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Fach- und Personengruppen„Wir haben das gemeinsame Ganze im Blick“

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bildung und wissenschaft –

Zeitschrift der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg

18. Dezember 2015 | 69. Jahrgang | 4 Euro Ausgabe 12 / 2015

Grundschule ohne Noten

Schüler/innen lernen Hochschule

Wann wird der Traum Studie zu Kita

Macht‘s die Mischung?

Fach- und Personengruppen

„Wir haben das gemeinsame Ganze im Blick“

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JAHR BUCH

für Lehrund Lehrerinnener

Schul- und Dienstrecht in Baden- Württemberg

2016

ISBN 978-3-944970-01-1 Michael Rux

STANDARDAUSGABE

BUCH JAHR

für Lehrerinnen und Lehrer Schul- und Dienstrechtin Baden- Württemberg

2016

Michael Rux

ISBN 978-3-944970-02-8 Sonderausgabe für Berufliche Schulen

AUV

Außer-

unterrichtliche Veranstaltungen

der Schulen

Ein Reader der GEW mit den einschlägigen Vorschriften und vielen weiteren Informationen Fünfte, völlig neu bearbeitete Ausgabe 2007

ISBN: 978-3-922366-64-5

Vorsorgemappe

55plus Ruhestand und Vorsorge

Informationen zur Planung der letzten Dienstjahre und für die Zeit des Ruhestands

Info für Lehrkräfte und Mitglieder im Ruhestand

7. Aufl age 2013 (Neubearbeitung) ISBN 978-3-922366-91-1

Wissen Service Info

Beruf

Steuererklärung Tipps für die Vorbereitung des beruflichen Teils der Steuerer

klärung

als Lehrerin und Lehrer -

Vom Kollegen für Kolleginnen und Kollegen -

Informationen für Lehrkräfte

Neuauflage 2014

auf CD-R

JAHR OM

BUCHfür Lehrerinnen und Lehrer Schul- und Dienstrechtin Baden- Württemberg

2016

ISBN 978-3-944970-03-5 Michael Rux

Standardausgabe Sonderausgabe für Berufliche Schulen

von Prof. Joachim Bauer und Ralf Schnabel

Lange Lehren in Beziehung

Prof. Dr. Johannes Rux Michael Rux

Eltern- Jahrbuch

2015/2016

Handbuch des Eltern- und Schulr

echts an öffentlichen Schulen in Baden-Württember g Eltern-J

ahrbuch 2015/2016

Mitgliederpreis Normalpreis Exemplare GEW-Jahrbuch 2016 Standardausgabe  13,00 Euro  25,00 Euro Exemplare GEW-Jahrbuch 2016 Berufl iche Schulen  13,00 Euro  25,00 Euro Exemplare GEW-Jahrbuch 2016 auf CD-ROM  13,00 Euro  25,00 Euro Exemplare GEW-Jahrbuch 2016 Doppelpack (Buch + CD)

Standardausgabe  26,00 Euro  40,00 Euro

Sonderausgabe Berufl iche Schulen  26,00 Euro  40,00 Euro Exemplare Außerunterrichtliche Veranstaltungen  6,00 Euro  9,50 Euro

Exemplare 55+ Die Vorsorgemappe  10,00 Euro  20,00 Euro

7. Aufl age 2013

Exemplare Steuererklärung, Neuaufl age Oktober 2014  6,00 Euro  10,00 Euro Lange lehren in Beziehung (DVD-Video)  19,90 Euro (Mitglieder und Nicht-Mitglieder) Eltern-Jahrbuch 2015/2016  12,50 Euro (Mitglieder und Nicht-Mitglieder) Versandkostenpauschale bei einem Warenwert

bis 20 Euro: 3 Euro, 21 bis 40 Euro: 5 Euro, 41 bis 100 Euro: 7 Euro, ab 101 Euro: versandkostenfrei

GEW-Mitgliedsnummer (s. Adressaufkleber b&w) Versand- und Rechnungsanschrift:

Schriftliche Bestellungen: Süddeutscher Pädagogischer Verlag Silcherstraße 7a

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Echte Hilfen für den Alltag

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Editorial

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Leserin, lieber Leser, Doro Moritz,

Landesvorsitzende GEW Baden-Württemberg

als Ministerpräsident Kretschmann 2012 die beabsichtigte Streichung von 11.602 Lehrer- stellen verkündete, hat das die pädagogischen Ziele von Grün/Rot in Frage gestellt. Auch die geplante Erweiterung der Stundentafel für die Grundschule um je zwei Stunden Deutsch und Mathematik war lange fraglich. Dabei ist diese zusätzliche Lernzeit dringend notwendig. Mit 98 Pflichtstunden haben die Grundschüler/

innen in Baden-Württemberg derzeit sechs Stunden weniger als die in Bayern.

In jedem Gespräch mit den Regierungsfraktio- nen und dem Kultusministerium hat die GEW seit 2012 diese Stunden gefordert. Jetzt ist es entschieden: Ab 2016/17 bekommen die Grund- schulen schrittweise mehr Zeit zum Lernen.

Unser ständiges Bohren war erfolgreich. Vier Stunden mehr Lernzeit bedeutet für die Grund- schule – die einzige Schulart ohne Poolstunden in der Pflichtstundenzuweisung – endlich mehr Zeit zum Üben und Vertiefen. Bisher stand die Ausstattung der Grundschulen in keinem Ver- hältnis zu ihrer Bedeutung. Auch im Verhältnis zu den hohen Investitionen in den weiterfüh- renden und beruflichen Schulen war die Grund- schule abgehängt. Mit der Zusage von Kultus- minister Stoch zur Einführung des Faches Ethik ab Klasse 1 nach der Landtagswahl kann bei der Fortführung der grün/roten Landesregierung ein weiterer Meilenstein erreicht werden. Auch die CDU hat angekündigt, dass sie bei einem Regierungswechsel Förderstunden schaffen wird – allerdings auf Kosten der Grundschul- fremdsprache. Für die GEW bleiben die Forde- rungen nach verbindlichen Poolstunden und einer Kooperationsstunde für jede erste Klasse auf der Agenda für die Grundschule.

Ebenso erfreulich ist die Entscheidung der Lan- desregierung, den Sockel für Schulleiteranrech- nungen um zwei auf zehn Stunden zu erhöhen.

Damit wird die Arbeitsbelastung der Schul- leitungen in kleinen Schulen in einem ersten Schritt anerkannt. Auch der Rechnungshof hat

2014 bestätigt, dass die Schulleitungen kleiner Schulen am schlechtesten ausgestattet sind.

Beide Entscheidungen sind wichtige Signale.

Ich ermuntere die Lehrkräfte und die Schullei- tungen der Grundschulen ausdrücklich, weiter- hin mit der GEW für ihre anspruchsvolle Arbeit professionelle Bedingungen einzufordern. Ich mache das bei jeder Gelegenheit. Dazu gehört auch, dass ich für die Hauptschul- und auch Grundschullehrkräfte ein berufsbegleitendes Aufbaustudium Sonderpädagogik mit bezahl- ter Deputatsermäßigung fordere.

Bei den GEW-Konferenzen in Karlsruhe und Stuttgart Anfang Dezember haben die GEW- Vertrauensleute aus den Grundschulen ihre For- derungen bei den Abgeordneten von Grünen, SPD, CDU und FDP sowie Kandidat/innen der Linken hörbar vorgetragen. Intensiv wurde auch die Weiterentwicklung der Realschule diskutiert.

Alle Landtagsfraktionen wollen den Haupt- schulabschluss an der Realschule einführen. Der Austausch war informativ, kontrovers und sach- lich, auch bei der Diskussion des Zwei-Säulen- Systems. Die im Wahlprogramm von CDU und FDP enthaltene Wahlmöglichkeit zwischen G8 und G9 wurde als Schwächung für Realschu- len und berufliche Gymnasien sowie für die Gemeinschaftsschulen bewertet und würde die Heterogenität an den Gymnasien erhöhen.

Mit den Konferenzen hat die GEW Einfluss auf den anstehenden Landtagswahlkampf genom- men. Bis zur Wahl sind es nur noch rund zehn Wochen. Die GEW wird dafür sorgen, dass die Bildungspolitik, die Arbeitsbedingungen der dort Beschäftigten und die notwendigen Res- sourcen eine Rolle spielen.

