Neurodermitis- Kurzschulung
Ein erster Einstieg
für Patienten und Angehörige
Prof. Dr. med. Thomas Werfel Stellvertretender Klinikdirektor der
Klink für Dermatologie, Allergologie und Venerologie, Medizinische Hochschule Hannover
Dr. med. Thomas Buck
Facharzt für Kinderheilkunde, Jugendmedizin, Allergologie, Pädiatrische Pneumologie, Hannover
unter Mitarbeit von Nina Höhn
Fachärztin für Kinderheilkunde und Jugendmedizin, Neurodermitis- und Asthmatrainerin, Hannover
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Neurodermitis ist eine schwere Belastung für die betroffenen Personen unddie ganze Familie.
Vor allem der schwere Juckreiz und die damit einhergehenden Schlafstörungen sind eine Herausforderung.
Diese Patientenschulung möchten Ihnen dabei helfen, dass Leben mit der Erkrankung Neurodermitis zu erleichtern.
AGNES = der Dachverband für Neurodermitis‐Schulung in Deutschland.
AGNES bietet:
⇒Informationen über Neurodermitis‐Schulungen
⇒Trainerausbildungen
⇒Informationen für die Mitglieder
ARNE richtet sich an erwachsene Patienten mit Neurodermitis.
Die Schulung ist in 5 Kapitel gegliedert.
Kapitel 1 fasst wichtige medizinische Fakten zum Thema Allergie und Allergie‐
Vorbeugung zusammen.
Kapitel 2 informiert allgemein über die Erkrankung Neurodermitis und die damit verbundenen Herausforderungen.
Kapitel 3 erklärt die Abläufe in der Haut bei Neurodermitis.
Kapitel 4 beschäftigt sich mit Faktoren, die das Hautbild verschlechtern können.
Kapitel 5 zeigt die verschiedenen Behandlungsmöglichkeiten auf und wann sie zum Einsatz kommen.
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Die Neurodermitis ist eine chronische, in Schüben auftretende, nicht ansteckende Hauterkrankung.
Viele Betroffene (je nach Studie 50–80 %) weisen IgE‐vermittelte („allergische“)
Sensibilisierungen gegen Aeroallergene und / oder Nahrungsmittelallergene auf, z. T. in Verbindung mit Heuschnupfen (Rhinokonjunktivitis allergica), allergischem Asthma bronchiale oder einer Nahrungsmittelallergie.
Allergien sind die häufigsten chronischen Erkrankungen im Kindes‐und Jugendalter.
Nach den aktuellen Daten des Kinder‐und Jugendgesundheitssurveys (KiGGS), bei dem über 17.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland untersucht wurden, leidet jedes fünfte Kind (22,9%) an einer allergischen Erkrankung.
In den ersten beiden Lebensjahren überwiegen Nahrungsmittelallergien und Neurodermitis, bei älteren Kindern allergischer Schnupfen und Asthma bronchiale.
Neurodermitis bessert sich oft im Lauf der Jahre, bei vielen Kindern treten dann aber Heuschnupfen und Asthma auf = „atopischer Marsch“
Ein frühe Behandlung bietet die Chance, den „atopischen Marsch“ zu bremsen.
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Allergien sind ein Zusammenspiel aus erblicher Veranlagung und äußeren Einflussfaktoren.
Die Veranlagung allein macht noch nicht krank, sondern nur anfällig.
Kommen ungünstige Umwelteinflüsse hinzu und greifen mehrere Mechanismen ineinander, kann die Erkrankung ausbrechen.
