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Die pT-Wert-Methode

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Bundesanstalt für Gewässerkunde, Koblenz Stand: August 2007 G3 Ökotoxikologie

BfG-Merkblatt "Ökotoxikologische Baggergutuntersuchung"

Ökotoxikologische Untersuchung von Sedimenten, Eluaten und Porenwässern

Probenauswahl

Um eine vergleichbare Basis für die ökotoxikologische und chemische Bewertung zu haben, werden die Untersuchungen stets am selben Probenmaterial durchgeführt. Da es auch bei fachgerechter Lagerung der Sedimentproben zu einer Veränderungen der bioverfügbaren Schadstoffe kommen kann, haben die ökotoxikologischen Untersuchungen möglichst zeitnah zur Probennahme zu erfolgen. Der Untersuchungsumfang und die Probenanzahl sind durch die Handlungsanweisungen HABAB-WSV (2000) und HABAK-WSV (1999) geregelt.

Untersucht werden in der Regel nur Feinsedimente.

Methode der ökotoxikologischen Gefährdungsabschätzung

Im Routinefall erfolgt die Abschätzung des ökotoxikologischen Wirkungspotenzials von Sedimenten im Porenwasser und in einem für diesen Zweck hergestellten Eluat. In dem durch 24stündiges Schütteln im aeroben Milieu erzeugten wässrigen Auszug befinden sich die unter aeroben Bedingungen aus dem Sediment auswaschbaren Stoffe. Die wässrige Phase wird durch Zentrifugation von der Feststoffphase abgetrennt.

Zur Bestimmung des ökotoxikologischen Potenzials des Untersuchungsmaterials werden Prüfverfahren mit Organismen verschiedener trophischer Ebenen angewandt (Algen, Bakterien und Kleinkrebse). Da die Ergebnisse justitiabel sein müssen, werden hierfür normierte Testverfahren eingesetzt.

Für Sedimente aus dem Binnenbereich sind dies der Grünalgentest nach DIN 38 412 Teil 33 (1991), der Leuchtbakterientest nach DIN EN ISO 11348-2 (1999) und der Daphnientest nach DIN 38 412 Teil 30 (1989).

Sedimente aus dem marinen und brackigen Bereich werden mit dem marinen Algentest nach DIN EN ISO 10253 (2006), dem Leuchtbakterientest nach DIN EN ISO 11348-2 (1999) und dem Sedimentkontakttest mit Schlickkrebsen nach DIN EN ISO 16712 (2006) untersucht. Die Testvorschriften für Bakterien befinden sich zurzeit in Revision. Die fachlich notwendigen Modifikationen des Algentestes werden entsprechend Peters und Ahlf (2003) durchgeführt.

Zusätzlich sind die jeweils aktuellen AQS-Merkblätter zu berücksichtigen (AQS 1998a, 1998b, 2000).

Bei aquatischen Toxizitätsuntersuchungen werden mit Hilfe von Verdünnungsreihen Konzentrations-Wirkungs-Beziehungen ermittelt. Im Gegensatz zur herkömmlichen Toxikologie, wo zur quantitativen Charakterisierung von Schadstoffen jene Konzentration oder Verdünnungsstufe angegeben wird, die 50% der maximal erreichbaren Wirkung auslöst (LC50, EC50) (LC = letale Konzentration, EC = effektive Konzentration), stellt die Ökotoxikologie schwerpunktmäßig die Fragen nach der Schwellenkonzentration, bei der mit keiner Schadwirkung mehr zu rechnen ist (LC0, EC0, NOEC). Dieser Wert ist jedoch nur näherungsweise anzugeben, da er einerseits direkt von der gewählten Verdünnungsfolge

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abhängig ist (es ist ein experimenteller, kein statistischer Wert), und andererseits bei stoffwechselphysiologischen Parametern wegen der Schwankungsbreite der Messwerte gar nicht exakt bestimmt werden kann. Deshalb wird hier wie bei der Abwasserprüfung auf die Bestimmung jener Verdünnungsstufe ausgewichen, deren Hemmwert < 20% beträgt.

