Universit¨at Konstanz
Fachbereich Mathematik und Statistik Repetitorium Lineare Algebra 2015 D. Huynh
Kommentare zu ausgew¨ ahlten Aufgaben Aufgabe 6
Zu (c): Der Raum aller reellen Polynome vom Grad ≤ 4 ist 5-dimensional und nicht 4-dimensional: Oft werden hier die absoluten Glieder vergessen.
Zu (d): Der Kern der linearen Abbildung 𝜑 : ℝ 5 → ℝ, mit (𝑥 1 , . . . , 𝑥 5 ) 7→ 𝑥 1 + 𝑥 2 + . . .+𝑥 5 ist 4-dimensional und damit isomorph zu ℝ 4 : Die Bedingung 𝜑((𝑥 1 , . . . , 𝑥 5 )) = 0 ist ¨aquivalent zu 𝑥 1 = −(𝑥 2 + 𝑥 3 + 𝑥 4 + 𝑥 5 ). Die vier Variablen der rechten Seite sind frei w¨ahlbar. Daher ist die Dimension des Kerns gleich 4.
Aufgabe 7
Wir weisen zun¨achst auf mehrdeutige Notation hin. Sei 𝜑 ∈ End(𝑉 ) mit 𝑉 endlicher ℝ-Vektorraum und 𝑉 ∕= 0. Wir setzen
𝜑 2 := 𝜑 ∘ 𝜑.
Also bedeutet 𝜑 2 die zweifache Ausf¨uhrung der Abbildung 𝜑 . F¨ur 𝜑(𝑥) = 𝑥 gilt nun 𝜑 2 (𝑥) = 𝑥 und damit 𝜑 2 (𝑥) ∕= 𝑥 2 .
Wir betrachten nun 𝜓 : ℝ → ℝ definiert durch 𝜓 := 𝜑 9 + 𝜑 4 . Zu (a): Dann ist die Implikation
𝜑 injektiv ⇒ 𝜓 injektiv
falsch. Wir betrachten hierzu 𝜑 : ℝ → ℝ, 𝑥 7→ −𝑥. Diese Abbildung ist offenbar injektiv. Nun gilt
𝜓(𝑥) = 𝜑 9 (𝑥) + 𝜑 4 (𝑥) = −𝑥 + 𝑥 = 0.
Die Nullabbildung ist nur f¨ur den Nullraum (welcher aber nach Voraussetzung hier ausgeschlossen ist) injektiv.
Zu (b): Mit dem gleichen Beispiel 𝜑 : ℝ → ℝ, 𝑥 7→ −𝑥 zeigen wir auch, dass die Implikation
𝜑 surjektiv ⇒ 𝜓 surjektiv falsch ist. 𝜑 ist surjektiv, aber 𝜓 nicht.
Zu (c): Damit ist auch klar, dass die Implikation
𝜑 bijektiv ⇒ 𝜓 bijektiv
falsch ist.
Zu (d): Die Aussage
𝜓 injektiv ⇒ 𝜑 injektiv
ist wahr: F¨ur den Beweis zeigen wir die ¨aquivalente Aussage 𝜑 nicht injektiv ⇒ 𝜓 nicht injektiv.
Sei also 𝜑 nicht injektiv. Dann gibt es ein 𝑎 ∕= 0 mit 𝜑(𝑎) = 0. Aufgrund der Defini- tion von 𝜓 folgt f¨ur dasselbe 𝑎 ∕= 0, dass 𝜓(𝑎) = 𝜑 8 (𝜑(𝑎)) + 𝜑(𝑥) = 𝜑 7 (𝜑(0)) + 0 = ... = 0. Somit ist auch 𝜓 nicht injektiv.
Zu (e): Die Aussage
𝜓 surjektiv ⇒ 𝜑 surjektiv ist wahr. Analog zu (d) zeigen wir die ¨aquivalente Aussage
𝜑 nicht surjektiv ⇒ 𝜓 nicht surjektiv.
Diese Implikation ist aufgrund der Definition von 𝜓 klar.
Zu (f): Die Aussage
𝜓 bijektiv ⇒ 𝜑 bijektiv ist wahr. Dies folgern wir sofort aus (d) und (e).
Aufgabe 8
Sei 𝑉 ein endlich dimensionaler Vektorraum und 𝛼 ∈ End(𝑉 ) bez¨uglich der Ba- sis 𝒜 = (𝑣 1 , 𝑣 2 ) beschrieben durch die Matrix 𝑀 𝒜 =
( 3 1 1 4
)
. Gesucht ist 𝑀 ℬ
bez¨uglich der Basis ℬ = (𝑤 1 , 𝑤 2 ), wobei 𝑤 1 = 3𝑣 1 + 2𝑣 2 und 𝑤 2 = 4𝑣 1 + 3𝑣 2 . Die Situation wird durch das folgende Diagramm beschrieben
𝑉 ℬ 𝑇
𝒜ℬ/ /
𝑀
ℬ𝑉 𝒜 𝑀
𝒜𝑉 ℬ 𝑇
𝒜ℬ/ / 𝑉 𝒜
Damit gilt also
𝑀 ℬ = 𝑇 ℬ 𝒜 ⋅ 𝑀 𝒜 ⋅ 𝑇 𝒜 ℬ .
