Carl Hentze 22. 6. 1883 — 20. 3. 1975
Carl Hentze (1883—1975)
Von Manotied Poekebt, Münclien
Mit Cabl Hentze hat die Sinologie, im weiteren auch die inter¬
kulturelle Symbolforschung emen ihrer originellsten und frucht¬
barsten Vertreter verloren.
Rufen wir uns zunächst seine äußeren Lebensdaten ins Gedächtnis.
In Antwerpen in eine deutsche Kaufmannsfamilie geboren, besuchte
Cael Hentze an diesem Ort die ,, Allgemeine Deutsche Schule", so¬
dann das staatliche belgische Gymnasium, endlich, zum Abschluß,
das Gymnasium in Mannheim. Das Abitur legte er am Königlichen
Athenäum in Antwerpen ab. Anschließend wandte er sich ganz der
Malerei zu. Er studierte zuerst drei Jahre in Karlsruhe (wo er auch
Kunstgeschichte bei Oeschblhäusee hörte), dann noch üi Antwerpen,
bei Künstlern wie Feiedeich Fehe, Eenst Schueth, Jacob Smits,
EtroiiNE JooBS, AuGtrsTE Oleffe. Er machte die Bekanntschaft von
James Ensoe und Constant Peemeke. Schon vor dem 1. Weltkrieg
erzielte Hentze mit seinen sparsam fertiggestellten, in Ruhe ausge¬
feilten Arbeiten, die zwischen der niederländischen Maltradition und
dem deutschen Expressionismus ihre Heimat haben, wie or selbst
sagte, ,,auch auf internationalem Gebiet schöne Erfolge, zuletzt im
Glaspalast München 1913". Unterdessen bahnte sich langsam eine
innere, schließlich auch äußere Wende im Schaffen Hentzes an. Etwa
1910 hatte Hentze im Berliner Völkerkundemuseum erstmals chine¬
sische Kunst gesehen. Dieser Kontakt muß tatsächlich einer elementa¬
ren Betroffenheit gleichzusetzen gewesen sein. Denn schließlich, im
Herbst 1912, siedelte er ganz nach Berlin über, nicht so sehr der
Malerei — er lernte in Berlin Feiningee und Heckel kennen — als
der Chinakunde wegen. In seinen eigenen Worten: ,, Darauf ließ ich die
Malerei ganz stehen und versuchte, zunächst mit chinesischer Hilfe,
mir Kenntnisse von Sprache, Geschichte und Kultur Chinas anzu¬
eignen." Bereits damals, in den Jahren 1914—18, legte er auch den
Grundstock zu seiner wissenschaftlichen Bibliothek, jener Bibliothek,
die heute als Sammlung Hentze im Besitz der Bayerischen Staats¬
bibliothek in Münschen ist.
Bei Kriegsende 1918 kehrte er nach Antwerpen zurück. Da es damals
in Belgien keine Möglichkeit gab, an einer Hochschule Sinologie zu
6 Manfbed Pobkebt
studieren, wandte er sich an die Jesuitenmission, bei der er dank be¬
sonderer Empfehlung und aufgrund seiner schon erworbenen Kennt¬
nisse zum Studium zugelassen wurde. Sein Lehrer dort war P. Louis
van Heb, der drei Jahrzehnte in China gewirkt hatte und dabei Mit¬
arbeiter des berühmten französischen Jesuiten und Sinologen P. S.
Couveeub gewesen war.
1926 wurde Hentze, der niemals regelrecht promoviert worden war,
geschweige dann sich habilitiert hatte, sondern allein durch wissen¬
schaftliche Aufsätze und Vorträge legitimiert war, ohne sich formell
beworben zu haben, vom damaligen Minister Huysmans als Dozent
für chinesische Schriftsprache, Kulturgeschichte, Archäologie und
Kunstgeschichte Chinas an die Universität Genf berufen. Die Stelle,
die er damit einnahm, war mehr als ein Jahrzehnt unbesetzt gewesen
imd vordem von P. Prof. Steenackees eingenommen worden. 1932
erfolgte Hentzes Ernennung zum Professor.
