• Keine Ergebnisse gefunden

Die operative Therapie gynäkologischer Malignome

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Die operative Therapie gynäkologischer Malignome"

Copied!
5
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

30 GYNÄKOLOGIE 4/2021

Ovar / Tube / Peritoneum

1

Erstdiagnose

Die operative Therapie hat bei der Behandlung des Ovarialkarzinoms eine herausragende Bedeutung, da insbesondere die makroskopisch tumorfreie Resek- tion für die Prognose der Erkrankung entscheidend ist (1). Die systematische pelvine und paraaortale Lymph- adenektomie war bis 2017 ein fester Bestandteil der operativen Therapie des Ovarialkarzinoms. Seit der Publikation der Ergebnisse der prospektiven rando- misierten Phase-III-Studie LION («Lymphadenectomy in Ovarian Neoplasms») hat sich dieses Konzept grundlegend geändert (2). Ziel der LION-Studie war die Beurteilung der Effektivität der systematischen pelvinen und paraaortalen Lymphadenektomie im Hinblick auf das Gesamtüber leben (Overall Survival;

OS) von Patientinnen mit fortgeschrittenem Ovarial-

karzinom und vollständiger Tumorresektion. Einge- schlossen wurden Patientinnen mit einem Ovarialkar- zinom FIGO IIB-IV mit bild gebend und intraoperativ unauffälligen pelvinen und paraaortalen Lymphkno- ten. Unter den Patientinnen mit einem FIGO IV-Karzi- nom qualifizierten sich nur diejenigen für einen Ein- schluss in die Studie, die resektable Metastasen in Pleura, Leber, Milz und / oder Bauchdecke aufwiesen.

Der Kontrollarm der Studie bestand aus Patientinnen mit einem fortgeschrittenen epithelialen Ovarialkarzi- nom, bei denen entsprechend den bislang geltenden Empfehlungen eine systematische pelvine und para- aortale Lymphad enektomie durchgeführt wurde. Se- kundäre Endpunkte waren die Morbidität sowie die perioperative Mortalität in beiden Armen.

Bei einem insgesamt hohen OS in beiden Gruppen (median 67,2 Monate) konnte kein Vorteil im OS oder im progressionsfreien Überleben (PFS) für die Patien- tinnen mit einem fortgeschrittenen Karzinom festge- stellt werden, bei denen bei unauffälligen Lymphkno- ten eine systematische pelvine und paraaoartale Lymphadenektomie durchgeführt wurde (Abbildung 1). Interessanterweise blieb ein Effekt auf das Überle- ben aus, obwohl bei 55,7% der Patientinnen, die sys- tematisch lymphadenektomiert wurden, mikrosko- pisch ein Lymphknotenbefall nachgewiesen werden konnte. Die Morbidität (Re-Laparotomie-Rate 12,4 vs.

6,5%; therapierelevante Infektionen 25,8 vs. 18,6%) und perioperative Mortalität (3,1 vs. 0,9%) waren in der Lymphadenektomie-Gruppe gegenüber der Nicht-Lymphadenektomie-Gruppe signifikant erhöht (2). Die Ergebnisse der LION-Studie haben Einzug in die aktuelle S3-Leitlinie zur Behandlung des Ovarial- karzinoms gefunden, in der von einer systematischen Lymphadenektomie bei Patientinnen mit fortgeschrit- tenem high-grade serösen Ovarialkarzinom und un- auffälligen Lymphknoten abgeraten wird (3).

Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammen- hang die Tatsache, dass bei Diagnose eines fortge-

Die operative Therapie

gynäkologischer Malignome

Zunehmende Individualisierung des operativen Konzeptes

Basierend auf den aktuellen Studien kann die operative Behandlung gynäkologischer Malignome zuneh- mend auf die individuelle Situation der Patientin und ihrer Erkrankung angepasst werden. Dies führt dazu, dass potenziell komplikationsreiche Operationsschritte nur dann durchgeführt werden, wenn sie eine therapeutische Konsequenz nach sich ziehen.

