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D wie Diazepam

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PRAXIS D WIE DIAZEPAM

20 DIE PTA IN DER APOTHEKE | April 2011

D

ie Verbindungs-

klasse der Benzo- diazepine wurde von dem 1908 als Apothekersohn in Abbazia ge- borenen Leo Henryk Sternbach (1908 – 2005) begründet. Er hatte in Krakau Pharmazie und Chemie studiert und war auf- grund seiner jüdischen Her- kunft seit 1941 in New Jersey für Hoffmann-La Roche tätig. Ab 1954 befasste er sich dort mit der Entwicklung neuartiger Tranquilizer. Eine bereits in den frühen 1930er-Jahren gefundene Verbindungsklasse, die für Ben- zoheptoxdiazine gehalten wur- den, diente dabei als Grundlage.

Tatsächlich handelte es sich je- doch um Chinazolin-3-oxide, wie Sternbach im Verlauf von Synthesestudien feststellte.

Zufallsfund und Durchbruch Die zunächst synthetisierten und pharmakologisch unter- suchten Verbindungen zeigten allerdings keine Tranquilizer- Wirkung. Erst eine von Stern-

bachs Mitarbeiter Earl Reeder bei Aufräumarbeiten zufällig gefundene kristallisierte Base, die er vom Pharmakologen Lowell Orlande Randall testen ließ, wies bei den Laboratori- umstieren hervorragende zäh- mende Eigenschaften auf. Sie wurde – dank guter Kontakte zum Zoo in San Diego in Kali- fornien – sogar an wilden Tie- ren, wie bengalischen Tigern, geprüft. Die neue Verbindung bewies bessere pharmakologi- sche Wirksamkeit als das 1950 erstmals hergestellte und 1955 in den USA auf den Markt ge- kommene Vergleichsanxiolyti- kum Meprobamat, während die hypnotischen Eigenschaften so- wie der Einfluss auf das auto- nome Nervensystem im Ver- gleich zu den gegen schizo- phrene Psychosen angewandten Substanzen Reserpin und Chlor- promazin kaum ausgeprägt wa- ren. Zunächst wurde die neue Substanz Methaminodiazep- oxid, dann Chlordiazepoxid ge- nannt. Sie war das erste wirk-

same Benzodiazepin und wurde 1960 unter der Bezeichnung

„Librium“ in die Therapie ein- geführt.

Sternbach erforschte die Ben- zodiazepingruppe weiter und hatte schon 1959 als nächsten Wirkstoff Diazepam entwickelt.

Offiziell war dies das zweite Benzodiazepin und wurde von Roche vier Jahre später, also 1963, unter der Bezeichnung

„Valium“ auf den Markt ge- bracht. Der gewählte Name

„Valium“ leitet sich vom latei- nischen Verb „valere“, also gesund oder stark sein, sich wohlfühlen, ab. Ab 1969 ver- drängte Diazepam das ersten- twickelte Benzodiazepin Chlor- diazepoxid deutlich in den Ab- verkaufszahlen und zählte seit den 1970er Jahren bis ins neue Jahrtausend hinein zu den am häufigsten verordneten Psycho- pharmaka. Die meisten heute auf dem Markt befindlichen Benzodiazepine leiten sich von Diazepam beziehungsweise des- sen Metaboliten ab.

Die Anwendungsgebiete Diazepam ist ein Benzodiazepin mit relativ langer Halbwertszeit und wird insbesondere als Psy- chopharmakon zur Behandlung von akuten Angst, Erregungs-, Spannungs- und Unruhezustän- den, aufgrund antikonvulsiver Wirkung auch in der Therapie epileptischer Anfälle, seltener als Schlafmittel angewandt. Da psychische und körperliche Ab- hängigkeit bei einer Langzeit- therapie häufig auftreten, sollte der Wirkstoff heute primär nur noch in der Akuttherapie für etwa vier bis sechs Wochen zum Einsatz kommen. Die Weltge- sundheitsorganisation (WHO) stuft Diazepam als unentbehr- liches Medikament ein, die Subs- tanz ist somit in der Liste ent- halten, welche zum Ziel hat, weltweit allen Menschen den Zugang zu den notwendigen Medikamenten zu sichern.

p

Dr. Eva-Maria Stoya, Apothekerin / Journalistin

Wirkstoffe von A bis Z – historisch beleuchtet

Diazepam

ist der Klassiker der Tranquilizer. Vom Apotheker Leo Sternbach entwickelt, kam die Substanz 1963 auf den Markt und war noch 2005 das am häufigsten verordnete Benzodiazepin.

© Andrey Maltsev / www.fotolia.com

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