Mit freundlichem Gruß Ihre

Endlich mehr Zeit für die Grundschule

Foto: Michael Bolay

(4)

4

S. 10 Titelthema

Landesdeligiertenversammlung 2012:

GEW wirkt und wächst

bildung & wissenschaft 12 / 2015

S. 14 Titelthema

Bildungspolitik: „Wir haben das gemeinsame Ganze im Blick“

30

Bilanz nach einem Jahr Schulgesetzänderung

22

Gemeinschaftsschule in Thüringen

10

Schulverwaltung am Limit

Foto: Julia Stoye

Gespräche am Rande der Wahlen in den Fach- und Personengruppen

(5)

Inhalt

In dieser Ausgabe

Titelbild: Julia Stoye

Redaktionsschluss für jede b&w Ausgabe:

jeweils der 15. des Vormonats

Titelthema

14 Fach- und Personengruppen: „Wir ha- ben das gemeinsame Ganze im Blick“

16 Neu gewählte Vorsitzende der Fach- und Personengruppen

18 Interview mit Stefan Sell: Nicht nur in der Schule wird gelernt

21 Honorarlehrkräfte protestieren gegen skandalöse Bezahlung

Arbeitsplatz Schule / Kindertageseinrichtung 6 Was die CDU verändern will

7 Was die GEW noch vor der Landtags- wahl erwartet

10 Schulverwaltung am Limit

11 Kein Mittel, um Schulen vor Einfluss- nahme zu schützen

12 Studie zu Kindertagesbetreuung:

Macht‘s die Mischung?

22 Gemeinschaftsschule Thüringen: In der Unterschiedlichkeit liegt ihre Qualität 26 Schulentwicklung braucht einen

langen Atem

28 Schüler/innen lernen auch ohne Ziffernoten

30 Ganztag an Grundschulen: Bilanz nach einem Jahr Schulgesetzänderung 31 Kommentar: Wo es an der Ganztags-

grundschule hakt

Aus-, Fort- und Weiterbildung Hochschule

35 Vorbereitungsklassen:

Fortbildungen für Lehrkräfte 36 Hochschule:

Wann wird der Traum wahr?

40 Als Lehrer/in noch einmal studieren!

Recht/Geld

7 GEW nimmt Fraktionen in die Pflicht 43 „Wer zu spät kommt, den bestraft das

Beamtenrecht“

Aus der Arbeit der GEW 6 Hotline der GEW

7 Ministerpräsident und Gewerkschaften im Gespräch

9 Was planen die Parteien?

GEW fragt nach

38 Wahlvorschläge für LDV 2016 40 L-EGO im Mittelpunkt

41 Gerhard Fuchsloch verabschiedet 42 Herbsttagung der Fachgruppe

Gymnasium

Rubriken 3 Editorial 6 Aktuell 40 Kurz berichtet 44 Vor Ort/Jubilare 46 Vor Ort/Totentafel 47 Impressum 49 Leserbriefe 50 Termine

Heftmitte Bildungsprogramm Frühjahr/Sommer 2016

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6

AUSTAUSCH MIT GUIDO WOLF

Was die CDU verändern will

Zur Fortsetzung des Meinungsaustau- sches trafen sich Ende Oktober die GEW- Landesvorsitzende Doro Moritz und die stellvertretenden Vorsitzenden Michael Futterer, Petra Kilian und Ruth Schütz- Zacher mit den CDU-Politikern Guido Wolf, Fraktionsvorsitzender, und Georg Wacker, bildungspolitischer Sprecher.

Im Mittelpunkt des Gesprächs standen die Themen Grundschule und die Struk- tur der Sekundarstufe. Die GEW mach- te deutlich, dass die Grundschule für das Lernen, für die Lehrer/innen und für die Schulleitungen mehr zeitliche Ressour- cen benötigt – ganz egal, wer regiert. Die CDU beabsichtigt, zusätzliche Stunden für Deutsch und Mathematik durch die Streichung des Fremdsprachenunterrichts in den Klassen 1 und 2 zu gewinnen. Das kritisierte die GEW ausdrücklich.

Bei der Diskussion um die Sekundarstu- fe sagte Guido Wolf, dass auch die CDU die Dreigliedrigkeit nicht für zukunftsfä- hig halte Mit der Vergabe des Hauptschul- abschlusses an der Realschule solle ihrer Vorstellung nach in den Kernfächern und Naturwissenschaften in Klasse 7 und 8 getrennt unterrichtet und nur die weiteren Fächer gemeinsam unterrichtet werden.

Die Struktur der Gemeinschaftsschule will die CDU im Falle eines Regierungs- wechsels nicht verändern. Den Schulen soll aber die Möglichkeit eröffnet werden, mehr äußere Differenzierung anzubieten.

Eine kontroverse Diskussion wurde auch über die Wahlfreiheit von G8 und G9 geführt. Die CDU beabsichtigt im Falle eines Regierungswechsels, den Gymna- sien nach Klasse 6 eine schulinterne Dif- ferenzierung in G8 und G9 anzubieten.

Das würde Realschulen und beruflichen Gymnasien Schüler/innen abziehen.

Doro Moritz Aktuell

bildung & wissenschaft 12 / 2015

GEW informiert:

Kostenlose Hotline der GEW Beratung zu Lehrereinstellung

Wie stehen die Chancen für eine Einstellung? Welche Termine, Verfahren und Verträge gibt es? Welche Auswahlkriterien (z.B. Fächer, Region, Leistung, etc.) werden zugrunde gelegt?

Fragen über Fragen…

und von der GEW gibt’s kompetente Antworten!

Kostenlose Hotline

0800 – 439 00 00

Grund-, Haupt-, Werkreal-, Real-, Gemeinschaftsschulen und Sonderpädagogi- sche Bildungs- und Beratungszentren

Freitag, 29. Januar 2016, 14 bis 17 Uhr, Montag, 1. Februar 2016, 16 bis 19 Uhr

Gymnasien

Donnerstag, 28. Januar 2016, 16 bis 18 Uhr Mittwoch, 3. Februar 2016, 17 bis 19 Uhr

Berufliche Schulen

Donnerstag, 04. Februar 2016, 16 bis 19 Uhr

Gesprächspartner/innen: Uta Adam, Stefan Bauer, Angelika Brenner, Angela Keppel- Allgaier, Jana Kolberg, Ruth Schütz-Zacher, Sandrina Vogt, Arthur F. Vosseler

Gesprächspartner/innen: Barbara Becker, Anni Endress, Markus Riese, Jürgen Stahl

Gesprächspartner/innen: Gabriele Bilger, Michael Futterer, Georgia Kolb, Ingrid Letzgus, Heidrun Roschmann, Wolfram Speck

Lehrereinstellung 2016

Für eine Einstellung mit Zusatzquali- fikationen gilt 2016 ein neuer Termin.

Entsprechende Anträge müssen bis 1. Februar 2016 gestellt werden.

Infos: www.lehrer-online-bw.de

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Aktuell

8. HALBJAHRESGESPRÄCH

Was die GEW noch vor der Landtagswahl erwartet

Am 10. November lud die GEW zum letzten Halbjahresgespräch in dieser Legislaturperiode ein. Wie schon bei den vorausgegangenen sieben Treffen waren die Gespräche mit Abgeordne- ten der Grünen und der SPD sehr kons- truktiv. Im Mittelpunkt stand dieses Mal die Artikelverordnung, in der die unter- gesetzlichen Regelungen zum neuen Realschulgesetz festgelegt werden. Alle waren sich einig, dass die vorgesehene Notenhürde in den Realschulen zwi- schen Klasse 9 und 10 nicht tragbar ist und für die Jugendlichen ungerecht wäre. Diese Notenhürde gibt es in keiner anderen Schulart.

Die Bewertung und Entwicklung von Gemeinschaftsschulen war ein weite- res zentrales Thema. Die GEW fordert von der Politik für die anspruchsvolle Arbeit in dieser neuen Schulart deut- lich mehr Unterstützung, auch wenn die Opposition völlig zu Unrecht klagt, die

Gemeinschaftsschulen würden bevor- zugt. Dringend geklärt werden muss auch, wie Schüler/innen der Gemein- schaftsschule eine Oberstufe angeboten werden kann.

Vor den Landtagswahlen wünscht sich GEW Signale dafür, dass mehr Haupt- schullehrkräfte künftig nach A13 beför- dert und die Grundschulen besser aus- gestattet werden. Zu guter Letzt ging es auch darum, den Flüchtlingskin- dern in Kitas, Jugendhilfe und Schulen möglichst gute Angebote zu machen.

Bei Jugendlichen sollte bei Bedarf die Altersfrist angehoben werden, dass sie länger zur Schule dürfen und alle sollten so früh wie möglich in Kitas und Schu- len integriert werden. Nur in Baden- Württemberg greift die Schulpflicht erst nach 6 Monaten. Dass es ein Schulrecht von Anfang an gibt, ist viel zu wenig bekannt.

