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Der Text ist einspaltig ge¬ schrieben und weist keine Linierung auf Die senkrechte Rand¬ notiz ist von anderer Hand angebracht

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(1)

Ein syrisch-christliches Fragment aus Dunhuang/China

Von Wassilios Klein und Jürgen Tubach

Im Frühjahr 1991 wurde die Kopie eines syrischen Fragments,

welches sich in der Handschriftensammlung des Dunhuang Re¬

search Institute (China) befindet, an Professor Hans-Joachim

Klimkeit, Religionswissenschaftliches Seminar der Universität

Bonn, geschickt, der es seinerseits uns zur Bearbeitung überließ.

Es handelt sich um den oberen Teil eines Blattes aus einem Peri-

kopenbuch der Paulusbriefe. Zu dem recto und verso beschriebe¬

nen Fragment teilt man uns lediglich mit, daß detaillierte Infor¬

mationen über die Größe und Fundumstände nicht zu bekommen

sind. Lediglich eine geschätzte Größe von 25 x 15 cm ist in Erfah¬

rung zu bringen. Über den Beschreibstoff und die Farbe(n) der

Tinte wird nichts mitgeteilt, auch nicht über Umstände, die viel¬

leicht eine Datierung ermöglichen würden. Auf jeder Seite des

Fragmentes sind sechs Zeilen lesbar, jedoch fehlen aufgrund ei¬

ner schrägen Bruchkante ab der zweiten Zeile einzelne und ab der

vierten Zeile mehrere Buchstaben am Zeilenende bzw. Zeilenan¬

fang. Der Estrangelo-Text, der verschiedentlich punktiert ist, ist

auch sonst aufgrund verwischter und undeutlich geschriebener

Buchstaben nicht durchgängig lesbar. Der Text ist einspaltig ge¬

schrieben und weist keine Linierung auf Die senkrechte Rand¬

notiz ist von anderer Hand angebracht. Ob es rote Rubriken gibt,

ist nach dem Augenschein der Kopie nicht zu entscheiden.

Der Text

recto : S^^ '^-'-^ J-i^^» . ^m-Carf :i rf.>-\ ^^jurf ( ajm]

'om ir'S»oj.3Xjmj:\ rfcnAir' i^xU) v/yrf ^jom'Vaftl^ i nnn -p^jb . rCiai"»;^'

cuiXb^ . r«l(xj ):\jO (^Z3^ -vssrc"!'

(2)

Senkrechte Notiz: ..ifV^-i ffkiu:i..

verso :

rCW<'U2» rc;'ie>l«. . rf k^ai.tt'Viajti.rfki'-vo

Zeichenerklärung :

[ ] nicht vorhanden, aber sicher zu erschließen

() vorhanden, unlesbar, aber sicher zu erschließen

'' ^ unsicher lesbar

Transliteration :

recto: hnwn 'nwn bny' d'brhm mtlgyr dqdm

yd' 'Ih' dbhymnwt' hw mzddqyn

'mm' qdm sbr l'brhm 'yk

d'mr ktb' qdys' dbk ntbrkwn

klhwn 'mm' mdyn mhymn' hw

mtbrkyn b'brhm mhymn' 'ylyn

senkrechte Notiz: dsbt' rbt'

verso: qryt'dsbt'rbt'swry'msryt'

dml'kwhy dpwlws slyh' 'grt' dlwt

qrnty' qdmyt' bs w 'hy mit'

gyr dzqyp' l'byd' stywt' hy In dyn

l'ylyn dhyyn hnn hyl' hy d'lh' ktyb

gyr d'wbd hkmt' dhkym'

Übersetzung

recto : ... diejenigen sind Söhne Abrahams. Und da die Hei¬

lige Schrift

vorhersah, daß Gott die Heiden rechtfertigen werde aufgrund

des Glaubens,

(3)

Ein syrisch-ciiristliclies Fragment aus Dunliuang/Cliina 3

verkündete sie dem Abraham im voraus,

indem es heißt: In dir werden gesegnet sein

alle Heidenvölker. So werden also die aus dem Glauben

gesegnet zusammen mit dem gläubigen Abraham. Diejeni¬

gen ...

Senkrechte Notiz: Vom Großen Samstag

verso: Lesung vom Großen Samstag. Psalmvers: Die Schar

der Engel. Des Apostels Paulus erster Brief an die

Korinther. Im Abschnitt 6. Meine Brüder, das Wort

vom Kreuz nämlich ist denen, die verlorengehen, Torheit;

uns aber,

die wir gerettet werden, ist es Kraft Gottes. Es steht

ja geschrieben: Vernichten will ich die Weisheit der Wei¬

sen ...

Kommentar

Der Text der Vorderseite beginnt im laufenden Bibelvers, so

daß die Perikope bereits auf der Vorseite begonnen haben muß.

Erhalten ist der Text Gal. 3,7b-10a', der bei den Ostsyrern in

der Perikope Gal. 2,17-3,14 Verwendung fand. Die bei Arthur

Maclean wiedergegebene Perikopenordnung setzt diese Lesung

für den Karfreitag an^, an dem allerdings keine Liturgie gehalten

> i<DL.Ki. nCDL.iu:i:i ftaV^ , Syriac Bible, Nr.63DC, o.O. 1979; leicht zugänglich

sind außerdem folgende Ausgaben: 77ie New Testament in Syriac, London 1905-

1920, Nachdruck 1966, 115 (Teil II); Brian Walton: Biblia Sacra polyglotta V.

