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Jun Terasawa. Old English Metre: An Introduction. Toronto Anglo-Saxon Series 7. Toronto/Buffalo/London: University of Toronto Press, 2011, xiv + 154 pp., $ 45.00 (hb)/$ 19.95 (pb).

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Academic year: 2022

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Jun Terasawa.Old English Metre: An Introduction. Toronto Anglo-Saxon Series 7.

Toronto/Buffalo/London: University of Toronto Press, 2011, xiv + 154 pp., $ 45.00 (hb)/$ 19.95 (pb).

Mit rund 30 000 Langzeilen stellt das Altenglische den größten Anteil an der altgermanischen Stabreimüberlieferung. Nicht nur aus der literaturgeschichtli- chen und literarischen Bedeutung der Dichtungen rechtfertigt sich die Beschäfti- gung mit altenglischer Metrik, auch für eine ernstzunehmende linguistische Analyse dieser Texte ist sie aufgrund der nachweislichen Interaktion des Metrums mit Lexik, Morphologie und Syntax unerlässlich. Der Gegenstand ist jedoch komplex, und über Gewichtung und Zusammenspiel der einzelnen metrischen Komponenten ist viel gestritten worden–kaum eine Grundtatsache, an der man nicht schon versucht hätte zu rütteln. Die letzten Jahrzehnte haben wichtige neue Erkenntnisse, aber auch etliche mehr oder weniger idiosynkratische neue Erklä- rungsversuche hervorgebracht; ein Überblick ist nicht leicht zu gewinnen. Bliss’ vielbenutzte Introduction von 1962 ist sehr knapp und naturgemäß veraltet;

überdies führt Bliss, Urheber einer äußerst einflussreichen Aus- und Umgestal- tung der Sievers’schen Fünftypentheorie, nicht zuletzt in seine eigenen Ansichten ein. Eine moderne, ausgewogene–d.h. möglichst wenig einer bestimmten Theo- rie verhaftete–und ohne Vorwissen verständliche Einführung in die altenglische Metrik war jahrzehntelang Desiderat.

Jun Terasawas Buch füllt diese Lücke. Auf erstaunlich knappem Raum gelingt es ihm,“the basics of Old English metre”(x) ebenso zu vermitteln wie“an up-to-

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date view of current work in the field of Old English metre”(xi). Grundsätzlich der Sievers-Bliss’schen Richtung verpflichtet (vgl. xi), behält er auch andere Ansätze im Blick und verliert sich nicht in Spezialisten-Querelen. Sein Überblick über die Forschung beeindruckt. (Die Rezensentin bedauert, dass ihr die japanischspra- chige Literatur nicht zugänglich ist.)

Drei der sieben Kapitel dienen überwiegend der Vermittlung metrischer Grundlagen. Die“Introduction”(Kap.1, 3–11) bietet eine erste, durch geschickt gewählte Versbeispiele veranschaulichte Übersicht über die metrischen Funktio- nen von Alliteration und Rhythmus. Die Beschreibung der stabenden Laute und der Stabmuster in Kap.2 (“Alliteration”, 12–26) integriert Besonderheiten und Randerscheinungen: s-Gruppen im Pariser Psalter, palatales/velares g in der Battle of Maldon, den variablen Gebrauch von anlautendemh-, gekreuzten und umschließenden Stab,linked alliteration, den Status des Endreims.

Kap.3,“Rhythm: The Basics”(27–48), beginnt mit der auf Kuhn (1933) basie- renden Wortarteneinteilung instress-words,particlesundproclitics(27f.). Silben- länge und aufgelöste Hebung werden definiert, das Unterbleiben von Auflösung erstmals erwähnt (31). Mit kleinen Modifikationen gegenüber der klassischen Fünftypentheorie (Sievers 1885, 1893) führt Terasawa– erfrischend unkompli- ziert–die Sievers-Typen ein (34–44); didaktisch gut sind die Beispiele für Varian- ten mit Auflösungen sowie unterschiedlicher Senkungsfüllung. Den Typ A3 fasst er mit Bliss21967 als ein-, nicht zweihebig auf (37); auch die Definition‘leichter’,

‘normaler’und‘schwerer’Verse, die Möglichkeit eines Auftakts für A und D (45f.) sowie die Probleme mit E sind im Wesentlichen nach Bliss dargestellt. Kurz kom- men auch die–letztlich unerklärten–Schwellverse zur Sprache (46f.).

Kap.4,“Rhythm: Advanced Topics”(49–62), setzt beim (durch Viergliedrig- keit gerechtfertigten) Viersilbenprinzip an, um die Skansion von Versen mit Problemen wie Kontraktion, Sprossvokalbildung und Synkopierungen zu behan- deln. Im Zusammenhang mit Kaluza’s Law (Kaluza 1896) wird nun auch das Unterbleiben von Auflösung fasslich erklärt (55f.). Die Debatte um die linguis- tische Begründbarkeit der ‘steigenden’ Versfüße in Typ B und C kommt zur Sprache, und im Rahmen der Beispiele für Doppelstab bei gesteigerter metrischer Komplexität wird der Unterschied zwischentertiary stress undsecondary stress erläutert (59f.).

