Vera Herhaus
Die Wahl energiepolitischer Instrumente zur Förderung erneuerbarer Energien
Eine vergleichende Analyse ihrer Ursachen in
Großbritannien, den Niederlanden und der Bundesrepublik Deutschland
Diplomarbeit
Technik
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Vera Herhaus
Die Wahl energiepolitischer Instrumente zur Förderung erneuerbarer Energien
Eine vergleichende Analyse ihrer Ursachen in Großbritannien, den Nieder- landen und der Bundesrepublik Deutschland
Diplom.de
ID 7017
Vera Herhaus
Die Wahl energiepolitischer Instrumente zur Förderung erneuerbarer Energien
Eine vergleichende Analyse ihrer Ursachen in Großbritannien, den Niederlanden und der Bundesrepublik Deutschland
Diplomarbeit
an der Universität Lüneburg
Fachbereich Umweltwissenschaften Mai 2003 Abgabe
ID 7017
Herhaus, Vera: Die Wahl energiepolitischer Instrumente zur Förderung erneuerbarer Energien - Eine vergleichende Analyse ihrer Ursachen in Großbritannien, den
Niederlanden und der Bundesrepublik Deutschland Hamburg: Diplomica GmbH, 2003
Zugl.: Fachhochschule Südwestfalen, Universität, Diplomarbeit, 2003
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Inhaltsverzeichnis 2
Inhaltsverzeichnis
Abbildungs-und Tabellenverzeichnis ...5
Abkürzungsverzeichnis...6
Einleitung...8
Bedeutung des Themas ...8
Fragestellung und Ziele der Arbeit ...10
Methodik ...12
Gliederung der Arbeit ...13
1 Ansatz...15
1.1 Forschungsstandanalyse...15
1.2 Der analytische Bezugsrahmen...18
1.2.1 Rahmenbedingungen...20
1.2.2 Problemstruktur ...21
1.2.3 Akteure...23
1.3 Zusammenfassung ...25
2 Instrumente zur Förderung erneuerbarer Energien...26
2.1 Bewertungskriterien...26
2.2 Die Modelle im Überblick ...27
2.2.1 Das Ausschreibungsmodell...27
2.2.2 Das Quotenmodell ...28
2.2.3 Die Einspeisevergütung ...29
2.3 Vergleich der Instrumente...29
2.4 Zusammenfassung ...30
3 Die Förderinstrumente in Deutschland ...31
3.1 Ökonomisch-technische Rahmenbedingungen ...31
3.1.1 Definition und Potentiale erneuerbarer Energien in Deutschland ...31
3.1.2 Entwicklung der erneuerbaren Energien...32
3.1.3 Stromerzeugung und Verbrauch ...34
3.1.4 Struktur der Stromwirtschaft ...36
3.2 Politische-institutionelle Rahmenbedingungen ...38
3.2.1 Staatsstruktur ...38
3.2.2 Partizipation und Interessenvermittlung ...39
3.2.3 Kompetenzverteilung in der Energiepolitik...40
3.3 Problemstruktur ...40
3.3.1 Problemdruck...40
Inhaltsverzeichnis 3
3.3.2 Restriktionen ...42
3.4 Akteure...44
3.4.1 Politische Akteure...44
3.4.2 Wirtschaftliche Akteure ...45
3.4.3 Gesellschaftliche Akteure ...47
3.5 Prozessanalyse ...47
3.5.1 Situation vor der gesetzlichen Regelung der Einspeisevergütung...47
3.5.2 Einspeisevergütung im Stromeinspeisegesetz (1990-1998) ...48
3.5.3 Einspeisevergütung im novellierten Stromeinspeisegesetz (1998-2000) ...49
3.5.4 Einspeisevergütung im Erneuerbare-Energien-Gesetz (ab 2000)...49
3.6 Zusammenfassung ...50
4 Die Förderinstrumente in Großbritannien...53
4.1 Ökonomisch-technische Rahmenbedingungen ...53
4.1.1 Definition und Potentiale erneuerbarer Energien in Großbritannien ...53
4.1.2 Entwicklung der erneuerbaren Energien...54
4.1.3 Stromerzeugung und Verbrauch ...56
4.1.4 Struktur der Stromwirtschaft ...58
4.2 Politisch-institutionelle Rahmenbedingungen ...60
4.2.1 Staatsstruktur ...60
4.2.2 Partizipation und Interessenvermittlung ...61
4.2.3 Kompetenzverteilung in der Energiepolitik...61
4.3 Problemstruktur ...62
4.3.1 Problemdruck...62
4.3.2 Restriktionen ...64
4.4 Akteure...65
4.4.1 Politische Akteure...65
4.4.2 Wirtschaftliche Akteure ...67
4.4.3 Gesellschaftliche Akteure ...68
4.5 Prozessanalyse ...69
4.5.1 Situation vor Einführung des Ausschreibungsmodells ...69
4.5.2 Ausschreibungssystem der Non Fossil Fuel Obligation (1990-1998) ...69
4.5.3 Übergang zum Quotenmodell Renewable Obligation (ab 2002)...72
4.6 Zusammenfassung ...74
5 Die Förderinstrumente in den Niederlanden ...76
5.1 Ökonomische und technische Rahmenbedingungen ...76
