Research Collection
Doctoral Thesis
Versuche zur Darstellung von Ketenen der Campherreihe
Author(s):
Schotz, Schachno Peisach Publication Date:
1914
Permanent Link:
https://doi.org/10.3929/ethz-a-000094018
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ETH Library
Versutfie zur Darstellung
von Kefenen der Campfierreifie.
Von der
EidgenössiSGlien Tecbnisehen Hochschule in Zürich
zur Erlangung der
Würde eines Doktors der technischen Wissensehaiten
genehmigte
Promotionsarbeit
vorgelegt von'
Schachno PeisachSchotz, B. Sc
(London),
A. I. C.aus
120. Pernau
(Russland)
Referent: HerrProf. Dr. H. Staudinger.
Korreferent: Herr Prof. Dr. M. Cérésole.
<30[>
ZÜRICH 1914 DruckE. Kreutler
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Vorliegende
Arbeit wurde im Chemischen Institut derEidgenössischen
Technischen Hochschule in Zürich in der Zeit vom Oktober 1912 bis März 1914ausgeführt.
Meinem hochverehrten Lehrer, Herrn Professor Dr.
H.
Staudinger,
auf dessenAnregung
und unterdessenliebenswürdiger Leitung
siedurchgeführt
wurde, möchteich an dieser Stelle für seine
vielseitige Unterstützung
und sein reges Interesse meinenherzlichstenDankaus¬sprechen.
Auchistesmir eine
angenehme
Pflicht meinem hoch¬verehrten Lehrer, Herrn Professor Dr. G. G. Henderson,
vom
Royal
TechnicalCollege, Glasgow,
für das lebhafte Interesse, mit dem er meine Studienverfolgte
und das Wohlwollen, welches er mir stetsangedeihen
liess,meinen
tiefgefühlten
Dankauszusprechen.
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Meinen Eltern
und Onkel M.
Ai
Leer
-Vide
-Empty
Theoretischer Teil I.1)
Die von
Staudinger
entdeckteKörperklasse
derKetene besitzt als kennzeichnendes Merkmal die Atom¬
gruppierung j^>c
= C = O. DieseKörper
zeichnensich durch eine grosse
Reaktionsfähigkeit
aus, welcheauffallenderweise an der
Kohlenstoffdoppelbildung
derKetengruppe
C = C = O und nicht amCarbonyl
kon¬zentriert ist. Der Charakter der Reaktionen ist abhän¬
gig
von der Natur der Substituenten Rx und R2. Ist Ri oder Rs ein Wasserstoffatom, so nennt man sie Al- doketene, sonst aberKetokotene2).
Diese beiden Klas¬sen
zeigen
grosseUnterschiede3).
Die Aldoketene sindverhältnismässig wenig reaktionsfähig
mit andern Kör¬pern,
neigen
aber stark zurPolymerisation,
die Keto-ketene
dagegen
sind zu denmannigfaltigsten
Addi¬tionsreaktionen
befähigt.
Soreagiert
z. B.Diphenyl-
Jteten mit Sauerstoff, Wasser, Alkoholen,
Aldehyden,
Ke- tonen,Säuren,ungesättigten Verbindungen
wie Schiff-sche Basen u. s. w. Bis
jetzt gibt
es nur eine Methode,um diese Additionsreaktionen der Ketene
quantitativ
zuverfolgen.
Das unveränderte Keten wird mit Wasser in Säureübergeführt
und diesetitriert.4)
Diese Metho¬de ist
jedoch
nicht immerempfehlenswert,
weil in vie¬len Fällen dabei Nebenreaktionen eintreten. Will man z. B. die
Anlagerung
von Alkoholen und Schiff'schen Basen anDiphenylketen
quantitativverfolgen,
so kann bei manchen EsternVerseifung
durch Wassererfolgen,
1)Staudinger,DieKetene,daselbst auch Literaturnachweis.
2) DieKetene, S. 2.
3) DieKetene, a.98.
4)DieKetene, S.33; Rdzicka, Dias.Karlsruhe, S. 78.
— 8 —
bei den Schiff'schen Basen kann die
Bildung
von Säu- reamidderivaten störendwirken1)
Die
Untersuchung
dieserAdditionsvorgänge
beioptisch
aktiven Ketenen hätte besonderes Interesse ge¬boten, da die
Geschwindigkeit
derAnlagerung
von ver¬schiedenen
Verbindungen
leichtquantitativ
hätte ver¬folgt
werden können und zwar durchBeobachtung
derAenderung
derDrehung
und es hätten so früher be¬gonnene
Untersuchungen
über dieAnlagerungsge¬
schwindigkeit
von verschiedenenVerbindungen
an Ke-tene exakter
weitergeführt
werden können. Auf Veran¬lassung
von Herrn Prof. Dr.Staudinger
versuchte ich deshalb solche Ketene darzustellen, und zwar vor allem solche vomTypus
derreaktionsfähigen
Ketoketene.Dieses
gelang
indessen nicht, doch wurde im Laufe der Arbeit eine Anzahl anderer interessanter Verbin¬dungen dargestellt.
Für diese
Untersuchung
war es vongrösster
Wich¬tigkeit
von einem scharf definierten Material auszuge¬hen, welches zu
jeder
Zeit ingleicher
Reinheit leichtzugänglich
wäre. Bei näherem Studium der Literatur erweist es sich als ziemlichschwierig
leichtzugäng¬
liche zur
Ketendarstellung passende optisch
aktiveSäuren zu erhalten. Man könnte z. B. aus dem Pinen
ausgehen
und dieses inCamphancarbonsäure
umwan¬deln2)
und aus dieser ein Keten herstellen./ /
CH
\
H,CCH CH
\
H.C-C-CH,
CH2
HC
C^H
H2C
I H.C-C- 'HoC
C CHs
Pinen
\ CH3
CHC1/
H3C I H8C-C- HoC
\
\
CCH8 Pinenchlorhydrat
\
CH»
CHMgCl
CHS
1)Die Ketene, S. 33 und 102.
