Vorlesung WS 2008/2009
Umwelt – Stoffe – Energie
0rganisatorisches:
Prof. Dr. habil. Gert Bernhard
Professur Radiochemie, TU Dresden und
Institut für Radiochemie, Forschungszentrum Dresden-Rossendorf 01314 Dresden, PF 510119, Telefon: 260 3280
e-mail: G.Bernhard@fzd.de
Gert.Bernhard@mailbox.tu-dresden.de
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- Abschluss mit Leistungsnachweis: Februar 2009 - Teilnahmeschein bei Vorlage der Testate
- Exkursion: bei Interesse nach Absprache - Material zur Vorlesung: http://www.fzd.de
Î Institute
Î Institut für Radiochemie Î Studium & Lehre
Wintersemester 2008/2009 Vorlesung:
Umwelt - Stoffe - Energie
Gliederung
:
0. Vorbemerkungen, Definitionen
1. Risiko und wissenschaftlich - technischer Fortschritt 1.1 Begriff des Risikos
1.2 Grenzwerte, Stabilitätskriterien 2. Entstehung der Umwelt
2.1 Bildung der Elemente 2.2 Entstehung des Lebens
2.2.1 Bildung des atmosphärischen Sauerstoffs 2.2.2 Miller' sches Experiment
2.2.3 Photosynthese, Atmung, Gärung
3. Umweltkompartimente 3.1 Luft
3.1.1 Funktion und Aufbau der Atmosphäre 3.1.2 Zusammensetzung der Luft
3.1.3 Klimawandel 3.1.4 Ozon
3.1.5 Spurengase und Fluorchlorkohlenwasserstoffe
3.1.6 Einfluss natürlicher und anthropogener Emissionen 3.2 Wasser
3.2.1 Bedeutung und Funktion
3.2.2 Trinkwasseraufbereitung und Qualität 3.2.3 Belastung des Wassers
3.3 Boden
3.3.1 Bestandteile des Bodens 3.3.2 Verwitterungsprozesse 3.3.3 Huminstoffe
3.3.4 Einträge in Böden
4. Stoffe in der Umwelt
4.1 Gift / Droge – Schadstoff / Umweltchemikalie 4.2 Natürliche und künstliche Radioaktivität
4.3 Stoffeintrag -Transport -Transfer -Transformation 4.3.1 Stoffkreisläufe
4.3.2 Schwermetalle 4.3.3 Organika
4.4 Natürlicher Abbau von Chemikalien 4.5 Stoffe und Biosysteme
4.5.1 Organismus 4.5.2 Bakterien 4.5.3 Pflanzen 5. Stoffanalytik
5.1 Messung und Bewertung von Schadstoffen 5.2 Umweltanalytischer Prozess
5.3 Schadstoffanalytik (Beispiele)
6. Energieerzeugung 6.1 Grundlagen
6.2 Bewertung
7. Umweltgerechte Technologien (Beispiele) 7.1 Luft
7.1.1 Rauchgasentschwefelung
7.1.2 Abgasreinigung durch Katalysator 7.2 Wasser
7.2.1 Abwasserreinigung
7.2.2 Reinigung kontaminierter Grundwässer 7.3 Boden
7.3.1 Reinigung von Böden
7.3.2 Sanierung kontaminierter Gebiete
8. Entsorgung 8.1 Recycling 8.2 Deponie
8.3 Müllverbrennung 8.4 Vergärung
8.5 Nukleare Entsorgung
9. Umweltauswirkungen bei Unfällen in Produktion und Energieerzeugung
10. Stoffproduktion, Energieerzeugung, Entsorgung - umweltbezogenes Denken -
10.1 Einfluss des Gesetzgebers
10.2 Wirkung von Umweltschutzzielen auf die Technik
Literatur:
V. Koß
Umweltchemie, Eine Einführung für Studium und Praxis Springer Verlag, 1997, ISBN 3-540-61830-9
S. Holler, C. Schäfers, J. Sonnenberg Umweltanalytik und Ökotoxikologie
Springer Verlag, 1996, ISBN 3-540-58718-7 U. Förstner
Umweltschutz Technik
Springer Verlag, 1995, ISBN 3-540-58536-2 E. Rebhan (Hrsg.)
