zu beherrschen.

Im Spiel mit Gleichaltrigen können sie eine Menge über den Umgang mit anderen, aber auch über sich selbst lernen.

Für die Zukunft unseres Landes kommt der Gesundheit unserer Kinder eine entscheidende Bedeutung zu. Wie wir wissen, sind die Faktoren gesunde Ernährung, ein ausreichendes Maß an Bewegung und wenig Stress ent- scheidend für die kindliche Gesundheit. Sie wirken sich langfristig bis ins Erwachsenenleben aus.

Dennoch gibt es viele Faktoren, die solche kindlichen Grundbedürfnisse erschweren: Dies können beispielsweise beengte, wenig kindgerechte Wohnverhältnisse sein oder auch das „Ruhigstellen“ von Kindern vor dem Fernseher oder dem Computer. Bei größeren Kindern kann eine zunehmen- de zeitliche Belastung durch Schule und Hausaufgaben hinzukommen.

Der Alltag zu vieler Kinder ist geprägt von Bewegungsmangel, häufig noch gepaart mit Fehlernährung. Das bleibt nicht ohne Folgen. Immer mehr Kinder leiden unter Übergewicht. Und auch eine Zunahme psychosozialer Entwicklungsdefizite ist zu beobachten.

Kinder zu fördern heißt deshalb auch, ihnen ausreichend Gelegenheit und Anregung zu Spiel und Bewegung zu geben. So können gesundheitsbe- zogene Verhaltensweisen spielerisch und mit Spaß von klein auf gelernt werden. Ideen gibt es viele – das haben die Projekte gezeigt, die im Rahmen des Programms „Kinderspiele an jedem Ort – Freude an der Bewegung“

durchgeführt wurden.

Dabei gab es sowohl Projekte, die rein auf den Spaß an der Bewegung ab- zielten, als auch Projekte, die andere Aspekte einbezogen – beispielsweise die Umweltbildung oder künstlerische Aspekte.

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Katrin Altpeter Katrin Altpeter MdL

Ministerin für Arbeit und Sozialordnung, Familie, Frauen und Senioren Baden-Württemberg

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1. Einleitung und Problemstellung

1.1. Anlass und Motivation der Stiftung Kinderland

Das Programm „Kinderspiele an jedem Ort – Freude an der Bewegung“ der Stiftung Kinderland Baden-Württemberg hat zum Ziel, einer noch immer wachsenden Bewegungsarmut im frühen Kindesalter mit modellbildenden Maßnahmen entgegenzutreten. Hierzu wurden ausgewählte Einzelpro- jekte in Baden-Württemberg über einen Zeitraum von bis zu zwei Jahren gefördert. Erfolgreiche Projekte sollen auf der Grundlage einer umfassen- den Evaluation zur Nachahmung empfohlen werden. Ziel des Programms ist die Förderung von aktivem Spiel-, Bewegungs- und Sportverhalten von Kindern im Kindergarten- und Grundschulalter von drei bis 12 Jahren.

Die Programme sollen dabei mit möglichst geringem Ressourceneinsatz umsetzbar sein.

Aus sportwissenschaftlicher Sicht ist in Bezug auf die Zielsetzung der Stiftung Kinderland hinzuzufügen, dass das angestrebte Ziel dann als annähernd erreicht betrachtet werden kann, wenn die Kinder aufgrund der Programmmaßnahme in Bezug auf ihre körperlich-koordinativen Fähigkei- ten, ihre geistig-kognitive Entwicklung, ihr soziales Verhalten und in Bezug auf ihre Motivation zu Spiel und Sport positiv beeinflusst wurden.

Kinderspiele an jedem Ort – Freude an der Bewegung

Kinder spielen und bewegen sich, weil es ihnen Spaß macht

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1.2 Spiel- und Bewegungsverhalten von Kindern – zum Problemzusammenhang motorischer, kognitiver und sozialer Entwicklung

Für eine interessierte Öffentlichkeit ist es mittlerweile Allgemeinwissen, dass motorische Leistungsfähigkeit und körperlich-sportliche Aktivität in engem Zusammenhang zur gesundheitlichen Entwicklung von Kindern und Jugendlichen stehen. Körperlich-sportliche Aktivität von Kindern und Jugendlichen wird als zentraler Bestandteil eines wünschenswerten Gesundheitsverhaltens verstanden. Motorische Leistungsfähigkeit gilt aber nicht nur als wichtiger Gesundheits-Indikator, sondern steht auch für eine gelingende motorische Entwicklung im Sinne einer ganzheitlichen Erziehung.

Bewegungsmangel hingegen wird gesellschaftsweit als zentraler Risiko- faktor für die soziale, psychische und körperliche Gesundheit verstanden – insbesondere auch bei Kindern und Jugendlichen. Motorische Defizite, Übergewicht, Herz-Kreislauf-Schwächen, Diabetes, Schäden am Knochen- und Bandapparat, psychosoziale Verhaltensauffälligkeiten und Erkrankun- gen werden immer wieder in Bezug zu einem mangelhaften Bewegungs- verhalten gesetzt und als Merkmale eines Krankheiten verursachenden Lebensstils gedeutet (vgl. Bös et al., 2009, S. 10).

Verschärft wird diese gesamtgesellschaftliche Problematik dadurch, dass gerade im Kindes- und Jugendalter Verhaltensweisen erlernt und stabi- lisiert werden, die in der Lebensspanne weitgehend beibehalten werden – und damit ggf. langfristig Gesundheitsgefährdungen fördern können.

Die Diskussion um veränderte kindliche Lebens- und Bewegungswelten in modernen Gesellschaften hin zu einer durch Bewegungsmangel und über- höhten Medienkonsum geprägten Kindheit weisen auf weitere, generell angelegte Problemursachen hin. Zusätzliche Brisanz erfährt diese Thematik dadurch, dass die Zugangsmöglichkeiten zum vereinsgebundenen Sport- treiben von sozialer Herkunft und finanziellen Möglichkeiten abhängen,

über das die Kinder und Jugendlichen bzw. deren Familien verfügen. So- wohl soziodemografische als auch sozialstrukturelle Einflüsse sind folglich für einen körperlich-aktiven Lebensstil bedeutsam. Insofern besteht in der Sportwissenschaft weitgehend Konsens darüber, dass die Förderung von Sport- und Bewegungsverhalten mit Blick auf zentrale Entwicklungs- und Gesundheitsfragen im Kindes- und Jugendalter von enormer Relevanz ist.

Kinder toben und spielen allerdings in der Regel nicht, um einen gesund- heitlichen oder psycho-sozialen Entwicklungszweck zu erfüllen, etwa weil sie abnehmen oder schlank bleiben wollen. Kinder spielen, weil es ihnen Spaß macht und weil Bewegung und sportliche Aktivitäten inneres Glück bewirken. Die sportwissenschaftliche Betrachtung solcher Aktivitäten erfolgt dabei aus unterschiedlichen Perspektiven, wobei sich insbesondere Sportpädagogik, Sportsoziologie, Sportpsychologie, Bewegungs- und Trai- ningswissenschaft und Sportmedizin für diese Phänomene und Fragestel- lungen interessieren.

In Abhängigkeit der theoretischen Zugänge lassen sich motorische, kogniti- ve und psycho-soziale Entwicklungsphasen von Kindern und Jugendlichen erfassen. Tabelle 1 zeigt einen Überblick über typische Entwicklungsphasen des frühen, mittleren und späten Kindesalters – den Altersklassen, der im Programm „Kinderspiele an jedem Ort – Freude an der Bewegung“ aktiven Kinder. Während Kinder zu Beginn des frühen Kindesalters bei sportlichen oder spielerischen Aktivitäten noch größtenteils mit sich selbst beschäf- tigt sind, führen die Entwicklung der Sprache und der damit verbundenen kommunikativen Fähigkeiten zu einer nach und nach verstärkten Orien- tierung an der sozialen Umwelt. Besonders spielerische Aufgaben mit ihren Möglichkeiten des Mitspielens und Miteinander-Spielens sind dabei fundamental für die soziale und motorische Entwicklung von Kindern. Eine Differenzierung der Entwicklung nach Phasen muss mit einer gewissen Vorsicht betrachtet werden. Aus entwicklungstheoretischer Sicht kann dies allenfalls als ein allgemeiner Orientierungsrahmen gelten. Für die Be- stimmung und Einschätzung individueller Entwicklungen bedürfen solche idealtypischen Konzeptionen meist weit reichender Ergänzungen.