1939 erhielt Hentze bei Beibehaltung der Professur in Gent die
Übernahme einer Professur auch in Utrecht (Holland) angeboten, als
Nachfolger von Prof. Feeguson. Er lehnte mit dem Hinweis ab, daß
unter der Last eines solchen Doppelauftrags zwangsläufig die Qualität
seiner Forschung und Lehre an beiden Orten leiden würde. Doch
Übernahm er dann, von Ende 1940 an, zusätzlich einen Lehrauftrag
an der Universität Brüssel, den er bis zur Schheßung dieser Universität
im Herbst 1941 wahrnahm. Damals wurden noch Überlegungen ange¬
stellt, ihn für einen Lehrstuhl an der Universität Wien zu gewinnen,
als für ihn völlig überraschend 1942 ein formeller Ruf der Universität
Frankfurt an ihn erging. Vom Wintersemester 1942/43 an lehrte er
dort als ordentlicher Professor — mit einer Unterbrechung nach 1945—
bis zu seiner Emeritierung 1948. Erst danach, in den folgenden zwei¬
einhalb Jahrzehnten, also zwischen seinem 65. und seinem 80. Lebens¬
jahr, schuf und veröffentlichte er, in Darmstadt lebend, jene bahn¬
brechenden und grundlegenden, methodisch reifen Arbeiten, die dem
Wirken Hentzes vor allem in kommenden Generationen Strahlkraft
und Bedeutung sichern werden. Denn seine zeitgenössischen Kollegen
sind diesem Wirken eher mit Reserve und Unverständnis begegnet.
Dafür gab es verschiedene Gründe, die sowohl in der Person als auch
im Werk Hentzes gegeben waren.
Für Cael Hentze bedeutete die scheinbare Gunst seines Schicksals
zugleich auch seine schärfste Problematik. Überdurchschnittlich, aber
nicht einseitig begabt, in komfortablen Lebensverhältnissen auf¬
wachsend, kunstsinnig, doch eher von nüchternem Lebensstil, kon¬
zentriert und zielstrebig in der Arbeit — all dies waren Charakter¬
züge, die, wenn sie nur vereinzelt in einer Persönlichkeit zusammen-
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treffen, dieser schon eine sichere und angenehme Existenz und äußeren
Erfolg verheißen. Tatsächlich zeigt seine Biographie, sieht man von
einigen Monaten der Intrigen und der Anfeindung nach dem Ende
des 2. Weltkrieges ab, äußerlich nichts, was man eine existentielle
Krise, eine an den Nerv gehende Bedrohung nennen könnte. Jene
kollektiven Katastrophen tmd persönlichen Verhängnisse, von denen
im Laufe seines langen Lebens die Mehrzahl seiner Zeitgenossen be¬
troffen wurden, schienen am ruhigen Gleichmaß seiner Arbeit und eines
bescheidenen, aber niemals erschütterten Wohlstands vorbeizuziehen,
wie die Wolken eines sich in der Ferne entladenden Gewitters. So
kannte er die Mehrzahl jener schmerzhaften Kompromisse und An¬
passungen, die wir fortgesetzt im menschlichen wie im materiellen
Bereich zur Gestaltung eines Lebenswerks, zur Erhaltung der bloßen
Existenz einzugehen gezwungen sind, nur vom Hörensagen, nie am
eigenen Wesen. Sein nicht geringer Kampfesmut, seine Bereitschaft
zu Konflikt und Auseinandersetzung entfaltete sich denn, wie wir fest¬
stellen, so gut wie ausschließlich in seinem künstlerischen imd in seinem
wissenschaftlichen Werk; der Sinn einer verbindlichen Geste oder
eines taktischen Nachgebens scheint ihm niemals recht eingeleuchtet
zu haben.
Doch haben, wie gesagt, den Zugang zum wissenschaftlichen Werk
Hentzes auch noch innere Gegensätze dieses Werks erschwert. Ansatz
und Absicht seiner wissenschaftlichen Unternehmungen sind positi¬
vistisch: scheinbar ganz den Geisteströmungen des ausgehenden
19. Jahrhunderts verpflichtet, suchte Hentze konkret — und das
hieß bei ihm, materiell faßbar zu beweisen, was als spiritueller Anspruch
über Jahrtausende und Kontinente hinweg Gültigkeit hat — anhand
der faszinierenden Dekors der chinesischen Kultgegenstände, insonder¬
heit der Kultbronzen der Shang-Zeit.