Die pT-Wert-Methode

In der Bundesanstalt für Gewässerkunde wird die von einer Umweltprobe auf einen Modellorganismus ausgehende Toxizität über die erste nicht mehr toxisch wirkende Verdünnungsstufe charakterisiert. Zur zahlenmäßigen Kennzeichnung der ermittelten Toxizität wird der pT-Wert verwendet. Der pT-Wert (potentia Toxicologiae = toxikologischer Exponent) ist der negative binäre Logarithmus des ersten nicht mehr toxischen Verdünnungsfaktors in einer Verdünnungsreihe mit dem Verdünnungsfaktor 2. Der pT-Wert gibt an, um wievielmal eine Probe im Verhältnis 1:2 verdünnt werden muss, damit sie nicht mehr toxisch wirkt (Krebs 1988, 2000).

Zur Verdeutlichung des pT-Wertes sei folgendes Beispiel aufgeführt: Innerhalb einer Verdünnungsreihe liegen die Hemmwerte im Leuchtbakterientest ab der Stufe 1:16 unter 20%. In exponentieller Schreibweise wird aus 1:16 = 1:24 = 2-4. Der negative Logarithmus zur Basis 2 vom Verdünnungsfaktor 1:16 ist 4. Das Prüfgut erhält den pT-Wert 4 (s. Tabelle 1).

Porenwasser- und Eluatuntersuchungen werden als gleichrangig betrachtet, der jeweils höhere Befund wird zur Charakterisierung der Probe verwendet. Der pT-Wert ermöglicht eine natürliche, zahlenmäßige und nach oben hin offene gewässertoxikologische Klassifizierung.

Mit Hilfe dieser offenen Ökotoxizitätsskala vermag die Gewässertoxikologie jede Probe leicht verständlich und quantifiziert zu kennzeichnen.

Ökotoxikologische Baggergutklassifizierung

Die Toxizitätsklasse von Sediment (Baggergut) wird durch den pT-Wert des empfindlichsten Organismus innerhalb einer Testpalette gleichrangiger Biotestverfahren bestimmt. Die ermittelten Toxizitätsklassen sind bei den hier angesprochenen Untersuchungen stets auf das unverdünnte Testgut (Porenwasser oder Eluat) bezogen. Die durch die erzielten höchsten pT- Werte definierten Toxizitätsklassen werden mit römischen Zahlen gekennzeichnet. Beträgt der höchste pT-Wert beispielsweise 5, dann ist das Testgut der Toxizitätsklasse V zuzuordnen. Die höchste Stufe dieser Baggergutklassifizierung ist die Toxizitätsklasse VI (Tabelle 1) (Krebs 2001, 2005).

Sollen die Toxizitätsklassen benannt werden, dann können die in Tabelle 1 aufgeführten Bezeichnungen verwendet werden, wobei zur Charakterisierung stets die Angabe der Toxizitätsklasse und in der Toxizitätsklasse VI zusätzlich die des maximal erreichten pT- Wertes gehört. Diese Kopplung ist unbedingt erforderlich, da die eigentliche Information im pT-Wert und nicht in der frei wählbaren und damit austauschbaren Bezeichnung liegt.

Das Bewertungssystem wurde in der Bundesanstalt für Gewässerkunde entwickelt. Während die Sedimentklassifizierung auf einer wissenschaftlichen Methodik beruht, basiert die Bewertung auf einer Konvention.

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Tabelle 1: Toxizitätsklassen angewandt von der Bundesanstalt für Gewässerkunde zur Sedimentbewertung und Handhabungskategorien für die Baggergutverbringung. Die ökotoxikologische Untersuchung erfolgt im Porenwasser und Eluat.

höchste Verdünnungs

-stufe

Verdün- nungs-

faktor

pT-Wert Toxizitätsklassen Handhabungskategorien

ohne Effekt 7stufiges

System Bezeichnung 4stufige

Bewertung Bezeichnung Originalprobe 20 0 0 Toxizität nicht nachweisbar 0 nicht belastet 1:2 2-1 1 I sehr gering toxisch belastet I unbedenklich

1:4 2-2 2 II gering toxisch belastet II belastet

1:8 2-3 3 III mäßig toxisch belastet III kritisch

1:16 2-4 4 IV erhöht toxisch belastet IV belastet

1:32 2-5 5 V hoch toxisch belastet V gefährlich

≤ (1:64) ≤ 2-6 ≥ 6 VI sehr hoch toxisch belastet VI belastet

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Beschreibung der Verfahrensschritte

Bei der Durchführung der Untersuchungen ist grundsätzlich nach DIN EN ISO 5667-16

„Anleitung zur Probenahme und Durchführung biologischer Testverfahren“ vorzugehen.