2)Houben undKesselkaul, Ber.35, 3695; Zelinsky, Ber. i5,4418; Houben, Ber. 38, 3799.
CH
,/\
CH CH
H2C
/
CH2 HoC
/
CHo H2C
\
HX-C-CH. H.C-CCH.
HzC
\
CH H2C CBr H2C
COOH
\/
COC1C C
CH3 CH3
Gamphancarbonsäure a-Bromcamphan-
carbonsäurechlorid
CH2 c-co
CH, Gamphanketen
Nun aber besitzt das
Pinenchlorhydrat
ganz ver¬schiedene
Drehungen1) je
nach demTerpentinöl,
auswelchem es
hergestellt
wird. Dieselben Unterschiede würde natürlich auchCamphancarbonsäure
und dem¬nach das Keten
zeigen.
Jedenfalls sollte man so leicht das Keten erhalten undentsprechende
Versuche sind in Aussichtgenommen*).
Dasgünstigste
undzugänglichste
Material schien in derCampherreihe
vorhanden zu sein.Am einfachsten hätte man durch
Anlagerung
von Blau¬säure an
Campher
auffolgendem Weg
zu einem Cam-phanketen,
einemoptisch
aktiven Keten, kommen sollen.CH CH
2
H2C
/
\\
CH2\ /
C CH3 Campher-
\
\
/
CNCH3 Camphercyanhydrin
H2C CH2 H2C CH2 H2C
/
I
H3C-C-CH3 I y I H3C-C-CHSj/QH
>I
VH.C CO H2C C H2C
CH
\ CH2
CCHs|/OH—
C
y\
/ COOH
c CHS
a-Oxycamphancarbon-
säure
\
\
\i Aschan,Chemie derallcyklischen Verbindungen 1905, S. 939 und030.
2 Fenchon,welchesauch inBetracht käme, kann nach dem vonWallach ausgear¬
beiteten Verfahren nurinkleinen Mengen in zwei UomereOxysäuren verwandelt
•werden. Vgl.Ann. 284, S.328; 300, S. 294.
— 10 —
.
/
H3CI
"SC"HoC
\
\ CH
\
CH.C-CH.I/C1
OC1
/ /
CH
\
H2CH.CC-CH,
H2C
\
\
CH«.
c=c
/
CHs
a-Chlorcamphan-
carbonsäurechlorid
CH3 Camphanketen
Das
Cyanhydrin
desCamphers
konnte aber unter dengebräuchlichsten Versuchsbedingungen
nicht erhaltenwerden1).
Leichter sollte sich die Blausäure an Cam¬pherderivate anlagern,
in welchen der Sauerstoff durch- N.C6H6, = NH ersetzt ist. Es wurde versucht die Schiffschen Base des
Camphers
durch Erhitzen vonCampher
mit Anilin mit und ohneZinkchlorid2)
herzu¬stellen, doch
gelang
es nicht.Man konnte auch hoffen, dass es
gelingen
wird,aus dem
Campherhydrazon,
welches von Kishner be¬schrieben
ist3),
durchOxydation
mitHgO
zum Diazo-camphan
zugelangen
und aus diesem durchEinwirkung
von
Phosgen,
eine Methode, die vor kurzem von Prof.Staudinger*) ausgearbeitet
wordenist, zumChlorcampho-
carbonsäurechlorid und dann zu dem
Camphanketen
zugelangen.
CH CH CH
/
HoC\
CHS HoC
HX-C-CH,
H2C
i
\
CH2
/
H2C
\
CHaHX-C-CH, HX-C-CH, Cl
./
NNH. H2C C:N:N H2C
/
yi
COCl
CH3 CHs CHs
1)Vergl.die Methode zurDarstellungvonAcetophenoncyanhydrin. Ruzicka,Diss. S. 5.
2)Reddelien,Ann. 388, S. 165.
3)C. 191lj, S. 363; Journ.R. Phys.-chem. Ges.43, 482—495.
4)Prof. Dr. Staudinger. Chem. Ztg. 1914,S. 758.
H»C CH
\ CHS
|
H3C-C-CH3 IH.C C=CO
\
cCHs
Doch lässt sich das
Diazocamphan
aus dem Cam-pherhydrazon
nicht herstellen, da dieses sehr leicht sich in das Ketazin umwandelt.CH CH CH
/
H2C CH» H2C
/
\
/
C H2 HsC
\
HX-C-CH,
H2C
V
\
C:N-NH, H2C
7 \
CH2
HaC-C"CH3 I I h3c-cch3 I + HjN^NHs
/
C:NN:C
/ \
sl
+HS CHS //
C C
CH3 CH3 CHS
Gampherhydrazon '
Gamphanazin
Weiter könnte die
Camphersäure
in der Weise zurHerstellung
vonoptisch
aktiven Ketenen dienen, dassman aus dem leicht
zugänglichen Allomethylester
derCamphersäure1)
dasCamphersäureallomethylesterortho-
chlorid, welches sich dann leicht in Keten überführen lassen sollte.
CHCOOH CHCOC1
/
H2C
I H3C-C-CH, H.C
HoC
/
H,C-C-CH„
H2C
CCOOCHs CHs
CBrCOCI /
H2C
I H3C-C-CH„
H2C
\ CCOOCHs
CHs
C.COOCH»
CHS
1)Brühl undBraunschweig,Ber. 25, 1806; Ber.26,288.
