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Publikationen - Empfehlungen zum Maschinenbau in Forschung und Lehre (Drs. 6209-04), Juli 2004

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Drs. 6209/04 Berlin, 16. Juli 2004

Empfehlungen zum Maschinenbau in Forschung und Lehre

Inhalt Seite

Vorbemerkung 3 Zusammenfassung 4 A. Wesentliche Kenndaten des Maschinenbaus in Deutschland 7

I. Entwicklung und Charakteristika des Faches 7

II. Studium und Lehre 7

1. Studiengänge 7

2. Studienanfänger und Studierende 8

3. Absolventen, Fachstudiendauer und Studienabbruch 9

4. Wissenschaftliche Weiterbildung 9

5. Qualität der Lehre und Evaluation 9

III. Personalausstattung 10

IV. Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses 11

V. Forschung und Entwicklung 11

VI. Finanzierung von Forschung und Lehre 12

VII. Maschinenbau in Wirtschaft und Beschäftigungssystem 13

B. Situation des Faches: Analyse und Bewertung 15

I. Stärken 15

II. Defizite 18

III. Strukturelle Herausforderungen 20

C. Empfehlungen 22

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I. Studium und Lehre 22 1. Erschließung neuer Potenziale für die Lehre 22 2. Verbesserte Nutzung des Studierendenpotenzials 24

3. Internationalisierung der Lehre 25

4. Einführung des gestuften Studiensystems (Bachelor, Master) 26 II. Forschung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses 32 1. Stärkung der wissenschaftlichen Orientierung 32 2. Dokumentation der Forschungsleistungen 33

III. Profilbildung und Kooperation 35

Anhänge 37

Anhang 1 Fachstrukturanalyse 39

Anhang 2 Maschinenbaustandorte in Deutschland 124

Anhang 3 Tabellen und Abbildungen 148

Anhang 4 Sonderforschungsbereiche 2000 bis 2002 177

Anhang 5 Studiengänge und Curricula 181

Anhang 6 Bibliometrische Studie 196

Hinweis: Ein ausführliches Inhaltsverzeichnis der Anhänge findet sich auf S. 37f.

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Vorbemerkung

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) hat den Wissenschafts- rat im Januar 2001 gebeten, einen größeren Wissenschaftsbereich einer verglei- chenden Bewertung zu unterziehen. Am Beispiel des Maschinenbaus (einschl. Ver- fahrenstechnik) sollten institutionelle Strukturen identifiziert werden, in denen For- schung und Lehre im internationalen Vergleich besonders leistungsfähig sind und eine herausgehobene Stellung einnehmen. Der Wissenschaftsrat hat daraufhin zu- nächst eine eingehende Strukturanalyse des Faches Maschinenbau durchgeführt. Im Zuge dieser Analyse hat sich gezeigt, dass für eine ganze Reihe von Leistungsindi- katoren, die einer vergleichenden Darstellung für das Fach Maschinenbau zugrunde gelegt werden müssten, bislang keine verlässliche Datenbasis zur Verfügung steht.

Der Wissenschaftsrat hat deshalb den Plan einer vergleichenden Bewertung aufge- geben und spricht nunmehr auf der Grundlage seiner Fachstrukturanalyse Empfeh- lungen für die weitere Entwicklung des Faches aus.1)

Die vorliegende Stellungnahme enthält in einem ersten Teil (A.) wesentliche Kennda- ten des Maschinenbaus in Deutschland. Dieser Teil stellt eine Kurzfassung der Fachstrukturanalyse dar, er enthält relevante Fakten und Entwicklungen und keine Einschätzungen und Bewertungen. Der zweite Teil (B.) dient der Bewertung der ge- genwärtigen Situation des Faches mit Bezug auf Stärken, Schwächen und strukturel- le Herausforderungen. In einem dritten Teil (C.) leitet der Wissenschaftsrat aus den Ergebnissen der Bewertung wissenschaftspolitische Empfehlungen ab. In den An- hängen sind die ausführlichen Ergebnisse der Fachstrukturanalyse beigefügt.

Der Arbeitsgruppe des Wissenschaftsrates gehörte eine Reihe von Sachverständi- gen an, die nicht Mitglieder des Wissenschaftsrates sind. Ihnen ist der Wissen- schaftsrat zu besonderem Dank verpflichtet.

Der Wissenschaftsrat hat die Empfehlungen am 16. Juli 2004 verabschiedet.

1) Zu Fragen des Leistungsvergleiches vgl. die in Vorbereitung befindlichen Empfehlungen des Wis- senschaftsrates zu Rankings im Wissenschaftssystem.

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Zusammenfassung

Der Maschinenbau ist eine der wichtigsten Wirtschaftsbranchen in Deutschland. Leh- re und Forschung, die in diesem Fach an deutschen Hochschulen betrieben werden, genießen einen ausgezeichneten nationalen und internationalen Ruf. Deutschland verfügt auf nahezu allen Teilgebieten des Maschinenbaus über herausragende Wis- senschaftseinrichtungen. Diese Einrichtungen entlassen fachlich gut ausgebildete Absolventen auf den Arbeitsmarkt, die Ergebnisse ihrer Forschungstätigkeit stellen entscheidende Glieder von Innovationsketten dar, wie sie für die wirtschaftliche und technologische Weiterentwicklung eines Landes unabdingbar sind.

Zur weiteren Entwicklung des Faches spricht der Wissenschaftsrat folgende Empfeh- lungen aus:

(1) Neue Potenziale für die Lehre erschließen

Die Anzahl der Studienanfänger muss stabilisiert und von den Schwankungen des Arbeitsmarktes unabhängiger werden. Hierfür müssen bereits in der Schule mehr Studieninteressierte gewonnen werden. An allen Schulen sollten technische Grund- kenntnisse vermittelt werden. Die Hochschulen müssen sich auch im Bereich des Maschinenbaus an einer Professionalisierung der Fach- und Studienberatung bereits in der Schule beteiligen. Sie sollten zusätzlich Maßnahmen zur Erhöhung des Anteils weiblicher Studierender ergreifen und die Modernisierung des Berufsbildes „Maschi- nenbau-Ingenieur“ vorantreiben.

