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Archiv "Vorsorge-Versicherung: Ei des Kolumbus" (15.08.1991)

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Academic year: 2022

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DEUTSCHES ÄRZTEBLATT

D

iplomierter Volkswirt oder Wirtschaftspolitiker bin ich nicht. Aber als Familienvater weiß ich, daß ich alles, was ich mir leiste oder lei- sten möchte, bezahlen muß, und daß ich nur ausgeben kann, was ich vorher verdient und damit erarbeitet habe. Einiges kann ich mir auch auf Kredit leisten, aber hier gibt es Grenzen. Und wenn ich unerfüllte Wünsche habe, dann muß ich mir überle- gen, was und wieviel ich mir in welcher Reihenfolge leisten kann. Ich muß Prioritäten set- zen.

Beim Staat scheinen andere wirtschaftliche Gesetze zu gel- ten. Bund, Länder und Gemein- den fragen offenbar weniger da- nach, was machbar, als vielmehr danach, was wünschenswert ist.

Und so sieht es aus: Um- weltschutz, Naturschutz, einen Kindergartenplatz für jedes Kind, Pflegeabsicherung, immer mehr Studienplätze an Universi- täten und Hochschulen, Umzug

Staatsausgaben

Können wir

das alles bezahlen?

von Parlament und Bundesre- gierung nach Berlin, Eingliede- rung einer immer größer wer- denden Zahl von Ayslbewer- bern, Hilfe für die Dritte Welt, Hilfe für die Sowjetunion, Hilfe für die anderen Staaten des frü- heren Ostblocks, Aufbau der neuen Bundesländer — keine Rangfolge, sondern eine Rei- henfolge. Es gibt mehr. Und al- les möglichst sofort, möglichst umfassend, und möglichst vom Besten.

Niemand wird sich den Pro- blemen dieser Zeit verschließen.

Wir alle wollen unseren Beitrag leisten, um diese Probleme lösen zu helfen — aber alles zur glei- chen Zeit? Alles ohne erkennba- re Prioritätensetzung? Und al- les, ohne die Frage schlüssig zu

beantworten, wie dies denn alles bezahlt und damit zunächst ein- mal erarbeitet werden soll.

Wir alle müssen es bezah- len, über Steuern oder über Ver- sicherungsbeiträge, was hinsicht- lich der Belastung des Familien- haushaltes auf das Gleiche hin- auskommt. Jede Entscheidung für neue Staats- und Versiche- rungsausgaben schränkt die Verfügungsmenge, die von uns selbst disponierbare Menge un- seres erarbeiteten Einkommens ein. Und die Last trifft nicht nur uns, sondern auch unsere Kin- der, unsere Enkel. Können wir das verantworten? Und wer ist es, der es verantwortet? Und sind denn Länder, in denen ein solcher Weg zu schmerzlichen wirtschaftlichen Konsequenzen und zu einer Umkehr des De- kens geführt hat, kein mahnen- des Beispiel?

Ich fürchte, wir alle werden für diese Politik zu zahlen haben

— und dies im weitesten Sinne des Wortes. Fritz Beske, Kiel

V

brsorge beherrscht das Denken und in vielen Be- reichen auch das Handeln des modernen, aufgeklärten Menschen: Wenn es schneit, zieht er Winterreifen auf. Auf dem Motorrad trägt er einen Sturzhelm, bei Banküberfall Pu- delmütze, vor Reisen läßt er sich impfen. All das erfolgt zum Teil aus eigenem Entschluß, falls er volljährig ist, sonst auf Veranlas- sung der Eltern, aber großenteils auch auf gesetzliche Verord- nung.

Mit diesem von ihm ange- strebten Schutz gegen alle mög- lichen unangenehmen Ereignis- se bestätigt der Mensch sich selbst durch eine Versicherung.

Zwar will er ja nicht nur beim Bau schöner Verwaltungshäuser mithelfen, sondern sich selbst si- chern durch Versichern. Da ist sein Auto versichert, seine Woh- nung, sein Reisegepäck, ja bei Sängern sogar die Stimme, bei Schauspielern etwa die Nase.

Man kann also seine Gesundheit versichern, wenn es auch „Kran-

Vorsorge-Versicherung

Ei des Kolumbus

kenversicherung" heißt. Vielfäl- tig sind die Angebote, über Teil- oder Ganzversicherungen mit und ohne Tagegeld, aber auch mit Selbstbeteiligung.

Nur gegen Schwangerschaft gibt es noch keine Versicherung.

Das ist merkwürdig, denn bei der hohen Zahl der Schwanger- schaftsabbrüche wäre doch eine Versicherung gegen Schwanger- schaft das Ei des Kolumbus für Jungen, aber auch für Mädchen.

Faßt man dieses fest ins Auge, so stellt sich die Frage, ab wann die Versicherung einsetzen müßte. Aufgrund der statisti- schen Unterlagen würde man wohl das 12. Lebensjahr wählen.

Dann wäre da die Frage der Prä- mienhöhe. Man könnte sie ab- hängig machen von der Güte der Aufklärung, denn der Aufge- klärte handelt vorsorglich und sucht den Versicherungsfall zu

vermeiden. Angesichts der heute empfohlenen frühzeitigen Sexu- albeziehung zwischen Jungen und Mädchen wäre es natürlich zweckmäßig, die Aufklärung über empfängnisverhütende Maßnahmen ebenfalls frühzeitig zu beginnen, man könnte sie et- wa in das 12. Lebensjahr legen.

Da gibt es so viele Möglichkei- ten, die dem individuellen Ge- schmack angemessen sind vom

„Apfel anstatt" bis zum „Intra- uterinpessar", falls man Pillen- abstinenzler ist.

Vielleicht könnte man eine der neuen Frau Bundesministe- rinnen animieren, nicht nur den Vorschlag einer vorzeitigen Auf- klärung und damit Vorsorge, sondern sogar den Vorschlag ei- ner vorsorglichen Versicherung gegen Schwangerschaft in das Regierungsprogramm aufzuneh- men. Sie würde damit helfen, die

Auslöschung eines Ungeborenen

zu verhindern, das unter günsti- gen sozialen Bedingungen auch unter uns noch Platz haben würde. Peter Stoll, Mannheim

Dt. Ärztebl. 88, Heft 33, 15. August 1991 (1) A-2673

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