Wir ermitteln nun 𝑇 𝒜 ℬ . Diese Matrix ist aber bereits gegeben: Aus den Vorausset- zungen erhalten wir
𝑤 1 = ( 3
2 )
𝒜
= ( 1
0 )
ℬ
und 𝑤 2 = ( 4
3 )
𝒜
= ( 0
1 )
ℬ
.
F¨ur die Transformationmatrix 𝑇 𝒜 ℬ , die die Koordinaten eines Vektors bez¨uglich ℬ in Koordinaten bez¨uglich 𝒜 ¨ uberf¨uhrt, gilt mithin
𝑇 𝒜 ℬ
( 1 0
)
= ( 3
2 )
und 𝑇 𝒜 ℬ
( 0 1
)
= ( 4
3 )
.
Daraus folgt
𝑇 𝒜 ℬ =
( 3 4 2 3
)
.
Invertieren von 𝑇 𝒜 ℬ (wir erinnern an die Formel f¨ur die Inverse f¨ur eine (2×2)-Matrix) liefert
( 𝑇 𝒜 ℬ
) −1
= 𝑇 ℬ 𝒜 = 1 det 𝑇 𝒜 ℬ
( 3 −4
−2 3 )
=
( 3 −4
−2 3 )
.
Somit gilt
𝑀 ℬ = 𝑇 ℬ 𝒜 ⋅ 𝑀 𝒜 ⋅ 𝑇 𝒜 ℬ =
( 3 −4
−2 3 )
⋅
( 3 1 1 4
)
⋅
( 3 4 2 3
)
=
( −11 −19
11 18
) . Bemerkung: Das obige Diagramm verallgemeinert die Situation aus der Vorlesung:
Wir nehmen keinen Bezug mehr auf die Standardbasis, sondern auf eine beliebige Basis 𝒜.
Aufgabe 9
Zur Erinnerung: Eine Abbildung 𝜑 : 𝑉 → 𝑊 zwischen 𝐾 -Vektorr¨aumen heißt line- ar, wenn gilt 𝜑(𝑣 + 𝜆𝑤) = 𝜑(𝑣) + 𝜆𝜑(𝑤) f¨ur alle 𝑣, 𝑤 ∈ 𝑉 und 𝜆 ∈ 𝐾.
Zu (c): Die Abbildung 𝜑 : ℝ[𝑥] → ℝ[𝑥] mit 𝜑(𝑓 ) = 𝑓 (1) ist linear. Denn wir haben 𝜑(𝑓 + 𝜆𝑔) = (𝑓 + 𝜆𝑔)(1) = 𝑓 (1) + 𝜆𝑔(1) = 𝜑(𝑓) + 𝜆𝜑(𝑔)
f¨ur alle 𝑓, 𝑔 ∈ ℝ[𝑥] und 𝜆 ∈ ℝ.
Aufgabe 10
Sei (𝑏 1 , . . . , 𝑏 𝑛 ) eine Basis des ℚ-Vektorraums 𝑉, 𝑛 ≥ 2. Zu entscheiden ist, welche angegebenen Endomorphismen invertierbar sind. F¨ur diese Aufgabe (und im allge- meinen) ist die folgende Aussage wichtig:
Die Spaltenvektoren der Darstellungsmatrix 𝑀 𝜑 einer linearen Abbildung 𝜑 : 𝑉 → 𝑊 zwischen 𝐾-Vektorr¨aumen sind die Bilder der Basisvektoren von 𝑉 .
Zu (a): Aus der Bedingung 𝜑 1 (𝑏 𝑘 ) = (2 − 𝑘)𝑏 𝑘 , 𝑘 = 1, . . . , 𝑛 folgt, dass die Dar- stellungsmatrix wie folgt aussieht:
𝑀 𝜑
1=
⎛
⎜ ⎜
⎜ ⎜
⎝ 1
0 0
−1
0 . .. 2 − 𝑛
⎞
⎟ ⎟
⎟ ⎟
⎠
Bis auf die Eintr¨age auf der Hauptdiagonalen sind alle Eintr¨age 0. Ein Eintrag auf der Hauptdiagonalen ist 0. Somit ist die Determinante von 𝑀 𝜑
1gleich 0, d.h. die Matrix ist nicht invertierbar, was gleichbedeutend dazu ist, dass 𝜑 1 nicht invertier- bar ist.
