© Keystone, Micha Eicher
Ratgeber WAS IST EIGENTLICH
● Beat Döbeli Honegger ist Professor am Institut für Medien und Schule an der Pädagogischen Hochschule Schwyz.
Was heisst «posten»?
Im Internet wird schon lange nicht mehr nur konsumiert.
Via soziale Medien können sich alle sofort der ganzen Welt mitteilen oder Interessen und Freundschaften pflegen.
W
enn Regula sagt:«Heute habe ich viel zu posten!», geht es nicht ums Einkaufen.
Regula betreut auf Facebook eine Wandergruppe und postet dort Fotos des letzten Ausflugs sowie drei neue Wandervorschläge, sodass alle Grup- penmitglieder sie sehen können.
Als «posten» wird das Veröffent- lichen von Nachrichten – Bilder, Texte, Töne und Videos – auf dem Internet bezeichnet. Wer nicht selbst eine Web- site oder einen Weblog (Web-Tage- buch, in das man Beiträge aller Art hineinschreiben kann) betreibt, postet meist auf einem der grossen sozialen Netzwerke wie Facebook, Twitter, Google+, LinkedIn und Instagram oder aber auf einer kleineren thema- tischen Plattform wie seniorweb.ch oder der Begegnungsplattform der Zeitlupe.
Obwohl sich soziale Netzwerke in den Möglichkeiten und Ausrichtungen unterscheiden, lassen sich alle als eine Mischung aus Stammtisch und einer Ansammlung von Anschlagbrettern verstehen. Ein soziales Netzwerk besteht grundsätzlich aus einer gros- sen Menge von Nachrichten, die von den Mitgliedern des Netzwerks ver- fasst werden. Damit einzelne Nach- richten in der riesigen Flut überhaupt gefunden werden können, lassen sie sich an bestimmte Mitglieder oder Gruppen adressieren und mit Schlag- worten versehen, sogenannten Hash-
tags (gekennzeichnet durch das
«Hash» genannte Zeichen #). Dabei können die Absender oft auch fest- legen, ob alle oder nur bestimmte Mitglieder oder Gruppen eine Nach- richt lesen dürfen.
Auch die Empfänger können angeben, für wen oder was sie sich interessieren. Bei der Auswahl von Themen, Gruppen und anderen Mit- gliedern wird dies als «abonnieren»
oder «folgen» (follow) bezeichnet.
Findet man eine einzelne Nachricht bemerkenswert, so «liked» man sie oder leitet sie an andere weiter, indem man sie «teilt» (share).
Schliesslich wählt auch die Platt- form aus: Wegen der grossen Menge ist es nicht möglich, alle infrage kom- menden Mitteilungen anzuzeigen.
Darum rechnet die Plattform auf- grund der Berechtigungen und Inte- ressebekundungen aus, welche Nach-
richten einem Mitglied in welcher Reihenfolge angezeigt werden.
Diese unumgängliche Auswahl sorgt oft für Diskussionen. Unter- suchungen zeigen, dass die angezeig- ten Nachrichten die Stimmung und das Wahlverhalten von Menschen unbemerkt beeinflussen können. Die Plattformen nutzen ihr detailliertes Wissen über ihre Mitglieder auch ganz offen zum Verkauf zielgruppenspezi- fischer Werbeplätze – so erscheinen bei Regulas Wandergruppe auffallend oft Anzeigen für Wanderschuhe und -stöcke.
Unterdessen ist Regulas Facebook- gruppe gewachsen. Die Berichte und Fotos der Gruppenmitglieder, die auch ihren Freunden und Arbeitskollegin- nen auf Facebook angezeigt wurden, haben diese neugierig gemacht. Auch zwei ehemalige Wanderfreunde sind beigetreten: Sie können zwar aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr wandern, wollen die entstandenen Freundschaften aber weiter pflegen.
Nur etwas postet auch Regula noch ganz traditionell: den Proviant für die nächste Wanderung. ❋
Dieser Digitalratgeber erscheint in Zusammen
arbeit mit der Pädagogischen Hochschule Schwyz.