— 12 — C=CO
/ /
H2C H2C
CCOOCH3 CH3
Die
Durchführung
scheitert daran, dass beim Bro- mieren des Säurechlorids unterAbspaltung
"on Chlor¬methyl Bromcamphersäureanhydrid
sich bildet und zwarschon bei tiefer
Temperatur.
CBrCOCl CBr
/ / \
/
/
COH2C
\
H.C-C-CH, 1 H3CCCH3 0+ CH3C1
HoC
/
•\
\
CO\ \ /
H3C
I 1
H2C
CCOOCH, ,CHS
ßromcamphersäure-al- methyl-ester-o-chlorid
Auch das
Camphersäure-al-methylester-o-chlorid zßigt
schon diese Tendenz derAnhydridbildung
undgeht
beim Destillieren bei 15 mm Druck zum TeilinAnhydrid
über. Versucheausdem
CampherestersäurechloridmitTri-
CHCOC1 C - CO
. CH3
Bromcamphersäureanhydrid
H2C H.C
H3C-C-CH3
H2C H2C
H.C-CCH.
CCOOCH3 CH3
Camphersäure-al-methylester-
o-chlorid
CCOOCHs CH3
Camphersäure-al-methylester-
o-keten
13
aethylamin
oder Chinolin HClabzuspalten
und so even¬tuell zu einem
polymeren
dimolekularen Keten zukommen,1)
das dann, wie andereCyclobutanderivatè
hätte
entpolymerisiert
werden können, hatten ebenfallskeinen
Erfolg,
da dieSalzsäureabspaltung
nurlangsam
und unvollkommen vor sich
geht.
Wenn auch nicht zu freien Ketenen, so doch zu
Polymerisationsprodukten
von Ketenen und zu einerReihe von anderen Ketenderivaten kommt man
dagegen
von der
Camphocarbonsäure.
Das Keten, das sich vondieser Säure ableitet, hafte besonderes Interesse nicht
nur als
optisch
aktives Keten, sondern auch als erster Vertreter der Ketonketene. Diese Ketene könnten den Diketonengegenübergestellt
werden.C6H5—C = O C6H5-C = C - O
I I
C6H5—C = O C6H5-C = O
Benzil
Phenylbenzoylketen
(unbekannt) Man sollte eine besondereReaktionsfähigkeil
bei diesen Ketonketenen erwarten,geradeso
wie die a-Di-ketone viel
reaktionsfähiger
sind als dieentsprechen¬
den Ketone. So ist z.
B..Diacetyl
vielreaktionsfähiger
als
Methylaethylketon.
Behandelt man eineaetherische
Lösung
von Brom-camphocarbonsäurebromid,
das ausCamphocarbon¬
säure leicht herzustellen ist, mit Zink so entsteht
|)Wedekind, Am. 326,S. 246.
- 14 —
H.C
/
CH
\
CBrCOBr H2C
CH
[
H3C-C-CH3J
+Zn_H.C CO
\ /
c CH3
Bromcamphocarbon- säurebromid
c= co
HX-C-CH,
H2C
\
i
+CO
ZnBr2
/
V
c CH3 Camphoketen
eine
gelbe Lösung,
die ausserordentlich unbestän¬dig
ist, und beim Versuch, das Keten zu isolieren,tritt
Polymerisation
ein und man erhält ein bimoleku¬lares
Polymerisationsprodukt,
das identisch ist miteinem
Körper,
der schon früher von Kachler undSpitzer
aus
Camphocarbonsäure
mitAcetylchlorid
erhalten wor¬den
ist.1)
Die Konstitution diesesPolymeren
ist auf Grund der frühern Versuche nicht bekannt und auch ich konnte sie noch nicht definitiv aufklären, nur lässt sich so viel mit Bestimmtheit sagen, dass das bimole¬kulare Produkt kein
Diketocyclobutanderivaf
darstellt, wie sonst die bimolekularenKetene8),
denn in seinenReaktionen unterscheidet es sich wesentlich von den Reaktionen der
Cyclobufanderivate
ausCampherketen,
welche nachher beschrieben werden und sich ganz an¬ders verhalten. Mit Toluidin z. B. wird es nicht zu Cam-
phocarbonsäuretoluidid aufgespalten,
mit Alkaliengeht
es nicht in
Camphocarbonsäure
resp. in ein Ketonüber3),
sondern wird zu einer Säure von der Zusam¬mensetzung
2 Keten + 1 H20aufgespalten
und zwarerfolgt
dieseAufspaltung
sehr leicht. Es ist nach denEigenschaften
dieselbe Säure, welche Kachler undSpitzer
erhalten haben, als sie eineChloroformlösung
von
Camphocarbonsäure
mehrere Wochen mit Phos-phorpentoxyd
stehenHessen.4)
Versuche, durch Er-1)Monatshefte II, S.241,(1881).
2) DieKetene, S. 39.
3) Ueber dieBildungvonKetonenaus Cyclobutanderivaten, vgl. Ber.44,521.
4) loc. cit.
15
hitzen aus dem
Polymeren
durch.Entpolymerisatiorl
zum einfachen Keten zu kommen, haften keinen
Erfolg,
zum Teil
geht
derKörper
im Vacuum unverändert über,grösstenteils
wird ervollständig
zersetzt.Bei den Ketenen tritt in der
Regel Polymerisation
unter Zusammentrit zweier Moleküle an der Kohlenstoff¬
doppelbindung
unterBildung
einesVierrings
ein, z. B.entsteht aus
Dimethylketen
CH3
\
C = CO CH.CH3 OC-C
CH3
CHS
>
-COoc—c<f
\
CH3Tetramethyldiketocyclobutan.
