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5
-Hippokrates Verlag Stuttgart 66. Jahrgang, Heft 19
Gastkommentar:
Bodybuilding und Fitneßwelle R. Rost
467
Schwerpunkt
i Der rheumatische Formenkreis 1 B. Suwelak und G. Junge-Hülsing
469
1 Das Nacken-Schulter-Arm-Syndrom St. Schnur
477
Metabolische Myopathien H. Reichmann
484
1 Service Box 476
Therapeutische Erfahrungen Kombination von B-Vitaminen D. Hützel
494
Serie
Naturheilverfahren in der Diskussion (1) R. Volkert
500
Magazin Pharma-News Kongreßberichte
Pharma-Spektrum: Cisaprid Autoren des Heftes
Quiz Online Impressum
489 491 492 497 499 504
-8-
-8- INHALT * * * INHALT * * * INHALT * * *
SPARTIOi:
veriangsamt die zu frequente Schlagfolge, reguliert
Rhythmusstörungen,
tonisiert die venöse Strombahn.
Frequente
Herzrhythmusstörungen, Tachykardien,
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Dr.Gustav Klein,Arzneipfianzenforschung, 7615 Zeil-Harmersbach/Schwarzwald
6G0/XA ßSCOO - 66/^. , ^
-Bevor das Serum spricht,
warnt das Symptom!
Pathologische Organreaktionen wie:
# Gefäß-Spasmen
# Muskuläre Verspannungen
# Übererregbares Nervensystem
# Funktionelle Magen-Darm- Beschwerden
# Vorzeitige Wehentätigkeit
Die Therapie bei Magnesium- mangeFErkrankung:
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Zusammensetzung: 1 Kapsel/1 lackierte Tablette/1 Amp.i.m. zu 5 ml enthalten: Magneslum- L-aspartal-hydrochlorid 3 H^O 614.8 mg. Magnesiumgehalt: 2,5 mmol = 60,8 mg. 1 Ampulle i.v. zu 10 ml enthält: Magnesium-L-aspartat-hydrochlorid 3 H^O 737,6 mg. Magnesiumgehalt:
3 mmol = 72,9 mg. 5 g Granulat zum Trinken (1 Beutel) enthalten: Magnesium-L-aspartat- hydrochlorid 3 H^O 1229,6 mg. Magnesiumgehalt: 5 mmol = 121,5 mg. Verdauliche Kohlen
hydrate 3,1 g. Indikationen: Zur Behandlung des primären und sekundären Magnesium- Mangel-Syndroms, besonders zur Prophylaxe und Therapie der durch Magnesiummangel und Streß bedingten Herzerkrankungen. Bei Magnesium-Mangelzuständen, zum Beispiel infolge Fastenkuren. Hypercholesterinämie, Arteriosklerose, Leberzirrhose, Pankreatitis, Schwan
gerschaft, Stillzeit. Einnahme östrogenhaltiger Kontrazeptiva, zur Calciumoxalatstein- Prophylaxe. Kontraindikationen: Niereninsuffizienz mit Anurie, Exsikkose. Calcium-Magne- sium-Ammoniumphosphatsteine. Magnesiocard Ampullen sollen nicht angewandt werden bei AV-Block. Myasthenia gravis. Die Injektion von Magnesiocard bei gleichzeitiger Herzglykosid- Therapie ist nur in Fällen von Tachykardie bzw. Tachyarrhythmie angezeigt. Nebenwirkun
gen: Ampullen: Bradykardie, Überleitungsstörungen, periphere Gefäßerweiterungen. Han
delsformen und Preise: 25 Kps. DM 10,34; 50 Kps. DM 19,72; 100 Kps. DM 35,51; 25 Tbl.
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Verla-Pharm, Arzneimittelfabrik, 8132 Tutzing
INHALT INHALT *** INHALT ***
Hier kommt es auf
»diagnostisches Fingerspitzengefühl« an!
Verschiedene Ursachen können Schmerzen oder eingeschränkte Beweglichkeit im Bereich des Schulter-Nacken- Arm-Bereichs auslösen. Um die richtige Diagnose zu finden, ist vor allem eine sorgfäl
tige Anamnese nötig. Nicht ganz leicht, wenn der Patient den Sturz beim Skifahren auf die Schulter schon längst ver
gessen hat. Oder wenn die ältere
Patientin ein EKG wünscht und ihre »Herzschmerzen«
sich als Supraspinatussyndrom erweisen. Doch detektivi
scher Spürsinn lohnt sich, wie die Fallbeispiele in diesem Artikel zeigen — Fehldiagnosen müssen nicht sein!
Das Schulter-Nacken-Arm-Syndrom 477
Kennen Sie »ragged red fibers«?
Auf der Abbildung sehen Sie dieses Charakteristikum mitochondrialer Myopathien. Die betroffenen Patienten haben besonders bei Ausdauerbelastungen Schwierig-
A
%
’of
keiten. Meistens zeigen sich metabolische Myopathien zwar schon im Kindesalter, aber es kann auch passieren, daß ein 40- oder SOjähriger erstmals Symptome bemerkt.
Metabolische Myopathien 484 INHALT *** INHALT *** INHALT 4^**
Kompetenz in der Magnesium-Forschung
Gastkommentar
Richard Rost
Bodybuilding- und Fitneßwelle
Was sagt die Sportmedizin dazu?
