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Wenn Protonenpumpenhemmer nicht ausreichen

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Academic year: 2022

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Protonenpumpeninhibitoren (PPI) gelten bei gastroösophagealer Refluxkrankheit (GERD) als Therapie der Wahl, sie wirken meist rasch und zuverlässig. Randomisierte, kontrollierte Studien haben jedoch gezeigt, dass etwa 30 Prozent der GERD-Patienten trotz adäquater Behandlung mit PPI störende Restsymptome haben. Aus der Literatur ist bekannt, dass PPI bei leichter Refluxösophagitis meistens zur Heilung führen, deutlich schlechter sind jedoch die Heilungsraten bei schwerer Refluxösophagitis. Zudem gelingt eine zufriedenstellende Symptomkontrolle nur bei 75 Prozent der Pa- tienten mit typischen Refluxbeschwerden, viel seltener jedoch bei Patienten mit atypischen oder extraösophagealen GERD-Symptomen.

Wenn mehr als eine Säurehemmung notwendig ist

Eigentlich ist die unzureichende Behandlungswirkung der PPI nicht überraschend, denn PPI wirken bei GERD nicht kausal. Vermin- dert wird zwar der Säuregehalt des Refluats und damit seine Aggressivität, nicht aber der Reflux als Folge der mangelhaften mechanischen Barrierefunktion des unteren Ösophagussphinkters.

Zur Bekämpfung von Refluxbeschwerden sind H2-Rezeptor-Ant - agonisten und Antazida den PPI eindeutig unterlegen. Patienten,

die mit diesen Substanzen eine gute Symptomlinderung erfahren und keine gravierenden, endoskopisch sichtbaren Läsionen der Speiseröhre aufweisen, können leitlinienkonform auch so behan- delt werden.

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse haben zu einer Renaissance einer anderen «alten» Wirkstoffklasse, der Alginate, geführt. Kurz nach der Nahrungsaufnahme bildet sich auf dem Nahrungsbrei im Magen eine Säureansammlung von 50 bis 70 ml, die als «acid pocket» (Säuretasche) bezeichnet wird. Bei Inkompetenz der phy- siologischen Refluxbarriere fliesst der Inhalt der «acid pocket» in die Speiseröhre und kann postprandiales Sodbrennen auslösen.

Dies tritt besonders dann auf, wenn die «acid pocket» in einer Zwerchfellhernie liegt. Gemäss Studien fallen Alginate aus einer Alginat-Antazidum-Mischung in der «acid pocket» aus und bilden eine gelartige Schicht auf der Oberfläche der Säureansammlung.

Diese verhindert mechanisch den Reflux. Zudem haften Alginate nach Kontakt noch stundenlang am Ösophagusepithel und bilden dort eine Schutzschicht.

Alginate als Add-on zu PPI

Bei leichten Refluxbeschwerden sind Alginate durchaus eine Alter- native zu den PPI. Im Einzelfall kann es auch gerechtfertigt sein, bei refluxbedingten Schlafstörungen oder bei vermuteten extraöso- phagealen Refluxsymptomen (Husten, Heiserkeit, asthmatischen Beschwerden etc.) einen Behandlungsversuch mit einem solchen Präparat vorzunehmen. Allerdings gibt es dazu bislang keine adäquaten, randomisierten, kontrollierten Studien. Auch zur Wirksamkeit von Alginaten bei endoskopisch verifizierter Reflux - ösophagitis liegen bis anhin keine Daten vor.

Anhaltende Refluxbeschwerden trotz adäquater PPI-Behandlung (Standarddosis über 8 Wochen) sind ein häufiger und wesentlicher Grund dafür, dass GERD-Patienten mit der Therapie nicht zufrie- den sind. Dafür kommt ein ganzes Ursachenspektrum infrage (mangelnde Compliance, gestörte Magenentleerung, nicht saurer Reflux, begleitendes Reizdarmsyndrom, funktionelles Sodbren- nen, psychische Komor bidität u.a.), das nach eingehender Dia - gnostik ruft. In dieser Situation kann versucht werden, die PPI-The- rapie durch Dosiserhöhung oder Präparatwechsel zu verbessern.

Als neue Option kommt auch die Kombination eines PPI mit einem

Alginat in Betracht.

Halid Bas

Quelle: Labenz J, Koop H: Gastroösophageale Refluxkrankheit – was tun, wenn PPI nicht ausrei- chend wirksam, verträglich oder erwünscht sind? Dtsch Med Wochenschr 2017; 142: 356–366.

Interessenkonflikte: JL: Beratungs-, Publikations-, Vortragshonorare bzw. Forschungsunter stüt - zung AstraZeneca, EndoStim, Pfizer, Reckitt Benckiser, Torax-Medical. HK: Beratungs- und Vortrags honorare Reckitt Benckiser, Publikationshonorar Pfizer.

Wenn Protonenpumpenhemmer nicht ausreichen

Neuer Behandlungsalgorithmus bei gastroösophagealem Reflux

Wenn bei gastroösophagealer Refluxkrankheit eine Therapie mit Protonenpumpeninhibitoren nicht aus- reichend ist oder nicht vertragen wird, stehen Algi- nate als therapeu tische Alternative zur Verfügung.

Deutsche Medizinische Wochenschrift

Rund die Hälfte der GERD-Patienten leidet trotz adäquater PPI-Therapie weiterhin unter Symptomen.

PPI therapieren nicht den Reflux, sondern wirken auf die chemische Beschaffenheit des Refluats.

Bei leichter GERD sind Alginate eine gute Alternative zur PPI-Therapie.

Die «acid pocket», eine postprandiale Säureansamm - lung auf dem Magenbrei, ist häufig Ursache für Refluxbeschwerden unter PPI.

Alginate können gegen das so verursachte postpran- diale Sodbrennen Schutz bieten.

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