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Lebensphase Motorische Merkmale Psychische Merkmale Soziale Merkmale Frühes Kindesalter

3 – 6/7 Jahre • Starkes Bewegungs- bedürfnis

• Aneignung elementarer Bewegungskombina- tionen

• Niveauanstieg in nahezu allen koordinati- ven Fähigkeiten

• Genese einiger kon- ditioneller Fähigkei- ten (aerobe Ausdauer, bestimmte Komponen- ten der Schnelligkeit, Schnellkraft)

• Steigerung der Zielstre- bigkeit, Beharrlichkeit, Konzentrationsfähigkeit

• Rasche Entwicklung von intellektuellen Fähigkei- ten, z.B. große Fortschrit- te im Spracherwerb

• Steigende Kommunika- tion mit der Umwelt

• Vielseitige, unermüdli- che Spieltätigkeit

Mittleres Kindesalter 6/7 – 9/10 Jahre

• Rasche Fortschritte in der motorischen Lern- fähigkeit

• Ausgeprägte Lebendig- keit der Mobilität

• Zunehmende Ansprech barkeit für sportliche Leistungsanforderun-

• Differenzierung dergen Bewegungsformen

• Beträchtliche Kraft- und Temposteigerung

• Starke Entwicklung von Denken und Sprache

• Emotionalität: lebhaft und impulsiv, positive Grundstimmung

• Motive des Handelns relativ undifferenziert und stark durch emotio- nales Erleben bestimmt

• Kommunikatives, meist eher unkritisches Sozial- verhalten

Spätes Kindesalter weiblich

10/11 – 11/12 Jahre männlich 10/11 – 12/13 Jahre

• Erster Höhepunkt der motorischen Entwicklung

• Beherrschte, zielgerich- tete Bewegungsausfüh- rungen

• Weiterhin hohe Dyna- mik der Persönlichkeits- entwicklung

• Zunehmend analyti- sches und differenzier- tes Beobachten

• Entwicklung abstrahie- renden und verallge- meinernden Denkens

• Emotionalität: wei- terhin lebhaft und leidenschaftlich aber zunehmend reflektiert

• Zunehmendes Interesse an Zusammenhängen (Ursache-Wirkungs- Erklärungen)

• Zunehmend intensive und kritische Betrach- tung Erwachsener

• Starke Beziehungen zu Gleichaltrigen

1.3 Körperlich-sportliche Aktivität von Kindern aus sportwissenschaftlicher Sicht

Für die Sportwissenschaft gilt es als weitgehend gesichert, dass zwischen körperlich-sportlicher Aktivität und motorischer Leistungsfähigkeit ein positiver Zusammenhang besteht. In bewegungs- und trainingswissen- schaftlichen sowie sportmedizinischen Expertisen wird dabei generell von körperlichen Anpassungsreaktionen auf entsprechende äußere Belastungs- reize gesprochen. Sozialwissenschaftliche Zugänge hingegen fokussieren vor allem auf gesellschaftliche Einflussfaktoren körperlicher Aktivität und motorischer Leistungsfähigkeit, beispielsweise Alter und Geschlecht, Sozialstatus, Migrationshintergrund und Wohnumfeld (vgl. Wirszing, 2007;

Kretschmer, 2004; Prätorius & Milani, 2004; Baur, 1994). Zahlreiche Befunde weisen dabei auf einen starken Einfluss dieser Faktoren auf die motori- sche Leistungsfähigkeit von Kindern hin. Gerade Mädchen mit niedrigem Sozialstatus sind, insbesondere wenn sie einen Migrationshintergrund aufweisen, offensichtlich benachteiligt. Migrationshintergrund und Geschlecht wirken sich auch als soziale Barriere für die Teilnahme am Ver- einssport aus. Während Jungen aus Migrantenfamilien etwa ebenso häufig am Vereinssport teilnehmen wie Jungen ohne Migrationshintergrund, sind Migranten-Mädchen wesentlich seltener im Vereinssport aktiv als ihre Geschlechtsgenossinnen ohne Migrationshintergrund (vgl. u. a. Brinkhoff

& Sack, 1999, S. 98).

Zusammenhänge zwischen körperlicher, sozialer und kognitiver Entwick- lung und insbesondere der Einfluss körperlicher Aktivität auf die Gehirn- entwicklung sind wiederum Gegenstand sportpsychologischer Arbeiten.

Körperliche Aktivität und Leistungsfähigkeit verbessern demnach kognitive Leistungspotenziale und beeinflussen z. B. Arbeitsgedächtnis, Selbstregu- lation und Einsichtsfähigkeit, Impulskontrolle und Frustrationstoleranz positiv (vgl. Kubesch & Walk, 2009, S. 309-317).

Darüber hinaus ist aus sportpädagogischer Perspektive bedeutsam, dass insbesondere Spiele die kindliche Erfahrung auf vielfältige Weise fördern und Aufmerksamkeit, Rücksichtnahme und interaktionale (Konfliktlö- sungs-) Kompetenzen positiv beeinflussen (vgl. u.a. Zimmer, 2006).

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In der Sportwissenschaft werden körperlich-sportliche Aktivitäten von Kindern und Jugendlichen außerdem als wichtige Gesundheitsressource diskutiert (vgl. Hoffmann, Brand & Schlicht, 2006). Körperliche Aktivität und motorische Leistungsfähigkeit sind generell als wichtige Gesundheits- ressourcen anerkannt. Dabei wird davon ausgegangen, dass Bewegungs- mangel zahlreiche gesundheitliche Risiken erhöht, u. a. Übergewicht, Haltungsschäden, psychosoziale Verhaltensauffälligkeiten, kardiovaskuläre Erkrankungen, sowie Diabetes. Die Verbindung von Gesundheitsparame- tern und körperlicher Aktivität prägt deshalb auch die sportwissenschaftli- che Diskussion um die gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen (vgl. Hoffmann, Brand & Schlicht, 2007; Bös & Brehm, 2006; Sygusch, Opper, Wagner & Worth, 2006; Opper, Worth & Bös, 2005; Woll & Bös, 2004; Knoll, 2004). Hollmann und Hettinger (2000), Brinkhoff (1998), Bös, Opper und Woll (2002) u. a. schreiben sportlicher Aktivität eine unterstützende Funkti- on zum Erhalt und zur Förderung von Gesundheit zu. Und auch Fuchs, Göh- ner und Seelig (2007) verweisen auf einen körperlich-sportlichen Lebensstil als zentraler Gesundheitsressource. Schließlich stellen auch Bös et al. (2009) in Verknüpfung mit dem Kinder- und Jugendgesundheitssurvey (KiGGS) Zusammenhänge zwischen motorischer Leistungsfähigkeit, körperlich- sportlicher Aktivität und ausgewählten Gesundheitsmaßen her.

1.4 Bewegungsförderung von Kindern durch Sportangebote

In der Praxis des organisierten Sports existieren heute zahlreiche Initiativen und Bemühungen, Bewegungsmangel entgegen zu wirken und den Auf- bau körperlich-aktiver Lebensstile zu fördern. In den Schulen zeigt sich dies zuerst im Schulsport selbst, aber auch in fächerübergreifendem Projekt- unterricht – etwa Biologie und Sport – oder in punktuellen Maßnahmen einzelner Lehrer hinsichtlich eines „bewegten Unterrichts“.

Durch Initiative zahlreicher Sportvereine existieren in Baden-Württemberg mittlerweile außerdem mehr als 50 Kindersportschulen (KiSS). Unter dem Motto „früh beginnen, spät spezialisieren“ richten sich ihre sportartüber- greifenden Konzeptionen auf die Verbesserung motorischer, sozialer und kognitiver Fähigkeiten von Kindern zwischen vier und zehn Jahren. Unter- stützt werden solche Initiativen durch die Sportverbände. Insbesondere der Schwäbische Turnerbund hat dabei eine gewisse Vorreiterrolle inne, die er nicht zuletzt in Form seiner Kinderturnstiftung Baden-Württemberg dokumentiert. Aber auch der Deutsche Olympische Sportbund fördert im Rahmen einer Initiative „Kinderwelt ist Bewegungswelt“ der Deutschen Sportjugend Sport, Spiel und Bewegung von Kindern. Darüber hinaus haben Initiativen der Deutschen Olympischen Gesellschaft zur Gründung einer ganzen Reihe von Sportkindergärten geführt.

Kindertagesstätten und Kindergärten legen mittlerweile verstärkt Wert auf Bewegungs-, Spiel- und Sportaktivitäten. Insbesondere Sportkindergärten bieten ein festes tägliches Bewegungsprogramm an. Da solche Angebote allerdings größtenteils mit erhöhten finanziellen Belastungen verbun- den sind, zeigt sich auch hier eine gewisse soziale Schließung zugunsten von Kindern aus Familien der gehobenen Mittelschicht – in denen häufig bereits ohnehin ein stärkeres Gesundheitsbewusstsein vorhanden ist, das positive Effekte für das Bewegungs- und Spielverhalten der Kinder mit sich bringt.

Eine Förderung von gesundem Bewegungs- und Ernährungsverhalten in Kindergarten und Grundschule erfolgte auch im Rahmen des Programms

„Komm mit in das gesunde Boot“ der Baden-Württemberg Stiftung.

