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Frühproduktion von Himbeeren mit Herbstsorten

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Academic year: 2022

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SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 8/02

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RETONEUWEILER UNDCHRISTIANKREBS,

EIDGENÖSSISCHEFORSCHUNGSANSTALTWÄDENSWIL

D

ie Fläche der Herbsthimbeeren hat im Laufe der vergangenen zehn Jahre beachtlich zugenom- men. Diese Entwicklung hat dazu geführt, dass der Absatz von Himbeeren zwischen Mitte August und Mitte September in einigen Anbaugebieten zum Teil Probleme bereitet.

Anbautechnische Neuerungen wie der Einsatz von verrottetem Grünkompost und der Anbau auf Folien- dämmen erlauben auch unter erschwerten Bedin- gungen eine erfolgreiche Produktion von Sommer- himbeeren zwischen Mitte Juni und Ende Juli.

Möglichkeiten, die Sommerernte bei Himbeeren weiter nach vorne zu verschieben, bieten der bereits wiederholt beschriebene Himbeeranbau als Frucht- folgekultur und der Tunnelanbau. An den sich im Pflanzjahr bildenden mässig starken Jungruten tritt die Reife in einjährigen Kulturen um sieben bis zehn Tage früher ein als in Dauerkulturen mit deutlich kräf- tigeren Ruten. Ähnliche Effekte werden erreicht, falls die Rutenstärke durch einen Rückschnitt der neuen Boden- triebe im Frühsommer ge- schwächt wird. Die Frühproduk- tion von Himbeeren unter Tun- nel stösst im Zusammenhang mit neuen, früh reifenden Qualitäts- sorten auf steigendes Interesse.

In Zukunft könnte die Tatsache, dass überwinterte Ruten von Herbstsorten im folgenden Jahr eine frühe Ernte liefern, ver- mehrt ausgenützt werden.

Entwicklungszyklus von Sommer- und Herbstsorten

Bei Sommerhimbeeren liefern die neu gebildeten Ruten erst nach der Überwinterung im folgenden Jahr einen Fruchtertrag. Herbst-

himbeeren, oftmals auch als remontierende Sorten be- zeichnet, tragen im oberen Bereich der neu gebilde- ten Ruten bereits im Spätsommer und Herbst Früchte.

Aus den Blattachselknospen im mittleren und unteren Rutenbereich entwickeln sich wie bei Sommersorten erst im folgenden Frühjahr Fruchttriebe.

In der Regel wird im Erwerbsanbau bei früh rei- fenden Herbsthimbeersorten wie «Autumn Bliss» bis- her meistens nur der Herbstertrag geerntet. Im Win- ter werden sämtliche Ruten bis auf die Bodenober- fläche zurückgeschnitten.

Botanisch betrachtet ist der Übergang von den Sommer- zu den Herbsthimbeersorten fliessend.

Bei vielen Sommerhimbeersorten bilden sich unter milden Klimabedingungen im Spitzenbereich von schwach bis mittelstark wachsenden Jungruten be- reits im Herbst erste Früchte. Ob eine Himbeersorte den Sommer- oder Herbsthimbeeren zugeteilt wird, hängt letztlich davon ab, wie stark ihre Remontiernei- gung ausgeprägt ist, das heisst wie gross der Herbst- ertrag im Verhältnis zur Ernte im Frühsommer ist.

Steuerung der Ernteperiode durch ein gezieltes Jungrutenmanagement

Bei gezielter Kulturführung liefern Herbsthimbeeren im selben Jahr einen Früh- und ein Spätertrag, was insbesondere im Tunnelanbau von Interesse sein kann. Die Flächenanteile der robusten Herbsthim- beersorte «Autumn Bliss» sind in vielen Anbaugebie- ten immer noch hoch. Eine Verlegung eines Teils des Herbstertrags in den Monat Juni, wo frische Himbee- ren meistens Mangelware sind, kann sich auch aus marktstrategischer Sicht lohnen.