London 1657, Nachdruck Graz 1964, 760; nicht zugänglich waren uns die Über¬

setzungen von James Murdock und dem in Urmia geborenen Neutestamender

George M[amishisho] Lamsa (Murdocks Translation of the Syriac New Testament

from the Peshito Version. Boston 1892, Nachdruck der Ausgabe New York 1851;

The New Testament according to the Eastern text, translated from the Original

Aramaic Sources, Philadelphia 1940, Nachdruck San Francisco 1989; The Holy

Bible from the Ancient Eastern Text, George M.Lamsas Translation from the Ara¬

maic of the Peshitta. San Francisco 1985, Nachdruck der Ausgabe Philadelphia 1957, zahlreiche Neuauflagen).

2 rfi>cvjlv"'^o:i<uJjt:«-iru-uj , hrsg. V. The prcss of the Archbishop of Canter¬

bury's Mission to the Eastern Syrians, Urmi 1889, 10; Arthur John Maclean:

East Syrian Daily Offices. Translated from the Syriac with Introduction, Notes, and Indices and an Appendix Containing the Lectionary and Glossary. London 1894, 272 f. Zur Arbeit der anglikanischen Mission in Urmia und zu Macleans Tätigkeit

(4)

wurde. Die Perikope soll nach der Ordnung von Beth Koche im

Nachtgottesdienst verlesen worden sein^. Genauere Angaben

macht P. Vermeulen, nach dem die am Karfreitag gehaltene Ves¬

per (it:ts»T) des Karsamstag der fragliche Gottesdienst isf. Der

Abschnitt befaßt sich mit der Heilsbedeutung des Kreuzes, d. h.

des Todes Christi, mit dem Gegensatz von Glaube und Gesetz

nach dem Zeugnis der Schrift. Der Sinn der Verlesung dieser

Perikope am Karfreitag leuchtet unmittelbar ein. Rechnet man

den fehlenden Text der Perikope hinzu und bedenkt man, daß

auf der folgenden Seite gleich oben eine neue beginnt, die Gala-

terperikope also auf derselben Seite enden muß, so ist von weite¬

ren elf oder zwölf Zeilen auf einer Seite auszugehen. Wenn au¬

ßerdem 1 -2 Zeilen mit Psalmversen, die nach der Apostellesung

gesungen wurden^ gefolgt sind - und nach dem Beispiel der sy-

risch-sogdischen Bilinguen, die Werner Sundermann uns vorge¬

stellt hat*, war es sicherlich so -, dann ist von einer Seitenlänge

von insgesamt ca. 20 Zeilen auszugehen. Eine Seite hatte also

ursprünglich etwas mehr als die dreifache Länge des heute erhal¬

tenen Textes. Diese Zeilenzahl ist praktisch identisch mit der der

Bilinguen Sundermanns^ Das Buch, dem das Fragment ent¬

stammt, war recht stattlich und schon von der Schriftgröße und

Lesbarkeit her für ein in der Liturgie verwendetes Lektionar gut

geeignet.

vgl. Rudolf Macuch : Geschichte der spät- und neusyrischen Literatur. Berlin 1976, 201-205 bzw. 66 u. 68 ff. passim.

' W[illiam] f. Macomber: The Chaldean Lectionary System of the Cathedral Church of Kokhe, in: Orientalia Christiana Periodica 33 (1967), 504.

■* P. Vermeulen: Pericopes bibliques des Eglises de langue syriaque If in:

L'Orient Syrien 12 (1967), 383 (Teil I: 211-240; Teil II: 371-388; Teil III: 525- 548).

* George Percy Badger: The Nestorians and their Rituals, with the Narrative of a Mission to Mesopotamia and Coordistan in 1842-1844 and of a Late Visit to Those Countries in 1850; also. Researches into the Present Condition of the Syrian Jacobites, Papal Syrians, and Chaldeans, and an Inquiry into the Religious Tenets of the Yezeedees, Vol. 2, London 1852, Nachdruck Ridgewood, N. Y., 1967 u. New

York 1987, 20 (Zu Badgers Orientaufenthalt vgl. Peter Kawerau: Amerika und

die orientalischen Kirchen. Ursprung und Anfang der amerikanischen Mission unter den Nationalkirchen Westasiens. Berlin 1958, passim.); Sarhad Y. Hermiz Jammo:

La Structure de la Messe Chaldeenne du Debut jusqu'ä TAnaphore. Etude Histori¬

que. Roma 1979 (Orientalia Chrisdana Analecta 207), 116f

' Werner Sundermann: Nachlese zu F. W. K. Müllers „Soghdischen Texten /", 3. Teil, in: Altorientalische Forschungen 8 (1981), 169-225.

' Sundermann, Nachlese, a.a.O., 172.