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2. Das Programm

2.1 Zentrale Fragestellungen und Methodik

Das Programm „Kinderspiele an jedem Ort – Freude an der Bewegung“

verweist in seiner Thematik auf Fragestellungen, mit denen sich vor allem die Spieltheorie und theoretische Ansätze der Bewegungswissenschaf- ten auseinandergesetzt haben. Im weitesten Sinne geht es jedoch aus handlungstheoretischer Sicht um die Entwicklung einer kindgemäßen Handlungskompetenz, die sich über bestimmte Fähigkeiten und Fertig- keiten objektiviert. Zur Beantwortung der pädagogisch relevanten Fragen, die sich für Erzieherinnen im Umgang mit Bewegung, Spiel und Sport im frühen Kindesalter stellen, erweisen sich vor allem sozialisationstheoreti- sche Erkenntnisse als hilfreich, wie sie mittlerweile in umfassender Weise vorliegen. Daneben gilt es auch, alle relevanten Erkenntnisse der Entwick- lungspsychologie zu beachten. Gemeinsam bilden sie die Grundlage für kindgemäße Bildungs- und Erziehungskonzeptionen, in denen in ganzheit- licher Weise die Schulung und Ausbildung motorischer, kognitiver, sozialer und individueller Fähigkeiten und Fertigkeiten bearbeitet werden.

Die im Auftrag der Stiftung Kinderland durchgeführte Projektevaluation der 13 geförderten Projekte fragte grundsätzlich danach,

1. welche Ziele von den Projekten definiert und verfolgt wurden;

2. in welchem Umfang die definierten Projektziele erreicht wurden;

3. welche (unerwünschten) Nebenfolgen möglicherweise eingetreten sind;

4. welche Probleme/Barrieren den Projektverlauf und die Zielerrei- chung behindert haben.

Ausgehend vom Problemzusammenhang motorischer, kognitiver und so- zialer Entwicklung und den bislang existierenden sportwissenschaftlichen Erkenntnissen zu Möglichkeiten einer positiven Beeinflussung durch Spiel- und Bewegungsangebote standen dabei folgende fachlich-inhaltliche Fragestellungen im Zentrum der begleitenden Projektevaluation:

Ziel war, Kinderspiele

und Freude an der

Bewegung zu fördern

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• Welche konkreten Erwartungen sind mit den Projekten jeweils verknüpft? An welchen – insbesondere sozialen, psychischen, kognitiven, motorischen – Problemen setzen die Projekte an und welche Ziele werden mit den Angeboten angestrebt?

• Durch welche Inhalte zeichnen sich die Angebote aus? Welche Bewegungs-, Spiel- und Sportangebote werden den Kindern angebo- ten? Welcher Sportartenbezug ist dabei zu erkennen?

• Wie sind die Projekte fachlich-konzeptionell auf die Zielgruppen ausgerichtet, u. a. hinsichtlich Auswahl der Kinder, Zeitplan, Häufig- keit und Dauer der Einheiten?

• Welchen Einfluss haben die Angebote auf die Entwicklung der teilnehmenden Kinder? Welchen Einfluss haben sie auf die Entwick- lung sozialer, kognitiver, kommunikativer Handlungskompetenzen?

Wie hat sich – bei ausgewählten Projekten – das motorische Fertig- keitsniveau der teilnehmenden Kinder verändert?

Darüber hinaus stellten sich aus Sicht der Stiftung Kinderland weitere, auf die organisatorisch-strukturelle Projektumsetzung ausgerichtete Fragestel- lungen:

• Wie viele Kinder nehmen an den jeweiligen sportmotorischen Angeboten teil? Welche Fluktuation ist zu beobachten und womit ist diese zu erklären?

• Wie häufig/regelmäßig werden die Angebote unterbreitet?

• Wie wird konkret mit den Kindern gearbeitet? Welche Methoden und Medien kommen dabei zum Einsatz?

• Wie viele Lehrkräfte arbeiten mit den Kindern? Welches Personal unterbreitet das Angebot? Über welche Ausbildung und Fachkom- petenz verfügen die Erzieherinnen?

• Wie viel Zeit beanspruchen diese Angebote pro Tag, pro Woche, pro Monat?

• Welche Unterstützung erhält das Angebot durch seine Umwelt, u. a.

durch Gemeinden, Sportvereine, Kirchengemeinden?

Außerdem dienten folgende übergreifende Fragestellungen einer globalen Einschätzung der geförderten Projekte:

• Welche Stärken und Schwächen der Projekte sind jeweils zu beob- achten? In welchen Hinsichten sind die Projekte jeweils erfolgreich und wie ist der Grad der Zielerreichung einzuschätzen?

• Welche Probleme/Barrieren der Projektumsetzung zeigen sich und wie (erfolgreich) wird mit ihnen umgegangen?

• Wie nachhaltig werden die Angebote unterbreitet? Ist zu erkennen, dass das Programm auch ohne Unterstützung durch die Stiftung fortgeführt werden kann?

Die von der Stiftung Kinderland geförderten Projekte können alle unter die globale Zielstellung „Kinderspiele und Freude an der Bewegung“ gefasst werden. Allerdings zeichnen sich die Projekte im Detail durch unterschiedli- che Alters- und Zielgruppen, methodisch-didaktische Herangehensweisen, sowie räumlich-zeitliche Rahmenbedingungen aus. Diese heterogenen Projektcharakteristika lassen eine einheitliche, schematische Beobachtung und Evaluation der Projekte nicht angemessen erscheinen. Aus diesem Grund wurden alle Projekte als eigenständige Untersuchungsobjekte beobachtet und als solche explizit gewürdigt. Die Projektevaluation basiert dabei auf einem Methodenmix aus mündlichen und schriftlichen Befra- gungen, Dokumentenanalysen, teilnehmenden Beobachtungen, sowie motorischen Tests. Damit werden möglichst viele Merkmale erfasst und zur Klärung der Untersuchungsfragen herangezogen.

Mündliche und schriftliche Befragungen

Zur Beantwortung der vorab formulierten Fragestellungen wurden insbesondere mündliche Befragungen der Projektverantwortlichen und Betreuerinnen vor Ort durchgeführt. Die Einzelinterviews erfolgten in einer persönlichen und damit offenen Atmosphäre, wobei auf neutrale Gesprächs- führung Wert gelegt wurde. Der Interviewer war dabei in der Rolle „eines engagierten, wohlwollenden und emotional beteiligten Gesprächspartners, der flexibel auf den ‚Befragten‘ eingeht“ (Bortz & Döring, 2003, S. 308).

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Bei diesen halbstandardisierten Befragungen, für die im Vorhinein ein In- terviewleitfaden ausgearbeitet wurde, konnte die Formulierung von Fragen sowie deren Reihenfolge situativ anpasst werden. Außerdem bestand die Möglichkeit, durch direktes Nachfragen weitere Informationen zu erhalten.

Zentrale Leitfragen der Evaluation dienten dabei als Gerüst der Datener- hebung und die Ergebnisse der verschiedenen Interviews wurden dadurch miteinander vergleichbar.

Zur Mitte der Projektlaufzeit waren die Projektverantwortlichen außer- dem aufgefordert, einen an den Fragen der Evaluation ausgerichteten Erhebungsbogen schriftlich auszufüllen. Auf diese Weise wurde über den jeweils aktuellen Stand der Projektarbeit Rechenschaft abgelegt.

Dokumentenanalysen

Dokumentenanalysen sind dadurch gekennzeichnet, dass die verschrifte- ten Daten (Dokumente) bereits vorliegen und nicht erst über eine direkte Interaktion zwischen Wissenschaftler und Untersuchungsobjekt entstehen.

Insbesondere die Tatsache, dass diese Daten nicht künstlich über Befra- gungen oder Beobachtungen hergestellt werden, sondern in natürlichen, projektspezifischen Kontexten entstehen, ist ein besonderer Vorteil dieser Methode (vgl. Ballstaedt, 1982, S. 165-167).

Für die Bearbeitung der Forschungsfragen sind dabei jene Dokumente von Interesse, die fachdidaktische und projektorganisatorische Festlegungen seitens der Projekte dokumentieren und deren Spielräume für die Unter- breitung ihrer Bewegungsangebote festlegen, z. B. Förderungsanträge, Konzeptionen, Strategiepapiere, Personal-Einsatzpläne, Stundenausarbei- tungen, Zwischenberichte.

Teilnehmende Beobachtungen

Als weiteres methodisches Instrument der Datenerhebung kam die teil- nehmende Beobachtung zum Einsatz. Hierzu wurde die Sportpraxis vor Ort beobachtet. Um eine Vergleichbarkeit dieser teilnehmenden Beobach- tungen gewährleisten zu können, wurden die jeweiligen Beobachtungs- aspekte in einem standardisierten Beobachtungsbogen handschriftlich

festgehalten, insbesondere bezogen auf den Raum, die Geräte, das Umfeld, sowie den Zustand der Anlagen. Außerdem konnten auf diese Weise auch pädagogisch relevante Ereignisse festgehalten werden, die bei den Spiel- und Übungsangeboten zu beobachten waren.

Motorische Tests

Bei den Projekten, die mit festen Gruppen arbeiteten und deren Teilneh- mer zwischen sechs und zehn Jahre alt waren, wurden außerdem einfache sportmotorische Tests durchgeführt. Diese erfolgten jeweils zu Projektbe- ginn sowie am Ende der Projektlaufzeit, um so mögliche Effekte der Inter- vention in Bezug auf die Entwicklung motorischer Fähigkeiten erkennen und beschreiben zu können. In Anlehnung an den Deutschen Motoriktest (vgl. Bös, 2009) wurden folgende drei Motorikaufgaben durchgeführt:

1. Koordination: Einbeinstand mit offenen Augen auf einer T-Schiene für eine Minute, ohne das Bein zwischendurch zu wechseln. Bei mehr als 15 Bodenkontakten in 30 Sekunden wird der Versuch abgebrochen. Jedes Kind hat einen Versuch und darf sich vorher sein bevorzugtes Bein selber auswählen.

