Das PACMAN-Modell
Harald Ziegelwanger
1und Paul Reiter
1,2¹
AIT Austrian Institute of Technology, Mobility Department, Transportation Infrastructure Technologies, Giefinggasse 2, 1210 Wien, Austria, Email: harald.ziegelwanger@ait.ac.at²
TU Wien, Institut für Angewandte Physik, Wiedner Hauptstr. 8-10/134, 1040 Wien, AustriaEinleitung
Numerische Verfahren wie die Randelementmethode (engl. boundary element method, BEM) oder die Fini- te Elemente Methode sind weit verbreitet in der Akus- tik. Auf der Internetplattform1der Benchmark-Initiative des Technical Committee for Computational Acoustics der European Acoustics Association [1] können sowohl Benchmark-Fälle als auch Lösungen zu bestehenden Fäl- len eingereicht und veröffentlicht werden. Während für die 3D BEM bereits Benchmark-Fälle veröffentlicht wur- den, wie zum Beispiel das ”Cat’s Eye”-Modell [2] mit zugehöriger analytischer Lösung oder der Radiatterer, so wurden bis jetzt keine Benchmark-Fälle für die 2D BEM oder die quasi-periodische BEM eingereicht. Des- halb wird in diesem Beitrag das ”PACMAN”-Modell vor- gestellt. Das PACMAN-Modell ist das 2D-Pendant zum
”Cat’s Eye”-Modell und wird durch einen Kreis mit feh- lendem Kreissektor beschrieben (Abb. 1). Es wird ana- log zum ”Cat’s Eye”-Modell eine analytische Lösung für den einfachen Fall einer symmetrischen Abstrahlung von Oberflächenschwingungen präsentiert und mit dem anti- symmetrischen Teil ergänzt um auch die Reflexion von beliebig einfallenden Schallwellen berechnen zu können.
Abschließend werden die Abstrahlungs- und Streuungs- muster für verschiedene Konfigurationen gezeigt.
0 2ϕ0 r0
P
r
ϕ v
x y
I
II
Abbildung 1: Das PACMAN-Modell besteht aus einem Kreis mit Radiusr0 mit einem ausgeschnittenen Kreissektor mit Winkelbreite2ϕ0.
1http://eaa-bench.mec.tuwien.ac.at
Schallfeldformulierung
Die Formulierung des Schallfelds wird in Polarkoordina- ten r, ϕ angesetzt, wobei ϕ = 0 im Zentrum der PAC- MAN-Öffnung gewählt wird. Der Schalldruckpwird über die 2D Helmholtz-Gleichung beschrieben [3]:
1 r
∂
∂r
r∂p(r, ϕ)
∂r
+ 1 r2
∂2p(r, ϕ)
∂ϕ2 +k2p(r, ϕ) = 0, (1) wobei k = cω
0 die Wellenzahl, ω die Kreisfrequenz und
c0 die Schallgeschwindigkeit sind. v = kZi
0gradp ist die Schallschnelle, Z0 die Schallkennimpedanz und ρ0 die Dichte des Mediums. In Polarkoordinaten lässt sich die Helmholtzgleichung durch einen Produktansatz fürp(r, ϕ)
mit einem radialen Teil R(kr)und einen winkelabhängi- gen TeilΦ (ϕ)lösen:
p(r, ϕ) =R(kr)Φ(ϕ) (2)
mit
R(kr) =AνR(1)ν (kr) +BνR(2)ν (kr)
und
Φ(ϕ) =ανcos(νϕ)+βνsin(νϕ).
In der äußeren Zone (I) muss die Sommerfeld’sche Ab- strahlbedingung und Kontinuität des Schalldrucks erfüllt sein. Daraus folgt eine Periodizität des Schallfeldes in ϕ
undν=n= 0,1,2, . . . [4]. Der Schalldruck wird als Überla- gerung von anti-symmetrischen und symmetrischen Mo- den dargestellt:
p(I)(r, ϕ) =
∞ X n=0
aAnHn(2)(kr) sin (nϕ) + (3)
aSnHn(2)(kr) cos (nϕ),
wobei aAn und aSn die Modenamplituden für den anti- symmetrischen und symmetrischen Schallfeldanteil in (I) und Hν(2)(kr)die Hankelfunktion zweiter Art darstellen.
Das Schallfeld in der inneren Zone (II) muss die Randbe- dingung von schallharten Kanten im fehlenden Kreissek- tor erfüllen. Daraus ergeben sich unterschiedliche Moden- indizes (mit N =π/ϕ0) für den anti-symmetrischen und symmetrischen Anteil des Schallfeldes:
p(II)(r, ϕ) =
∞ X η=0
bA η+ 12
NJ
η+ 12
N(kr) sin
η+1 2
N ϕ
+
(4)
bSηNJηN(kr) cos (ηN ϕ),
wobei bA(η+1/2)N und bSηN die Modenamplituden für den anti-symmtrischen und symmetrischen Schallfeldanteil in (II) undJν(kr)die Besselfunktion darstellen.
