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Archiv "Homo patiens" (19.03.2004)

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Medien

Denkmuster reflektieren

Stefan Heiner, Enzo Gruber (Hrsg.): Bildstörungen. Kranke und Behinderte im Spielfilm.

Mabuse-Verlag, Frankfurt/Main, 2003, 208 Seiten, kartoniert, 18,90A

Der Band enthält 13 Aufsätze, darunter zwei bisher noch nicht veröffentlichte, sowie ein Gespräch mit dem Schauspie- ler Peter Radtke und ein sol- ches mit der Regisseurin Caro- line Link („Jenseits der Stil- le“). Diese Zusammenführung macht Sinn, da so Lesern eine Fülle an Material geboten wird, um sich mit dem Thema der Darstellung von Kranken und Menschen mit Behinde- rungen im Film zu befassen.

Dem kommt ein ausführliches Verzeichnis der behandelten Filme besonders entgegen.

Stefan Heiner, freier Journalist und Leiter des Informations- zentrums Epilepsie in Biele- feld, verortet als Herausgeber einleitend die Ansätze der hier versammelten Texte.

Die Formulierung „Kran- ke und Behinderte“ – statt

„Kranke und Menschen mit Behinderungen“ im Unterti- tel irritiert, doch steht außer Zweifel, dass „Bildstörun- gen“ bestens geeignet ist, in- dividuelle wie gesellschaftli- che Einstellungen, Haltungen und Denkmuster in Bezug auf Kranke und Menschen mit Behinderungen zu reflek- tieren und zu spiegeln. Le- senswert ist das Buch aber auch, weil ein guter Überblick über das Thema geboten wird. Matthias Mochner

Deutsches ÄrzteblattJg. 101Heft 1219. März 2004 AA787

B Ü C H E R

Medizingeschichte

Ein Meilenstein

Michael Stolberg: Homo patiens.

Krankheits- und Körpererfah- rung in der Frühen Neuzeit.

Böhlau Verlag, Köln u. a., 2003, 303 Seiten, Broschur, 24,90 A Wie der Würzburger Medi- zinhistoriker in einer faszi- nierenden Studie zur Ge- schichte der Krankheits- und Körpererfahrung in der Frühen Neuzeit nachweist, waren Nervenleiden bereits im 18. Jahrhundert eine „Mo- dekrankheit“. Die Studie zeigt, wie stark der Einfluss ist, den die Kultur auf die Ausbildung und Prägung bestimmter Krankheitsphä- nomene hat. Dass gerade im 18. Jahrhundert die „Ner- ven“ zum erkenntnisleiten- den Modell in der Medizin wurden, hat zum Teil wissen- schaftsgeschichtliche Grün- de. Erinnert sei etwa an die

bahnbrechenden Versuche, die der Göttinger Arzt Al- brecht von Haller (1708–1777) durchführte.

Was Stolbergs Buch von anderen Versuchen, Körper- geschichte zu schreiben, un- terscheidet, ist nicht nur sein vermittelnder Ansatz, der zwar von einer kulturellen und historischen Kontext- gebundenheit von Leiblich- keit und Krankheitswahr- nehmung ausgeht, aber die

ausschließliche Konzentration auf das konstruktive Element in der Erfahrung und Deu- tung des Körpers ablehnt. Die Studie besticht vor allem durch ihre unglaublich dichte Information aus „erster Hand“, und das sind nun ein- mal Patientenbriefe. Nicht nur wurden gedruckte Korre- spondenzen aus drei Jahrhun- derten auf Beschreibungen von Krankheits- und Körper- erfahrung hin durchgesehen, auch Tausende von Patien- tenbriefen, die in den unter- schiedlichsten Archiven in Europa aus jener Zeit über- liefert sind, wurden hier erst- mals ausgewertet.

Kein Zweifel: Stolbergs Buch ist ein Meilenstein in der deutschsprachigen Me- dizingeschichtsschreibung, die erst seit wenigen Jahren den

„Patienten“ als lohnenswertes Thema entdeckt und – inter- national betrachtet – noch viel aufzuholen hat. Robert Jütte

Kinderbuch

Den richtigen Ton getroffen

Hermann Schönthal: Liebe Lau- ra, lieber Julian! Arztbriefe an meine Enkel. Edition Tintenfaß, Neckarsteinach, 2003, 128 Seiten, 30 farbige Illustrationen von Dirk Heider, Broschur, 10,90 A

In diesem Fall wäre es – zu- mindest für das Lesepubli- kum – wirklich schade ge- wesen, wenn der Autor Tür an Tür mit seinen Enkelkin- dern gelebt hätte, und all dies, was hier schriftlich mit der Post versendet wurde, mündlich übermittelt wor- den wäre. Prof. Dr. med.

Hermann Schönthal, Internist und Rheu- matologe im Ru- hestand, verfass- te für die Enkel Laura (zwölf Jahre) und Ju- lian (acht Jah- re) insgesamt 24 „Arztbriefe“, in denen er ihnen

viel Wissenswertes über den Körper, über Krankhei- ten und gesunde Lebens- führung erklärt. Beschrie- ben werden Aufbau und Funktionen der Sinnesor- gane, der inneren Organe, von Muskeln und Knochen.

Schönthal schreibt Briefe über Lymphknoten, über die Haut, das Gehirn, Vit- amine und vieles andere mehr.

Dabei hat man nie das Gefühl, dass hier ein Fach- mann mühsam versucht, einen kindgerechten Ton in der Art und Weise zu treffen, die als Anbiede- rung missverstanden wer- den könnte. Schönthal trifft genau den richtigen Ton, in- dem er es seinen (zunächst) zwei Lesern nicht zu leicht macht und ihnen – zwar mit ein- fachen Sät- zen und ohne Fremdwörter – die komplexen Strukturen des Kör-

pers zu erläutern versucht.

Indem er dort ansetzt, wo die jungen Leser mit ihren eigenen Erfahrungen abge- holt werden können, zieht er deren Aufmerksamkeit auf seine Darstellung.

Vermutlich hat der Autor sogar Recht mit seiner ab- schließenden Bemerkung im letzten „Arztbrief“ an seine Enkel: „Ja, Ihr wisst jetzt sogar weit mehr über Gesundheit und Krankheit als die meisten Zwanzig- jährigen, die nach dem Abitur anfangen, Medizin zu studieren.“ Thomas Gerst

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