• Keine Ergebnisse gefunden

Ii~linisch.experimentelle Studie fiber die BeeinfiuBbarkeit des Blutbildes bei Malaria durch Adrenalin und Physostigmin.

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Ii~linisch.experimentelle Studie fiber die BeeinfiuBbarkeit des Blutbildes bei Malaria durch Adrenalin und Physostigmin."

Copied!
11
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

Ii~linisch.experimentelle Studie fiber die BeeinfiuBbarkeit des Blutbildes bei Malaria durch Adrenalin und Physostigmin.

Vorli~ufige Mitteilung.

V o n

Dr. Erwin Pulay (Wien)

Ass.-Arz~, z. Z. Chefarzt der Infektionsabteilung des Res.-Sp. 1, Pilsen.

(Eingegangen am 10. M a i 1918.)

Toxische und bakterielle Prozesse bedingen stets eine Veri~nderung des Blutes, und zwar sowohl im Sinne einer Vermehrung der Leukocyten -- als Ausdruck leukocytotischer l~eizung, als auch in der l~ichtung einer an~mischen Ver~nderung des Blutbildes, als Ausdruck einer funktionellen StSrung der blutbildenden Organe. Die jeweilige Ver- schiebung im Blutbilde wird aber noch durch weitere Momente zu determinieren sein: einmal durch den Grad der Toxizit~t des Prozesses, und dann durch die Konstitution des Individnums. Denn seit B a u e r und I - I i n t e r e g g e r kennen wir die ,,Tendenz des h~mopoetischen Apparates, auf irgendwelche GleichgewichtsstSrung im Organismus mit einer Prononcierung des Bluttypus zu reagieren" ( B a u e r ) . Schliel~- lich diirfte auch die Qualiti~t des Reizes, die Bakterienart resp. die Art des wirkenden Toxins und im weiteren gefa•t, des wirkenden Prin- zipes tiberhaupt, yon gewisser Bcdeutung ftir die einsetzende l~eaktion sein. So werden auch chemisch wirksame Reize mit einer Verschiebung der formbildenden Elemente im Blutbilde beantwortet. Daftir scheinen vor allem Versuche zu sprechen, in denen nach Atropin, Adrenalin, Natrium nitrosum und Pituitrin. infundibulare ein Verschwinden der Eosinophilen beobachtet werden konnte. In derselben Vorstellung wurzeln auch die Ver- s u c h e B a u e r s und H i n t e r e g g e r s , SieB' und S t o e r k s , K a h l e r s u . a.

B a u e r und H i n t e r e g g e r suchten durch Thyreoideazufuhr das ~ l u t - bild zu ver~ndern ~ Siel~ und S t o e r k injizierten Gelatine bei Normalen und L y m p h a t i k e r n und stellten bei.diesen ein geringeres Steigen der Neutrophilen, ein geringeres Abfalten der L y m p h o c y t e n als bei Nor- malen fest (zit. nach B a u e r , Die konstitutionelle Disposition zu in- neren Krankheiten, Springer 1917). K a h l e r injizierte Nucleins~ure und konstatier.te bei degenerativer Konstitution Verminderung der absoluten Lymphocytenzahl, Verminderung tier Mononucle~ren und der ~bergangsformen. Nach v. N o o r d e n Verursachen Adrenalininjek- tionen starke Hyperleukocytose bei gleichzeitigem Verschwinden der

(2)

E. Pulay: Klinisch-experimentelle Studie tiber die Beeinflu~barkeit usw. 109 eosinophilen Zellen aus dem Blute. Often bleibt noch die sehr inter- essante und ftir die Hamatopathologie wiehtige Frage, inwieweit das Blutbild spezifisehe Reize durch eine nach einer Richtung hin b e s t i m m t e J~nderung spezifisch beantwortet. Wir stellten uns nun die Frage, inwieweit das dureh Malariaplasmodien bereits nach einer b e s t i m m t e n Richtung hin ver~nderte Blu.tbild noch weiter experimentell begin- flu6bar ist. U m vine Antwort auf diese Fragestetlung zu erhalten, bedienten wir uns des Adrenalins und seines ihm entgegenwirkenden Prinzips, des Physostigmins. Das Adrenalin h a t die F~higkeit, lympho- cyti~re Elemente aus der Milz zu mobilisieren, auf welcher Fi~higkeit die funktionelle Prtifung der Milz nach F r e y beruht, welche auch wir ftir unsere Versuche bentitzten. Normalerweise tritt auf Adrenalin- zufuhr yon 0,001 g eine relative Vermehrung der L y m p h o c y t e n u m 1 5 - - 2 0 % auf, wahrend bei Leukamien eine enorme Zellvermehrung einsetzt, und zwar betrifft die Ausschwemmung je nach der F o r m der bestehenden Leuk~mie L y m p h o c y t e n oder myeloische Elemente.