(2) Studierendenpotenzial besser nutzen

Die Höhe der Abbruch- und Schwundquoten des Faches ist nicht akzeptabel. Der Wissenschaftsrat empfiehlt deshalb, das Maschinenbau-Curriculum mit Blick auf ge- zielte Fachstudienberatung, auf die Einrichtung einer Orientierungsphase zu Beginn des Studiums und auf die frühe Heranführung an berufsspezifische Entwicklungsauf- gaben zu modernisieren und hierfür neue Lehr- und Lernformen (Projektphasen) ein- zusetzen. Eignungsfeststellungsverfahren für Studienbewerber sollten ebenfalls ge- nutzt werden, um die Anschlussfähigkeit der Kenntnisse von Studienbewerbern an die Anforderungen des Studiums herzustellen.

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(3) Internationalisierung der Lehre vorantreiben

Im Hinblick auf das zusammenwachsende Europa empfiehlt der Wissenschaftsrat eine stärkere Internationalisierung der Lehre im Maschinenbau, z. B. durch die Ent- wicklung von Lehrangeboten in englischer Sprache und durch die verstärkte Anwer- bung von Studierenden und Lehrenden aus dem Ausland.

(4) Bachelor und Master als Chance zur Studienreform nutzen

Der Wissenschaftsrat empfiehlt, die traditionellen Diplomstudiengänge des Maschi- nenbaus umfassend in Bachelor- und Masterstudiengänge umzuwandeln. Bei dieser Umstellung müssen die Chancen auf Studienreform und Flexibilität der Studienges- taltung wahrgenommen und genutzt werden. Hierfür ist es sinnvoll, verschiedene Modelle zeitlicher Stufung und inhaltlicher Strukturierung zu erproben. Die Stärken der traditionellen Ausbildungsprofile der Universitäten und Fachhochschulen müssen auch bei der Neukonzeption der Bachelor- und Masterstudiengänge erhalten bleiben.

Dabei muss das Bachelorstudium ein eigenständiges berufsqualifizierendes Studien- programm darstellen. Die Qualität der Lehre muss durch Akkreditierung und Lehr- evaluation regelmäßig überprüft werden.

(5) Wissenschaftliche Orientierung stärken

Der Wissenschaftsrat hält es für erforderlich, ein ausgewogenes Verhältnis von Grundlagenforschung und anwendungsorientierter Forschung zu schaffen und die Ausstattung für Grundlagenforschung durch eine angemessene Grundfinanzierung sicherzustellen. In stärker grundlagenorientierten Bereichen sollten zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses die im Maschinenbau selten genutzten Instru- mente Graduiertenstudium, Graduierten- oder Promotionskollegs sowie Juniorpro- fessur herangezogen werden. Die Promotionsdauer ist auf durchschnittlich drei bis vier Jahre zu verkürzen.

(6) Forschungsleistungen dokumentieren

Der Wissenschaftsrat empfiehlt den Einrichtungen, im Hinblick auf eine regelmäßige Überprüfung ihrer wissenschaftlichen Leistungsfähigkeit Angaben zu wichtigen Indi- katoren für Leistungen in der Forschung zuverlässig vorzuhalten (u. a. Drittmittelein-

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werbung, Zahl der wissenschaftlichen Veröffentlichungen in Zeitschriften, Zahl der Patentanmeldungen).

(7) Profilbildung und Kooperation stärken

Komplementäre Schwerpunktsetzung sollte künftig zum Leitbild der Profilbildung im Maschinenbau werden. Im Zuge einer solchen Profilbildung ist auch zu prüfen, ob an einzelnen Standorten Arbeitsgebiete in Forschung und/oder Lehre bei nachweislich geringer Leistungsfähigkeit abgebaut und die frei werdenden Ressourcen zur Förde- rung leistungsstärkerer Bereiche genutzt werden können.

Die Kooperation zwischen Universitäten und Fachhochschulen muss durch geeigne- te Maßnahmen (gemeinsame Lehre, kooperative Promotionen, Beteiligung der Fach- hochschulprofessoren an der Forschung) verbessert werden. In Regionen mit einer Vielzahl von leistungsfähigen öffentlich und privat finanzierten Maschinenbaueinrich- tungen sollten Forschungsnetzwerke gebildet werden, als deren Zentrum eine Hoch- schule fungiert.

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A. Wesentliche Kenndaten des Maschinenbaus in Deutschland2) A.I. Entwicklung und Charakteristika des Faches

Vielfalt und Komplexität des Maschinenbaus sind historisch gewachsen. Dem mo- dernen Maschinenbau wächst heute die Systemverantwortung für neue Produkte zu, die sich aus der interdisziplinären Entwicklungstätigkeit insbesondere in Zusammen- arbeit mit der Elektrotechnik und der Informationstechnik sowie den Naturwissen- schaften ergeben. Intradisziplinäre Differenzierung und Spezialisierung haben eben- so große Bedeutung wie interdisziplinäres Arbeiten. Der Maschinenbau in Hochschu- len und außeruniversitären Forschungseinrichtungen weist überdies ein erhebliches Maß an Verflechtungen und Überschneidungen mit der Wirtschaft auf und hat dem- zufolge als Akteur sowohl am Wissenschafts- wie auch am Wirtschaftssystem teil.

Entsprechend seinem Gewicht in Wissenschaft und Wirtschaft ist das Fach Maschi- nenbau nicht nur im tertiären Bildungsbereich breit vertreten, sondern spielt auch im Rahmen der öffentlich finanzierten außeruniversitären Forschung eine bedeutende Rolle.

Die traditionelle Unterscheidung zwischen Grundlagen- und Anwendungsorientierung in Forschung und Lehre ist für den Maschinenbau nicht zutreffend. Grundlagenfor- schung im Maschinenbau ist vor allem Forschung zur Genese theoretischen Wis- sens, das Grundlage für die Produktion komplexer Artefakte sein kann, schließt somit immer auch den Aspekt Anwendungsorientierung ein. An der beruflichen Praxis ori- entierte Lehre ist im Maschinenbau aufbauend auf die naturwissenschaftlich-tech- nischen Grundlagen unerlässlich, da der überwiegende Anteil der Studierenden spä- ter in der industriellen Praxis erfolgreich arbeiten soll.