Das Probenmaterial ist möglichst innerhalb der ersten zwei Wochen nach der Probenahme zu untersuchen.

Zur Bewertung des Testgutes nach der pT-Wert-Methode wird eine geometrische Verdünnungsreihe im Verhältnis von 1:2 untersucht. Die Untersuchung von Zwischenstufen kann daher unterbleiben.

1. Probenlagerung

Im Dunkeln bei 4 bis 8 °C

2. Porenwassergewinnung

Natives Probenmaterial für 20 Minuten bei 17000g zentrifugieren. 30 Minuten in einem offenen Becherglas stehen lassen. Anschließend den O2-Gehalt messen. Wenn der Sauerstoffgehalt unter 5 mg/l liegt, Porenwasser in einem offenen Becherglas mit einem Magnetrührstäbchen belüften.

Das gewonnene Porenwasser ist noch am selben Tag im Test einzusetzen.

3. Gewinnung des Eluates

Bestimmung des Trockenrückstandes und des Wassergehaltes nach DIN EN 12880 Teil 2a (2001).

3.1. Proben aus dem Süßwasserbereich

Das Elutionsverhältnis von Sediment-Feststoffphase zu Wasser beträgt 1 zu 3 (1 Gewichtsteil Trockenmasse + 3 Gewichtsteile Wasser). Das Porenwasser (berechnet) wird durch Zugabe von synthetischem Süßwasser (DVW - Verdünnungswasser nach DIN 38 412 Teil 30) auf 3 Gewichtsteile ergänzt.

Elution im Überkopfschüttler für 24 Stunden mit anschließender Zentrifugation für 20 Minuten bei 17000g. 30 Minuten in einem offenen Becherglas stehen lassen. Anschließend den O2-Gehalt messen. Wenn der Sauerstoffgehalt unter 5 mg/l liegt, Eluat in einem offenen Becherglas mit einem Magnetrührstäbchen belüften.

Das gewonnene Eluat ist noch am selben Tag im Test einzusetzen.

3.2. Marine Proben und Proben aus dem Brackwasserbereich

Das Elutionsverhältnis von Sediment-Feststoffphase zu Wasser beträgt 1 zu 3 (1 Gewichtsteil Trockenmasse + 3 Gewichtsteile Wasser). Das Porenwasser (berechnet) wird durch Zugabe von Eluens auf 3 Gewichtsteile ergänzt.

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Als Eluens dient in Abhängigkeit von der Salinität der Probe:

synthetisches Meerwasser (ASW) bei Salinität der Probe: 20 < x ≤ 35 synthetisches Brackwasser (ABW) bei Salinität der Probe: 5 ≤ x ≤ 20 Medien nach ISO 11348-2, Annex D (in Revision), Peters und Ahlf (2003)

Elution im Überkopfschüttler für 24 Stunden mit anschließender Zentrifugation für 20 Minuten bei 17000g. 30 Minuten in einem offenen Becherglas stehen lassen. Anschließend den O2-Gehalt messen. Wenn der Sauerstoffgehalt unter 5 mg/l liegt, Eluat in einem offenen Becherglas mit einem Magnetrührstäbchen belüften.

Das gewonnene Eluat ist noch am selben Tag im Test einzusetzen.

4. Physikalisch-chemische Messgrößen

Im Zentrifugat (Porenwasser und Eluat) werden der pH-Wert, der Sauerstoffgehalt (mg/l) und die Leitfähigkeit und Salinität gemessen.

Der pH-Wert des zu untersuchenden Testgutes ist im Regelfall nicht zu verändern.