An die Verwirklichung dieser paradoxen Absicht wandte er zwei
Drittel seines Lebens, darunter die fruchbarsten Jahrzehnte, sowie die
Ressourcen der Kunst, der Philologie und der Naturwissenschaften,
insbesondere der Zoologie. (Es ist hier nämlich nachzutragen, daß sich
Hentze bereits während seiner Gymnasialzeit so stark mit der Biologie
und Zoologie beschäftigte, daß seine Eltern zunächst meinten, er würde
diese zu seinem Beruf machen ; auch, daß er zeitlebens die Ergebnisse
dieser Disziplinen mit mehr als nur dilettantischem Interesse verfolgt
hat.)
Die kritische Prämisse, von der Hentze ausging, war die, daß alle
historischen Nachrichten, die wir über das alte und älteste China
besitzen, durch das mächtige Filter einer nach Thematik und Inter¬
pretation beispiellos starren und dogmatischen Tradition passiert
8 Mantred Porkert
seien, so daß wir auch mit äußerster philologischer Spitzfindigkeit
niemals und nirgendwo mehr mit dem tatsächlich in Kontakt kommen,
was vor dreitausend und mehr Jahren in China gedacht und getan
wurde — außer durch die archäologischen Dokumente der Frühzeit.
Und die Absicht, die ihn bis in sein 9. Dezennium unermüdlich forschen
und oft mit Vehemenz argumentieren ließ, war zu zeigen
1. daß und wie die Leitbegriffe der chinesischen Philosophie und des
chinesischen Denkens, die in der zweiten Hälfte des ersten Jahr¬
tausends verhältnismäßig unvermittelt ins Licht der literarisch
tradierten Geschichte kommen, in jener Frühzeit schon angelegt,
präfiguriert waren ;
2. daß die frühen Kulturen Chinas im 3. und 2. Jahrtausend vor Christi
kein genetisch isoliertes Phänomen darstellten, sondern im Zu¬
sammenhang mit allen zirkumpazifischen Kulturen nicht nur Asiens,
sondern unbedingt auch Ozeaniens und der beiden Amerikas gesehen
nnd verstanden werden müßten.
Beide Thesen waren ohne Rücksicht auf die momentane wissen¬
schaftliche Konjunktur, zum Teil geradewegs gegen sie aufgestellt.
Denn schon als Hentze mit seinen ersten tastenden sinologischen
Publikationen in den 30er Jahren hervortrat, hatten sieh die Impulse
eines Hegel oder Htjmboldt im Bereich der Philologien längst in ihr
gerades Gegenteil verkehrt und in der Sinologie markierten Namen
wie Wilhelm oder Foeke die bisher letzten Versuche, philosophische
Fragestellungen überhaupt in den Blick zu bekommen.
Nach dem 2. Weltkrieg verkümmerte auch dieses Bedürfnis allmäh¬
lich. Und nach und nach schien nicht nur der Sinn, sondern die Sache
selbst an Interesse zu verlieren. Wer überhaupt in der Wissenschaft
noch seine spannungslose Aufmerksamkeit auf die Relikte des Alter¬
tums richtete, fragte allenfalls nach ihrem Zweck, niemals nach ihrem
Sinn. Hentzes späten Arbeiten, insbesondere sind das Bronzegerät,
Kulthauten, Religion im ältesten China der Shang-Zeit; Tod, Auf¬
erstehung und Weltordnung, Das mythische Bild im ältesten Cliina;
Das Haus als Weltort der Seele (siehe die folgende Bibliographie) sind
gegen diese historische Tendenz entstanden, methodisch von gediegener
Schlüssigkeit, in der Dokumentation umfassend und unwiderlegbar,
sprachlich zwar mitunter breit, doch stets eindeutig, in der Dar¬
stellung farbig und oft dramatisch. Sie fanden die Aufmerksamkeit nur
einiger weniger Einzelner, wie etwa die Miecba Eliades, der zuletzt
als Professor für Religionsgesehichte an der University of Chicago
wirkte, oder Heebeet Kühns. Die meisten und einflußreichen
Wissenschaftler und Fachkollegen standen und stehen ihnen rat- und
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teilnahmslos gegenüber. Diese Tatsache aber sollten wir heute klar
sehen: nicht wegen zweifelhafter Ergebnisse und anfechtbarer Metho¬
den auf Seiten Hentzes, Borniertheit und bösen Willens auf Seiten
seiner Kritiker und Kollegen haben Hentze und sein Werk viele
unfruchtbare Fehden und Mißverständnisse heraufbeschworen, sondern
einfach deshalb, weil hier Werk und Zeitgeist in selten eklatanter Weise
auseinanderklaffen .
