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Energie, Brandschutz, Bauakustik, Gebäudetechnik

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Academic year: 2022

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Bauen Energie, Brandschutz, Bauakustik, Gebäudetechnik +

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3 | 2020

ISSN 2363-8125 | Jahrgang 6 | Heft 3 (Mai) 2020

+ Elektrische Speicher in EffizienzhausPLUS Wohngebäuden + Holzpellets – klimaneutral heizen

+ Brandschutz bei Sonderbauten aus Sicht der Feuerwehr + Kennzeichnung barrierefreier Flucht- und Rettungswege + Akustische Gestaltung von Büroumgebungen

+ Flatiron von Leipzig

+ Ausgewählte Aspekte der Planung von Aufstockungsmaßnahmen

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E

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EDITORIAL

Dipl.-Ing. Reinhard Eberl-Pacan Leitender Redakteur

Sicherheit durch Einigkeit

Liebe Leserin, lieber Leser,

als ich diese Zeilen geschrieben habe, gab es in Deutschland 84 818 Infizierte und 1 109 Todesfälle durch eine Krankheit namens COVID-19. Diese Pandemie hat eine welt weite Krise ausgelöst. Erst langsam, doch spätestens seit Mitte März, ist sie mit voller Wucht über uns hereingebrochen. Wenn Sie diese Zeilen lesen, ist der Albtraum entweder vor- bei oder viel schlimmer geworden. Derzeit ist ein Ende nicht abzusehen.

Architektur- und Planungsbüros können durch eine gezielte Umstellung auf Home- office und Online-Kommunikation ihre Arbeit weitgehend aufrechterhalten. Doch Ge- bäude lassen sich nicht nur im Homeoffice bauen. Sorgen bereitet deshalb der Fortgang der Projekte und vor allem der Baustellen. Von Verzögerungen oder Stillstand in diesem Bereich würden bald auch die Menschen betroffen sein, die jetzt ihre Arbeit in Sicher- heit zu Hause verrichten können.

Nach anfänglichem Wirrwarr hat die Politik in der Krise Fuß gefasst und die Aufgaben- stellung begriffen. Sicherheit geht nur durch Einigkeit. Die reflexartigen Ausbrüche von Kirchturmpolitik deutscher Kleinstaaten ist der Überzeugung gewichen, dass Maßnah- men und Zeitfenster abgestimmt werden müssen. Das sollte auch nach der Krise Schu- le machen. Zuviel an Sicherheit und Wirtschaftlichkeit im Baubereich wird der »Kultur- hoheit« der Länder geopfert. Wenn es darum geht, bessere Lösungen zu finden, müs- sen die Länderfürsten sich auch hier einig werden und aufhören, ihre »Untertanen« als

» Beta-Tester« zur eigenen Profilierung einzusetzen.

Wie Politik vorangehen und althergebrachte Dinge infrage stellen muss, erläutert Andreas Otto, Mitglied im Berliner Abgeordnetenhaus für »Bündnis 90/Die Grünen«, im Experteninterview.

Im Homeoffice ist auch Ausgabe 3/2020 der Bauen

+

entstanden. Das Bauen und Planen geht weiter und wird sich auch in Zukunft an Best Practice-Beispielen orientieren. Wir zeigen dazu das »Flatiron von Leipzig«, ein Massivholzbau mit auskragender Gebäude- spitze, bei dem durchaus knifflige Bauaufgaben vorbildlich gelöst wurden. Daneben stel- len wir in »Ausgewählte Aspekte der Planung von Aufstockungsmaßnahmen« eine Leit- linie zur Vereinfachung der Planung und Durchführung von Aufstockungs- oder Erwei- terungsmaßnahmen als Nachverdichtungsmaßnahme in innerstädtischen Bereichen vor.

Die Möglichkeiten zur Eigenstromnutzung erläutert der Beitrag »Elektrische Speicher in EffizienzhausPLUS Wohngebäuden« und die Nutzung von Holz als erneuerbare Energie- quelle wird in »Holzpellets – klimaneutral heizen« beschrieben. Daneben finden Sie Informationen zum »Brandschutz bei Sonderbauten aus Sicht der Feuerwehr« und zur

»Kennzeichnung barrierefreier Flucht- und Rettungswege« sowie den 2. Teil der Planungs- hinweise zur »Akustischen Gestaltung von Büroumgebungen«.