Energiehandbuch (Gewinnung, Wandlung und Nutzung von Energie)
Springer Verlag, 2002, ISBN 3-540-41259-X
Umwelt – Stoffe – Energie
0. Vorbemerkungen, Definitionen
Umwelt
Energie Stoffe
Produktion Konsumtion
Entsorgung
Wissenschaft Technik
Politik
Zusammenhang:
Umwelt - Stoffe - Energie
Chemie/Stoff - Umwelt:
Umweltchemie (Ökochemie) ist ein Teilgebiet der Chemie
- chemische Aspekte der Prozesse, die in der Umwelt ablaufen und Einfluss von Stoffen auf die Umwelt
Technik/Produkt - Umwelt:
- Technische Aspekte haben Auswirkung auf die Umwelt, Ökologie beeinflusst Technologien
Energie - Umwelt:
- Technische und chemisch-physikalische Aspekte, Art der Energiegewinnung beeinflusst Umwelt
Mensch/Gesellschaft - Umwelt:
- Politische Beeinflussung des Umweltbewusstseins
Î Erkennen von Ursache - Wirkungsbeziehungen
Umwelt
Bezeichnung für die Gesamtheit aller Erscheinungen, mit denen ein Organismus in seinem artspezifischen Lebensraum in Wechselbeziehungen steht und
denen er sich in entwicklungsgeschichtlichen Zeiträumen so angepaßt hat, daß ein ökologisches Gleichgewicht
entstehen kann.
P.Borsch, H.J. Wagner, Energie und Umweltbelastung, Springer,1992
Umwelt
Jakob von Uexküll (deutscher Biologe) 1909:
Umwelt ist die Summe aller Faktoren,
die ein Lebewesen umgeben und auf die es reagiert
1924 Gründer des „Institut für Umweltforschung“ in Hamburg
Umwelt
- Umwelt erhalten, von der Umwelt/Natur lernen:
Sandfisch
Lotosblume
Elektronenableitung durch Millionen kleiner Elektroden, Ableitung der Spannung dadurch kein Festkleben von Sandkörnern
- Verhinderung elektrischer Aufladungen
Winzigste Strukturen, dadurch Wassertropfen sehr groß und perlen ab mitsamt des Schmutzes
- Anstriche, Fassaden
Umweltbelastung
Allgemeine Beeinflussung und Veränderung der natürlichen Umwelt durch physikalische, chemische, biologische und technische Eingriffe, Verunreinigungen (z.B. durch Staub, Mikroorganismen, Chemikalien oder Strahlen) können zur Umweltverschmutzung führen, wenn sie über die natürliche Regenerationskraft der verschmutzten Medien (z.B. Boden, Wasser, Luft) hinausgehen.
P. Borsch, H.J. Wagner, Energie und Umweltbelastung, Springer, 1992
Materie
Materie ist alles, was Raum beansprucht und Masse besitzt.
Materie besteht aus unterschiedlichen Stoffen.
C. E. Mortimer, Chemie - Das Basiswissen der Chemie, Georg Thieme, 1987
Materie
Heterogene Gemische
(veränderl. Zusammensetzung)
Homogene Gemische
(Lösungen: veränderl.
Zusammensetzung)
Homogene Stoffe
Verbindungen Elemente
Reine Stoffe
(feste Zusammensetzung)
Trennung (phys. Methoden)
Trennung (phys. Methoden)
Trennung (chem. Methoden)
In der Umwelt vorkommender Stoff, von dem schädliche Wirkungen auf Lebewesen und Sachgüter ausgehen können und dem der einzelne Mensch unfreiwillig ausgesetzt ist.
Schadstoff
Energie ist die Fähigkeit eines Systems, Arbeit zu verrichten.
Energie kann weder erzeugt noch verbraucht werden.
Sie kann jedoch von einer Energieform in eine andere umgewandelt werden.
(Physikalische Definition)
Energie
Energieformen und ihre Nutzung
(energiewirtschaftliche Unterscheidung) - Beispiele -
potentielle Energie - Wasserkraftwerk kinetische Energie - Windkraft
chemische Energie - die in der Kohle oder dem Erdöl gespeicherte Energie
thermische Energie - Wärme bei der Kohleverbrennung elektrische Energie - elektrischer Strom
elektromagnetische Energie - Mikrowelle
nukleare Energie - Kernspaltung, Kernfusion
Bewertung der Energieformen: politisch /technisch/wirtschaftlich?