(5)

Ein syrisch-ciiristliches Fragment aus Dunhuang/China 5

Anton Baumstark stellte fest, daß die hier vorliegende Gala-

terperikope eine „völlig singuläre" Erscheinung in der Ordnung

des Klosters der heiligen Gabriel und Abraham bei Mossul, des

sog. „Oberen Klosters", darstellt^. Diese Ordnung ist weitgehend

identisch mit der Ordnung, die die anglikanische Mission in Ur¬

mia herausgegeben hat'. Die Patriarchalordnung von Beth Koche

schreibt die Lesung derselben Galaterperikope am Karfreitag vor,

was Baumstark jedoch als sekundäre Erweiterung erklärt'". In

einer Ordnung aus der Zeit um das Jahr 500" ist nur die Korin-

ther-Perikope von der Rückseite unseres Fragments bezeugt und

zudem für das mittägliche Stundengebet des Karfreitag festge¬

legt'^. Doch scheint die Leseordnung, wie sie unser Fragment

widerspiegelt, schon früh Verbreitung gefunden zu haben. Schon

eine Handschrift des 9./10. Jahrhunderts kennt die Galaterperi¬

kope am Karfreitag und die Korintherperikope am Karsamstag'^

Das Fragment aus Dunhuang fällt somit nicht aus dem Rahmen

und bildet einen weiteren der nicht sehr zahlreichen frühen Zeu¬

gen für die Entwicklung und Verbreitung der Perikopenordnun-

gen'".

Der Stern oben rechts verso markiert wohl die Rückseite'l Die

senkrechte Randnotiz, die knapp den Tag bzw. die Woche der

darin enthaltenen Perikopen angibt, scheint nachträglich ange-

» Anton Baumstark : Nichtevangelische syrische Perikopenordnungen des ersten Jahrtausends. Im Sinne vergleichender Liturgiegeschichte untersucht. Münster 1921 (Liturgiegeschichtliche Forschungen 3), 42.

' Maclean, a.a.O., 264-281; vgl. hier Anm.2.

'° Baumstark, Nichtevangelische Perikopenordnungen, a.a.O., 72 f.

" F[rancis] C[rawford] Burkitt: The Early Syriac Lectionary System. London 1923, 5. S. dazu auch: Anton Baumstark: Neuerschlossene Urkunden altchristli- eher Perikopenordnung des ostaramäischen Sprachgebietes, in: Oriens Christianus 23 (1927), 1-22.

'2 Burkitt, a.a.O., 9.

" Macomber, a.a.O., 494 u. 504 f.

" Literatur dazu in den Literaturberichten: Heinzgerd Brakmann u. Winfrid Cramer: Zu den Liturgien des christlichen Ostens, in: Archiv für Liturgiewissen¬

schaft 19 (1978), 193-219; Heinzgerd Brakmann: Zu den Liturgien des christlichen Ostens, in: Archiv für Liturgiewissenschaft 24 (1982), 377-410; Ders.: Der Got¬

tesdienst der östlichen Kirchen, in: Archiv für Liturgiewissenschaft 30 (1988), 303- 410, und den Bibliographien: J.M. Sauget, Bibliographie des Liturgies Orientales {1900-1960), Roma 1962; Sebastia Janeras: Bibliograßa sulle liturgie orientah (1961-1967). Roma 1969.

Diesen Hinweis gab uns auf der Basis seiner Leseerfahrung freundlicherweise

Dr. Werner Sundermann, Berlin.

(6)

bracht worden zu sein, um die Benutzung übersichtheher zu ge¬

stalten. Jedenfalls stammt sie von anderer Hand und nicht von

dem Schreiber des Textes. Auffallend ist, daß diese Notiz, die

offenbar beim Blättern eine schnelle Orientierung ermöglichen

sollte, senkrecht steht und nicht als Kopfzeile über dem Text

positioniert ist. Eine Erklärung mögen die Überlegungen Daniil

Chwolsons bieten'*, der, ebenso wie William Hatch", verschie¬

dene Belege für eine vertikale Schreibrichtung bei den Syrern

beibringt. Die senkrechte Marginale ist also nicht ungewöhnlich.

Die ersten drei Wörter geben den Inhalt der Seite an, daß es

sich nämlich um die Lesung des Großen Samstag, und das heißt

des Karsamstag, handelt. Zwar ist auch die Übersetzung „Karwo¬

che" möglich, doch ist die Angabe einer Lesung für eine ganze

Woche unsinnig. Die Verwendung des genannten Ausdrucks für

Karsamstag scheint selten zu sein, ist jedoch belegt'*. Schon aus

der umseitigen Perikope des Karfreitag und der selbstverständlich

in der Folge zu erwartenden des Karsamstag ergibt sich, daß hier

„Karsamstag" zu übersetzen ist.

Das vierte Wort ist kaum lesbar, doch erlaubt es die Kenntnis

der üblichen Einleitungsformeln in Lektionaren zentralasiatischer

Nestorianer, pt-iax {swry') zu lesen und mit „Psalmvers" zu über¬

setzen". Der mit seinen Anfangsworten zitierte Vers entspricht

Psalm 34, 8 nach der Zählung der Pslttä^°. Der Text des Verses

lautet vollständig: „Die Schar der Engel des Herrn umgibt dieje-

" D[ANnL Avramovich] Chwolson: Syrisch-Nestorianische Grabinschriften aus Semirjetschie, nebst einer Beilage: „ Über das türkische Sprachmaterial dieser Grab¬

inschriften" von W[ilhelm] Radloff, mit drei phototypischen Tafeln und einer ebensolchen, von Julius Euting ausgearbeiteten Schrifttafel, St.-Petersbourg 1890 (Memoires de l'Academie Imperiale des Sciences de St.-Petersbourg, Vlle serie, T.37, No.8), 114-118.

