B
etaseron ist immer noch das umsatzstärkste Pro- dukt von Schering. 578 Millionen Euro setzte das Berliner Pharmaunternehmen in den drei ersten Quartalen 2004 damit um. Doch die Zeit der hohen Zuwächse dürfte vorbei sein. Konkurrent Bio- gen erwartet in Kürze eine positive Entscheidung der US- Zulassungsbehörde FDA für sein Antegren. Dazu kommt Serono, das Rebif auf dem wichtigen US-Markt mit Hil- fe von Pfizer sehr gut ver- kauft, während Betaseron in den USA zusehends Markt- anteile verliert (so das „Han- delsblatt“).Hoffnungsträger und
„Blockbuster“
Hohe Zuwächse verspricht sich Schering von zwei Produk- ten aus seinem angestammten Tätigkeitsfeld, der Fertilitäts- kontrolle („Pille“).Yasmin kam in diesem Jahr bisher auf 316 Millionen Eu- ro Umsatz, das ent- spricht einem Zuwachs von 70 Prozent, Mire- na auf 144 Millionen Euro (plus 27 Pro- zent). Yasmin wird zu einer Produktfamilie mit differenzierten Do- sierungen und Indika- tionen ausgebaut. Vor- standsvorsitzender Dr.
Hubertus Erlen spricht von „Blockbusterpo- tential“, also Umsät- zen von einer Milliar- de und mehr.
Große Hoffnungen gelten auch einigen Neuentwicklungen, die in Phase III der klini- schen Prüfung stecken. An- fang 2005 rechnet man mit der Zulassung von Bonefos (zur Verhütung von Kno- chenmetastasen) in den USA.
Im zweiten Quartal 2005 sol- len erste Ergebnisse zu PTK/
ZK, einem gemeinsam mit Novartis entwickelten Präpa- rat gegen Darmkrebs, vorlie- gen. Und Ende 2005 schließlich soll Phase III für Asoprisnil (zur oralen Behandlung von Myomen) abgeschlossen sein.
Schering konzentriert sich auf das Kerngeschäft und hat im September 2004 seinen Dermatologie-Bereich ausge- gründet. Er soll ab 2005 unter dem Namen Intendis eigen- ständig operieren. Im August 2004 wurde Jenapharm ver- kauft, denn Generika passen nicht in die aktuelle Firmen- philosophie. Die setzt auf In- novationen. Die Ausgaben für Forschung und Entwick- lung sind denn auch beacht- lich, stagnieren aber derzeit.
Sie beliefen sich in den ersten drei Quartalen auf 683 Millio- nen Euro und waren gegen- über dem Vorjahreszeitraum nahezu unverändert. Für Mar-
keting und Vertrieb wendet Schering nahezu das Dop- pelte auf (1,16 Milliarden Eu- ro, im Vorjahreszeitraum 1,14 Milliarden).
Finanziell steht Schering gut da. Der Umsatz stieg in den ersten drei Quartalen zwar „nur“ um drei Prozent (belastet durch den starken Euro; in lokalen Währungen lag der Anstieg bei sechs Pro- zent) und betrug 3,64 Milliar- den Euro. Der Konzernge- winn erhöhte sich um im- merhin zehn Prozent auf 382 Millionen Euro. Die Bilanz-
summe beträgt 5,37 Millionen Euro, die Eigenkapitalquote 55 Prozent. Der Konzern weist über 400 Millionen li- quide Mittel aus. Die solide Bilanzstruktur und die hohen liquiden Mittel nähren Spe- kulationen über Zukäufe.
Doch Finanzvorstand Dr.
Jörg Spiekerkötter hielt sich, von der Presse dazu befragt, bedeckt. Norbert Jachertz V A R I A
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A3120 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 101⏐⏐Heft 46⏐⏐12. November 2004
Schering
Favoritenwechsel
Neue Produkte und eine solide Bilanz kennzeichnen das Berliner Pharmaunternehmen.