Maria Jeggle In der Landesgeschäftsstelle der GEW saßen Abgeordnete der Grünen und der SPD mit der GEW an einem Tisch

Foto: Maria Jeggle

ENTGELTORDNUNG LEHRKRÄFTE

GEW nimmt Fraktionen in die Pflicht

Immer mehr zeigt sich, dass der vom Beamtenbund mit der Tarifgemeinschaft deutscher Länder (TdL) abgeschlosse- ne Tarifvertrag über die Eingruppierung der tarifbeschäftigten Lehrkräfte noch schlechter ist als von der GEW befürch- tet. Es war folglich richtig, dass die GEW diesem Tarifvertrag nicht zugestimmt hat. Die Verbesserungen beschränken sich neben der 30-Euro-Angleichungszu- lage für die meisten Grund- und Haupt- schullehrer/innen sowie Fach- und tech- nischen Lehrer/innen ab dem 1. August 2016 auf sehr wenige Anhebungen bei der Eingruppierung. Ansonsten schreibt der Tarifvertrag die Benachteiligung der tarifbeschäftigten Lehrkräfte fest und führt für einige Gruppen sogar zu einer schlechteren Eingruppierung. Erste Zah- len zeigen: Im GHWRGS-Bereich beim RP Stuttgart können von 1.480 unbe- fristet beschäftigten Kolleg/innen nur 11 höhergruppiert werden, 32 würden bei einem Wechsel in die neue Entgeltord- nung sogar herabgruppiert.

Die GEW-Landesvorsitzende Doro Moritz hat nun die Landtagsabgeordneten der Regierungsfraktionen in einem Brief über die negativen Folgen des Tarifvertrags informiert und aufgefordert, sich beim Finanzminister Nils Schmid (SPD) dafür einzusetzen, die Situation der tarifbeschäf- tigten Lehrkräfte zu verbessern. Moritz hat darauf hingewiesen, dass es ohne Ein- griff in die Tarifverträge möglich ist, auf Landesebene eine bessere Anerkennung von Berufserfahrung und einen Ausbau der Weiterqualifizierungsmöglichkeiten für tarifbeschäftigte Lehrkräfte zu verein- baren.

Martin Schommer

GEW-Quiz

1. Wie viele Fach- und Personengrup- pen gibt es in der GEW in Baden-Würt- temberg?

a) 15 b) 20 c) 23

2. Welche der folgenden Aussagen sind richtig?

a) Jedes GEW-Mitglied ist nur einer Fachgrup- pe oder einer Personengruppe zugeordnet.

b) Für Schulleitungsmitglieder gibt es seit den Wahlen im November erstmals eine Fachgruppe.

c) Der Ausschuss für die Fachgruppe Grundschulen wurde in einer Delegierten-

versammlung gewählt.

3. Warum kam Doro Moritz zur Vertrau- ens- und Personalrätekonferenz am 1. Dezember in Stuttgart zu spät?

a) Die Bahn hatte Verspätung

b) In ihrem Wecker ist die Batterie ausgefallen c) Das Fernsehteam des SWR befragte sie zum Thema Flüchtlinge länger als geplant.

Auflösung siehe Seite 40

Foto: iStock

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8 bildung & wissenschaft 12 / 2015 MINISTERPRÄSIDENT UND GEWERKSCHAFTEN IM GESPRÄCH

Integration von Flüchtlingen ist wichtigstes Thema

Zum jährlichen Austausch mit Minister- präsident Kretschmann trafen sich die Vorsitzenden der Einzelgewerkschaften und des DGB in der renovierten Villa Reitzenstein, dem Sitz des Staatsminis- teriums. Auf drei Themenblöcke hatten sich die Gewerkschaften verständigt:

Flüchtlinge als gesellschaftspolitische Herausforderung, die Novellierung des Chancengleichheitsgesetzes sowie die Qualität der Arbeit unter den Aspekten Werkverträge, befristete Beschäftigung und abgesenkte Eingangsbesoldung.

Großen Raum nahm die Integrati- on der Flüchtlinge in den Arbeits- markt ein. Ministerpräsident Winfried Kretschmann stimmte der Forderung der Gewerkschaften zu, wonach der Mindestlohn auch für Flüchtlinge nicht unterschritten werden darf. Hinwei- se der Gewerkschaften auf die Schwie- rigkeit von Industrie und Handwerk,

für vorhandene Beschäftigungs- und Qualifikationsangebote die geeigneten Flüchtlinge ausfindig zu machen, nahm Kretschmann auf. Er sagte die Schaffung einer Info-Plattform zu.

Die Vorsitzenden der Gewerkschaf- ten des öffentlichen Dienstes und

die stellvertretende DGB-Vorsitzende begrüßten die Novellierung des Chan- cengleichheitsgesetzes. Sie bedauerten gleichzeitig, dass wesentliche Forderun- gen der Gewerkschaften unberücksich- tigt blieben.

b&w Aktuell

Glosse: Am liebsten unsichtbar

Als Kind wollte ich zu Weihnachten keine weichen Päckchen. Da waren Kleider drin. Langweilig. Aber dieses Jahr wün- sche ich mir Kleider zu Weihnachten.

Meine Frau fand nämlich, ich sollte mich anders anziehen. „Jens“, hat sie gesagt,

„du bist Lehrer, nicht der Schulsozialar- beiter, du kannst nicht rumlaufen wie ein Schlurfi.“

„Als ob es darauf ankäme!“, habe ich tapfer dagegen gehalten, „das ist mein individueller Stil!“ Nein, hatte meine Frau geantwortet, das sei mein individuelles Schlurfitum. Da fällt einem dann auch nichts mehr ein. Geschlagen schlurfte ich in mein Arbeitszimmer.

Trotzig googlte ich „Lehrer+Kleidung“.

In dem Artikel „Kleider machen Lehrer“

von Werner Knecht erfuhr ich, dass bei Lehrern oft „ein Schlabberlook“ zu beob- achten sei. Der Autor stellt sich die Frage, wie wichtig „zwirnkonformes Verhalten“

tatsächlich sei. Die Didaktiker, behaup- tet er, seien davon überzeugt, dass ein Dresscode für die versifften Lehrer/innen dringend nötig sei. Als angemessenen Stil

schlägt er vor: „… nicht zu eng, nicht zu schlabberig, nicht zu grell, nicht zu ver- waschen…“ Treffend fasst er das zusam- men als „unauffälligen Stil“. Und er ver- gisst nicht hinzuzufügen, dass die Gefahr übertriebener Eleganz bei Lehrpersonen ohnehin nicht besonders groß sei. Danke.

Interessant auch der Text eines „Stilex- perten“, der den Lehrer/innen Tipps gibt:

„Lehrer, die sich und ihre Aufgabe ernst nehmen, kleiden sich so, dass ihr Outfit Autorität und ein Maß an traditioneller Klasse ausstrahlt.“ Der Lehrer kombiniere die Jeans mit Jackett. Der Lehrerin rät er zu Twinset oder Feinstrickjacke. Willkom- men in der CSU-Fraktionssitzung.

Die Schule ist kein Catwalk, schimpfte ich vor mich hin. Wenn ich kein Jackett zur Jeans trage, dann fallen meine Schüler durch die Prüfung, oder was?

Dann gab ich bei Google „Lehrerkollegi- um“ ein. Ich schaute mir die Fotos von Leh- rerkollegien an. Die meisten Lehrer/innen hatten einen fast unheimlich einheitlichen Stil. „Unauffällig“ war zur Beschreibung dieses Stils durchaus das richtige Wort.

Aber das wirklich passende Wort für den Lehrerstil lernte ich erst am Sonntag- morgen darauf bei der Lektüre der Zei- tung. Lehrer/innen kleiden sich „Norm- core“. „Normcore“ ist ein Modetrend, der sich durch unauffällige, durchschnitt- liche Kleidung auszeichnet. Eine Mode für Leute, die in der Masse verschwinden wollen.

Und es stimmt tatsächlich: Lehrer/innen ziehen sich an, als wären sie am liebsten unsichtbar. Und Normcore ist eine per- fekte modische Tarnkappe. „Mode ist Charakterlosigkeit zum Anziehen, es lebe die Freiheit!“, rief ich durch die geschlos- sene Arbeitszimmertüre meiner Frau zu.

„Logisch“, rief sie ironisch gelassen.

Aber, was ist schon ein Grundsatz? Für das neue Schuljahr habe ich mir Hemden, Pullis, zwei Jacketts und Jeans gekauft.

Norm-Hard-Core. „Sieht gut aus“, hat meine Frau gesagt, als ich mich im Spie- gel angeguckt habe. Fand ich auch.

Darum wünsche ich mir diese Weihnach- ten weiche Päckchen.