CHRISTINE E. BRAMBS

Christine E. Brambs

Merkpunkte

n Eine systematische pelvine und paraaortale Lymphadenektomie sollte bei Patientin- nen mit fortgeschrittenem high-grade serösen Ovarialkarzinom (FIGO IIB-IV) und unauf- fälligen Lymphknoten nicht durchgeführt werden (LION-Studie).

n Patientinnen mit einem platinsensitiven Erstrezidiv eines Ovarialkarzinoms und einem positiven AGO-Score (ECOG-Performance Status von 0, Aszites von ≤ 500 ml und eine makroskopische Komplettresektion) scheinen bezüglich PFS, OS und Zeit bis zur nächsten Folgetherapie von einer erneuten Operation zu profitieren (DESKTOP III-Studie).

n Bei Patientinnen mit einem frühen Zervixkarzinom (Stadium IA1, IA2 oder IB) sollte die radikale Hysterektomie über eine Laparotomie erfolgen (LACC-Studie).

n Die Wahrscheinlichkeit von Vaginalrezidiven bei Patientinnen mit high-intermediate- Risiko-Endometriumkarzinomen und adjuvanter Therapie entsprechend der molekular- pathologischen Klassifikation des Endometriumkarzinoms versus der Standardtherapie wird am gynäkologischen Tumorzentrum des Luzerner Kantonsspitals als einzigem Zent- rum in der Schweiz im Rahmen der PORTEC-4a-Studie evaluiert.

1 Der Lesbarkeit halber werden Ovarial-, Tuben- und primäres Peritonealkarzinom im Text unter dem Ober- begriff «Ovarialkarzinom» zusammengefasst.

(2)

schrittenen Ovarialkarzinoms in der Regel eine adju- vante platinhaltige Chemotherapie indiziert ist – unabhängig von einem potenziellen Tumorbefall der Lymphknoten.

Bei den klinisch als früh eingestuften Ovarialkarzino- men (FIGO I-IIA) hingegen hängt die Indikation für eine adjuvante Chemotherapie auch vom Nachweis positiver pelviner und / oder paraaortaler Lymphkno- ten ab. Bis zu 30% der Patientinnen mit einem ver- meintlich frühen Ovarialkarzinom haben okkulte Lymphknotenmetastasen (4). Die nodalpositive Situ- ation bringt eine Höherklassifikation zu einem FIGO-Stadium III und somit eine Indikation zu einer adjuvanten Chemotherapie mit sich. Da der Nach- weis positiver Lymphknoten bei Patientinnen mit ei- nem als klinisch früh eingestuften Ovarialkarzinom mit einer Änderung der adjuvanten Therapieemp- fehlung im Sinne einer Chemotherapie einhergeht, ist die systematische pelvine und paraaortale Lymph- adenektomie bei diesen Patientinnen weiterhin emp- fohlen (5) (Kasten).

Rezidiv

Ein erheblicher Anteil der Patientinnen mit einem fortgeschrittenen Ovarialkarzinom entwickelt im Ver- lauf der Erkrankung ein Rezidiv. Grundsätzlich sind in der Rezidivsituation operative und / oder konserva- tive Therapiekonzepte möglich. Welche Patientinnen von einer erneuten Operation profitieren, ist nicht abschliessend geklärt. Die Wahrscheinlichkeit einer tumorfreien Resektion und der potenziellen periope- rativen Komplikationen muss abgewogen werden bezüglich einer möglichen Verzögerung einer Sys- temtherapie. Die Ergebnisse der prospektiven ran- domisierten Phase-III-Studie DESKTOP III definieren Parameter, um prädiktiv die Patientinnen zu identifi- zieren, die von einer erneuten Operation profitieren könnten (6). Im Rahmen dieser Studie wurden Patien- tinnen mit einem ersten platinsensitiven Rezidiv und einem ECOG-Performance-Status von 0, Aszites von

≤ 500 ml und einer makroskopischen Komplettresek- tion bei der Erstoperation (sog. positiver AGO-Score) entweder erneut operiert und erhielten im Anschluss eine Chemotherapie oder wurden direkt mit einer er- neuten Systemtherapie behandelt. Die operierten Patientinnen wiesen ein signifikant besseres OS und PFS auf. Das OS betrug 53,7 mit und 46,2 Monate ohne Operation (Hazard Ratio [HR]: 0,76; 95%-Konfi- denzintervall [KI]: 0,59–0,97; p = 0,03). Das mediane PFS betrug 18,4 Monate mit und 14 Monate ohne Operation (HR: 0,66; 95%-KI: 0,54–0,82; p < 0,001).