2. Koordination: Seitliches, beidbeiniges Hin- und Herspringen inner- halb eines markierten Feldes auf dem Boden. Jedes Kind hat zwei Versuche à 15 Sekunden.

3. Kraft: Beidbeiniger Standweitsprung nach vorne, ohne nach hinten zu fallen oder zu greifen. Jedes Kind hat zwei Versuche.

Die Leistungen wurden entsprechend dem Alter der Kinder mithilfe einer standardisierten Tabelle in Schulnoten (1 = sehr gut, 2 = gut, 3 = befriedi- gend, 4 = ausreichend, 5 = mangelhaft) umgerechnet (vgl. Bös, 2009).

Als Vergleichsgruppe diente eine Schulklasse einer Tübinger Grundschule, deren motorische Entwicklung mit denselben Tests ebenfalls zwei Mal im Projektzeitraum dokumentiert wurde – ohne dass diese Kinder während des Evaluationszeitraums in ein besonderes Bewegungsprogramm einge- bunden waren.

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2.2 Verlauf des Evaluationsverfahrens

Zeitlich gesehen erfolgte die Evaluation begleitend über den gesamten Zeitraum der Projektdurchführung hinweg. Dabei musste allerdings unterschiedlichen Projektlaufzeiten Rechnung getragen werden, weshalb vereinzelte Abweichungen von den genannten Zeiträumen in Kauf zu nehmen waren. Insgesamt war die Evaluation des Förderprogramms in drei Phasen unterteilt. Zwischen den Phasen fanden jeweils Koordinationstref- fen und Absprachen (per Telefon oder E-Mail) mit den Projektverantwortli- chen statt.

Phase 1: Analyse der Ausgangssituation (März 2010 – September 2010)

• Analyse der schriftlichen Projektkonzeptionen

• Qualitative Interviews mit den Projektverantwortlichen und teilnehmende Beobachtungen vor Ort

• Motorische Tests (bei ausgewählten Projekten)

Phase 2: Zwischenerhebung/Projektbegleitung (Oktober 2010 – März 2011)

• Stärken/Schwächen-Analyse der Projekte

• Telefoninterviews/E-Mails mit den Projektträgern

• Schriftliche Abfrage mittels Evaluationsbögen Phase 3: Abschlusserhebung (April 2011 – Mai 2012)

• Qualitative Interviews mit Projektverantwortlichen und teilnehmende Beobachtungen vor Ort

• Motorische Tests (bei ausgewählten Projekten)

Im Projektverlauf erhobene Daten wurden mit den Projektträgern jeweils ausgetauscht, um sie kommunikativ zu validieren und gleichzeitig Hinwei- se über mögliche Verbesserungspotenziale der Programme zu erhalten.

Zur Mitte der Projektlaufzeit fand Anfang 2011 außerdem in den Räumen der Baden-Württemberg Stiftung eine Diskussionswerkstatt statt, um den Projektverantwortlichen ausführlich Gelegenheit für Rückmeldungen und wechselseitigen Austausch zu ermöglichen.

2.3 Mitarbeitende an der Evaluation

Prof. Dr. Helmut Digel Wissenschaftliche Leitung Konzeption

Projektbetreuung Dr. Marcel Fahrner Konzeption

Projektbetreuung Julia Hochmuth Konzeption

Projektbetreuung Christina Leinweber Datenerhebung

Dokumentation Annette Bechtold Datenerhebung Dokumentation

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3. Die 13 geförderten Projekte

3.1. Projektübersicht

Die Stiftung Kinderland Baden-Württemberg hat im Rahmen des Stif- tungsprogramms „Kinderspiele an jedem Ort – Freude an der Bewegung“

13 Projekte ausgewählt und über unterschiedliche Laufzeiten hinweg mit finanziellen Zuschüssen unterstützt. Dabei wurden diejenigen Projekte ausgesucht, deren Bewegungsprogramme auf die Schließung von Lücken in der Freizeitbeschäftigung der Kinder ausgerichtet waren und deshalb auch aus sportwissenschaftlicher Sicht unterstützenswert erschienen.

Die Intention der Stiftung lag insbesondere darin, eine Vielzahl beste- hender Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten zu nutzen, u. a. Spielplätze oder Grünanlagen. Zum anderen wollte die Stiftung Kinderland mit ihrer Initiative vor allem diejenigen Kinder erreichen, die bislang keine oder nur wenig Kontaktmöglichkeiten und Erfahrungen mit Bewegungsspielen hat- ten. Ohne zwangsläufig auf große Räume oder eine Vielzahl teurer Geräte gestützt zu sein, zielte das Programm der insbesondere auf die Förderung wünschenswerter körperlicher und sozialer Effekte bei möglichst geringen infrastrukturellen, personellen oder finanziellen Investitionen.

Die 13 von der Stiftung ausgewählten Projekte waren aufgrund ihrer Heterogenität hinsichtlich des Alters der Kinder, der Gruppenstrukturen, der Bewegungsprogramme und der verfolgten Ziele kaum miteinander ver- gleichbar. Geografisch erstreckten sie sich von Mannheim über Stuttgart bis an den Bodensee. Die unterstützten Projektträger waren Kindergärten, freie Organisationen, Jugendbetreuungseinrichtungen und Schulen. Auch die teilweise sehr unterschiedlichen Startzeitpunkte und Laufzeiten er- schwerten eine Vergleichbarkeit der Projektprogramme. Aus diesem Grund wurde im Rahmen der Evaluation darauf geachtet, jedes Projekt individu- ell mit seinen Stärken und Schwächen zu betrachten und auszuwerten.

Tabelle 1 gibt eine Übersicht über die Projekte, deren Projektträger und ihre Laufzeiten.

„Wir haben gemerkt, dass viele Kinder

hier vor dem Spielplatz standen und

mitspielen wollten, dass eine Sehn-

sucht da war, sich zu bewegen.“

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3.2 Einzeldarstellungen der Projekte

Die folgenden Einzeldarstellungen der 13 geförderten Projekte umfasst vorrangig deren programmatische Konzeption, damit angesprochene Ziel- gruppen und verfolgten Ziele, sowie Kooperationspartner. Ferner sind die wichtigsten Erfahrungen der Projektträger, auch hinsichtlich der Projekt- nachhaltigkeit, und relevante Ansprechpartner dargestellt. Dies ermöglicht einen umfassenden Überblick über die geförderten Projekte.

3.2.1 Bewegung fördern – Umwelt kennen lernen (Karlsruhe)

Konzeption

Das Projekt „Bewegung fördern – Umwelt kennen lernen“ des Projekt- trägers Kreativ Haus e.V. in Karlsruhe basiert konzeptionell auf drei Säulen: Sport – Spiel – Tanz, die sich durch alle Stunden des angebotenen Bewegungsprogramms ziehen. Dem Projekt geht es vor allem um gezielte Trainingsmaßnahmen von „Körper und Geist“, die spielerische Schulung des sozialen Umgangs miteinander und insbesondere die Integration von Stadtkindern mit meist russischer Abstammung.

Ziele und Zielgruppe

Das Projekt ist in eine Reihe bereits bestehender Angebote des Projekt- trägers integriert. Dabei richtet es sich vor allem an Kinder, die bereits in andere Angebote des Kreativ Hauses eingebunden sind. In zwei Gruppen nehmen insgesamt ca. 30 Kinder im Alter zwischen sieben und 12 Jahren regelmäßig an dem zweimal wöchentlich stattfindenden Bewegungspro- gramm teil. Viele der Kinder haben einen Migrationshintergrund, weshalb auf die Integration von Bewegungs- und Sprachschulung besonders Wert gelegt wird.

Kooperationspartner

Das Kreativ Haus e.V. arbeitete während der Projektlaufzeit mit einigen Kooperationspartnern zusammen. Zum Beispiel entstand eine Zusam- menarbeit mit den Theatergruppen aus Stuttgart und Heidelberg, einer Tanzschule aus Rastatt und einem Sportverein aus Karlsruhe.