Schützende Faktoren:
Fischreiche Ernährung in der Schwangerschaft Fischreiche Kost des Kindes im ersten Lebensjahr
Impfungen ⇒alle Kinder, auch Risikokinder, gemäß den STIKO‐Empfehlungen impfen Frühe Stimulation des Immunsystems, z. B. Aufwachsen auf einem Bauernhof, Besuch einer Kindertagesstätte in den ersten 2 Lebensjahren, mehrere ältere Geschwister Probiotika:
Evtl. Schutz vor Neurodermitis schützen, für andere atopische Erkrankungen gibt es keine Hinweise
Haustierhaltung:
Hunde haben keinen Einfluss auf die Allergieentstehung Katzen könnten das Risiko erhöhen ⇒besser vermeiden Übergewicht:
Übergewicht erhöht v. a. das Asthma‐Risiko ⇒Verhinderung von Übergewicht bei Kindern (nicht nur aus Gründen der Allergieprävention)
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Neurodermitis = Erkrankung aus dem „atopischen Formenkreis“.
Unter diesem Begriff werden die klassischen allergischen Krankheitsbilder zusammengefasst.
Atopie ist nicht mit dem Begriff der Allergie gleichzusetzen:
Atopie beschreibt die Allergie‐Bereitschaft, also die Neigung, auf harmlose Substanzen aus der Umwelt zu reagieren.
Eine Allergie besteht, wenn als Reaktion auf einen Allergenkontakt wiederkehrende Symptome auftreten.
Neurodermitis ist die häufigste chronisch entzündliche Hauterkrankung bei Kindern unter fünf Jahren.
Bei den meisten Kindern sind die Hautveränderungen leicht bis mittelschwer ausgeprägt.
Nur jedes 2. Neurodermitis‐Kind leidet auch als Erwachsener noch an Neurodermitis.
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Neurodermitis = Belastung für die ganze Familie und das Umfeld des Patienten
Die Haut ist die Grenzfläche des Körpers zu seiner Umwelt.
Die oberste Hautschicht bildet eine Barriere: sie verhindert das Eindringen von Fremdstoffen von außen und schützt die Haut vor Feuchtigkeitsverlust.
Bei Neurodermitis ist diese Hautbarriere gestört.
Die Haut verliert Feuchtigkeit, sie trocknet zunehmend aus und die Schutzfunktion nimmt ab.
Als Reaktion auf Fremdstoffe kommt es zu einer Entzündungsreaktion.
⇒Juckreiz und Schwere der Neurodermitis nehmen zu.
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Abhängig vom Lebensalter zeigt sich die Neurodermitis bevorzugt an unterschiedlichen Stellen.
Kinder unter 2 Jahren:
Typisch sind Papeln, Bläschen und Krusten auf der Wange bzw. Milchschorf auf der Kopfhaut
Häufig betroffen sind auch die Beugen der Arme und Beine.
Im Gesicht‐und Halsbereich treten besonders oft Entzündungen auf.
Kinder über zwei Jahren:
Gesicht, Hals, Nacken, Dekolleté, Schulterbereich sowie Hand‐und Fußrücken sind meist stärker betroffen.
Typisches Beugeekzem an Armen und Beinen mit Rötungen und Papeln
Oft zeigt das Hautbild Vergröberungen und Hautverdickungen (Lichenifikation) auf.
Durch Kratzen kommt es häufiger zu Entzündungen.
Jugendliche/Erwachsene:
Bei Jugendlichen und Erwachsenen sind bevorzugt im Dekolleté‐und Nackenbereich, Arm‐und Kniebeugen sowie Handinnenflüchen und Fußsohlen betroffen.
Neurodermitis umfasst verschiedene Symptome, die sich zu einem Krankheitsbild verdichten.
Typisch sind Rötung, Schuppung, Hauttrockenheit, Ekzeme, Juckreiz und Bläschen.
Diese Symptome und das Erscheinungsbild können individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt sein.
Juckreiz ist das am stärksten belastende Symptom.