Wir untersuehten nun F~lle yon Malaria, in denen seinerzeit Plas- modien im Blute nachgewiesen werden konnten und deren letzter Anfall mindestens 8 Wochen zurtick'gelegen war, ohne dai~ sie seither noch Chinin genommen hatten. Es handelte sich um Manner, welche yon ihrem dreimonatigen Erholungsurlaub wieder einriiekten. Uns interessierte vor allem das relative Verhaltnis der L y m p h o c y t e n uncl Leukocyten und deren reaktive BeeinfluBbarkeit durch Adrenalin und Physostigmin.

Was das Blutbfld bei Malaria anlangt, so ist dies im allgemeinen g u t studiert und bekannt. Infolge ZerstSrung der roten BlutkSrperchen durch den Lebensproze6 der Parasiten entwickelt sich stets ein mehr oder minder starker Zustand yon Ani~mie mit Milztumor. W~hrend der akuten Fieberanfalle zeigen die wei~en BlutkSrperehen wechselnde Grade neutrophiler Leukocytose, w~hrend ftir die fieberfreien Inter- valle eine hohe Zahl groI~er Mononuele~rer angegeben wird.

I m folgenden seien nun unsere Versuche wiedergegeben. Es wurde naeh der B l u t e n t n a h m e 0,001 Adrenalin subcutan injiziert und nach 25 Minuten ein neuerlicher Blutausstrich gemacht. I n gleieher Weise und mit gleicher Menge prtifte~ wir das Physostigmin, vorher stets vine Kontrolluntersuchung ausftihrend.

Versuch I. F. G., 38 J., im Herbst 1916 in Albanien Anfalle yon Malaria;

Fieber 41 ~ SchfittelfrSste. T e r t i a n a . ])erzeit MilzvergrSl~erung, kardia]e Beschwerden.

:Lymphocyten . . . Polynucl. neutr. Leukocyten

Verh~tltnisse v o r

Adrenalin und

Physostigmin Adrenalin

57 ] 67

29 32,5

n a e h

Physostigmin

32 59

(3)

110 E. Pulay: Klinisch-experimentelle Studie iiber die Beeinflultbarkeit Das Blutblid zeigt eine abnorme Vermehrung der Lymphoeyten bei bcdeutender Abnahme der polynuclegren neutrophilen Leukocyten. Die Lym- phoeyten betragen zirka das Doppelte der Norm. Das Blutbild erinnert an das yon Kocher bei Morbus Basedowii beschricbene, welches wir abet bereits seit langem weder als thyreogen noch als thymogen ansehen kSnnen, sondern vielmehr bei akuten und chronisch infektiSsen Prozessen zu finden ge- wohnt sind.

Auf A d r e n a l i n setzt eine weitere Vermehrung der relativen Lymphocyten- werte ein (um 10~o), die aber naeh F r e y etwas unter der normalen auf Adrenalin einsetzenden Reaktion gelegen ist. Die Leukocyten erfahren eine Vermehrung um .ca. 3,5%.

Auf P h ys os t i g mi n erfolgt Abnahme der relativen Lymphoeytenwerte um ca. 25~o gegeniiber dcm Blutbild vor Anstellung der Reaktion auf Physostigmin und um 35% gegeniiber dem naeh Adrenalin erhobenen relativen Leukocytenwerte.

Die polynuele~ren Leukocyten hingegen zeigen ein Emporschnellen auf 59~o, also gegeniiber dem unvorbehandelten Blutbild um 30~o und dem naeh Adrenalin erhobenen Blutbild um 27,5%.

Fassen wit diesen Befund zusammen, so ergibt sich : Nach Adrenalil~

eine unter der untersten Grenze der Norm liegende Zunahme der rela- tiven Lymphocytose und nach Physostigmin eine Abnahme der rela- tiven Lymphocytenwerte. Die polynuclearen neutrophilen Leuko- cytenwerte nehmen nach Adrenalin zu und steigen nach Physostigmin aufs Doppelte, aber noch immer unter dem Werte der Norm verbleibend.

Adrenalin und Physostigmin verhalten sich in ihrer Wirkung auf die relative Lymphocytose entgegengesetzt;

Versuch II. W. J., 19 J., 1917 in Albanien Malaria. T r o p i c a , derzeit (April 1918) MilzvcrgrSBerung, kardiale Beschwerden, vor allcm Tachykardie.

I vor

jeder

Behandlung

!