Jens Buchholz Ministerpräsident Winfried Kretschmann sprach mit Vertreter/innen des DGB und seiner Einzelgewerkschaften

Foto: Verdi Baden-Württemberg

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Aktuell

GEW lädt ein:

Fachtagung

Die Gemeinschaftsschule nach dem Start

Freitag, 29.01.2016, 10 bis 17 Uhr Filderhalle Leinfelden-Echterdingen Vier Jahre nach dem Start der Gemein- schaftsschulen zieht die GEW Bilanz:

Erfüllen die 271 Gemeinschaftsschulen im Land die Erwartungen und Hoff- nung? Welche Chancen und Risiken be- stehen, eine integrative Schulart inner- halb eines gegliederten Schulsystems zu entwickeln? Was brauchen diese Schulen, um erfolgreich zu sein?

Programm:

Vortrag I: Gemeinschaftsschulen in Baden-Württemberg – eine Zwischen- bilanz

Prof. Dr. Thorsten Bohl, Uni Tübingen Vortrag II: Was integrierte Schulen können. Ergebnisse aus Berlin

Ulrich Vieluf, Schulforscher

Plenumsdiskussion mit bildungspo- litischen Sprecher/innen der Landtags- fraktionen

Foren mit Expert/innen aus der Praxis

Anmeldung und weitere Infos:

www.gew-bw.de/veran- staltungen

Foto: Maria Jeggle

Teilnehmer/innen des Podiums in Karlsruhe: Sandra Boser (Grüne), Timm Kern (FDP), Sabine Skubsch (Linke), Klaus Käppeler (SPD), Sabine Kurtz (CDU), Doro Moritz (GEW)

Foto: Alfred Uhing

PERSONALRÄTE- UND VERTRAUENSLEUTEKONFERENZ

Was planen die Parteien? GEW fragt nach

Landtagsabgeordnete stellten sich an zwei Terminen den Fragen von GEW-Mitglie- dern. Bei den Personalräte- und Vertrau- ensleutekonferenzen in Karlsruhe und Stuttgart Anfang Dezember konnten Ver- treter/innen aller im Landtag vertretenen Parteien ihr Bildungsprogramm für die Landtagswahl 2016 vorstellen. Die GEW- Vorsitzende Doro Moritz hakte nach und wollte beispielsweise wissen, wie jede Par- tei plant, mit schwachen Schüler/innen umzugehen, wie sie es mit G8/G9 halten, was aus den Gemeinschaftsschulen wird oder welche Perspektive sie den Haupt- schullehrkkräften anbieten wollen.

Lehrkräfte aller Schularten waren sowohl in Karlsruhe als auch in Stuttgart vertre- ten. Entsprechend vielfältig waren auch ihre Fragen und Forderungen. Einige Per- sonalräte bekundeten beispielsweise ihre

Enttäuschung über die Kürzungen bei der Beihilfe, bei der Eingangsbesoldung oder der Altersermäßigung, die Grün/Rot zu verantworten hat. Eine bessere Ausstat- tung für die Grundschulen wurde ebenso gefordert wie gerechtere Besoldungsstruk- turen bei allen Lehrkräften.

Bevor die Politiker/innen zu Wort kamen, machte Doro Moritz einen Fak- tencheck. Sie lobte viele Anstrengun- gen der Landesregierung, sagte aber auch offen, wo die GEW unzufrie- den ist. Am Ende der Veranstaltun- gen wurde eine Resolution „Reformen verstetigen, Arbeitsbedingungen ver- bessern“ verabschiedet. Siehe auch auf www.gew-bw.de.

Die bildungspolitischen Vorhaben aller Parteien veröffentlicht die b&w im nächs- ten Heft. Maria Jeggle

Teilnehmer/innen des Podiums in Stuttgart: Von links: Hans-Ulrich Rülke (FDP), Karl-Wilhelm Röhm

(CDU), Edmond Jäger (Linke), Stefan Fulst-Blei (SPD), Sandra Boser (Grüne), Doro Moritz (GEW)

GEW ruft auf:

Kundgebung

16.01.2016, 11 bis 13 Uhr Stuttgart Schlossplatz

Ein breites Bündnis gesellschaftlicher Akteure aus Kirchen, Verbänden, Poli- tik, Arbeitgebern und Gewerkschaften ruft zu einer Kundgebung gegen Ras- sismus und Gewalt in Stuttgart auf.

Der DGB organisiert Busse für die Anreise.

Informationen auf www.gew-bw.de

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Arbeitsplatz Schule

bildung & wissenschaft 12 / 2015 STELLENSTREICHUNGEN

Schulverwaltung am Limit

Die grün/rote Landesregierung ist mit einer Hypothek zur Streichung von 136,5 Stellen in der Schul- verwaltung gestartet. Viele der Stellen sind bereits weggefallen. Auch in den kommenden Jahren sollen noch weitere Stellen gestrichen werden. Dabei sind die Aufgaben in der Schulverwaltung deutlich gestiegen.

Die Pläne für die Stellenstreichungen stammen noch aus Zeiten der Vorgän- gerregierungen. Zur Sanierung des Lan- deshaushaltes sollten auch in der Schul- verwaltung bzw. dem außerschulischen Bereich (also z.B. im Kultusministerium, in den Regierungspräsidien, den Staatli- chen Schulämtern und den Lehreraus- bildungsseminaren) 136,5 Stellen entfal- len. Begonnen hat der Abbau noch unter Ministerpräsident Erwin Teufel, der bei der damaligen Verwaltungsreform von einer „Effizienzrendite“ von 20 Prozent ausgegangen ist – in diesem Umfang sollten in der ganzen Landesverwaltung Stellen abgebaut werden. Die grün-rote Landesregierung hat in der aktuellen Legislaturperiode den Abbauplan ver- längert. Ursprünglich sollten die 136,5 Stellen schon bis 2016 abgebaut werden.

Jetzt gilt ein Zeitraum bis 2020.

Die wegfallenden Stellen im Verwal- tungsbereich wurden vor allem dadurch begründet, dass die Abrechnung der Dienstreisen an das Landesamt für

Besoldung (LBV) verlagert wurde. Der Landesrechnungshof hat dafür recht großzügig ein Volumen von 32,5 Stellen ermittelt, die vom Verwaltungsbereich der SSÄ und RPs an das LBV verscho- ben wurden. Die verbliebenen Kolleg/

innen in der Schulverwaltung sind seit- her stark belastet.

Bei den Schulpsycholog/innen wurden keine Stellen gestrichen, da dort nach dem Amoklauf in Winnenden ein Stel- lenausbau beschlossen wurde. Es wäre widersinnig gewesen, parallel Stellen zu streichen. So waren die Stellen der Schul- rät/innen an den SSÄ von den Streichun- gen besonders betroffen. Insgesamt sol- len 28 Stellen wegfallen. Bisher wurden erst 2 gestrichen; 26 Stellen stehen bis 2020 noch zur Streichung an.

Bei diesen Einsparplanungen berück- sichtigt die Landesregierung nicht, dass die Aufgaben der Schulverwal- tung in den letzten Jahren erheblich gestiegen sind. Die teilweise erfreulich hohen Einstellungszahlen und die neu

geschaffenen Stellen für Lehrer/innen verursachen viel Arbeit in der Verwal- tung und bei den Schulrät/innen und Referent/innen. Weil viele Frauen neu eingestellten wurden, nehmen Mutter- schutz, Elternzeit und Teilzeit zu. So wünschenswert das ist, sie erhöhen das Arbeitspensum der Beschäftigten in der Verwaltung erheblich. Viele Kolleg/

innen klagen zu Recht über die kaum noch zu bewältigende Arbeit.

Auch in vielen inhaltlichen Bereichen ist die Schulverwaltung stark gefordert.

Zahlreiche Reformvorhaben der Lan- desregierung machen den SSÄ und den RPs viel Arbeit. Dazu gehören der Pro- zess der regionalen Schulentwicklungs- planung, die Inklusion, das Aufwachsen der Gemeinschaftsschule als neue Schul- art, der Aufbau von Ganztagesschulen usw. Dass bei steigenden Aufgaben die Stellen reduziert werden, führt nicht nur zu einer hohen Arbeitsbelastung der Kolleg/innen. Es ist auch zu befürchten, dass die Aufgaben nicht in der erforder- lichen Qualität erledigt werden können.

Den Kolleg/innen in der Schulverwal- tung kann man dabei keinen Vorwurf machen. Die Verantwortung für die Stel- lenstreichungen liegt bei der Landesre- gierung. Wie bei den geplanten Stellen- streichungen der Lehrkräfte muss die Landesregierung schnell eine Entschei- dung treffen und die Stellenstreichungs- pläne in der Schulverwaltung wider- rufen. Das kostet Geld, aber ohne die notwenigen Kapazitäten in der Schulver- waltung nimmt die Landesregierung die Überlastung der Beschäftigten in Kauf und gefährdet die Ziele der Reformvor- haben.

