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Anämie & akute hämatologische Notfälle

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Academic year: 2022

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Weiterbildungsmodul für Notfallpflegende 16.11.2021

Pädiatrische Hämatologie / Onkologie

Anämie & akute hämatologische Notfälle

(2)

Inhalte

• Hämatologie allgemein

• Anämie

• Blutung

• Literatur

(3)

Anämie & akute hämatologische Notfälle

Was bedeutet überhaupt Hämatologie?

Was ist unter hämatologischen Notfällen zu verstehen?

Welche Symptome können hämatologische Notfälle haben?

Welche Erkrankungen können zu hämatologischen

Notfällen führen?

(4)

Was bedeutet Hämatologie überhaupt?

Definition Hämatologie:

von altgriechisch αἷμα haima „Blut“, und λόγος logos „Lehre“

= Lehre von Physiologie, Pathophysiologie und Krankheiten des Blutes sowie der

Blutbildenden Organe

(5)

Hämatologische Gruppen von Erkrankungen

• Bildungsstörungen des Knochenmarkes

• Blutveränderung durch immunologische Prozesse

• Störung der Blutstillung (hämorrhagische Diathesen)

• Übergerinnbarkeit des Blutes (Thrombophilie)

• Bösartige Erkrankungen des Blutes

(6)

Welches sind blutbildende Organe?

• Organe in denen Blutbildung (Hämatopoese) statt findet

• Das wichtigste Blutbildende Organ:

Knochenmark

(hämatopoetische Stammzellen)

• In der Fetalzeit oder bei einem Ausfall des Knochenmarkes:

Leber

und

Milz

(=extramedulläre Hämatopoese)

(7)

Was ist unter hämatologischen Notfällen zu verstehen?

Hämatologische Notfälle

können sich demnach

sehr unterschiedlich

präsentieren, da sie verschiedene Gruppen

von Erkrankungen umfassen

(8)

Welche hämatologischen Notfälle sind auf dem Kindernotfall anzutreffen?

• Schwere (lebensbedrohliche) Anämien:

durch akute Ursachen ausgelöst (akuter Blutverlust oder akute

Hämolyse)

• Blutungen:

Thrombozyten/Gerinnungssystem

• Thrombosen:

Gerinnungssystem (sehr selten bei Kindern)

• Hyperviskositätssyndrome:

erhöhte Blutviskosität

• Lebensbedrohliche Infektionen/Sepsis

bei Neutropenie

(9)

Was ist eine Anämie?

Definition

von altgriechisch

αν-αἷμα -

übersetzt „ohne Blut“, also

Blutarmut

= Hämoglobinkonzentration (bzw. Hämatokrit) unterhalb des

altersentsprechenden Normbereiches

(10)

Anämie bei Kindern

Hämoglobinkonzentration unterhalb des altersentsprechenden Normbereiches

 Kinderreferenzwerte beachten

(11)

Altersentsprechende Normwerte

Alter Hämoglobin (g/dl) MCH (pg) MCV (fl) Retikulozyten (‰)

1.LT 16,8-25,0 33,0-38,0 99-113 15-65

7. LT 12,0-14,8 33,0-38,0 96-110 5-15

1 Monat 10,3-17,9 31,5-35,5 94-106 3-13

3 Monate 9,6-12,6 28,0-32,0 82-104 10-35

6 Monate 10,1-12,9 23,5-28,5 70-84 3-13

12 Monate 10,7-13,1 19,8-27,2 65-81 3-13

2-6 Jahre 10,8-14,3 23,0-29,0 68-84 1-13

7-12 Jahre 11,3-14,9 24,0-30,0 71-87 1-13

13-17 Jahre ♀ 12,0-16,0 26,0-32,0 71-87 1-15

♂ 14,0-18,0 25,0-31,0 70-86 1-13 Erwachsene ♀ 12,0-16,0 28,0-34,0 78-94 7-15

♂ 14,0-18,0 28,0-34,0 78-94 7-15.

(12)

Altersentsprechende Normwerte

 3 grobe Anhaltspunkte:

Alter Hämoglobin (g/dl)

1.LT 16,8-25,0 Neugeborene haben noch andere

7. LT 12,0-14,8 Hämoglobinzusammensetzung für

Sauerstoffbedarf vor der Geburt

1 Monat 10,3-17,9

3 Monate 9,6-12,6 = Trimenonreduktion, Umstellung

6 Monate 10,1-12,9 ...

7-12 Jahre 11,3-14,9

13-17 Jahre ♀ 12,0-16,0 = wie Erwachsene

♂ 14,0-18,0 vorher bei Erwachsenenlabor Erwachsene ♀ 12,0-16,0 alle falsch anäm gemessen!!!