A.II. Studium und Lehre II.1. Studiengänge

An den Universitäten und Fachhochschulen sind Studiengänge aus dem Bereich Maschinenbau/Verfahrenstechnik breit etabliert.3) Neben den traditionellen Diplom-

2) Die im Folgenden berichteten statistischen Daten beziehen sich auf das Anfang Mai 2004 letzte verfügbare Jahr der amtlichen Statistik des Statistischen Bundesamtes.

3) Die Entwicklung an den Berufsakademien ist in Anhang 1 (Fachstrukturanalyse) dargestellt.

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studiengängen existiert bereits eine größere Anzahl gestufter Studienangebote mit Bachelor- und Masterabschluss. Das Studium des Maschinenbaus ist durch eine Vielzahl an Vertiefungsrichtungen und Spezialisierungsmöglichkeiten gekennzeich- net. Zusätzlich ist eine Reihe interdisziplinärer Studiengänge wie Automatisierungs- technik, Mechatronik, Medizintechnik und Wirtschaftsingenieurwesen entstanden.

II.2. Studienanfänger und Studierende

Im Jahr 2002 nahmen insgesamt 25.520 Studienanfänger ihr Erststudium im Bereich Maschinenbau/Verfahrenstechnik auf, darunter 9.527 an Universitäten und 15.388 an Fachhochschulen. Damit haben sich die Studienanfängerzahlen zwar seit dem Jahr 1975 verdoppelt, unterlagen jedoch erheblichen Schwankungen, die insbesondere mit der Lage auf dem Arbeitsmarkt für Maschinenbauingenieure korrespondierten.

Solche Schwankungen sind in der Geschichte des Maschinenbaus immer wieder zu beobachten. Der Maschinenbau ist hier besonders betroffen, weil er über einen auch für Schulabsolventen und Studienanfänger vergleichsweise transparenten Arbeits- markt verfügt. Weitere Gründe für Schwankungen in den Studienanfängerzahlen lie- gen im Wandel der Studierbereitschaft und in der demographiscnen Entwicklung.

Der letzte Tiefpunkt wurde Mitte der neunziger Jahre erreicht, seitdem sind die Zah- len wieder kontinuierlich, seit 1999 überproportional angestiegen.4) Eine ähnliche Entwicklung ist zeitversetzt auch für die Studierendenzahlen feststellbar. Im Winter- semester 2002/2003 waren 108.770 Studierende eingeschrieben, darunter 42.870 an Universitäten und 65.900 an Fachhochschulen. Eine gleichbleibende Studierbereit- schaft unter Schulabsolventen vorausgesetzt, prognostizieren neuere Studien einen weiteren Anstieg der Studienanfängerzahlen bis etwa zum Jahr 2008, danach jedoch bundesweit einen Rückgang.

Der Frauenanteil unter Studienanfängern (ca. ein Fünftel) und Studierenden (16 %) ist im Bereich Maschinenbau/Verfahrenstechnik weit niedriger als in anderen Fä- chern. Dagegen ist der Anteil ausländischer Studienanfänger mit der Situation in an- deren Fächern vergleichbar. Jedoch ist die Neigung deutscher Studierender, einen

4) Für das Jahr 2003 lagen zum Zeitpunkt der Verabschiedung dieser Empfehlungen nur vorläufige Zahlen für Studierende im 1. Fachsemester vor, die Steigerungsraten gegenüber dem Jahr 2002 um 10,5 % an Universitäten und 7 % an Fachhochschulen ausweisen; vgl. Anhang 3, Tabelle 11.

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Auslandsaufenthalt während des Studiums zu absolvieren, im Maschinenbau gerin- ger als in anderen Fächern.

II.3. Absolventen, Fachstudiendauer und Studienabbruch

Zeitversetzt führt das Absinken der Studienanfängerzahlen naturgemäß zu einer Ab- nahme der Absolventenzahlen. Dies ist ein Grund dafür, dass seit dem Jahr 1996 die Anzahl der Hochschulabsolventen des Maschinenbaus erheblich abgenommen hat und im Jahr 2002 noch 10.678, darunter 2.796 an Universitäten und 7.556 an Fach- hochschulen betrug.5) Prognosen der Kultusministerkonferenz legen zudem nahe, dass die Absolventenzahlen selbst bei zunächst steigenden Studierendenzahlen langfristig nicht wieder das Niveau der neunziger Jahre erreichen werden.

Ein Studium des Maschinenbaus dauert heute im Schnitt (Median) an Universitäten knapp zwölf und an Fachhochschulen etwa neun Semester. Nur etwa ein Fünftel der Studierenden schließt das Studium innerhalb der Regelstudienzeit ab. Überdies bricht ein Viertel der Studierenden des Maschinenbaus das Studium ab, ohne das Studium in einem anderen Fach fortzusetzen. Ein erheblicher Teil der Studienabbrü- che – 29 % an Universitäten, 45 % an Fachhochschulen – findet noch nach dem vier- ten Fachsemester statt.6)

II.4. Wissenschaftliche Weiterbildung

Veranstaltungen zur wissenschaftlichen Weiterbildung sind im Maschinenbau weit- gehend hochschulextern organisiert. Hochschuleigene Angebote, z. B. eigenständige Weiterbildungsstudienangebote, sind nicht verbreitet, werden aber zunehmend ent- wickelt.

II.5. Qualität der Lehre und Evaluation

Die Qualität der im Fach Maschinenbau erworbenen Kenntnisse und Kompetenzen wird von allen Akteuren weitgehend positiv beurteilt. Dies betrifft vornehmlich die fachliche Seite des Studiums. Verbesserungsbedarf wird in Lehrevaluationen und

5) Ohne Promotionen.

6) Zur Aufschlüsselung nach den weiteren Fachsemestern vgl. die Fußnoten 71 (Universitäten) und 72 (Fachhochschulen).