Michael Hirn verantwortlicher Redakteur der b&w Die Überlastung in der Schulverwaltung kann auch die Reformvorhaben gefährden.

Foto: imago

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Arbeitsplatz Schule

VERHALTENSKODEX

Kein Mittel, um Schulen

vor Einflussnahme zu schützen

Ende November unterzeichnete Kultusminister Andreas Stoch mit Vertreter/innen der Arbeitgeber, von Wohlfahrtspflege, Sozialpartnern, Kammern und Arbeitnehmern einen Verhaltenskodex (Code of Conduct), der „die vielfältigen Formen der Zusammenarbeit zwischen Schule, Wirtschaft, Arbeits- welt und außerschulischen Bildungspartnern“ regeln soll. Die GEW will den Einfluss der Wirtschaft auf Schule begrenzen.

Zum Anwendungsbereich des Code of Conduct „gehören beispielsweise Lern- ortkooperationen, Begegnungen mit der Berufspraxis, Förderungen der fachli- chen und überfachlichen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern sowie Lehrkräften, berufliche Orientierung, ökonomische und sozioökonomische Bildung, MINT-Förderung und der Übergang in Ausbildung, Studium und Beruf.“

Interessensorganisationen der Arbeitge- ber und der Wirtschaft haben in den ver- gangenen Jahren ganz massiv versucht, Einfluss auf die Schule zu nehmen. Dies reicht von Führungsfortbildungen für Schulleitungen über die Ausarbeitung eines Leitfades für Qualitätsentwicklung an Schulen, die Organisation von auto- nomer Schule bis hin zur Einflussnah- me auf Unterrichtsinhalte mit Unter- richtsmaterialien. Ein besonders dreistes Bespiel leistete sich vor kurzem die Bun- desvereinigung der Deutschen Arbeit- geberverbände, die die Bundeszentrale für politische Bildung aufforderte, einen Sammelband zur sozioökonomischen Bildung „in dieser Form nicht weiter zu vertreiben“, weil dieser „ideologi- sche“ und „voreingenommene Anschul- digungen“ hinsichtlich der Öffnung von Schulen für Unternehmen und des zunehmenden Lobbyismus an Schulen enthalte. Aus Sicht der GEW ist es des- halb dringend notwendig, den Einfluss von Wirtschaft auf die Schule zu regulie- ren und vor allem zu begrenzen!

Ob dies allerdings mit dem Code of Conduct gelingt bzw. ob dies über- haupt das Ziel war, ist mehr als frag- lich. Der Gesetzgeber, das Land, hätte

eine Begrenzung des Einflusses der Wirtschaft im öffentlichen Schulwesen ohne Problem auch mit entsprechenden rechtlichen Regelungen erreicht. Der Code of Conduct hat jedoch die Vertre- ter/innen der Wirtschaft zu gleichberech- tigten Verhandlungspartnern gegenüber den demokratisch gewählten Organen des Landes gemacht. Es spricht schon Bände, wenn das Kultusministerium erklärt: „Die Unterzeichner des Code of Conduct erkennen die landesrechtlichen Vorgaben an.“ Dürfen Vertreter/innen der Wirtschaft jetzt mit der Landesregie- rung verhandeln, ob sie rechtliche Rege- lungen einhalten?

Der Text selbst hält unter anderem fest:

„Die Zusammenarbeit zwischen Schu- le, Wirtschaft, Arbeitswelt und außer- schulischen Bildungspartnern ist ein wichtiger Bestandteil der Bildung und Ausbildung von Kindern und Jugendli- chen in Baden-Württemberg. […] Eine Intensivierung der Zusammenarbeit der Schulen mit Wirtschaft, Arbeitswelt und außerschulischen Bildungspartnern kann dazu einen wichtigen Beitrag leis- ten.“ Hier geht es in keiner Weise mehr um eine Begrenzung oder Regulierung des Einflusses der Wirtschaft – sondern um das genaue Gegenteil.

Bemerkenswert ist auch, dass das Kul- tusministerium selbst einen Bezug zum neuen Fach Wirtschaft herstellt: „Insbe- sondere bei der Einführung des neuen Fachs Wirtschaft, Berufs- und Studien- orientierung legen wir von Beginn an großen Wert darauf, dass die Inhalte aus- gewogen und multiperspektivisch darge- stellt werden. Mit dem Code of Conduct verpflichten sich nun alle Bildungspart-

ner ausdrücklich zu Transparenz, Neu- tralität und Ausgewogenheit.“

Bislang war es im Schulbereich üblich, dass die Inhalte eines Faches durch die entsprechenden Bildungspläne des KM definiert werden und dass dabei selbst- verständlich das Überwältigungsverbot und das Kontroversitätsgebot gelten.

Jetzt wird diesem Bildungsplan offen- sichtlich ein Verhaltenskodex überge- stülpt, der den Inhalten des Faches Wirt- schaft quasi übergeordnet ist und damit sowohl die Einführung des Faches als auch dessen Inhalte legitimiert. Die Lan- desvereinigung der Arbeitgeber forderte denn auch gleich, dass nach der Unter- zeichnung des Konsenses die unberech- tigte Kritik am Schulfach Wirtschaft ein- gestellt werden müsse.

Für die GEW ist der Code of Conduct kein Mittel, um den Einfluss der Wirt- schaft bzw. von Lobbyisten an den Schu- len einzudämmen oder zu regulieren.

Der einzige Lichtblick sind die Hand- lungshilfen, die dem Code beigefügt sind. Hier werden Kriterien definiert, anhand derer Lehrkräfte und Schulen Angebote überprüfen können. Ob und welche Wirksamkeit diese in der schuli- schen Praxis entfalten werden, wird man abwarten müssen.

Michael Futterer Stellvertretender Landesvorsitzender

Den Verhaltenskodex und die Handlungshilfen ste- hen auf

www.km-bw.de/

Suchwort:

„Verhaltenskodex“

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12 bildung & wissenschaft 12 / 2015 Kita

STUDIE ZU KINDERTAGESBETREUUNG

Macht’s die Mischung?

In Vorbereitung auf den Rechtsanspruch auf einen Kitaplatz für Kinder ab dem ersten Geburtstag wurden in Deutschland in kurzer Zeit über 500.000 neue Plätze für Krippenkinder geschaffen. Nach diesem Boom ist es dringend nötig, mehr auf Qualität zu achten. Eine neue Studie zeigt, dass dabei die Altersmischung zu wenig beachtet wurde.

„Kinder erfahren in altersgemischten Gruppen eine geringere Prozessqualität.“

So lautete ein Ergebnis der sogenannten NUBBEK-Studie (Nationale Untersu- chung zur Bildung, Betreuung und Erzie- hung in der frühen Kindheit) von 2012.

Für Fachkräfte der frühkindlichen Bil- dung war das ein überraschendes Ergeb- nis. Die bisher unangefochtene Erkennt- nis aus verschiedenen Studien lautet vereinfacht gesagt: Kinder lernen von Kindern unterschiedlichen Alters. Eine Altersmischung fördert die Entwicklung der Kinder. Warum sollte das jetzt nicht mehr richtig sein? Die Frage wollte auch die GEW geklärt haben und beauftragte eine vertiefende Studie, die Daten aus- wertete, die in der bestehenden NUB- BEK-Studie nicht ausgewertet wurden.

Die Befunde der Analyse liegen nun vor.

Die beiden Wissenschaftler/innen, Dr.

habil. Gabriele Haug-Schnabel und Dr.

Joachim Bensel von der Forschungsgrup- pe Verhaltensbiologie des Menschen aus Kandern stellten ihre Vertiefungsstu- die bei einem GEW-Fachgespräch Mitte November vor. Sie klärten zunächst, wie altersgemischte Gruppen in der Studie definiert werden: Das klassische Kin- dergartenalter geht von 3 bis 6 Jahren.

Zu Krippenkindern werden die Kleins- ten von 0 bis 3 Jahre gezählt. Diese bei- den Gruppen gelten jeweils als altersho- mogen. Von altersgemischten Gruppen wird hier gesprochen, wenn Kinder unter und über drei Jahren gemeinsam betreut werden. Innerhalb der altersgemischten Gruppen wird unterschieden zwischen 2- bis 6-Jährigen, der sogenannten erwei- terten Altersmischung, wenn also zu den Kindergartenkindern jüngere dazu- kommen, die meist noch Windeln tra-

gen, mehr Schlaf brauchen, weniger gut sprechen können, mehr Bindung benö- tigen usw. Eine zweite gemischte Grup- pe nennt sich große Altersmischung und dazu gehören Kinder von 0 bis 6 Jahren.