Nr. Projekt

(selbstgewählter Projektname) Träger Laufzeit

1 Bewegung fördern –

Umwelt kennenlernen Kreativ Haus e.V., Karlsruhe März 2010 – Februar 2012 2 Spiele mit ökologisch-natur-

wissenschaftlichen Themen Gesellschaft für Umweltbil- dung Baden-Württemberg e.V., Weinheim

Januar 2010 – Dezember 2011

3 Bewegung macht Spaß Gemeine Rangendingen März 2011 – April 2011

4 E2B – Ernährung, Bewegung,

Bewusstsein Kindersolbad gGmbH,

Bad Friedrichshall April 2010 – April 2012 5 Gemeinwesenprojekt

„Kinderspiel“ Verein Kinder- und Jugendhilfe

e.V., Backnang Januar 2010 – Dezember 2011 6 Tierisch in Bewegung Initiative Zooerlebnis e.V.,

Heidelberg Januar 2010 – Dezember 2010

7 Zirkus Zirkus – Jugendtreff,

Heilbronn Kirchhausen Oktober 2010 – Oktober 2012

8 Zirkus Zirkus – Hort an der Luisen-

schule, Lahr Januar 2010 – Dezember 2011 9 Fitte Helden Ehinger Kinderschutzbund e.V.,

Ehingen Januar 2010 – Dezember 2011

10 Klettermax & Schwebefee Prisma e.V., Leonberg Oktober 2010 – Dezember 2011

11 Die 4 Jahreszeiten – über Be-

wegung zur Gruppenstärke Eltern-Kind-Zentrum e.V.,

Stuttgart-West März 2010 – Januar 2011 12 Mach dich fit – spiel mit!!! Caritasverband, Baden-Baden April 2010 – April 2012 13 Kinderzirkus Lollipop Kinderkulturzentrum Lollipop,

Radolfzell Oktober 2010 – August 2011

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Erfahrungen

Die Übungs- und Trainingsprogramme mit verschiedenen Schwerpunkten unterstützten die motorische und geistige Entwicklung der Stadtkinder.

Insbesondere wurden Bewegungen trainiert, die im Alltag eher wenig belastete Muskelgruppen ansprechen. Auch sprachliche und soziale Umgangsformen waren in die Spiel- und Bewegungsaufgaben integriert.

Die Stundengestaltung stand dabei jeweils unter einem naturbezogenen Oberthema, was gerade für die in einer Großstadt lebenden Kindern inten- sive Erfahrungen ermöglichte, etwa durch Exkursionen in die Rheinauen, in die umliegenden Weinberge und den Schwarzwald.

Durchgeführt wurde das Projekt von einer Trainerin und einer Ernährungs- beraterin, die im Rahmen des Projekts den Teilnehmern auch einen Ernäh- rungsplan erstellte, der die Kinder für eine gesunde und ausgewogene Ernährung sensibilisieren sollte. Über Informationsabende, Familienfeste mit Spiel und Sport, monatliche Ausflüge und Fahrradtouren wurden auch die Eltern der Projektteilnehmer in das Programm eingebunden.

Nachhaltigkeit

Im Projektverlauf wurde deutlich, wie wichtig eine gezielte Förderung der Kinder hinsichtlich ihrer motorischen und geistigen Entwicklung ist, auch um eine sinnvolle Freizeitgestaltung zu gewährleisten. Die von den ver- antwortlichen Personen gemachten Erfahrungen können ebenso wie die neu angeschafften Materialien und Geräte für zukünftige Bewegungsan- gebote verwendet werden. Durch die entstandenen Kooperationen können vom Kreativ Haus e.V. über seinen bisherigen Interessentenkreis hinaus weitere Kinder angesprochen werden. Auch fand zwischen den Kooperati- onspartner ein Erfahrungsaustausch statt, der zukünftigen Angeboten und Programmen zugute kommen kann.

Ansprechpartner

„Kreativ Haus“ e.V.

Projektverantwortliche: Dr. Evgenia Norvatova Reinhold-Frank-Str. 32a

76133 Karlsruhe 0721 6238527

norvatova@googlemail.com

3.2.2 Spiele mit ökologisch-naturwissenschaftlichen Themen (Weinheim)

Konzeption

Die Projektkonzeption sieht vor, ein dreiköpfiges Team der Gesellschaft für Umweltbildung Baden-Württemberg in drei Modellkindergärten der Stadt Weinheim monatlich einmal ein Spielprojekt durchführen zu lassen.

Die Kinder sollen Bewegungsspiele kennen lernen, die sich aktiv mit den Themen Natur, Ökologie und Naturwissenschaften auseinander setzen.

Das Verhältnis der Kinder zur Natur spielt für diesen Zugang eine wichtige Rolle, denn auf diese Weise sollen Fantasie und Kreativität angeregt wer- den. In Form von Gruppenspielen werden soziales Verhalten, Kommunika- tion und Konzentration geübt, sowie naturwissenschaftliches Wissen in kurzen Theorieeinheiten vermittelt. Unter zu Hilfenahme von Alltags- und Naturmaterialien und ausgewählten Spielformen, z. B. Lauf-, Such-, Spring-, Balance-, Sinnes- und Geschicklichkeitsspielen, wird mit den Kindern ein abwechslungsreiches Programm gestaltet.

Ziele und Zielgruppe

Die Ziele dieses Projekts richten sich auf die Verbesserung der kindlichen Grob- und Feinmotorik und die Weiterentwicklung von Sozialkompetenzen.

Ausgewählte Kinder im Alter von drei bis vier Jahren der drei Modellkin- dergärten in Weinheim, deren Erzieherinnen und die Eltern der Kinder werden in das Projekt einbezogen. Die Erzieherinnen werden durch die vom Fachpersonal der Gesellschaft für Umweltbildung Baden-Württemberg durchgeführten Spielstunden weitergebildet. Unter Einbezug der Eltern Bewegung fördern – Umwelt kennen lernen

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Projektes zeigte sich z. B. durch eine differenzierte Auseinandersetzung mit den Themen, eine schnellere Umsetzung der Spielideen und Bewe- gungsaufgaben und eine erhöhte körperliche Geschicklichkeit. Von einer zunächst recht freien Gestaltung der Stunden konnten die Projektverant- wortlichen deshalb im Zeitverlauf zu einer stärkeren Fokussierung auf ein Thema übergehen, das sich explizit durch alle Aktivitäten einer Einzelstun- de zieht. Gerade auch die Entwicklung von Konzepten im Team hat sich dabei bewährt und wurde als bereichernd empfunden.

Nachhaltigkeit

Das Spieleprojekt wird nach Ablauf der zweijährigen Projektphase in den Kindergärten weitergeführt. Die gesammelten Materialien bleiben in den Kindergärten nutzbar und die Erzieherinnen können ihre im Rahmen des Projekts gesammelten Erfahrungen an zukünftige Jahrgänge weiter geben.

Um dies gewährleisten zu können, wurden zu jedem Thema Handouts mit den wichtigsten Informationen über die Spielestunden angefertigt, die auch jedes Kind in Form einer persönlichen Spieleprojektmappe erhalten hat. Ebenso ist die punktuelle Umgestaltung der Außengelände der Kinder- gärten eine bleibende Veränderung.

Ansprechpartner

Gesellschaft für Umweltbildung Baden-Württemberg Projektverantwortlicher: Diplom-Biologe Bernd Schlag Prankelstr. 68

69469 Weinheim 06201 601727

umweltbildung@t-online.de www.gub-bw-de

sollen die Spielideen auch außerhalb der Kindergärten Anwendung finden.

Die Gesellschaft für Umweltbildung Baden-Württemberg stellt außerdem jedem der Kindergärten Fachliteratur zum Thema Natur- und Bewegungs- spiele zur Verfügung. Ziel ist es auch, dass die drei Kindergärten unterein- ander kooperieren und sich austauschen.

Kooperationspartner

Neben der Kooperation der Gesellschaft für Umweltbildung Baden- Württemberg mit den drei Modellkindergärten in Weinheim wurden die Kontakte zwischen Kindergärten untereinander intensiviert und somit ein wechselseitiger Austausch gefördert. Beim jährlich initiierten Spielefest können zukünftig weitere interessierte Kindergärten teilnehmen und sich auch über das Projekt informieren. Im Fachzentrum der Gesellschaft für Umweltbildung Baden-Württemberg wird zukünftig außerdem Literatur zum Thema Spielpädagogik gesammelt, die von Erziehern und Erzieherin- nen der Kindergärten genutzt werden kann.

Erfahrungen

Mit Wettkämpfen, Gruppen- und Kooperationsspielen wurde an der Verbesserung der kindlichen Motorik gearbeitet. Methodisch kamen dabei Aufwärmübungen und eine Vielzahl an Spielformen mit und ohne musi- kalische Unterstützung zum Einsatz. Durch das Aufstellen von Regeln und den bewussten Umgang mit Konflikten verbesserte sich auch das soziale Miteinander der Kinder. Die Kinder hielten sich im Rahmen des Projekts häufig in freier Natur auf und bewegten sich während der Projektzeiten im Außengelände ihrer Kindergärten. Den Zugang zur Natur förderten die Mitarbeiter der Umweltbildung durch die theoretische Einführung in naturwissenschaftlich-ökologische Themen, etwa unter Zuhilfenahme von Fachbüchern, Fotobänden und CDs, sowie mittels Exkursionen.