" William Henry Payne Hatch: An Album of Dated Syriac Manuscripts. Bo¬

ston 1946, llf.

R[obert] Payne Smith: Thesaurus Syriacus. Bd.2, Oxford 1901 (=1981),

4047, gibt für n)e^\ rclN^jt ,Jeria septima hebdomadispassionis" an, wobei mittel¬

lateinisch ,Jeria sexta" Karfreitag bedeutet.

" Sundermann, a.a.O., 171 u. 182; Baumstark, Nichtevangelische Perikopen¬

ordnungen, a.a.O., 10; Adolf Rücker: Die wechselnden Gesangsstücke der ostsy¬

rischen Messe, in: Jahrbuch für Liturgiewissenschaft 1 (1921), 66-70; Juan Mate- os: Lelya - Sapra. Essai d'interpretation des matines Chaldeennes. Roma 1959 (Orientalia Christiana Analecta 156), 500; vor allem: Jammo, a.a.O., 113.

'° Syriac Bible, Nr.63DC, a.a.O., 403 (AT). In dieser Bibelausgabe wird der betreffende Vers mit der Nummer 7 gezählt. Die Ausgabe: Syriac N\ew] T[esta- ment] and Psalms, Nr. 363, Instanbul 1985, 27 (Psalmen), zählt ihn als Vers 8.

(7)

Ein syrisch-cliristliclies Fragment aus Dunhuang/China 7

nigen, die ihn fürchten, und rettet sie." Der folgende, im Frag¬

ment nicht angesprochene Vers, Ps. 34,9, dürfte entsprechend der

liturgischen Ordnung von den Sängern vorgetragen worden sein^'.

Dieser Vers lautet: „Kostet und sehet, wie gut der Herr ist! Selig

der Mann, der aufihn vertraut!"" Der Bezug des Surräyä (swry')

zu der folgenden Lxsung, die vom rettenden Glauben und dem

rettenden Kreuz spricht, ist durch den gemeinsamen Schwer¬

punkt der Rettung, d.h. Erlösung, gegeben. Erklärungsbedürftig

erscheint allerdings das Auftreten eines Surräyä unmittelbar

vor der Apostellesung, da in mancher Liturgieausgabe ein dem

byzantinischen 7tQO-XEi|xevov entsprechender Text nicht zu finden

ist^^. George Badger bezeichnet denn auch den aus zwei aufein¬

anderfolgenden Psalmversen bestehenden Surräyä als zur vorher¬

gehenden alttestamentlichen Lesung gehörig^"'. Lediglich der Platz

in der Liturgie sei ähnlich wie beim griechischen TtQOXEiixevov.

Arthur Maclean hingegen erklärt den Surräyä als „a psalm, or

portion of a psalm, usually introducing an anthem. Cf the Greek

jiQoxeiitevov, which is a verse preceding lections"". Ebenso gegen¬

sätzlich sind die Meinungen der ostsyrischen Kommentatoren

selbst^*. Nach Georgios Bergotes ist das nQoxei|a,evov ein Psalm¬

vers, der vor einer Lesung oder zwischen zweien vorgetragen

wird. Er fährt fort: „Das Prokeimenon ist ein Überbleibsel von

vollständigen Psalmen, die in alter Zeit zwischen aufeinanderfol¬

genden Lesungen in Gottesdiensten gesungen wurden."" Die Po¬

sition zwischen den Lesungen ohne Zuordnung zur vorausgegan¬

genen oder zur folgenden ist auch das Ergebnis der Untersuchung

der inhaltlichen Bezüge zwischen Surräyä und den Lesungen

" Die Heilige Qurbana der syro-malabarischen Kirche mit der ersten Anaphora,

genannt der Heiligen Apostel und Kirchenlehrer des Ostens Mar Addai und Mar

Mari, hrsg. v. Johannes Madey u. Georg Vavanikunnel, Paderborn 1968, 9.

" Syriac Bible, Nr. 63 DC, a.a.O., 403 (AT). In dieser Bibelausgabe wird der betreffende Vers mit der Nummer 8 gezählt. Die Ausgabe: Syriac N[ew] T[esta- ment] and Psalms, Nr. 363, Instanbul 1985, 27 (Psalmen), zählt ihn als Verse 9 und 10.

" Die Heilige Qurbana, a.a.O., 9f

" Badger, a.a.O., 20.

" Maclean, a.a.O., 299.

" Jammo, a.a.O., 113f

" „To 7igoxei|iEivov eivai X,eiij»avo oXoxXfiQCOV i|;a>i,|iwv noü h^iäkXsxo naXaux ävd|j.eaa otä knäXkr\Xa dvayvcoonaTa träv änoXovQiäv." Fetoogyioi) 0. Beqywtti, Ae^ixo AeitouQYixwv xai TeXetouqyixwv "Oqcüv, B' "ExSoori, BeXticoiievri xai enau^riiiEVTi, ©eaoaXovixri 1991, 122.

