Urbane Sicherheit und
Städtebauliche Kriminalprävention
Der Polizeipräsident in Berlin I Zentralstelle für Prävention I Städtebauliche Kriminalprävention I Dipl. Ing. Ingrid Hermannsdörfer
Dipl. Ing. Ingrid Hermannsdörfer, LKA Berlin
Herausforderungen
Der Polizeipräsident in Berlin I Zentralstelle für Prävention I Städtebauliche Kriminalprävention I Dipl. Ing. Ingrid Hermannsdörfer
Sichere und attraktive öffentliche Räume und ein konfliktfreies Miteinander aller Nutzergruppen
Z
I
E
L
Nutzergruppen und Nutzungskonflikte
• Demografischer Wandel: Mehr Ältere und Gebrechliche (Stichwort u. a. Möblierung)
• Platz für Jugendliche
• Zuwanderung: Kulturell bedingte unterschiedliche Raumnutzung und spezielle Anforderungen an
Partizipation
• Tourismus: „Temporäre Einwohner“
• „Design for all“ (Barrierefreiheit, Genderaspekte)
Müll und Dreck
Verwahrlosung
Pflegenotstand
Mangelnde Barrierefreiheit
Fahrradchaos
Vandalismus
Soziale und Sucht-Probleme
Sichtbare Normverletzungen
ziehen weitere Normverletzungen nach sich
„Broken Windows“ *
Der Polizeipräsident in Berlin I Zentralstelle für Prävention I Städtebauliche Kriminalprävention I Dipl. Ing. Ingrid Hermannsdörfer
* George L. Kelling + James Q. Wilson:
„Fixing Broken Windows: Restoring Order and Reducing Crime in Our Communities“, 1982
Verfalls- und Verwahr- losungstendenzen
Übernahme des öffentli- chen Raums durch
Randgruppen und durch kriminelle Akteure
Der Ort wird immer mehr gemieden, soziale Kontrolle findet immer weniger statt Signal „niemand
kümmert sich, es gibt keine soziale
Kontrolle“
Anstieg von Ordnungs- widrigkeiten, Störungen und kriminellen Delikten Entstehen von Unsicher-
heitsgefühlen sowie Tatgelegenheiten
Verwahrlosungstendenzen und Kriminalität
Fazit: Wehret den Anfängen!
Gut instandgehaltene Gebäude und öffentliche Räume sind eine
wichtige Grundlage für objektive und subjektive Sicherheit!
Neuere Studien* belegen die Broken Windows Theorie
33 / 69
27 / 82
17 / 26
* Kees Keizer, Siegwart Lindenberg, Linda Steg: The Spreading of Disorder; Universität Groningen 2008
Subjektive und objektive Sicherheit
Der Polizeipräsident in Berlin I Zentralstelle für Prävention I Städtebauliche Kriminalprävention I Dipl. Ing. Ingrid Hermannsdörfer
• Objektive Sicherheit (= Sicherheitslage)
Keine Tatgelegenheiten
Keine Straftaten
• Subjektive Sicherheit (= Sicherheitsgefühl)
Keine Angstgefühle
Kein Unbehagen
Objektive und subjektive Sicherheit
Subjektive Sicherheit Objektive Sicherheit
Subjektive Sicherheit
• Alter
• Geschlecht
• Erfahrungen
• Persönlichkeits- struktur
• Konstitution
• Selbsteinschätzung
• Kultureller Hintergrund
• Medienberichte
Angst / Unbehagen entsteht u. a. in Räumen
die dunkel und „unordentlich“ sind
die menschenleer sind und Desorganisations- erscheinungen aufweisen
die unübersichtlich sind
die von einer einzelnen Nutzergruppe dominiert sind
Definition und Ziele
Städtebauliche Kriminalprävention
Der Polizeipräsident in Berlin I Zentralstelle für Prävention I Städtebauliche Kriminalprävention I Dipl. Ing. Ingrid Hermannsdörfer
Städtebauliche Kriminalprävention =
Kriminalitätsvorbeugung durch zielgerichtet präventive Gestaltung von Gebäuden, öffentlichen und halböffent- lichen Räumen.