5.1.1 Definition und Potential erneuerbarer Energien in den Niederlanden...76
5.1.2 Entwicklung der erneuerbaren Energien...77
5.1.3 Stromerzeugung und Verbrauch ...79
5.1.4 Struktur der Stromwirtschaft ...81
Inhaltsverzeichnis 4
5.2 Politisch-institutionelle Rahmenbedingungen ...83
5.2.1 Staatsstruktur ...83
5.2.2 Partizipation und Interessenvermittlung ...84
5.2.3 Kompetenzverteilung in der Energiepolitik...84
5.3 Problemstruktur ...84
5.3.1 Problemdruck...84
5.3.2 Restriktionen ...87
5.4 Akteure...88
5.4.1 Politische Akteure...88
5.4.2 Wirtschaftliche Akteure ...89
5.4.3 Gesellschaftliche Akteure ...90
5.5 Prozessanalyse ...91
5.5.1 Freiwillige Vereinbarungen in Umweltplänen ...91
5.5.2 Quotenmodell mit Grüne-Label-System (1998-2000)...92
5.5.3 Übergang zum Quotenmodell mit Grüne-Zertifikate-System (ab 2001)...93
5.6 Zusammenfassung ...96
6 Vergleich der Ergebnisse...98
6.1 Ökonomisch-technische Rahmenbedingungen ...98
6.2 Politisch-institutionelle Rahmenbedingungen ...100
6.3 Problemstruktur ...102
6.4 Akteure...105
6.5 Ursachen für die Wahl der energiepolitischen Instrumente in Deutschland, Großbritannien und den Niederlanden ...107
6.6 Ansätze zur Verallgemeinerung der Aussagen ...110
7 Zusammenfassung und Ausblick...114
8 Literaturverzeichnis ...116
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis 5
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1-1: Beziehung der Variablen ...20
Abb. 1-2: Stakeholder Interessen bei der Ausgestaltung von EE-Förderinstrumenten....25
Abb. 3-1: Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien (TWh) in Deutschland und ihr Anteil an der Gesamtstromerzeugung (%) ...32
Abb. 3-2: Stromnachfrage verschiedener Sektoren in Deutschland im Jahr 2000...36
Abb. 4-1: Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien (TWh) in Großbritannien und ihr Anteil an der Gesamtstromerzeugung (%)...54
Abb. 4-2: Stromnachfrage verschiedener Sektoren in Großbritannien im Jahr 2001 ...58
Abb. 5-1: Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien (TWh) in den Niederlanden und ihr Anteil an der Gesamtstromerzeugung (%) ...77
Abb. 5-2: Stromnachfrage verschiedener Sektoren in den Niederlanden im Jahr 1998 ..81
Tabellenverzeichnis
Tab. 0-1: Ausgewählte Wirtschaftsdaten für Deutschland, Großbritannien und die Niederlande ...13Tab. 3-1: Energiebilanz Deutschland ...35
Tab. 4-1: Energiebilanz Großbritannien...57
Tab. 5-1: Energiebilanz Niederlande...80
Abkürzungsverzeichnis 6
Abkürzungsverzeichnis
AER Algemene Energieraad
BDI Bundesverband der deutschen Industrie
BGBl Bundesgesetzblatt
BIP Bruttoinlandsprodukt
BMWi Bundesministerium für Wirtschaft
BMU Bundesministerium für Umweltschutz, Naturschutz und Reaktorsi- cherheit
BVG Bundesverfassungsgericht
BWEA British Wind Energy Association
CBI Confederation of British Industry
CEGB Central Electricity Generating Board
CDA Christen Democratische Appél
CDU Christliche Demokratische Union Deutschlands
CO2 Kohlendioxid
CSU Christlich Soziale Union
D`66 Democraten 66
DEFRA Department for the Environment, Food and Rural Affairs DEWI Deutsches Windenergie Institut
DM Deutsche Mark
DLR Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt DTI Department of Trade and Industry
DTLR Department of Transport, Local Government and the Regions
EC European Commission
ECN Energieoderzoek Centrum Nederland
EE Erneuerbare Energien
EEG Erneuerbare-Energien-Gesetz
EG Europäische Gemeinschaft
EGV Vertrag zur Gründung der Europäischen Gemeinschaft
EnBW Energie Baden-Württemberg
EnWG Energiewirtschaftsgesetz
EP Europäisches Parlament
EPSRC Engineering and Physical Sciences Research Council
EU Europäische Union
EuGH Europäischer Gerichtshof
EVU Energieversorgungsunternehmen
EWI Energiewirtschaftliches Institut an der Universität Köln
EWG Europäische Wirtschaftsgemeinschaft
FDP Freie Demokratische Partei
FFL Fossil Fuel Levy
GG Grundgesetz
GuD Gas und Dampf (Kraftwerk)
GW Gigawatt (109 Watt)
IEA International Energy Agency
IG Bergbau Industriegewerkschaft Bergbau