Bleiben Sie gesund. Wenn Sie in diesen Zeiten Unterstützung benötigen, schreiben Sie mir gerne unter redaktion@bauenplus.de.

Ich wünsche Ihnen eine spannende und informative Lektüre.

Reinhard Eberl-Pacan

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nErgiE

Franziska Bockelmann, Thomas Wilken und M. Norbert Fisch

Elektrische Speicher in EffizienzhausPLUS Wohngebäuden

Hohe solare Deckungsanteile durch Eigenstromnutzung ... 8

Klaus W. König

Holzpellets – klimaneutral heizen Holz nutzen, erneuerbar heizen, Klima schützen ... 16

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randschutz Reinhard Kowalzik

Brandschutz bei Sonderbauten aus Sicht der Feuerwehr Sind die Leitern der Feuerwehr noch zeitgemäß? ... 20

Angelika Stenzel-Twinbear

Kennzeichnung barrierefreier Flucht- und Rettungswege Exklusion, Separation, Integration und Inklusion ... 22

B

auakustik Birger Gigla

Akustische Gestaltung von Büroumgebungen Teil 2: Planungshinweise und Vorgehen in der Praxis ... 24

g

EBäudEtEchnik

Experteninterview Andreas Otto: »Die Politik muss vorangehen und althergebrachte Dinge infrage stellen« ... 30

Susanne Jacob-Freitag

Flatiron von Leipzig Massivholzbau mit auskragender Gebäudespitze löst Kniffliges ... 32

Maren Fath und Mike Sieder

Ausgewählte Aspekte der Planung von Aufstockungsmaßnahmen Leitlinie zur Vereinfachung der Planung und Durchführung von Aufstockungs-/ Erweiterungsmaßnahmen als Nachverdichtungsmaßnahme in innerstädtischen Bereichen ... 38

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uBrikEn

Kurz & bündig ……… 5

Rechtsprechungsreport ……… 43

Normen & Richtlinien ……… 46

Produkte & Informationen ……… 48

Fachliteratur ……… 49

Termine & Impressum ……… 50

Titelbild: Aus dem Fachartikel »Flatiron von Leipzig« von Susanne Jacob-Freitag ab S. 32

© Peter Eichler

Inhalt

Dieser Ausgabe liegen Beilagen des Reguvis und des VDE Verlags bei.

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Franziska Bockelmann, Thomas Wilken und M. Norbert Fisch

Elektrische Speicher in Effizienz- hausPLUS Wohngebäuden

Hohe solare Deckungsanteile durch Eigenstromnutzung

Strom aus der eigenen Photovoltaik-Anlage ist die günstigste Variante, den Energiebedarf zu decken. Neben den wirtschaft- lichen Vorteilen werden durch die Nutzung erneuerbarer Energien fossile Brennstoffe substituiert und die CO2-Emissionen durch die solare Deckung signifikant gesenkt. Vor diesem Hintergrund werden Stromspeicher interessant, um den Bedarf und das regenerative Angebot zu synchronisieren, damit der solare Ertrag vor Ort genutzt werden kann.

Der Einsatz von Photovoltaik-Anlagen in Versorgungs- konzepten mit einer Nutzung der solaren Erträge vor Ort ist notwendig, um die regenerativen Deckungsanteile zu steigern. Nur so kann der Gebäudesektor seinen Anteil zur Erreichung der Klimaneutralität beitragen. Das Energiekon- zept mit Wärmepumpe in Kombination mit einer PV-An- lage ermöglicht die lokale Deckung von Wärme- und Strom- bedarf. Bei dem EffizienzhausPLUS-Standard wird in der Jahresbilanz mehr erneuerbare Energie bereitgestellt als im Gebäude in Summe für Betrieb und Nutzerstrom verbraucht wird. Allerdings sind Ertrag und Bedarf nicht synchron, so- dass Überschüsse eingespeist und Defizite durch Netzbezug gedeckt werden müssen. Nutzt die Anlagen technik Strom als Energieträger, wie beim Einsatz von Wärme pumpen, kann in der Regel bei einem Einfamilienhaus ein so larer De- ckungsanteil am Gesamtstromverbrauch von 30 bis 45 % erreicht werden.