Institut für Kreis- laufforschung und Sportmedizin der Deutschen Sport
hochschule Köln
Die aus sportmedizinisch und allgemeinärztli
cher Sicht vernünftigste Sportart, dies weiß heute schon jedes Schulkind, ist zweifelsohne die Ausdauerbelastung, das Joggen! Das Lau
fen verhindert den Herzinfarkt, es senkt Kör
pergewicht, erhöhten Blutzucker und Hoch
druck gleichermaßen, gewissermaßen ist es das sportmedizinische Allheilmittel! Trotz die
ser Meinung und gegen sie entwickelt sich die Fitneßwelle. Überall schießen Fitneßstudios aus dem Boden. Während Vereinsvorsitzende Schwierigkeiten haben, den Beitrag von DM 7,50 auf DM 8,20 pro Monat zu erhöhen, wer
den in Fitneßstudios locker Monatsbeiträge von bis zu DM 100,- und mehr bezahlt. Der Deut
sche Sportbund sieht diese Entwicklung mit Grausen. Werbeplakate erinnern »Sport ist im Verein am schönsten« - wohl deshalb, weil dies offensichtlich nicht mehr zutrifft. Viele Sportvereinsmuffel toben sich lieber in Fitneß
studios aus. Und das mit all den gesundheitli
chen Gefährdungen, die hiermit verbunden sind! Man braucht sich ja nur einmal die ana
bolikagemästeten Muskelprotze anzusehen, um zu wissen, was daraus wird!
Soweit die satirisch (aber nur wenig!) über
spitzte Meinung, wie sie häufig aus ärztlicher und sportärztlicher Sicht zur Fitneß- und Bo
dybuildingwelle vertreten wird. Was sollen wir als Ärzte unserem Patienten sagen, der uns nach dem gesundheitlichen Stellenwert solcher Aktivitäten fragt?
Zweifelsohne sind aus den bereits angeführ
ten Gründen die Ausdauerbelastungen heute besonders wichtig geworden. ‘
Ab<er: Der Mensch besteht keineswegs nur aus Herz, Kreislauf und Stoffwechsel, der Sport kei
neswegs nur aus Ausdauer! Auch die Muskel
kraft, für die zum Teil das Bodybuilding steht, ist eine motorische Eigenschaft, die früher im Krieg und auf der Jagd erheblich zum Überle
ben beigetragen hat und daher auch im Sport besonders hoch geschätzt wurde.
Ideales Fitneß
training ist auch im Studio möglich
Die Sportmedizin unterscheidet bekanntlich fünf motorische Grundeigenschaften:
• Ausdauer • Beweglichkeit
• Kraft • Schnelligkeit
• Koordinationsvermögen.
Ein Fitneßtraining ist übrigens entgegen dem häufigen Sprachverständnis keineswegs ein reines Krafttraining. Fitneß bedeutet Lei
stungsfähigkeit, wobei immer zu fragen ist, lei
stungsfähig wofür? Ein ideales Fitneßtraining spricht alle der fünf genannten motorischen Beanspruchungsformen an. Ein solches Fitneß
training kann durchaus in einem Fitneßstudio stattfmden, das Belastungsgeräte nicht nur zur Steigerung der Muskelkraft, sondern auch der Ausdauer in Form von Laufbändern und Fahr
radergometern, der Beweglichkeit usw. zur Verfügung stellt.
Aus sportmedizinischer Sicht ist das Trai
ning am vernünftigsten, das den Menschen möglichst vielfältig beansprucht in all seinen
Prof. Dr. med. Richard Rost wurde am 4. Fe- ^ur Pcrson bruar 1940 in Görlitz geboren. Medizinstudium
in Würzburg und Berlin. 1964 Staatsexamen in Würzburg. 1966 Promotion zum Dr. med. 1967 bis 1973 internistische Facharztausbildung an der Medizinischen Universitätsklinik Würz
burg. 1973 bis 1981 am Institut für Kreislauf
forschung und Sportmedizin der Deutschen Sporthochschule Köln, dort 1976 Habilitation für das Fach Sportmedizin. Seit 1981 Lehr
stuhlinhaber für Sportmedizin an der Univer
sität Dortmund. Seit 1990 Leiter des Instituts für Kreislaufforschung und Sportmedizin in
Köln.
Arbeitsschwerpunkte: Beziehung zwischen Herz-Kreislauf-System und Sport, Sportherz, hämodynamische Reaktionen unter verschie
denen Belastungsformen, Echokardiographie, Sport bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen, spe
ziell Koronargruppen.
Z. Allg. Med. 1990; 66: 467-468, © Hippokrates-Verlag GmbH, Stuttgart 1990
XJFA
. J - ; l'' ■ ■ . GastkommentarViele Frauen gehen lieber in das Fitneßstu
dio als in den Verein - der Unabhängigkeit wegen
motorischen und psychischen Qualitäten, also ein Sport bestehend aus Gymnastik, Ausdauer
belastung und Spiel. Dies wird auch auf Dauer am besten durchgehalten. Natürlich können je nach individuellen Erfordernissen, z. B. beim Koronargefährdeten die Ausdauerbelastung, beim Hypotoniker Kraftübungen, oder auch aus individuellen Präferenzen Schwerpunkte ge
setzt werden. Im allgemeinen motiviert am meisten das Spiel. Für den typischen Spieler ist das Fitneßstudio weniger geeignet. Wir beob
achten aber, daß gerade viele Frauen, die et
was für ihren Körper und oft auch gegen die Hypotonie tun wollen, viel lieber ein Fitneßstu
dio aufsuchen als einen Sportverein. Sie benö
tigen weniger als die Männer den Wettbewerb, sie gehen lieber zum Studio, wann es ihnen paßt, als in zeitlicher Abhängigkeit von Ver
einsstunden.
Natürlich sind auch einseitige Belastungsfor
men, wie Langlauf, Laufen oder Krafttraining, durchaus legitim. Was spricht denn aus ärztli
cher Sicht gegen den »Spargeltarzan«, der sein Selbstimage durch Hantelarbeit aufpolieren will? Auch die Frage, ob man seinen »Body b(u)ildet«, also zu einem Kunstwerk hochstili
siert, ist letztlich eine persönliche Entschei
dung.
Problematisch wird solches Tun aber dann, wenn es zu gesundheitlichen Gefährdungen führt. Dann sollte man als Arzt dem Betroffe
nen abraten. Besondere Gefährdungen erge
ben sich im Zusammenhang mit dem Body
building durch folgende Gesichtspunkte:
1. Kraftbelastungen führen zu hohen Blutdruck
anstiegen, besonders wenn sie mit Preß- druck verbunden sind. Kraftbelastungen sind also beim Hochdruckpatienten, speziell bei längerfristiger Hypertonie und eventuel
len sekundären Gefäßschädigungen, aber auch bei koronarer Herzkrankheit ohne vor
ausgegangene Hypertonie kontraindiziert.