CH3
^CH3
Die a-Ketonketene haben nun auch ein
konjugiertes System
vonDoppelbindungen
und es könnteAnlagerung
in 1—4
Stellung eintreten1),
sodass man einlactonartiges Polymere
bekäme.(3H3
1
/ / H2C
CH (
\
0'/
\2 111 /
c=c- -o=c
\ CH2
1 "sC-C-CH.,13
4 + 43|hsC-C-CH3|
H2C
\
\
c=o c - c
/ ' II 2\
/
°Xc
CH2
CH3 H
Gamphoketen
l; Thiele, Ann.306, S. 94 (1899).
— 16 —
C CH
Polymères
Schmp.
196°Diese Formel wurdefrüher auf Grund ganz anderer
Betrachtungen
vonBishop,
Claisen und Sinclairaufge¬
stellt2).
Wahrscheinlicnerist es aber, dass nicht beide Mole¬
küle in
1,4-Stellung reagieren,
sondern dass 1 Molekül in1,2-Stellung
sich anein zweites in1,4-Stellung anlagert.
In diesem Falle käme man zu einem
Pyronderivate
vonfolgender
Konstitution:H,C /
CH
\
CO
*5c-f*'W*
Y ^
I H3C-C-CHS II
|
H.c c
nv
c o
CH3
Polymères, Schmelzpunkt 196°.
Wir könnten dann die
Bildung
diesespolymeren
Produktes inBeziehung bringen
zurBildung
derDehy-
dracetsäure aus
Acetessigester.
Diese Reaktion lässt sich leicht dadurch erklären, dass man annimmt, dass bei derBildung
derDehydracetsäure
ausAcetessigester
Alkoholabgespalten
wird unterBildung
vonAcetylketen
.2)Ann.281, S. 393.
17
und dass sich ein Molekül
Acetylketen
in1,2-Stellung
an ein zweites in
1,4-Stellung anlagert.
4
o
'/
<HaCC CO
I
+II
CH CHCOCH,
2
o
HsC CO
CH CHCO-CH.
\ /
CO CO
1 Dehydracetsäure
Die leichte
Abspaltung
von Alkohol ist in diesemFalle nich zu bewundern, da
ja
das Wasserstoffatom ausserordentlichbeweglich
ist.Vollständig aufgeklärt
ist dieFormulierung
desKetenpolymeren
nicht, denn man sollte bei der Auf¬spaltung
desKörpers folgende
Säure erwarten:CH
\
CO
C^
H3
| HSC-C-CHS||
H2C C
\.
C CH3
.11 I
\v\îc
"Qfc t&**\&
O
./
totà
ö\*
+ H20
H2C
|
H3CCCH, H2C\
\
HOOC
„I H3C'c-CHsl
/
CHS
/
0„DUUb 0C
\
CH2
CH.
Säure I.
- 18 —
und diese sollte mit Eisenchlorid eine
Färbung geben.
Das ist aber nicht der Fall. Sonst würde diese Formu¬
lierung gut erklären,
dass auch dieselbe Säure aus den unten beschriebenenCyclobufanderivaten
durch Auf¬spaltung
mit Salzsäure entsteht. Diese neue Säure sollte aber aueh weiter durchAbspaltung
von Kohlen¬säure in das Kefon •
Schmelzpunkt
182°übergeführt
werden können. Durch Kochen mit
Kalilauge
erhältman aber nicht das Keton, sondern ein Produkt, das
von dem unten beschriebenen Keton verschieden ist.
Deshalb konnte die Konsfiiufion des
Polymeren Schmp.
196° nicht sicherfestgestellt
werden.Zu dem
gleichen Ketenpolymeren (Schmp. 196°)
kommt man auch in sehr einfacher Weise durch Erhitzen desCamphocarbonsäurechlorids
im Vacuum. DiesesChlorid lässt sich auch im Vacuum nicht destillieren, sondernunter
Abspaltung
von HCl bildet sichprimär
das Keten, das sich sofortpolymerisiert.
CH CH
H2C
\
H2C
| H8C-C-CHS
|
CHCOCIHoC
V
CO HsC'C'CHgCO HaC
\
CH3
Camphocarbonsäurechlorid
CO
c CH3
Camphoketen
Polymères Schmp. 196
Derartige Zersetzung
von Säurechloriden unter primärerBildung
von Ketenen ist vonBistrzycki
beimPalmitinsäurechlorid1) nachgewiesen,
aus dem trimole- kulareKefenpolymere
sich bilden und weiter bei demDiphenylessigsäurechlorid,
bei dem auch freies Keten sichbildet.2)
Bei der
Beweglichkeit
der',Wasserstoffatome
derCamphocarbonsäure
schien esmöglich
durchEinwirkung
von Tertiärbasen aus diesem Säurechlorid leicht undquantitativ
HClabzuspalten
und so zur Lö¬sung von freiem
Camphoketen
zu kommen, ähnlich wieman bei der
Anwendung
der Wedekind'schen Methodeaus
Diphenylacetylchlorid
dasDiphenylketen
erhaltenkann.8)
Beim Arbeiten in ätherischerLösung
istauch während einer kurzen Zeit das Keten in freiem Zustand in der
gelben Lösung
nachweisbar. So wurde das Keten durchZugeben
von Wasser inCamphocar¬
bonsäure, durch
Zugabe
vonp-Toluidin
inCamphocar- bonsäure-p-toluidid übergeführt.