In einer während der Ernteperiode vor der Witte- rung geschützten Kultur der Sorte «Autumn Bliss»

wurde auf dem Versuchsbetrieb Güttingen abgeklärt, wie weit das Jungrutenmanagement bei Herbsthim- beeren einen Einfluss auf den Frühertrag im folgen- den Jahr hat. Zu diesem Zwecke wurden die folgen- den Verfahren miteinander verglichen:

1. Nur Herbsternte (Standardverfahren): Entfernen des gesamten Rutenbestandes im Winter.

OBSTBAU

Frühproduktion von Himbeeren mit Herbstsorten

Das Himbeersortiment wird traditionell in Sommer- und Herbstsorten unterteilt. An und für sich ist der Übergang zwischen diesen beiden Gruppen fliessend. Langjährige Versuche haben ge- zeigt, dass bei Herbsthimbeeren die überwinterten Ruten im mittleren und unteren Bereich eine frühe Sommerernte liefern. Wuchskräftige Bestände, bei denen im Sommer die Umstimmung zur Blütenbildung an den Jungruten erst verzögert eintritt, weisen im Frühsommer, nach der Überwinterung der Ruten, ein beachtliches Ertragspotenzial auf.

Der Übergang von den Sommer- zu den Herbstsorten ist fliessend. Die Sorte

«Resa» bringt ihre Haupternte im Som- mer, die neuen Ruten liefern bereits im Herbst eine Teilernte.

(Foto: Thomas Imhof, FAW)

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SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 8/02 183 2. Früh- und Späternte, ohne Jungtriebregulierung:

Entfernen der abgetragenen Spitzen der Winterruten vor dem Austrieb.

3. Früh- und Späternte, manuelles Entfernen sämtli- cher Jungtriebe bis Mitte Mai: Entfernen der abgetra- genen Spitzen der Winterruten vor dem Austrieb.

4. Früh- und Späternte, manuelles Entfernen sämt- licher Jungtriebe bis Mitte Juni: Keine Nachbehand- lung der Winterruten.

Durch das Entfernen der neuen Bodentriebe im Frühjahr wurde der Beginn der Herbsternte verzö- gert. Als Folge davon nahm der Herbstertrag vergli- chen mit dem Standardverfahren, bei dem nur eine Herbsternte erzielt wurde, ab (Abb. 1 und 3). Diese Ertragseinbusse wurde mengenmässig durch den Frühertrag im folgenden Frühsommer kompensiert (Verfahren 4, Abb. 2). In Beständen, in denen ohne Jungtriebregulierung (Verfahren 2) beziehungsweise unter vollständigem Entfernen der Jungtriebe um An- fang Mai (Verfahren 3) eine Früh- und eine Späternte erzielt wurde, lagen die jährlichen Gesamterträge so-

gar höher als beim Standardverfahren. Es war auffäl- lig, dass die Ertragsleistung im Frühsommer durch das Entfernen der neuen Bodentriebe bis Anfang Juni sehr positiv beeinflusst wurde (Abb. 2).

An überwinterten Ruten von remontierenden Sor- ten setzt die Reife verglichen mit herkömmlichen Sommersorten deutlich früher ein. Der grösste Teil der Sommerernte konnte in den Versuchsjahren 1999, 2000 und 2001 unter Freilandbedingungen be- reits im Monat Juni gepflückt werden (Abb. 4).

Produktion unter Tunnel verbessert die Ertragssicherheit

Himbeeren müssen in vielen Gebieten der Deutsch- schweiz mit Witterungsschutzsystemen vor Nieder- schlägen geschützt werden. Im Einzelfall stellt sich die Frage, ob ein Teil der Kulturen mit Tunnelkon- struktionen überdeckt werden soll, die im Frühjahr und Herbst geschlossen werden können. Unter Tun- nelbedingungen kann die Himbeerernte einerseits im Frühjahr verfrüht werden, anderseits reifen an den spät gebildeten Ruten von Herbstsorten in den Mo- naten Oktober und November noch Früchte mit ei- ner hohen Qualität.

