V A R I A
A
A2130 Deutsches ÄrzteblattJg. 99Heft 31–325. August 2002
Z
uerst Hongkong, dann Macau: Am Chinesischen Meer wurden in den letz- ten Jahren zwei einstmals eu- ropäische Kolonien an China zurückgegeben – zuletzt am 20. Dezember 1999 Macau.Statt geschäftiger Hektik zwi- schen Börse, Banken und In- ternet rund um das quirrlig- geschäftige Kowloon, mit Vic- toria Peak und der liebevoll antiquierten Star Ferry in Hongkong, hat man in der 600 000-Einwohner-Stadt der einstigen portugiesischen Be- sitzung immer noch Zeit für ein Plauderstündchen oder einen Kaffee. Auch nach dem Rückzug der Portugiesen hat sich am beschaulichen Leben nicht viel geändert.
In sechzig Minuten ist man mit den Tragflächenbooten der „Jetfoil“ in einer anderen Welt. Kratzten in Hongkong gerade noch die Hochhäuser und Glaspaläste von Banken, Versicherungen oder Elek- tronikkonzernen am Him- mel, ducken sich in Macau viele kleine Häuschen im Ko- lonialstil im Schatten alter Mauern an die sanften Hügel des Guia-Berges. Vor der fast 400 Jahre alten Kathedrale steht nach dem Brand von 1835 nur noch die portugie- sisch-gotische Fassade mit ihren kunstvollen Steinmetz- arbeiten. Von hier aus sind es nur ein paar Schritte hinauf zur alten Zitadelle, wo das 1998 eröffnete Museum von Macau untergebracht ist. Auf drei Stockwerken wird das Leben der Stadt in vergange- nen Jahrhunderten darge- stellt. Auf der anderen Seite des Perl-Flusses ist die Volks- republik zum Greifen nahe.
Klein-Portugal
Vor rund 450 Jahren gründe- ten portugiesische Seefahrer das „Klein-Portugal in Fern- ost“ als Stützpunkt am Mün- dungsdelta des Flusses. Auf Schritt und Tritt entdeckt man bei einem Bummel durch die Stadt Zeugnisse aus dieser Epoche. Der mit Mosaikstei- nen wellenförmig gepflasterte Largo do Senado wird von Ko- lonialpalästen und -häusern
umrahmt, deren Arkaden Schutz vor der Sonne bieten und zum Bummeln einladen.
Auf der anderen Straßenseite liegt der prächtige Bau des Leal Senado als ehemaliger Sitz des Senats. Sehenswert im zweiten Stock die alte Biblio- thek mit geschnitzten Holzre- galen und Büchern aus den letzten vier Jahrhunderten.
Macau gibt sich gelassen.
Alte Männer sitzen auf den Steinbänken in der Fußgän- gerzone, halten ein Schwätz- chen. Schick gekleidete Frau- en tragen Einkaufstüten nach Hause. Wären da nicht die Gesichter mit der Mongolen- falte an den Augen, die blau-
weißen Azulejen-Kacheln mit den Straßennamen auf Portu- giesisch und chinesischen Schriftzeichen oder die klei- nen chinesischen Tempel – es könnte auch Europa sein.
Durch schmale Gassen kann man an der Kirche des Heili- gen Augustinus und dem Theater Dom Pedro V. vorbei zum Ma’a-Tempel (der der Fischergöttin Tin Hau ge- weiht ist) zum Inneren Hafen bummeln. China liegt nur noch einen Katzensprung da- von entfernt.
In der Nähe laden Cafés und Kneipen zum Verweilen ein. Den Charme der portu- giesischen Kolonialzeit kann
man zum Beispiel im „Lite- rol“ (in der Rua do Almirante Sergio) genießen. Neben säu- erlich angemachtem Meeres- früchtesalat, geschmackvol- lem Bacalhau auf chinesische Art mit Kartoffeln, Tomaten und Zwiebeln in delikater Soße oder einem Hähnchen, auf afrikanische Art ge- backen, gibt es noch viele an- dere Köstlichkeiten der portu- giesisch-macauischen Küche.
Dazu „Vinho Verde“ aus Por- tugal. Vom Zentrum sind es nur ein paar Minuten Fußweg zu den Marktbuden in den Seitengassen der Rua das Lorchas. Überall liegt und hängt Fisch zum Trock- nen.
Macau Tower
Über die Prachtstraße Ave- nida Almeida Ribeiro gelangt man zurück zur Innenstadt – wenn man nicht bei den zahl- reichen Goldläden hängen bleibt oder einen Ausflug auf die zu Macau gehörenden In- selchen Taipa und Coloane macht. Dort gibt es Wanderwe- ge und Sandstrände. Eine neue Attraktion ist der 338 Meter hohe „Macau Tower“.Von sei- ner Aussichtsplattform (oder dem Dreh-Restaurant) hat man dann einen grandiosen Panorama-Blick über die In- selwelt der einstigen portugie- sischen Kolonie am Pearl Ri- ver, das chinesische Festland und bei guter Sicht sogar bis in das 60 Kilometer entfernte Hongkong. Hans-Peter Sick
Macau
Gelassenheit am Perlfluss
Auskünfte über Macau er- teilt das Fremdenverkehrs- büro Macau, Eifelstraße 14 a, 60529 Frankfurt/Main, Telefon: 0 69/35 35-51 21, Fax: 0 69/35 00 40.
Hongkong und Macau haben zahlreiche Veran- stalter in ihrem Programm.
Bei Gebeco kostet zum Beispiel eine achttägige Hongkong-Reise ab 810 Euro je Person.
Reise
Kathedrale São Paulo (UNESCO- Kulturgut) in Macau
Foto:Hans-Peter Sick