2. Eine besondere gesundheitliche Gefährdung durch Bodybuilding besteht dann, wenn es sich verselbständigt und zur Einnahme von Medikamenten führt. Der graue Markt der Anabolika mit all den gesundheitlichen Ge
fahren, der sich in manchen - wohlgemerkt keineswegs allen - Fitneßstudios abspielt, ist erschreckend. Besonders in grenznahen Bereichen kommen heute schon Bodybuil
der mit der in Holland oder Frankreich er
worbenen Anabolikaampulle zum Hausarzt mit der Aufforderung, sie spritzen zu lassen.
Hier sollte man mit aller Klarheit auf die gesundheitlichen Gefährdungen hinweisen.
Prof. Dr. med. Richard Rost
Institut für Kreislaufforschung und Sportmedizin Deutsche Sporthochschule Köln
Carl-Diem-Weg 5000 Köln 41
aus: »Pillenfieber«. Rosenheimer Verlagshaus 1984.
66. Jahrgang
Zeitschrift für
Allgemeinmedizin
Heft U
10. Juli 1990
B. Suwelack und G. Junge-Hülsing Medizini-
Der rheumatische Formenkreis
sehen Klinik (Chef
arzt: Prof. Dr. med.
G. Junge-Hülsing) der Städtischen Kli
niken Osnabrück
Symptomatologie und Zuordnung
Die Vielfalt der rheumatischen Erkrankungen, einschließlich aller Varianten und Untergrup
pen, stellt den behandelnden Arzt nicht selten ' vor diagnostische und differentialdiagnostische Probleme. So erschweren begriffliche Schwie
rigkeiten bei der Definition der zugehörigen Erkrankung und eine nicht durchgängig be
nutzte Systematik häufig eine adäquate Betreu
ung des Rheumakranken.
Labor Klinik
-HLVB27
u.a. HLA-Assoziationen -RF
- Sakroiliitis
-ANA
- Iridozyklitis und Keratokonjunktivitis - Erythema nodosum -Nierenbeteiligung - Urethritis
Primär chron.
Polyarthritis PCP Syndrom Juvenile CP
M. Behget Sjögren-
Syndrom psoriatica
Spondylitis
ankylosans Systemischer
erythematodes M. Reiter__
(Chlamydien) Mixed connective
tissue disease Sharp-Syndrom Reaktive
Arthritis Enteropathische
Progressive Sklerodermie (M. Crohn,
Colitis ule) Lyme-Arthritis
Oermato/
Polymyositis M. Boeck
Panarteriitis nodosa Wegnersche Granulomatose Rheumatisches
Diagnostische Probleme bei rheumatischen Erkrankungen
Polymyalgia rheumatica/
Arteriitis temporalis
/Abbildung 1; Erkrankungen des rheumatischen Formenkrei
ses (RI K)
Tabelle I; Basissymptome ben wir die in Tabelle I aufgeführten wichtig
sten klinischen und laborchemischen Basis
symptome ausgewählt und sie innerhalb der Abbildung 1 gibt eine Übersicht über die zum
rheumatischen Formenkreis (RFK) gehörenden Erkrankungen. Es soll erkennbar werden, daß Übergänge der benachbart angeordneten Er
krankungen denkbar und möglich sind.
Wichtig bei der rheumatologischen Diagno
stik ist die frühzeitige Einordnung des vorlie
genden Krankheitsbildes in eine der Krank
heitsgruppen innerhalb des RFK.
Neben sorgfältiger Anamneseerhebung und einem gründlichen körperlichen Untersu
chungsbefund haben nach unserer Auffassung typische klinische Leitsymptome und einige wenige »Basis«-Laboruntersuchungen bereits während der frühen Phase der Diagnosefin
dung richtungweisenden Charakter. Dazu ha-
Die schematische Darstellung eines rheumati- Zum Inhalt sehen Formenkreises und zugeordneten Leit-
symptonieh ist ein praktisches Hilfsmittel, um...
frühzeitig die wegweisenden diagnostischen Parameter erfassen zu können.
Liegen mehrere der beschriebenen Basis
symptome vor. ist durch deren kombiniertes Auftreten eine noch eindeutigere Zuordnung mittels der Kreisgraphik möglich.
Eine weiterführende gezielte Diagnostik wird durch diese frühe Orientierungshilfe möglich und damit eine rechtzeitige spezifische Thera
pieeinleitung gewährleistet.
Z. Allg. Med. 1990; 66: 469-475, © Hippokrates-Verlag GmbH, Stuttgart 1990
Fortbildung Rheumatischer Formenkreis
Das HLA- System bietet neue Möglich
keiten der Diagnostik
Die wichtigsten diagnostischen Kriterien
Kreisgraphik entsprechend ihres Vorkommens angeordnet (Ahb. 2).
Diese richtungweisende Zuordnung erleich
tert die Fahndung nach weiteren charakteristi
schen Symptomen und ergibt auch wesentliche Hinweise für die weitere gezielte und sinnvolle Diagnostik. So können »diagnostische Irrwege«
vermieden und die häufig wegen aufwendiger Untersuchungsverfahren hohen Kosten redu
ziert werden.