Cakl Hentze war bis wenige Monate vor seinem Tod künstlerisch
und wissenschaftlich tätig und von uneingeschränkter geistiger Präsenz.
Sein künstlerisches Werk ist in den Besitz der Stadt Darmstadt über¬
gegangen, die dieses Werk schon früher wiederholt gewürdigt und
herausgestellt hatte, so zuletzt in einer Ausstellung in der Kunsthalle
am Steubenplatz im Jahre 1968.
Über das wissenschaftliche Werk gibt die nachfolgende Bibliographie
Auskunft, in der wir Hentzes letzte abgeschlossene Arbeit Fisch und
Labyrinth. 23 MS-Seiten + Apparat -\- 43 Abb. zu ergänzen haben.
Dieser Aufsatz wurde noch von Hentze der Stiftung Ludwig Keimer
für vergleichende Forschung in Archäologie und Ethnologie, Basel
und Rom, zur Veröffentlichung übergeben.
Bibliographie
A. Selbständige Werke
1. Les figurines de la ciramique funiraire. Hellerau bei Dresden 1927. Text¬
band 105 S., Tafelband 114 Taf.
2. Chinese Tomh Figures. London 1928. Textband 106 S., Tafelband 114Taf.
(Engl. Ausg. von 1.)
3. Mythes et symboles lunaires. Antwerpen 1932. 252 S., 182 Abb. u. 14 Taf.
4. Objets rituels, croyances et dieux en Chine et en Arrtirique. Antwerpen 1936.
119 S., 230 Abb. u. 12 Taf.
5. Frühchinesische Bronzen und Kultdarstellungen. Antwerpen 1937. Text¬
band 168 S., Tafelband 59 Taf.
6. Die Sakralbronzen und ihre Bedeutung in den frühchinesischen Kulturen
der Shang-Zeit. Antwerpen 1941. Textband 199 S., Tafelband 63 Taf.
7. Bronzegerät, Kultbauten, Beligion im ältesten China der Shang-Zeit.
Antwerpen 1951. Textband 273 S., Tafelband 103 Taf.
8. Tod, Auferstehung, Weltordnung. Das mythische Bild im ältesten China,
in den großasialischen und zirkumpazifischen Kulturen. Zürich 1955.
Textband 191 S., Tafelband 62 Taf.
9. Das Haus als Weltort der Seele. Ein Beitrag zur Seelensymbolik in China, Oroßasien, Altamerika. Stuttgart 1961. 179 S., 93 Abb. u. 16 Taf.
10. Funde in Alt-China. Das Welterlehen im ältesten China. Göttingen/Zürich
1968. 290 S., 208 Abb. (Sternstunden der Archäologie. Bd. 6.)
B. Aufsätze
11. La Peinture monochrome sous les Song et ses derivis japonais. In: Revue de l'Universite de Bruxelles 1924, Nr. 3, S. 1—11.
10 Manfred Pobkebt
12. Pacifisme in China in de 6e eeuw voor Christus. In: Entwikkeling 1928.
Nr. 7/8, S. 437—51.
13. Lesjades archaiques en Chine. 1. 2. In: Artibus Asiae 3 (1928/29), S. 199—
216; 4 (1930), S. 35—41.
14. Beiträge zu den Problemen des eurasischen Tierstyles. In: Ostasiatische Zeitschrift NF 6 (1930), S. 150—69.
15. Bijdrage tot Studie der Betrekkingen tusschen de archaisch-chineesche en de
central-amerikaansche Kunst. In: Festschrift August Vermeylen. Brügge
1932, S. 381—6.