Lymphoeyten . . . ] 47,1 Polynucl, neutr. Lcukoeyten ] 51,4

Adrenalin

24,1 75,8

n a c h

Physostigmin

54 41 Auch dieser Fall zeigt die relative Lymphocytose gegeniiber den normalen Durchschnittswerten erhSht~ und die polynucle~ren neutro- philen Leukocyten unter der Norm.

Auf A d r e n a l i n erfolgt ein Absinken der L y m p h o c y t e n beinahe um die ttalfte, dafiir ein Ansteigen der Leukocyten zur Norm.

Auf P h y s o s t i g m i n steigt die relative Lymphocytose noch weiter an (ca. 7~o), wogegen die polynuele~ren neutrophilen Leukocyten noch welter unter die normalen Werte sinken; das VerhMtnis der Lym- phocyteh zu den polynucle~ren Leukocyten kehrt sich um.

Physostigmin und Adrenalin verhalten sich in diesem Falle ent- gegengesetzt.

(4)

des Blutbildes bei Malaria durch Adrenalin und Physostigmin. 111 Versuch III. H. P., 45 J., Malaria 1917 in Albanien. T e r t i a n a . Derzeit (April 1918) Milztumor.

I n a c h

vor Behandlung ]

~ Adrenalin i P h y s o s t i ~ i n

Lymphocyten . . . 36 [ 50 56

I

Polynucl. neutr, Leukoeyten 76 I 49,8 41

Die Lymphocytenwerte sind gegen die Norm etwas erhSht, w~hrend die Leukocyten normale Werte zeigen.

Auf A d r e n a l i n Steigen der Lymphocytose um 14%, also innerhalb der normalen Breite, dafiir ein Absinken der Leukocyten welt unter die Werte der Norm um ca. 26%. Lymphocyten sind mit Leukocyten in gleichem Mengen- verhaltnis.

Auf P h y s o s t i g m i n erfolgt weitere Zunahme der Lymphocytose um 20%

und ein weiteres Absinken der Leukoeyten (35%).

Physostigmin und Adrenalin wirken gleichsinnig.

Versuch IV. F. H., 47 J., 1916 in Albanien. Malaria. T r o p i e a . Marz 1918 Anfalle yon Atemnot. Milztumor.

I n a c h

vor Behandlung

Adrenalin Physostigmin

Lymphocyten . . . [ 27 36 41

Polynucl. neutr. Leukocyten I 74 61 59

Die relativen Lymphocytenwerte sowie die der polynuclearen neutrophilen Leukocyten entsprechen der Norm.

Auf A d r e n a l i n erfolgt Zunahme der Lymphocytenwerte um 9%, also unter der normalen Breite gelegen, Die polynucle~ren neutrophilen Leukoeyten nehmen ab, bis etwas unter die untere Grenze der Norm sinkend.

P h y s o s t i g m i n ergibt eine Zunahme der Lymphoeyten um 14% und eine Abnahme der Polynuclearen um ca. 15%.

Adrenalin und Physostigmin wirken gleichsinni~ und zwar Physostigmin etwas starker den lymphatischen Apparat reizend als Adrenalin.

Versuch V. F. Fr., 25 J., 1916 in Albanien. Malaria. T e r t i a n a . Mgrz 1918 Milztumor.

n a e h vor Behandlung

Adrenalin Physostigmin

Lymphocyten . . . 42 I 57,8 58,8

Polynucl. neutr. Leukocyten 58 I 42,1 41

Die Lymphocytenwerte iibersteigen welt die Norm, die Leukocyten sind welt unter der Norm gelegen.

Auf A d r e n a l i n erfolgt eine Zunahme der Lymphoeytenwerte (um 15%), welche der normalen Reaktion nach F r e y en~sprieht. Die Leukocyten sinken um 16%, also noeh weir unter die normale Grenze.

P h y s o s t i g m i n bewirkt ein Steigen der Lymphocytenwerte (urn 16%) und ein Absinken der Leukocytenwerte .bis weir unter die normale Grenze.

Physostigmin verhalt sich dem Adrenalin gleichsinnig.

(5)

112 E. Pulay: Klinisch-experimentelle Studie ~iber die Beeinflul~barkeit Versuch VI. P1. J., 40 J., 1916 in Albanien. Malaria. T r o p i c a . April 1918 kardialcs Asthma, Milq~umor.

nach vor Behandlung

Adrenalin Physostigmin

Lymphocyten . . . ] 36 [ 38,8 77,9

Polynucl. neutr. Leuk~eyten 63 61,2 22

Die Lymphocyten sind der I~orm gegeniiber vermehrt, die Leukoeyten ver- mindert.