Die Planung eines Therapieregimes wird un
ter Beachtung der im rheumatischen Formen
kreis aufgeführten klinischen und laborchemi
schen Basissymptome frühzeitig möglich. So ist z. B. an den Einsatz von Antibiotika bei reakti
ver Arthritis oder Reiter-Syndrom bei vorlie
gender Sakroiliitis und positivem HLA-B27 zu denken, insbesondere bei enteraler Genese,
Polyarttirilis PCP Felly- Syndrom Juvenile CP
M. Beh^et Sjögren-
Syndrom psoriatica
Spondylitis ankylosans
Systemischer erythematodes
tissue disease Sharp-Syndrom Reaktive
Arthritis Enteropathische Arthritiden (M. Crohn, Colitis ule)
Progressive Sklerodermie
Lyme-Arthritis
Polymyositis Partarteriitis nodosa Wegnersche Granulomatose Rheumatisches
Polymyalgia rheumatica/
Arteriitis temporalis
.Abbildung 2: Erkrankungen des rheumatischen Formenkrei
ses und laborchemische Basisparameter
wie wir in eigenen klinischen Untersuchungen zeigen konnten (15). Bei der rheumatoiden Ar
thritis und den Kollagenosen im engeren Sinne kann bei entsprechender Labor- und Klinik
konstellation rechtzeitig eine Basistherapie ein
geleitet werden. Darüber hinaus werden ge
fürchtete medikamentöse Nebenwirkungen vermeidbar, z. B. die akute Exazerbation einer ANA-positiven rheumatoiden Arthritis unter Basismedikation mit Gold oder D-Penicillamin (6, 7).
Um die Kreisgraphik des rheumatischen Formenkreises sinnvoll in die Diagnostik rheu
matischer Erkrankungen einzubeziehen, wer
den zunächst die wichtigsten diagnostischen Kriterien im einzelnen beschrieben.
Immunologische Basissymptome HLA-B27- und andere HLA-Antigen- Assoziationen
Seit der Entdeckung der Assoziation von Histokompatibilitätsantigenen (HLA-System) mit rheumatischen Erkrankungen stehen der Rheumadiagnostik neue Möglichkeiten zur Er
kennung der Krankheitsdisposition, der frühen nosologischen Einordnung, einer differential- diagnostischen Abgrenzung und der Beurtei
lung von Krankheitsverlauf und Prognose zur
Erkrankung Häufigkeit %
Spondylitis ankylosans 79-100
Reiter-Syndrom 70-90
Reaktive Arthritiden 60-85
Enterokolitische Arthropathie 50-75 M. Crohn, Colitis ulcerosa
Psoriasis-Arthritis
+ Sakroiliitis 35-100
- Sakroiliitis 15-25
M. Beh^et selten
Juvenile cP
+ Sakroiliitis 40-60
p. cP 6-9
Gesunde Normalbevölkerung 7
Tabelle II; Häufigkeit der HLA-B27-Assoziation mit rheumatischen Erkrankungen (1, 2, 3, 5, 7, 16)
Verfügung. Am längsten bekannt ist die hohe Assoziation zwischen HLA-B27 und der Spon
dylitis ankylosans. Hier beträgt die Antigenfre
quenz etwa 90%. Auch bei 6 bis 9% der gesun
den Bevölkerung findet sich der HLA-B27-Mar- ker positiv. Eine Reihe entzündlich-rheumati
scher Erkrankungen weist ebenso eine signifikante HLA-B27-Assoziation auf. Engste Assoziationen des HLA-B27-Locus bestehen bei einem Reiter-Syndrom und verschiedenen anderen Formen reaktiver Arthritiden, z. B.
nach Yersinien-, Campylobacter-, Salmonellen- und Shigelleninfektionen. Einen Überblick über die Häufigkeit des HLA-B27 bei verschiedenen Erkrankungen des rheumatischen Formenkrei
ses gibt TabelleII2, 3, 5, 7,16). Von größter Bedeutung ist das gehäufte Vorkommen des HLA-B27, insbesondere bei Achsenskelettbe
teiligung des Reiter-Syndroms, der Psoriasisar
thritis und bei reaktiven Arthritiden. Bei Chla- mydien-induzierter Arthritis und Reiter-Syn
drom dürfte die HLA-Frequenz niedriger liegen (10). Krankheitsfälle mit Sakroiliitis zeigen grundsätzlich eine höhere HLA-Assoziation als
-13-
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bindung mit Laxantien- Abusus, bei gestörter Darm
flora und bei Hepatopathien und gastrointestinalen Erkran
kungen. Dysbakterien mit Fäulnisstühlen vor allem bei Säuglingen und Kleinkindern.
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nischen Hindernissen und bei der (sehr selten auftretenden)
totalen Galactose-Intoleranz sowie bei Stenosen des Magen-Darm-Kanals. Neben
wirkungen: Zu Beginn der Behandlung können bei Über
dosierung Diarrhöe und auch bei richtiger Dosierung Meteorismus und Flatulenz auftreten. Ein Absetzen des Präparates wird nur in seltenen Fällen notwendig sein; meist lassen die Nebenwirkungen nach einigen Tagen spontan nach. Bei Langzeittherapie (6—12 Monate) ist an die Mög
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Fortbildung Rheumatischer Formenkreis
HLA-B27 erlaubt die nosologische Einordnung unklarer Ver
dachtsfalle
HLA-Status er
möglicht Ein
ordnung neuer Symptome
rein periphere Arthritisformen. So findet man auch bei den oligoartikulären Formen der ju
venilen chronischen Polyarthritis (cP), die mit Sakroiliitis einhergehen und einen späten Be
ginn aufweisen, das HLA-B27 in 40 bis 60% der Fälle positiv bei gewöhnlich negativem HLA- B27-Status der juvenilen cP (16). Die Bedeu
tung der HLA-B27-Bestimmung liegt vor allem in der durch diese Methode möglichen nosolo
gischen Einordnung unklarer Verdachtsfälle, insbesondere, da heute von einer erheblich größeren Zahl abortiver Verlaufsformen der Spondylitis ankylosans ausgegangen werden kann als bisher vermutet. Gleiches gilt für Früh- und Verdachtsfälle des Morbus Bechterew mit fehlender Sakroiliitis, für ein inkomplettes Rei
ter-Syndrom und verschiedene Formen postin
fektiöser reaktiver Arthritiden (1, 5, 7, 9). Bei fehlendem Rheumafaktornachweis gelingt so
mit oft die frühe differentialdiagnostische Ab
grenzung zur seronegativen rheumatischen Arthritis. Auch wenn die Bestimmung des HLA-B27-Status allein noch nicht die endgül
tige Diagnose ergibt, so ermöglicht sie doch aufgrund ihres hohen prognostischen Wertes die Zuordnung einer Vielzahl unklarer mono- und oligoartikulärer rheumatischer Krank
heitsbilder in die Gruppe der HLA-B27-assozi- ierten Spondylarthritiden. Dies kann als »Ar
beitsdiagnose« dienen, die richtungweisend für die einzuschlagende weitere Diagnostik und Therapie ist. Die prognostische Wertigkeit des HLA-B27 liegt in der Tatsache begründet, daß das Antigen prädisponierender Faktor für das Auftreten immunpathologischer Folgeerkran
kungen ist. Nach neueren Erkenntnissen be
zieht sich die genetische Prädisposition mehr auf die Achsenskelettmanifestation und nicht primär auf die periphere Arthritis (1, 2, 7, 13).