Kap.5,“Metre and Word”(63–78), gilt einem oft vernachlässigten Bereich:

metrisch bedingten Präferenzen in Lexik und Wortbildung. Die luzide Darlegung dokumentiert Terasawas intensive Auseinandersetzung mit dem Gegenstand (vgl.

Terasawa 1994). Sein didaktisches Geschick zeigt sich u.a. in der Argumentation zum Gebrauch von-end(e)(66–69). Anhand der Nomina agentis auf-ereillustriert er die metrische Verwendbarkeit von Wortformen (70f.) und erläutert so eine zentrale Denkweise, die Anfängern erfahrungsgemäß fremd ist. Sehr lehrreich

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sind die dargestellten Beschränkungen zum Kompositagebrauch, so zum Typus folc-togavs.here-toga(71–73), zuhild-vs.hilde-in Komposita (73), etc.

In Kap.6,“Metre and Grammar”(79–102), erörtert Terasawa flexivische und syntaktische Besonderheiten im Vers: die Lizenz zum Gebrauch unflektierter Adjektive/Partizipien (79f.), schwacher Adjektive ohne vorangehendes Demons- trativum (81–83) sowie schwacher Formen von man(n) (83f.), die Vermeidung der in Prosa nicht seltenen doppelten bzw. mehrfachen Verneinung (84–86), sowie die Verwendung von ‘archaischen’ bloßen Kasusformen anstelle von Präpositionalphrasen (86f.). Kuhns vieldiskutierten Gesetzen zur Wortstellung (Kuhn 1933) und ihrer Weiterentwicklung in Kendall (1991) widmet er breiten Raum (93–100).

Kap.7,“Other Problems Related to Old English Metre”(103–116) bietet eine knappe, aber ausgewogene Einführung in Datierungs- und Verfasserfragen und die schwierige Abgrenzung zwischen Vers und Prosa.

Appendix A (117–126) enthält Lösungsvorschläge für die integrierten Übun- gen. Hinter dem bescheidenen Titel von Appendix B (“Some Tips for Scanning Half-lines, with Sample Scansions”, 127–129) verbirgt sich eine für den Anfän- ger sicher hilfreiche Kurzanleitung zur Versanalyse in der Form einer Art Fließdiagramm, das auf eine Doppelseite passt. Dem Verzeichnis metrischer Termini in Appendix C (131–133) folgen Bibliographie (135–150), Versindex (151f.) und allgemeiner Index (153f.).Terasawa führt seine Leser geschickt an die Materie heran. Jedes Kapitel bietet Übungen und schließt mit ausgewählten Literaturhin- weisen, wobei auch abweichende Ansätze genannt werden. Weiterführende In- formationen sind vom Grundwissen durch Petitdruck abgesetzt. Die vielfältigen Versbeispiele werden übersetzt, anfangs auch glossiert. Wichtig und didaktisch gelungen ist der Einbezug der Textkritik, die konsequent vom 1. Kapitel an in Darstellung und Übungen integriert ist. Terasawa lehrt das nötige Problembe- wusstsein im Umgang mit metrischen Texten; Übungen u.a. zu Editionsvergleich versetzen den Einsteiger rasch in die Lage, Emendationsentscheidungen zu beurteilen.

Gegenüber den Vorzügen des Buches fallen die geringen Mängel kaum ins Gewicht. Die folgenden kleineren Monita und Anmerkungen könnten einer zwei- ten Auflage zugute kommen.

16: Gegen die gängige Erklärung der vermischten Allite- ration vokalischer Anlaute durch‘glottal stop’argu- mentiert Jakobson 1963.

20: Da der Status linguistischer Theorien öfters Anlass zu Missverständnissen gibt, sei angemerkt, dass das Baumdiagramm zum compound stress pattern ein Modell ist, keine Erklärung.

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27: Eine Definition vonornamental alliterationfinde ich erst auf S.101f.

28: Die Aussage“If displaced […], particles und proclitics receive rhythmical stress”ist so nicht aus Kuhn, son- dern nur aus Bliss zu erklären (vgl. Feulner 2009 [2010]).

31: Das Unterbleiben von Auflösung wird zunächst sehr knapp erklärt, ein verkürzter Typ C2k ist als Beispiel- vers ungünstig, bevor der Begriff‘Versglied’(metrical position) überhaupt erwähnt wird. Neu eingeführte Termini setzt Terasawa sonst in Versalien und Fett- druck; das sollte auch hier geschehen. Der Begriff gehört auch in das Glossar.

32: Für“less than two metrical positions”lies “two or less metrical positions”, wie auch aus den Beispielen klar hervorgeht.

36, 39: Die zitierten verkürzten Typen werden erst auf S.55 wirklich verständlich.

37f.: Die Erläuterung zu Pope21966 bleibt vage, und der Harfenschlag ersetzt in A3-Versen die erste Hebung nur selten (vgl. Pope21966: 263–272).