Aus ökologischer Sicht sowie unter Berücksichtigung der derzeitigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sollte re-

generativer Strom aus Photovoltaik primär für die Deckung des Haushalts- und Betriebsstrombedarfs der Gebäude ge- nutzt werden. Um die solaren Deckungsanteile zu steigern, können elektrische Energiespeicher eingesetzt werden. Da- rüber hinaus zur Verfügung stehender Strom kann - wenn möglich - in das öffentliche Stromnetz eingespeist werden.

Das Energiekonzept Wärmepumpe-PV-Batterie entlastet die Umwelt, spart fossile Energieressourcen und reduziert die Emission von Treibhausgasen - vornehmlich von CO2 durch die Substitution fossiler Brennstoffe.

Die im Weiteren vorgestellten Ergebnisse beruhen auf den Resultaten zur Implementierung von elektrischen Speichern in Wohngebäuden aus dem Forschungsprojekt »Dezen trale, modulare Stromspeicher zur Eigenstromsteigerung in Effi- zienzhausPLUS Gebäuden«. Das Projekt wurde im Rahmen der Forschungsinitiative Zukunft Bau des Bundesins titutes für Bau-, Stadt- und Raumforschung und vom BMUB (SWD - 10.08.18.7-16.34) gefördert.

KERNAUSSAGEN

– Gebäude sind nicht mehr nur Verbraucher, sondern auch Energieerzeuger und -speicher sowie Netzdienstleister und stellen aktive Komponenten in intelligenten Versorgungsnetzen dar.

– Elektrische Speicher spielen eine übergeordnete Rolle, sind unter den aktuellen Randbedingungen jedoch nur eingeschränkt wirtschaftlich darstellbar.

– Das Wärmepumpen-PV-Batterie-Konzept bietet ein hohes Potenzial für mehr Ressourceneffizienz und Klimaschutz. Es können solare Deckungsanteile bis zu 50 % erreicht werden.

Abb. 1: Jährliche Zubaurate an elektrischen Speichern für PV-Anlagen in Deutsch- land von 2013 bis 2017 [1] und [2]

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nErgiE

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pEichEr

Auslegung von elektrischen Speichern und Steigerung des solaren Deckungsanteils

Die Marktsituation von Stromspeichern zeigt, dass in den letzten Jahren die Integration und Einbindung von elektrischen Speichern im Wohnungsbau deutlich zuge- nommen hat. Zwischen 2013 und 2017 ist die Installation von Stromspeichern um den Faktor sieben gestiegen [1].

Wurden in 2013 noch 5 000 Batteriespeicher neu instal- liert, waren es 2017 schon 35 000 Batteriesysteme (Abb. 1).

Der Anstieg hängt zusammen mit sinkenden Investitions- kosten und der Weiterentwicklung von Batterietechno- logien, u. a. in Bezug auf die Zyklenfestigkeit, die Lebens- dauer und die Wirkungsgrade.

Ziel der Umsetzung und Implementierung von elektri- schen Speichern ist die Steigerung der solaren Deckungs- anteile unter Berücksichtigung der Wirtschaftlichkeit und der Reduzierung der Energiekosten. Die Ergebnisse einer Grobauslegung sowie einer Sensitivitätsanalyse von elek- trischen Speichern für Ein- und Mehrfamilienhäusern im Rahmen des Projekts zeigen, dass

 je 1 kWp installierter PV-Leistung die nutzbare Speicher- kapazität bei der Auslegung ungefähr 1 kWh betragen sollte (Grundlage: jährlicher PV-Ertrag 900 bis 1 100 kWh/kWp).

 durch die Einbindung eines elektrischen Speichers mit wirtschaftlich ausgelegter Speicherkapazität der sola- re Deckungsanteil von 30 % auf 50 bis 60 % gesteigert werden kann.

 eine Maximierung des PV-Eigenstromnutzungs- anteils im Widerspruch zu einem möglichst hohen solaren PV-Deckungsanteil am Strombedarf und um- gekehrt steht. Durch den gegensätzlichen Verlauf müssen immer beide Anteile betrachtet und gegen- übergestellt werden. So hat eine deutliche Vergrö- ßerung des elektrischen Speichers keinen nennens- werten Einfluss mehr auf den solaren Deckungsanteil am Strombedarf, wenn das Verhältnis Speicherkapa-

zität zu Strombedarf größer wird, als das Verhält- nis PV-Ertrag zu Strombedarf. Dem gegenüber kann keine relevante Steigerung des Eigenstromnutzungs- anteils mehr erzielt werden, wenn das Verhältnis von Speicherkapazität zum Strombedarf auf einen Wert von über 1,25 steigt, siehe hierzu auch Abb. 2.