Auch eventuelle Übergänge in eine Spondylitis ankylosans wurden bei HLA-B27-positiven Psoriasisarthritiden und reaktiven Arthritiden beschrieben (2, 5). Oft manifestiert sich im Ver
lauf einer HLA-B27-positiven rezidivierenden Iridozyklitis schließlich ein Morbus Bechterew.
Der HLA-Status eines Patienten ermöglicht da
her neben weiteren prognostischen Aussagen die richtige Einschätzung und Einordnung neu auftretender Symptome.
Weitere häufige HLA-Antigen-Assoziationen mit rheumatischen Erkrankungen sind durch die Gen-Loci A, B, C und D des Chromosoms Nr. 6 codiert. Aus der Vielzahl der für praktisch alle Erkrankungen des rheumatischen Formen
kreises untersuchten HLA-Antigenfrequenzen sollen nur die für die Diagnostik und Klinik
Erkrankung HLA-Antigen/Haplotyp
Spondylitis ancylosans B 27
Reiter-Syndrom B 27
Reaktive Arthritiden B 27 Enterokolitische Arthropathie B 27
Psoriasis-Arthritis B 27, BW 37. BW 38.
B 16, Cw 6
M. Behget (B 27) B 5
Juvenile cP (B 27) Dr 4. Dr 5. Dw 7.
Dw 8
Sakroiliitis B 27
p. cP B 40, Dr 4, Dw 4. Cw 3,
B 8. A 1, Dr 3*
Sjögren-Syndrom B 8, Dw 13
SLE B 8, B 13, Dr 3, B 7,
Dr 2**
Dermato-Polymyositis B 8
* Assoziation mit Arzneimittelkomplikationen - Gold-, D-Penicillamin-Nephropathie
** Assoziation mit Lupusnephritis
Tabelle 111: Mögliche HLA-Antigen-Assoziationen mit Erkrankungen des RFK (4. 6, 7. 11. 12, 14. 16, 17)
wichtigsten Assoziationen dargestellt werden (Tab. Ill) {6, 7. 11, 12. 14, 16, 17). HLA-DR4 ist in bis zu 50% der Fälle rheumatoider Arthritis nachweisbar. Bei positivem HLA-DR3/A1 und B8 ist Vorsicht bei der Gold- und D-Penicill- amintherapie geboten. Diese Antigene sind mit Arzneimittelnebenwirkungen, insbesondere ei
ner Nephropathie, assoziiert (6). Die seronega
tive juvenile chronische Polyarthritis zeigt eher eine Assoziation mit HLA-DR3/-DR5/-DW7/
-DW8 und nur bei Seropositivität mit DR4. Die Antigene B27/BW38/BW16 und CW6 sind häu
fige Marker bei der Psoriasisarthritis, wohin
gegen Bl 3/Bl 7 nur bei der Psoriasis vulgaris auftreten (16). Im Rahmen der Lupusdiagno
stik ist es wichtig, die HLA-Frequenzen B7 und DR2 zu kennen, da diese - im Gegensatz zu den ebenfalls beim SLE häufig vorhandenen Anti
genen DR3, B8 und Bl3 - mit einer erhöhten Inzidenz für eine Lupusnephritis einhergehen (7, 11, 12). Die HLA-Typisierung bietet bei den übrigen Kollagenosen, namentlich dem Sharp- Syndrom (Mixed connective tissue disease = MCTD), der progressiven Sklerodermie, der Panarteriitis nodosa, der Dermatomyositis und Polymyalgie, keine für die klinische Praxis zur Zeit relevanten Befunde (4, 8, 17). Die Lyme- Arthritis und Arthritiden bei Morbus Boeck, Colitis ulcerosa und Morbus Crohn zeigen keine spezifischen genetischen Markerphänomene
(8, 12).
