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Tacrolimus undPimecrolimus beiatopischem Ekzem

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Academic year: 2022

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F O R T B I L D U N G F O R M A T I O N C O N T I N U E

KL E M E N S RA P P E R S B E R G E R

Die atopische Dermatitis ist eine genetisch determinierte Erkrankung, gekennzeichnet durch eine lebenslange Dispo- sition zu Ekzemen. Sie kann in jedem Lebensalter (Säugling bis Greis) klinisch manifest werden und nimmt einen chro- nisch persistierenden oder schubhaften Verlauf. Den Gold- standard der Therapie stellten bislang topische Kortikoide dar. Mit den Kalzineurin- Inhibitoren Tacrolimus und Pimecrolimus steht uns nun die erste Generation vollkommen neuer, kortisonfreier, entzün- dungshemmender Medika- mente zur topischen Behand- lung zur Verfügung.

Die Freisetzung inflammatorisch wirksa- mer Zytokine durch aktivierte T-Lympho- zyten spielt eine entscheidende Rolle in der Pathogenese der atopischen Dermati- tis. Unterbricht man diesen Prozess, kann man damit die Erkrankung quasi bei der Wurzel packen. Nach Stimulierung des T-Zell-Rezeptors wird intrazelluläres Kal- zium mobilisiert. Freies Kalzium aktiviert wiederum ein Schlüsselenzym im Entzün- dungsprozess: die Phosphatase Kalzineu- rin. Denn Kalzineurin sorgt letztendlich über eine Genaktivierung im Zellkern dafür, dass Entzündungsmediatoren (In- terleukin-2) von den T-Zellen produziert und freigesetzt werden.

Die Verhinderung dieses Entzündungsvor- gangs durch Hemmung des Schlüssel- enzyms Kalzineurin ist erstmals durch das Immunsuppressivum Ciclosporin A gezeigt worden, ein Medikament, welches heute aus der Transplantationsmedizin, aber auch aus der Therapie von verschiedenen ent- zündlichen Erkrankungen, nicht mehr weg- zudenken ist. Versuche, Ciclosporin A in einer topischen Therapieform einzuset- zen, sind bislang jedoch sehr unbefrie- digend verlaufen. Es scheint aufgrund seiner molekularen Struktur die Epidermis nicht penetrieren zu können.

Auf der Suche nach ähnlich wirkenden Substanzen, welche allerdings die Haut durchdringen können, sind Wissenschaft- ler auf die Familie der Makrolaktam- Immunsuppressiva beziehungswiese Im- munmodulatoren gestossen (1, 2). Deren wichtigste Vertreter sind Tacrolimus/FK506 und das Ascomycinderivat Pimecrolimus.

Diese beiden chemisch eng verwandten Strukturen binden nach Aufnahme in die Zelle an ein zytoplasmatisches Protein, das so genannte Makrophilin 12. Der Kom- plex aus Medikament (Tacrolimus/Pimecro- limus) und Makrophilin hemmt, ähnlich

wie Ciclosporin A, die Phosphatase Kalzi- neurin. Dadurch bleibt die Aktivierung von Interleukin-Genen – zumindest über diesen Mechanismus – aus, und der Ent- zündungsvorgang wird unterbrochen oder nicht eingeleitet.

Kalzineurin-Inhibitoren im Tierversuch

Experimentelle Untersuchungen am Haus- schwein, dessen Haut eine grosse Ähn- lichkeit mit der menschlichen Haut hat, konnten für Tacrolimus und Pimecrolimus

Tacrolimus und Pimecrolimus bei atopischem Ekzem

Der Stellenwert der Kalzineurin-Inhibitoren M M M

M e e e e r r r r k k k k -- --

s ä t z e s ä t z e

●Die Kalzineurin-Inhibitoren Pimecrolimus und Tacrolimus sind eine sehr gute Ergänzung zur herkömmlichen externen Ekzemtherapie, und können wahrscheinlich Kortison ein- sparen helfen.

●Die Substanzen eignen sich vor allem zur intermittierenden Be- handlung der atopischen Derma- titis und bei milden bis mittel- schweren Krankheitsschüben.

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eine gute Wirksamkeit bei der akuten Kontaktdermatitis belegen. Allerdings gab es Hinweise darauf, dass Pimecrolimus im Vergleich zu Tacrolimus zu einer geringe- ren systemischen Immunsuppression führt.