Zu erklären sind die Verläufe des Eigennutzungsanteils und solaren Deckungsanteils dahingehend, dass grö ßere Stromspeicher in der Nacht nicht vollständig entladen werden können. Somit steht am Folgetag nicht die ge- samte Speicherkapazität für die Aufnahme von regenera- tivem Strom zur Verfügung, wodurch die Steigerung des Eigennutzungsanteils eingeschränkt ist. Bei der Betrach- tung der Isolinien des solaren Deckungsanteils am Ge- samtstrombedarf des Gebäudes wird deutlich, dass eine Erweiterung der Speicherkapazität über den proportio- nalen Bezug hinaus generell nur einen geringen Anstieg des Deckungsanteils bewirkt. Um einen höheren solaren Deckungsanteil zu erreichen, muss parallel zur Speicher- kapazität auch die PV-Leistung vergrößert werden.

 eine autarke Versorgung durch den Einsatz von Strom- speichern für Gebäude in Deutschland weder energetisch, ökologisch, noch wirtschaftlich sinnvoll ist. Der Strom- speicher müsste erheblich überdimensioniert werden, was beachtliche Kosten und einen großen Platzbedarf nach sich zieht. Die installierte Batterie würde mehrere Mo- nate bis zur vollständigen Beladung benötigen. Zudem kommt hinzu, dass Speicherverluste steigen und eine hohe Erhaltungsladung in den Wintermonaten erforderlich ist.

 der Wirkungsgrad der Batterien in der Abhängigkeit von Auslastung und Nutzung zu sehen ist. Überdimensio- nierte Stromspeicher weisen hohe Verluste auf, die nicht kompensiert werden können.

Mittels der durchgeführten Sensitivitätsanalyse wurde der Einfluss einzelner Anlagenkomponenten und Verbraucher auf die Eigenstromnutzung und den solaren Deckungs- Abb. 2: PV-Eigennutzungsanteil und -Deckungsanteil von Einfamilienhäusern (mit E-Mobilität)

© [3]

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Birger Gigla

Akustische Gestaltung von Büroumgebungen

Teil 2: Planungshinweise und Vorgehen in der Praxis

Kreativität und Produktivität in Büros können durch Hintergrundgeräusche und Gespräche anderer Personen beeinträch- tigt werden. Optimale Arbeitsstrukturen erfordern daher eine sachgerechte Verbindung von architektonischer Gestaltung und akustischen Maßnahmen. Insbesondere bei offenen Raumstrukturen ist die Planung anspruchsvoll. Der folgende Beitrag be- richtet über den aktuellen Stand der Planungsgrundlagen unter Berücksichtigung der Neufassung der VDI-Richtlinie 2569

»Schallschutz und akustische Gestaltung in Büros« und gibt praktische Hinweise. Der erste Teil über die akustischen Grund- lagen ist in Ausgabe 2/2020 der Bauen

+

erschienen.

Kooperative Büroarbeitsstrukturen

Anlass für offene Büroumgebungen ist in vielen Fällen die Kostenreduzierung: Tragwerke aus geschossweisen Stahl- beton-Deckenplatten mit Einzelstützen und aussteifen- den Erschließungskernen sind für höhere Büro- und Ge- schäftsgebäude marktüblich. Die Fassadenstruk turen werden abhängig von den projektbedingten Zielvorstel- lungen gewählt, häufig aus transparenten Elementen (Abb.

oben). In dieser Bauweise können in kurzer Zeit große Gebäudevolumen realisiert werden.

Gegenüber dem Rohbau ist die nachfolgende Ausbau- phase relativ zeit- und kostenintensiv, insbesondere durch die technischen Anlagen. Bei Minimierung von Raum- einteilungen kann der Aufwand reduziert werden. Dabei sind planungsrechtliche Vorgaben zu beachten, wie z. B.