Zusammentetzung: L-Thyroxin Henning* enthält als Wirkstoff das körpereigene Schilddrüsenhormon Levothyroxin-Natrium. Es steht in Tabletten mit 25, 50,75,100,125,150 und 200 pg zur Verfügung. Indikationen: Hypothyreose jeglicher Genese,euthyreoteStruma,RezidivprophylaxenachStrumaresektionoderRadiojodtherapie, Zusatztherapie beithyreostatischbehandelterHyperthyreose,Schilddrüsenmalignom.Kontraindikationen;Hyperthyreose jeglicher Genese (Ausnahme:Zusatztherapiebeithyreostatischer Behandlung, dies jedochnicht während einer Schwangerschaft), frischer Herzinfarkt, akute Myokarditis undunbehandelte Nebennierenrindeninsuffizienz.Kontra- indiziert ist L-Thyroxin Henning* auch bei älteren Patienten mit euthyreoter Struma und Zustand nach Herzinfarkt, Angina pectoris, Herzinsuffizienz oder tachykarden Arrhythmien. Andere Patienten mit Herzinsuffizienz, tachykarden Arrhythmienoder ZustandnachHerzinfarkt solltendieEinnahme vonL-ThyroxinHenning* entsprechend vorsichtigundmöglichst erst nachStabilisierung der Grunderkrankungbeginnen. Noiwnwlrfcungen:BeiÜberschreitung der erforderlichenDosis gelegentlichHerzklopfen, Herzrhythmusstörungen, erhöhte Nervosität, Schweißausbruch, Fingerzittern, Gewichtsabnahme, Schlaflosigkeit oder Durchfall. Wochtolwirfciiiifeii mit anderen Mitteln; Bei Dia betikern soll der Blutzuckerwert in den ersten Behandlungswochen und bei Dosierungsänderungen häufiger kontrolliert werden. Die Wirkung von Antikoagulanzien kann sich durch die gleichzeitige Einnahme von L-Thyroxin Henning* verstärken. ColestyraminsollnichtgleichzeitigmitL-ThyroxinHenning* eingenommenwerden,Phenytoinsolltewährendeiner TherapiemitL-ThyroxinHenning*nichtschnell intravenösgegebenwerden. Levothyroxinkann durch Dicumarol, Salicylate, Clofibrat und Furosemid aus der Plasmaeiweißbindung verdrängt werden. Naiid8isf*nn«i md Praise: L-Thyroxin 25 Henning*: N 2 50 Tabl. DM 5,51; 84 Tabl. DM 7,85; N 3100 Tabl. DM 8,87; 500 Tabl. (Bündelpackg.). L-Thyroxin50Henning*:N250Tabl.DM7,74; 84Tabl.DM11,08;N3100Tabl.DM12,51; 500Tabl. (Bündelpackg.).L-Thyroxin75Henning*: N250Tabl. DM9,47; 84Tabl. DM13,55;N3100Tabl. DM15,29; 500 Tabl.(Bündelpackg.).L-Thyroxin100Henning*:N2 50 Tabl.DM 10,93;84 Tabl. DM15,63;. N 3 100 Tabl. DM 17,62; 500 Tabl. (Bündelpackg.). L-Thyroxin 125 Henning*: N 2 50 Tabl. DM12,19;84 Tabl. DM17,45;N 3 10O Tabl.DM19,69;500 Tabl. (Bündelpackg.).L-Thyroxin150 Henning*:N2 50 Tabl. DM13,34;84 Tabl. DM 19,10;N 3 100 Tabl. DM21,55; 500 Tabl.(Bündel packg.). L-Thyroxin200Henning*: N250Tabl.DM15,39;84Tabl.DM22,01;N3100 Tabl. DM24,84;^^500Tabl. (Bündelpackg.).Preisingalwn:Apothekenverkaufspreisemit14%MwSt. HENNING BERLIN GMBH, Chemie- und Pharmawerk, 1000 Berlin 42. Stand: Juli 1990.
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Fortbildung Rheumatischer Formenkreis
Erkrankung RF-Nachweis (%)
Antinukleäre Faktoren haben hohen Stellen
wert hei syste
mischem Lupus
Bei cP sind in Frühlallen Rheuma
faktoren nicht ohligat
Maligne For
men sind fast immer sero
positiv
PcP
Sjögren-ZFelty-Syndrom) 74-80
SLE 36
MCTD-Sharp-Syndrom 50
Progressive Sklerodermie 36 Dermato-Polymyositis 26-50 Panarteriitis nodosa 32-40 Rheumatisches Fieber 6
Reiter-Syndrom 6
Spondylitis ancylosans 6
Normalbevölkerung 5-10*
altersabhängig
Tabelle IV: Rheumafaktor (RF): (4, 6, 7, 13, 14, 17) Häufigkeit bei Erkrankungen des RFK
Rheumafaktor (RF)
Das Vorkommen der Rheumafaktoren bei ver
schiedenen Erkrankungen kann Tabelle IV eni- nommen werden.
Bei der chronischen Polyarthritis (cP) sind Rheumafaktoren (RF) insbesondere bei Früh
fällen nicht obligat nachweisbar. Dennoch sind sie typisches und wichtiges diagnostisches Ba
siskriterium.
70 bis 85% der Fälle rheumatoider Arthritis zeigen einen positiven RF-Nachweis (6, 7). Für eine Vielzahl von Kollagenosen haben sie eben
falls größte diagnostische Bedeutung. Beson
ders der systemische Lupus erythematodes (SLE), die Panarteriitis nodosa, die progressive Sklerodermie sowie die MCTD und Dermatopo- lyomyositis zeigen typischerweise positive IgM- RF-Befunde.
Vaskulitissyndrome bei rheumatoider Ar
thritis (maligne rheumatoide Arthritis) sind das Felty- und Sjögren-Syndrom, charakterisiert durch hohe RF-Titer. Prognostische Bedeutung erlangt der RF-Nachweis bei der rheumatoiden Arthritis. Die seropositive cP zeigt oft schwere Verläufe, rasche Progredienz, häufig auch ex- traartikuläre Symptome und Manifestationen.
Maligne Formen mit Vaskulitis und Organamy
loidose sind nahezu immer seropositiv. Die Se
rokonversion, das heißt, Rückgang oder Ver
schwinden der RF-Titer unter Basismedikation, sind als günstiges Zeichen des Therapieerfol
ges zu werten (4, 6, 13).
Es ist anzumerken, daß Rheumafaktoren auch beim gesunden, vor allem älteren Men
schen, als auch bei nicht-rheumatischen Er
krankungen Vorkommen.
Antinukleäre Faktoren
Antinukleäre Antikörper bzw. Faktoren (ANA bzw. ANF) haben vor allem in der Diagnostik des systemischen Lupus erythematodes (SLE) einen hohen Stellenwert. Sie sind gegen unter
schiedliche Kernbestandteile mit antigenem Charakter gerichtete Autoantikörper. Auf die
Erkrankung ANA-Häufigkeit (%)
juvenile cP 0-75
p. cP 30-70
(Felty-Sjögren-Syndrom) 60
SLE 100
MCTD 95
Progressive Sklerodermie 50-90 Dermato-Polymyositis 20 Panarteriitis nodosa 15
Normalbevölkerung 5-10*
altersabbängig
Tabelle V: ANA-Häufigkeit bei Erkrankungen des rbeu- matiscben Formenkreises (4, 6, 7, 11, 12, 13)
einzelnen antinukleären Antikörper kann an dieser Stelle im einzelnen wegen ihrer großen und stetig wachsenden Zahl nicht näher einge
gangen werden.