kW Kilowatt (103 Watt)
KWK Kraft-Wärme-Kopplung
LPF Liste Pim Fortuyn
MAP Milieu-Actieplan
Minez Ministerie van Economische Zaken
Abkürzungsverzeichnis 7
Mio. Million
Mrd. Milliarde
MW Megawatt (106 Watt)
NABU Naturschutzbund Deutschland
NETA New Electricity Trading Arrangements
NFFO Non Fossil Fuel Obligation
NGC National Grid Company
NGOs Nichtregierungsorganisationen
Novem Netherlands agency for energy and the environment
OECD Organisation for Economic Co-Operation and Development OFFER Office of Electricity Regulation
Ofgem Office of Gas and Electricity Markets
o. V. ohne Verfasser
p Pence
PIU Performance and Innovation Unit
Pf Pfennig
PV Photovoltaik
PvdA Partij van de Arbeid
PVE Platform Versnelling Energieliberalisering RECS Renewable Energy Certificate System
REB Regulerende Energie Belasting
RO Renewable Obligation
RPA Renewable Power Association
RS Rechtssache
RWE Rheinisch-westfälische-Elektrizitätswerke AG SEP Samenwerkende Elektriciteits Producenten
SER Sozialwirtschaftlicher Rat
SFV Solarenergieförderverein
SKE Steinkohleäquivalent
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands StrEinspG Stromeinspeisegesetz
SPRU Science and Technology Policy Research Unit
toe tonnes oil equivalent
TW Terrawatt (1012 Watt)
UBA Umweltbundesamt
VAMIL Voluntary Depreciation on Environmental Investment VDEW Vereinigung deutscher Elektrizitätswerke
VIK Verband der industriellen Energie- und Kraftwirtschaft VDN Verband deutscher Netzbetreiber
VROM Ministerie van Volkshuisvesting, Ruimtelijke Ordening en Milieu- beheer
VVD Verenigung voor Vrijheid en Democratie
WWF World Wide Fund for Nature
WI Wuppertal Institut
ZEW Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung
Einleitung 8
Einleitung
In der vorliegenden Arbeit wird untersucht, welche Instrumente zur Förderung erneuerba- rer Energien in verschiedenen europäischen Ländern gewählt wurden, um den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung zu erhöhen. Dabei liegt der Fokus auf den Gründen, die sich für die Wahl eines Förderinstruments - aus einer Reihe von möglichen Instrumenten - finden lassen. Es wird die These vertreten, dass es Faktoren gibt, die die Instrumentenwahl beeinflussen. Da ein Zeitraum von über zehn Jahren betrachtet wird (1990-2002) ist auch relevant, ob die Entscheidung für ein Instrument Bestand hatte, oder ob im Laufe der Jahre ein anderes Instrument gewählt wurde und welche Gründe sich dafür finden lassen.
Bedeutung des Themas
Politische Akteure sehen sich zunehmend vor die Frage gestellt, mit welchen Strategien sie dem weltweit wachsenden Energiebedarf und den damit verbundenen Folgeproblemen begegnen können, insbesondere dem Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre und der Endlichkeit fossiler Brennstoffe. Von den energiebedingten CO2-Emissionen im Jahr 1999 in Deutschland in Höhe von 833 Mio. t entfielen 43 % (357 Mio. t) auf den Be- reich Energieerzeugung und -umwandlung, 22 % auf den Bereich Transport und Verkehr und ca. 15 % auf die privaten Haushalte; die restlichen 21 % verteilen sich auf Industrie, Handel, Dienstleistungen und Gewerbe (vgl. BMWI 2001b:74). Da die Energieerzeugung und -umwandlung für den größten Teil der CO2-Emissionen verantwortlich ist, erscheint es sinnvoll, hier mit Einsparmaßnahmen anzusetzen. Dafür gibt es mehrere Optionen: Die meistdiskutierten sind Energieeinspar- und Energieeffizienzstrategien sowie der Einsatz von erneuerbaren Energien (EE)1. Regenerative Energien zu fördern ist unter rein volks- wirtschaftlichen Gesichtspunkten (Wohlfahrtssteigerung gemessen am Bruttoinlandspro- dukt) oft nicht der kostengünstigste Weg (vgl. DÜNGEN 1993:42), aber angesichts der end- lichen fossilen Ressourcen wird langfristig ein Übergang zu einem neuen Energiesystem unausweichlich sein. Daher werden die EE seit einigen Jahren langsam in den Markt einge- führt, um einen radikalen Wechsel bei der Energieversorgung in einigen Jahrzehnten zu vermeiden.