Auf A d r e n a l i n erfolgt S t e i g e r u n g der relativen Lymphoey*ose (urn 2,2~o), eine Vermehrung, die weit unter die IX'ormale zu liegen kommt. Die Leukoeyten

sind gc sunken.

Anf P h y s o s t i g m i n erfolgt eine enorme Ausschwemmung yon Lymphoeyten {41,9~o) bei gleiehzeitig enormem Sinken der polynuele~ren neutrophilen Leuko- eyten weitab unter die Norm.

Physostigmin verhi~lt sieh dem Adrenalin gleiehsinnig.

Versueh VII. K. J., ~7 J., 1917 in Albanien Malaria. M~Lrz 1918 Milztumor.

I nach

vor Behandlung

Adrenalin Physostigmin

Lymphocyten . . .

I

32 I 35,7 27

Polynucl. neutr. Leukocyten 68 64,3 59

Die Lymphocyten sind vermehrt, die Leukoeyten etwas vermindert.

A d r e n a l i n bewirkt eine Vermehrung der Lymphocyten, welche welt unter dem normalen Reaktionsgrad gelegen ist, die polynucle~ren Leukooyten erfahren eine ebensolche geringe Verminderung.

P h y s o s t i g m i n bewirkt eine Verminderung der Lymphocyten und eine Veff- mehrung der Leukoeyten. Die Unterschiede der relativen Yerh~ltnisse vor und nach dem Physostigmin sind unbedeutend.

Physostigmin und Adrenalin wirken entgegengerichtet, aber gleichsinnig in bezug auf die RelationaLymphocyten : Leukoeyten.

Versuch VIII. L. P., 45 J., 1916 in Albanien Malaria. T r o p i c a . Milztumor.

n a c h vor Behandlung

Adrenalin Physostigmin

Lymphocyten . . .. . . . . [ 47 58 58

Polynucl. neutr. Leukocyten I 48 33 40

Die Lymphocyten sind der Norm gegeniiber um fast das Doppelte vermehrt;

die I~eukocyten vermindert.

Auf A d r e n a l i n erfolgt eine Zunahme der Lymphocyten, der normalen Adrenaiinreaktion entsprechend; die Leukocyten sind vermindert bis bedeutend unter die I~orm.

P h y s o s t i g m i n fiihrt zu einem Ansteigen der Lymphocyten, und zwar er- geben sich gleiche Werte wie im Adrenalinversuch. Die Leukocyten sinken noch weiter, erhalten sich aber hSher als bei Adrenalin.

Physostigmin und Adrenalin wirken gleichsinnig.

(6)

des Blutbildes bei Malaria durch Adrenalin und Physostigmin. 113 Versueh IX. W. J., 38 J., 1917 in Albanien Malaria. T r o p i c a . April 1918 Milztumor, Atembeschwerden.

[ nach

vor Behandlung

Adrenalin Physostigmin

Lymphocyten . . . ] 45 ] 43,6 84

Polynuel. neutr. Leukoeyten 61 56,5 57,2

Die Lymphoeyten sind der Norm gegen/iber vermehrt, die Leukoeyten ver- mindert.

Auf A d r e n a l i n erfolgt eine Hemmung der Lymphocyten, jedoeh so unbe- deutend, dab man die Werte vor und nach Adrenalin beinahe als gleieh ansehen kann. Die Leukoeyten sind vermindert.

Ph ys os rig m i n bedingt eine enorme Ausschwemmung der Lymphocyten (39%) und eine geringere Verminderung der Leukoeyten.

Adrenalin wirkt in diesem Versuehe gegeniiber Lymphoeyten und Leukoeyten gleichsinnig, Physostigmin hingegen ffir Leukocyten und Lymphoeyten entgegen-

gesetzt.

Adrenalin wirkt mit Physostigmin auf Leukocyten in gleiehem Sinne, auf Lymphoeyten entgegengesetzt.

Versueh X. Seh. St., 46 J., August 1916 in Albanien Malaria. T r o p i c a . April 1918 Milzschwellung und Schmerzhaftigkeit in der Milz.

] nach

vor B e h a n d l u n g .

Adrenalin i Physostigmin

. . . I 01 1 3140

Polynucl. neutr. Leukocyten 50 48 60

Lymphocyten sind enorm vermehrt; Leukocyten der Norm gegen/iber ver- mindert. Adrenalin bewirkt eine Abnahme der Lymphoeyten mad Leukoeyten.

Physostigmin bewirkt eine Abnahme der Lymphoeyten und Zunahme der Leukoeyten. Sowohl bei Adrenalin als auch bei 1%ysostigmin verbleiben die Lymphocytenwerte hoeh fiber dem Normalen, w/~hrend die Leukoeytenwerte unter der Norm bleiben.

