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Bericht von der Enquete des Institutes für Religion und Frieden 2008

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Bericht von der Enquete des Institutes für Religion und

Frieden 2008

Vom 15. bis 16. Oktober lud das Wiener Institut für Religion und Frieden Militärbischöfe und leitende Vertreter der katholischen Militärseelsorge in Europa zur jährlichen Enquete in die Landesverteidigungsakademie in Wien.

Teilnehmer aus zwölf Ländern waren der Einladung von Bischofsvikar Wer- ner Freistetter gefolgt, sich in Wien zwei Tage lang mit dem Thema „Säkula- risierung in Europa – Herausforderung für die Militärseelsorge“ auseinander- zusetzen.

Säkularisierung in Gesellschaft und Politik stand im Blickpunkt des Vortrags von Univ.-Prof. Leopold Neuhold, dem Leiter des Instituts für Ethik und Ge- sellschaftslehre an der Universität Graz. Ausgehend von einer Kritik der soziologischen Säkularisierungsthese vom Verschwinden der Religion zeigte er die Schwächen eines eindimensionalen Säkularisierungsmodells auf, nach dem mehr Moderne weniger Religion bedeute. Sinnvoller sei es, Säku- larisierung als mehrdimensionalen Prozess zu verstehen, auf der Ebene der Gesellschaft, der Kirche, der Kirchengemeinde und des Einzelnen. Säkulari- sierung sei immer untrennbar mit Pluralisierung und Individualisierung ver- bunden. Sie eigne sich weder in bloß positivem Sinn als Optimierungskate- gorie noch als bloß negative Unrechtskategorie. Vielmehr gehe es darum, die relative Autonomie irdischer Wirklichkeiten (2. Vatikanisches Konzil, GS 36) anzuerkennen und die Säkularisierung als Herausforderung für politi- sches und gesellschaftliches Handeln der Kirche in den Blick zu nehmen.

Msgr. Gergely Kovács, der Büroleiter des Päpstlichen Rats für die Kultur, beleuchtete das Phänomen der Säkularisierung aus der Sicht des Rates. Auf seiner jüngsten Vollversammlung 2008 versuchten die Delegierten, eine

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pastorale Antwort auf die Herausforderung der Säkularisierung zu finden.

Die Reaktion der Kirche dürfe nicht in bloßer Resignation bestehen, sondern positiv in einer Haltung des Dialogs, der mit den Freuden und Erwartungen, der Trauer und der Angst unserer Zeitgenossen umgeht.

Der französische Militärbischof Patrick Le Gal wies auf die jüngste Entwick- lung im Verhältnis zwischen Kirche und Staat in seiner Heimat hin: Die Kir- che, jahrzentelang vom Staat eher an den Rand gedrängt, werde nun vom französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy eingeladen, die weit ver- breitete Hoffnungslosigkeit in der Gesellschaft zu lindern. Im Bereich der Militärseelsorge, so Le Gal, sei eine neue Offenheit für Sakrales festzustel- len. Begriffe wie „Entsendung“ und „Opfer“ würden im Lichte der Einsätze der Armee neue Geltung erfahren. Le Gal betonte zudem den guten Verlauf des Besuchs von Papst Benedikt XVI. im vergangenen September in seinem Land.

Im Hauptreferat des öffentlichen zweiten Teils der Enquete „Die Kirchen in Europa und die Säkularisierung“ fragte Univ.-Prof. Dietmar Winkler vom Fachbereich für Bibelwissenschaft und Kirchengeschichte an der Universität Salzburg zunächst nach der Bedeutung und Bewertung von Säkularisierung.

Westeuropa sei nicht areligiös, so sein Fazit, die Kirchen seien aber nicht dazu in der Lage, mit diesem Phänomen umzugehen. Säkularisierung be- deute nicht ein Ende von Mission und Verkündigung, sondern solle als Auf- trag an die Kirchen verstanden werden, sich verstärkt um die Menschen und die Gesellschaft zu bemühen. Die letzte Begründung des Humanums sei aus Sicht der Kirchen in der Bindung an Gott begründet, der säkulare Staat könne sie sich nicht selbst geben.

Allerdings konzentriere sich die Säkularisierungsdebatte meist auf Westeu- ropa und die USA. Winkler plädierte für ein Europaverständnis, das die or- thodox geprägten Länder Europas selbstverständlich einschließt. Nach dem Bild von Johannes Paul II. bildeten die westliche und die ostkirchliche Tradi- tion die beiden Lungen Europas. Auch die orthodoxen Kirchen hätten viel zur Diskussion um den Umgang mit Säkularisierung beizutragen, vor allem durch ihr Kirchenverständnis einer Einheit in der Vielheit, der Vielheit näm- lich autonomer und autokephaler Kirchen. Ein weiterer wichtiger Beitrag der Ostkirche bestehe in ihrer jahrhundertelangen Erfahrung im Umgang mit Muslimen.

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