Geklärt werden muss vorab auch, was die erwartete „Prozessqualität“ ausmacht.

Grob gesagt ist das die pädagogische Qualität, die bei den Kindern ankommt.

Wie Erzieher/innen aufgrund ihrer Hal- tung und ihren Konzepten handeln.

Um herauszufinden, warum in der NUBBEK-Studie altershomogene Grup- pen besser als altersgemischte Gruppen abschnitten, wurde in der neuen Studie drei Fragen nachgegangen: Liegt es an schlechteren Strukturen, an der Grup- penstruktur (offene oder feste Grup- pen) oder muss man die Altersmischung genauer untersuchen, weil unterschied- liche Altersmischungen auch unter-

Foto: Fotolia

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Kita

schiedliche Ergebnisse zeigen könnten?

„Allein die Struktur zu verbessern, reicht nicht. Der negative Einfluss der Altersmi- schung bleibt, auch wenn die Rahmenbe- dingungen berücksichtigt werden“, schil- derte Bensel einen Befund. Das treffe vor allem für Kinder zu, die älter als 3 Jahre sind. Zu den untersuchten Strukturen zählten: Gruppengröße, Personalschlüs- sel, Anteil der Kinder mit Migrationshin- tergrund und Berufserfahrung der Erzie- her/innen. Bei Krippenkindern erklären allerdings ein unzureichender Personal- schlüssel und ein höherer Anteil an Mig- rationskindern einen Großteil der Quali- tätsunterschiede.

Eine offene Arbeitsweise in Kitas ver- bessert die Qualität. Am besten schnei- det eine offene Arbeitsweise mit alters- homogenen Gruppen ab. Wenn man die verschiedenen Formen der Alters- mischungen betrachtet, entdeckt man neue Erkenntnisse: Für Krippenkinder spielt die Zusammensetzung eine beson- ders große Rolle. Das Kernergebnis der Vertiefungsstudie lautet: Besonders die erweiterte Altersmischung mit Kindern zwischen 2 und 6 Jahren weist vielfältige Qualitätslücken auf.

Die Forschungsgruppe hat auch geprüft, ob die Alterszusammensetzung der Kin- der in der Konzeption von Kitas eine Rolle spielt und kam zu dem Schluss, dass Kitas auf die Altersmischung zu wenig Rücksicht nehmen. „Kitas müssen das Alter als Diversitätsmerkmal begreifen“

folgerte Bensel. Altersmischung müsse man als Lernumgebung begreifen und nicht als notwendiges Übel. Auch Haug- Schnabel betonte, dass es in der Praxis nicht passieren dürfe, dass Kinder, die jünger als drei Jahre alt sind, ohne kon- zeptionelle Änderungen in Kindergar- tengruppen aufgenommen werden. In ihren Beobachtungen stellte die Exper- tin fest, dass in altersgemischten Grup- pen auf die Bedürfnisse der Krippenkin- der oft zu unflexibel reagiert werde. Eine Erzieherin müsse für eine gute Entwick- lung der Kinder auch in der Lage sein, unterschiedliche Bedarfe von Kindern zu erkennen und zu beantworten. Berück- sichtigt werden sollten auch passende Zeiteinteilungen oder vorgezogene Mit- tagessen für die Jüngsten. Sie plädierte dafür, Fachkräfte entsprechend aus- und fortzubilden. Fachberatungen sollten sie bei ihrer Arbeit kontinuierlich begleiten.

Aber auch Fachberater/innen müssen für

Fragen rund um die Altersmischung sen- sibilisiert und qualifiziert werden.

Nicht alle Fragen des Alltags beantwortet

In der Diskussion bei der GEW mit Fach- kräften, Fachberaterinnen und weiteren Expert/innen der frühkindlichen Bil- dung zeigte sich, dass es viele Sachzwänge in Kitas gibt und die Studie nicht auf alle Fragen des Alltags eine Antwort bieten kann. Was heißt beispielsweise „offene Arbeit“? „Jede Einrichtung hat ein ande- res Bild von offener Arbeit“, sagte Heike Fink von der Evangelischen Hochschule Ludwigsburg. Für sie ist ein offenes Kon- zept eine Haltungsfrage.

„Ist es entwicklungsrelevant, wie viele Stunden pro Tag die Kinder in der Kita sind?“, lautet eine andere Frage oder „Wie sollen Kitas auf die Forderungen von Eltern reagieren, wenn sie ihre Kinder zu beliebigen Zeiten bringen und abholen wollen?“ Bei dieser Diskussion blieben Anforderungen an eine gute Leitungs- kraft nicht aus. Eine Leitung müsse ihr Konzept gegenüber Eltern und Trägern gut begründen können. „Nicht immer darf der Wunsch nach Vereinbarkeit von Familie und Beruf wichtiger sein als die pädagogische Qualität“, verlang- te die Organisationsentwicklerin Kari- ane Höhn. Sie plädiert sehr dafür, dass Kitaleitung von der Gruppenarbeit frei- gestellt werden und auch bei den Trägern nur Fachkräfte Entscheidungen treffen dürfen. „Was für jeden Bauhof in den Städten selbstverständlich ist, muss auch für Kitas gelten“, mahnte Höhn, die bei der Stadt Reutlingen Abteilungsleiterin der Tagesbetreuung für Kinder war. Es gebe sogar noch Kitas, die ohne Leitungs-

kraft auskommen müssen. „Das würde es in Schulen niemals geben“, betonte Höhn.

„Was sollen wir Einrichtungen mit dem Studienergebnis raten?“ will Birgit Klei- nert, Referentin beim Evangelischen Landesverband für Kindertageseinrich- tungen, wissen. Die besonders problema- tische Altersmischung mit 2- bis 6-jäh- rigen Kindern gibt es in der Praxis sehr oft. Der Wissenschaftler Bensel rät dazu, nicht jede Gruppe halten zu wollen, wenn die Qualität nicht gesichert sei. Leitungen müssten notfalls auch dem Druck von Kommunen standhalten können.

„Wir brauchen einen langen Atem“, erklärte Petra Kilian, stellvertretende GEW-Landesvorsitzende und Kitaleite- rin. „Es ist unglaublich mühsam, politisch Verantwortlichen den Veränderungsbe- darf in Kitas verständlich zu machen.“

Wie die Tarifverhandlungen im Sommer gezeigt hätten, gehe auch die Aufwertung der Angestellten in Kitas und Jugend- hilfe nur langsam voran. Doro Moritz, die GEW-Landesvorsitzende lobte die Landesregierung, die viel Geld für früh- kindliche Bildung in die Hand genom- men habe. „Sie hat allerdings versäumt, den Ausbau an die Qualität zu koppeln“, ergänzt sie. Die Studie und der Fachtag haben dafür gute Impulse für weitere Fortschritte geliefert.

Maria Jeggle b&w-Redakteurin Von links: Doro Moritz, Petra Kilian, Dr. Gabriele Haug-Schnabel und Dr. Joachim Bensel von der Forschungsgruppe Verhaltensbiologie des Menschen aus Kandern

Für GEW-Mitglieder kostenlos unter:

www.gew-bw.de/kita

Foto: Ulrike Bär

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bildung & wissenschaft 04 / 2012

Titelthema

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Foto: xxxxFoto: xxxx Fotos: Julia Stoye

Titelthema

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Titelthema

FACH- UND PERSONENGRUPPEN

„Wir haben das gemeinsame Ganze im Blick“

Rund 530 Kolleginnen und Kollegen aus allen Organisationsbereichen der GEW sind am 20. und 21. No- vember aus ganz Baden-Württemberg an die PH nach Ludwigsburg gekommen. In 23 Delegierten- und

Mitgliederversammlungen wählten sie die Ausschüsse und Vorsitzenden der Fach- und Personengrup- pen. Auf der Fachtagung am Samstagvormittag ging es um gemeinsame gewerkschaftliche Themen.

„Gemeinsam streiten wir für gute Arbeits-, Einkommens-, Ausbildungs- und Studienbedingungen, für ein gerechtes und leistungsstarkes Bildungssystem! Wir kämpfen für höhe- re Bildungsausgaben – angefangen in der frühen Bildung, über Schulen, Weiterbildung und Hochschule! Wir haben das gemeinsame Ganze im Blick“, sagte die Landesvorsitzende Doro Moritz zu Beginn der Fachtagung. Stefan Sell, Professor für Sozialpolitik und Volkswirtschaft, analysierte in seinem Vortrag alle Bildungsbereiche, besonders die außerschuli- schen. Er ging unter anderem den Fragen nach, wer die Ent- wicklung der Kinder stark beeinflusst und wie Bildung gerech- ter werden kann. (Siehe Interview auf Seite 18). Doro Moritz bilanzierte in ihrem Vortrag die grün/rote Bildungspolitik.