Adrenalin und Physostigmin wirken in Beziehung auf die Lymphoeyten gleich- sinnig und auf die Leukocyten entgegengerichtet.

Versuch XI. L. Fr., 29 J., August 1917 in Albanien Malaria. T e r t i a n a . vor Behandlung ! nach Adrenalin

Polynucl. neutr. Leukoeyten 25 34

Enorme Vermehrung der Lymphocyten bei Verminderung der Leukoeyten.

Auf A d r e n a l i n tritt eine kaum merkliche Verminderung der Lymphocyten bei ebensolch unbedeutender Vermehrung der Leukoeyten ein.

Versuch XII. L. J., 26 J., 1916 in Albanien Malaria. T e r t i a n a .

Lymphoeyten . . . Polynucl. neutr. Leukocyten

Z. f. d. g. exp. Med. VIL

vor Behandlung [ nach Adrenalin

52 4"2

8

(7)

114 E. Pulay: Klinisch experimentelle Studie iiber die Beeinflui~barkeit Die Lymphocyten sind etwas vermehrt bei Verminderung der Leukocyten.

N~ch Adre n ali n setzt eine der Norm entsprechende Vermehrung der Lympho- cyten ein, wahrend die Leukocyten noch weiter zuriickgedr~ngt werden.

Fassen wir nun die gewonnenen Resultate in eine Tabelle zusammen, und zwar indem wir die L y m p h o c y t e n w e r t e naeh Verabreichung v o n Adrenalin und Physostigmin vorerst allein betrachten.

l ~ e l a t i v e L y m p h o c y t e n w e r t e .

unbehandelt I 57 47,1 36 27 Adrenalin I 67 1 24,1 50 36 Physostigmin] 32 54" 56 I 41

V e r s u c h

v I I ,I vigil

42 ] 36 32 47 45

X -XI XII

6i 72 30 43 69 55 4O

Vor allem verschafft uns diese TabeUe Einsieht in die relativen L y m p h o c y t e n w e r t e : sie tiberwiegen in jedem Falle die oberste Grenze der Norm, und in den meisten Fallen um ganz betrachtliehe Zahlen.

Wir glauben 4iese L y m p h o e y t e n v e r m e h r u n g als Ausdruck einer lymphocytotisehen Reizung ansehen zu mtissen.

Auf A d r e n a l i n fallen in 4 Fallen die Lymphoeytenwm~e, in allen fibrigen Fallen steigen sie aber an; j edoeh in keinem einzigen Falle in jener Menge, wie es fiir Leukamie charakteristiseh ist, sondern inner- halb des normalen Breitegra~tes, ja in einigen Fallen selbst unter die normale Breite sinkend. Angesiehts dieser Befunde wird es yon I n - teresse sein, dad bei Morbus Banti, der Fibroadenie tier Milz, je4e Be- einfhBbarkeit des Blutbildes dureh Adrenalin fehlt ( B r u g s e h und S e h i t t e n h e l m ) . Aus dieser Versuehsreihe sehen wir, d a d dem Adre- nalin die Fahigkeit fehlt, bei der durch Malaria veranderten Milz die L y m p h o c y t e n zu mobilisieren. Es ware immerhin vorstellbar, dab der dutch das a k u t e Einsetzen d e r Malariainfektion bedingte sehwere toxische Prozel~ den tymphatisehen Apparat, vor aUem aber die Milz, in einen Zustand erh6hter Reizbarkeit versetzt und gleiehzeitig zu einer funktionellen Schwachung des lymphatisehen Systems fiihrt.. Die r wirkende Toxizitat der Malaria wiirde d e m n a e h zu einer weiteren funktionellen Schwachung der Milz fiihren, welche vielleicht in der geringen Anspreehbarkeit ffir Adrenalin zum Ausdruck k a m e ? Uberblieken wir nun die Wirkung, welche das P h y s o s t i g m i n auf das l y m p h o e y t a r e Blutbild austibt, so linden wir d r e i m al ein Herab- sinken "der Lymphoeytenwerte, innerhalb von 5 - - 2 5 % sieh bewegend, w a h r e n d in d e n t i b r i g e n F a l l e n eine Vermehrung der L y m p h o e y t e n ebenfalls innerhalb der normalen Breite gelegen ist, blol~ in vereinzelten l~allen die Vermehrung Werte von 390/0 und 4 1 % erreicht. Aus diesen :Befunden seheint uns vor allem die Tatsache, dal~ in 4 Fi~llen Adrenalin

