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M Ein landwirtschaftlicher Riese

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Academic year: 2022

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Ueli Wyss, 1723 Marly

M

it einer Fläche von 8.5 Mio.

km2ist Brasilien das grösste Land Südamerikas und das fünftgrösste Land der Erde. Die rund 180 Mio. Einwohner leben überwie- gend in Küstennähe, 80 % in Städten (Sao Paolo 18 Mio. und Rio de Janeiro 10 Mio.). Brasilien ist heute kein ei- gentliches Agrarland mehr, denn die Landwirtschaft macht nur noch 6 % des Bruttoinlandprodukts aus. In den südlichen Bundesstaaten Sao Paulo und Parana spielt aber die Landwirt- schaft immer noch eine wichtige Rol- le. 10 % der Betriebe (Fazendas) be- wirtschaften fast 80 % der Fläche.

Sojaanbau In der Gegend von Cam- po Grande besuchten wir die Lago- Farm, die 3400 ha umfasst und von drei Brüdern zusammen mit 20 Ange- stellten bewirtschaftet wird. Hier konnten wir sehen, wie sojabetonte Fruchtfolgen in Brasilien aussehen.

Teilweise ist es gar möglich, zwei Ern- ten im Jahr einzufahren: Soja im re- genreichen Sommer von Oktober bis

Februar und dann Mais oder Baum- wolle von Februar bis Juni, die im Di- rektsaatverfahren angebaut werden.

Neben herkömmlichem Soja hat der Betriebsleiter nun auch GVO-Soja (herbizidresistente RoundupReady So- jabohnen) angebaut. Ein Argument für GVO-Soja ist, dass diese Sorten früher geerntet werden können und dadurch die nächste Kultur auch früher ausge- sät werden kann.

Nach jahrelangen politischen und juristischen Auseinandersetzungen hat Brasilien im Frühjahr 2005 den Anbau

und Verkauf von gentechnisch verän- derten Sojabohnen offiziell erlaubt und bereits im ersten Jahr betrug der Anteil an GVO-Sorten etwa ein Drittel. Ins- gesamt hat Brasilien den Sojaanbau in den letzten Jahren fast verdoppelt. Die Gesamtfläche an Soja betrug im Jahr 2004/05 etwa 60 Mio. ha.

Was die Umweltauflagen betrifft, gibt es in Brasilien auch Gesetze: Zum Beispiel muss sich jeder Betrieb ver- pflichten, 20 % seiner Fläche im natür- lichen Zustand zu belassen.

Zuckerrohr Neben Soja wurde auch der Zuckerrohranbau in den letzten Jahren ausgebaut. Auffallend sind die riesigen Felder (Monokulturen) und die rotbraunen, steinarmen Böden. Da die Landschaft überwiegend hügelig ist, werden mit Caterpillers entlang der Höhenkurven Erdwälle aufge- schüttet, damit es weniger Probleme mit der Erosion gibt. Auch die Zu- ckerrohrstängel werden in Reihen dem Gelände angepasst gesetzt. Aus dem Zuckerrohr werden verschiedene Pro-

BRASILIEN ist weltweit der grösste Kaffee- und Zuckerrohrproduzent und ist daran,

auch beim Sojaanbau eine führende Stellung einzunehmen. Im Weiteren rangiert Brasilien unter den weltweit grössten Produzenten von Rindfleisch. Ein Bericht von der UFA-Revue Studienreise.

Ein landwirtschaftlicher Riese

LANDLEBEN

70 UFA-Revue 6/06

Bei der Girolanda-Kreuzung sind die Kälber beim Melken dabei.

Die UFA-Revue Studienreise nach Brasilien vom 12. bis 27. Januar 2006 wurde in Zusammenarbeit mit dem Reisebüro Terra Travel in Zürich durchgeführt. Im nächsten Jahr (Mitte Januar bis anfangs Februar) ist eine Reise nach Austra-

lien in Planung. Die Nelore-Mutterkuhherde auf dem Betrieb von Arturo Baumgartner.

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UFA-Revue 6/06 71 dukte wie Zucker, Ethanol als Bio-

Kraftstoff, Zellulose als Brennstoff und Dünger hergestellt. Nicht verges- sen darf man den Cachaca, den Zu- ckerrohr-Schnaps, mit dem auch der bekannte Cocktail Caipirinha herge- stellt wird.

Auf dem Programm stand der Be- such einer Zuckerrohrfabrik und der Zuckerrohrfelder, die insgesamt eine Fläche von 45 000 ha umfassen. Das Land wird von der Fabrik gepachtet und alle Arbeiten vom Anbau bis zur Ernte werden von Mitarbeitern der Zu- ckerfabrik ausgeführt. Der Hauptteil wird noch in reiner Handarbeit in Ar- beitsteams von 16 Personen im Akkord gepflanzt. Neuerdings gibt es auch Pflanzmaschinen, die einen Teil der Handarbeit übernehmen. Doch die Ar- beiter sind von den Kosten her günsti- ger als die Maschinen. Der Mindestar- beitslohn pro Monat beträgt knapp 300 Reais, was etwa 200 Fr. ent- spricht. Die Arbeitsbedingungen auf den Feldern sind jedoch wegen der ho- hen Temperaturen und Luftfeuchtig- keit sowie der staubigen Erde hart und der Lohn recht bescheiden.

Zum ersten Mal kann Zuckerrohr 1.5 Jahre nach dem Pflanzen geerntet werden, danach werden die Zucker- rohrstängel im jährlichen Abstand während 3–4 Jahren geschnitten. Be- vor Zuckerrohr geschnitten wird, wer- den die Felder angezündet und übrig bleiben nur die Zuckerrohrstängel, die wiederum von Hand geerntet werden.

