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Bangr-Nooma - nichts Besseres als Wissen: Aufklärung als Schlüssel gegen Genitalverstümmelung

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Academic year: 2022

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In Burkina Faso kämpft seit 1998 der Verein Bangr-Nooma mit großem Erfolg gegen Genital- verstümmelung. Dabei werden traditionelle Autoritäten als Verbündete einbezogen, junge Frauen und Mädchen beraten und ehemalige Beschneiderinnen umgeschult. TERRE DES FEMMES (TDF) unterstützt dieses Projekt, informiert in Deutschland und sammelt dazu Spenden.

Anfang 2009 besuchte Regine Bouédibéla, TDF-Projektkoordinatorin, Bangr-Nooma in Burkina Faso. Sie konnte sich vor Ort ein Bild über die bisherigen Erfolge machen.

Dennoch bleibt noch viel zu tun, denn im- mer mehr Dörfer möchten mit Bangr Noo- ma zusammenarbeiten.

Wie alles begann …

Nach Angaben der Weltgesundheitsorga- nisation sind über 70% der weiblichen Be- völkerung im westafrikanischen Burkina Faso an ihren Genitalien verstümmelt. Die Regierung hat den 18. Mai zum "Tag des Kampfes gegen die Beschneidung" erklärt, verfügt jedoch nicht über die Mittel für eine breite Kampagne. Daher hält sich die Praktik vor allem in den ländlichen Gebie- ten, in denen die Mehrzahl der Bevölke- rung lebt.

An vorderster Front gegen Genitalver- stümmelung kämpft seit 1998 Rakieta Poyga. Nachdem sie in ihrem Heimatdorf mit der Aufklärungsarbeit begonnen hatte, gründete sie mit fünf Frauen den Verein Bangr-Nooma. Mittlerweile sind hier mehr als 300 engagierte Frauen und Männer eh- renamtlich tätig. Bangr-Nooma heißt soviel wie "es gibt nichts Besseres als Wissen".

Daher stehen Aufklärungskampagnen ge- gen die genitale Verstümmelung im Mit- telpunkt der Arbeit von Bangr-Nooma.

Diese auf mindestens drei Jahre ausge- richteten Aufklärungskampagnen richten sich vor allem an Mädchen und Frauen, aber auch an traditionelle und religiöse Au- toritäten wie zum Beispiel Dorfchefs, Leh- rer sowie an alle jene, die in ihren Ge- meinschaften Ansehen genießen.

Die Erfolge

Eine wichtige Anlaufstelle für benachtei- ligte Mädchen und Frauen ist die Ge- schäftsstelle von Bangr-Nooma (Associati- on Bangr-Nooma, kurz ABN), die mit Hilfe von TERRE DES FEMMES im Jahr 2005 auf- gebaut wurde. Mädchen, die vor einer drohenden Genitalverstümmelung fliehen, finden dort Beratung und Schutz. Aber auch Mädchen und Frauen, die vergewal- tigt wurden oder HIV-positiv sind, suchen in der Beratungsstelle Zuflucht. Die Arbeit von Bangr-Nooma ist somit in dieser Si- tuation unerlässlich und nicht mehr weg-

zudenken. In der Geschäftsstelle werden täglich, bis auf Sonntag, gefährdete Mädchen und Frauen beraten und unter- stützt. Es wird, wenn möglich, einmal am Tag Essen für die Zuflucht Suchenden aus- gegeben. Bangr-Nooma stellt Medika- mente für die erste Hilfe bereit und orga- nisiert Filmabende zu Sexualität, Aids, Früh- und Zwangsheirat.

In den letzten elf Jahren konnte Bangr- Nooma mehr als 32.000 Mädchen nach- weislich vor einer genitalen Verstümme- lung bewahren. Dank Bangr-Nooma gibt es heute in knapp 760 Dorfgemeinschaf- ten Komitees gegen diese Praktik und es finden dort auch keine Genitalverstümme- lungen mehr statt. Über 200 Beschneide- rinnen und ihre Assistentinnen gaben ihr Handwerk auf und schlossen sich teilwei- se der Kampagne an. Knapp 160 von ih- nen bekamen von Bangr-Nooma einen Kleinkredit, um sich eine neue Existenz aufzubauen. Insgesamt erreichte der Ver- ein Bangr-Nooma mit seinem Engagement etwa 730.000 Menschen.

TERRE DES FEMMES

24 Frauensolidarität 3/2009

Bangr-Nooma – nichts Besseres als Wissen Aufklärung als Schlüssel gegen Genitalverstümmelung

Regine Bouédibéla und Sabrine Gasmi

Treffen der AnimateurInnen von Bangr-Nooma

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Besuch der Projektkoordinatorin

Am 8. März 2009, dem Internationalen Frauentag, organisierte Bangr-Nooma ein Frauenfußballturnier. Dieses wurde im An- denken an TERRE DES FEMMES und Ulrike Sülzle abgehalten. Die 2008 verstorbene Filmemacherin portraitiert in ihrem Film

„Maimouna – la vie devant moi“ die Ani- matrice Maimouna. Der Film wurde 2008 im Rahmen einer Rundreise in 14 deut- schen Städten gezeigt und ist über www.frauenrechte.de erhältlich. Am 8.

März 2008 wurde der Film auch in Ulrike Sülzles Heimatstadt Ludwigsburg aufge- führt, wo die Filmemacherin am selben Tag ein Frauenfußballturnier organisierte, um die Arbeit von Bangr-Nooma und Mai- mouna zu unterstützen.