DAGA 2017 Kiel
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PAC-MAN Gleichungen
Durch Gleichsetzen der Schalldrücke für das einfallende und gestreute Schallfeld in (I) und das gesamte Schallfeld in (II) und Erfüllung der schallharten Randbedingungen, ergibt sich das gekoppelte Schallfeld von (I) und (II) für die PAC-MAN Geometrie zu:
∞ X n=0
δn,i 2 H
0(2)
i (kr0)−ϕ0
π Hn(2)(kr0)
∞ X η=0
2J0 η+ 12
N(kr0) J
η+ 12
N(kr0)Isin n,
η+ 12
NIsin i,
η+ 12
N
aAn =
−i1
2Z0ViA,vib+ϕ0 π
∞ X η=0
2J0
η+ 12
N(kr0) J
η+ 12
N(kr0)Isin i,
η+ 12
N (5)
∞ X n∗=−∞
"
Jn∗(kr0)Hn(2)∗ kr∗
sin n∗ϕ∗ Isin
n∗, η+ 12
N
#
−Ji0(kr0)Hi(2) kr∗
sin (iϕs) + iϕ0 π
∞ X n∗=0
Z0VnA,vib∗ Ii,nsin∗
für den anti-symmetrischen Anteil und zu
∞ X n=0
δn,i δi H
0(2)
i (kr0)−ϕ0
π Hn(2)(kr0)
∞ X η=0
δηNJηN0 (kr0)
JηN(kr0) In,ηNcos Ii,ηNcos
aSn=
−i1 δi
Z0ViS,vib+ϕ0 π
∞ X η=0
(δηNJηN0 (kr0)
JηN(kr0) Ii,ηNcos (6)
∞ X n∗=−∞
h
Jn∗(kr0)H(2)n∗ kr∗
cos n∗ϕ∗ Incos∗,ηN
i
−Ji0(kr0)Hi(2) kr∗
cos iϕ∗ + iϕ0
π
∞ X n∗=0
Z0VnS∗,vibIi,ncos∗
für den symmetrischen Anteil des Schallfeldes. In Gl.
5 und 6 sind Vivib Modenamplituden der Oberflächen- schwingungen, δi die Stoßfunktion, δn,i die Sprungfunk- tion, 0 die Ableitung nach dem Argument und Ii,ncos, Ii,nsin
Kopplungsintegrale von (I) und (II) (nähere Details in [5]).
Beispiele
In Abb. 2bis 4 sind Ergebnisse (normierter Schalldruck ausgewertet beir= 2m) für die Abstrahlung von Oberflä- chenschwingungen und für die Streuung von einfallenden Schallwellen von Linienschallquellen dargestellt. In allen Beispielen betrugr0= 1m undϕ0=π/N. Summen in Gl.
5 und6wurden bei Ordnung 100 abgebrochen.
0°
45°
90°
135°
180°
225°
270°
315°
0.40.2 0.80.6 1.0
0°
45°
90°
135°
180°
225°
270°
315°
0.40.2 0.80.6 1.0
(a)125 Hz (b)1000 Hz
Abbildung 2: Schallabstrahlung der äußeren PAC-MAN- Oberfläche fürN= 6( ),N= 4( ) undN = 2(
) und für einen kompletten Zylinder ( ).
0°
45°
90°
135°
180°
225°
270°
315°
0.40.2 0.80.6 1.0
0°
45°
90°
135°
180°
225°
270°
315°
0.40.2 0.80.6 1.0
(a)125 Hz (b)1000 Hz
Abbildung 3: Streuung der einfallenden Schallwelle einer Linienschallquelle (r∗= 4, ϕ∗ =π/4). Andere Details wie in Abb.2.
0°
45°
90°
135°
180°
225°
270°
315°
0.40.2 0.80.6 1.0
0°
45°
90°
135°
180°
225°
270°
315°
0.40.2 0.80.6 1.0
(a)125 Hz (b)1000 Hz
Abbildung 4: Streuung der einfallenden Schallwelle einer Linienschallquelle (r∗= 1.01, ϕ∗=π/N). Andere Details wie in Abb.2.
Literatur
[1] M. Hornikx, M. Kaltenbacher, S. Marburg, A Platform for Benchmark Cases in Computational Acoustics, Acta Acusti- ca united with Acustica 101 (4) (2015) 811–820. doi:doi:
10.3813/AAA.918875.
[2] F. P. Mechel, The Cat’s Eye Model, Acta Acustica united with Acustica 91 (4) (2005) 653–660.
[3] L. L. Beranek, T. J. Mellow, Acoustics: Sound Fields and Trans- ducers, Academic Press, Amsterdam, 2012.
[4] E. G. Williams, Fourier Acoustics, Academic Press, London, 1999.
[5] H. Ziegelwanger, P. Reiter, The PAC-MAN Model: Benchmark Case for Linear Acoustics in Computational Physics, submitted to the Journal of Computational Physics.
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