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Bei der Neurodermitis werden anhand der klinischen Symptomatik drei Schweregrade unterschieden:
1. Leichte Neurodermitis
Gerötete, sehr trockene, schuppige, leicht reizbare und juckende Hautbereiche 2. Mittelschwere Neurodermitis
Stärker gerötete Hautbereiche
Bläschen und Papeln (= knotige, rötliche Verdickungen) Ausgeprägter, quälender Juckreiz
3. Schwere Neurodermitis
Stark gereizt und hochrote Hautstellen mit Papeln und Bläschen Nässende Ekzeme, die unter Krustenbildung abheilen
Blutige Kratzspuren (Exkoriationen) durch den extremen Juckreiz
Unterschiedliche Schweregrade der Neurodermitis erfordern unterschiedliche Behandlungen.
Der SCORAD wurde von der Europäischen Experten‐Gruppe für Atopische Dermatitis zur Bestimmung des Schweregrades einer Neurodermitis entwickelt.
Formulare zur Bestimmung des SCORAD gibt es im Internet zum Download, z. B. auf der Website der Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin (GPA) e.V.
unter:
http://www.gpau.de/die‐gesellschaft/wissenschaftliche‐arbeitsgruppen/wag‐
allergische‐hauterkrankungen‐atopisches‐ekzem/schweregrade/
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Nächtliche Juckreiz‐und Kratz‐Attacken führen zu Schlafstörungen.
Patienten mit schwerer Neurodermitis leiden häufiger und stärker unter Schlafstörungen als Patienten mit einer eher milden Form der Erkrankung.
Die verminderte Schlafqualität bei Neurodermitis führt zu Verhaltensauffälligkeiten im Kindergarten, Schulproblemen, Konzentrationsstörungen und Antriebsarmut.
Bei Erwachsenen können Probleme am Arbeitsplatz auftreten.
Die Unfallgefahr (beim Spielen, beim Autofahren, am Arbeitsplatz) kann durch Müdigkeit verstärkt werden.
Die Eltern betroffener Kinder wachen häufiger auf, um Ihr Kind zu beruhigen und Symptome zu behandeln.
Die Schlafstörungen haben auch weiterreichende unangenehme Auswirkungen auf das Gesamtwohlbefinden des Kindes und der Familie.
Das ständige Kratzen kann in jedem Lebensalter zur sozialen Ausgrenzung und seelischen Problemen führen.
Hauttrockenheit verursacht Juckreiz.
Einmal angefangen, ist der Juckreiz wie ein Teufelskreis:
Juckreiz führt zu Kratzen.
Kratzen verletzt die Haut ⇒Entzündungsstoffe werden freigesetzt ⇒der Juckreiz wird verstärkt
Der verhängnisvolle Kreislauf beginnt: Jucken ... Kratzen ... Entzündung ... stärkeres Jucken usw.
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Der Verlauf der Neurodermitis wird durch viele verschiedene Faktoren beeinflusst.
Der wichtigste Einflussfaktor ist die gestörte hauteigene Schutzfunktion.
Ein wichtiges Ziel der Neurodermitis‐Behandlung ist daher die Aufrechterhaltung der Hautbarriere.
Neurodermitis‐Schübe werden durch individuell unterschiedliche Faktoren ausgelöst.
Diese persönlichen Auslösefaktoren gilt es herauszufinden.
Zwar nicht alle, aber doch einige dieser Faktoren lassen sich beeinflussen.
Berücksichtigt man diese Faktoren im Alltag, können Schübe oftmals verhindert bzw.
gemildert werden.
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Nur bei einem Drittel der Kinder mit Neurodermitis spielen „echte“ (IgE‐vermittelte) Lebensmittel‐Allergien eine Rolle.
Die Reaktionen sind meist auf ein oder zwei Lebensmittel begrenzt und können sich bis zum Schulalter wieder verlieren.
Ob die Ernährung im Einzelfall eine Rolle spielt und den Krankheitsverlauf beeinflusst, kann nur in Zusammenarbeit mit einem allergologisch erfahrenen Arzt und einer geschulten Ernährungsfachkraft (Diätassistentin oder Ökotrophologin) herausgefunden werden.