Die mediane Zeit bis zur ersten Folgetherapie betrug 17,9 mit versus 13,7 Monate ohne Operation (HR:

0,65; 95%-KI: 0,52–0,81; p < 0,001). Die operations- bedingte Belastung war mit einer Re-Laparotomie- Rate von 3,7% und vergleichbaren Grad 3/4-Toxizitä- ten in beiden Armen vertretbar (6). Die Option einer

erneuten Operation sollte basierend auf diesen Da- ten mit den entsprechenden Patientinnen diskutiert werden.

Zervix

Lymphadenektomie

Bei Patientinnen mit der Erstdiagnose eines Zervix- karzinoms ≤ FIGO IIB ist in der Regel ein operatives Vorgehen indiziert (7). Ab dem Stadium FIGO IA1 mit mindestens zwei Risikofaktoren (Lymphgefäss- und Veneninfiltration sowie die Infiltrationstiefe) bzw.

FIGO IA2 werden die pelvinen und gegebenenfalls paraaortalen Lymphknoten operativ entfernt und mittels Schnellschnitt untersucht (7). Als Richtwert sollten bei der systematischen pelvinen und paraaor- talen Lymphadenektomie eine Anzahl von mindes- tens 15 bis 20 pelvinen und 8 bis 10 paraaortalen Lymphknoten entfernt werden (7). Sollte der intra- operative Schnellschnitt einen pelvinen Lymphkno- tenbefall zeigen, ist eine paraaortale Lymphaden- ektomie bis zum Abgang der Nierengefässe indiziert.

Bei tumorfreien Lymphknoten erfolgt anschliessend Progressionsfreies Überleben

Anteil Lebender ohne Progression

Monate

Keine Lymphadenektomie Lymphadenektomie Gesamtüberleben

Anteil Überlebender

1,00

0,75

0,50

0,25

0,000 6 10 18 24 30 36 42 48 54 60 66 72 78 84 90

1,00

0,75

0,50

0,25

0,000 6 10 18 24 30 36 42 48 54 60 66 72 78 84 90 Monate

Keine Lymphadenektomie Lymphadenektomie

NEOADJUVANT

OPERATION

ADJUVANT

EXTENDIERT ADJUVANT

DIE EXTENDIERTE ADJUVANZ BEIM

HER2+/HR+ MAMMAKARZINOM

Für HER2+/HR+ Patientinnen, die eine adjuvante Behandlung auf Basis von Trastuzumab und einer Chemotherapie vor weniger als einem Jahr abgeschlossen haben

* Rezidiv ist definiert als invasives, lokales oder regionäres Rezidiv, Auftreten von Metastasen oder Tod der Patientin.

1. Fachinformation Nerlynx® unter www.swissmedicinfo.ch. 2. Chan A et al. Neratinib after trastuzumab-based adjuvant therapy in patients with HER2-positive breast cancer (ExteNET): a multicentre, randomised, double-blind, placebo-controlled, phase 3 trial. Lancet Oncol. 2016;17:367−77. 3. Martin M et al. Neratinib after trastuzumab-based adjuvant therapy in HER2-positive breast cancer (ExteNET): 5-year analysis of a randomised, double-blind, placebo-controlled, phase 3 trial. Lancet Oncol. 2017 18(12):1688−700. 4. Martin M et al. Impact of treatment duration of extended adjuvant therapy with neratinib on patient outcomes in early-stage HER2+ HR+ breast cancer after trastuzumab-based therapy. Presented at the ESMO BC Virtual Meeting, May 2020, Abstract und Poster #83P.

Kurzfachinformation: Nerlynx®

Z: Neratinib. I: Erweiterte adjuvante Behandlung von erwachsenen Patientinnen mit HR-positivem, HER2-überexprimiertem/amplifiziertem Brustkrebs im Frühstadium, die eine adjuvante Behandlung auf Basis von Trastuzumab- und einer Chemotherapie vor <1 Jahr abgeschlossen haben. D: 240 mg QD; 1 Jahr ohne Unterbruch. KI: Überempfindlichkeit gegenüber Wirkstoff oder Hilfsstoffen. Gleichzeitige Verabreichung von starken CYP3A4-/P-gp-Induktoren oder milden CYP3A4-/P-gp-Inhibitoren. Schwere Leberinsuffizienz (Child-Pugh-Klasse C). VM: Diarrhoe-Prophylaxe während der ersten 1-2 Monate der Nerlynx-Behandlung. Anwendung in der Schwangerschaft/Stillzeit nicht empfohlen.