Aber sehr rasch trittPolymerisation
ein und unter diesenBedingungen
bil¬den sich zwei dimolekulare
Polymerisationsprodukte,
die beide als
Cyclobutanderivate
aufzufassen sind und sich nur durch die räumlicheAnordnung
der Atome unterscheiden.CHS C H
C
h/Tv /co\ </
CH2|
H3C-C-CH3I^C'C'CHg H2C
C CH3
Polymères
I.CO
\xS /K \ /
CH2 /
Trans-Dicamphocyclobutandion.
1) Ber. 42, S. 4720.Die Ketene, S. 20.
2) Staudinger, Ber. 44,S. 1621;DieKetene, S. 18ff.
E) Staudinger, Ber.44, S. 1619(1911).
H2C CH
— 20
y /
COCH
\
| H3C-C-CH3I\
co\co/oc
\
CH2|
H3C-C-CH3|
CH2
/
H2C
c c
CH3 CH»
Polymères II.
Gis-Dicamphocyclobutandion.
Durch
p-Toluidin
werden beideCyclobutanderivate
leicht
aufgespalten.
Es bildet sichCamphocarbonsäure- p-toluidid.
GH „„ GH
/ ./\ ./G0\
H2G G
\y
G
H2G
| H3C-C-CH3|\
GH2
\ \
?°\go/°g jh3c-cch3 |
+
2P-GH3.CsH4
•NH2C GHs
GH2
/
G GHs
./
GH
H2G GH-GONH-
C6H,-CH3-p.
H2G
H3CC-CH8
\
CO
G GHs
Die Reaktion ist also ganz
analog
derAufspaltung
von andern
Cyclobutanderivaten,
z. B.:CH3
^>C
COCH3
I I
CH3+
2C6H5NH2
=2(CH3)2CH.CONHC6H5.
OC- \
CH8
Beim Behandeln der beiden
Polymeren
mit Alkaliin
aethylalkoholischer Lösung
entsteht einKeton, dessenBildung
durchfolgende
Formelausgedrückt
wird, dasalso ganz
analog
entsteht, wie z B.Isopropylketon
ausdem
Tetramethyldiketocyclobutan,1)
wobei manprimär
die
Bildung
einer Säure annehmen muss.CH3.
/C0\ /CHä (CH3)2CH-CO-C(CH3>
y^\/ y°\
—+ H00C ~+CH3/ '^CCK \CH,
H—O H
Tetramethyldiketocyclobutan
(CH3)2CH.CO.CH(CH3)2 Isopropylketon
(:h GH
/
H2G
\ /CC
CH3|
\CO
N3C
\
\
GH2
1
H3C-CH2G
/
Ih3c-(V OG
:-ch3
|
->CH2
\
1
/ \ \
(
CH3 GH3
Polymères II
/
H2G
2H pn 1
\/ \/
GH G
:h
\
\
GH2
|
H3C-(H2C
:-ch3
|
GO
UV0G
•CH3 CH2|
\
1
/
-<
HO
\
(À
CHs cÎH3
1)DieKetene,S. 44.
— 22 -
GH GH
H,C G—CO—C
H.G
H3C-C-CH3
J
CO
/
GH2
OG
H3C-C-CH3
J
GH2
/
G G
GHs GHs
Keton Schmp. 182°
Das aus beiden
Polymeren
erhaltene Keton warvollkommen identisch und
gleichdrehend.
Mit
Methylalkohol
beiGegenwart
von etwas Kali bildet sich nebengeringen Mengen
des Ketonshaupt¬
sächlich
Camphocarbonsäuremethylester,
das kann soerklärt werden, dass
Methylalkohol
auf diePolymeren
leichter einwirkt als Wasser.
GH GH
/
HaC
|
"sc-H2C
\
,COs
A
<
c-ch3 1 \ GO
./
G
I
GH2H3CCCH3 I + 2 GHsOH
G GHs
-GO/ OC GH2
y
G
. GHs
Polymères II
GH
H2G HgC'C*CH3 H2G
\
GH GOO GH3
,1 GO
G GHs
Camphocarbonsäuremethylester
Diese
merkwürdige
Reaktion besitzt einGegen¬
stück in der von
Staudinger
und Endle entdecktenSpaltung
vongewissen
vonDiphenylketen abgeleiten
(3-Lactonen mit
methylalkoholischem
Kali zuEstern.1)
CHsOCÄCH GH=G
(G6H6)
| |
+ CH40 —y1 (C6H5)2C CO—0
CH30C6H4CH—GH2—C(G6H6)
= OI
(C6H5)2G
—GOOGHsDer
Camphocarbonsäuremethylester
aus beidenPolymeren
istgleichdrehend
und identisch injeder
Hin¬sicht mit dem direkt aus der
Camphocarbonsäure
ge¬wonnenen Produkt. Das beweist, dass die verschiedene
Drehung
derPolymeren
durch die verschiedeneLage gleichdrehender Campherringe
amCyclobutanring
be¬dingt
ist.Die
Cyclobufanderivate
sind in einer ganzenReihe von Fällen leicht zu
entpolymerisieren.
So kannz. B. durch Erhitzen von
Diphenyldimethyldiketocyclo-
butan
Phenylmethylketen
erhaltenwerden.2)
G6H5\q Qo GeHj
CHs
I I /C«11»—
2V
=GO00-<CH! CH/
Deshalb bestand die
Hoffnung,
diePolymeren
durch Erhitzen zu
entpolymerisieren
und so zu demfreien
optisch
aktiven Keten zu kommen.(S.
Form.S.24)
In der Tat, beim Erhitzen über den
Schmelzpunkt,
also bei ca. 150—160° tritt
Entpolymerisation
derCy¬
clobufanderivate ein, wie man am Auftreten einer schwachen
Gelbfärbung beobachtet,
aber dieseFärbung
ist
unbeständig
und verschwindet sehr rasch bei derdarauffolgenden nochmaligen Polymerisation.