(8)

des Blutbildes bei Malaria durch Adrenalin und Physostigmin. 115 dem Physostigmin entgegengesetzt wirkt, indem Adrenalin eine Ver- mehrung, Physostigmin eine Verminderung ihrer relativen Werte be- wirkt, als wiehtig herausgehoben zu werden. In den tibrigen, im gleichen Sinne wirkenden F~llen besteht vielleicht beim Physostigmin die Ten- denz, die Wirkung ausgesprochener als beim Adrenalin erscheinen zu lassen. In diesen Fallen aber, in denen abnorme Unterschiede fest- stellbar sind, mSchten wir kein zufMliges Geschehen erblieken, sondern vielleicht andere, in der Konstitution des reagierenden Individuums bzw. seines h~mopoetisch-lymphatischen Systems gelegene Momente verantwortlich machen. Denn w~hrend in dem einen Falle auf Adre- nalin die Lymphocytenwerte um 2,8% stiegen, steigen sie auf Physo- stigmin um 42~o, und in einem anderen Falle, in welchem auf Adrenalin eine Abnahme der Lymphocyten um 1,4% erfolgte, steigt nach Physo- stigmin die relative Lymphocytose um 39%. Das sind abnorme Schwan- kungen und wesentliche Differenzen, sowohl der BIorm als aueh dem Adrenalin gegenfiber, und es ware h6chst wtinsehenswert, weft inter- essant, auf breiter Basis angelegte Untersuchungen naeh dieser Rich- tung bin anzustellen, da diese Methode einem vielleieht die MSglieh- keit geben kSnnte, zahlenm~ig feststellbare Kriterien in die Hand zu bekommen, welche fiir die abnorme Reaktionsf~higkeit wenigstens eines Organsystems, als Teilkonstituante abnormer Konstitution, zu verwerten wAren.

Betrachten wir nun das Verhalten der polynuclearen neutrophilen Leukoeyten unbehandelt und nach Adrenalin bzw. Physostigmin.

P o l y n u c l e ~ r e n e u t r o p h i l e L e u k o c y t e n .

V e r s u c h

I II I III IV I V VI VII V]II IX / X X I ~ XII

I ii:: 50 25 52

unbehandelt 29 51,4 67 74 58 63 68 48

Adrenalin 132,5 75,8 49,8 61 42,1 61,2 64,3 33 48 34 42 Physostigmin 159 41 41 59 41 22 69 40,1 60

Vorerst kSnnen wir konstatieren, dab in den von uns untersuchten

~FMlen kein Pr~valieren grol~er Mononuclearer feststellbar ist, was den herrschenden Angaben, nach welchen im fieberfreien Intervall die gro~en Mononuclearen iiberwiegen sollen, widersprieht. Dagegen kSnnen wir im allgemeinen ein Sinken der polynuclei~r neutrophflen Leukocyten welt unter die untere Grenze der Norm konstatieren, zeigen doch nur 2 FMle das normale Verh~ltnis yon 74 bzw. 76%, wo- gegen wir ein Sinken der relativen Leukocytenzahl bis auf 25 und 29%

sehen. Aus diesem Verhalten der Leukoeytenwerte diirften wir auf eine Insuffizienz 0es Leukocytenapparates schliel~en, bedingt vielleicht

8*

(9)

116 E. Pulay: Klinisch-experimentelle Studio tiber dio Beeinflul~barkeit durch ehemotaktische Vorgi~nge, die wieder in der Toxizit~t des Pro- zesses ihre Ursache haben k6nnten.

Was nun die Einwirkung von Adrenalin auf die Leukocyten anlangt, so beobaehten wir in der tiberwiegenden Mehrzahl der Fi~lle sine Ab- nahme (bis zu 23%) ihrer relativen Werte. 3 Fi~lle fMlen aus der l~eihe und ergeben eins Zunahme der Leukocyten.

Physostigmin wird bis in 2 Fiillen mit einer Verminderung d e r Leukocytenzahlen beantwortet, wirkt also dem Adrenalin gleichsinnig.

~berblieken wir nun dis Wirkung von Adrenalin und Physostigmin auf Leukocyten und L y m p h o c y t e n gemeinsam, so k~men wir etwa zu folgendem l~esultat, welches nachstehende Tabelle verdeutlichen helfen soll.

U b e r s i e h t s t a b e l l e

t i b e r d i e W i r k u n g y o n A d r e n a l i n u n d P h y s o s t i g m i n a u f d i e r e l a t i v e n L y m p h o e y t e n - u n d p o l y n u e l e ~ r e n n e u t r o -

p h i l e n L e u k o e y t e n w e r t e .