(8)

durch Sarhad Jammo. Er meint, daß der Surräyä, wie wohl im

Ursprung auch der vollständige Psalm, zum Thema des Tages

gehört, so daß zumeist eine inhaltliche Beziehung zu allen Le¬

sungen des Tages gegeben ist^^ Die Frage der Zugehörigkeit ist

also nicht entscheidend. Bezüglich des Fragments des Lektionars

aus Dunhuang ist die Feststellung wichtig, daß es ebenso wie die

sogdischen Fragmente aus Turfan und ein Lektionar der mit Rom

unierten Chaldäer^' diese Verse, entsprechend dem nQoxei|j,evov

der byzantinischen Liturgie, der Apostellesung zuordnet. Das

Auftreten des Surräyä an derselben Stelle wie in unserem Text ist

also auch anderweitig belegt und findet seine Erklärung bereits

bei einem ostsyrischen Schriftsteller des 7. Jahrhunderts^".

Es folgt die Quellenangabe der konkreten Lesung, nämlich

dem 1. Korintherbrief des Apostels Paulus. Die folgende Abkür¬

zung (bs) steht für rc—^ (bshh'), „in dem Buch, in ande¬

ren Kopien, im Kapitel, in der Perikope"^'. Maclean definiert

den Terminus: „Skhakha, one ofthe ancient sections into which

the Syriac Bible was divided. "^^ Tatsächlich lassen sich solche

Abschnitte, die umfangreicher sind als die üblichen Kapitel der

neutestamentlichen Bücher und deren Zählung z.B. bei Paulus

alle Briefe fortlaufend erfaßt, auch in modernen Bibelausgaben

nachweisen". Die von Werner Sundermann edierten syrisch-sog-

dischen Perikopen passen in dieses System, da bei den Ostsyrern

die Zählung bei jedem Paulusbrief von vorne beginnt^"* und die

von ihm besprochene Korintherperikope somit korrekt in Ab¬

schnitt 3 fällt^^ Da man also von einer neu beginnenden Zählung

im 1. Korintherbrief ausgehen kann, ist die Zahl „6" für das erste

" Jammo, a.a.O., 114-116.

" Missale Chaldaicum, hrsg. v. Thomas Audo, Urmi 1906 (Zu Audos literari¬

schem Werk vgl. Macuch, a.a.O., 211-213 passim.).

Jammo, a.a.O., 113 in Verbindung mit 26.

" Vgl. Smith, Thesaurus Syriacus, a.a.O., 3391 f.

" Maclean, a.a.O., 300.

" Syriac NT and Psalms, Nr. 363, a.a.O.

" Diesen Hinweis gab uns Dr. Andreas Juckel, Münster, der freundlicherwei¬

se einige Mikrofilme ostsyrischer Bibeltexte eingesehen hat.

Sundermann, a.a.O., 178 bzw. 182 paßt zu Syriac NT and Psalms 363,

a.a.O., 217 bzw. 219, Sundermann, a.a.O., 185 bzw. 186 aber nur dann zu Syriac NT and Psalms 363, a.a.O., 229, wenn man statt „Abschnitt 3" „Abschnitt 13"

liest. Uns ist freilich unbekannt, ob Sundermanns Text diese Lesung ermöglicht und damit die in der modemen Bibelausgabe verwendete Zählung als in Zentral¬

asien gebräuchliche bestätigt.

(9)

Ein syrisch-chiristliclies Fragment aus Dunliuang/China 9

Kapitel des 1. Korintherbriefes unsinnig, „Abschnitt 1" wäre

dann zu erwarten. Ist das in unserem Fragment geschriebene «

(w) tatsächlich als Zahlenangabe für den Abschnitt Nummer „6"

zu verstehen, harrt diese Zählung noch einer befriedigenden Er¬

klärung. Liegt ein Fehler vor, fehlt die Zahlenangabe ganz oder

gab es noch eine völlig andere Zählung?

Das n (w), wenn es kein Zahlzeichen ist, in der Bedeutung

„und" scheint den Ablauf zu stören, kommt aber gelegentlich vor

dem ersten Wort einer Lesung vor^*. Die Anrede „meine Brüder"

paßt an die Stelle, an der sie steht. In den späteren liturgischen

Büchern der Chaldäer findet sich zwar die Anrede mit dem fol¬

genden „Segne, Herr". Auch die vorgezogene Anrede findet sich:

„Brüder, der Brief des heiligen Apostels Paulus an die N."" Das

Wort „heilig" fehlt in unserem Text, aber ebenso in den Lektio¬

naren der Chaldäer. Die Anrede „Meine Brüder" kann man bei

den Ostsyrern als Einleitung der Apostellesungen finden^*, so daß

die Anrede unseres Fragments ungeachtet der Existenz anderer

Einleitungsformen sinnvoll ist. Es bleibt festzuhalten, daß sich

alle Elemente der Einleitung des Dunhuang-Fragments in ande¬

ren Texten der Ostsyrer nachweisen lassen.

Die Auswahl der Perikopen verbietet die Annahme, daß Mel¬

kiten oder Westsyrer die Urheber des Fragments waren. Es zeigt

sich, daß die unmittelbare liturgische Nähe beider Perikopen nur

bei den Ostsyrern nachzuweisen ist^'. Nach der bei P. Vermeulen

wiedergegebenen Perikopenordnung (Zeuge N) fehlt bereits in

dieser Ordnung eine Perikope für den Nachtgottesdienst zwischen

Vesper und Liturgie des Karsamstag, so daß auch die unmittel¬

bare Aufeinanderfolge beider Perikopen bezeugt ist. Da jedoch

die Perikopenordnungen wie die Details der Einleitung nicht nur

einer Entwicklung unterlagen, sondern auch regional recht ver¬

schieden sein konnten, ist eine genaue Einordnung für die fragli¬

che Zeit nicht mit letzter Sicherheit zu geben.