Vermutlich wirkt Pimecrolimus bevorzugt auf Lymphozyten in der Haut. Tacrolimus durchdringt die Haut zudem in wesentlich grösserem Ausmass als Pimecrolimus. Die- ser Umstand könnte mit dafür verant- wortlich zeichnen, dass die grossflächige topische Anwendung von Tacrolimus mit deutlichen Serumspiegeln der Substanz korreliert (1).

Klinische Erfahrungen mit Pimecrolimus und Tacrolimus

Umfangreiche klinische Studien bei Säug- lingen, Kleinkindern, Schulkindern und Erwachsenen haben in den letzten Jahren die Wirksamkeit der Kalzineurin-Inhibito- ren bewiesen. Dies gilt sowohl für ihre entzündungshemmenden wie auch für ihre antipruriginösen Effekte. Die Daten zeigen aber auch, dass die neuen Sub- stanzen zwar auch bei schweren, akuten Exazerbationen des atopischen Ekzems wirken, dabei jedoch den Glukokortiko- steroiden (Stärkeklasse 3) unterlegen sind.

Dies ist auch nicht verwunderlich, da Kortikoide den Entzündungsvorgang im

Gegensatz zu den Makrolaktamen auf verschiedenen Ebenen der Entzündungs- reaktion hemmen. Kortikoide beschrän- ken sich nicht nur auf T-Lymphozyten, sondern beeinflussen auch die Funktion anderer Zellen, die in den Entzündungs- vorgang involviert sind. Dazu zählen etwa Keratinozyten, Endothelzellen oder Fibro- blasten.

Im Gegensatz dazu haben umfassende Untersuchungen mit beiden Macrolakta- men gezeigt, dass deren Wirkung auf Keratinozyten, Endothelzellen und Fibro- blasten wesentlich geringer ist als jene von Kortison.

Tacrolimus, das etwas stärker wirksam ist als Pimecrolimus, ist entsprechend den Vereinbarungen mit den offiziellen Orga- nen auch zur Behandlung schwerer Ver- laufsformen zugelassen (3, 4).

Anwendung in der Praxis

Für die Praxis bedeutet dies, dass es sinn- voll ist, akute Schübe des atopischen Ek- zems zunächst mit einem topischen Korti- sonpräparat zu behandeln. Sobald die akute Entzündung beherrscht ist, sollte man die Therapie dann mit Tacrolimus oder Pimecrolimus bis zur Erscheinungs- freiheit fortsetzen. Es ist bekannt, dass nach Umstellung auf eine blande Pflege- therapie die Patienten immer wieder ein

«Aufflackern» ihrer Entzündung bekla- gen. Auch diese milden Rezidive der ato- pischen Dermatitis können mit den topi- schen Kalzineurin-Inhibitoren hervorragend beherrscht werden.

Bei der Behandlung sollte ausserdem die Galenik der Zubereitungen von Tacrolimus (Protopic®-Salbe) und Pimecrolimus (Eli- del®-Creme) ins Kalkül gezogen werden:

Protopic® ist eine Wasser-in-Öl-Emulsion und daher fettig, während Elidel® eine Öl-in-Wasser-Emulsion darstellt und mehr Wasserbestandteile aufweist. Beide Sub- stanzen stellen eine hervorragende Ergän- zung zur lokalen Kortisontherapie dar.

Das heisst aber nicht, dass wir auf topi- sche Kortikoidpräparationen in der Be- handlung der atopischen Dermatitis künf- tig verzichten können. Allerdings bieten die neuen Substanzen eine hervorragende

Möglichkeit, Kortison einzusparen und damit auch die Kortisonnebenwirkungen zu minimieren. Besonders wichtig ist die- ser Aspekt bei der Behandlung jener Kör- perareale, die besonders empfindlich für die Ausbildung einer Hautatrophie sind, wie das Gesicht, die Körperbeugen und die Leisten- und Genitalregion. Insbeson- dere für diese Areale scheinen sich die Kalzineurin-Inhibitoren als Medikamente der ersten Wahl zu etablieren.

Nebenwirkungen von Pimecrolimus und Tacrolimus

Über Nebenwirkungen liegen vorläufig nur wenig Beobachtungen vor: Manche Patienten beklagen ein lokales Hitzege- fühl und Brennen nach der Applikation.

Diese Missempfindungen können in selte- nen Fällen so unangenehm werden, dass auf eine weitere Verwendung verzichtet wird. Die Vermutung, dass Tacrolimus und Pimecrolimus lokale Hautinfektionen för- dern könnte, wurde in neuesten Studien nicht bestätigt. Allerdings gibt es verein- zelte Berichte über Infektionen mit Demo- dex und Herpesviren, deren Wertigkeit allerdings noch zu prüfen ist, da solche In- fektionen zu den typischen Problemen der Atopiker gehören (5, 6).