Im Leuchtbakterientest wird die Salinität nach dem Aufsalzen des Testgutes erneut bestimmt.

5. Chemische Parameter

Im Zentrifugat (Porenwasser und Eluat) wird der Ammonium-Stickstoff-Gehalt (NH4-N) ermittelt (ggf. zusätzlich NO2-N, NO3-N, N-gesamt und PO4-P).

Die Bestimmung erfolgt mit nasschemischen Verfahren, z.B. mit einem Küvettentest.

6. Ökotoxikologische Untersuchungspalette

6.1. Süßwasserbereich (limnisch

)

Leuchtbakterientest nach DIN EN ISO 11348-2 (1999)

„Bestimmung der Hemmwirkung von Wasserproben auf die Lichtemission von Vibrio fischeri (Leuchtbakterientest)“

Akuter Toxizitätstest mit dem Leuchtbakterium Vibrio fischeri über 30 Minuten. Bestimmt wird die prozentuale Hemmung der Leuchtintensität im Testansatz mit der höchsten Testgutkonzentration (hier 80% - Testansatz) und der pT-Wert des Testgutes. Nach der DIN- Testvorschrift ist eine Leuchthemmung von 20% als signifikant zu bewerten.

Der Test ist mit flüssiggetrockneten Leuchtbakterienpräparaten der Firma „Dr. Bruno Lange GmbH & Co KG“ durchzuführen.

Algentest nach DIN 38 412 Teil 33 (1991)

„Bestimmung der nicht giftigen Wirkung von Abwasser gegenüber Grünalgen (Scenedesmus- Chlorophyll-Fluoreszenztest) über Verdünnungsstufen“

Zellvermehrungshemmtest mit der Grünalge Desmodesmus subspicatus über 72 Stunden.

Bestimmt wird die prozentuale Wachstumshemmung (Hemmung der Biomasseproduktion) im Testansatz mit der höchsten Testgutkonzentration (hier 80% - Testansatz) und der pT-Wert

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des Testgutes. Nach der DIN-Testvorschrift ist eine Wachstumshemmung von 20% als signifikant zu bewerten.

Da beim Algentest möglicherweise auftretende Fördereffekte Hemmwirkungen überdecken können, muss mindestens bis zur Verdünnungsstufe 1:32 getestet werden.

Die geometrische Verdünnungsreihe ist gemäß DIN (Kapitel 11.1) weiter auszudehnen für den Fall, dass in der letzten getesteten Verdünnungsstufe eine Abnahme der Hemmwirkung (innerhalb der Verdünnungsreihe) nicht zu verzeichnen ist.

Hohe Ammonium-/Ammoniak-Konzentrationen können Einfluss auf das Testergebnis haben, näheres hierzu siehe Wahrendorf (2005). Zur besseren Interpretation der Testergebnisse ist es daher empfehlenswert nach Testende die Ammoniumkonzentration in den Testansätzen zu bestimmen. Es sollte die erste Verdünnungsstufe und möglichst alle signifikant hemmenden Verdünnungsstufen untersucht werden.

Daphnientest nach DIN 38 412 Teil 30 (1989)

„Bestimmung der nicht akut giftigen Wirkung von Abwasser gegenüber Daphnien über Verdünnungsstufen“

Akuter Toxizitätstest mit dem Kleinkrebs Daphnia magna über 24 Stunden.

Bestimmt wird die Anzahl der schwimmunfähigen Daphnien nach 24 Stunden in Prozent im 100% - Testansatz und der pT-Wert des Testgutes. Die kleinste Verdünnungsstufe, bei der mindestens 9 von 10 Daphnien ihre Schwimmfähigkeit behalten haben, ergibt den pT-Wert.

6.2. Mariner Bereich und Brackwasserbereich

Leuchtbakterientest nach DIN EN ISO 11348-2 (1999)

„Bestimmung der Hemmwirkung von Wasserproben auf die Lichtemission von Vibrio fischeri (Leuchtbakterientest)“

Akuter Toxizitätstest mit dem Leuchtbakterium Vibrio fischeri über 30 Minuten. Bestimmt wird die prozentuale Hemmung der Leuchtintensität im Testansatz mit der höchsten Testgutkonzentration (hier 80% - Testansatz) und der pT-Wert des Testgutes. Nach der DIN- Testvorschrift ist eine Leuchthemmung von 20% als signifikant zu bewerten.