In diesemFalle lässt sich also das Keten nicht isolieren, auch
1) Endle,Diss.Zürich, 1913, S. 25.
2)Ruzicka,Diss. S. 72.
•
— 24 —
CHS
G
/ GH
,/\
,/G0\
H2G
|
H3C-C-CH3| \ ...H2G I CO xco/
OG
I
G
CH2 H3C-C-CH3
\
C CHs
GH2
./
GH
CH
H2G
/ \ \
G=GO H2C
H3C*C"CH3
\
CO
/
G CHs
nicht durch Abdestillieren im Vacuum und rasches Ab¬
kühlen, wie das in andern Fällen
möglich
war, z. B.:beim
Diäthyldiketocyclobutandicarbonsäureester,
denndasselbe
geht
bei der hohenTemperatur
in das erst¬beschriebene
Polymerisationsprodukt
vomSchmp.
196°über. Dies ist also dann das
beständigste Polymeri¬
sationsprodukt
und seineBildung
z. B. beim Erhitzen desCamphocarbonsäurechlorids
ist auf Grund dieserBeobachtung
leicht verständlich.Dass beim Erhitzen der
Cyclobutanderivate primär
freies Keten auftritt und dieses dann erst weiter zudem 196°
Polymeren polymerisiert,
dass also dieCy¬
clobutanderivate sich nicht in das 196°
Polymere
direktumlagern,
konnte dadurch sichernachgewiesen
werden, dass esgelingt,
dasCamphoketen
imEntstehungszu¬
stand an andere
ungesättigte Verbindungen anzulagern.
So bildet sich beim Erhitzen der beiden
Cyclobutan-
derivate mit
Benzylidenanilin
einKörper,
der wie einLactam zusammengesetzt
ist.1)
CHa GHz
"\
HsG-G/ c-
^GH
\_
G il 0
CH3 -G-
CH3
./
-CO
G6H5-GH N-C6H5
Das Lactam wurde auch
optisch
untersucht uns eserwies sich, dass das aus beiden
Polymeren
erhaltene Lactamvollständig
identisch undgleichdrehend
ist.Diese Lactame sind aber charakteristische
Anlagerungs¬
produkte
der Ketene. Sogibt Dimethylketen2)
mit Ben¬zylidenanilin
ein Lactam von der Formel (CH3>C COI I
G6H5GH—NC6H6
Fernerkonnte durch Erhitzen mitChinon ein Chino- dimethanderivat erhalten werden, auf Grund derselben
Reaktion,
wie dasDiphenylketen
mit Chinon in der Bil¬dung
vonTetraphenylchinodimethan reagiert.
C9H140=C=CO
0 C9H140=G
11 G
11 G
/
HG
\
GH HG CH
II
HG
II
GH HG CH
\
G G
11 il
0 G9H1(lO=C
C9H140=G==CO
1)Esist auch möglich, dass sich durch Addition in 1—4Stellung eind-Lactam bildet und eventuell könnte derobige Körperauch dieZusammensetzungeines (5-Lactami
haben. Bei derAnlagerung entsteht auch ein zweiterKörper von derselbenZu¬
sammensetzung.
2) Staudinger undKlever,Ber. 40,1153.
— 26 —
(G6H6)2G=GO
0
(C6H6>C
n
G G
/
HC GH HG CH
HG GH HG GH
V7 V7
G G
il il
0 (C6H5>C
(G6H6)„C=CO
Es bleibt noch
übrig
-das Auftreten zweier Diketo-cyclobutanderivate
aus demCamphoketen
zudiskutieren.Die beiden
Polymeren
unterscheiden sich wesentlich durch ihreKrystallform,
Farbenreaktionen undhaupt¬
sächlich durch ihr
Drehvermögen,
die Derivatedagegen,
diedurch
Aufspaltung
erhaltensind, wiez.B.derCampho- carbonsäuremethylester
ebenso wie dasoptisch
unter¬suchte Lactam haben das
gleiche Drehvermögen,
dahermüssenzwei
gleiche
Ketenmolekülesichinverschiedener Weisezusammenlagern
können und die einfachste An¬nahme ist, dass wir hier eine Cis- und eine Transform haben,die sich durch ihr
Drehungsvermögen
stark unter¬scheiden, obwohl sie
gleiche asymmetrische
Kohlenstoff¬atome besitzen. Aehnliche Fälle sind
ja
bekannt. So besitzen nachAngaben
von Waiden dieDiamylester
der Fumar- und Maleinsäure ein verschiedenesDrehungs¬
vermögen.1)
GH.COOC5Hu CH.GOOG5Hn
C5HnOOC GH CH.COOCsHn
Fumarsaures Diamyl
[o]d=+
5,69°. Malemsaures Diamyl[c]d-+
4,35°1)Zeitschr.phys. Chem. 15, S.642.
H2G H2G
CH
HC./
c- \C-GHsCHs
G GO
/\
GO GO
OG G
/
\/ CH3 \
H3C-Cf
c^GH
CH2 GH2
Polymères I
[a]D
= + 126,8°Trans-Dicamphocyclobutandion
H2C H2G
HC^
Ê-^G-GHs
CH3
./
G GO
/\
OG GO
\y
G GO
/
\/ CH« \
HCf c- \G-GH3
\ CH3 / .
GH2 GH2
Polymères II
[a]D
= + 62,9°Cis-Dicamphocyclobutandion
Welches der beiden
Polymeren
die Cisîorm und welches die Transform ist, lässt sich nicht entscheiden,es dürfte dies auch
schwierig
sein, da bei chemischen Reaktionen derCyclobutantring
leichtangegriffen
wirdund nicht etwa die
Carbonylgruppen
ausserhalb desRings.