Typischerweise finden wir regelmäßig hoch- titrige ANA beim SLE, so daß dieser bei nega
tivem Antikörpernachweis praktisch ausge
schlossen werden kann (11). Antinukleäre Fak
toren können aber auch in einer Vielzahl an
derer Erkrankungen des rheumatischen Formenkreises und ähnlich dem Rheumafak
tor bei gesunden und älteren Personen positiv sein (Tab. V).
Bei positivem ANA-Nachweis ist Vorsicht bei der Therapieentscheidung bei chronischer Po
lyarthritis geboten. Eine sogenannte lupoide Prägung muß unseres Erachtens eine Gold
oder Penicillamintherapie ausschließen.
Lupus-Syndrome sind sowohl Nebenwirkung als auch Kontraindikation der parenteralen bzw. oralen Gold- und D-Penicillamintherapie (6, 7, 13, 14). Hochpositive ANA-Titer finden sich oft bei den mit rheumatoider Arthritis ver
bundenen Vaskulitis-Syndromen. Diese sollten möglichst rasch einer Therapie mit Steroiden und Zytostatika zugeführt werden.
Rheumatischer Formenkreis
Primär chron.
Polyarthritis PCP Felty- Syrxjrom Juvenile CP
M. Beh;et Sjägren-
Sytxlrom psoriatica
Spondylitis
ankytosans Systemischer
erythematodes
(Chlamydien] Mixed connective
tissue disease Sharp-Syndrom Reaktive
Arthritis Enteropathische Arthritiden (M. Crohn, Colitis ule)
Progressive Sklerodermie
Lyme-Arthritis
Dermato/
Polymyositis M. Boeck
Panarteriitis nodosa Wegnersche Granulomatose Rheumatisches
Polymyalgia rheumalica/
Arteriitis temporalis
Abbildung 3: Klinisebe Basissymptome
Klinische Basissymptome (Ahb. 3) Sakroiliitis
Innerhalb des rheumatischen Formenkreises ist die Sakroiliitis vor allem bei den seronega
tiven Arthritiden wichtiger und teilweise ganz in den Vordergrund des arthritischen Gesche
hens tretender Befund. Das Beschwerdebild geht mit tiefsitzendem Kreuzschmerz und Ge
säßschmerzen sowie oft nächtlichen Ruhe
schmerzen im Kreuzbein-ZIleosakralgelenkbe- reich einher. Röntgenologisch sehen wir in frü
hen Stadien zunächst eine oft einseitige lleosa- kralarthritis, im weiteren Verlauf dann typischerweise beidseitigen Befall mit »buntem lleosakralbild«. Dies ist geprägt durch die Syn
tropie von Erosion, Destruktion, Sklerose und Ankylosezeichen. Das Vollbild findet sich in der Regel bei der Spondylitis ankylosans, die in der Mehrzahl der Fälle im lleosakralgelenkbereich beginnt (1, 5, 12).
Ein Reiter-Syndrom mit axialer Manifesta
tion tritt gehäuft bei rezidivierenden und chro
nischen Verläufen und bei mukokutanen Syn
dromen auf. Eine zunehmende Tendenz zur uni- oder bipolaren Sakroiliitis sowie mögliche Übergänge in eine Spondylitis ankylosans fin
den wir bei Verläufen des Reiter-Syndroms von 5 Jahren in 50 bis 70%, bei Verläufen unter 5 Jahren um 20% (2, 5, 9, 12).
Auch bei der Psoriasis-Arthritis, insbeson
dere bei der HLA-B27-positiven Form, gelingt in 20 bis 50% der Fälle der gleichzeitige Nach
weis von Veränderungen der lleosakralgelenke (IS-Gelenke), die typischerweise häufig arm an klinischer Symptomatik sind und eine gerin
gere röntgenologische Ausdehnung aufweisen als der Morbus Bechterew. Ein Drittel dieser Patienten zeigen gleichzeitig mit dem meist unilateralen IS-Gelenkbefall eine Iritis (5, 7, 12). Der entzündliche Befall der IS-Gelenke bei enteropathischen Arthritiden nach Morbus Crohn und Colitis ulcerosa geht oft der Mani
festation der Darmerkrankungen voraus. Die Sakroiliitis (etwa 6% der Fälle) ist in ihrer Ak
tivität oft unabhängig von Schüben oder Rezi
diven der Darmerkrankung und sowohl kli
nisch als auch röntgenologisch kaum abgrenz- bar vom typischen Bild der Spondylitis anky
losans. Selten findet sich eine benigne lleosakralgelenkarthritis beim Morbus Behget.
20% der reaktiven Arthritiden weisen eine Be
teiligung des Achsenskeletts meist als radiolo
gisch nachweisbare, oft einseitige Sakroiliitis auf (5, 7, 12). Erheblich seltener findet man eine Sakroiliitis bei der HLA-B27-positiven se
ronegativen juvenilen cP mit spätem Beginn und gleichzeitiger Iridozyklitis, bei der auch Übergänge in eine Spondylitis ankylosans mög
lich sind (16). Alle anderen Erkrankungen des RFK, insbesondere die Lyme-Arthritis, die im übrigen den reaktiven Arthritiden ähnlich ist, zeigen keine Sakroiliitis (8, 9).
Iritis, Iridozyklitis, Keratokonjunktivitis Eine Augenbeteiligung im Sinne einer Iritis, Iridozyklitis oder einer Keratokonjunktivitis findet sich besonders häufig in der Gruppe der seronegativen Arthritiden (3). Hier ist sie oft vergesellschaftet mit einer Sakroiliitis. Beson
ders das rezidivierende Reiter-Syndrom geht mit Keratokonjunktivitiden einher (2). Auch beim Morbus Behget stehen Augensymptome ganz im Vordergrund des Krankheitsgesche
hens. Während Gelenkmanifestationen eher subakut destruierend sind, sieht man schwere und chronische Iridozyklitiden und die typi
sche Hypopyoniritis mit Verläufen bis zur Er
blindung (5).