48: Terasawa erwähnt, wenig informativ, eine Auswahl von Takttheoretikern als “another competing theo- ry”, obwohl sich das Wesentliche einer Takttheorie in wenigen Sätzen darstellen ließe. Insgesamt kommen die Takttheoretiker ein wenig zu kurz.

53: Hier hätte man das Problem A* ansprechen können.

55f., 56 Anm.4: Wenn man Kaluza’s Law trotz seiner Beschränkung auf wenige Untertypen imBeowulfso viel Raum zu- gestehen will, dann muss die Information, dass die metrische Verwendung einer betonten Kürze von der historischen Quantität ihrer unbetonten Folgesilbe abhängt, in den Haupttext; der synchrone Lautzu- stand sagt nun einmal nichts aus.

57: Zur Diskussion von Fußgrenzen sei bemerkt, dass in fußbasierten Metren das Kriterium eines“linguisti- cally more natural grouping”nichts verloren hat; wer fordert für Hexameter oder Blankvers die durchge- hende Übereinstimmung von Fuß- und Wortgren- zen?

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45f., 60, 63f., 80, 88f. u.ö.: Terasawa muss das Problem von Auftakt in Typ A öfters aufgreifen; Querverweise oder eine zusammen- fassende Behandlung wären nützlich gewesen.

62: Mit ‘x’ bezeichnet Bliss tertiary stress und Unbe- tontheit, nichtsecondaryundtertiary stress(vgl. Bliss

21967: 82–84, 122–127).

63f.: Hier vermisst man den Hinweis auf die Seltenheit von auftaktigem A verglichen mit der aus der Prosa zu erwartenden Häufigkeit (vgl. Cable 1974).

65: FürÞendanliesÞenden.

65 Anm.5, 66: Die metrischen Anomalien in PPs wären erwähnens- wert gewesen.

78: Statt Sievers-Brunner (1965) wird Sievers’Angelsäch- sische Grammatik nach der veralteten Ausgabe von 1951 zitiert.

79: Für “away from the subject it governs” lies “away from the subject it is governed by”.

81: Historisch gehen metrische Beschränkungen aus zu- grundeliegenden sprachimmanenten Bedingungen hervor; der Typusbrāde rīceist, wie auch Terasawa ausführt, auf natürlichem Wege entstanden. Eine bessere Formulierung statt“is […] somewhat relaxed”

wäre demnach“is not yet valid”o.ä.

96: Die Klassifikation des Stabs finiter Verben alsacciden- talbzw.ornamentalstammt von Bliss, nicht von Kuhn.

97 Anm.22: Die AbverseBeowulf1128b, 1137b, 1441b, 1872b sind mit dem Anvers 1537a nicht vergleichbar.

101f. u.ö.: Zur Problematik der Kuhn-Rezeption in der metri- schen Forschung vgl. Feulner (2009 [2010]).

Selten ist ein Fazit so eindeutig: Hervorragend informiert, klar geschrieben und gut dokumentiert, kann Jun Terasawas intelligente, ausgezeichnet lesbare Ein- führung nur empfohlen werden.

Works Cited

Bliss, Alan J. 1962.An Introduction to Old English Metre. Oxford: Blackwell.

Bliss, Alan J. 1967.The Metre of Beowulf. 2nd ed. Oxford: Blackwell [1st ed. 1958].

Cable, Thomas. 1974.The Meter and Melody ofBeowulf. Urbana etal.: University of Illinois Press.

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Jakobson, Roman. 1963.On the so-called vowel alliteration in Germanic verse.Zeitschrift für Phonetik, Sprachwissenschaft und Kommunikationsforschung16: 8592.

Kaluza, Max. 1896.Zur Betonungs- und Verslehre des Altenglischen.Festschrift zum siebzigs- ten Geburtstage Oskar Schade dargebracht von seinen Schülern und Verehrern. Königs- berg: Hartung. 101133.

Kendall, Calvin B. 1991.The Metrical Grammar ofBeowulf. Cambridge Studies in Anglo-Saxon England 5. Cambridge: Cambridge University Press.

Kuhn, Hans. 1933.Zur Wortstellung und -betonung im Altgermanischen.PBB57: 1109.

Pope, John Collins. 1966.The Rhythm ofBeowulf. 2nd ed. New Haven: Yale University Press.

Sievers, Eduard. 1885.Zur Rhythmik des germanischen Alliterationsverses. I und II.PBB10:

209314, 451545.

Sievers, Eduard. 1893.Altgermanische Metrik. Sammlung kurzer Grammatiken germanischer Dialekte, Ergänzungsreihe 2. Halle a. S.: Niemeyer.

Sievers-Brunner = Karl Brunner. 1965.Altenglische Grammatik. Nach der Angelsächsischen Grammatik von Eduard Sievers. 3. neubearb. Aufl. Sammlung kurzer Grammatiken germa- nischer Dialekte, A. Hauptreihe, Nr.3. Tübingen: Niemeyer.

Terasawa, Jun. 1994.Nominal Compounds in Old English: A Metrical Approach. Copenhagen:

Rosenkilde & Bagger.

Anna Helene Feulner,Humboldt-Universität zu Berlin E-Mail: anna.helene.feulner@hu-berlin.de

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