Lymphocyten Versuch I Leukocyten

Lymphocyten Versuch II Leukocyten Versuch III { Lymphocyten

Leukocyten { Lymph6cy~en Versuch IV Leukocyten

LymphocyCen Versuch V Leukocyten

Lymphocyten Versuch VI Leukocyten

Lymphocyten Versuch VII Leukocyten Versuch VIII { Lymphocyten

Leukocyten { Lymphocyten Versuch IX Leukocyten

{ Lymphocyten Versuch X Leukocyten

Lymphocyten Versuch XI Leukocyten

{ Lymphocyben Versuch XII Leukocyten

naeh Adrenalin unbehandelt Physostigmin naeh

9 67

32,5 24,1 75,8 50 49,8

~ 5 7 ~

~ 2 9 ~ 47,1 51,4~

~ 3 6 ~ 7 6 ~ 36

61 57,8 42,1 38,8 61,2 35,7 64,3 58 33 43,6 56,6 43 48 69 34 55 42

~ 2 7

~ 7 4 ~

~ 4 2 ~

~ 5 8 ~

~ 3 6 ~

~ 6 3 ~ 3 2 ~

~ 6 8 ~

~ 4 7

~ 4 8 ~

~ 4 5 ~

~ 6 1

~ 6 1 ~

~ 5 0 ~ 72 25 30 52

32 59 54 41 56 41 41 59 58,8 41 77,9 22 27 69 58 40,1 84 57,2 4o 6o

Die Tabelle zeigt deutlich, dab das Physostigmin durchweg in jedem einzelnen Falle auf die Leukocyten in entgegengesetztem Sinne

(10)

des Blutbildes bei Malaria durch Adrenalin und Physostigmin. 117 als auf die Lymphoeyten wirkt; das Adrenalin wirkt dem Physostigmin gleiehsinnig bis auf 3 Fglle, in welchen Leukocyten und Lymphocyten auf Adrenalin gleiehsinnig reagieren.

Aus diesen Versuehen glauben wir den Schlu13 ziehen zu sollen, dab dem Physostigmin und dem Adrenalin auf die lymphoeytenbfldenden und leukocytenbildenden Systeme bald hemmende, bald propagierende Einfltisse zuzukommen scheinen. Welche Momente ma13gebend sind, dab es im einzelnen Falle zu einer Hemmung, in einem anderen zu einer Aussehwemmung und sehlie131ieh wieder in einem zu gar keiner Ver-

~tnderung des Blutbildes kommt, verschliegt sich vorl~ufig unserer Beurteilung. All dfese Fragen miissen an einem grogen und differenten Materiale gepriift werden.

Fassen wir die aus unserer Fragestellung gewonnenen Ergebnisse kurz zusammen, so gelangen Mr etwa zu folgendem Resultate:

Die I f i f e k t i o n d u t c h M a l a r i a s e t z t e i n e G l e i e h g e w i e h t s - s t 6 r u n g i m n o r m a l e n B l u t b i l d , u n d z w a r e r s c h e i n t das l y m p h a t i s e h e S y s t e m i n e i n e n Z u s t a n d e r h S h t e r R e i z b a r - k e i t g e s e t z t , w e l e h e r Z u s t a n d i n d e r V e r m e h r u n g l y m p h o - e y t g r e r E l e m e n t e i n E r s e h e i n u n g t r i t t ; g l e i c h z e i t i g g l a u b e n w i r e i n e I n s u f f i z i e n z des m y e l o i s e h e n S y s t e m s a n n e h m e n z u d i i r f e n , w e l e h e i n d e r V e r m i n d e r u n g d e r n e u t r o p h i l e n p o l y n u e l e g r e n L e u k o e y t e n z u m A u s d r u e k z u k o m m e n s e h e i n t . D i e f u n k t i o n e l l e P r i i f u n g d e r M i l z n a e h F r e y d u r e h A d r e n a l i n f i i h r t bei M a l a r i a z u e i n e r V e r m e h r u n g d e r l y m - p h o e y t ~ r e n E l e m e n t e , d e r e n W e r t e j e d o c h i n n e r h a l b d e r n o r m a l e n B r e i t e g e l e g e n s i n d .

Naeh F r e y kommt der funktionellen Priifung der Milz dutch Adre- nalin in allen Erkrankungen, welehe mit einem Milztumor einhergehen sollen, differentialdiagnostisehe Bedeutung gegeniiber den Formen der Leukgmie zu.