Am Tag davor und am Nachmittag danach wurden in 23 Delegierten- und Mitgliederversammlungen Teile des Gan- zen diskutiert. Jede Fach- und Personengruppe traf sich sepa- rat, reflektierte die eigene Arbeit der letzten vier Jahre, setzte sich mit der Bildungspolitik in ihrem jeweiligen Organisati- onsbereich auseinander und schmiedete Pläne für die kom- menden vier Jahre. In diesen Gruppen zeigt sich die ganze Bandbreite der Bildungsgewerkschaft GEW: Alle Schular- ten sind vertreten, Kinder- und Jugendhilfe gehört genauso selbstverständlich dazu wie Weiterbildung, die Hochschu- le, die Studierenden, die junge GEW und die Mitglieder im Ruhestand, die Angestellten, die Fachlehrer/innen, die Frau- en, die Schulverwaltung, Schulaufsicht und die Seminare.

Zum ersten Mal gab es eine Mitgliederversammlung für die Schulleitungsmitglieder und neu ist auch die Fachgruppe Gemeinschaftsschulen. Diese beiden Gruppen waren bisher Arbeitsgemeinschaften.

Wichtig an diesen beiden Tagen waren die Wahlen. In den Delegierten- und Mitgliederversammlungen wurden die Aus- schüsse der Fach- und Personengruppen mit ihren Vorsitzen-

den und Stellvertretungen gewählt. (Die Ergebnisse stehen auf den nächsten beiden Seiten.) Die Arbeit der Gruppen wird die GEW mitgestalten, die Arbeitsbedingungen der Mitglie- der und das Bildungssystem in den nächsten vier Jahren mit beeinflussen. Viele wurden wiedergewählt, viele sind in die- ses Ehrenamt neu hinzugekommen. Neben Mitgliedern, die schon viele Jahre Verantwortung übernehmen, ließen sich auch jüngere für die GEW-Arbeit gewinnen. Das ist eine gute Basis für die Landesdelegiertenversammlung (LDV), die im März 2016 stattfindet. Dort stehen weitere wichtige Ämter der GEW zur Wahl. „Unser Erfolg hängt davon ab, wie gut es uns gelingt, mit den Mitgliedern und den potenziellen Mitgliedern im Gespräch zu sein. Gewerkschaftsarbeit drückt sich nicht in Kilogramm bedrucktem Papier aus. Gewerkschaftsarbeit heißt, dass wir Kolleginnen und Kollegen und die politisch Verantwortlichen von unseren Forderungen und Zielen im Dialog überzeugen“, hob die Vorsitzende hervor.

Doro Moritz danke allen, die nach Ludwigsburg kamen.

„Allen neu gewählten Kolleginnen und Kollegen danke ich für ihre Bereitschaft, an herausgehobener Stelle in der GEW mit- zuarbeiten. Dass es mehr Kolleg/innen als Plätze in den Aus- schüssen gab, ist erfreulich und gleichzeitig schade. Es ist in der GEW für alle Platz für die Mitarbeit“, schrieb die Vorsit- zende später in ihrem Dankesbrief.

Maria Jeggle b&w-Redakteurin

Weitere Informationen zu den Fach- und Personengruppen:

www.gew-bw.de/gruppen-arbeitskreise oben: Delegiertenversammlung der Frauen

unten: Delegiertenversammlung der Angestellten

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16 bildung & wissenschaft 12 / 2015 Titelthema

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Vorsitzende im Team: Manfred Haffa, Holger Henzler-Hübner, Frank Orthen, Hans Dörr

Schulleitungsmitglieder

Mark Lange (Vorsitz), Alfred Superczynski

(stellv. Vorsitz) Vorsitzende im Team: Daniel Dzillak, Thomas Ferraz Nagl

Georgia Kolb (Vorsitz), Heidrun Roschmann (stellv. Vorsitz)

Sozialpädagogische

Fachkräfte an Schulen Erwachsenenbildung

Gewerbliche, Haus- und Land., Sozialpäd., Pflegerische Schulen Fachlehrer/innen

Stefan Bechtold (stellv. Vorsitz), Angelika Kist- ner (Vorsitz), Mathias Dewald (stellv. Vorsitz)

Frauen

Vorsitzende im Team: Nathalie May, Monika Sulzberger (abwesend)

Gerhard Hurich (stellv. Vorsitz), Ingrid Letzgus (Vorsitz)

Kaufmännische Schulen

Wolfgang Straub (stellv. Vorsitz), Martin Morgen (Vorsitz)

Schulaufsicht, Schul- verwaltung, Seminare

Vorsitzende im Team: Heike Pöckelmann, Cornelia Vogel

Tageseinrichtungen für Kinder

Vorsitzende im Team: Andrea Goebel, André Dupuis

Fachberatung und Fachaufsicht

Eveline Mai, Harald Bischoff, Iska Müller

Ambulante und stationäre Kinder- und Jugendhilfe Neu gewählte Vorsitzende

und Stellvertretungen

Am 20. und 21. November wurden in 23 Delegierten- und Mitgliederver- sammlungen die Ausschüsse und ihre Vorsitzenden und Stellvertretungen der Fach- und Personengruppen gewählt.

Auf dieser Doppelseite stellen wir die

Leitenden jeder Gruppe vor. Fotos: Ulrike Bär, Julia Stoye

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Titelthema

Vorsitzende im Team: Bärbel Etzel-Paulsen, Gabi Bilger, Farina Semler

Arbeitnehmer/innen

Vorsitzende im Team: Bettina Walter, Achim Brötz

Hochschule und Forschung Realschulen

Markus Schütz (Vorsitz), Corinne Blaumeiser, Andreas Langbein ( beide stellv. Vorsitz)

Martin Pelz (Vorsitz), Mechthild Schober (stellv.

Vorsitz)

Sonderpädagogische Berufe

Edmond Jäger, Anna Heinrich (beide Vorsitz), Fank Lein (stellv. Vorsitz, abwesend)

Junge GEW

Margot Littwin, Gunther Krieger (beide Vorsitz)

Mitglieder im Ruhestand

Vorsitzende im Team: Corinna Blume, Ricarda Kaiser

Grundschulen Gymnasien

Jürgen Stahl (Vorsitz), Barbara Becker, Markus Riese (beide stellv. Vorsitz)

Haupt/Werkrealschulen

Vorsitzende im Team: Simon Bartl-Zuba, Brigitte Friedrich, Erhard Korn

Johannes Todt (Vorsitz), Antje Kopp (stellv. Vor- sitz)

Gemeinschaftsschulen

Bernd Pohlmann (Vorsitz), Matthias Schmidt (stellv. Vorsitz)

Gesamtschulen

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18 bildung & wissenschaft 12 / 2015 Titelthema

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BILDUNGSPOLITIK

Nicht nur in der Schule wird gelernt

Als Professor für Volkswirtschaftslehre und Sozialpolitik der Hochschule Koblenz warf Stefan Sell ökonomische Schlaglichter auf Bildung. Auf dem GEW-Fachtag referierte er über die Bedeutung der frühen Bildung, meinte, dass der Einfluss der Schule überbewertet werde und in den Hochschulen die Ungleichheit der Arbeitsbedingungen besonders groß sei. b&w sprach nach seinem Vortrag mit ihm.

b&w: In Ihrem Vortag haben Sie einen Bogen um das Thema Schule gemacht.

Warum lassen Sie ausgerechnet bei der GEW die schulische Bildung weg?

Stefan Sell: Bei der GEW spiegelt sich beispielhaft wider, wie Bildung gewichtet wird. Die meisten Mitglieder sind Lehr- kräfte, mit Abstand kommen die Erzie- her/innen. Es gibt jedoch viele fragile Bildungsbereiche, die auch sehr wichtig sind, wo aber die Arbeitsverhältnisse sehr viel schlechter sind als bei den Lehr- kräften. Besonders krass ist die Polarisie- rung in der Hochschule. Dort haben wir unkündbare und mit hohen Freiheitsgra- den ausgestattete Lebenszeitbeamte bei den Professor/innen und wir haben hane- büchene Zustände bei den wissenschaftli- chen Mitarbeiter/innen, die teilweise nur noch mit Monatsverträgen in Projekten, die drittmittelfinanziert sind, beschäftigt sind. Sie sind hochqualifiziert und kön- nen ihr Leben nur rudimentär planen.

Sie betonten, dass nicht nur in der Schule gelernt werde, sondern auch vor, nach, neben und außerhalb von Schule. Wer- den diese Bereiche vernachlässigt?