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von Absolventen des Faches insbesondere bei der Integration zukunftsorientierter curricularer Elemente (z. B. des Bereiches Wirtschaft) in die Studienangebote und bei der Internationalisierung des Studiums gesehen. Absolventen formulieren nach den Ergebnissen der jüngsten Absolventenstudie der HIS GmbH spezifischere Defi- zite: Universitätsabsolventen sahen danach die größten Defizite bei unterschiedli- chen Dimensionen des Praxisbezugs des Studiums, der Vermittlung fach- und be- rufsbezogener Schlüsselqualifikationen und bei Transferhilfen zum Übergang in das Beschäftigungssystem. Darüber hinaus schätzen sie die Wichtigkeit von Sozialkom- petenzen, Selbstorganisationsfähigkeit, Präsentationskompetenzen und Wirtschafts- kenntnisse für ihre derzeitige berufliche Tätigkeit höher ein, als diese Kompetenzen bei ihnen zum Zeitpunkt des Studienabschlusses vorhanden waren. Zu ganz ähnli- chen Ergebnissen kam die Befragung der Fachhochschulabsolventen. Hier ist zu- sätzlich der Bereich des berufs- bzw. fachbezogenen Fremdsprachenerwerbs defizi- tär. Besondere Stärken des Maschinenbaustudiums an Universitäten und Fachhoch- schulen lassen sich in der Studienorganisation und der sächlichen Ausstattung fest- stellen, an Fachhochschulen wird zusätzlich die Kommunikation zwischen Lehrenden und Lernenden positiv hervorgehoben.

A.III. Personalausstattung

Im Jahr 2001 verfügte das Fach Maschinenbau an den Hochschulen über etwa 7.000 Stellen für wissenschaftliches und etwa 5.800 Stellen für Verwaltungs- und techni- sches Personal (jeweils einschl. Stellenäquivalente). Auf diesen Stellen und über Drittmittel waren im gleichen Jahr etwa 18.000 Personen im Bereich des wissen- schaftlichen und etwa knapp 7.700 Personen im Bereich des nichtwissenschaftlichen Personals beschäftigt. Dies entspricht knapp 12.900 Vollzeitäquivalenten (VZÄ) für wissenschaftliches und knapp 7.000 Vollzeitäquivalenten für nichtwissenschaftliches Personal.

Der Maschinenbau verfügt über ein sehr hohes Potenzial an wissenschaftlichen Mit- arbeitern, deren Beschäftigung durch Drittmittel finanziert ist. An den Universitäten machte der Anteil drittmittelfinanzierter wissenschaftlicher Mitarbeiter an allen wis- senschaftlichen Mitarbeitern im Jahr 2001 56,9 % aus. Dort kamen im gleichen Jahr knapp acht Vollzeitäquivalente für sonstiges wissenschaftliches Personal auf einen Professor (VZÄ), an Fachhochschulen nur 0,2. Überdies entfielen auf jeden Profes-

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sor (VZÄ) an Universitäten 46, an Fachhochschulen 25 Studierende („Betreuungsre- lation“). Bezieht man die Studierendenzahlen auf das gesamte wissenschaftliche Personal (VZÄ), so verändert sich die Betreuungsrelation an Universitäten auf 4,4 und an Fachhochschulen auf 16,2 zu 1.

A.IV. Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses

Die Zahl der Promotionen im Maschinenbau liegt seit Mitte der neunziger Jahre kon- stant bei etwa 1.200 pro Jahr. Da im gleichen Zeitraum die Absolventenzahlen stark gesunken sind, hat sich die Promotionsintensität kontinuierlich erhöht: Mittlerweile fertigt mehr als ein Fünftel der Universitätsabsolventen des Maschinenbaus eine Promotion an. Der Frauenanteil bei den Promotionen liegt bei etwa 10 %. Eine Pro- motion im Maschinenbau dauert im Schnitt etwa viereinhalb Jahre, Graduiertenkol- legs sind nur wenig verbreitet. Die Anzahl der Habilitationen ist überaus gering, da der in den meisten Gebieten der Ingenieurwissenschaften fest etablierte Karriereweg zur Professur nach der Promotion eine Phase in der Berufspraxis vorsieht.

A.V. Forschung und Entwicklung

Forschung und Entwicklung im Maschinenbau zeichnen sich traditionell durch eine ausgeprägte Orientierung an der gesamten Anwendungsbreite möglicher For- schungsgebiete und durch eine große Nähe zur Industrie aus. Auch die programm- orientierte Forschung, wie sie durch das BMBF und die Europäische Union gefördert wird, zwingt die Forschungsinstitute zu einer intensiven Zusammenarbeit mit Wirt- schaftsunternehmen. In diesem Zusammenhang leistet der Maschinenbau einen er- heblichen Beitrag zum Technologietransfer und zur Innovation in der Wirtschaft.

Der Wissenschaftsrat hat exemplarisch folgende mögliche Parameter für eine Leis- tungsmessung in der Forschung untersucht:

− Drittmittel, die für anwendungsorientierte Grundlagenforschung, Auftragsfor- schung und Prototypentwicklung eingeworben werden, haben im Fach eine er- hebliche Bedeutung. 40 % der Drittmittel des Faches werden von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eingeworben, der Maschinenbau steht im Spekt- rum der Fächer, die Mittel von der DFG einwerben, an zweiter Stelle.

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− Präsentationen auf internationalen, nationalen oder regionalen Fachkonferenzen gelten im deutschen Maschinenbau als Ausweis besonderer Leistungsfähigkeit in der Forschung. Auswertbare Kennzahlen hierzu liegen jedoch nicht vor.

− Patente könnten ebenfalls – allerdings nicht in allen Bereichen des Maschinen- baus – als Leistungsindikator genutzt werden. Zwar kommt etwa ein Viertel der Patente, die von Hochschullehrenden angemeldet werden, aus dem Maschinen- bau, doch liegt eine detailliertere Auswertung und Analyse dieser Patentanmel- dungen derzeit nicht vor.