Der folgende Text, l.Kor. 1, 18a-19a, gehört zur Perikope

Z. B.: Lectiones quae per totum anni decursum ab ecclesia Syrorum orientaUum id est Chaldaeorum in missa adhiberi soient, Mausili 1900, ^ji,^^ und

" Die Heilige Qurbana, a.a.O., 10.

Sundermann, a.a.O., 183 u. 186.

" Vgl. die bei Baumstark, Nichtevangelische Perikopenordnungen, a.a.O., 191,

angegebenen Stellen des Auftretens beider Perikopen auch bei Westsyrern und

Melkiten; außerdem die Übersicht bei Vermeulen, a.a.O., 383.

(10)

1. Kor. 1,18-31. Nach der bei Maclean übersetzten Perikopen¬

ordnung der Mission des Erzbischofs von Canterbury in Urmia

wurde diese Perikope in der Liturgie des Karsamstag verlesen'*".

Daß dieser Text außerdem an anderen Tagen Verwendung fand"',

ist hier nicht von Bedeutung, da der Tag der Lesung auf dem

Fragment angegeben ist und sich andernfalls durch die Nähe zur

Galaterperikope hätte erschließen lassen können. Der Inhalt der

Gesamtperikope besteht in der Gegenüberstellung der Weisheit

der Welt und der christlichen Weisheit, die sich in dem Wort vom

Kreuz, das der Welt als Torheit gilt, äußert. Die scheinbare Tor¬

heit der Schwäche Gottes im Kreuzestod rettet die Gläubigen,

wohingegen die scheinbare Weisheit der Welt Torheit ist. Auch

hier leuchtet die Verwendung am Karsamstag unmittelbar ein,

schafft die Lesung doch die Brücke von der Trauer des Karfrei¬

tags über die noch verhaltene Hoffnung auf die Auferstehung und

Rettung am Karsamstag hin zum Auferstehungsjubel am Oster¬

sonntag. Der Text selbst ist, wie der erhaltene Teil der Galater¬

perikope, identisch mit der Psittä. Zeile 5 \erso weicht von der

modernen Ausgabe geringfügig ab, die (dhyynn) mit dem

Personalsuffix der 1. Person liest, wohingegen viele alte Ver¬

sionen der Psittä wie auch unser Fragment die Kombination von

(dhyyn) mit dem Personalpronomen der 1. Person Plural

communis (hnn), „wir", bieten"^.

Eine Bilingue liegt offenbar nicht vor, da der Text über jeweils

mindestens sechs Zeilen rein syrisch ist und nicht etwa ein sogdi¬

scher Satz einem syrischen folgt, wie es z. B. bei der von Sunder¬

mann edierten Korintherperikope des Karsamstag der Fall isf^

Außerdem ist klar, daß die aufeinanderfolgenden Perikopen ei¬

nem Lektionar entstammen, da unser Fragment zwei Seiten zeigt

und wegen des Einsatzes inmitten der Galaterperikope minde¬

stens ein Blatt mit zwei Seiten vorausgegangen sein muß. Man

darf annehmen, daß es sich um ein nichtevangelisches Lektionar

mit den Paulusbriefen handelte, wobei offen bleiben muß, ob es

Maclean, a.a.O., 274 f. Vermeulen, a.a.O., 383.

*' Maclean, a.a.O., 289; Baumstark, Nichtevangelische Perikopenordnungen, a.a.O., 191.

" Das Neue Testament in syrischer Uberlieferung. II. Die Paulinischen Briefe, Teil 1: Römer- und 1. Korintherbrief, hrsg. u. untersucht von Barbara Aland u.

Andreas Juckel, Berlin 1991 (Arbeiten zur neutestamentlichen Textforschung 14), 284.

" Sundermann, Nachlese, 188-190.

(11)

Ein syriscli-christliclies Fragment aus Dunhuang/Cliina 11

nur Feiertagslesungen"'' oder die Lesungen aller Tage des Jahres

enthielt.

Rückschlüsse, die die Situation des ostsyrischen Christentums

in Dunhuang"^ betreffen, sind mit Vorsicht zu ziehen. Syrische

Texte aus China sind keine Besonderheit*. Aus Dunhuang nahe

der Nordwestgrenze Chinas waren allerdings noch keine bekannt.

Die dorther stammende Literatur der Ostsyrer ist in Sogdisch und

Chinesisch abgefaßt und entstammt vermutlich dem 9. oder 10.

Jahrhundert", nach früherer Meinung schon dem 8. Jahrhun¬

dert"*. Das hier vorgelegte Fragment ist das erste in syrischer

Sprache aus Dunhuang überhaupt. Die paläographische Auswer¬

tung der Buchstabenformen erlaubt immerhin eine ungenaue Da¬

tierung, obwohl alle vorkommenden Formen schon sehr früh, d.h.

ab ca. 600, bei den Ostsyrern bezeugt sind und bis zum Ende der

Mongolenzeit, d.h. in China bis zum Ende der Yüan-Zeit 1368,

in Verwendung blieben"'. Auch die im Text verwendete Punktie¬

rung zur Markierung des Plurals und der Vokale liefert keine

Datierungshinweise^". William Hatch teilt dementsprechend die

ostsyrischen Manuskripte auf zwei Perioden paläographiseher

Entwicklung auf, deren erste von ca. 600 bis zur Mitte des 13.