Damit die im Tunnelanbau höher liegenden Kos- ten gedeckt werden können, müssen hohe Flächen- OBSTBAU

Nur Herbsternte 2,5

Früh- und Herbsternte, nicht reguliert Früh- und Herbsternte, reguliert Mitte Mai Früh- und Herbsternte, reguliert Mitte Juni 1,5

0,5 0,0 1,0 2,0

Frühertrag Herbstertrag Jährliche Durchschnittserträge je m2 (kg)

0 1 2 3

4 Kumulierte Frühsommererträge je m2 (kg) 2000 1999

2001

Nur Herbsternte Früh- und Herbsternte, nicht reguliert Früh- und Herbsternte, reguliert Mitte Mai Früh- und Herbsternte, reguliert Mitte Juni Abb. 1: Durchschnittlicher jährlicher Gesamtertrag (Früh- und Herbstertrag, Mittel der Versuchsjahre 1999 – 2001) bei der Sorte «Autumn Bliss» im Freiland bei unterschiedlich durchge- führter Jungrutenregulierung.

Abb. 3: Kumulierte Frühsommererträge bei der Sorte «Autumn Bliss» im Freiland bei unterschiedlich durchgeführter Jungruten- regulierung.

0 1 2 3 4 5 6

7 Kumulierte Herbsterträge je m2 (kg)

1999 2000

2001

Nur Herbsternte Früh- und Herbsternte, nicht reguliert Früh- und Herbsternte, reguliert Mitte Mai Früh- und Herbsternte, reguliert Mitte Juni

Abb. 2: Kumulierte Herbsterträge bei der Sorte «Autumn Bliss»

im Freiland bei un- terschiedlich durch- geführter Jungruten- regulierung.

27.10.

0 50 100 150 200 250 300

Ernteverlauf (g Früchte je Pflücktag und m2)

13.6. 26.6. 8.7. 21.7. 4.8. 17.8. 30.8. 13.9. 26.9. 9.10. 22.10.

Nur Herbsternte

Früh- und Herbsternte, nicht reguliert Früh- und Herbsternte, reguliert Mitte Juni Früh- und Herbsternte, reguliert Mitte Mai

Abb. 4: Ernteverlauf bei unterschiedlicher Strategie der Jungru- tenregulierung bei der Sorte «Autumn Bliss» im Freiland.

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SCHWEIZ. Z. OBST-WEINBAU Nr. 8/02

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erträge erzielt werden. Remontierende Himbeeren eignen sich durchaus für den Tunnelanbau. Sie liefern im Tunnel nach der Frühernte im Herbst noch eine Späternte. Mehrjährige Ertragserhebungen in Kultu- ren der Sorten «Autumn Bliss» und «Dinkum» auf dem Versuchsbetrieb Güttingen bestätigen, dass unter Fo- lienhausbedingungen je m2Gesamterträge zwischen 3,0 und 3,5 kg erzielt werden können. Bei der Sorte

«Dinkum» wurden 46% der gesamten Erntemenge in den Monaten Mai und Juni gepflückt (Abb. 5). Der Anbau von remontierenden Sorten unter Tunnel er- laubt somit eine Vorverlegung der Himbeersaison in den Frühsommer. Ausserdem können in den Herbst- monaten noch Früchte mit einer hervorragenden Qualität geerntet werden.

Wichtige Aspekte von doppelt beernteten remontierenden Himbeerbeständen

Traditionelle Herbsthimbeerkulturen erfordern einen verhältnismässig geringen Pflegeaufwand. Dagegen müssen in Beständen, die doppelt beerntet werden, die neuen Bodentriebe mindestens bis Ende Mai ma- nuell entfernt werden, damit die an den überwinter- ten Ruten reifenden Beeren nicht von den Jungruten überwachsen werden. Durch das Entfernen des ers- ten Triebschubs im Frühjahr wird eine verspätete Bil-

dung von Ruten ausgelöst, die im Herbst noch einen Teilertrag liefern. Aus ihren Knospen im mittleren Ru- tenbereich entwickeln sich erst im folgenden Früh- jahr Fruchttriebe.