Das diesjährige Frauenfußballturnier in Burkina Faso war wieder ein Erfolg und alle Mädchen und Frauen spielten mit großem Engagement – zum Erstaunen der männli- chen Zuschauer. Nach dem Turnier fanden alle zu einem gemeinsamen Festessen zu- sammen.

Regine Bouédibéla, TDF-Projektkoordina- torin in Deutschland, konnte bei ihrem Aufenthalt in Burkina Faso Anfang 2009 nur einen Teil der Dörfer besuchen, in de- nen Bangr-Nooma arbeitet. Sie berichtet von ihrem Projektbesuch: „Wir wurden im Dorf Languaru vom traditionellen Kö- nig der Kassena empfangen. Nach seiner Ansicht trägt die gesamte Gesellschaft für den Kampf gegen Genitalverstümme- lung die Verantwortung. Früher habe man für die Entlohnung der Beschneide-

rinnen sparen müssen und diese hatten durch die Genitalverstümmelungen ihr Auskommen. Heute gibt es Alternativen für die ehemaligen Beschneiderinnen durch Alphabetisierung, Weiterbildung und Kleinkredite für den Start in eine neue Tätigkeit. Der König erklärte aus- drücklich seine Zustimmung zum Projekt.

Dies ist besonders wichtig, weil ohne die Einbeziehung der traditionellen Herrscher eine positive Entwicklung nicht zu be- werkstelligen ist.

Nach dem Besuch beim König trafen wir unter einem riesigen Mangobaum mit wei- teren Delegationen aus den Dörfern, dies- mal vor allem Männer, zusammen. Hier wurde der Animateur Timoté vorgestellt.

Als Timoté bei Bangr-Nooma anfing, stand für das damalige Projekt keine Frau als Ani- matrice zur Verfügung, da diese von Bil- dung ausgeschlossen waren. Dies sieht heute glücklicherweise anders aus. Geni- talverstümmelung ist zwar in Burkina Faso gesetzlich verboten, aber ohne Aufklärung ändert sich nichts. Den Müttern wird durch die Kampagnen aufgezeigt, welche ge- sundheitlichen Konsequenzen Genitalver- stümmelung haben kann. Diese Folgen sind unter anderem Zysten, Wucherungen und Geburtskomplikationen, die bis zum Tod führen können.

Bangr-Nooma unterstützt betroffene Frau- en auch durch die Übernahme von Kosten für die medizinische Behandlung be- schneidungsbedingter Komplikationen. Bei Operationen werden die Kosten für eine Begleitperson und den Klinikaufenthalt

übernommen, wenn von einem Frauenarzt attestiert wurde, dass die Behandlung we- gen einer Genitalverstümmelung erforder- lich ist. Auf diese Weise konnte bereits 30 Frauen durch erfolgreiche Operation ge- holfen werden.

Leider konnten wir keine weiteren Dörfer mehr besuchen, da es noch keine Straßen gibt. Die Wege sind schwer befahrbar. In dieser Region ist es besonders wichtig, ein Motorrad für den Animateur Timoté be- reitzustellen, um die Anleitung und Über- wachung der neuen Animateure abzusi- chern. Weiter werden fünf Fahrräder für die neuen Animateure und Animatricen benötigt, damit diese die Verbindung zu den Dörfern aufrechterhalten können.“

Die bisherigen Erfolge führen dazu, dass weitere Dörfer auf Bangr-Nooma zugehen und mit der Organisation zusammenarbei- ten möchten. Darum hat Bangr-Nooma beschlossen, die Aufklärungskampagnen auf weitere Dörfer auszuweiten. Deshalb ist Bangr-Nooma auch in Zukunft auf Ihre Unterstützung angewiesen! Bitte spenden Sie unter dem Stichwort „Burkina Faso“

auf folgendes Konto: Kontonummer: 244 299, Kreissparkasse Tübingen, BLZ 641 500 20.

Anmerkung:

Verheerende Überschwemmungen in Burkina Faso:

Anfang September erreichte TERRE DES FEM- MES ein verzweifelter Hilferuf von Bangr-Noo- ma. Die Straßen und Wege der Hauptstadt Oua- gadougou waren nach schweren Regenfällen teilweise hüfthoch überflutet. Durch die Fluten wurden mehr als 20.000 Häuser zerstört und 150.000 Menschen wurden obdachlos. Über- gangsweise sind viele Familien, die alles verloren haben, in Schulen, Kirchen und Moscheen un- tergebracht. Da die Regierung mit der Katastro- phe überfordert war, leisteten Organisationen wie Bangr-Nooma Hilfe und verteilten Lebens- mittel, Decken und Medikamente. Die ersten Spenden wurden unverzüglich nach Burkina Faso weitergeleitet und damit konnte Bangr- Nooma Lebensmittel, Medikamente, Decken und Töpfe an diejenigen verteilen, die durch die Überschwemmung alles verloren haben.

Wir bedanken uns ganz herzlich für die rasche Hilfe.

Zu den Autorinnen:

Regine Bouédibéla-Barro ist ehrenamtliche Koordinatorin des von TERRE DES FEMMES un- terstützten Projektes Bangr-Nooma. Sie besucht das Projekt in regelmäßigen Abständen und in- formiert über die jeweiligen Fortschritte. Sie lebt in Berlin.

Sabrine Gasmi studiert Islamwissenschaft und Soziologie. Sie ist Praktikantin bei TERRE DES FEMMES im Referat gegen Genitalverstümme- lung. Sie lebt in Stuttgart.

TERRE DES FEMMES

Frauensolidarität 3/2009 25

Frauenfußballturnier in Burkina Faso im Andenken an Ulrike Sülzle

Referenzen

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