16. Schamanenkronen zur Han-Zeit in Korea. In: Ostasiatische Zeitschrift NF 9 (1933), S. 156—63.
17. Methodologische Beschouwingen over het Symbolisme in de Primitieve
Kunst. In: Kunst (Gent) 13 (1933), S. 75—8.
18. Völkerwanderungszeit minussinsker Steppenvölker von Karassuk und
uralische Permkulturen. In: IPEK. Jahrbuch für prähistorische und
ethnologische Kunst 9 (1934), S. 51—66.
19. Le poisson comme symbole de ficonditi dans la Chine ancienne. In: Bulletin
des Musöes Royaux d'art et d'histoire 1934, S. 3—15.
20. Methodologisches zur üntersuchung altchinesischer Schriftzeichen. In-
Sinica-Sonderausgabe (China-Institut der Universität Frankfurt am
Main) 1934, S. 34—45.
21. Le culte de l'oura ou du tigre et le T'ao-t'ie. In: ZalMoxis 1 (1938), S. 50—68.
22. 2Bataksche en Chineesche Teekens. In-.CuituTeel Indie 2 (1940), S. 54—6- 23. Een Romaansch motief en zijn oorsprung. Ebda S. 225—9.
24. China. In: Algemeene Kunst-Oeschiedenis. P. 6, Hoofdstak 1. Antwerpen 1941, S. 1—59, 19 Abb.
25. Ko- und ch'i-Waffen in China und in Amerika. In: Studien zur früh¬
chinesischen Kultmgesehichte 2 (1943), S. 5—18.
26. (Gemeinsam mit Ch. Kjm:) Qöttergestalten in der ältesten chinesischen Schrift. Ebda S. 19—59.
27. Eine Schamanendarstellung auf einem Han-Relief. In: AM NF 1 (1944),
S. 74—7.
28. Zur ursprünglichen Bedeutung des chinesischen Zeichens t'öu = Kopf. In : Anthropos 45 (1950), S. 801—20.
29. Mythos und Ritus um Oeburt und Tod. Zur Symbolik chinesischer Ktdt-
bronzen (1400 v.Chr.). In: Die Umschau in Wissenschaft und Technik
1950, S. 758—9.
30. Comment il faut lire l'iconographie d'un vase en bronze chinois de la piriode Chang. In: Serie Orientale Roma. 5: Conferenze. 1952, S. 49—108.
31. Mythologische Bildsprache im alten China. In: Studium Generale 6 (1953), S. 264—77.
32. Contribution ä l'Hude de l'origine typologique des bronzes anciens de la Chine.
In: Sinologica 3 (1953), S. 229—39.
33. Die Bedeuiung der Inschrift Si tse sun. Ebda 4 (1955), S. 156—65.
34. Cosmogonie du Monde dressi deboui et du Monde renversi. In: Serie
Orientale Roma. 14: Le Symbolisme cosmique des Monuments religieux.
1957, S. 91—117.
SB. Le symbolisme des oiseaux dans la Chine ancienne. In: Sinologica 5
(1957/58), S. 65—92; S. 129—49.
36. Das Bitual der Wiederbelebung durch die „neue Haut" (Altchina-Oceanien—
Amerika). Ebda 6 (1959), S. 69—82.
Carl Hentze (1883—1976) 11
37. Religiöse und mythische Hintergründe zu „Turandot". In: Antaios 1
(1959/60), S. 21—41.
38. Die Tierverkleidung in Erneuerungs- und Initiationsmysterien (Ältestes
China, zirkumpazifische Kulturen und Oroß-Asien). In: Symbolon 1
(1960), S.39— 86.
39. Lichtsymbolik und die Bedeutung von Auge und Sehen im ältesten China.
In: Studium Generale 13 (1960), S. 333—51.
40. Eine Schamanentracht und ihre Bedeutung für die altchinesische Kunst.
In: IPEK 20 (1960/63), S. 55—61.