Jahrhunderts reicht. Sie ist charakterisiert durch die Verwendung

des Schrifttyps Estrangelo mit ostsyrischen Vokalpunkten. In der

zweiten Periode wurden Merkmale der westsyrischen Serto-

Schrift aufgegriffen^'. Da die Estrangelo weiter verwendet wur-

Dies ist der Fall bei Sundermann, a.a.O., 172.

Zu Dunhuang vgl. Hans-Joachim Klimkeit: Dunhuang und Umgebung, in:

Volksrepublik China. Kunstreisen durch das Reich der Mitte, hrsg. v. Frank Rainer Scheck, 4. Aufl., Köln 1989, 534-540; Ders.: Die Seidenstraße, Handelsweg und Kulturbrücke zwischen Morgen- und Abendland. Köln 1988, 208-219.

W.R. Taylor: Syriac Mss. Found in Peking, ca. 1925, in: Journal of the

American Oriental Society 61 (1941), 91-97; vgl. P.Y[oshirö] Saeki: The Nestorian Doeuments and Relics in China. Tokyo 1937, 315-333; außerdem: ebd., 334-347.

Nicholas Sims-Williams: Die christlich-sogdischen Handschriften von Bula- yiq, in: Ägypten, Vorderasien, Turfan. Probleme der Edition und Bearbeitung alt¬

orientalischer Handschriften. Tagung in Berlin, Mai 1987, hrsg. v. Horst Klengel

u. Werner Sundermann, Berlin 1991 (Schriften zur Geschichte und Kultur des

Alten Orients 23), 120.

" A[rthur] C[hristopher] Moule: Christians in China before the Year 1550.

Taipei 1972, Erstdruck London 1930, 58.

" Hatch, a.a.O., 30-40.

" Hatch, a.a.O., 28 u. 40-42.

" Hatch, a.a.O., 46 f

(12)

de", erhalten wir keinen genauen terminus ante quem. Als Auf¬

fälligkeit ist jedoch die gelegentliche Verwendung der Ligatur für

rck (/') zu notieren, die erst in der späteren sogenannten nesto¬

rianischen Schrift üblich wurde. Bei den von Hatch edierten da¬

tierten Schriftproben erscheint sie erstmals in einem Porphyrios-

text, der auf die Jahre 1259/60 datiert ist". In der bei Chwolson

abgedruckten Schrifttafel Eutings von den sibirischen Semirjet-

schie-Inschriften fmdet sie sogar erst ab 1287 Verwendung^"*. Eine

Datierung von mehr als einigen wenigen Jahrzehnten vor die Mit¬

te des 13. Jahrhunderts ist mithin auszuschließen, die Zeit nach

1250 wahrscheinlich. Da nach der Vertreibung der Yüan-Dynastie

1368 auch das ostsyrische Christentum in China verschwand, ist

eine Abfassungszeit zwischen 1250 und 1368 am wahrscheinlich¬

sten. Damit ist erstmals begründet die Existenz von Christen in

Dunhuang zur Yüan-Zeit anzunehmen.

Der Schluß, daß es eine syrischsprachige Gemeinde in Dunhu¬

ang gegeben hat, liegt nahe. Doch ist auch zu bedenken, daß das

Lektionar, dem das Fragment entstammt, auf der Durchreise ver¬

lorengegangen sein kann. Der Besitzer kann in Dunhuang gestor¬

ben sein, so daß das Lektionar dort verblieben ist. Es kann auch

als Übersetzungsvorlage dorthin gelangt sein. Der Möglichkeiten

gibt es viele. Doch sind diese Annahmen nicht sehr wahrschein¬

lich. Reisende anderer Gemeinden mit syrischer Liturgiesprache

hätten sicher ein zurückgebliebenes bzw. herrenlos gewordenes

Lektionar in ihren Besitz genommen. Die größte Wahrscheinlich¬

keit spricht daher für die Existenz einer Gemeinde oder eines

Klosters mit syrischer Liturgiesprache in Dunhuang, wovon man

bisher noch nichts wußte. Über die ethnische Zusammensetzung

und die Muttersprache einer solchen Gemeinde bzw. eines sol¬

chen Klosters ist damit noch nichts gesagt.

Daß es sich um eine Gemeinde mit zwei Liturgiesprachen ge¬

handelt haben könnte, ist insofern unwahrscheinlich, als bei der

Verwurzelung einer Liturgie in einem anderssprachigen Volk die

Übersetzung der Bibeltexte und Schriftlesungen am Anfang steht.

Daß gerade die Apostellesung in der Kirchensprache Syrisch vor¬

getragen wurde und der Rest der Liturgie in einer in Zentral- oder

" Hatch, a.a.O., 28.

» Hatch, a.a.O., 224.

" Chwolson, a. a. O., Schrifttafel von Julius Euting im Anhang, ohne Seiten¬

angabe.

(13)

Ein syriscli-cliristliclies Fragment aus Dunhuang/Cliina 13

Ostasien beheimateten Volkssprache, ist deshalb äußerst unwahr¬

scheinlich. Dies wird untermauert durch die Verwendung einiger

Abkürzungen vor der Lesung, deren Auflösung nur demjenigen

möglich war, der sich in der syrischen Liturgie auskannte und

einige Praxis besaß. Wenn das Lektionar zu einer Gemeinde oder

einem Kloster in Dunhuang gehörte, so muß diese die ganze Li¬

turgie in syrischer Sprache gefeiert haben.