In Abhängigkeit von der Salinität des Testgutes (Porenwasser; Eluat) wird die Probe mit kristallinem NaCl auf eine Salinität von 20 oder 30 aufgesalzen.

Als Verdünnungswasser wird je nach Salinität des Testgutes synthetisches Brackwasser (ABW) oder synthetisches Meerwasser (ASW) verwendet (siehe ISO 11348-2, Annex D in der aktuellen Revision und Peters & Ahlf 2003).

Mariner Algentest nach DIN EN ISO 10253 (2006)

„Wachstumshemmtest mit marinen Algen Skeletonema costatum und Phaeodactylum tricornutum“

Durchgeführt wird der Wachstumshemmtest mit der marinen Alge Phaeodactylum tricornutum über 72 Stunden. Die Auswertung erfolgt über die Biomasseproduktion analog zum Grünalgentest (siehe DIN 38 412 Teil 33). Bestimmt wird die prozentuale Wachstumshemmung (Hemmung der Biomasseproduktion) im Testansatz mit der höchsten Testgutkonzentration (hier 80% - Testansatz) und der pT-Wert des Testgutes. Eine Wachstumshemmung von 20% ist als signifikant zu bewerten.

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Angaben zur Vorbehandlung des wässrigen Untersuchungsmaterials zur Durchführung des Testes:

Filtration des Porenwassers bzw. Eluates über gewaschene Glasfaserfilter zum Entfernen von Algen (z.B. MN GF-5 50mm Art.-Nr.: 4150050). Aufsalzen mit kristallinem NaCl auf eine Salinität von 20 oder 30 in Abhängigkeit von der ursprünglichen Salinität des Porenwassers bzw. des Eluates (siehe ISO 11348-2, Annex D in der aktuellen Revision; Peters und Ahlf 2003)

Als Verdünnungsmedium wird in Abhängigkeit von der Salinität des Testgutes synthetisches Brackwasser (ABW) oder synthetisches Meerwasser (ASW) verwendet (siehe ISO 11348-2, Annex D in der aktuellen Revision; Peters und Ahlf 2003).

Amphipodentest nach DIN EN ISO 16712 (2007)

„Water quality – Determination of acute toxicity of marine or estuarine sediments to amphipods“

Sedimentkontakttest mit dem marinen Amphipoden Corophium volutator, akuter Toxizitätstest über 10 Tage zur Beurteilung der Toxizität des Gesamtsedimentes.

Die Auswertung des Testes erfolgt über die Bestimmung der Mortalität in Prozent nach 10 Tagen im Vergleich zu Kontrollansätzen mit unbelastetem natürlichem Sediment.

Untersucht werden neben der Mortalität auch subletale Effekte, wie Aufenthalt im Sediment oder in der Wasserphase, Sedimentmeidung, Wiedereingrabeverhalten und Anteil moribunder Organismen.

Gewinnung des Untersuchungsmaterials für den Sedimentkontakttest:

Große Partikel entfernen, anschließend das Sediment ohne Wasserzugabe mit einem Edelstahlsieb (Maschenweite 0,5-1 mm) sieben.

175 ml Testgut in ein 2-Liter-Becherglas überführen. Die Schichtdicke des Sedimentes sollte mind. 2 cm betragen. Testgut danach mit 725 ml Testmedium vorsichtig überschichten.

Anschließend werden die Testansätze kontinuierlich mittels einer Glaspipette belüftet.

Die Testansätze sind 1-2 Tage vor Einbringen der Testorganismen anzusetzen.

Testmedium: 40 g Meersalz (z.B. Sea Salts, Fa. Sigma) auf 1 l Aqua dest.