− Publikationen aus dem Bereich des deutschen Maschinenbaus sind in weit ge- ringerem Maße international ausgerichtet als im Maschinenbau anderer Länder und in anderen Fachgebieten und werden demzufolge auch international weniger wahrgenommen. Ein Grund hierfür liegt darin, dass im deutschen Maschinenbau die Verbreitung von Forschungsergebnissen über nicht-referierte Medien wie Branchenzeitschriften und Kongress- und Tagungsbände sowie Produkt- und Prototypbeschreibungen eine weit größere Bedeutung hat als die Veröffentli- chung in referierten Zeitschriften. Wie die internationale Befragung deutlich ge- macht hat, ist der Maschinenbau in den meisten anderen Ländern mit geringe- rem Praxisbezug als in Deutschland eingerichtet, was die dortige Publikationskul- tur begründet.

− Die wissenschaftlichen Einrichtungen des Maschinenbaus weisen einen unge- wöhnlich hohen Kooperations- und Vernetzungsgrad sowie eine starke Koopera- tionsbereitschaft auf. Dies gilt insbesondere für Universitäten, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Forschungsabteilungen der Wirtschaft, weniger für die Kooperation von Fachhochschulen mit anderen öffentlich finanzierten Wis- senschaftseinrichtungen.

A.VI. Finanzierung von Forschung und Lehre

Für den Maschinenbau werden in den Hochschulen, insbesondere den Fachhoch- schulen erhebliche Mittel aufgewandt. Etwa 9 % der Ausgaben der Hochschulen ent- fallen auf dieses Fach,7) das damit ein weit höheres Gewicht als andere Fächer hat.

7) Ohne Medizin; einschl. Medizin 4 %.

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Dabei machen die Personalkosten mit etwa 75 % der Aufwendungen einen höheren Anteil aus als in anderen Fächern (ca. zwei Drittel). Insbesondere an den Universitä- ten spielt die Drittmitteleinwerbung eine sehr große und immer noch wachsende Rol- le. Drittmittel machen hier bereits beinahe die Hälfte der Einnahmen aus, in einzel- nen Fächern, wie z. B. in der Produktionstechnik, sind es mehr als 70 %. Dagegen ist die institutionelle Grundmittelfinanzierung in den vergangenen Jahren stetig gesun- ken.

A.VII. Maschinenbau in Wirtschaft und Beschäftigungssystem

Die Maschinenbauindustrie ist mit knapp einer Million Beschäftigten der größte in- dustrielle Arbeitgeber in Deutschland. Ihr Welthandelsanteil liegt bei knapp 20 %, in einigen Bereichen des Maschinenbaus gehören deutsche Unternehmen zu den Weltmarktführern. Forschung und Entwicklung spielen in der deutschen Maschinen- bauindustrie traditionell eine bedeutende Rolle. Die Anzahl der von ihr beschäftigten Wissenschaftler übersteigt die Anzahl der an Hochschulen tätigen Wissenschaftler des Maschinenbaus um etwa 50 % (Vollzeitäquivalente). Als Konsequenz der engen Verflechtung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft ergeben sich erhebliche Drittmit- telzuflüsse aus der Wirtschaft an öffentlich finanzierte Wissenschaftseinrichtungen.

Der Bedarf der Maschinenbauindustrie an Hochschulabsolventen des Maschinen- baus unterliegt erheblichen zyklischen Schwankungen. Allerdings prognostizieren jüngere Studien einen kontinuierlichen Einstellungsbedarf für die nächsten Jahre, viele Anzeichen deuten zudem auf einen Fachkräftemangel hin. Nach den Ergebnis- sen der jüngsten HIS-Absolventenstudie8) sind 57 % der Universitätsabsolventen des Maschinenbaus bei ihrer ersten beruflichen Tätigkeit volladäquat, 30 % positions- und niveauadäquat, 11 % nur fachadäquat und 3 % inadäquat beschäftigt. Desglei- chen übten 46 % der Fachhochschulabsolventen eine volladäquate, 25 % eine posi- tions- und niveauadäquate, 14 % eine nur fachadäquate und 15 % eine inadäquate Tätigkeit aus.

Der Beruf des Maschinenbauingenieurs hat in den vergangenen 40 Jahren trotz der jüngeren Änderungen im Anforderungsprofil, das zunehmend durch Systemverant-

8) Briedis, K./Minks, K.-H.: Zwischen Hochschule und Arbeitsmarkt. Eine Befragung der Hochschul- absolventinnen und Hochschulabsolventen des Prüfungsjahres 2001. Hannover 2004, S. 153.

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wortung für neue Produkte, durch eine Betonung des Dienstleistungsauftrags und durch den Bedarf, kundenspezifische Problemlösungen zu entwickeln, gekennzeich- net ist, erheblich an Attraktivität eingebüßt und lag im Jahr 2001 nur noch an elfter Stelle einer ganzen Reihe akademisch geprägter Beschäftigungsfelder.

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B. Situation des Faches: Analyse und Bewertung

Lehre und Forschung, die an deutschen Hochschulen im Maschinenbau betrieben werden, genießen einen ausgezeichneten nationalen und internationalen Ruf in den scientific communities des Faches. Deutschland verfügt auf nahezu allen Teilgebie- ten des Maschinenbaus über herausragende Wissenschaftseinrichtungen. Diese Ein- richtungen entlassen fachlich gut ausgebildete Absolventen auf den Arbeitsmarkt, die Ergebnisse ihrer Forschungstätigkeit stellen entscheidende Glieder von Innovations- ketten dar, wie sie für die wirtschaftliche und technologische Weiterentwicklung eines Landes unabdingbar sind.

Vor diesem Hintergrund hat der Wissenschaftsrat die Ergebnisse der Fachstruktur- analyse des Maschinenbaus mit Blick auf besondere Stärken und spezifische Schwächen des Faches analysiert. Die Ergebnisse dieser Analyse sind im Folgen- den ebenso dargestellt wie strukturelle Herausforderungen fachspezifischer und wis- senschaftspolitischer Provenienz, denen sich das Fach derzeit gegenübersieht.

B.I. Stärken

In Deutschland existiert eine im internationalen Vergleich weitgehend einzigartige Fachkultur des Maschinenbaus, die außerordentlich anwendungs- und industriena- hes Forschen und Lehren mit einer grundsätzlich interdisziplinären Fachstruktur ver- bindet.

