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Archiv "Westdeutsche Kunstmesse Köln" (17.04.1975)

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Spektrum der Woche Aufsätze - Notizen FEUILLETON

Fünfundzwanzig Jahre: irre schön

schine muß nachgesehen werden, und übermorgen kommen die Kin- der ...

Grit Wirtz

Haben Sie auch einen? Einen Arzt, meine ich. Geheiratet, meine ich.

Nun denn!

Es ist mehr als 25 Jahre her. „Da- mals" sah ich mich neben ihm, in der Praxis, ständig ihm zur Seite, ständig einsatzbereit, gemeinsam arbeiten, sich gegenseitig helfen.

Wir bauten auf. Ich war seine Sprechstundenhilfe. Ich hatte so gute Vorsätze, er auch. Wieso „hat- te"? Wir haben sie doch noch, aber ... „Damals" war ich noch jünger (Kunststück, es ist ja mehr als 25 Jahre her, als wir die Ringe tauschten):

Nach der Sprechstunde würde ich ihm etwas zur Erfrischung machen.

Er mußte doch ganz schön er- schossen sein. Nachts wollte ich wach bleiben, bis er von Besuchen nach Hause kam, und ihn fragen, ob er etwas wünsche. Dann kamen die Kinder. Ich brauchte gar nicht mit Anstrengung wachzubleiben, dafür sorgten die auf dem Wege befindlichen Milchzähne oder Ma- sern und was es so alles gibt. Ko- misch! Jetzt wünschte ich mir manchmal, er würde mich fragen, ob ich etwas wünsche. Und wenn ich mich dabei ertappte, bei sol- chen Gedanken, dann bekam ich Skrupel. Hatte er denn nicht genug am Kopf? Da waren ja nicht nur die Patienten, da waren ja auch er- hebliche finanzielle Sorgen.

Zunächst blieb für ihn die Erfri- schung nach der Sprechstunde aus, weil da eine „volle Hose" drin- gender nach Hilfe heischte. Dann blieb ich auch nachts nicht mehr wach, weil die Ruhepausen ohne- hin recht kurz waren.

Wo sind die 25 Jahre geblieben?

Nein, volle Hosen gibt es nicht mehr. Jetzt kommen die großen Kinder, die so wunderbar selbstän-

dig sind, mit ihren Fragen zu uns.

Sie brauchen uns immer noch — wie gut!

Gegen ein Uhr heute nacht nahm ich den Hörer auf. Gallenkolik.

„Haben Sie keine Zäpfchen mehr?" Natürlich hat sie nicht. Na- türlich hat sie, die Gallenkolikerin, mal wieder „aus der Pfanne" ge- gessen.

Ich schaue zu ihm hinüber. Er hat das Klingeln nicht gehört, weil er um elf Uhr abends schon mal raus war. Ich ziehe an der Bettdecke. Er knurrt! Noch einmal ziehen? Muß ja wohl sein. Ich ziehe wieder.

„Was ist denn?" (Lautstärke der Frage etwa so, wie wenn einer aus dem Kölner Dom bei geschlosse- nen Türen einen Bekannten auf der Hohestraße ansprechen will.) Ich:

„Frau W. hat wieder eine schwere Kolik!" Er: „Hat die wieder aus der Pfanne gefressen?" (Und das will ein Akademiker sein!) Das Ober- bett wird zum fliegenden Teppich, er fährt in sein Jackett, Wagen- schlüssel, ab. Ich rufe hinterher:

„Nimm deinen Mantel, es ist kalt!"

Keine Antwort, und schon höre ich das Garagentor knallen.

Ich schüttele das Kopfkissen auf, seines, versteht sich, ordne das Oberbett und bin, ohne daß ich es wollte, wieder eingeschlafen. Da, irgend etwas klirrt. Ich fahre hoch.

Er ist wieder da und hat sein Ta- schenmesser fallen lassen. „Gute Nacht!" sage ich, damit er friedli- cher wird, aber er hat wohl nichts gehört.

Der Schlaf ist weg. Ich grübele, nicht viel, nur so etwas vor mich hin. Ich horche, seine Atemzüge werden ruhiger. Er schläft. Nun denn, so werde auch ich es noch einmal versuchen. Morgen früh muß ich zur Bank, Überweisungen machen, einkaufen, die Spülma-

Um sieben Uhr nehme ich die er- sten Hausbesuche entgegen. Dann sitze ich ihm gegenüber. Er sieht müde aus. Ich mache mir Sorgen, sein Herz, der Infarkt vor zwei Jah- ren. Mehr als 25 Jahre ist es her. Wenn ich alles so überdenke.