Zusammenfassung

Soweit wir es heute beurteilen können, stellen die Kalzineurin-Inhibitoren eine hervorragende Ergänzung zu den gängi- gen Therapieschemata der atopischen Dermatitis dar. Es wird daher in der Zu- kunft sicherlich möglich werden, topische

Therapie des atopischen Ekzems

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Kortikosteroide einzusparen und damit das Problem von Kortison-Nebenwirkun- gen zu minimieren. Last but not least sei erwähnt, dass wir mit den neuen Medika- menten der in weiten Kreisen der (atopi- schen) Bevölkerung immer stärker wer- denden «Kortisonphobie» gut begegnen

können. ●

Literaturverzeichnis

1. Stütz A, Grassberger M, Meingassner JG (2003): Entstehungsgeschichte und präklinisches Profil von Pimecrolimus.

Hautarzt 54: 405–412.

2. Ruzicka T, Bieber T, Schöpf E et al.

(1979): A short-term trial of tacrolimus

ointment for atopic-dermatitis. European Tacrolimus multicenter atopic dermatitis study group N Engl J Med 337: 816–821.

3. Ständer S, Luger TA (2003): Antipruri- tische Wirkung von Pimecrolimus und Tacrolimus. Hautarzt 54: 413–417.

4. Meurer M, Wozel G (2003): Behand- lung des atopischen Ekzems bei Erwach- senen mit topischen Calcineurininhibito- ren. Hautarzt 54: 424–431.

5. Fleischer AB Jr, Ling M, Eichenfield L et al. (2002): Tacrolimus ointment for the treatment of atopic dermatitis is not associated with an increase in cutaneous infections. J Am Acad Dermatol 47: 562–

570.

6. Ho V, Gupta A, Kaufmann R et al.

(2003): Safety and efficacy of nonsteroid pimecrolimus cream 1% in the treatment of atopic dermatitis in infants. J Pediatr 142: 155–162.

Univ. Prof. Dr. Klemens Rappersberger Dermatologische Abteilung Krankenanstalt Rudolfstiftung Juchgasse 25 A-1030 Wien Tel. 0043-1-71165-2707 Fax 0043-1-71165-2709 E-Mail:

klemens.rappersberger@kar.magwien.gv.at

Interessenkonflikte: keine deklariert

Diese Arbeit erschien zuerst in

«Der Allgemeinarzt» 16/2003.

Die Übernahme erfolgt mit freundlicher Genehmigung von Verlag und Autor.

I n d i k a t i o n e n f ü r Ta c r o l i m u s / P i m e c r o l i m u s i n d e r S c h w e i z

(lt. Arzneimittel-Kompendium)

Protopic®ist indiziert zur Behandlung akuter Exazerbationen von mittelschwerer bis schwerer atopischer Dermatitis, falls die herkömmliche Behandlung nicht genügend wirksam ist oder Nebenwirkungen auftreten.

Elidel®: Kurzzeit- und intermittierende Langzeitbehandlung der leichten bis mittel- schweren atopischen Dermatitis ab einem Alter von 2 Jahren in Situationen, in denen eine konventionelle Therapie mit Emollienzien und topischen Kortikosteroiden nicht angewendet werden kann.

Therapie des atopischen Ekzems

Corrigendum

Zum Beitrag «Praktische Umsetzung der Folsäureprophylaxe» im ARS MEDICI Dossier 1/2004, Seite 8.

Ein aufmerksamer Leser, Herr Dr. J. Riediker aus Effretikon, hat uns auf einen Fehler im ARS MEDICI Dossier 1/2004, das zusammen mit AM 2/04 ausgeliefert wurde, aufmerksam gemacht. Er schreibt: «Zum Artikel Folsäureprophylaxe: Dies würde beim durchschnittlichen Verbraucher einen FS-Zusatz von zirka 300 mg pro Tag bringen». So viel Brot kann keiner essen, das 1000-fache weniger wäre vernünftig.»

Tatsächlich ist uns bei der Datenübertragung ein eklatanter Fehler unterlaufen – aus 300 µg (Mikrogramm) Folsäure wurden so 300 mg. Wir bitten um Nachsicht.

Redaktion

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Die Einkaufsgemeinschaft von Ärzten für Ärztinnen

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