♂ 14,0-18,0

(13)

Welche Anämie ist ein Notfall?

Anhaltspunkte im Erstkontakt!

• Ausmass der Anämie

• Dynamik der Erkrankung

• klinischen Symptomatik

(14)

Anämie beim Erstkontakt

• Beobachtung:

• Schlapp und müde?

sitzt sofort ab, «aus der Puste» nach Treppensteigen, beim Rennen

• Hautkolorit?

blass

 Lippen / Mundschleimhaut?

dunkelhäutig?

ikterisch? (Skleren?)

Blutungszeichen wie Petechien?

(15)

Anämie beim Erstkontakt

Beobachtung:

• Mundwinkelrhagaden?

• andere entzündliche / ekzematöse Veränderungen der Haut?

• Haare? (matt und dünn?)

• Wie präsentieren sich die Begleitpersonen?

Gemeinsamkeiten?

• Kleinwuchs, Skelettanomalien / -deformitäten (durch extramedulläre Blutbildung), Mikrozephalie?

(16)

Anämie

Beobachtung:

Skelettanomalien / -deformitäten

(durch extramedulläre Blutbildung)

sehr ausgeprägt

Nicht aussagekräftig, aber regelmässig angeführt sind Augenringe und allgemeine Hautblässe.  Lippen / nktiven anschauen! Konjunktiven anschauen!

(17)

Anämie - Monitoring

neben Beobachtung

- Vitalparameter wichtig:

Temperatur -> infektiöses Geschehen

Puls, Blutdruck, Atemfrequenz -> kreislaufrelevant?

ggf. Triageanpassung!

(z.B. bei V.a. akute rasch progrediente hämolytische Anämie, HUS, Milzsequestration)

- für weitere Abklärung auch Perzentilen für

Länge, Gewicht, Kopfumfang

(18)

Anämie - Anamnese

Anamnese ausführlicher:

Vorstellungsgrund? Symptome? Seit wann?

Müdigkeit, Schwäche, Konzentrationsstörungen, rasche Belastungsdyspnoe/-tachykardie?

Bauchschmerzen? (Hinweis für Milzvergrösserung) Ikterus? (Hämolyse?) Diarrhoe? Fieber?

Gehstörungen / Knochenschmerzen?

Blutverluste (Nasenbluten, schlechte heilende Wunden, ggfs. Menstruation)?

Ernährung? (rotes Fleisch, andere eisenreiche

Nahrungsmittel, Milchkonsum?)

(19)

Anämie – ausführliche Anamnese

Anamnese ausführlicher:

Vorgeschichte?

(insbesondere Ikterus, Transfusionsbedarf,

Schmerzkrisen, chron. Erkrankungen, akute oder

rezidivierende Infekte, Malabsorption / Gedeihstörung, Medikamente?)

Familienanamnese

(insbesondere bezüglich Bluterkrankungen, ähnlichen Symptomen, Operationen wie Milzentfernung oder

Cholezystektomie, Herkunft,

Ernährungsgewohnheiten)

(20)

Wechsel zu Präsentation Sichelzellerkrankung

(21)

Häufigste Ursachen für Blutungen im Kindernotfall

• Immunthrombozytopenie

• Hämophilie

(22)

Immunthrombozytopenie (ITP)

• Autoimmunerkrankung

• Isolierte Thrombozytopenie (meist Tc < 20 G/l)

• Häufigkeitsgipfel: Vorschulalter

• Ursache: meist nach Virusinfekt

• Verläuft meist akut und selbstlimitierend

• 0,5% der Kinder erleiden eine Hirnblutung

Risikofaktoren:

"feuchte Purpura/Blutungszeichen" = Schleimhautblutungen

Tc < 10-20 G/l

Kopftrauma

Medikamente, die Thrombocyten hemmen (z.B. NSAR)

(23)

Typische Anamnese und

Untersuchungsbefunde bei ITP

• bisher gesundes Kind

• vor 2-3 Wochen viraler Infekt

• nun neu aufgetretene Blutungszeichen

(24)

Typische Untersuchungsbefunde bei ITP

• guter AZ!

• Petechien und/oder Hämatome

• ev. Schleimhautblutungen: Epistaxis, Gingivablutungen.