Da die e h r o n i s c h e n F o r m e n d e r M a l a r i a z u d e n m i t Milz- t u m o r e i n h e r g e h e n d e n K r a n k h e i t s f o r m e n z ~ h l e n , s a h e n wir u n s v e r a n l a g t , a u c h b e i M a l a r i a k r a n k e n die f u n k t i o - n e l l e P r i i f u n g d e r 1Vfilz d u r e h A d r e n a l i n a n z u w e n d e n . Bei M o r b u s B a n t i z e i g t d a s B l u t b i l d a u f A d r e n a l i n k e i n e Ver- g n d e r u n g , bei M a l a r i a V e r i ~ n d e r u n g e n , wie sie d e r N o r m e n t s p r e e h e n . D i e s e B e f u n d e s e h e i n e n n u n e i n e w e i t e r e S t i i t z e f a r die B e d e u t u n g d e r A d r e n a l i n p r o b e i n Fi~llen y o n L e u k g m i e a b z u g e b e n .

Wit versuehten die Reaktion far Physostigmin zu priifen, yon der Vorstellung ausgehend, vielleicht Differenzen in der Reaktion des Blut- bildes aufzeigen zu k6nnen, entspreehend der E p p i n g e r - H e 13 sehen Lehre yon Vago- und Sympathikotonikern.

(11)

118 E. Pulay: Klinisch-experimentelle Studie tiber die Beeinflul~barkeit usw.

P h y s o s t i g m i n e r w i e s s i c h i n f a s t a l l e n F ~ l l e n d e m A d r e - n a l i n g l e i c h s i n n i g w i r k e n d . " V e r e i n z e l t e D i f f e r e n z e n w ~ r e n v i e l l e i c h t i n k o n s t i t u t i o n e l l e n M o m e n t e n d e s I n d i v i d u u m s z u s u c h e n . A d r e n a l i n u n d P h y s o s t i g m i n w i r k e n a u c h i m w e s e n t l i c h e n a u f d i e L e u k o c y t e n g l e i c h s i n n i g , i m e i n z e l n e n F a l l e j e d o c h i s t f a s t regelmi~i~ig i h r e W i r k u n g a u f L y m p h o - c y t e n entgegengesetzt i h r e r l e u k o c y t i ~ r e n W i r k u n g .

Die Versuchsreihe ist zu klein, um irgendwelche Schltisse zu gc- statten. J~ul3ere Momente lassen ein weiteres Verarbeiten des Materials leider nicht zu. Doch will ich, sowie mir die Gelegenheit dies gestattet, an einem groi~en und verschiedenen Materiale nach dieser Richtung bin weitere Untersuchungen aufnehmen. Es wi~re vielleicht gerade jetzt an groi~en Malariastationen Gelegenheit, dieser Frage mehr Be- achtung zu schenken. Jedenfalls aber Scheint mir diese Methode ge- rade ftir dem Konstitutionsproblem entspringende und "ffir dieses wichtige Fragen zweckentsprechend und dtirften interessante Befunde nach dieser Richtung zu erwarten sein. Hier seien nur laoch Beobach- tungen erw~hnt, die zu vereinzelt sind, um ihre Verwertung zu gr statten: sie betreffen das Magnesium und Calcium in ihrer Wirkung auf das Blutbfld. Dieser ganze Fragenkomplex soll, so wie es die i~ul~ercn Verhi~ltnisse gestatten, einer systematischen Untersuchm~g unte~:- zogen werden.

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Geweiht waren nur drei Altäre, die Kapellen nicht, sie waren armselig, mit Brettern gedeckt, sie hinderten den Zugang zur Kirche.. Die Pfarrkirche war ruinös, weil erbaut

1) Zur Bestimmung des Trockenrückstandes = 14,0710 Grm.. Blutkörperlösung gaben 0,2804 Grm. Blutkörperlösung gaben 0,1560 Grm. Blutkörperlösung enthielten 0,0560 Grm. Mithin geben

Folglich erklärt sich die optimale Wirkung der Leukoprotease bei der genannten Temperatur bei Verwendung von Blut, Organen und ähnlichem Material als Fermentquelle wahrscheinlich

165 Namentlich der letzte Fall ist beachtenswert, da der fibrige Tell der Schnecke und das Vestibulum vollst~ndig frei waren nicht nur yon pathologischen

Abbildung 1: Das elektromagnetische Spektrum...II—3 Abbildung 2: Sehzellendichte und Farbempfindlichkeit im Sehfeld...II—4 Abbildung 3: U-formiges Gebilde...II—4 Abbildung

- Weshalb man sich auch genau aussuchen sollte, was man sich. wünscht...)

~u~eren Verh~ltnissen so gleichm~Big verlaufen, dab man einers3its bei einiger Ubung schon aus dam histologischen Bild das Alter der Verletzung des Nerven

Tabelle 19: Ergebnisse der in dem Gewebe verbliebenen Flüssigkeitsmenge nach der Art der Fixierung Kompartiment des Musculus tibialis anterior 20 cm proximal