Zu (b): Aus der Bedingung 𝜑 2 (𝑏 𝑘 ) = 𝑏 𝑘+1 , 𝑘 = 1, . . . , 𝑛 − 1 und 𝜑 2 (𝑏 𝑛 ) = 𝑏 2 folgt, dass die erste Spalte der Darstellungsmatrix mit ihrer 𝑛 -ten Spalte ¨ubereinstimmt.
Also hat die Matrix keinen vollen Rang und ist daher nicht invertierbar.
Zu (c): Aus der Bedingung 𝜑 3 (𝑏 𝑘 ) = (2 + 𝑘)𝑏 𝑘 , 𝑘 = 1, . . . , 𝑛 folgt, dass die Dar-
stellungsmatrix nur Eintr¨age ungleich Null auf der Hauptdiagonalen hat und alle
anderen Eintr¨age sind Null. Ihre Determinante ist also ungleich Null, d.h. die Ma-
trix ist invertierbar.
Zu (d): Aus der Bedingung 𝜑 4 (𝑏 𝑘 ) = 𝑏 𝑘 +1 , 𝑘 = 1, . . . , 𝑛 − 1 und 𝜑 4 (𝑏 𝑛 ) = 𝑏 1 folgt, dass die Spaltenvektoren der Darstellungsmatrix linear unabh¨angig sind, d.h. die Matrix ist invertierbar.
Zu (e): Aus den Bedingungen 𝜑 5 (𝑏 1 ) = 𝑏 2 , 𝜑 5 (𝑏 𝑘 ) = 3𝑏 𝑘 + 𝑏 𝑘 +1 , 𝑘 = 2, . . . , 𝑛 − 1 und 𝜑 5 (𝑏 𝑛 ) = 𝑏 𝑛 folgt, dass die Darstellungsmatrix eine untere Dreiecksmatrix ist.
Die Eintr¨age der Hauptdiagonalen von oben links nach unten rechts gelesen sind 0, 3, 1, 1 . . . , 1. Also ist die Determinante Null und die Matrix ist nicht invertierbar.
Zu (f): Die Bedingungen 𝜑 6 (𝑏 1 ) = 𝑏 1 und 𝜑 6 (𝑏 𝑘 ) = 𝑘 ⋅ 𝑏 𝑘 − 𝑘 2 ⋅ 𝑏 𝑘 −1 , 𝑘 = 2, . . . , 𝑛 liefern eine Darstellungsmatrix, die eine obere Dreiecksmatrix ist. ¨ Uberdies sind alle Eintr¨age auf der Hauptdiagonalen ungleich Null, d.h. die Matrix ist invertierbar.
Aufgabe 11
Wir verweisen auf die Vorbemerkung zur Aufgabe 10. Aus den Bedingungen 𝜑(𝑏 𝑖 ) = 2𝑏 𝑖 + 𝑏 𝑖 +1 , 𝑖 = 1, . . . , 𝑛 − 1 und 𝜑(𝑏 𝑛 ) = 𝑏 𝑛 folgt, dass die Darstellungsmatrix eine untere Dreiecksmatrix ist: Alle Eintr¨age auf der Hauptdiagonalen sind 2 bis auf den letzten Eintrag unten rechts – dieser ist 1. (Direkt unterhalb der Hauptdiagonalen sind alle Eintr¨age 1.) Demnach gilt det 𝜑 = 2 𝑛 −1 .
Aufgabe 12
Diese Aufgabe ist eine Variation der Aufgabe 8. Gegeben sei 𝜑 : ℝ 3 → ℝ 3 definiert durch 𝜑((𝑥, 𝑦, 𝑧)) = (𝑦, 2𝑥 − 𝑧, 𝑥). Die Darstellungsmatrix 𝑀 𝒜 bez¨uglich einer nicht n¨aher spezifizierten Basis 𝒜 = (𝑎 1 , 𝑎 2 , 𝑎 3 ) ist dann gegeben durch
𝑀 𝒜 =
⎛
⎝ 0 1 0 2 0 −1
1 0 0
⎞
⎠ ,
denn
𝑀 𝒜
⎛
⎝ 𝑥 𝑦 𝑧
⎞
⎠ =
⎛
⎝ 𝑦 2𝑥 − 𝑧
𝑥
⎞
⎠ .
Gesucht ist nun 𝑀 ℬ bez¨uglich der Basis ℬ = (𝑏 1 , 𝑏 2 , 𝑏 3 ) mit
𝑏 1 =
⎛
⎝ 1
−1 0
⎞
⎠ , 𝑏 2 =
⎛
⎝ 0
−1 1
⎞
⎠ und 𝑏 3 =
⎛
⎝ 0 0 1
⎞
⎠ .
Die Situation wird durch das folgende Diagramm beschrieben ℝ 3 𝒜 𝑇
𝒜 ℬ