Vorsicht bei Patienten ≥65 Jahre, bei signifikanter chronischer Erkrankung des Gastrointestinaltrakts, Nieren-, Leberfunktionsstörung, Herzrisikofaktoren, Erkrankungen der Haut/des Unterhautzellgewebes. Gleichzeitige Einnahme von Protonenpumpen-Inhibitoren (PPI), H2-Blockern, starken CYP3A4-/P-gp-Inhibitoren, sowie Grapefruit nicht

NERLYNX® ist indiziert für die erweiterte adjuvante Behandlung von erwachsenen Patientinnen mit Hormonrezeptor- positivem, HER2-überexprimiertem/amplifiziertem Brustkrebs in einem frühen Stadium, die eine adjuvante Behandlung auf Basis von Trastuzumab und einer Chemotherapie vor weniger als einem Jahr abgeschlossen haben.1

www.oncosite.ch

1-CH-de

NERLYNX®:

Die nächste Stufe

zur möglichen Senkung des Rezidivrisikos* 1−4

Abbildung 1: Gesamt- und progressionsfreies Überleben bei Patientinnen mit und ohne systematische Lymphadenektomie (nach 2)

(3)

32 GYNÄKOLOGIE 4/2021

die radikale Hysterektomie (7). Das Konzept des Sen- tinel-Lymphknotens wird für das Zervixkarzinom seit 10 Jahren kontrovers diskutiert. Die Studienlage bezüglich der Sicherheit einer Sentinel-Lymph- aden ektomie beim Zervixkarzinom ist weiterhin nicht abschliessend geklärt. Eine Cochrane-Analyse aus dem Jahr 2007 dokumentiert für die kombinierte Markierungsmethode (Technetium und Patentblau) eine Sensitivität von 92% und eine Detektionsrate von 97% (8), prospektive Daten liegen allerdings nicht vor. Die alleinige Sentinel-Lymphadenektomie gilt somit beim Zervixkarzinom weiterhin nicht als Standardverfahren, ist allerdings in bestimmten Situ- ationen (Primärtumor < 2 cm, Sentinel-Markierung beidseitig mittels Patentblau und radioaktivem Tra- cer) und nach sorgfältiger Aufklärung der Patientin zulässig (7, 9). Zeigt sich im Schnellschnitt mittels Ul- trastaging ein Tumorzellnachweis innerhalb des Wächterlymphknotens, ist eine systematische Lym- phadenektomie empfohlen. Die Publikation einer prospektiv randomisierten Studie mit 1200 Patientin- nen der AGO / ARO zur Unter suchung des Senti- nel-Konzepts beim frühen Zervixkarzinom steht noch aus und wird hoffentlich zur weiteren Klärung des Stellenwertes der Sentinel-Lymphadenektomie beim Zervixkarzinom beitragen (NCT01157962).

Minimalinvasiver Ansatz versus Laparotomie Die laparoskopische Lymphadenektomie mit an- schliessender laparoskopischer radikaler Hysterekto- mie bei negativen Lymphknoten im Schnellschnitt war lange Zeit der Standard der operativen Behand- lung des Zervixkarzinoms. Die Vorteile der Laparos- kopie waren unter anderem ein geringerer intraope- rativer Blutverlust und eine kürzere postoperative Liegedauer (10). Seit der Präsentation der Daten der LACC-Studie («Laparoscopic approach to cervical cancer») am Jahreskongress der Society of Gyneco- logic Oncology 2018 beziehungsweise deren Veröf- fentlichung im New England Journal of Medicine im selben Jahr hat sich diese Strategie grundlegend ge- ändert (11). Im Rahmen der LACC-Studie, einer ran- domisierten Phase-III-non-inferiority-Studie bei Pati- entinnen mit frühem Zervixkarzinom (Stadium IA1, IA2 oder IB) wurde nach 4,5 Jahren das krankheits- freie Intervall von mittels minimalinvasiver Verfahren versus mittels Laparotomie radikal hysterektomierter Patientinnen verglichen. In dieser vorzeitig abge- brochenen Studie zeigte sich ein signifikanter Unter- schied zugunsten der Laparotomie hinsichtlich des PFS (HR: 3,74; 95%-KI: 1,63-8,58; p = 0,002) sowie des OS (HR: 6,0; 95%-KI: 1,77–20,3; p = 0,004) (Abbildung 2). Ausserdem traten deutlich mehr Lokalrezidive in der Gruppe der minimalinvasiv operierten Patientin- nen auf: 27 Lokalrezidive bei 319 minimalinvasiv ver- sus 7 Lokalrezidive bei 312 per Laparotomie operier- ten Patientinnen – ein fast vierfach höheres