Die Kinder würden sagen, in ihrer Sondersprache, „irre".

Wenn ich alles so überdenke: Wie oft hatten wir die Schnauze voll! Ja- wohl! Aber, gottlob, selten zu glei- cher Zeit. So glücklich sollte es sich auch in den kommenden Jah- ren fügen. Mensch, wär' das irre schön.

Anschrift der Verfasserin:

Grit Wirtz

511 Alsdorf, Luisenstraße 7

Kunstmarkt Westdeutsche

Kunstmesse Köln

Mit einem die geschäftlichen Er- wartungen der meisten Ausstel- ler noch übertreffenden Resultat schloß die sechste Westdeutsche Kunstmesse in Köln ab. Auf dieser von 43 000 Schau- und Kauflustigen besuchten Großveranstaltung hat- ten diesmal 172 Aussteller aus al- len Ländern der Bundesrepublik auf einer 9500 qm großen Fläche ihr vielfältiges Angebot an Kunst und Antiquitäten aus sieben Jahr- tausenden ausgebreitet, dessen Hauptsparten Antiken und Ausgra- bungen, Gemälde alter Meister und des 19. Jahrhunderts, Ostasiatica, Möbel, alte Graphik und Bücher, Klassische Moderne, Tapisserien, Waffen, Uhren, Silber- und Gold- schmiedekunst und das weite Ge- biet des antiken Kunstgewerbes bildeten.

Der glanzvollen Vernissage, die wiederum zu einem beliebten Treff- punkt von Händlern, Sammlern, 1164 Heft 16 vom 17. April 1975 DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

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Spektrum der Woche Aufsätze • Notizen

Westdeutsche Kunstmesse Köln

Anlegern und Museumsleuten wur- de, folgte an den beiden ersten Ta- gen schon ein flottes Anfangsge- schäft, das sich — nach Aussagen der Spezialhändler — vorwiegend auf erstrangige Objekte konzen- trierte. Hier kamen besonders die Gemälde-, Möbel- und Antiken- händler zum Zuge, die an diesen ersten Tagen relativ unschwer ihre fünf-, vereinzelt auch sechsstellig bezifferten Objekte den Besitzer wechseln ließen.

Selbstverständlich machten die Verkäufe solcher Spitzenstücke, für die ohnedies stets nur ein sehr beschränkter Sammlerkreis Inter- esse zeigt, nicht allein das Messe- geschäft aus: Der Schwerpunkt der Geschäftstätigkeit lag vielmehr wie sich nach Abschluß und Umfra- ge ergab, bei wesentlich niedriger bewerteten Stücken, etwa zwi- schen 1000 und 5000 DM. In dieser Preisklasse wurde an allen Tagen rege verkauft. Es fiel allgemein auf, daß unter den Kaufinteressenten hier außerordentlich viele jüngere Leute waren, die über kein allzu hohes Budget verfügen, darunter mancher regelrechte „Erstling", der auf dieser Messe den Grund- stein für eine vielleicht später ein- mal nicht unbedeutende Sammlung legte. Diese Sammlergruppe zeigte sich stark interessiert an der gan- zen Marktsituation und war für echte Orientierungshilfen, wie sie von einem großen Teil der Ausstel- ler geboten wurden, sehr dankbar.

Fachkundige Gesprächspartner, das zeigt sich immer wieder, sind für den Sammler von morgen unge- heuer wichtig, wenn die eigene sy- stematische Weiterarbeit auf sei- nem auserkorenen Gebiet erfolg- reich sein soll. Daß viele Händler während der Zeit der Hochkon- junktur von derartigen Beratungen, weil sie ihnen „kostbare Zeit stah- len", rein gar nichts hielten, sich nach Kräften darum drückten (die Geschäfte liefen auch so!), mag manchen schon gereut haben: es spricht sich halt herum, und wenn die Auswahl da ist, werden solche Kojen eben umgangen! Dies ist nun freilich keineswegs für Köln ty- pisch: auf fast allen Kunstmessen

bietet sich ein zumindest sehr ähn- liches Bild; doch glücklicherweise lernen von Messe zu Messe nicht nur die potentiellen Sammler, son- dern immer auch einige Händler dazu. Notgedrungen, möglicher- weise, doch die Zeiten der allzu ho- hen Konjunktur, in denen das pau- senlos gebrauchte Wort „Material- verknappung" die Preise wie ein Motor antrieb, sind ohne jede Fra- ge vorbei! Zwar nimmt der Kunst- markt im Wirtschaftsgeschehen, ebenfalls ohne jede Frage, eine au- ßerordentliche Sonderstellung ein

