öffent- liche Apothe- ken 1990
Einwoh- ner je Apotheke
1989*) Bundesländer
Baden- Württemberg Bayern Berlin (West)
2 768 3 486 3 279 3 448 596 3 576 Bremen
Hamburg Hessen
Nordrhein
Saarland
Insgesamt
194 485 1 629
2 617
368
18 029
3 529 3 346 3 475
3 500
2 910
3 500 Niedersachsen 2 000 3 694
Westfalen-Lippe 2 244 3 590 Rheinland-Pfalz 1 125 3 335
Schleswig-Hol-
stein 724 3 624
Apothekendichte in den alten Bundesländern
Angaben jeweils Jahresende .) vorläufig
Hohe Apothekendichte
Einen Frontalangriff gegen die Kassenärzteschaft startet die Ar- beitsgruppe schließlich unter dem Stichwort „Ärztliche Vergütung/
Grundsatz der Beitragssatzstabili- tät". Zwar hätten die Kassenärzte in den vergangenen Jahren durch die Honorardeckelung diesem Grund- satz Rechnung getragen, doch die jetzt angestrebten Vergütungsverträ- ge würden die finanzielle Stabilisie- rung der Kassen gefährden. Fazit der Arbeitsgruppe: Eine reine Einzellei- stungsvergütung dürfe es nicht ge- ben, statt dessen müsse eine gesetzli- che Regelung her, wonach die Höhe der kassenärztlichen Gesamtvergü- tung in den Honorarverträgen zu be- grenzen sei. In anderen Worten: ein Honorardeckel per Gesetz. Damit wäre allein die ambulante ärztliche Versorgung für Beitragssatzstabilität verantwortlich und herangezogen, der stationäre Sektor bliebe prak- tisch — wie bisher schon — außen vor.
Tatsächlich befaßt sich die Ar- beitsgruppe eher beiläufig mit dem Krankenhaus. Die Wirtschaftlich- keitsprüfungen für Krankenhäuser seien vom Gesundheits-Reformge- setz zwar gefordert, aber bislang noch nicht angewandt worden.
Wahrscheinlich deshalb, wie die Ar- beitsgruppe mutmaßt, weil man sich über den Träger der dabei entste- henden Kosten nicht einigen konnte.
Die „Lösung" der Politiker: Schaf- fung einer gesetzlichen Regelung, wonach die „Kosten der Prüfung pflegesatzfähige Kosten sind". An- ders als bei den Kassenärzten, sollen hier im Endeffekt also die Kassen die Zeche zahlen.
Von der Möglichkeit der Kran- kenkassen, die Versorgungsverträge mit unwirtschaftlichen Krankenhäu- sern zu kündigen, ist nach Angaben der Arbeitsgruppe bisher in sieben Fällen Gebrauch gemacht worden.
Zwei betroffene Häuser sollten oh- nehin aus dem Krankenhaus-Be- darfsplan ausscheiden, bei allen wei- teren Kündigungsfällen hätten die für die endgültige Entscheidung zu- ständigen Länder nichts von sich hö- ren lassen. In Zukunft soll eine Kün- digung durch die Kassen wirksam werden, wenn das Land nicht binnen sechs Monaten widerspricht, schlägt die Arbeitsgruppe vor. Josef Maus
Die Privatisierung der rund 2000 ehemals staatlichen Apotheken in den östlichen Bundesländern geht schnell voran. Bereits 80 Prozent der dortigen Apotheken seien inzwi- schen in privaten Händen, hieß es auf dem diesjährigen Deutschen Apothekertag in Berlin. Mit den rund 18 000 westdeutschen Apothe- ken gebe es jetzt in der gesamten Bundesrepublik 20 000 öffentliche Apotheken. In den alten Bundeslän- dern sei die Apothekendichte — bei regionalen Unterschieden — mittler- weile auf durchschnittlich 3500 Ein- wohner pro Apotheke gewachsen.
Vor dem Hintergrund dieser aus Sicht der Bundesvereinigung Deut- scher Apothekerverbände (ABDA) erfreulichen Entwicklung bekräftigte der Apothekertag die Forderung, das Verbot von Fremd- und Mehrbe- sitz von Apotheken auch nach der Einführung des europäischen Bin-
nenmarktes beizubehalten. Nur so könne die Kompetenz und Unabhän- gigkeit des Berufsstandes als freier Heilberuf gewährleistet bleiben.
Im Vorfeld der Berliner Tagung nahm die ABDA auch Stellung zu den gestiegenen Ausgaben der ge- setzlichen Krankenversicherung für Arzneimittel. Der größte Teil des Anstiegs sei durch die Verordnung neuer, innovativer Arzneimittel be- dingt. Daneben läge eine weitere Ur- sache in der höheren Zahl von Mit- gliedern der gesetzlichen Kranken- kassen.
Verzicht auf die
„Negativliste"
Kritik übten die Apotheker an der Negativliste über unwirtschaftli- che Arzneimittel, die von Bundesge- sundheitsministerin Gerda Hassel- feldt (CSU) am 1. Oktober dieses Jahres im Bundesanzeiger veröffent- licht worden war. Die Hauptver- sammlung appellierte an Gerda Has- selfeldt, auf die Anwendung der Li- ste zu verzichten, die allein schon durch die laufende Aktualisierung hohe Kosten verursache. Auf Ableh- nung der Apotheker stoßen auch die Beschlüsse der Bundesregierung zur Selbstbeteiligung der Patienten an Arzneimitteln, die keinem Festbe- trag unterliegen.
Betroffen davon seien vor allem Patienten, die auf neue und innovati- ve Arzneimittel angewiesen seien und dafür eine hohe Selbstbeteili- gung tragen müßten. Anstelle der Marktspaltung in zuzahlungspflichti- ge und zuzahlungsfreie Medikamen- te fordern die Apotheker eine ein- heitliche Selbstbeteiligung für alle Arzneimittel. In diesem Zusammen- hang begrüßte die Hauptversamm- lung eine Initiative des ABDA-Vor- standes, der eine Ad-hoc-Kommissi- on einsetzen will, um konsensfähige Vorschläge zu erarbeiten. Am Ende soll ein Konzept stehen, daß Gleich- behandlung, Wettbewerbsneutrali- tät, soziale Verträglichkeit und Prak- tikabilität gewährleistet. JM A-3986 (22) Dt. Arztebl. 88, Heft 46, 14. November 1991