26 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 2/2021

Progressionsfreies Überleben

Anteil von krankheitsfreien Patienten

Jahre seit Randomisierung

offene Operation minimalinvasive Operation 1,00

0,75

0,50

0,25

0,000 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0

Lokoregionale Rezidive

Kumulative Inzidenz lokoregionaler Rezidive (%)

Jahre seit Randomisierung

offene Operation minimalinvasive Operation 25

20

15

10

5

0

0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0 Abbildung 2: Progressionsfreies Überleben bei Patientinnen mit radikaler Hysterektomie mit minimalinvasiven Verfahren versus Laparotomie (nach 11)

26 SCHWEIZER ZEITSCHRIFT FÜR ONKOLOGIE 2/2021

Progressionsfreies Überleben

Anteil von krankheitsfreien Patienten

Jahre seit Randomisierung

offene Operation minimalinvasive Operation 1,00

0,75

0,50

0,25

0,000 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0

Lokoregionale Rezidive

Kumulative Inzidenz lokoregionaler Rezidive (%)

Jahre seit Randomisierung

offene Operation minimalinvasive Operation 25

20

15

10

5

0

0 0,5 1,0 1,5 2,0 2,5 3,0 3,5 4,0 4,5 5,0

Abbildung 3: Lokoregionale Rezidive bei Patientinnen mit radikaler Hyste- rektomie mit minimalinvasiven Verfahren versus Laparotomie (nach 11).

Umfang der operativen Therapie des frühen Ovarialkarzinoms

Konsensbasierte Empfehlung (geprüft 2019)

Ein optimales Staging soll folgende Operationsschritte umfassen:

n Längsschnittlaparotomie,

n Inspektion und Palpation der gesamten Abdominalhöhle, n Peritonealzytologie,

n Biopsien aus allen auffälligen Stellen, n Peritonealbiopsien aus unauffälligen Regionen, n Adnexexstirpation beidseits,

n Hysterektomie, ggf. extraperitoneales Vorgehen, n Omentektomie mind. infrakolisch,

n Appendektomie (bei muzinösem/unklarem Tumortyp), n bds. pelvine und paraaortale Lymphadenektomie.

Nach (3)

(4)

Rezidivrisiko in der Gruppe der minimal invasiv ope- rierten Patientinnen (HR: 4,26; 95%-KI: 1,44–12,6; p = 0,009) (Abbildung 3).

Die Ergebnisse der LACC-Studie wurden in weiteren Studien reproduziert und haben zu einem Paradig- menwechsel zugunsten der offenen radikalen Hyster- ektomie beim frühen Zervixkarzinom geführt (12, 13).

Ungeklärt bleibt neben der genauen Ursache für das deutlich schlechtere Outcome nach minimalinvasiver radikaler Hysterektomie die Frage nach dem besten operativen Vorgehen für die Lymphaden ektomie.

Endometrium

Minimalinvasiver Ansatz versus Laparotomie, Lymphadenektomie

Anders als beim Zervixkarzinom scheinen die mini- malinvasive und offene Hysterektomie beim frühen Endometriumkarzinom bezüglich des Gesamt- und progressionsfreien Überlebens vergleichbar zu sein (LACE-Studie; «Laparoscopic approach to cancer of the endometrium») (14). Im Rahmen der operativen Therapie hat sich das Konzept der Sentinel-Lymph- ad enektomie zunehmend etabliert – insbesondere bei Patientinnen mit frühem endometrioidem Endo- me triumkarzinom und bestimmten Risikofaktoren (Grading, Infiltration des Myometriums) (15). Die Eva- luation der Lymphknoten beim Endometriumkarzi- nom dient in erster Linie einer besseren Einschätzung der Prognose sowie der Identifikation nodalpositiver Patientinnen, bei denen eine adjuvante Chemothe- rapie indiziert wäre, ist also primär diagnostisch rele- vant (15).