Raumhöhen, Brandschutz oder Anforderungen an Flächen mit begrenztem Tageslichteinfall.

Im Gegensatz zu Einzelbüros bewahren Büroetagen ohne feste Raumeinteilungen eine höhere Flexibilität: Bei erfor- derlichen Neuanstellungen können Arbeitsplätze in offenen Büroumgebungen einfacher nachverdichtet werden. Auch Erschließungsflächen können variabler genutzt werden.

Voraus setzung sind installationsgeeignete Doppelboden- und Doppeldeckenstrukturen. Abb. 1 zeigt die Zu- und Ab- nahme der je Arbeitnehmer bzw. Arbeitnehmerin durch- schnittlich zur Verfügung stehenden Bürofläche in den USA.

Die firmeneigene bzw. angemietete Gesamtfläche wird zeit- verzögert an die Entwicklung der Beschäftigtenanzahl an- gepasst. Es ist z. B. erkennbar, dass in den 1990er-Jahren aufgrund steigender Neuanstellungen, ohne Erhöhung der zur Verfügung stehenden Gesamtflächen, die Bürofläche je Arbeitsplatz kontinuierlich absank. Insgesamt wird der Trend zur Kostenreduzierung im Zeitraum zwischen 1990 und 2019 bestätigt: Es werden mehr Arbeitnehmer/innen auf weniger Bürofläche beschäftigt, was durch offene Büro- umgebungen begünstigt wird.

In manchen Fällen werden offene Bürostrukturen tatsäch- lich eingeführt, um die Interaktion der Beschäftigten im Ver- gleich zur Tätigkeit in Einzelbüros zu verbessern. Allerdings führt das bloße Entfernen räumlicher Trennungen zwischen Mitarbeitern bzw. Mitarbeiterinnen nicht automatisch zum gewünschten Kooperationszuwachs. Oftmals steigt die Inter aktion hierdurch nicht oder sie entwickelt sich so- gar unproduktiv. Sollen offene bzw. flexible oder projektbe- zogene Büroumgebungen eingeführt werden, um die Ko- operation der Beschäftigten zu verbessern, sind daher Ana- lysen unter Berücksichtigung aktueller arbeitswissenschaft- licher Erkenntnisse und sorgfältige Planungen erforderlich.

Zwei Interventionsstudien – über die in der Ausgabe No- vember-Dezember 2019 des Harvard Business Review be- KERNAUSSAGEN

– Eine unzureichende Planung offener Büro um- gebungen kann im Vergleich zu Einzelbüros zu weniger oder sogar zu unproduktiver Kooperation führen.

– Maßgebend ist die Optimierung der drei raum - akustischen Parameter »Halligkeit«, »Hintergrund- geräusch« und »Schallausbreitung«.

– Die neue VDI-Richtlinie 2569 gibt Planungs- empfeh lungen, wobei robuste Ansätze zur Vor ab schätzung der Schallausbreitung fehlen und Simulationsrechnungen infolge unpräziser Eingangswerte mit Unsicherheiten behaftet bleiben.

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üroplanung

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üroplanung

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auakustik

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richtet wird – zeigen, dass nach Einführung offener Büro- umgebungen der persönliche Austausch um 70 % zurück- ging und durch digitale Kommunikation kompensiert wurde. Hierbei wurden der Austausch und die Bewe gungen der Beschäftigten durch Sensoren und weitreichendes Tra- cking systematisch beobachtet und ausgewertet. Bei per- sönlichen Gesprächen wurden Kontaktpersonen und Dau- er der Interaktion durch wechselseitige Infrarot-Sensoren erfasst. Als mögliche Ursache für den Rückgang des per- sönlichen Austausches wird angenommen, dass in offenen Büroum gebungen die Hemmschwelle ansteigt, konzentriert arbeitende Kollegen zu unterbrechen und dabei als Störung wahrgenommen zu werden. Ein weiterer Effekt ist der Ver- zicht auf private Gespräche, die Kooperationen begleiten oder eine individuelle Zusammenarbeit befördern können, wenn Unbeteiligte zuhören. Hilfsmittel, wie »rote Ampeln«

für » bitte gerade nicht stören« können erfahrungs gemäß nur begrenzt helfen.