1. Risiko
und wissenschaftlich - technischer Fortschritt
Schadstoffbelastungen
Risiko
(ursprünglich Begriff aus dem Versicherungswesen)
- Eintretenswahrscheinlichkeit eines Schadensfalles -
Risikoabschätzung
Quantitative Bestimmung der möglichen Gesundheits- gefährdung durch Chemikalien, Strahlung, Umwelt-
einflüsse u.a., auch Schadwirkungen auf das Öko-
system
Risiko
- ein negatives Ereignis, was in der Zukunft eintreten kann - Gleichzeitigkeit von Risiken
- Risiken klein: dann „Restrisiko“
- Fehleinschätzung von Risiken: führen zu „Katastrophen“
- Minimierung der Auswirkungen von erkannten Risiken durch
„Risikomanagement“
Zitat:
„Wer wagt gewinnt – außer er verliert“
Risiko + Chance = 1
Verringerung der Lebenserwartung
durch verschiedene Risiken
Risiken von Chemikalien
bekannte chemische Verbindungen:
ca. 12.000.000
Stoffe mit bekanntem akuten Gefährdungspotential:
ca. 100.000 davon produziert:
ca. 60.000
Umweltanalytisch-toxikologisch umfassend untersucht:
ca. 2.000
(Weltweit ca. 100.000 Stoffe produziert und kommerziell genutzt)
- Risiko bei Stoffproduktion und Nutzung
Technik - Energiegewinnung
- Risiken neuer Technologien
- Risiko der verschiedenen Formen der Energiegewinnung
Neue Krankheiten
- Krankheiten besser differenzierbar - Erkannte Krankheiten besser heilbar
- Schnellere Verbreitung durch Globalisierung
- Wirkung von: Gentechnik, Formen der Energieerzeugung, Technik verbunden mit Strahlen,
Belastungen aus Zivilisation (Lärm, Abgase...)
Wissenschaft und Technik als Risiko
- subjektives Empfinden
- politisch geprägte Information
- Unverständnis....Ungewissheit im Nutzen - „Sprachbarriere zwischen Profi und Laien“
Risiko nicht abschaltbar, immer vorhanden
Grenzwerte:
• Lärm
• Elektrosmog
• Stoffart
• Stoffkonzentrationen
• Strahlung
• Wissenschaftliche, technische Anwendungsfelder
• Begrenzung technischer, physikalischer Werte usw.
Grenzwerte:
(Wirkung von Schadstoffen)
- MAK (Maximale Arbeitsplatzkonzentration)
MAK-Wert ist die höchstzulässige Konzentration eines Gases Dampfes oder Schwebstoffes in der Luft am Arbeitsplatz
(maximale Arbeitsplatzkonzentration) bei der die Gesundheit bei einer 8-stündigen Exposition/Tag über ein Arbeitsleben (ca. 40 Jahre, 5 Tage Woche) vermutlich nicht beeinträchtigt wird. Werte werden von DFG festgelegt, ca. 400 Werte bisher, es sind Richtwerte, die auch auf Tierexperimenten beruhen.
Beispiele:
SO2 5,0 mg/m3 CO 33,0 mg/m3 NO2 9,0 mg/m3 O3 0,2 mg/m3
Substanzmenge / beobachtete Wirkung
Höchstwerte Grenzwerte
Dosis ohne erkennbare Wirkung (NOEL)
MAK-Wert
Dosisbereich in dem es zu toxischen Wirkungen auf den Organismus kommt
SICHERHEITSFAKTOR Beobachtete
Wirkung
SUBSTANZMENGE
Die Gefährlichkeit einer toxischen Substanz ist von der aufgenommenen Menge abhängig. Sie nimmt mit sinkender Dosis ab. Sofern es sich nicht um eine Chemikalie handelt, die erbgutverändernd oder krebsauslösend ist, sind unterhalb einer bestimmten Dosis keine Wirkungen mehr feststellbar. Der Toxikologe bezeichnet diese Wirkungs- schwelle als „No observed effect level“ - Dosis ohne beobachtete Wirkung. Für die Grenzwertfestlegung am Arbeits- platz ist sie die Richtschnur. Grenzwerte für die Gesamtbevölkerung berücksichtigen durch einen Sicherheitsfaktor die höhere Empfindlichkeit beispielsweise von Kleinkindern, älteren oder kranken Menschen.