Zusammenfassung

Trotz der Kürze dieses ersten syrischen Fragmentes aus Dun¬

huang ist unser Wissen um die Ausbreitung der Nestorianer in

Zentral- und Ostasien um einen bedeutenden Mosaikstein berei¬

chert. Erstmals haben wir ein christliches Denkmal aus dem Dun¬

huang der Yüan-Zeit vor uns. Es handelt sich um ein Fragment

aus einem Lektionar der Pauluslesungen mit den Perikopen von

Karfreitag und Karsamstag, wobei der Lesung von Karsamstag

die Angabe des Festes, ein Anfang eines Psalmverses sowie die

Angabe der Herkunft der Lesung vorausgeht. Wir können jetzt

mit einiger Wahrscheinlichkeit annehmen, daß die Ostsyrer in

Dunhuang sich nicht nur des Chinesischen und Sogdischen be¬

dienten, sondern auch des Syrischen, jedenfalls in der Liturgie.

Wir haben es vermutlich mit einer Kommunität zu tun, die Sy¬

risch durchgängig als Liturgiesprache verwendete und nicht nur

mit einer, die einige syrische Stücke in ihre anderssprachige Li¬

turgie eingebaut hat. Wenn das Lektionar tatsächlich zu einer

Gemeinde oder einem Kloster gehörte, so wird diese Gemein¬

schaft wohl in der Yüan-Zeit bestanden haben, da das Lektionar

aus paläographischen Gründen kaum vor der zweiten Hälfte des

13. Jahrhunderts und auch nicht lange nach 1368 geschrieben

worden sein kann. Über die kirchengeschichtliche Bedeutung hin¬

aus besitzt das Fragment einen liturgiegeschichtlichen Wert, da

es das geringe Wissen über die Geschichte der ostsyrischen Peri¬

kopenordnung mit einem Beispiel zur Ordnung des Karfreitag

und Karsamstag bereichert.

(14)

bei Abü Sulaimän Ibn Zabr ar-Raba'I

Von Stefan Leder, Frankfurt

Der Damaszener Abü Sulaimän Muhammad ibn 'Abdalläh ibn

Ahmad Ibn Zabr ar-Raba'i (st. 379/989) ist Verfasser eines jener

Ta'rih-Werke, welche sich mit der Auflistung von Lebensdaten

begnügen. Sein Ta'rih maulid al-'ulamä' wa-wafayätihim wendet

sich an den muhaddit, dem die chronologische Einordnung der

Traditionarier ein Instrument an die Hand geben soll, um die in

Isnäden angegebenen Überlieferungswege zu überprüfen. Der

nur in einer Handschrift des British Museum erhaltene Text liegt

nun gedruckt vor; der Herausgeber hat das Werk mit einem er¬

giebigen Vorwort und in den Fußnoten mit vielen Belegstellen

und Querverweisen versehen und durch Indices erschlossen'.

Ibn Zabrs Ta'rih ist eine wichtige Quelle für spätere tarägim-

Werke. al-Hatib al-Bagdädi hat das Werk in Damaskus von 'Ab¬

dal'aziz ibn Ahmad al-Kattäni (st. 466/1074) aufgenommen^ und

' Ibn Zabr ar-Raba'i, M.B. 'Abdallah ad-DimasqT: Ta'rih mauhd al-'ulamä'

wa-wafayätihim. Ed. 'Abdallah b. Ahmad b. Sulaimän al-Hamad. 1-2. Riad

1410/(1990). Ferner zitiert TM'U. Derselbe Herausgeber hat auch die Fortsetzun¬

gen des Werkes ediert: al-KattänT, Abij M.'Abdal'aziz b. Ahmad: Dail Ta'rih maulid al-'ulamä' wa-wafayätihim. Riad 1409. Ibn al-Akfäni, AbO M. Hibatalläh b. Ahmad: Dad Dad Ta'rih maulid al-'ulamä' wa-wafayätihim. Riad 1409/1989. In

Kuweit {Mansürät Markaz al-mahtütät wat-turät wal-watä'iq) sind im Jahre

1410/1990 alle drei Werke in einem Band von Muhammad al-Masri herausgege¬

ben worden.

' Ibn 'Asäkir: Ta'rih Madinat Dimasq. (Süra min nushat al-Maktaba az-

Zähiriya bi-Dimasq wa-kummila naqsuhä min an-nusah al-uhrä bil-Qähira wa-

Marräkus wa-Istänbül (...).) 1-19. Madina 1407 (1986-87), 10/347. Ferner zitiert

TMD S. al-Kattäni (Abü Muhammad at-Tamimi) war bekannt für die Vielzahl

seiner Abschriften und hat selbst von al-Hatib dessen Ta'rih abgeschrieben: kata¬

ba Ta'rih Bagdäd 'ani bHatib, nach ad-Dahabi: Siyar a'läm an-nubalä'. 1-23. Ed.

Su'aib ai-Arna'üt, Husain al-Asad u.a. Beirut 1401/1981-1405/1985, 18/249, mit weiteren Quellenangaben.

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