• Keine Ergebnisse gefunden

Seehofer:Krankheiten richten sich nicht nach der Ökonomie

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Seehofer:Krankheiten richten sich nicht nach der Ökonomie"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Berufspolitik

120 Ärzteblatt Sachsen 4/2003

Auf Einladung waren auch Vorstandsmitglie- der der Sächsischen Landesärztekammer bei einem Gespräch mit dem Gesundheitsexperten Horst Seehofer (CSU) in Dresden. Am 12. März 2003 stellte Herr Seehofer fest, dass er durch seine schwere Erkrankung im letzten Jahr eine veränderte Sichtweise auf die Tätigkeit der Heilberufe bekommen hat. „Alle leisten einen segensreichen Dienst, dies kann ich heute aus eigener Erfahrung sagen. Ich möch- te niemanden eine Erkrankung wünschen, doch es wäre für so manch anderen Politiker gut, wenn er die Leistungen von Schwestern, Pflegern und Ärzten einmal in Anspruch neh- men müsste. Denn dann würde sich auch seine Betrachtungsweise stark verändern und die politischen Diffamierungen hätten ein Ende“.

Und er ist noch zu weiteren Einsichten ge- kommen. Denn nach seiner heutigen Auffas- sung bringen Budgetierungen im Gesundheits- wesen nicht die Lösung der Probleme. Dage- gen muss es in der Zukunft mehr Eigenver- antwortung bei den Patienten geben. Dazu gehört aber auch ein größeres Mitsprache- recht von Patientenvertretern und Selbsthilfe- gruppen bei politischen Entscheidungen. Zu- dem besteht für Herrn Seehofer im Gesund- heitssystem kein Qualitäts- sondern ein Finanzierungsproblem. Krankheiten richten sich nicht nach der Ökonomie, und so ist es für ihn unsinnig mit der Arbeitslosigkeit zu

argumentieren. Denn das würde bedeuten, je höher die Arbeitslosigkeit, umso weniger fi- nanzielle Mittel würden für die Gesundheit bereit gestellt. Damit wäre das soziale Sys- tem in Deutschland am Ende. Herr Seehofer plädiert für eine stärkere Eigenbeteiligung der Patienten, um neue Finanzierungsquellen zu erschließen. Vorstellen könnte er sich eine Versicherung von Mindestleistungen und eine

Zusatzversicherung durch die Patienten für Zusatzleistungen. Eine entschiedene Absage erteilte der Gesundheitsexperte den immer wieder angeführten internationalen Verglei- chen, wenn es darum geht, das Deutsche Ge- sundheitssystem schlecht zu reden. „Diese Vergleiche bringen gar nichts, weil sie auf vollkommen unterschiedliche Parametern be- ruhen und zumeist nichts über die Lebens- qualität aussagen“. Nachdrücklich forderte Herr Seehofer den Abbau der Bürokratie im Gesundheitswesen und spricht sich gleichzei- tig gegen das geplante Zentrum für Qualität in der Medizin aus, welches die SPD am lieb- sten in Dresden ansiedeln will. Qualitätsstan- dards durchzusetzen ist Sache der Mediziner.

Unter zwei Bedingungen will die Union mit der SPD zusammenarbeiten: Erstens muss die Gesundheitsreform aus einem Guss sein. Und zweitens muss Schluss sein mit der Planwirt- schaft in Form der Budgetierung. Ganz ande- re Töne waren zwei Tage später aus Berlin zu hören. Der Bundeskanzler lobte zwar einer- seits die Qualität des deutschen Gesundheits- wesens, verlangte aber auf der anderen Seite die Schaffung eines „unabhängigen“ Zentrums für Qualität in der Medizin und mehr Wettbe- werb. Das bedeutet für die SPD insbesondere Einzelverträge zwischen Ärzten und Kranken- kassen sowie „das Vertragsmonopol der Kas- senärztlichen Vereinigungen aufzubrechen“.

In mehreren Punkten scheint sich die Posi- tion von Herrn Schröder dem der CDU ange- nähert zu haben. Erstens will er Privatunfälle weiterhin in der Gesetzlichen Krankenver- sicherungen (GKV) belassen. Und zweitens soll der Leistungskatalog der GKV nach ver- sicherungsfremden Leistungen überarbeitet werden. Übereinstimmung gibt es auch bei differenzierten Praxisgebühren. Die Bundes- gesundheitsministerin dürfte über diese Aus- sagen nicht erfreut sein. Denn ihr Standpunkt zu Praxisgebühren und Privatunfällen war bisher ein deutlich anderer. Was bei beiden Parteien immer noch fehlt, ist ein klares Kon- zept zur Umsetzung der sogenannten Refor- men. Und der Vollständigkeit halber muss noch hinzu gefügt werden, dass die Rede

„Agenda 2010“ von Herrn Bundeskanzler Gerhard Schröder wirklich nicht der große Wurf gewesen ist, denn etwas wirklich Neues aus der Gesundheitspolitik gab es nicht zu hören.

Seehofer:

Krankheiten richten sich nicht nach der Ökonomie

Gesundheitsexperte der CSU, Horst Seehofer, in Dresden

Auf Einladung von Friederike de Haas (re.) war auch der Sächsische Wirtschaftsminister, Dr.-Ing. Matthias Rößler, im Podium

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Wenn damit die Fehlentwicklung der Zersiedelung, der Verlust von aktuell 16,1 Hektar Boden für Siedlungs- und Verkehrszwecke pro Tag in Bayern verringert und auch die

Der BUND Naturschutz lehnt daher Ausschreibungen im EEG ab und fordert eine grundlegende Reform des Strommarktdesigns, die den Ausbau der Erneuerbaren

Nürnberg/Berlin: Als inzwischen sechste Station in einer Staffel von Protestaktionen haben der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutsch- land (BUND) und sein bayerischer

Für praktizierende Ärztinnen und Ärzte werden einige Dienstleistungen angeboten: Zugang zu qualitätsbewerteten medizinischen Leitberich- ten und Evidenzberichten; Fortbildung im

sind. Die Auswirkungen machen sich inzwischen an einem Phänomen be- merkbar, das bislang vor allem aus Italien be- kannt war. Immer mehr Jugendliche bleiben nach Erreichen

Offizielle Veröffentlichungen der Bundesärztekammer und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung als Herausgeber des DEUTSCHEN ÄRZTEBLATTES — Ärztliche Mitteilungen sind

Der Bundesgesundheitsminister verschweigt im übrigen, daß aus dem Budget für 1993 nahezu zwei Prozent mehr Kassenpatienten als 1992 ver- sorgt werden müssen und auch die Preise

seitigen Grabenkämpfe der verschiedenen Berufsgruppen und die Verteilungskämpfe innerhalb der Ärzteschaft dem durch Seehofers Ge- sundheitsstrukturgesetz mal- trätierten