´ TabelleC´
1. bis 3. Quartal 2004 – Umsatz nach Regionen
Millionen Euro Veränderung (in lokaler Währung)
Europa 1 861 + 5%
USA 905 + 13%
Japan 344 – 6 %
Lateinamerika/ 297 + 16 % Kanada
Asien/Pazifik 173 + 10 %
Gesamt* 3 642 + 6 %
*inklusive sonstige Arbeitsgebiete in Höhe von 62 Mio. Euro Quelle: Schering
Banken
Risikoberatung als Streitfall
Damit Meinungsverschieden- heiten zwischen Kreditinstitut und Kunde einfach, schnell und für den Kunden kostenfrei geklärt werden können, ha- ben die privaten Banken 1992 ein außergerichtliches Schlich- tungsverfahren eingeführt.Vier ehemals hochrangige Richter können seitdem bei Streitigkei- ten angerufen werden.
Auch im vergangenen Jahr haben sich die Schlichter be- sonders häufig mit dem Be- reich Wertpapiergeschäft aus- einander gesetzt. Dies geht aus dem aktuellen Tätigkeitsbe- richt des Ombudsmanns der privaten Banken hervor. Fast 45 Prozent aller Beschwerden stammten von Bankkunden, die sich bei Anlagegeschäften falsch beraten fühlten, oder meinten, über die Risiken ih- rer Wertpapiere nicht richtig aufgeklärt worden zu sein. Ne- ben Zahlen und Fakten rund um das Ombudsmannverfah- ren sind im Bericht auch Schlichtungssprüche zu fin- den, die deutlich machen, wie die Ombudsleute zu ihren Ent- scheidungen kommen.
Ein Beispiel: Die Eheleute B kauften im Mai 2001 Anteile an einem Fonds. Sie behaup- ten, dass die Kundenberaterin ihnen damals zugesagt habe, das Kapital bleibe erhalten,nur die Zinsen könnten verloren gehen. Der zuständige Schlich- ter glaubt ihnen das. Die Ehe- leute B können nach Ansicht des Ombudsmanns trotzdem
noch keinen Schadensersatz fordern. Denn sie haben das Laufzeitende April 2005 nicht abgewartet, sondern bereits im Februar mit einem Verlust von 3 611 Euro verkauft. Wie der Kurs bei Ende der Laufzeit ausfällt,müsse abgewartet wer- den, meint der Schlichter.
Seit dem Start des Ombuds- mannverfahrens verzeichnete die Kundenbeschwerdestelle bis 30. September 2004 11 310 zulässige Beschwerden. Etwas weniger als die Hälfte der Fäl- le wurde im Interesse der Kunden gelöst (5 301). In wei- teren 378 Fällen regten die Schlichter einen Vergleich an.
Die Banken erhielten hinge- gen in 5 631 Fällen Recht.
Die Schlichtungssprüche sind bis zu einem Betrag von 5 000 Euro für die Banken verbindlich, nicht jedoch für den Kunden. Ist er mit der Entscheidung nicht einver- standen, steht es ihm frei, die Gerichte anzurufen. Das Ver- fahren richtet sich in erster Li- nie an Verbraucher. Darüber hinaus können den Ombuds- mann auch Firmen, Selbststän- dige und Freiberufler bei Strei- tigkeiten einschalten, die den Überweisungsverkehr oder den Missbrauch einer Zah- lungskarte betreffen.
Der Ombudsmann der pri- vaten Banken ist erreichbar über die Kundenbeschwerde- stelle beim Bundesverband deutscher Banken, Postfach 04 03 07, 10062 Berlin. Geht es um eine Meinungsverschieden- heit mit einer Hypotheken- bank,ist die Beschwerde an die Kundenbeschwerdestelle beim Verband deutscher Hypothe- kenbanken zu richten: Post- fach 64 01 36, 10047 Berlin. JF Wirtschaft