Wäre dieses nicht der Fall, so könnte man z. B.durch
Einwirkung
vonHydrazin
Aufschluss erhalten,— 28 —
denn bei der Cisform würden auch die
Carbonylgruppen
der
Campherringe
mit einander unterBrückenbildung reagieren.
Zum Schluss sollen nochmals zusammenfassend die
Eigenschaften
desCamphoketens,
des ersten Re¬präsentanten
dercyclischen
und Ketonketene, charakteri¬siertwerden. Das
Camphoketen
istschwachgelb gefärbt
und ist in reinem Zustand nicht herzustellen, da es sich in der Kälte auch in verdünnter
Lösung
ausserordentlich leichtpolymerisiert.
DieseUnbeständigkeit
ist verständ¬lich durch die Nachbarschaft der
Carbonylgruppe,
auchder
Aethylketencarbonester1) zeigt
sie, wenn auch nicht ingleichem
Masse.GH
C2H50
In beiden Fällen wird die Nachbarschaft der
Doppel¬
bindung
dieReaktionsfähigkeit
derKetengruppe
starkerhöht. Nach anderen
Erfahrungen
ist weiter aber auch0 ii
zu erwarten, dass die -G - OC2H5 nicht so starke
Wirkung
hat, weil das CO hiergesättigter
ist, als dieGO-Gruppe,
die
ketonartig gebunden
ist.Dieser Einfluss, den die Nachbarschaftvon
Doppel¬
bindung
auf dieReaktionsfähigkeit
desCarbonyls
ausübt,ist
allgemein
beobachtetworden.3)
So sinda-ungesättigte
Säuren und Ester,a-ungesättigte
Ketone,a-ungesättigte
Ketoncarbonsäureester und a-Diketonereaktionsfähiger
alsdie
entsprechenden Verbindungen,
dienureineDoppel¬
bindung
haben, also als dieentsprechenden gesättigten
Säuren, Ester und Ketone:1) Staudingeru. Bereza,Ber.42, 4909,1909.
2) Staudingeru.Kon, Ann. 384. S.38, 1611.
sind
reaktionsfähiger
als RGORRGH - GH GOOR 1
RCO COOR I s
reaktionsfähiger
als RGOORCOOR . GOR RGH=GHGOR RGO.GOR
Dieses kann nach
Thiele1)
dadurch erklärt werden, dass in allen diesenVerbindungen
einkonjugiertes System
vonDoppelbindungen vorliegt
undStaudinger
und
Kons) zeigten,
dassKörper
mitkonjugierten Doppel¬
bindungen
imallgemeinen
vielreaktionsfähiger
sind alssolche ohne
Konjugation.
Im Anschluss'an diese
Untersuchung
hätte es Inte¬resse
gehabt
ein Keten von der Formel:RGH =
CHV
>C
= G = ORGH - GH/
darzustellen, welches eventuell von der Säure RGH = CR. .GOOH
RCH - CR/
\cOOH
zu erhalten wäre. Solche Ketene sind aber nicht her¬
zustellen, weildas
Ausgangsmaterial
nicht zu beschaffenist. Im zweiten Teil
vorliegender
Arbeit ist ein unge¬sättigtes
Keten, dasDiallyketen,
beschrieben, das be¬ständig
ist. Der Einfluss derDoppelbindung inßy-Stel- lung
äussert sich also nicht.Bei der
Polymerisation
desCampoketens
bildensich bei tiefer
Temperatur
zweiDicamphocyclobutandione,
die bei höherer
Temperatur
leicht in das freie Keten zerfallen, welches zu einemneuenPolymeren
zusammen¬tritt. Das Keten
lagert
sich anBenzylidenanilin
unterBildung
eines Lactams an, mit Chinon bildet sich einChinodimethanderivat,
das Keten wäre danach mit den Ketoketenen zuvergleichen,
wenn nicht mittlerweile nach¬gewiesen
wäre, dass bei höhererTemperatur
auch dieAldoketene zu den
gleichen
Addifionsreaktionenbefähigt wären.3)
1)Ann. 306,S.94, 1899.
2) Ann.334, S. 33, 1911.
3) Endle,Diss. S. 41 ff.
Experimenteller Teil I.
Camphocarbonsäurechlorid.
Camphocarbonsäure1)
wird in derKälte2)
mit dergleichen Gewichtsmenge Thionylchlorid übergössen,
wo¬bei sich nach kurzer Zeit die Säure löst. Nach 12-stün-
digem
Stehen wird dasüberschüssige Thionylch'orid
im Vacuum
abgesaugt
und das zurückbleibende Säure¬chlorid zur
Trennung
von etwas Schmieren, die unge¬löst bleiben, in Petroläther
aufgenommen.
Nach Absau¬gen des
Lösungsmittels
erhält man das Chlorid alsgelbes
Oel, das inKältemischung
erstarrt. Inorgani¬
schen
Lösungsmitteln
ist es leicht löslich, aus der Lö¬sung in
niedrig
siedendem Petroläther kann es durch Einstellen inKältemischung
in feinen, weissen Nädel- chen erhalten werden, die bei Handwärme schmelzen.Das Chlorid wurde nicht weiter für
folgende
Versuchegereinigt,
im Vacuum lässt es sich nicht destillieren, da es sich dabei zersetzt. Es istempfindlich
gegenFeuchtigkeit
undreagiert
lebhaft mit Wasser. Dass das Chloridvorliegt,
wurde einmal durchUeberführung
des¬selben in
Camphocarbonsäure nachgewiesen,
dann wurde das Chlorid in den von Brühl beschriebenenCamphocarbonsäureäthylester
vomSdp.