Der durchschnittliche Ertrag liegt bei 80 t Zuckerrohr pro ha oder bei 11 t Zu- cker pro ha.

Fleischproduktion Brasilien ran- giert unter den weltweit grössten Pro- duzenten von Rindfleisch und verfügt über den zweitgrössten Viehbestand (etwa 170 Mio. Stück Vieh). Rund 80 % dienen der Fleischerzeugung, 20 % der Milchproduktion.

In der Nähe der Stadt Lins besuch- ten wir einen Schlachthof, welcher der Familie Bertin gehört. Diesem Famili- enunternehmen gehören in Brasilien insgesamt 6 Schlachthöfe mit total 20 000 Beschäftigten. Zusätzlich ge- hören zum Unternehmen auch Betrie- be, in denen die Nebenprodukte zu Hundefutter, Seife oder Leder verar-

beitet werden. Aber auch die Mastoch- sen werden zum Teil auf den eigenen Betrieben gemästet. Pro Tag werden zwischen 6000 und 7000 Weideochsen geschlachtet. Dabei handelt es sich vorwiegend um Zebus oder Kreuzun- gen mit Zebus. 20–30 % des Fleisches dieser Unternehmen wird exportiert.

Die Transportkosten für einen Contai- ner zu 20 t per Schiff nach Europa be- tragen rund 5000 US$.

Aber auch in Brasilien ist das Fleisch beliebt. In der Churrascaria wird das Fleisch an Spiessen gebraten.

Die Kellner schneiden das Fleisch di- rekt am Tisch auf die Teller und man kann soviel Fleisch essen wie man will.

Milch von Zebus Auf der Fazen- da Aparaecida erhielten wir einen Ein- blick in die Milchproduktion. Die Farm umfasst eine Fläche von 800 ha, davon sind 420 ha Weideland. Für die Winterfütterung werden Silomais und Zuckerrohr angebaut. Insgesamt hat

Fazendas Einen guten Einblick in die Landwirtschaft Brasiliens erhielten wir von Arturo Baumgartner, der uns ei- nerseits auf einem Teil der Reise be- gleitete und uns anderseits auch seine Betriebe zeigte. Bereits sein Grossvater ist von der Schweiz nach Brasilien aus- gewandert und hat dort eine Fazenda aufgebaut. Arturo Baumgartner studiert an der ETH in Zürich Agronomie und bewirtschaftet nun die Fazenda Sabia und die Fazenda Urutagua in Brasilien.

Die Fazenda Sabia liegt im Staat Sao Paulo und umfasst insgesamt eine Fläche von 1000 ha. Auf 720 ha Wei- defläche werden 500 Nelore Mutter- kühe mit Kälbern sowie die Mastoch- sen und Aufzuchtrinder gehalten. Die Kälber werden mit 7 Monaten von den Muttertieren abgesetzt und die Mast- ochsen werden im Alter von drei Jah- ren geschlachtet.

Im Weiteren werden auf der Farm noch 300 Mutterschafe mit den Läm- mern gehalten. Diese beweiden unter anderem auch die Nadelbaumplantage, die zur Harzgewinnung genutzt wird.

Daneben gibt es noch 14 000 Gummi- bäume auf dem Betrieb. Sie werden nach 10 Jahren zum ersten Mal ange- zapft und produzieren 7 kg Gummi pro Baum und Jahr.

Die zweite Fazenda liegt rund 400 km entfernt im Norden des Bun- desstaates Parana und umfasst rund 1100 ha, wobei 800 ha noch Urwald sind. Einerseits wird hier Bio-Kaffee und Maniok produziert und anderseits durch einen Urwald getrennt werden auf konventionelle Weise Mais, Soja und Weizen angebaut. Dieser Betrieb wird von einem Verwalter geleitet und beschäftigt 25 Personen. Bei Bedarf werden während der Ernte zusätzlich Taglöhner angestellt. Insbesondere beim Bio-Kaffeeanbau konnten wir se- hen, dass Arturo Baumgarnter und sein Verwalter versuchen, mit der Natur zu arbeiten und zum Schutz der kleinen Kaffeepflanzen und auch als Dünger- lieferant andere Pflanzen (Legumino- sen) gemeinsam anbauen.

In dieser Gegend herrscht subtropi- sches Klima mit einer durchschnittli- chen Niederschlagsmenge von 1300 mm pro Jahr und Temperaturen zwi- schen 10 °C im Winter und 36 °C im

Sommer. ■

LANDLEBEN

Die grosse UFA-Revue Reise- gruppe auf der Fazenda Urutagua von Arturo Baumgartner.

der Betrieb 670 Milchkühe. Davon ge- hören 270 Kühe der Rasse Holstein und 400 Kühe der Kreuzung Girolan- da an. Dies ist eine Kreuzung aus einer Zeburasse (Gir) und Holstein. Diese Kreuzung ist resistenter gegen lokale Krankheiten und erträgt die hohen Temperaturen besser als die Kühe der Rasse Holstein. Damit die Kühe aber gemolken werden können, muss das Kalb die Kuh anrüsten. Auch das Aus- melken wird vom Kalb gemacht, so er- hält das Kalb rund 2–3 l Milch pro Tag.

Auf diesem Betrieb geben die Holstei- ner pro Tag durchschnittlich 15 l Milch und die Girolanda 12 l. Dies entspricht insgesamt einer Leistung von 4000 l Milch pro ha. Der Milchpreis beträgt im Moment rund 30 Rp.

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