Winterruten von remontierenden Sorten sind er- höht frostempfindlich. Bestände, die nicht in ganzjährig gedeckten Tunnels stehen, treiben daher in windexponierten Lagen nach kalten Wintern eher un- vollständig aus und der Frühertrag liegt in solchen Jah- ren tief. Unter Freilandbedingungen muss in vielen Fällen im Frühjahr nach erfolgtem Austrieb kurzfristig entschieden werden, ob die Winterruten stehen blei- ben sollen oder ob nach einem totalen Rückschnitt ei- ne normale volle Herbsternte erzielt werden soll.

Im Hinblick auf die Durchführung der Pflege- und Erntearbeiten hat die Erziehung zwischen flexiblen Doppeldrähten oder Doppelschnüren bei Herbsthim- beeren klare Vorteile. Das Rutenmanagement und die Pflückarbeit lassen sich auch in schmal gehaltenen Kulturen, die doppelt beerntet werden, mit geringe- rem Aufwand durchführen.

Schlussfolgerungen für die Praxis

Die Standardherbstsorte «Autumn Bliss» weist eine deutlich schlechtere Fruchtqualität auf als das derzei- tige Sortiment von Sommersorten. Es ist daher ab- sehbar, dass Früchte der Sorte «Autumn Bliss» auf dem Markt im Frühbereich nur so lange akzeptiert wer- den, bis im gleichen Zeitraum andere frühe Sorten mit einer besseren Fruchtqualität verfügbar sind. In dieser Hinsicht dürften neue remontierende Him- beersorten wie «Himbo Top» und «Polka» mit einer besseren Fruchtqualität für die Erzielung von Doppel- ernten von Interesse sein.

Das Überwinterungsrisiko für Ruten von remon- tierenden Sorten ist allgemein höher als bei den meis- ten einmal tragenden Sommersorten. Remontierende Bestände, die während des Winters nicht geschützt werden, weisen bei der Frühernte nach harten Win- tern eine mässige Ertragsleistung auf. Die Ertragssi- cherheit kann unter Tunnelbedingungen wesentlich verbessert werden.

OBSTBAU

Production précoce de framboises avec les variétés automnales

Les rameaux des framboisiers tardifs qui passent l'hiver fournissent une récolte précoce l'été suivant.

La maturation des variétés automnales commence bien avant celle des variétés estivales. Des études effectuées dans l'exploitation expérimentale de Güttingen avec la variété Autumn Bliss montrent que la récolte précoce peut être considérablement améliorée par une gestion systématique des jeunes ra- meaux, en partie au détriment de la récolte que l'on obtiendra en automne. Lorsque les jeunes tiges étaient supprimées jusqu'à la mi-juin, on obtenait dès le mois de juin une récolte moyenne d'environ un kilo de framboises par m2 dans les cultures de plein air. Les cultures a deux récoltes successives étaient plus productives en moyenne que celles avec une seule récolte en automne. Les variétés de framboises automnales à deux récoltes successives conviennent particulièrement bien pour la cultu- re sous tunnels. Des essais de culture montrent qu'avec les variétés Autumn Bliss et Dinkum, la récolte s'étale de la mi-mai à fin octobre, avec une interruption au mois de juillet. Le rendement à la super- ficie se situait dans le tunnel entre trois et quatre kilos de fruits au m2.

R

ÉSUMÉ

20.5. 1.6. 13.6. 26.6. 8.7. 21.7. 4.8. 17.8. 30.8. 12.9. 25.9. 8.10. 21.10.

0 50 100 150 200 250

Ernteverlauf (g Früchte je m2 und Pflücktag)

Abb. 5: Ernteverlauf bei der Sorte «Din- kum» im Folienhaus.

Gewinnung der Früh- und Herbsternte, kei- ne Regulierung der Jungruten.

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