Als pragmatische Lösung wird vorgeschlagen, den Leitern und Leiterinnen der Arbeitsgruppen möglichst weitgehende Entscheidungsmöglichkeiten darüber einzuräumen, wie ihre Arbeitsumgebungen gestaltet werden, damit ihre Teams bestmöglich zusammenarbeiten können [1]. Dieses spricht einer zentralen Planung entgegen, wobei gerade größere Firmen danach streben, einheitliche »ideale« Ge- schossgrundrisse zu entwickeln. Der Trend geht zu Ar- beits-»Landschaften«, die in Erweiterung ausschließlicher Büroflächen vielfältige Nutzungszonen integrieren, bis hin zu Ruhe- oder Erholungszonen. Die parallele Integration von räumlicher und digitaler Arbeitswelt unterliegt derzeit sehr dynamischen Veränderungen.

Akustische Störungen in offenen Büroumgebungen

Störwirkungen hängen von der individuellen Disposition der Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen ab und können äußerst unterschiedlich sein. Bereits das hörbare Hineinbeißen des Schreibtischnachbarn in einen Keks oder eine Karotte kann als störend wahrgenommen werden.

Ergebnisse von Mitarbeiterbefragungen zeigen, dass technische Geräusche aus der Büroumgebung (Lüftungs- anlagen, Kopierer, Telefonklingeln usw.) häufig als weni- ger störend empfunden werden. Gleiches gilt für Geräusche von außerhalb des Gebäudes. Diese werden nur in sehr lau-

ten Umgebungen beanstandet, z. B. bei geöffneten Fens- tern in Richtung Verkehrslärm.

Das größte Störpotenzial geht von hörbaren Gesprä- chen und Telefonaten anderer Mitarbeiter aus, sowohl aus der unmittelbaren Umgebung des eigenen Arbeitsplatzes, als auch aus der Entfernung (quer durch den Raum). Ge- spräche aus der Entfernung werden teilweise als störender empfunden als aus der unmittelbaren Umgebung. Die in- dividuell empfundene Belastung streut dabei stark. Wäh- rend einige Mit arbeiter oder Mitarbeiterinnen überhaupt nicht beeinträchtigt werden, fühlen sich andere erheblich gestört. Der typische »Laut- oder Dauertelefonierer« ist ein regel mäßig beanstandetes Phänomen in offenen Büro- umgebungen. Die Störwirkung fremder Gespräche wird durch das Vorhalten individueller Rückzugsmöglichkeiten in Ruhezonen reduziert. Telefonieren wird durch geeig nete ergonomische Headsets leiser.

Häufig führen auch Pausensituationen zu Störungen, ins- besondere, wenn sich Lärm aus Pausenräumen oder Kan- tinen durch offene Raumstrukturen in den Arbeitsebenen ausbreitet (Abb. 2). Hierdurch kommt es zu Belästigungen durch Gespräche, Lachen, Geschirrklappern usw., die sich z. B. in Mittagszeiten deutlich verstärken.

Beeinträchtigungen der kognitiven Leistungsfähig- keit durch störenden Lärm wirken sich insbesondere bei schwierigen Aufgaben aus. Sie können zu erhöhter Fehler- häufigkeit, geringerer Merkspanne, Unterbrechung von Ar- beitsabläufen oder geringerer Problemlösefähigkeit und Kreativität führen.

Subjektive Messung der akustischen Umgebung durch Befragung

Manche Störwirkungen sind nicht unmittelbar ersichtlich und machen sich erst bei dauerhafter Exposition bemerk- Abb. 1: Zu- und Abnahme der je Arbeitnehmer/in zur Verfügung stehenden Büro-

fläche in den USA [1] Abb. 2: Pausenräume ohne geeignete Abschirmung führen in offenen Büro-

umgebungen häufig zu Störungen

HINWEIS

Alle zu diesem Beitrag maßgeblichen Verordnungen, Richtlinien und Normen finden Sie im Fachartikel

»Akustische Gestaltung von Büroumgebungen. Teil 1:

Aktuelle Anforderungen und neue Richtlinie VDI 2569« in Ausgabe 2/2020 der Bauen+.