In der Forschung und der Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses er- weist sich dies vor allem an den Schnittstellen zu naturwissenschaftlichen und ande- ren ingenieurwissenschaftlichen Disziplinen als besonders produktiv (z. B. Laser- technik, Medizintechnik). Deutsche Wissenschaftseinrichtungen im Maschinenbau weisen im Durchschnitt gute, vielfach auch exzellente Qualität in der Forschung auf.

Auf diese Weise trägt die spezifische Ausprägung des deutschen Maschinenbaus an Universitäten und Fachhochschulen in vielen seiner Teilgebiete maßgeblich zur In- novationsfähigkeit Deutschlands bei.

Ein wesentlicher Grund für diese Leistungsfähigkeit ist die enge Verflechtung des Maschinenbaus an den Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtun-

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gen mit der entsprechenden Wirtschaftsbranche, die zugleich einen der Hauptmoto- ren für die technologische Leistungsfähigkeit Deutschlands darstellt. Auch innerhalb des Wissenschaftssystems lässt sich ein hoher Grad an Vernetzung in der For- schung feststellen, insbesondere zwischen den leistungsfähigen Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen. Diese Kooperationsformen funktionieren im deut- schen Maschinenbau modellhaft und stellen eine besondere Stärke dar. Ihre Folgen sind außerordentlich positiv:

− Viele Wissenschaftseinrichtungen, die im Bereich des Maschinenbaus forschen, werben beachtliche Summen an Drittmitteln aus der Industrie ein, die ihnen die finanziellen und personellen Voraussetzungen für aufwändige neue Projekte und die Möglichkeit geben, den wissenschaftlichen Nachwuchs in Forschung und Entwicklung der Institute intensiv einzubinden. In der Konsequenz verfügen eine ganze Reihe von Einrichtungen über bessere personelle und apparative Voraus- setzungen, als sie im Maschinenbau anderer Länder zu finden sind.

− Ebenso wie in anderen ingenieurwissenschaftlichen Fachgebieten hat sich auch im Maschinenbau ein fester Karriereweg zur Professur herausgebildet, der eine längere Tätigkeit in der Wirtschaft einschließt. Professoren des Maschinenbaus verfügen deshalb in der Regel nicht nur über Forschungs-, Entwicklungs-, Mana- gement- und Leitungserfahrung in den jeweiligen Berufsfeldern des Maschinen- baus, sondern auch über enge Kontakte zur Industrie. Dies erleichtert die Akqui- sition von Forschungsprojekten und stellt die Anwendungsnähe der Disziplin si- cher.

Dass die meisten Hochschulprofessoren über solche Industrieerfahrung verfügen, wirkt sich auch auf die Qualität der Lehre positiv aus. Hier hat die starke innerfachli- che Ausdifferenzierung des Maschinenbaus auch innerhalb der Wissenschaftsinstitu- tionen dazu beigetragen, dass alle Teilgebiete des Faches an deutschen Hochschu- len auf hohem Niveau studiert werden können. Die fachlichen Kenntnisse der Absol- venten des deutschen Maschinenbaus sind in der Industrie außerordentlich aner- kannt. An den Hochschulen ist die Ausbildung teils vornehmlich an den Voraussetzungen für anwendungsorientierte Grundlagenforschung im Maschinenbau ausgerichtet, teils orientiert sie sich enger an den Anforderungen der beruflichen

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Praxis.9) Diese beiden Ausbildungsprofile sind vergleichsweise klar getrennt an Uni- versitäten10) und an Fachhochschulen institutionalisiert.11) Im Rahmen dieser Ausbil- dungsprofile, die mit längeren und kürzeren Regelstudienzeiten verbunden sind, werden gegenwärtig die Absolventen mit transparenten und anerkannten Kompe- tenzprofilen auf den Arbeitsmarkt entlassen. Die Ausbildungsleistung, die dieses Ge- samtsystem in der Vergangenheit erbracht hat, deckt den Bedarf des Arbeitsmarktes an Ingenieuren des Maschinenbaus in hohem Maße.

Darüber hinaus liegt eine besondere Stärke des Faches auch darin, auf neue Anfor- derungen an die Lehre und deren Inhalte insbesondere durch die flexible Einrichtung neuer, auch interdisziplinärer Studiengänge und Studienrichtungen zu reagieren. Ein Maschinenbauingenieur wird heute in erster Linie zum Systemverantwortlichen aus- gebildet. Sein Qualifikationsprofil umfasst mechatronische Komponenten und IT- Elemente ebenso wie Dienstleistungen, Baukastenlösungen und die Lösung komple- xer Probleme. Demgegenüber treten die Entwicklung kompletter Produkte und tech- nisch brillanter Detaillösungen in den Hintergrund. Der Maschinenbau hat vor diesem Hintergrund seine früher weit deutlichere Abgrenzung von anderen ingenieurwissen- schaftlichen Gebieten wie der Elektrotechnik und der Informatik aufgegeben. Die Tendenz zur fachlichen Überlappung wird etwa durch den Studiengang Mechatronik deutlich, der Elemente des Maschinenbaus, der Elektrotechnik und der Informatik miteinander verbindet. Neben den Überlappungen mit anderen ingenieurwissen- schaftlichen Disziplinen sind auch Querschnittsbereiche zu den Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften entstanden, die die Einführung neuer Studienrichtungen zur Folge hatten.

9) Eine detaillierte Beschreibung dieser Profile findet sich in dem Diskussionspapier „Thesen und Empfehlungen zur universitären Ingenieurausbildung“ für das Präsidium der DFG vom 4. März 2004 (http://www.dfg.de/aktuelles_presse/reden_stellungnahmen/2004/download/universitaere_in- genieurausbildung.pdf).

10) Einschließlich der Technischen Universitäten und Technischen Hochschulen.

11) Darüber hinaus hat sich an den Berufsakademien als weiteren Einrichtungen des tertiären Bil- dungsbereiches außerhalb der Hochschulen ein Ausbildungsprofil dualer Prägung etabliert, das nicht an aktuelle Forschungs- und Entwicklungstätigkeit geknüpft ist. Diese Einrichtungen sind hier und im Folgenden nicht berücksichtigt. Der Wissenschaftsrat behält sich allerdings vor, zur Einord- nung der Berufsakademien in den tertiären Bereich eine gesonderte Empfehlung vorzulegen.