Die Kinder beteiligten sich mit viel Freude an den Spielprogrammen. Ihre persönliche, soziale, geistige und körperliche Entwicklung im Rahmen des

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3.2.3 Bewegung macht Spaß (Rangendingen)

Konzeption

Das Projekt „Bewegung macht Spaß!“ der Gemeinde Rangendingen findet von Mitte März bis Mitte April 2011 in Kooperation mit der Plettenberg- Physiotherapieschule im Gemeindekindergarten Rangendingen statt. Im Anschluss an einen motorischen Test werden mit den Kindern sechs Einhei- ten à zwei Stunden durchgeführt. Die Physiotherapie-Schüler bereiten in Kleingruppen sechs Themen zum menschlichen Körper für die Kinder auf und führen die ausgearbeiteten Stundenentwürfe über sechs Wochen an jeweils einem Tag im Kindergarten durch. Die sechs Themen zu Muskeln, Gehirn, Nervensystem, Knochen, Wirbelsäule und Lunge wechseln dabei von Gruppe zu Gruppe, während die Physioschüler jede Woche die gleichen Kinder betreuen. Dadurch wird ein Vertrauensverhältnis zwischen Kindern und Lehrpersonen gewährleistet.

Ziele und Zielgruppe

Hauptziel des Projekts ist die Feststellung der motorischen Leistungsfä- higkeit der etwa 45 Kinder mittels einer von den Physiotherapieschülern entwickelten Testreihe. Auf Grundlage dieser Ergebnisse werden mit den Erzieherinnen und den Eltern individuelle Ansätze zur motorischen Förderung der Kinder besprochen. Gleichzeitig sollen die Kinder über ge- sundheitsrelevante Grundlagen und Zusammenhänge des menschlichen Körpers aufgeklärt und sensibilisiert werden.

Kooperationspartner

Das Projekt basiert auf einer Kooperation des Gemeindekindergartens Ran- gendingen mit der Plettenbergschule, einem physiotherapeutischen Aus- und Weiterbildungszentrum in Balingen. Für die Gemeinde Rangendingen steht diese Kooperation im Zusammenhang mit der kommunalpolitischen Initiative „Gesund aufwachsen und leben in Rangendingen“ zur Optimie- rung generationenfreundlicher Lebenswelten.

Erfahrungen

Die mit den Kindergartenkindern durchgeführten Unterrichtsstunden glie- derten sich in mehrere, einander abwechselnde Theorie- und Bewegungs- teile. Zunächst wurde in einem Theorieteil das jeweilige Stundenthema erarbeitet, bevor es dann über psychomotorische Spiele mit unterschied- lichen Kleingeräten wie Luftballons, Seilen oder Bällen umgesetzt wurde.

Anfangs- und Abschlussrituale waren in allen Gruppen gleich. Hierzu ge- hörten ein Aufwärmlied und ein Abschlusslied mit Musik und Bewegung, die jeweils einen hohen Aufforderungscharakter hatten.

Der Unterricht in den verschiedenen Gruppen war sehr unterschiedlich, was sich aus dem Verhalten der Kindergruppen, aber auch den unter- schiedlichen persönlichen Voraussetzungen der Physiotherapieschüler ergab. Einige von ihnen waren schon über 30 Jahre alt und brachten bereits Erfahrungen aus der Erziehung eigener Kinder mit ein, während andere selbst noch sehr jung waren. Insgesamt war ein sehr klar strukturierter Stundenaufbau zu erkennen, der durch verständliche und kindergerechte Erklärungen und Ansagen angeleitet wurde.

Auffällig war der große Bewegungsdrang der Kinder, dem vor allem die komplexen Theorieteile nicht immer gerecht wurden. Das Gesamtkonzept des Projekts einer Vermittlung von Wissen über den menschlichen Körper in Verbindung mit Bewegungsanteilen ist allerdings sehr positiv zu bewer- ten. Die Kooperation mit der Physiotherapieschule bot dem Kindergarten außerdem kostengünstige Möglichkeiten der Projektdurchführung und den Physiotherapieschülern wertvolle Erfahrungen in der eigenverantwort- lichen Planung und Durchführung von Unterrichtseinheiten und in der Arbeit mit Kindern.

Die räumlichen Rahmenbedingungen dieses Projektes sind als nahezu ide- al zu bewerten. Den sechs Gruppen standen zwei Räume im Kindergarten sowie weitere Räumlichkeiten im nahe gelegenen Schulgebäude und in der angrenzenden Turnhalle zur Verfügung.

Nachhaltigkeit

Aufgrund der kurzen Dauer des Projektes sind aus sportmotorischer Sicht kaum Effekte bei den Kindern zu erwarten. Allerdings wurden über die sechs Unterrichtseinheiten mit den Kindern hinaus auch bewegungs- und gesundheitsorientierte Fortbildungen der Erzieherinnen durchgeführt.

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Dies führte zu wertvollen inhaltlichen Weiterentwicklungen der täglichen Arbeit im Kindergarten, etwa durch neue Spiele. Auch die Eltern der am Projekt teilnehmenden Kinder wurden im Rahmen von Elternabenden über Erkenntnisse aus dem Projekt informiert und auf Möglichkeiten hingewie- sen, diese in ihren privaten Alltag zu übernehmen.

Mit den Kindern, die ab 2012 nun die Grundschule besuchen, wird das Pro- jekt wiederholt und somit über den von der Stiftung Kinderland geförder- ten Zeitraum hinweg fortgesetzt.

Ansprechpartner Gemeinde Rangendingen

Projektverantwortliche: Brigitte Wild Schulstr. 8

72414 Rangendingen 07471 997912

wild@rangendingen.de www.rangendingen.eu

3.2.4 E2B – Ernährung, Bewegung, Bewusstsein (Bad Friedrichshall)

Konzeption

Das Kindersolbad Bad Friedrichshall ist eine Jugendhil- feeinrichtung, in der Kinder und Jugendliche stationär aufgenommen werden und zusammen leben. Sie werden in möglichst altershomogenen Gruppen rund um die Uhr individuell betreut. Das Projekt mit dem Namen E2B steht für die Schlagworte Ernährung, Bewegung, Bewusstsein. Es will den Kindern helfen, zu verstehen, dass Bewegung und eine gesunde, ausgewogene Ernährung ihrem Körper gut tut und für ihre Entwicklung wichtig ist. Dieses Bewusstsein wird durch das Projekt in das alltägliche Leben der Kinder integriert und somit zur Normalität.

Ziele und Zielgruppe

Die im Projekt „E2B – Ernährung, Bewegung, Bewusst- sein“ betreuten Kinder sind zwischen drei und zwölf Jahre alt und aus unterschiedlichen Gründen stationär im Kindersolbad aufgenommen. Das Projekt spricht

grundsätzlich alle Kinder der Einrichtung an. Spaß an Bewegung und Ernährung stehen im Vordergrund, um nicht als Zwang wahrgenommen zu werden. Der Zusammenhang zwischen Bewegung, einer gesunden Ernäh- rung und einem Wohlbefinden, wird den Kindern spielerisch vermittelt.

Übergreifendes Projektziel ist es, die intrinsische Motivation der Kinder hin zum Sporttreiben anzuregen und ihr Bewusstsein für eine positive Körperwahrnehmung zu stärken. Motorische Defizite, die meist aufgrund ihrer bisherigen Sozialisation entstanden sind, sollen ausgeglichen werden.

Ebenso wird angestrebt, mittels der körperlichen Bewegung auch zu einer psychisch-emotionalen Stabilisierung der Kinder beizutragen. Die Ernährungskomponente wird von einer Diätassistentin übernommen, die gemeinsam mit den Kindern und Jugendlichen kocht und sie hinsichtlich gesunder und ausgewogener Ernährung schult.

Bewegung macht Spaß

Motorische Defizite spielerisch ausgleichen

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Kooperationspartner

Das Kindersolbad steht in enger Kooperation zu umliegenden Sportver- einen und zur Kindersportschule in Bad Friedrichshall, wo die Kinder und Jugendlichen einer von ihnen präferierten Sportart intensiv nachgehen können. Vor allem in den Schulferien werden von den Sportvereinen Ak- tionswochen durchgeführt und für die Kinder des Kindersolbad Schnup- perkurse angeboten, vom Schwimmkurs über Schlittschuhlaufen bis zum Kinderturnen. Auf diese Weise erhalten die Kinder einen umfassenden Überblick über die enorme Vielfalt der in unmittelbarer Nähe verfügbaren Angebote. Das Kindersolbad ist außerdem Mitglied bei Slow-Food und be- liefert während der Projektphase u. a. eine Schule und einen Kindergarten mit Mittagessen.

Erfahrungen

Zu Beginn des Projekts sowie in halbjährlichem Abstand, wurde mit den Projektteilnehmern ein „Fitness-Check“ durchgeführt. Dieser ermittelte den jeweiligen Ist-Stand der Kinder in Bezug auf ihre motorischen Leis- tungsfähigkeiten und ermöglichte es den Betreuern, Leistungsgruppen zu bilden, in denen Kinder mit vergleichbaren motorischen Schwächen zusammen waren. So konnten individuelle Programme angeboten werden, um gezielte und altersgerechte Übungen durchzuführen und bestehende Schwachstellen auszugleichen. Die Angebote hatten einen Wochenumfang von zwei bis drei Stunden, in denen unter Anleitung von Fachkräften in den Gruppen trainiert und geübt wurde. Ansporn für die Kinder war die „Som- mer-Olympiade“, bei der die stationären Wohngruppen gegeneinander an- traten. Hier wurden neben sportlichen Leistungen auch Sozialverhalten wie Fairness und gegenseitige Unterstützung bewertet. In spielerischer Form setzten die Wettkämpfe genau an jenen Defiziten an, die zuvor identifiziert und durch gezieltes Trainieren ausgeglichen wurden. Mit einem abschlie- ßenden „Fitness-Check“ wurden dann die Erfolge der Übungen überprüft.