Molekularpathologische Klassifikation

Prof. Joachim Diebold erläutert in seinem Beitrag in der Schweizer Zeitschrift für Onkologie* detailliert die auf molekularpathologischen Charakteristika ba- sierende Einteilung des Endo metriumkarzinoms in vier Subtypen entsprechend dem ProMisE Algorith- mus («Proactive Molecular Risk Classifier for Endo- metrial Cancer»), die eng mit der Prognose der Er- krankung verbunden sind (16, 17). Die Häufigkeit vaginaler Rezidive bei Patientinnen mit einem high-intermediate-Risiko-Endometriumkarzinom ist Gegenstand der prospektiven randomisierten Pha- se-III-Studie PORTEC-4a (Kasten). Sie vergleicht das Risiko vaginaler Rezidive bei Patientinnen, deren ad- juvante Therapie basierend auf der molekularpatho- logischen Klassifikation durchgeführt wird, mit der Rezidivwahrscheinlichkeit bei nach aktuellem Stan- dard behandelten Patientinnen. Als einziger Stand- ort in der Schweiz ist das Luzerner Kantonsspital ein Studienzentrum der PORTEC-4a-Studie, was uns er- möglicht, unseren Patientinnen mit einem high-inter-

mediate-Risiko-Endometriumkarzinom den mo- dernsten Therapieansatz anbieten zu können.

Vulva

Beim Vulvakarzinom steht bei operablen Patientin- nen die lokale Resektion des Karzinoms mit dem Ziel der R0-Resektion im Vordergrund (Sicherheitsab- stand histologisch gemessen mindestens 3 mm) (18).

Die Datenlage bezüglich einer Abhängigkeit der Re- zidivwahrscheinlichkeit sowie des Überlebens von tumorfreien Resektionsrändern ist allerdings kontro- vers, sodass nach ausführlicher Aufklärung der Pati- entin auch knappere Absetzungsränder zu rechtferti- gen sind, um beispielsweise die Klitoris oder das Orificium urethrae externum zu erhalten (18). Ab ei- ner Infiltrationstiefe von 1 mm (> pT1b) ist die ingui- nale Lymphadenektomie indiziert (18). Bei unifokalen Tumoren < 4 cm und klinisch negativen Leisten- lymphknoten sollte die Sentinel-Lymphadenektomie diskutiert werden (18). Die inguinale Lymphadenek- tomie erfolgt über separate inguinale Inzisionen. n

PD Dr. med. Christine E. Brambs

Chefärztin Schwerpunkt gynäkologische Onkologie | Frauenklinik Luzerner Kantonsspital

6000 Luzern 16

E-Mail: christine.brambs@luks.ch Interessenkonflikte: Keine

Erstpublikation in Schweizer Zeitschrift für Onkologie 2.2021 – https://www.rosen- fluh.ch/media/onkologie/2021/02/Die-operative-Therapie-gynaekologischer-Ma- lignome.pdf

PORTEC-4a

Internationale randomisierte prospektive Phase-III-Studie Einschlusskriterien:

n Stadium IA, Grad 3 (jedes Alter, mit oder ohne Lymphangiosis carcinomatosa = LVSI)

n Stadium IB, Grad 1 oder 2 und Alter >60 Jahre n Stadium IB, Grad 1–2 mit dokumentierter LVSI n Stadium IB, Grad 3 ohne LVSI

n Stadium II (mikroskopisch), Grad 1

* https://www.rosenfluh.ch/media/onkologie/2021/02/

Was-ist-neu-in-der-WHO-Klassifikation-2020.pdf

(5)

34 GYNÄKOLOGIE 4/2021

Literatur

du Bois A et al.: Role of surgical outcome as prognostic factor in advanced epithelial ovarian cancer: a combined exploratory analysis of 3 prospectively randomized phase 3 multicenter trials: by the Arbeitsgemeinschaft Gynäkologische Onkologie Studiengruppe Ovarialkarzinom (AGO-OVAR) and the Groupe d’Investigateurs Na- tionaux Pour les Etudes des Cancers de l’Ovaire (GINECO). Cancer. 2009;115(6):1234- 1244.

Harter P et al.: A Randomized Trial of Lymphadenectomy in Patients with Advanced Ovarian Neoplasms. N Engl J Med. 2019;380(9): 822-832.

Leitlinienprogramm Onkologie: S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge maligner Ovarialtumoren, Langversion 4.0, 2020, AWMF-Registernummer:

032/035OL, https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/ovarial karzinom/ [abgerufen am: 2.2.2021].

Trimbos B et al.: Surgical staging and treatment of early ovarian cancer: long-term analysis from a randomized trial. J Natl Cancer Inst. 2010;102(13): 982-987.

