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Endodontie, 01/2021

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Academic year: 2022

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EDITORIAL

Endodontie 2021;30(1):3–4 3

… kommt der Moment, an dem einem für das Editorial nichts, aber auch wirklich gar nichts mehr einfällt. Nun ist es soweit: Corona muss eigentlich nicht sein – nicht hier und nicht jetzt. Aber das Fehlen von Live-Fortbildungen und -Tagungen hat offenbar inzwischen auch zu einem Kommu- nikations-Lockdown geführt. Zumindest scheint es seit einiger Zeit keine endodontisch relevanten, interessanten fachlichen oder berufspolitischen Diskussionen zu geben, die eine Kommentierung lohnten. Die Köpfe erscheinen leer, die endgültige Freigabe der Leitlinie WSR ist immer noch nicht in Sicht, in den Fachgesellschaften gibt es keine Skandale, Schalke entzieht sich selbst jeglicher Debatte, da bleibt ja kaum noch etwas.

Natürlich trügt der Schein: Die Fortbildungen laufen in den unterschiedlichsten Formaten wei- ter (und schon sind wir doch wieder bei Corona), teilweise sogar noch als „hygieneoptimierte Prä- senzformate“ oder „präsenzoptimierte Hybrid- formate“ – wenigstens sprachlich gibt es Neues.

Obwohl: Hieß so etwas nicht schon mal „Schön- sprech“? Der Masterstudiengang nimmt Fahrt auf, die Fachgesellschaften stabilisieren sich in einer „coronaadaptierten Routine“, die Tagung

„Ausbildung für Ausbilder“ wird sich online mit Möglichkeiten der Lehre unter Pandemiebedin- gungen befassen und nur an der Guttapercha geht alles spur- und konsequenzlos vorüber.

Aber …

… eine erwähnenswerte Meldung gibt es doch, sie ist nur leider ein wenig untergegangen. In einer 2020 in der Zeitschrift Clinical Oral Investi- gations publizierten Studie zu Häufigkeit und Qualität von Wurzelkanalfüllungen und apikalen

Parodontitiden1 kamen Bürklein und Mitarbeiter aus der Universität Münster, derzeit sicher die produktivste Endodontie-Forschungsabteilung in Deutschland, zu dem Ergebnis, dass die Prävalenz periapikaler Erkrankungen in einer deutschen Kohorte insgesamt 3,8 % der Zähne beträgt, an wurzelkanalgefüllten Zähnen 42,5 %. In einer weiteren Studie verglichen Connert et al.2 die Er- gebnisse einer epidemiologischen Untersuchung aus dem Jahr 1993 mit Resultaten aus 2013 und stellten fest, dass die Häufigkeit wurzelkanal- gefüllter Zähne in ihrer Kohorte in diesem 20-Jahre-Zeitintervall von 2,7 % auf 3,6 % der Zähne zugenommen hatte; die Prävalenz peri- apikaler Läsionen an wurzelkanalbehandelten Zähnen betrug 34 %, 1993 waren es noch (nicht nur in dieser Studie) 63 %. Die Autoren konsta- tieren demzufolge eine Verbesserung der end- odontischen Versorgung – jedenfalls in der von ihnen untersuchten Gruppe.

42 % und 34 % wurzelkanalgefüllte Zähne mit periapikalen Läsionen klingt, isoliert betrachtet, zunächst eher unerfreulich und deprimierend, gewinnt aber schlagartig an Strahlkraft, vergleicht man dies mit Daten aus früheren epidemiologi- schen Studien, in denen fast konstant 60 % und mehr der wurzelkanalgefüllten Zähne eine apikale Parodontitis aufwiesen. Die Publikation solcher katastrophal schlechten Werte – international allerdings im unteren Mittelfeld angesiedelt – brachte mir seinerzeit aus den Reihen der KZBV in Gestalt von Herrn Fedderwitz den Ehrentitel

„Master of Desaster“ ein, Bürki und Connert wä- ren dann vermutlich heute die „Apical Heroes“.