41. Die Wanderung der Tiere um die heiligen Berge. In: Symbolon 4 (1964),
S. 9—14.
42. Das religiöse Weltbild des Ordnungshelden und das konfuzianische Denken.
In: Das große Gespräch der Religionen (Terra nova) = Veröffentlichung der Keyserhng-GeseUschaft für freie Philosophie 2 (1964), S. 142—169.
43. Die Göttin mit dem Haus auf dem Kopf. In: Antaios 7 (1965), S. 47—67.
48. Altchinesische Kulibilder und ihrer Ausstrahlungen. In: Sinologica 8
(1965) , S. 137—155.
45. Oods and Drinking Serpents. In •.Hiatory of Religions 4(1965), S. 179—208.
46. Die Regenbogenschlange (Altchina und Altamerika). In: Anthropos 61
(1966) , S. 258—266.
47. Die zerstückelte Schlange. In: Antaios 9 (1967), S. 253—261.
48. Die Hausume im ältesten China. In : Anthropos 63/64 (1968/69), S. 421—7, 8 Abb.
49. Zur Hirschsymbolik auf den ältesten chinesischen Bronzegefäßen. In : Aaien.
Tradition und Fortschritt. Festschrift für Horst Hammitzsch zu seinem
60. Geburtstag. Wiesbaden 1971, 8. 198—206, 8 Abb.
50. Antithetische T'ao-t'ieh-Motive. In: IPEK 23 (1972), S. 1—20, 60 Abb.
Erwin Gräf (1914—1976)
Von Egbeet Meyee, Köln
Einer der bedeutendsten Kenner des islamischen Rechts ist nicht
mehr am Leben. Am 3.2.1976 starb Erwin Geäf nach einem Vortrag
in Tübingen, in dem er das Phänomen des Todes im Rahmen islami¬
scher Anthropologie behandelt hatte. Vielleicht hatte ihn eine Vor¬
ahnung bewogen, die letzten Monate seines Lebens an eschatologische
Themen wie Hoffnung und Tod zu wenden. Merkwürdig mag auch die
Nachricht berühren, die von einer bei ihm ungewohnten euphorischen
Stimmung an diesem seinem letzten Tage weiß. Sein gelehrtes Schaffen
mündete nicht zufällig in Anweisungen zu einem seligen Leben, kon¬
zentrierte er doch seine Arbeit auf das islamische Recht, auf einen im
Kern moralisch-praktischen Komplex also. In einer wohl selten anzu¬
treffenden Kombination von existentieller Beteiligung und etwas
paradoxer Stellvertreterschaft für einen überzeugten Muslim beun¬
ruhigte ihn die Frage : Was soll ich tun? Von der wissens- und forschungs¬
mäßigen Seite der Sache her verband er umfassende Kenntnis der
islamrechtlichen Quellen, philologische Sorgfalt, genaue Auswertung
der Realien und behutsame Interpretation, indem er sich auf einen
rechts- und geisteswissenschaftlichen Horizont bezog, der auch der
theologischen und religionswissenschaftlichen Implikationen nicht
entriet, ohne daß ganzheitliche Vorstellungen vom Geiste des Islams
und seines Rechts zu empirisch nicht ausweisbaren Konstruktionen
verzeichnet worden wären. Diese Vorstellungen blieben skrupulös auf
positivistischer Basis kontrollierte Ansätze — denkwürdiger Kontrast
zum inneren Engagement.
Eewin Geäf wurde am 16.2.1914 zu Hückeswagen im Rhein-
Wupperkreis geboren. 1932—1937 studierte er an der Universität
Bonn Orientalistik, Theologie, Religionswissenschaft und Philosophie.
Nach dem Rigorosum wurde er zum Wehrdienst eingezogen. 1941
erwarb Geäf an der Dolmetscher-Lehrabteilung des OKW in Berlin
die Qualifikation als Dolmetscher für Arabisch, Persisch und Türkisch.
Ein kriegsbedingter anderthalbjähriger Aufenthalt auf der Krim gab
ihm Gelegenheit, die Krim-Tartaren und die Sprachen verschiedener
Turkvölker zu studieren. 1946 entlassen, suchte er ein aus der Kriegs¬
gefangenschaft rührendes Leiden zu kurieren, das ihm auch in seinen