— das beweisen nicht nur die Mes- sen, sondern erst recht die Auktio- nen, am wenigsten vielleicht der Handel, der es zum Teil ungewöhn- lich schwer hat! —, doch ist es kei- neswegs mehr so, daß die Ware, koste sie, was sie wolle, ohne an- zusehen in wilder Kaufpsychose ergattert wird! Es ist schon einiges Engagement von seiten des Händ- lers erforderlich geworden, und wer sich in dieser Hinsicht bemüh- te, der lag richtig, wofür das Mes- seergebnis von Köln erneut ein Be- weis ist.

Die Schwerpunkte dieser Messe la- gen bei Gemälden, Möbeln, Anti- ken und Ausgrabungen sowie al- ten Uhren. Zwei sechsstellig bezif- ferte Spitzenstücke unter den Ge- mälden — ein Wouvermann und eine Flußlandschaft Jan van Go- yens — wanderten gleich zu Be- ginn in Privatbesitz, desgleichen ein Landschaftsaquarell Noldes für 65 000 DM, Graphiken von Mueller, Corinth, Barlach, Schmidt-Rottluff (gleichfalls zu fünfstelligen Prei- sen), einige Liebermann-Bilder aus der Wannsee-Serie (bis 96 000 DM!). Ein namhafter Frankfurter Antiquar, der mit 40 Blatt Dürergra- phik angereist war, hatte durchaus nicht falsch disponiert: Er konnte die komplette Folge der Holz- schnitt-Apokalypse sofort verkau- fen!

Gläser, obgleich wohl die zer- brechlichsten Sammelobjekte, zo- gen nicht nur das Schau-, sondern erst recht das Kaufpublikum ma- gisch an, insonderheit, wenn es so seltene und kostbare Dinge zu er-

werben gab wie am Stand einer Würzburger Händlerin, zu deren Raritäten unter anderem eine Bran- denburgische Miniaturflasche, mit dem Wappen der sächsischen Kö- nige verziert, zählte, die vor 1694 entstanden ist! Meißen-Porzellan ging zu hohen vierstelligen Preisen ab, China-Stücke lagen, wenn sie ganz exquisit waren, einen Tausen- der höher. Eine Vitrine mit römi- schen Öllämpchen des 2. und 4.

Jahrhunderts war gleich am ersten Messetag halb geleert. Antike Uh- ren und Musikinstrumente, so reichlich wie nie bisher vertreten, fanden größtes Interesse, vor allem seltene, oft kuriose Stücke des 17.

und 18. Jahrhunderts.

Die Möbelkojen waren ständig be- lagert. Hier fiel in Köln die relativ hohe Quote an klassizistischen Möbeln auf, für die sehr starkes Kaufinteresse bestand, zumal hier zu Preisen zwischen 5000 und 10 000 DM durchaus Bemerkens- wertes zu ergattern war. Ein außer- ordentlich schöner Stollenschrank aus Brügge, zwischen 1540 und 1560 entstanden, fand für eine hohe fünfstellige Summe gleich zu Anfang einen begeisterten und zahlungskräftigen Liebhaber. Mit Interesse und Skepsis betrachtete man das große Angebot der an- dern Messeorts verpönten und meist nicht zugelassenen nord- deutschen Eichenmöbel. Das Publi- kum zeigte sich erstaunlich sach- kundig und war auf diesem Gebiet, das sich leider in den letzten Jah- ren oft genug als „heißes Eisen"

herausgestellt hatte, keineswegs zu allzu schnellen Käufen bereit!

Zusammenfassend kann man sa- gen: es wurde wohlüberlegt, meist sehr gezielt, zum Teil teuer, aber nirgends hektisch gekauft. Mittel- ware hatte fast nur im allerdings breiten Bereich des Kunstgewer- bes Erfolg. Hochwertigen Samm- lerstücken oder solchen, bei denen mit Sicherheit erheblicher Gewinn- zuwachs abzusehen ist, wurde ent- schieden der Vorzug gegeben. Man zeigte sich über die Preise sol- cher Ware nicht erstaunt: man zahl- te. Britta Steiner-Rinneberg

DEUTSCHES ÄRZTEBLATT Heft 16 vom 17. April 1975 1165

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