Im Verlauf dieses Projekts haben die Kinder hinsicht- lich ihres Wissens und ihres Körperbewusstseins sehr große Fortschritte gemacht. Sie verstehen sportlich-körperliche Aktivität als etwas positiv-selbst- verständliches. Die Auswertung des hauseigenen

„Fitness-Checks“ ergab mitunter eine Verbesserung der Defizite um bis zu 75%.

Nachhaltigkeit

Der regelmäßige „Fitness-Check“ der Kinder, die

„Sommer-Olympiade“ und das gemeinsame Trainieren in möglichst homogenen Gruppen werden auch nach Projektende mit Hilfe von Spendenmitteln weiterge- führt. Bei den Kindern, die über mehrere Jahre in der Einrichtung leben, können zukünftig längerfristige Veränderungsprozesse dokumentiert und ggf. positive Entwicklungen beschrieben werden. Die im Rahmen des Projekts angeschaffte mobile Spielkiste bleibt dem Kindersolbad erhalten und soll kontinuierlich und je nach Bedarf weiter ausgebaut werden. Durch Aktio- nen mit den Eltern und Freunden der Kinder wird au- ßerdem darauf hingewirkt, auch das Bewegungs- und Essverhalten des sozialen Umfeldes positiv zu beein- flussen und auf diese Weise eine nachhaltige Wirkung zu erzielen. Die eigens für das Projekt geschaffene Personalstelle wird ebenfalls fortgeführt, um das Projekt E2B langfristig zu einem festen Bestandteil der Einrichtung machen zu können.

Ansprechpartner Kindersolbad gGmbH

Projektverantwortlicher: Benjamin Kaufmann Salinenstr. 8

74177 Bad Friedrichshall 07136 95060

info@kindersolbad.de www.kindersolbad.de

Die Sommer-Olympiade macht Spaß

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Kooperationspartner

Der Verein Kinder- und Jugendhilfe Backnang e.V. ist aus einer Bürgerinitia- tive entstanden und wird von der Stadt unterstützt. Darüber hinaus sind in das Projekt keine Kooperationspartner eingebunden.

Erfahrungen

Insgesamt nahmen 30 Kinder an dem Projekt „Kinderspiel“ teil. Durch- schnittlich waren etwa sieben von ihnen gleichzeitig an den Spiel- und Bewegungsnachmittagen anwesend, die über Handzettel in der Schule und einem Aushang am Spielplatz bekannt gemacht wurden. Der offene und freiwillige Charakter des Projekts ermöglichte es den Kindern, flexibel an den Spielen teilzunehmen. So kamen z. B. einige von ihnen in der Mit- tagspause auch nur für kurze Zeit vorbei. Die Spielangebote reichten von einfachen „Katz & Maus-Fangspielen“ bis zu Hockeyspielen im Schnee.

Zu Beginn des Projekts waren deutliche Defizite hinsichtlich Durchhal- tevermögen, Sozialkompetenz, Freude an Bewegung und Fairness im gegenseitigen Umgang erkennbar. Durch die Umsetzung gruppendynami- scher Aspekte in Form von Rollenspielen, kleineren Wettkämpfen und das aktive Einbeziehen der Kinder in die Planung und Gestaltung der Stunden konnten jedoch Rituale entwickelt werden, die die Eigenverantwortung der Kinder gestärkt und ihr Verhalten untereinander, sowie ihre Einstellung zur Bewegung positiv beeinflusst haben.

3.2.5 Gemeinwesenprojekt „Kinderspiel“ (Backnang)

Konzeption

Der Verein Kinder- und Jugendhilfe Backnang e.V. hat seit vielen Jahren im Stadtteil Sachsenweiler eine Wohnung angemietet, die direkt neben dem Spielplatz einer Wohngegend mit vielen kinderreichen Familien liegt. Auf- grund der sozio-demografischen Entwicklung dieser Gegend hat sie sich jüngst zu einer Art sozialen Brennpunkts gewandelt. In den angemieteten Räumlichkeiten finden vom Kreisjugendamt genehmigte Angebote der sozialen Gruppenarbeit statt, welche allerdings nur einem kleinen Teil der hier lebenden Kinder zugänglich sind.

Vor diesem Hintergrund entstand die Idee des Projekts „Kinderspiel“ als ein präventives, sozialpädagogisches Freizeitangebot mit dem Schwerpunkt Spiele/Mannschaftsspiele. Die Gruppe wird einmal wöchentlich von einem ausgebildeten Sozialpädagogen des Vereins Kinder- und Jugendhilfe Back- nang e.V. für zwei Stunden betreut. Das Projekt findet im Freien statt, ledig- lich bei sehr schlechten Wetterverhältnissen wird auf die Räumlichkeiten der Wohnung zurückgegriffen. Die Teilnahme ist für die Kinder kostenlos.

Ziele und Zielgruppe

Das Projekt „Kinderspiel“ spricht die Grundschulkinder aus dem Stadtteil Sachsenweiler an, die in der Nähe des Spielplatzes/der Spielwiese zu Hause sind. Ziel des Projekts ist es, das Wir-Gefühl der Kinder zu stärken, ohne den Schwerpunkt auf eine direkte Veränderung des sozialen Verhaltens zu le- gen. Vielmehr steht die Anregung zu Spiel und Bewegung im Vordergrund.

Durch den Kontakt zu anderen Kindern und das gemeinsame Spielen sollen Spannungen, die z. B. in der Schule entstanden sind, schneller abgebaut und der soziale Umgang untereinander verbessert werden. Die Vermittlung von Spaß und Freude an Bewegung sind Hauptziele des Projekts. Leistungs- druck und Konkurrenzdenken spielen nur eine nachgeordnete Rolle. Durch die sozialpädagogische Anleitung sollen vielmehr Fähigkeiten wie Toleranz, Hilfsbereitschaft und Selbstvertrauen vermittelt werden. Der Einbezug der Kinder bei der Spielgestaltung regt ihre Fantasie an und schult den Umgang mit Konflikten.

Mannschaftsspiele, – u. a. im Freien – stärken das „Wir-Gefühl“ der Kinder

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Ein Drittel der Kinder waren Mädchen. Durch die Entscheidung, nicht aus- schließlich Fußball anzubieten, konnten beide Geschlechter für das Projekt angesprochen werden. Manche der Jungen haben feststellen können, dass Mädchen genau so gut oder schnell im Spiel sind, wie sie selbst. Gespielt wurde mit wenigen Sport- und Spielgeräten, dafür mit viel Fantasie und Kreativität. Gerade das Pantomime-Rate-Fange-Spiel steht beispielhaft dafür, was die Kinder innerhalb der Projektstunden selbst entwickelt und immer wieder gespielt haben.

Nachhaltigkeit

Der Verein Kinder- und Jugendhilfe wird aufgrund des positiven Projektver- laufs und der Rückmeldungen aus dem Stadtteil das Projekt weiter fortfüh- ren. Vorerst finanziert es der Verein alleine, mittelfristig sollen hierfür aber externe Finanzmittel eingeworben werden.

Zitat: „Wir haben gemerkt, dass viele Kinder hier vor dem Spielplatz stan- den und mitspielen wollten, dass eine Sehnsucht da war, sich zu bewegen.“

Ansprechpartner

Verein Kinder- und Jugendhilfe Backnang e.V.

Projektverantwortlicher: Dipl.-Soz.päd. Artur Urschel Gerberstr. 7

71522 Backnang 07191 60692

info@kinderundjugendhilfe-bk.de www.kinderundjugendhilfe-bk.de

3.2.6 Tierisch in Bewegung (Heidelberg)

Konzeption

Die Initiative Zooerlebnis e.V. betreut als pädagogische Einrichtung des Heidelberger Zoos pro Jahr über 20.000 Kinder und Jugendliche. Allen Angeboten liegt ein pädagogisches Leitbild zugrunde, das von der Welt- Zoo- und Aquarium-Naturschutzstrategie abgeleitet ist. In allen Program- men des Heidelberger Zoos, z. B. Führungen, Ferienwochen, Rundgängen mit Schulklassen, lernen die Kinder über verschiedene Wege die Vielfalt der Natur kennen. Da rein kognitiv erklärende Rundgänge bei Kindern wenig nachhaltig sind, wird für die über 1.500 Zooführungen im Jahr ein Katalog mit methodisch angeleiteten Bewegungsaktivitäten erarbeitet, der gezielt tierische Verhaltensweisen wie Jagd- und Hetzverhalten, Fortbewegungs- weisen, Territorialverhalten oder das Erleben von Bedrohungsfaktoren motorisch darstellt. Ein Projektteam aus Zoobegleitern der Zooschule Hei- delberg beschäftigt sich im Rahmen des Projekts mit der Konzeption von Bewegungsspielen, die einem didaktischen Anspruch zur Vermittlung von Tierverhalten und Erkenntnissen zum Tier- und Naturschutz gerecht wer- den und aktiv in die tägliche Arbeit mit den Kindern um Zoo eingebunden werden können. Dabei werden Spiele entwickelt, die ohne zusätzliche Gerä- te mit den im Zoo zur Verfügung stehenden Gegebenheiten auskommen.