Referenzsediment: unbelastetes natürliches marines Sediment Kontrollansatz: Referenzsediment + Testmedium

Testansatz: Testgut + Testmedium

Positivkontrolle: Ammoniumchlorid + Testmedium (Ansatz ohne Sediment)

Da das Sediment mit diesem Test derzeit nur unverdünnt untersucht wird, ist eine Bewertung der Ergebnisse entsprechend der Toxizitätsklassen nach HABAK-WSV (1999) nicht möglich.

Es ist eine Einzelfallbewertung vorzunehmen.

7. Weitere Testverfahren

Neben den genannten routinemäßig durchzuführenden Testverfahren werden zur Beurteilung der Sedimentqualität und des ökotoxikologischen Potenzials weitere Bioteste angewendet, die bisher nur zum Teil normiert sind. Die aquatischen Teste für die Untersuchung von

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Porenwasser und Eluat werden zunehmend durch Sedimentkontaktteste ergänzt, wodurch die Wirkung des Gesamtsedimentes auf die Organismen erfasst werden kann.

Beispiele für weitere Testverfahren:

Aquatische Testverfahren

Wachstumshemmtest mit der Wasserlinse Lemna minor nach DIN EN ISO 20079 (2006) Sedimentkontaktteste

Bakterienkontakttest mit Arthrobacter globiformis

Hefekontakttest mit Saccharomyces cerevisiae (Weber et al. 2006)

Sedimentkontakttest mit Myriophyllum aquaticum (Feiler & Krebs 2001, Feiler et al. 2004) Nematodentest mit Caenorhabditis elegans nach ISO/NWIP "Nematoda" (2006)

8. Schematische Zusammenfassung

In Abhängigkeit vom Probennahmeort und den Salinitätsverhältnissen des

Untersuchungsmaterials wird das Untersuchungsprogramm festgelegt.Im Regelfall werden die nachfolgend genannten Probenvorbereitungen und Testpaletten angewendet.

Untersuchung von Sedimenten aus dem Süßwasserbereich (bei einer Salinität des Testgutes < 5) Gewinnung des Eluates mit synthetischem Süßwasser (DVW) im Verhältnis 1+3 nach BfG-Methode Gewinnung des Porenwassers nach BfG-Methode

Untersuchung des Eluates und des Porenwassers mit dem Leuchtbakterientest, dem Grünalgentest und dem Daphnientest

Untersuchung von Sedimenten aus dem Brackwasserbereich (Salinität des Testgutes von 5 bis < 20) Gewinnung des Eluates mit synthetischem Brackwasser (ABW) im Verhältnis 1+3 nach BfG-Methode Gewinnung des Porenwassers nach BfG-Methode

Untersuchung des Eluates und des Porenwassers mit dem Leuchtbakterientest (Modifikation für Brackwasser) und dem Marinen Algentest (Modifikation für Brackwasser)

Untersuchung des Sedimentes mit dem Amphipodentest (Sedimentkontakttest) Untersuchung von marinen Sedimenten (bei einer Salinität des Testgutes > 20)

Gewinnung des Eluates mit synthetischem Meerwasser (ASW) im Verhältnis 1+3 nach BfG-Methode Gewinnung des Porenwassers nach BfG-Methode

Untersuchung des Eluates und des Porenwassers mit dem Leuchtbakterientest und dem Marinen Algentest Untersuchung des Sedimentes mit dem Amphipodentest (Sedimentkontakttest)

Liegt die Salinität des Untersuchungsmaterials im Grenzbereich um 5 kann es notwendig sein, sowohl die Testverfahren für den Süßwasserbereich als auch die für den Brackwasserbereich anzuwenden.