Grundregel:
Es gibt keine allgemeingültigen Ernährungsempfehlungen oder Neurodermitis‐Diäten!
Allergie:
Überreaktion des Immunsystems auf bestimmte Stoffe aus der Umwelt (Allergene).
Bei einer Nahrungsmittelallergie stuft das Abwehrsystem bestimmte Bestandteile eines Lebensmittels als fremd und gefährlich ein und setzt daraufhin einen Abwehrprozess in Gang.
Bei jeder weiteren Aufnahme dieses Lebensmittels löst das Immunsystem innerhalb von Sekunden bis wenigen Stunden eine allergischen Reaktion aus.
Bei Verdacht auf eine „echte“ Allergie sollte unbedingt eine weitere Abklärung erfolgen!
Unverträglichkeit:
Keine Beteiligung des Immunsystems, sondern die Symptome werden direkt durch den Kontakt von Nahrungsmittelbestandteilen, bestimmten Zusatzstoffen oder ähnlichem mit dem Gewebe hervorgerufen, z. B. aufgrund von fehlenden Enzymen.
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Bei Reaktionen auf Zusatzstoffe wie Farbstoffe und Konservierungsmittel handelt es sich meist um Unverträglichkeiten, nicht um „echte“ Allergien.
Allergien können zu schweren Reaktionen (Anaphylaxie) mit Atemnot und Kreislaufkollaps führen.
Nahrungsmittelallergien sind bei Kindern die häufigste Ursache einer Anaphylaxie.
Am häufigsten erfolgt die Reaktion auf Erdnüsse; bei entsprechendem Verdacht ist unbedingt eine weitere Abklärung erforderlich, um eine Anaphylaxie zu vermeiden.
Zucker:
Alternative Süßungsmittel wie Honig oder Ahornsirup enthalten dieselben Bausteine wie
„normaler“ Zucker.
Der Deutsche Allergie‐und Asthmabund e.V. weist auf seiner Homepage darauf hin, dass in einer doppelblind placebokontrollierten Studie bewiesen werden konnte, dass der normale Verzehr von Zucker in keiner Weise den Verlauf der Ekzeme bei Neurodermitis beeinflusst
(http://www.daab.de/haut/neurodermitis‐und‐ernaehrung/).
⇒Verzicht auf Zucker ist nicht notwendig.
Neurodermitis = chronische Erkrankung
Nicht heilbar, ABER: die Beschwerden lassen sich lindern Linderung der Beschwerden = Besserung der Lebensqualität
Die Beschwerdearmut ist daher das oberste Ziel der Neurodermitis‐Therapie!
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3 Stufen der Intensität der Neurodermitis
Der Stufenplan ist eine künstliche Hilfskonstruktion; die Stufen können fließend ineinander übergehen.
Die Intensitätsstufe bestimmt die Hautpflege und die Behandlungsmaßnahmen.
Neurodermitis‐Therapie ist immer eine individuelle Therapie!
Wichtigste Maßnahme in allen Intensitätsstufen ⇒persönliche Auslöser erkennen und meiden
Basispflege = regelmäßige Anwendung von Pflegeprodukten auf der gesamten Haut auch in symptomarmen bzw. ‐freien Zeiten
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Wichtigste Maßnahme ⇒persönliche Auslöser erkennen und meiden Verstärkte Basispflege:
⇒Eincremen der betroffenen Stellen mit Extra‐Pflegeprodukten mit antientzündlichen Zusätzen, z. b. Zinkoxid oder Gerbstoffen (Heilsalben)
⇒Erst die Heilsalbe auftragen, danach zusätzlich die „normale“ Pflegecreme ACHTUNG: Vom Arzt verordnete antientzündliche Cremes oder Salben (topische Calcineurininhibitoren, topische Kortison‐Präparate) müssen immer zuerst aufgetragen werden, damit die optimale Wirkung erzielt wird.