Ein Drittel der Psoriasisarthritiden wird be
gleitet von einer Iritis. Uveitis und Episkleritis finden sich auch als mögliche Begleitbefunde bei Enteropathie, Colitis ulcerosa und Morbus Crohn. Bei reaktiven postenteritischen Arthri
tiden sind Iritis und Konjunktivitis fakultativ extraartikuläre Befunde. Iridozyklitis und Uvei
tis treten als Begleiterscheinung des akuten Morbus Boeck (Löfgren-Syndrom), aber auch als Merkmal der Arthritis bei chronischer Sar
koidose auf (5).
Nicht selten geht die juvenile chronische
Die Sakroiliitis läßt sich oft kaum von der Spondylitis ankylosans abgrenzen
Bei seronegati
ven Arthritiden ist oft eine Augenbeteiligung vorhanden
Fortbildung Rheumatischer Formenkreis
Primär chron.
Polyarthritis PCP
Nur beim Morbus Reiter gehört die Ure
thritis zu den Hauptsym
ptomen
Besondere diagnostische Bedeutung der Nieren
beteiligung
Felly- Syndrom Juvenile CP
M. Betifel
psoriatica Spondylitis
ankytosans Systemischer
erythematodes M. Reiter__
(Chlamydie^
Mixed connective tissue disease Sharp-Syndrom
Enteropalhische
Progressive Sklerodermie (M. Crohn,
Colitis ule) Lyme-Arthritis
Dermato/
Polymyositis M. Boeck
Panarteriitis nodosa Wegnersche Granulomatose Rheumatisches
Polymyalgia rheumatica/
Arteriitis temporalis
Polyarthritis, insbesondere bei gleichzeitiger IS- Gelenkbeteiligung, mit Iridozyklitis einher (16).
In der Regel finden sich keine Augenbeteiligun
gen bei der rheumatoiden Arthritis, dennoch entwickeln 10% der Fälle einer rheumatoiden Arthritis eine Skleritis und Episkleritis, die sich insbesondere beim Felty-Syndrom manifestiert (6). Unter den Kollagenosen zeigt hauptsächlich der systemische Lupus erythematodes okuläre Manifestationen im Sinne einer Vaskulitis der Retina, die jedoch selten ist im Vergleich zu anderen Organmanifestationen (12).
Erythema nodosum
Innerhalb der mukokutanen Krankheitssym
ptome ist das Erythema nodosum ein diagno
stisch richtungweisendes Kriterium. Am häu
figsten findet es sich beim Morbus Boeck (etwa 70% der Fälle), seltener beim rheumatischen Fieber, enterokolitischen Arthropathien, beim Morbus Crohn und Colitis ulcerosa. Bei reakti
ven Arthritiden und Morbus Reiter, vor allem nach Yersiniainfektion, ist es gehäuft zu beob
achten (3, 5, 8, 9, 12, 15). Erythema nodosum- ähnliche Hautefiloreszenzen im Bereich der unteren Extremität finden sich beim Morbus Behget. Ebenso sind bei der Lyme-Arthritis Erythema nodosum-ähnliche (Erjdhema mi
grans) Veränderungen zu beobachten (5, 8).
Nierenbeteiligung
Der Nierenbeteiligung kommt in der Diagno
stik und Verlaufsbeobachtung, besonders aber hinsichtlich Arzneimittelnebenwirkungen eine besondere Bedeutung zu. Möglich ist eine Ne
phropathie bei der rheumatoiden Arthritis mit Vaskulitissymptomatik (6). Hierbei ist die Nie
renfunktion jedoch selten eingeschränkt. Häu
fig und prognostisch bedeutsam ist die oft gra
vierende Nierenbeteiligung im Rahmen eines systemischen Lupus erythematodes (11, 12).
Bei der Lupusnephritis kann histologisch eine minimal-mesangiale, fokale oder diffus-prolife
rative, eine membranöse oder aber eine inter
stitielle Nephritis unterschieden werden. Im Rahmen der polysystemischen progredienten Fibrose und Sklerose der Sklerodermie ist die renale Manifestation Ursache eines rasch pro
gredienten Nierenversagens. Es kommt zu In
timaproliferation und fibrinoider Nekrose der Glomerula. Eher leichte Verlaufsformen mit mesangialer (minimaler), fokaler und membra- nöser Glomerulonephritis werden für die mixed connective tissue disease (MCTD) beschrieben.
Hier entwickelt sich weniger oft als beim SLE eine progrediente Niereninsuffizienz. Die Nie
renbeteiligung bei der Panarteriitis nodosa ma
nifestiert sich als nekrotisierende Arteriitis und proliferative Glomerulonephritis (12, 17).
Urethritis
Innerhalb des rheumatischen Formenkreises kommt der Urethritis als diagnostischem Leit
symptom eine vergleichsweise geringe Bedeu
tung zu. Nur in der Gruppe der seronegativen Spondylarthritiden tritt sie in unterschiedlicher Häufigkeit auf (Abb. 3). Während sie mit 60 bis 70% wichtiges Hauptsymptom der klassischen Reiterschen Trias neben Arthritis und Kon
junktivitis ist und auch bei reaktiven Arthriti
den häufig auftritt, finden wir sie bei den üb
rigen seronegativen Spondylarthritiden wie der Spondylitis ankylosans, der Psoriasisarthritis, dem M. Behget und den enteropathischen Ar
thritiden eher selten (1, 2, 5, 9, 10).
Sie wird bei den letztgenannten im Rahmen des sogenannten »Overlapping« der Symptome gelegentlich beobachtet. Beim inkompletten Reiter-Syndrom ist eine unspezifische Urethri
tis diagnostisches Minimalkriterium neben der Arthritis, wenn eine meist ein bis drei Wochen vorangehende Enteritis und Augenmanifesta
tionen fehlen (2, 12). Man muß daran denken, daß die Urethritis der Gelenkmanifestationen vorausgegangen sein kann und nicht selten be
schwerdearm mit flüchtiger Dysurie und Aus
fluß verläuft.
Insbesondere bei der Frau ist die seltene Diagnosestellung eines Reiter-Syndroms mög
licherweise auf den symptomarmen Verlauf