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Literatur

AQS (1998a): AQS P-9/3 - Merkblatt zu den Rahmenempfehlungen der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) für die Qualitätssicherung bei Wasser-, Abwasser- und Schlammuntersuchungen - Bestimmung der nicht giftigen Wirkung von Abwasser gegenüber Grünalgen (Scenedesmus-Chlorophyll-Fluoreszenztest) über Verdünnungsstufen (DIN 38 412 - L33).- Stand: Januar 1998

AQS (1998b): AQS P-9/4 - Merkblatt zu den Rahmenempfehlungen der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) für die Qualitätssicherung bei Wasser-, Abwasser- und Schlammuntersuchungen - Bestimmung der Hemmwirkung von Abwasser auf die Lichtemission von Photobacterium phosphoreum - Leuchtbakterien- Abwassertest mit konservierten Bakterien (DIN 38 412 - L 34).- Stand: Mai 1998

AQS (2000): AQS P-9/2 - Merkblatt zu den Rahmenempfehlungen der Länderarbeitsgemeinschaft Wasser (LAWA) für die Qualitätssicherung bei Wasser-, Abwasser- und Schlammuntersuchungen - Bestimmung der nicht akut giftigen Wirkung von Abwasser gegenüber Daphnien über Verdünnungsstufen (DIN 38 412 - L30).- Stand: Februar 2000

Feiler, U. & F. Krebs (2001): Entwicklung und Anwendung pflanzlicher Biotestverfahren für ökotoxikologische Untersuchungen von Gewässersedimenten.- Forschungsbericht.

Bundesanstalt für Gewässerkunde. Koblenz . BfG-Bericht 1336: 1-76

Feiler, U., Kirchesch, I. & P. Heininger (2004): A New Plant-based Bioassay for Aquatic Sediments.- JSS - J Soils & Sediments 4 (4)

HABAB-WSV (2000): Handlungsanweisung für den Umgang mit Baggergut im Binnenland.- 2. überarbeitete Fassung. Erstellt im Auftrag des BMVBW. BfG-1251. Bundesanstalt für Gewässerkunde, Koblenz, 2000

HABAK-WSV (1999): Handlungsanweisung für den Umgang mit Baggergut im Küstenbereich.- 2. überarbeitete Fassung. Erstellt im Auftrag des BMVBW. BfG- 1100.

Bundesanstalt für Gewässerkunde, Koblenz, 1999

Krebs, F. (1988): Der pT-Wert: ein gewässertoxikologischer Klassifizierungsmaßstab.- GIT Fachzeitschrift für das Laboratorium 32: 293-296 zugleich GIT Edition Umweltanalytik-Umweltschutz 1: 57-63

Krebs, F. (2000): Ökotoxikologische Bewertung von Baggergut aus Bundeswasserstraßen mit Hilfe der pT-Wert-Methode.- Hydrologie und Wasserbewirtschaftung 44: 301-307 Krebs, F. (2001): Ökotoxikologische Baggergutuntersuchung, Baggergutklassifizierung und

Handhabungskategorien für Baggergutumlagerungen.- In: W. Calmano (Hrsg.):

Untersuchung und Bewertung von Sedimenten - ökotoxikologische und chemische Testmethoden. Springer-Verlag, Berlin, Heidelberg: 333-352

Krebs, F. (2005): The pT-method as a Hazard Assessment Scheme for sediments and dredged material.- In: C. Blaise and J.-F. Férard (eds.): Small-scale Freshwater Toxicity

(10)

Investigations, Volume 2: Hazard Assessment Schemes, Chapter 9: 281-304. Springer, Dordrecht, The Netherlands

ISO/NWIP "Nematoda" (2006): Water quality - Determination of the toxic effect of sediment and soil samples on growth, fertility and reproduction of Caenorhabditis elegans

Peters, C. & W. Ahlf (2003): Validieren, Harmonisieren und Implementieren eines minimalen biologischen Testsets zur Bewertung mariner Wasser- und Sedimentproben.- UBA Texte 87/ 03, Umweltbundesamt Berlin.

Weber, J., Kreutzmann, J., Plantikow, A., Pfitzner, S., Claus, E., Manz, W. & P. Heininger (2006): A Novel Particle Contact Assay with Yeast Saccharomyces cerevisiae for Ecotoxicological Assessment of Freshwater Sediments.- JSS - J Soils & Sediments 6 (2), 84-91

Wahrendorf, D.-S. (2005): Wirkung von Ammonium-Stickstoff auf den Wachstumshemmtest mit der Grünalge Desmodesmus subspicatus nach DIN 38412-L33.- Bundesanstalt für Gewässerkunde, Koblenz. BfG-1468.

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