Ziele und Zielgruppe

Die vom Heidelberger Zoo angesprochene Zielgruppe sind Kinder im Alter zwischen sechs und zwölf Jahren, die sich im Rahmen eines pädagogisch betreuten Besuchs im Zoo aufhalten. Das Bildungsniveau und die sozialen Hintergründe der Kinder sind dabei sehr unterschiedlich. Ziel ist es, mit den Kindern bereits bekannte Spielideen zu Lern- und Bewegungsspie- len für den Bereich Tiere und Natur weiterzuentwickeln, die im und auch außerhalb des Zoos durchführbar sind. Die Kinder sollen gezielt motorisch aktiviert werden, um die kognitiven Lerninhalte der Zoo-Rundgänge mittels Bewegung zu verfestigen. Das Zoogelände wird dabei auf bisher unent- deckte Spiel- und Aktivitätsbereiche hin überprüft und die methodischen Schwerpunkte aller Programme der Zooschule entsprechend angepasst.

Beliebt: Das Hockey-Spiel

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Kooperationspartner

Zur Einbindung langjähriger Erfahrung arbeitet die Zooschule Heidelberg mit erfahrenen Kinderfreizeitbetreuern der Kinder- und Jugendförderung der Stadt Heidelberg zusammen.

Erfahrungen

Zu Projektbeginn wurden Spielideen theoretisch entwickelt, in der Praxis getestet, weiterentwickelt und in das Programm der Zooschule integ- riert. Zur Intensivierung der Spiele wurden verschiedene Materialien angeschafft, z. B. Bälle, Reifen, Kegel und Schwungtücher, die in die feste Zooumgebung eingebunden wurden. Durch Evaluationsbögen für Kinder und Betreuer der auf diese Weise angeleiteten Gruppen konnten die Bewegungsangebote verbessert und in Bezug auf Beliebtheit, Dauer und Machbarkeit für unterschiedliche Altersgruppen strukturiert werden. Allen Zoobegleitern, die in der Zooschule in den Kinderprogrammen arbeiten, wurden im Rahmen einer Fortbildungsreihe diese neuen methodischen Schwerpunkte vorgestellt.

Nachhaltigkeit

Die erarbeiteten Spielformen und Aufgaben zur Verbesserung motorischer Defizite ermöglichen es, biologische Lerninhalte nachhaltiger zu vermitteln als rein theoretisch-kognitive Zugänge. Die Sammlung von Lern- und Bewe- gungsspielen wird in alle Programme der Zooschule Heidelberg integriert und an alle Zoobegleiter weitergegeben. Durch den Projektleiter wurden das Konzept und die Spielanleitungen in Schriftform festgehalten, was eine Weitergabe und eine langfristige Nachhaltigkeit im und außerhalb des Zoos ermöglicht.

Ansprechpartner Initiative Zooerlebnis e.V.

Projektverantwortliche: Zoopädagogin Daniela Vogt Tiergartenstraße 3 • 69120 Heidelberg

06221 3955713

info@zooschule-heidelberg.de • www.zooschule-heidelberg.de

3.2.7 Zirkus (Heilbronn)

Konzeption

Der Jugendtreff im Heilbronner Stadtteil Kirchhausen bietet ein Zirkuspro- jekt an, bei dem die Kinder verschiedene Geräte ausprobieren und indivi- duell vertiefen können. Gemischt mit klassischen Kinderspielen werden die Kinder auf diese Weise dazu animiert, sich zu bewegen und körperlich aktiv zu sein. Beginnend im Winter treffen sich die Kinder unter professio- neller Anleitung des Jugendtreff-Leiters einmal wöchentlich für eineinhalb Stunden in der Halle der Deutschordens-Grundschule, die für das Projekt während der Wintermonate zur Verfügung steht. Ab den Osterferien wird das Außengelände des Jugendtreffs verwendet.

Ziele und Zielgruppe

Das Zirkusprojekt ist ausgerichtet auf sieben- bis zwölfjährige Kinder der Ganztagesbetreuung der Deutschordens-Grundschule in Kirchhausen und Kinder, die regelmäßig den Jugendtreff besuchen. Die trägerübergrei- fende Zusammenarbeit zwischen offener Jugendarbeit und schulischer Ganztagsbetreuung ist neu und bringt Kinder unterschiedlicher sozialer Gruppierungen zusammen. Durch den leichteren Zugang zur offenen Ju- gendarbeit werden den Kindern und ihren Eltern auch Angebote außerhalb des Projekts näher gebracht. Der Zirkus ermöglicht es den Kindern, Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten auszuleben und Freude an der Bewegung zu entwickeln. Damit sollen das Körpergefühl verbessert und durch Erfolgserlebnisse auch das Selbstwertgefühl erhöht werden. Das Projekt geht weg von einem kontrollierten und vorgegebenen Programm mit einer verpflichtenden Aufführung zum Projektende – die Kinder sollen vielmehr vor allem Spaß im Umgang mit den Geräten haben und sich an der Bewe- gungsmöglichkeit und der gemeinsamen Zeit mit Freunden freuen.

Erfahrungen

Den Kindern standen verschiedene Geräte zur Verfügung, z. B. Bälle, Keulen, Diabolos, Devil Sticks, Balanceseile und Springseile. Diese konnten die Kinder zu Beginn unter Aufsicht und Anleitung des Leiters des Jugendtreffs ausprobieren. Später spezialisierte sich jeder auf ein Gerät, um dieses in-

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tensiv zu üben und möglichst fehlerfrei zu beherrschen. Durch weitgehend selbstständiges Üben alleine oder in einer Gruppe waren die Kinder stolz, etwas zu beherrschen, was andere Kinder nicht können. Das Üben mit den Geräten förderte ihr Bewegungsverhalten, und insbesondere Gleichge- wichtssinn und Koordinationsfähigkeit. Die Spiele in der Gruppe hatten außerdem einen positiven Einfluss auf den sozialen Umgang miteinander.

Durch das eigenständige Erstellen vieler Materialien konnten die Kinder kreativ werden und ihrer Fantasie freien Lauf lassen.

Ansprechpartner Jugendtreff Kirchhausen

Projektverantwortlicher: Aron Grupp Schloßstr. 24

74078 Heilbronn Kirchhausen 07066 1413

a.grupp@heilbronner-jugendhaus.de

www.jtkirchhausen.heilbronner-jugendhaus.de

3.2.8 Zirkus (Lahr)

Konzeption

Der Hort an der Grundschule in Lahr bietet für seine ca. 55 Kinder von der ersten bis vierten Klasse ein Zirkusprojekt an. Dieses umfasst Akrobatik, Jonglieren, Seiltanz, Clowns, Tierdressur, Zauberei, Manegemeister und Manegehelfer, Musikverantwortung, Schminkmeister und Zirkusdirektor.

Während diese Aufgaben drei Mal pro Woche in Gruppenarbeiten explizit und gezielt verfolgt werden, fließen sie auf Initiative der Kinder auch in den Alltag des Horts ein. Das große Ziel des Projekts ist eine Aufführung im Rahmen eines Zirkusfestes.

Ziele und Zielgruppe

Die Projektteilnehmer sind Kinder des Horts der Luisenschule Lahr. Viele der Kinder nehmen auch am Bewegungsprogramm teil und sind damit Teil der Akrobatik-, Slackline-, Laufball-, Diabolo-, Einrad- oder Bändergruppen, die alle wöchentlich trainieren. Jedes der Kinder hat im Rahmen des Projekts seine spezifische Aufgabe für die große Endaufführung.

Das Projekt zielt darauf ab, bei den Kindern Freude an der Bewegung zu fördern und das Interesse der Kinder am Zirkus zu wecken. Sie sollen sich individuell für jene Aufgaben entscheiden, die ihnen am meisten Spaß be- reiten. Dabei müssen sie auch Mut und Einsatzbereitschaft mitbringen. Die Abschlussaufführung gemeinsam in der Gruppe zu organisieren, fördert den Gruppenzusammenhalt und stärkt das soziale Miteinander. Jeder hat seine Aufgabe und nur gemeinsam erreichen alle das Ziel.

Kooperationspartner

Ursprünglich waren Kooperationen geplant, die sich aber alle nicht realisie- ren ließen.

Erfahrungen

Die verschiedenen Gruppen wurden jeweils von „Experten“ geleitet: Das Einradtraining wurde z. B. von zwei älteren Schülerinnen und Einradfahre- rinnen der achten und neunten Klasse übernommen, außerdem wurden Realschüler der siebten bis zehnten Klassen angrenzender Schulen als Zirkus (hier in Lahr) macht stolz, etwas zu können, was andere Kinder nicht beherrschen

Abbildung

Tabelle 1 gibt eine Übersicht über die Projekte, deren Projektträger und ihre  Laufzeiten.

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