Selten Hämaturie oder Darmblutung.

Bei typischer Anamnese und Status reicht ein Blutbild mit Differenzierung und Retikulozyten

(25)

Red Flags

Abgrenzung zu einer Leukämie:

• Nicht nur isolierte Thrombozytopenie, sondern auch Anämie und/oder Leukopenie

• Reduzierter AZ

• Gliederschmerzen

• Leistungsknick

• Gewichtsabnahme

• Lymphadenopathie, Hepato-/Splenomegalie

• Rezidivierenden Infekte, Sepsis

(26)

Therapie der ITP

• Immunglobuline (Privigen), ggf. Steroide bei feuchter Purpura, ansonsten richtet sich die Verabreichung von Privigen nach Klinik und nicht nach Tc-Wert

• Keine Verbesserung der langfristigen Prognose durch Behandlung mit Privigen

• KEINE NSAR (Ibuprofen, Algifor, Voltaren etc.)

(27)

Hämophilie

Definition

von altgriechisch αἷμα und filía - übersetzt „Blut“ und

„Neigung“, also

Blutungsneigung

= „Bluterkrankheit“ = Erkrankung, bei der die Blutgerinnung gestört ist

„klassisch“ Erbkrankheit mit verminderter Aktivität

von Gerinnungs-Faktor VIII (Hämophilie A) oder

Gerinnungs-Faktor IX (Hämophilie B)

(28)

Hämophilie

Definition

im Labor aPTT verlängert, Quick normal

 bei schwerer Hämophilie Restaktivität < 1%

mit hoher Blutungsfrequenz

(unbehandelt > 30 Blutungsepisoden pro Jahr)

(29)

Hämophilie

Definition

atypisch lokalisierte, manchmal scheinbar spontan

auftretende und ungewöhnlich ausgedehnte Blutungen in Weichteile, Haut und Muskulatur sowie

Gelenkblutungen (65%),

besonders in instabile Knie-, Ellbogen-, Sprunggelenke Schleimhautblutungen und Einblutungen in

Organe vergleichsweise selten

(30)

Hämophilie

Definition

Unbehandelt drohen Verblutung, z.B. nach Zahn- extraktion, und Invalidisierung durch deformierte Gelenke.

- seit ca. 40 Jahren behandelbar durch Substitution des jeweiligen Gerinnungsfaktors,

davor Lebenserwartung < 20 Jahre

(z.T. neue Probleme mit Hepatitis C, HIV,...)

(31)

Hämophilie

bei schwerer Hämophilie meist Dauertherapie = Prophylaxe mit regelmässigen i.v.-Faktor-Gaben

bei mittelschwerer und milder Hämophilie oft

Cyklokapron, blutstillende Watte, Minirin ausreichend

Bei (V.a.) Blutung Substitution so früh wie

möglich - keine Zeit für Emla! -, in ausreichender Dosierung, über ausreichend langen Zeitraum!

 Notfall-Hämophilie-Substitutionsplan!!!

(32)

Hämophilie

Sofortige Substitution bei klinischer Auffälligkeit / Hinweisen auf Blutung ist wichtiger als jede

diagnostische Massnahme und muss unbedingt vor detaillierter Abklärung durchgeführt werden!

Beispiel: V.a. Schädelhirntrauma

Patienten bringen „ihren“ Faktor in der Regel mit (bei vorherigem Anruf bitte daran erinnern)

ggf. aus Apotheke Faktor VIII (z.Z. Kovaltry) oder vom Erwachsenen-Notfall Faktor IX (z.Z. Immunine – nicht lange haltbar, deswegen nur dort hinterlegt)

(33)

Hämophilie

Jedes unklare Krankheitsbild beim hämophilen

Patienten muss als Blutung betrachtet werden und mit Substitution behandelt werden, bis zum Beweis des Gegenteils!

Bei entzündlichen, febrilen Erkrankungen

(Pneumonie, Angina, Appendizitis, Meningitis,

Gastroenteritis,...) ist der hämophile Patient sehr stark blutungsgefährdet

prophylaktische Substitution!

Dosierung nach Notfall-Hämophilie-Substitutionsplan

(34)

Literatur

• Laborlexikon.ch

• interne Richtlinien

• Richtlinien Kinderspital Zürich

• www.kinderblutkrankheiten.de

mit Übersichten zu Krankheitsbildern und weiteren Links

(AWMF-Leitlinien, Selbsthilfegruppen etc.)

Referenzen

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