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Termine & Impressum

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ermine

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mpressum Messen, Seminare und Kongresse Termin Ort Veranstalter

Alters- und demenzsensible Architektur in Theorie

und Praxis 6.7.2020 Stuttgart Fraunhofer IRB Verlag;

www.irb.fraunhofer.de Praxisseminar »Optische Bauforensik 16./17.7.2020 Stuttgart Fraunhofer IRB Verlag;

www.irb.fraunhofer.de

12. Europäisches Holzwerkstoff-Symposium 30.9.–2.10.2020 Hamburg Fraunhofer Institut für Holzforschung WKI;

www.wki.fraunhofer.de 4th International Conference on Energy Efficiency in

Historic Buildings 7./8.10.2020 Benedikt-

beuern Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP - Holzkirchen;

www.eehb2020.org

Rosenheimer Fenstertage 2020 8.10.2020 online ift Rosenheim GmbH;

www.ift-rosenheim.de/web/rosenheimer-fenstertage

Brandschadensanierung 20.–22.10.2020 München Umweltinstitut Offenbach GmbH;

www.umweltinstitut.de Cyberangriffe auf die Gebäudeautomation – erkennen,

vermeiden und Auswirkungen minimieren 22.10.2020 Offenbach VDE Verlag GmbH;

www.vde-verlag.de

1. Nürnberger Radon-Konferenz 6.11.2020 Nürnberg TÜV Rheinland Akademie GmbH;

www.akademie.tuv.com

Bauphysik-Tagung 2020 10.11.2020 Düsseldorf Ingenieurakademie West e. V.;

www.ikbaunrw.de

12. EffizienzTagung Bauen Modernisieren 13./14.11.2020 Hannover Energie- und Umweltzentrum am Deister GmbH;

www.effizienztagung.de

BIM World Munich 24./25.11.2020 München BIMWorld Germany GmbH;

www.bim-world.de BAU 2021

Weltleitmesse für Architektur, Materialien und Systeme 11.–16.01.2021 München Messe München GmbH www.bau-muenchen.de

Bauen +

Energie – Brandschutz – Bauakustik – Gebäudetechnik

Herausgeber

Fraunhofer IRB Verlag/Fraunhofer-Informationszentrum Raum und Bau IRB Nobelstr. 12 | 70569 Stuttgart

Redaktion

Dipl.-Ing. (FH) Julia Ehl (verantw.), Telefon 0711 970-25 51, Telefax 0711 970-25 99 E-Mail: julia.ehl@irb.fraunhofer.de

Leitender Redakteur und verantwortlich für den Bereich Brandschutz Dipl.-Ing. Architekt Reinhard Eberl-Pacan, Architekten + Ingenieure Brandschutz, Brunnenstraße 156, 10115 Berlin

E-Mail: architekten@eberl-pacan.de Verantwortlich für den Bereich Schallschutz

Prof. Dr.-Ing. Birger Gigla, Institut für Akustik im Technologischen Zentrum an der TH Lübeck, Mönkhofer Weg 239, 23562 Lübeck

E-Mail: birger.gigla@th-luebeck.de

Verantwortlich für den Bereich Energie | Gebäudetechnik

Dipl.-Ing.(FH) Klaus-Jürgen Edelhäuser, Konopatzki & Edelhäuser Architekten und Beratende Ingenieure GmbH, Klingengasse 13, 91541 Rothenburg

E-Mail: mail@konopatzki-edelhaeuser.de Satz

Fraunhofer IRB Mediendienstleistungen Druck

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und Versandkosten. Er umfasst die Lieferung der gedruckten Ausgaben sowie den Zugang zur Bauen+-App, zum Online-Archiv und zu den Datenbanken RReport-Online und Normen@aktuell. Bestel- lungen über jede Buchhandlung oder beim Verlag. Der Bezugszeitraum beträgt jeweils 12 Monate. Kündi- gungen müssen schriftlich erfolgen und spätestens am 15. des Vormonats, in dem das Abonnement endet, beim Verlag eingegangen sein.

Vertrieb/Abo-Service Susanne Grünwald Tel. 0711 970-27 11, Fax -25 08 E-Mail: susanne.gruenwald@irb.fraunhofer.de Anzeigenleitung

Nadja Wondrich

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ISSN: 2363-8125

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