Aufgabe 8. (i) F¨ ur d ∈ N bezeichne O
d, C
dbzw. K
djeweils das System aller offenen, abgeschlossenen bzw. kompakten Teilmengen des R
d. Zeigen Sie
B( R
d) = σ(O
d) = σ(C
d) = σ(K
d).
(ii) Folgern Sie mit (i): Jede stetige Abbildung f : R
m→ R
nist Borel-meßbar.
(i) Zur Erinnerung: Es sei E ein Mengensystem einer nicht-leeren Grundmenge Ω. Mit σ(E ) ist die kleinste σ-Algebra bezeichnet, die E enth¨ alt. Wir sagen auch:
” Die σ-Algebra σ(E ) wird von E erzeugt.“ Es gilt stets E ⊂ σ(E ).
Mit B( R
d) ist die Borelsche σ-Algebra auf R
dbezeichnet, also die σ-Algebra die von den halboffenen Quader des R
derzeugt wird.
Nun zum eigentlichen Beweis:
(a) Wir zeigen zun¨ achst, dass σ(C
d) = σ(K
d) gilt. Nach dem Satz von Heine-Borel ist eine Teilmenge des R
dgenau dann kompakt, wenn sie beschr¨ ankt und abgeschlossen ist (diese Aussage ist eine Verallgemeine- rung des Satzes 5.42 aus dem Kompendium). Somit ist jede kompakte Menge des R
dauch abgeschlossen. Somit gilt K
d⊂ C
d. Daraus folgt
σ(K
d) ⊂ σ(C
d). (1)
Jede kompakte Menge C ∈ C
dist die Vereinigung einer Folge von ab- geschlossenen Mengen C
n∈ K
d: Hierzu sei a ∈ R
dfest gew¨ ahlt und K
ndie kompakte Kugel mit Radius n um a. Wir setzen dann
C
n:= C ∩ K
n.
Somit ist C
nder Schnitt von zwei abgeschlossenen Mengen und damit abgeschlossen. Ferner ist
C = [
n∈N
C
n.
Also liegt die Menge der kompakten Menge C
din der σ-Algebra σ(K
d), d.h.
C
d⊂ σ(K
d).
Demnach ist
σ(C
d) ⊂ σ(K
d). (2)
Aus (1) und (2) folgt dann
σ(C
d) = σ(K
d).
Die offenen Mengen sind die Komplemente der abgeschlossenen Mengen, also gilt auch
σ(O
d) = σ(C
d) = σ(K
d).
(b) Wir zeigen nun σ(O
d) = B( R
d). Zun¨ achst zeigen wir B( R
d) ⊂ σ(O
d).
Es seien a, b ∈ R
dmit a = (α
1, . . . , α
d) und b = (β
1, . . . , β
d). Ferner sei a < b, d.h. α
j< β
jf¨ ur j = 1, . . . , d. Gegeben sei ein halboffener Quader (a, b] ∈ R
d.
Es sei
O
n:= (a
n, b) mit
a
n= (α
1−
n1, . . . , α
d−
n1)
ein offener Quader. Dann ist (O
n)
n∈Neine monoton fallende Mengen- folge offener Mengen des R
dderen Schnitt (a, b] ist. Daraus folgt dann die Behauptung.
Wir zeigen σ(O
d) ⊂ B( R
d). Umgekehrt sei nun ein halboffener Quader (a, b) ∈ R
dgegeben. Es sei
H
n:= (a, b
n] mit
b
n:= (min(α
1, β
1+
n1), . . . , min(α
d, β
d+
1n)).
Dann ist (H
n)
n∈Neine monoton wachsende Mengenfolge halboffener Mengen des R
dderen Vereinigung (a, b) ist. Daraus folgt dann die Be- hauptung.
(ii) Es sei f : R
m→ R
nstetig. Zur Erinnerung: Eine Funktion f : R
m→ R
nist genau dann stetig, wenn das Urbild jeder offenen Mengen in R
noffen in R
mist. Wie wir in (i) gezeigt haben, erzeugt das System O
nder offenen Mengen in R
ndie Borelsche σ-Algebra B( R
n). Aufgrund der Stetigkeit von f gilt
∀O ∈ O
n: f
−1(O) ∈ O
m⊂ B( R
m).
Wir haben damit die Meßbarkeitseigenschaft f¨ ur einen Erzeuger gezeigt, damit ist f auch Borel-meßbar.
2