D
er Roman „Der Zauberberg” von Thomas Mann und die Arien aus „La Bohème” sind allgemein be- kannte Beispiele für den künst- lerischen Umgang mit der Er- krankung Tuberkulose. Einen wissenschaftlichen Ansatz ver- folgt dagegen das Deutsche Tuberkulose-Archiv und Mu- seum im “Rohrbacher Schlös- schen”. Es dokumentiert die großen wissenschaftlichen, so- zialmedizinischen und ärztli- chen Leistungen, die im Kampf gegen die früher noch weit verbreitete Infektionskrank- heit errungen wurden.Vielfältige Führung Die Mu- seumsführungen setzen einen ersten Schwerpunkt bei Robert Koch, dem Entdecker des Tu- berkulose-Erregers. Sein be- rühmter Vortrag vor der Berliner Physiologischen Gesellschaft im Jahr 1882 liegt im Original aus, ebenso Bilddokumente seiner Kulturen und Färbungen. Film- plakate, Siegelmarken und Me- daillen spiegeln die Heroisierung seiner Person. Historische Lehr- tafeln erklären die Infektions- wege und Symptome der Tuber- kulose. In Bildern und Grafiken werden die sozio-ökonomischen Aspekte der Erkrankung dar- gestellt – Wohnelend, Mangel-
ernährung, Alkoholismus und Immunschwäche. Röntgenbil- der, CT-Aufnahmen und patho- logisch-anatomische Präparate veranschaulichen verschiedene Formen der Lungentuberku- lose. Moulagen – lebensecht wir- kende Abformungen – und his- torische Fotografien zeigen die Vielfalt extrapulmonaler Tu-
berkulosen. Herausragend ist die Dauerleihgabe des Kurpfäl- zischen Museums Heidelberg, ein Wirbelsäulenskelett aus der Jungsteinzeit mit einem Gib- bus (Buckelbildung), verursacht durch eine tuberkulöse Wirbel- karies. Ausführlich werden die Behandlungsnormen der Heil- stätten dargestellt, verschiedene Spucknäpfe, darunter der „Blaue Heinrich“, und eine „Stumme Schwester“, ein nur vom Arzt ablesbares Fieberthermometer, vermitteln das Heilstättenmi- lieu. Die Therapie wurde häufig durch chirurgische Maßnahmen ergänzt. Historische Geräte und Instrumente geben einen Ein- druck von den Vorgehenswei- sen, Schautafeln erklären ihre Wirksamkeit. Eine Heilung der Tuberkulose wurde erst durch die Chemotherapie möglich, deren Entwicklung und Einsatz ab den 1940er Jahren detailliert dargestellt wird.
Breites Literaturangebot Die Bibliothek des Tuberkulo- se-Archivs enthält rund 7000 Monographien und Periodika, die sich mit der Tuberkulose und verwandten Wissensgebie- ten befassen. Zu Studienzwecken ist eine selbstständige Recherche vor Ort auf Antrag möglich.
Das Museum präsentiert eine reichhaltige Sammlung zu den verschiedensten Aspekten der Tuberkulose. Der Besuch des Museums ist kostenfrei, aller- dings nur im Rahmen einer Füh- rung möglich. ■
© Deutsches Tuberkulose-Archiv, Foto: Robert Ajtai.
Deutsches Tuberkulose- Archiv und Museum Röntgenstraße 1 69126 Heidelberg
KONTAKT
Das Deutsche Tuberkulose-Archiv und Museum wurde 1996 in Fulda gegründet und 2011 zur Erweiterung in das „Rohrbacher Schlösschen“ verlegt, einen anmutigen Bau im Park der Thoraxklinik des Universitätsklinikums Heidelberg.
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DIE PTA IN DER APOTHEKE | Juni 2018 | www.diepta.de