Der Einfluss der Schule wird, auch wenn es dem einen oder anderen weh tut, überbewertet. Dass Eltern die Schu- le überbewerten, resultiert daraus, dass Schule über die hoheitliche Fähigkeit, Noten und Abschlüsse zu vergeben, maßgeblich für die Positionierung im gesellschaftlichen Machtgefüge verant- wortlich ist. Und die Eltern wissen sehr genau, dass wenige Punkte darüber ent- scheiden können, ob ihr Kind Zugang zu etwas bekommt oder ob der Zugang verwehrt wird. Das macht verständlich, warum viele Eltern angstbesetzt an Schu- le rangehen. Sie sehen, da ist ein gesell- schaftlicher Machtapparat, der Chancen determiniert. Es ist ein Dilemma, dass wir gerade gegenüber den Eltern viel zu wenig rüberbringen können, dass wir

eine sehr flexible Schullandschaft haben.

Bei der gesellschaftlichen Fokussierung auf einen möglichst hohen Abschluss, also Abitur – und immer mehr auch möglichst irgendein Studium – wird gar nicht mehr wahrgenommen, dass es für gelungene Biografien auch andere Wege geben kann.

Wenn Sie es mit Menschen zu tun haben, die in wichtigen Positionen sitzen, dann werden Sie nicht selten auf Menschen treffen, die, wie ich auch, gebroche- ne Bildungsbiografien haben. Ich bin Schulabbrecher gewesen, ich habe eine Ausbildung gemacht, habe erst danach Abitur nachgemacht, habe mich nach oben gekämpft. In der gesellschaftlichen Debatte geht es nur darum, wie man Schule noch effizienter machen kann.

Diese Beschleunigung und Optimierung im bestehenden System ist problematisch, weil wir damit Chancen für nicht wenige Jugendliche verschenken. Manche brau-

Foto: Ulrike Bär

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Titelthema

chen mehr Zeit und Umwege, um zum Ziel zu finden. Meiner Wahrnehmung nach wird die Diskussion um Schule sehr verengt geführt.

Ein Schwerpunkt Ihrer Arbeit ist die früh- kindliche Bildung. Sie kritisieren die Per- sonalausstattung in der Krippenbetreu- ung und sagen, sie grenze teilweise an Kindeswohlgefährdung. Die Bertelsmann Stiftung bescheinigte aber im August 2015 Baden-Württemberg ein kindge- rechtes Betreuungsverhältnis. Demzufol- ge liegt der Personalschlüssel in Baden- Württemberg bei Krippenkindern bei 1:3. Können wir in Baden-Württemberg zufrieden sein?

Baden-Württemberg gehört zu den sehr guten unter den insgesamt schlechten.

Der statistisch ausgewiesene Personal- schlüssel ist sehr gut in Baden-Württem- berg. Aber auch dieser im Bundesländer- vergleich sehr gute Wert entspricht nicht dem Standard, den wir in einer wissen- schaftlichen Debatte fordern müssen. Der Personalschlüssel berücksichtigt nämlich Ausfallzeiten wie Urlaub oder Krankhei- ten nicht bzw. nur unzureichend. Und in Kitas haben wir im Vergleich zu anderen Berufen sehr hohe Krankheitsstände. Es es von großer Bedeutung, nicht nur mit einem Personalschlüssel, sondern auch mit einem daraus abgeleiteten Fachkräf- te-Kind-Schlüssel zu rechnen, der die tatsächlich mit dem Kind verbrachte Zeit abbildet.

Es gibt die berühmten Schwellenwer- te, die Viernickel & Schwarz berechnet haben. Wenn die unterschritten werden, müssen wir möglicherweise von Kindes- wohlgefährdung sprechen. Da müsste auch Baden-Württemberg besser werden.

(Die Schwellenwerte für eine Fachkraft- Kind-Relation lauten nach Viernickel

& Schwarz (2009): Kinder < 3 Jahre: ca.

1:3/1:4, Kinder von 3 bis 6 Jahren: ca. 1:8, Kinder von 5 bis 6 Jahren ca. 1:10).

Warum Kindeswohlgefährdung? Viele Studien zeigen, dass Krippenkinder enorm leiden, wenn sie nicht dauerhaft von jemandem versorgt werden. Wenn Erzieherinnen ausfallen, kann es pas- sieren, dass eine Erzieherin gleichzei- tig acht Kleinkinder versorgen muss.

Eine Erzieherin kann eine noch so gute Kraft sein, sie kann sich nicht gleichzei- tig um so viele Kleinkinder kümmern.

So kommt sie, wenn überhaupt, mit den basalen pflegerischen Arbeiten hinter-

her. Und was ist mit der emotionalen Ansprache, was ist, wenn ein Kind Kör- perkontakt braucht?

Ihre Forderung nach einem guten Fach- kräfteschlüssel kostet sehr viel Geld.

Warum soll der Staat so viel dafür aus- geben?

Ich komme aus Rheinland-Pfalz, in dem die Kita ab dem 2. Lebensjahr beitrags- frei ist. Das wird damit begründet, das sei eine Bildungseinrichtung und die müsse beitragsfrei sein. Es gibt auch eine ökonomische Begründung. Die gesell- schaftlichen Effekte sind am größten, je früher Bildung beginnt. Sogar konserva- tive Ökonomen sagen, die frühe Bildung müsste zu 100 Prozent steuerfinanziert sein. In der Hochschule dagegen spricht ökonomisch gesehen sehr viel für eine Eigenbeteiligung, beispielsweise in Form nachgelagerter Studiengebühren. Man kann zeigen, dass der private Nutzen, den man aus einem Hochschulstudium zieht, durch höheres Einkommen und besse- re Arbeitsbedingungen, so groß ist, dass er eine Eigenbeteiligung rechtfertigt. Im frühkindlichen Bereich sollte man als ers- tes auf Gebühren verzichten. Das wäre für mich wichtiger als der Verzicht auf Studi- engebühren.

Kaum haben wir den Ausbau der Kitaplät- ze vorangetrieben, verlangt die Wirtschaft noch flexiblere Angebote, weil immer mehr Frauen abends arbeiten müssen.

Und was macht die Politik? Sie legt ein Sonderprogramm für 24-Stunden-Kitas auf. Ich bin nicht für Beitragsfreiheit, wenn es darum geht, wirtschaftliche Inte- ressen abzudecken. Wenn tatsächlich so lange Kitazeiten benötig werden, dann sollen diejenigen, die davon profitieren, sie auch bezahlen. Wir müssen eine diffe- renzierte Finanzierungsdiskussion führen.

Alles über Steuern zu finanzieren, über- fordert den Staat. Ich habe einen Kita- Fonds mit anteiligen Bundesmitteln und einer Arbeitgeberumlage vorgeschlagen.

Die Kommunen als Hauptkostenträger müssen entlastet werden.

Bis 2006 haben Sie einen berufsbeglei- tenden Fernstudiengang Bildungs- und Sozialmanagement mit Schwerpunkt frühe Kindheit für das Leitungspersonal von Kindertageseinrichtungen aufge- baut. Wie stehen Sie zur Akademisierung von Erzieher/innen?

Wir haben damals die Chance ergriffen, in die Teilakademisierung der Erzie- herinnenausbildung einzusteigen. Die Zeit war wegen der hysterischen PISA- Rezeption günstig. Heute habe ich Zwei- fel, ob wir da auf dem richtigen Weg sind. Mit der Bologna-Reform sind teil- weise sehr spezialisierte Studiengänge entstanden, die sich beispielsweise in der Kindheitspädagogik nur mit Kindern von 0 bis 3 beschäftigen. Die Spezialisie- rungen halte ich für fragwürdig.

Die klassische Erzieherinnenausbildung an den Fachschulen leitet sich aus dem Kinder- und Jugendhilfegesetz ab und dort ist von einer Altersgruppe von 0 bis 27 die Rede. In der Erzieherinnenausbil- dung werden auch diejenigen ausgebil- det, die in der Jugendhilfe arbeiten. Ich befürchte, dass wir uns von diesem sehr weiten Blick auf Kinder und Jugendliche lösen und uns auf zu kurze Lebensphasen einschränken. Ich halte es für sinnvoller, wenn junge Menschen eine gute pädago- gische Grundausbildung erhalten, mit der sie 10 oder 15 Jahre später auch woanders arbeiten können, wenn es denn sein muss.

Ist ein dreijähriges Bachelorstudium immer besser, als eine Ausbildung, die bis zu fünf Jahre dauert?

Gerade als Vertreter der Hochschule

„Wir haben hanebüchene Zustände bei den wissen- schaftlichen Mitarbeiter/

innen, die teilweise nur noch mit Monatsverträ- gen beschäftigt sind. “

Stefan Sell

Foto: Ulrike Bär

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