Kochsalzumschläge:
⇒Bei Juckreiz, bei entzündeter, leicht nässender Haut
⇒Evtl. brennen auf stärker nässender Haut Wirkung: juckreizlindernd, kühlend, desinfizierend Schwarztee‐Umschläge:
⇒Bei Juckreiz, bei entzündeter, stark nässender Haut Wirkung: kühlend, heilend, austrocknend/gerbend
Wichtigste Maßnahme ⇒persönliche Auslöser erkennen und meiden
Basispflege weiter verstärken: Abhängig von der Schwere und Art der Ekzeme werden unterschiedliche Wirkstoffe und Salbengrundlagen eingesetzt
Die entzündete Haut ist besonders anfällig für Infektionen ⇒verstärkt auf Hygiene achten, z. B. vor dem Eincremen gut die Hände waschen
Bei stark nässenden Hautstellen Verbände zum Schutz der Haut anlegen; unter die Verbände wirkstoffhaltige Kompressen auflegen
Antientzündliche Therapie ⇒kortisonhaltige Cremes oder Salben wirken stark
antientzündlich und sind auf Stufe „ROT“ indiziert, um die Entzündung schnellstmöglich zum Abklingen zum zu bringen!
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Ziele der Basispflege:
Ausgleich des reduzierten Wasser‐und Fettgehalts der Haut und Stabilisierung der Hautbarriere
Die Basispflege kann auch Symptome wie milde Rötung und leichten Juckreiz lindern.
Cremes und Salben regelmäßig auf der gesamten Haut, auch in symptomarmen Zeiten, auftragen.
Ölbäder wirken rückfettend, deshalb für die trockene, schuppige Haut geeignet.
Harnstoff unterstützt die Haut in ihrer Fähigkeit, Wasser zu speichern
Harnstoffzubereitungen nicht auf akuten Ekzemen anwenden ⇒brennendes Hautgefühl
Basispflege IMMER durchführen
⇒ Aufrechterhalt des Wasser‐und Fettgehalts der Haut
⇒Stabilisierung der Hautbarriere
⇒Verlängerung der symptomfreien Phase
Im Sommer eher wasserhaltige Cremes, im Winter fetthaltige Salben anwenden Halbseitenversuch: Neue Cremes oder Salben erst an einer begrenzten Stelle ausprobieren
⇒Überprüfung von Verträglichkeit und Wirksamkeit neuer Pflegeprodukte
⇒einige Tage lang nur den rechten Arm oder das rechte Bein mit dem neuen Pflegeprodukt eincremen
⇒ die andere Körperseite wie bisher eincremen
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Grundsatz der Hautpflege:
„Feucht“ auf feuchte Haut
„Fett“ auf trockene Haut Creme:
Hoher Wasser‐, geringer Fettanteil ⇒für akut entzündliche, gerötete oder nässende Haut
Salbe:
Geringer Wasser‐, hoher Fettanteil ⇒für extrem trockene Haut
Bestimmte Inhaltsstoffe von Pflegeprodukten können Unverträglichkeitsreaktionen hervorrufen und das Hautbild verschlechtern ⇒vermeiden
Fett‐feuchter Verband:
⇒Zusammenspiel von fettreicher Basispflege und mit Wasser angefeuchtetem Verband
⇒fehlende Feuchtigkeit und fehlendes Fett werden gleichzeitig zurückgegeben
⇒das Ekzem wird behandelt, der Juckreiz durch die Kühlung gelindert Anwendung:
⇒Verband zuschneiden: Schlauchverband zweimal für die entsprechende Hautstelle passend zuschneiden
⇒fettreiche Pflegecreme dick auf die Haut auftragen
⇒den ersten Verband im handwarmen Wasser anfeuchten, kräftig ausdrücken, anschließend über die eingecremte Haut ziehen (etwa alle drei Stunden erneut anfeuchten)
⇒den zweiten, trockenen Verband über den feuchten Verband ziehen
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Ölbäder:
emulgierende Ölbäder: Badewasser wird milchig‐trübe
spreitende Ölbäder: ein dünner Ölfilm schwimmt auf der Wasseroberfläche, das Wasser bleibt klar
Spreitende Ölbäder:
⇒gleichmäßiger Schutzfilm legt sich über die Haut
⇒ intensive Rückfettung und Rückfeuchtung
Badezusätze oder Seifen heben die Wirkung des Ölbades auf ⇒nicht mit Ölbädern kombinieren
Neurodermitis = chronische, entzündliche, in Schüben verlaufende Erkrankung In allen Phasen, auch in der schubfreien Zeit, ist die regelmäßige Basispflege wichtig!