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B.II. Defizite

Neben diesen positiven Merkmalen des Faches hat die Fachstrukturanalyse des Ma- schinenbaus auch eine Reihe von Defiziten ergeben. So bringt es die große Anwen- dungs- und Industrienähe des Faches mit sich, dass in Deutschland das herausra- gende Potenzial für theoriebezogene Forschung nicht hinreichend genutzt und des- halb an vielen Einrichtungen Grundlagenforschung in geringerem Maße als in ande- ren Ländern betrieben wird. In der Konsequenz werden auch durch die DFG oder andere Förderorganisationen finanzierte Graduiertenstudien im Fach Maschinenbau nur selten ermöglicht.

Ein maßgeblicher Anteil an z. T. auch risikoreicher Grundlagenforschung ist jedoch auch im Maschinenbau erforderlich, um langfristig innovative Wege in der Forschung zu eröffnen und der eigenständigen Forschung an den öffentlich finanzierten Wis- senschaftseinrichtungen die notwendige thematische und finanzielle Flexibilität zu erhalten. Der Wissenschaftsrat weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass be- reits in den siebziger und achtziger Jahren ganze Arbeitsgebiete des Maschinenbaus in Deutschland nach entsprechenden Einbrüchen im Wirtschaftssektor auch im Wis- senschaftssystem weitgehend fortgefallen sind, weil in diesen Gebieten nicht recht- zeitig auf grundlegende Entwicklungen reagiert wurde (insbesondere auf dem Feld der technischen Konsumgüter, z. B. Büromaschinen, Feinwerktechnik). Zu dieser Schwäche des Faches trägt auch bei, dass trotz weithin steigender Drittmittelein- nahmen und erfolgreicher Forschungsaktivitäten die Grundfinanzierung der Wissen- schaftseinrichtungen stagniert bzw. sinkt. Hierdurch werden die Möglichkeiten der Institute, ihre unternehmensunabhängige Grundlagenforschung auszuweiten, be- schränkt. Dies führt in unterschiedlichem Umfang zu einer Querfinanzierung der Hochschullehre durch externe Mittel.

Darüber hinaus gibt es deutliche Anzeichen, dass der Maschinenbau an deutschen Hochschulen trotz seiner Flexibilität bei der Einrichtung neuer Studiengänge und -richtungen in der Lehre das Potenzial seiner Studienanfänger nicht hinreichend nutzt. Das Fach hat eine hohe Quote an echten Studienabbrüchen (25 %) und eine hohe Schwundquote (42 %) zu verzeichnen.12) Dass ein großer Teil der Studienab- brecher Leistungsprobleme als entscheidenden Grund für den Abbruch des Maschi-

12) Vgl. Heublein/Schmelzer/Sommer/Spangenberg: Studienabbruchstudie 2002. HIS-Kurzinformation A5/2002, S. 39. In der Schwundquote ist eine Fachwechslerquote von 17 % enthalten.

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nenbaustudiums angibt (31 % an Universitäten, 16 % an Fachhochschulen), ist zwar ein Spezifikum der Ingenieurwissenschaften und liegt hier im Rahmen des Üblichen, kann aber auch ein Hinweis darauf sein, dass der Studienaufbau den differenzierten Qualifikationsprofilen von Studienanfängern nicht befriedigend gerecht wird. Dass überdies für 16 % der Studienabbrecher an Universitäten und 15 % der Studienab- brecher an Fachhochschulen der Mangel an Motivation als entscheidender Grund für den Abbruch des Studiums gilt, deutet auf Schwächen im Curriculum und in der Betreuung und Förderung der Studierenden hin. Hierfür spricht auch, dass noch 29 % der Studienabbrüche an Universitäten und 45 % der Studienabbrüche an Fachhochschulen in die Zeit vom fünften bis in weit höhere Semester fallen und dass nur wenige Absolventen ihr Studium in der Regelstudienzeit abschließen. In der Konsequenz erreichen in jedem Jahr deutlich weniger Studierende einen Abschluss im Maschinenbau und gehen anschließend in den Arbeitsmarkt über, als aufgrund der jeweiligen Studienanfängerzahlen zu erwarten war. Dies trägt wesentlich zu dem Fachkräftemangel bei, der seit einigen Jahren zu verzeichnen ist und der von der Industrie als größtes Innovationshemmnis angesehen wird.13)

Auf ein weiteres Defizit in der Lehre weisen jüngere Absolventenbefragungen hin.

Obgleich die fachlichen Qualifikationen der Absolventen unbestritten und anerkannt sind, gelten deren Kompetenzen im Bereich der Zusatz- und Schlüsselqualifikationen vielfach als verbesserungsbedürftig. Diese Einschätzung entspricht der wachsenden Bedeutung von soft skills und der abnehmenden Bedeutung fachlich hochspeziali- sierter Kenntnisse in einem Großteil der beruflichen Tätigkeiten von Maschinenbau- ingenieuren. Angesichts der Anforderungen des Arbeitsmarktes bestehen auch be- rechtigte Zweifel an der Notwendigkeit, einen Großteil der Studierenden bereits zum ersten Abschluss hochspezialisiert auszubilden.

Auch in den Bereichen Organisation von Forschung und Lehre und Kooperation sind Schwächen feststellbar. Trotz der außerordentlich positiven Auswirkungen von Ausdifferenzierung und Spezialisierung auf das Gesamtbild des Faches gibt es An- zeichen, dass bei weitem nicht an allen Einrichtungen auch die kritische Masse vor- handen ist, den bestehenden Grad an Ausdifferenzierung und Spezialisierung auf dem notwendigen Niveau in Forschung und Lehre dauerhaft zu halten. In der Konse-

13) BMBF (Hrsg.): Zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2001, Bonn 2002, S. 85.

(20)

quenz können Organisationsprobleme und Zersplitterung in Forschung und Lehre dazu führen, dass die Leistungsfähigkeit der betreffenden Einrichtung absinkt.