(Die Raumstruktur beeinflusst die Kriminalitätsstruktur)
• Reduzierung von Tatgelegenheiten
• Erhöhung von Tataufwand und
Entdeckungsrisiko für potentielle Täter
Mehr objektive und subjektive Sicherheit durch:
• Stärkung der informellen sozialen Kontrolle
• Verbesserung des Sicherheitsgefühls
• Vermeidung von Nutzungskonflikten
• Eindämmung von Ordnungsstörungen
• Verhinderung von unerwünschten Nutzungen
Nachhaltigkeit
• Keine Problemverlagerung an andere Orte („Erziehung“ und Sensibilisierung statt
Verdrängung)
• Akzeptanz und Unterstützung in der Bevölkerung (Information, Partizipation)
• Pflegeleichtigkeit und „einfache“ Lösungen (Kosten, Aufwand)
• Einbeziehung aller – auch schwieriger –
Nutzergruppen (Einbindung Sozialarbeit)
Aspekte,
Probleme und Lösungsansätze
Städtebauliche Kriminalprävention
Der Polizeipräsident in Berlin I Zentralstelle für Prävention I Städtebauliche Kriminalprävention I Dipl. Ing. Ingrid Hermannsdörfer
Sicherheit im
öffentlichen
Raum Nutzungsvielfalt Identifikation Soziale Kontrolle Barrierefreiheit
Behindertengerecht
„Gender“-Aspekte
Definiertheit Gepflegtheit
Gestaltung Übersichtlichkeit
Orientierung
Beleuchtung
• Erkennen von Notlagen
• Hilfe im Notfall
• Meldung von Störungen
• Kontakt zu Ordnungskräften
• Eingreifen bei Konflikten
• Gegenseitige Verhaltensregulierung
Soziale Kontrolle
Negativ Positiv Unübersichtlichkeit Sichtachsen
gepflegtes Grün helle Farbgebung gute Beleuchtung gute Orientierung
Undefiniertheit Nutzungszuweisung
Eigentumszuweisung Zonierung
Verwahrlosung Gepflegtheit
Sauberkeit
Ordnungssysteme Vandalismusprävention
Anonymität Soziale Kontrolle
Identifikation
Räumliche Aspekte
Soziale Aspekte
Probleme und Lösungsansätze
Aber…
Jeder Ort muss individuell betrachtet werden (Analyse, Lagebild, Maßnahmen)
Jeder Ort hat ein Tag- und ein Nachtgesicht, d.h.
objektive und subjektive Sicherheit können nach
Tageszeit variieren (Analyse zu unterschiedlichen
Tageszeiten)
Unübersichtlichkeit
… durch zu viel, zu wenig oder verwirrende
Information
… durch zu viele verschiedene
Einzelobjekte und
Gestaltungselemente auf engem Raum
Unübersichtlichkeit
Unübersichtlichkeit
…durch
verwinkelte Bauweise oder unklare
Wegeführung
Unübersichtlichkeit
… durch Instandhaltungsmängel und falsche Platzierung
Gute Beleuchtung
Sichtachsen Spiegel Gepflegtheit
Helle Farbgebung Gute Orientierung
Übersichtlichkeit
Transparenz
Undefiniertheit
Unklare Nutzungszuweisung Unklare Eigentumszuweisung
Brachen und typische „Restflächen“
Definiertheit
Erkennbare Funktion Eigentumszuweisung
Zonierung = tatsächliche oder symbolische Barrieren zwischen
privaten, halböffentlichen und öffentlichen Räumen
Verwahrlosung
Signal: Es gibt keine Kontrolle und keine Sicherheit
Ordnung und Sauberkeit
Signal: Es gibt Kontrolle, es ist nicht egal, wie man sich verhält Aufenthaltsqualität Regeln
Gute Ordnungssysteme
positive Signale
Vandalismusprävention
Künstlerische Gestaltung, Begrünung, geeignete Materialwahl
Anonymität und fehlende Identifikation
Soziale Kontrolle
… durch Gebäudezuordnung und Funktionsmischung
Identifikation und Sicherheit
… durch Identität stiftende Gestaltung
und Zugangskontrollen
Polizeiliche Beratung
Der Polizeipräsident in Berlin I Zentralstelle für Prävention I Städtebauliche Kriminalprävention I Dipl. Ing. Ingrid Hermannsdörfer
Ebenen der Einbeziehung polizeilicher Beratung
• Stadtentwicklungsplanung
• Bauleitplanung
• Städtebauliche und landschaftsplanerische Wettbewerbsverfahren
• Übergeordnete Themen
• Ressortübergreifende Gremienarbeit
• Neubau- und Sanierungsprojekte
• Konkrete Problemlagen
• Präventionsrundgänge
Öffentlichkeitsarbeit und Netzwerkbildung
z. B. Präventionsrundgänge
Kooperation und Vernetzung
Der Polizeipräsident in Berlin I Zentralstelle für Prävention I Städtebauliche Kriminalprävention I Dipl. Ing. Ingrid Hermannsdörfer
Planer/
innen Verwal- tung
Polizei
Bürger/
innen
Soziale Institutio-
nen Stadt-
mar- keting
Gewerbe- treibende Quartiers-
manage- Präven- ment
tions- räte
Bau- herren/
Investo- ren
Lokale Akteure
Wohnungs- wirtschaft Politik
Sicherheit als gesamtgesellschaftliche Aufgabe
Infra-
struktur-
Anbieter
ÖPNV
Kontakt :
Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Ingrid Hermannsdörfer
Telefon: +49(0)30 4664-979111
E-Mail: ingrid.hermannsdoerfer@polizei.berlin.de oder: lkapraev1@polizei.berlin.de
Der Polizeipräsident in Berlin I Zentralstelle für Prävention I Städtebauliche Kriminalprävention I Dipl. Ing. Ingrid Hermannsdörfer