Verschlechterung des Hautbildes ⇒stärkere antientzündliche Therapie!
⇒Topischer Calcineurininhibitor, wenn sich ein neuer Schub ankündigt
⇒Kortisonhaltige Cremes oder Salben im akuten Schub
Der frühzeitige Einsatz von topischen Calcineurininhibitoren kann den Verbrauch an topischen Kortison‐Präparaten reduzieren.
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Vernünftig angewendet überwiegen die Vorteile (entzündungshemmend, juckreizlindernd) bei weitem die möglichen Nachteile.
Fehlender Einsatz kann ebenso hautschädigend sein wie verantwortungslose Verwendung.
Unterschiedliche Stärke (Wirkpotenz) der Zubereitungen berücksichtigen (4 Stärke‐
Klassen).
Im akuten Schub für 1–2 Wochen möglichst schwache, aber noch Wirkung zeigende Zubereitung auf die betroffenen Hautstellen dünn auftragen.
Bei Besserung von stärkerer auf schwächere Konzentration wechseln und von anfangs zweimal täglich auf einmal täglich (abends) reduzieren.
Wirkstoffe: Pimecrolimus, Tacrolimus Seit 2002 Zulassung ab 2 Jahren Hauptvorteile:
Keine Hautatrophie Keine Gewöhnung
Für das Gesicht und andere empfindliche Hautpartien geeignet Beachten:
Ebenso wie bei topischen Kortison‐Präparaten keine Anwendung bei Superinfektion der Haut mit Herpes‐Virus oder bei Kinderkrankheiten (z. B. Windpocken)
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Keine wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit alternativer Verfahren wie Akupunktur oder Homöopathie
Kostenübernahme durch die Krankenkasse muss vorher abgeklärt werden Bei alternativen „Heilsalben“ ist die Zusammensetzung oft unklar ⇒Gefahr von Unverträglichkeiten
Innere und äußere Ausgeglichenheit wirkt sich positiv auf Neurodermitis aus Entspannungstechniken:
Yoga, Tai Chi, autogenes Training, Pilates und NIA (Vereinigung aus Tanz, Kampfkunst , Yoga und Körpertherapieformen)
Viele Kurse werden speziell für Kinder angeboten.
Schulungen:
Geschulte Patienten
⇒haben weniger Hautsymptome
⇒leiden weniger unter Juckreiz
⇒haben eine bessere Lebensqualität
AGNES:
⇒Erfahrung: seit mehr als 10 Jahren Gruppen‐Schulungen für an Neurodermitis erkrankte Kinder und ihre Eltern
⇒Schulungen werden von den Krankenkassen gefördert
⇒Interdisziplinär: Einbindung aller an einer Neurodermitis‐Schulung interessierten Berufsgruppen (Ärzte, Psychologen, Pädagogen, Kinderkrankenschwestern,
Ökotrophologen, usw.)
⇒Planung und Koordination der bundesweiten Durchführung von Neurodermitis‐
Gruppen‐Schulungen
⇒Entscheidung über die Anfragen nach Einzel‐Pflegeberatungen ARNE:
⇒Schulungen für erwachsene Patienten mit Neurodermitis
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