156° bei 14,5mm
übergeführt. Brühl3)
fand denSiedepunkt
166,8°bis 167,8° bei 21 mm. Der Ester
gibt
die von Brühl beschriebenenFarbenreaktionen.4)
1) Die Camphocarbonsäure wurde zum Teil nach der Natrium-Kohlensäure Methode von Brühldargestellt (Ber. 21, S. 3385, 1891),zum Teil nach seinerNatriumamid- Kohlensäure Methode(Ber. 36, S.1305); Creighton, Diss. Zürich1911. Dievonletzterm angegebenenSchwierigkeiten lassen sichumgehen, wenn mandieDarstellungineinem JenaerRundkolben aufderSteinkopf'schen Schüttelmaschinevornimmt.
2)Auf dem Wasserbade vollzieht sich dieReaktion sehrschnell, dochistdas Chlorid wenigerrein.
3) Ber.24,S.3391, 1891.
4)Ber. 35,S.3511, 1902.
Schliesslich wurde aus dem Chlorid das
Campho- carbonsäure-p-toluidid1) dargestellt.
Diesesbildet schöne farblose Prismen, leicht löslichimAether, etwasschwerer in Alkohol undMethylalkohol,
sehr schwer löslich in Petroläther und fast unlöslich in Wasser.Schmp.
102,5°—103,5° nach
zweimaligem Umkrystallisieren
ausAetherpetroläthergemisch.
0,3075 gr. Substanz
gaben
14ccm Stickstoff bei 19°und 727 mm Druck.
Berechnet für: Ci8H2302N Gefunden:
N 4.91
°/o 5.09%
Darstellung
desPolymeren
vom Schmelzpunkt 196°.Versucht man das rohe
Camphocarbonsäurechlorid
durch Destillation im Vacuum bei 12 mm Druck zu
reinigen,
so tritt unterSalzsäureabspaltung Zersetzung
ein, und wenn man dieTemperatur
des Oelbades auf 170° hält, so erstarrt nach einer kurzen Zeit der Inhalt des Kolbens zu einer weissenKrystallmasse,
die nurSpuren Halogen
enthält und die aus fast reinemPoly¬
meren
Schmp.
196° besteht. Das Chlorid zersetzt sich aber auch beidreitägigem
Erhitzen auf 100°vollständig
und sodargestelltes Polymères
ist besonders rein. Dassprimär
das Keten entseht, sieht man daran, dass eine geringeMenge
desPolymeren Schmp.
196° am obern Teildes Kolbensdestilliert,währendsonstdieses keineTendenz
zur Sublimation
zeigt.
DerKörper
ist in Aether,Essig¬
ester, Benzol und
Xylol
leicht löslich,weniger
leicht in Alkohol und Schwefelkohlenstoff, schwer löslich inMethylalkohol
und fast unlöslich in Petroläther. Durchzweimaliges Umkrystallisieren
ausMethylalkohol
mitTierkohle wird er in schneeweissen Nädelchen erhalten
vom
Schmp.
195,5°—196,5°.1.0,2059g
Substanzgaben 0,5588g
GO2 und 0,1407 g H2O II.0,2083g „ „ 0,5650g CO2 „ 0,1462 g H2O1) Reagensrohrversucheergaben,dass das Anilid wenigerkrystallisationsfähigist.
- 32 —
Molekulargewichtsbestimmung (nach
derkryos- kopischen
Methode inBenzol):
I. 0,1528g Substanz in 20,64 g Benzol Tj - T. - 0,112°.
II. 0,1917 g „ „ 13,953 g „ T8 -T4 - 0,206°.
III. 0,4375g „ „ 13,953 g „ T„ - TB - 0,475°.
Gefunden:
Berechnet für
(CnHuO.)3
, I II III C 74,11%
74,02% 73,98%
H 7,92 7,65 7,85
Molekulargewicht
356 337 340 336,7Das
Polymere
ist identisch miteinem ausCampho-
carbonsäureund
Acetylchlorid
nach Kachler undSpitzer's Angaben hergestelltem
Produkt, wie durchMischproben nachgewiesen wurde1).
Mit Eisenchloridgibt
derKörper
keine Reaktion. Beim Erhitzen mit Anilin und mit Toluidin konnten keine
krystallisierten
Produkte erhalten werden. Erhitzt man die Substanz imReagensrohr,
sozersetzt sie sich ohne zu sublimieren,
Es wurde versucht durch Erhitzen im Vacuum das das
Polymeren
aus einer Quarzröhre über eine auf ca.600° erhitzte
Kupferspirale
destilliert in einemApparat,
der schon früher kurz skizziert wordenist2).
Während des Erhitzens erschienengewöhnlich
weisseDämpfe
inin der Kühlbirne, welche dort kondensiert wurden. Von 5 g Substanz wurde wohl kaum ein
Centigramm
erhalten.Die Substanz war weiss, hatte einen schwachen Geruch und schmolz unter 50°. Mit
p-Toluidin
konnte keinCamphocarbonsäure-p-toluidid
daraus erhalten werden, alsolag
Keten nicht vor. Die Quarzröhre enthielt einegelbe, glasige
Masse. DurchUmkrystallisieren
ausMethyl¬
alkohol konnte daraus in
jedem
Versuche unverändertes(oder
wiederentstandenes) Polymères
isoliert werden.Eine andere einheitliche
Verbindung
konnte nicht nach¬gewiesen
werden,hauptsächlich
entstand ein Harz.1) Monatshefte11, S.241, 1881.
2) Endle,Diss. S. 71.
Staudinger undEndle,Ber.46,S. 1440, 1913.