Schmalfeldt B et al. – für die Kommission Ovar der AGO: Wie ist die Evidenz für die Lymphonodektomie beim frühen Ovarialkarzinom? Der Frauenarzt 2018;59(10):751- 753.

du Bois A et al.: Randomized phase III study evaluating the impact of secondary cytoreductive surgery in recurrent ovarian cancer: The final analysis of AGO DESK- TOP III/ENGOT ov20. ASCO 2020. DOI: 10.1200/JCO.2020.38.15_suppl.6000 Leitlinienprogramm Onkologie: S3-Leitlinie Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Patientin mit Zervixkarzinom, Langversion, 2.0 2021, AWMF-Registernummer:

032/033OL, https://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/zervix karzinom/ [Stand: 19.4.2021].

Lande J et al.: Sentinel lymph node detection in early stage uterine cervix carci- noma: a systematic review. Gynecol Oncol. 2007;106(3): 604-613.

Denschlag D et al.: Stellenwert des Sentinel-Lymphknoten-Konzepts bei uterinen Karzinomen. Frauenarzt 2011;52(1): 46-51.

Wang YZ et al.: Laparoscopy versus laparotomy for the management of early stage cervical cancer. BMC Cancer. 2015;15:928.

Ramirez PT et al.: Minimally Invasive versus Abdominal Radical Hysterectomy for Cervical Cancer. N Engl J Med. 2018;379:1895-1904.

Melamed A et al.: Survival after Minimally Invasive Radical Hysterectomy for Ear- ly-Stage Cervical Cancer. N Engl J Med. 2018;379(20):1905-1914.

Margul DJ et al.: Outcomes and costs of open, robotic and laparoscopic radical hysterectomy for stage IB1 cervical cancer. J Clin Oncol. 2018;36 (Suppl.), Abstr.

#5502.

Janda M et al.: LACE: Effect of Total Laparoscopic Hysterectomy vs Total Abdominal Hysterectomy on Disease-Free Survival Among Women With Stage I Endometrial Cancer. A Randomized Clinical Trial. JAMA 2017;17(12):1224-1233.

Leitlinienprogramm Onkologie: Diagnostik, Therapie und Nachsorge der Patientin- nen mit Endometriumkarzinom, Langversion 1.0, 2018, AWMF Registernummer:

032/034-OL, http://www.leitlinienprogramm-onkologie.de/leitlinien/endometrium- karzinom/ (abgerufen am: 6.2.2021).

Talhouk A et al.: Confirmation of ProMisE: A simple, genomics-based clinical classi- fier for endometrial cancer. Cancer. 2017;123(5):802-813.

Concin N et al.: ESGO/ESTRO/ESP guidelines for the management of patients with endometrial carcinoma. Int J Gynecol Cancer. 2021;31(1):12-39.

Diagnosis, Therapy, and Follow-Up Care of Vulvar Cancer and its Precursors. Natio- nal Guideline of the German Society of Gynecology and Obstetrics (S2k-Level, AWMF-Registry No. 015/059, August 2015). http://www.awmf.org/

leitlinien/detail/II/015-059.html.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

The z/OS dispatchable unit running on that logical processor (MVS2 logical CP5) begins to execute on physical CP0. It executes until its time slice (generally between 12.5 and

Innovative Basistechnologien von IKAR/OS sind (1) Werkzeuge zur automatisierten Textanalyse und Wissensgenerierung (2) brainlike-information-management, also neue Verfahren des

Error Handling Procedures Concurrent User's Guide If the message IIData Corrected l l appears, it indicates that the error correction logic of your system has

Concurrent DOS Reference Guide APPEND Examples: The following command sets up a search path such that if Concurrent can't find the file you want in your

For the read and print associated data sets where no punch data set is used, stacker selection can be specified only with the read data set through the CNTRl

Para Macintosh, faça clique duas vezes no ícone EPSON, seleccione Guias do Utilizador, e, em seguida, faça clique em.. Em Mac OS X, a caixa de diálogo não aparece quando o CD

❏ Se ocorrer um erro de fim de tinta quando a cabeça de impressão se deslocar para a posição inicial, isso significa que o tinteiro pode não estar instalado correctamente..

E ine Metaanalyse belegt, dass die Addi- tion von Venetoclax zu HMA einen si- gnifikanten klinischen Vorteil für Patien- ten mit AML/MDS bedeutet, wobei die Ansprechraten