Aber Vorsicht: Zwei Studien an kleinen Kohorten machen noch keinen Trend, die Untersuchungen sind methodisch zu unterschiedlich (z. B. Röntgen hier, DVT dort u. a. m.), als dass ein 1:1-Vergleich

Irgendwann …

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EDITORIAL

4 Endodontie 2021;30(1):3–4

Alles hat ein Ende?

Fast alles! Darunter bedauerlicherweise auch mein Arbeitsvertrag in der Göttinger Zahnerhaltung.

Die meisten dortigen Kolleginnen und Kollegen und ebenso die Studierenden werden mir definitiv fehlen! Good bye und Tschüss!

Hello und Gruezi! Warum treppab, wenn es auch treppauf geht? (Das sollte mal jemand meinen Schalkern sagen!). Ab April werde ich in Teilzeit auf einer Gastprofessur bei meinem Ex- Chef, Prof. Dr. Thomas Attin, in Zürich in einer der endodontisch forschungsstärksten Abteilun- gen Europas weiterhin in Forschung und Lehre aktiv sein. Das redaktionelle Hauptquartier der ENDODONTIE bekommt damit natürlich eben- falls eine neue Heimat! Für Manuskripte und die sonstige Kommunikation gilt bis auf Weiteres aber noch die bewährte Göttinger E-Mail-Adresse (michael.huelsmann@med.uni-goettingen.de ).

Und sprachlich bleibt es definitiv bei Hoch- deutsch!

Bleiben Sie gesund!

Ihr

Prof. Dr. Michael Hülsmann

Literatur

1. Bürklein S, Schäfer E, Jöhren HP, Donnermeyer D. Quality of root canal fillings and prevalence of apical radiolucencies in a German population: a CBCT analysis. Clin Oral Investig 2020;24:1217−1227.

2. Connert T, Truckenmüller M, ElAyouti A et al. Changes in periapical status, quality of root fillings and estimated treatment need in a similar urban German population 20 years later. Clin Oral Investig 2019;23:1373−1382.

zulässig wäre. Mehr als ein temporärer Silberstreif am Horizont der endodontischen Inzidenz- bzw.

Prävalenzwerte dürfte das also leider nicht sein und das Tempo der Veränderung lässt auch (noch) zu wünschen übrig. Aber immer noch besser als nix!

Interessant wird in diesem Kontext die Ant- wort auf die Frage werden, inwieweit die Pande- mie (schon wieder!) diesen scheinbaren Aufwärts- trend beeinflusst: Der Verzicht auf subjektiv als nicht dringend notwendig empfundene Zahnarzt- besuche durch Patientinnen und Patienten einer- seits und das Zurückfahren der Präsenz-Fortbil- dungsveranstaltungen für Zahnärztinnen und Zahnärzte andererseits, insbesondere natürlich der Hands-on-Kurse, könnten Spuren hinterlas- sen. Langfristig wird sich mit Sicherheit auch das Herunterfahren der universitären Ausbildung be- merkbar machen. Wie sollen junge Zahnärzte und Zahnärztinnen, die während des Studiums gerade mal eine Handvoll Plastikzähne im Labor oder Phantomkurs mit Single-File und Single-Cone so- wie ausreichend Social Distancing zum Assisten- ten „behandelt“ und keine einzige Trepanation und Wurzelkanalbehandlung unter Echtbedin- gungen durchgeführt haben, übergangslos hoch- wertige Wurzelkanalbehandlungen am lebenden Objekt abliefern? Vielleicht sollten sich Fortbil- dungsinstitute und Fachgesellschaften, DGZ und DGET, APW und IFG, schon mal Gedanken über spezielle Crash-Kurse und Curricula machen, um unseren endodontischen Nachwuchs zügig pra- xisreif und -fähig zu machen und nicht in den epi- demiologischen Sinkflug zu geraten.

Referenzen

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