1Unter EE werden im folgenden Wind- und Wasserkraft, solare Strahlungsenergie, Geothermie, Biomasse, sowie Deponie-, Klär- und Grubengas verstanden, analog zu §1 Erneuerbare-Energien-Gesetz (vgl. EEG 2000). Für die betrachteten Länder gilt die jeweils vorgestellte nationale Definition von EE. Die Begriffe regenerative Energien und alternative Energiequellen werden synonym verwendet.
Einleitung 9
Ein weiterer Grund für das Interesse politischer Entscheider, bereits jetzt EE zu fördern, ist der erwartete strategische Vorteil der Länder im internationalen Wettbewerb, die bereits Erfahrung mit diesen Technologien gewinnen und Industriezweige rund um EE aufbauen konnten (vgl. ESPEY 2001:13).
Im Folgenden werden nur Instrumente betrachtet, die zur Erhöhung des Anteils der EE an der Stromerzeugung und des Stromverbrauchs eingesetzt werden. Instrumente, die den Einsatz regenerativer Energieträger wie z. B. Geothermie oder Solarthermie zur Wärmeer- zeugung vorantreiben, spielen in der Analyse keine Rolle. Zunächst ist relevant, welche supranationalen, in diesem Fall europäischen, Vorgaben zur Förderung der EE existieren.
Die Europäische Union (EU) bezeichnet die Förderung der EE als wesentlichen Baustein ihrer Energie- und Klimapolitik. 1996 stieß die Europäische Kommission (EC) mit einem Grünbuch die Diskussion über eine europaweit einheitliche Förderregelung an, ein Jahr später fasste sie die Vorschläge in einem Weißbuch zusammen (vgl. EC 1996, EC 1997).
Als Ergebnis wurde 2001 die Richtlinie zur Förderung der Stromerzeugung aus erneuerba- ren Energien im Elektrizitätsbinnenmarkt erlassen, die bis Oktober 2003 in den Mitglieds- staaten umgesetzt sein muss (vgl. Richtlinie 2001/77/EG). Die Union und die Mitgliedstaa- ten sind sich einig in ihrem Bestreben, erneuerbare Energien zu fördern, da „deren Nut- zung zum Umweltschutz und zur nachhaltigen Entwicklung beiträgt“ (Richtlinie 2001/77/EG, Abs. 1). Darüber hinaus wird erwartet, dass sich Beschäftigungsmöglichkei- ten auf lokaler Ebene ergeben, die sich auf den sozialen Zusammenhalt positiv auswirken, dass die Nutzung erneuerbarer Energien zur Versorgungssicherheit beiträgt und die Vor- aussetzungen dafür schafft, dass die Zielvorgaben von Kyoto rascher erreicht werden (vgl.
Richtlinie 2001/77/EG, Abs. 1).
Die Forderung, erneuerbare Energieträger vermehrt einzusetzen, begründet die EC mit mehreren Argumenten, neben dem geringeren CO2-Ausstoß insbesondere auch mit dem energiepolitischen Ziel der Versorgungssicherheit. Sie kommt zu dem Schluss, dass „nur mit Hilfe effizienter Technologien zur Nutzung erneuerbarer Energien (...) der Tendenz zu einer immer größeren Energieabhängigkeit Einhalt geboten werden [kann]“ (EC 2001:22).
Mittelfristig sind die erneuerbaren Energiequellen die einzigen Energieträger, bei denen die EU unter den gegebenen Umständen einen gewissen Handlungsspielraum zur Vergrö- ßerung des Angebots hat. Alle verfügbaren Öl-, Gas- und Kohlevorkommen sind weitge- hend erschlossen, neue Funde bedeutenden Ausmaßes werden nicht erwartet (vgl. EC 2001:45). Das Ziel der EC lautet, den Anteil der EE an der Primärenergienutzung auf 12 % und an der Stromerzeugung auf 22 % bis zum Jahre 2010 zu erhöhen (vgl. EC 2001:5). Im