Schließlich ist trotz der modellhaften Vernetzung der Maschinenbaueinrichtungen untereinander die Kooperation zwischen Universitäten und Fachhochschulen in For- schung und/oder Lehre nur an wenigen Orten befriedigend. Die Möglichkeiten, Syn- ergieeffekte zu erzielen, werden nicht hinreichend genutzt.14) Mancherorts sind auch die Beziehungen zwischen den übrigen öffentlich geförderten wissenschaftlichen Ein- richtungen verbesserungsfähig. Bei Berufungen von Hochschullehrern findet in der Regel keine Koordination zwischen einer Hochschule und den anderen Hochschulen sowie der Industrie in der Umgebung statt. Damit werden wichtige Möglichkeiten der Abstimmung nicht genutzt, denn eine koordinierte Berufungspolitik kann zu einem gezielteren Aufbau von regionalen Schwerpunkten und Netzwerken genutzt werden.

B.III. Strukturelle Herausforderungen

Der Maschinenbau ist mit folgenden strukturellen Herausforderungen konfrontiert, die teils fachspezifisch, jedoch nur begrenzt vom Fach beeinflussbar, teils aber auch wissenschaftspolitisch begründet sind:

− Erhebliche Schwankungen der Studienanfängerzahlen; vgl. A.II.2

− Vergleichsweise geringes Interesse von Schülern an einem Studium des Faches Im Kanon der Schulfächer sind an den meisten Schulformen keine technischen Disziplinen vertreten, technikwissenschaftliche Inhalte haben im höheren deut- schen Schulwesen keine fest verankerte Tradition. Die Attraktivität des Ingeni- eurberufs ist gesunken. Schüler sind sich daher der Inhalte und Anforderungen des Berufsfeldes und des Wissenschaftsgebietes kaum bewusst, wichtige Vor- kenntnisse fehlen. Insbesondere nehmen nur relativ wenige Schülerinnen ein Studium des Faches auf.

14) Der Wissenschaftsrat hat auf diese Defizite mehrfach kritisch hingewiesen, zuletzt in seinen Emp- fehlungen zur Entwicklung der Fachhochschulen, Köln 2002.

(21)

− Einführung des gestuften Studiensystems (Bachelor/Master)

Im Maschinenbau hat sich dieser Wechsel bislang schwierig gestaltet. Zur zöger- lichen Umsetzung trägt auch bei, dass der Bachelorabschluss vor allem in klei- nen und mittleren Unternehmen weithin unbekannt ist und dass dort noch erheb- liche Unsicherheit in Bezug auf Profil und Qualität der neuen Abschlüsse besteht.

Signale aus der Industrie weisen jedoch seit längerem auch darauf hin, dass ein Bedarf an Maschinenbauabsolventen auf Bachelor-Niveau besteht.15)

− Verkürzung der Promotionsdauer

Eine Promotion im Maschinenbau dauert derzeit im Durchschnitt über vier Jahre.

Ein Grund hierfür liegt darin, dass viele Doktoranden in den Instituten in Drittmit- telprojekten eingesetzt werden, deren jeweiliger Gegenstand nur begrenzt oder gar nicht mit der Promotion verknüpft ist. Hierdurch erwerben die Mitarbeiter zwar Arbeitserfahrung und für das spätere Berufsleben wichtige Kontakte, die ihnen in der Regel den Wechsel von der Hochschule in die Industrie erheblich erleichtern.

Gleichwohl wird eine Promotionsdauer von vier Jahren, die der Wissenschaftsrat bei Doktoranden für akzeptabel gehalten hat, die in größerem Umfang promoti- onsferne Dienstleistungen erbringen, im Maschinenbau nur selten erreicht.16)

− Evaluation von Forschung und Lehre: Indikatoren

Der Maschinenbau ist – ebenso wie andere ingenieurwissenschaftliche Fachge- biete – insbesondere in der Forschung mit der Herausforderung konfrontiert, die in anderen Fächern üblichen Forschungsindikatoren (z. B. Publikationen, Dritt- mittel) durch Faktoren zu ergänzen, die die Leistungen anwendungs- und indust- rienah arbeitender Bereiche näherungsweise abbilden und diese Bewertungsfak- toren als quantitativ verlässliche Kennzahlen bereitzustellen.

15) Vgl. zuletzt „Bachelor welcome! Erklärung führender deutscher Unternehmen zur Umstellung auf Bachelor- und Master-Abschlüsse in Deutschland“ vom 7. Juni 2004 (http://www.stifterverband.de/

pdf/bachelor_welcome_070604.pdf); Kröher, M.O.: „Babylon an den Hochschulen“ vom 9. Juni 2004 (http://www.spiegel.de/unispiegel/jobundberuf/0,1518,286827,00.html). Vgl. bereits die „Köl- ner Erklärung zur Entwicklung von Bachelor- und Masterstudiengängen“ des BDA vom Oktober 1999; auch Königsfeld, D.: „Der Faktor Q und seine Implikationen für eine reformorientierte Hoch- schulpolitik“, in: Olbertz, J.-H./Pasternack, P. (Hrsg.): „Profilbildung - Standards - Selbststeuerung.

Ein Dialog zwischen Hochschulforschung und Reformpraxis“, Weinheim 1999, S. 65–73, hier 69 f.;

Konegen-Grenier, C.: „Traineeprogramme. Berufsstart für Hochschulabsolventen“, Köln 1999, S. 8.

16) Vgl. Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur Doktorandenausbildung, in: Empfehlungen und Stellung- nahmen 2002, Köln 2003, Bd. I, S. 54 ff.

(22)

C. Empfehlungen

Der Maschinenbau in Deutschland ist ein Fach mit hoher Leistungsfähigkeit und e- normen Potenzialen in Forschung und Lehre. Ziel der folgenden Empfehlungen ist es deshalb, Hinweise zu geben, auf welche Weise das Fach zur Beseitigung seiner Schwächen beitragen und die strukturellen Herausforderungen, mit denen es kon- frontiert ist, bewältigen kann. Auf diese Weise soll die Innovationsfähigkeit des Ma- schinenbaus auf lange Sicht erhalten und – wo nötig – noch weiter gestärkt werden.

Die Empfehlungen konzentrieren sich auf die Bereiche Studium und Lehre, For- schung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie Profilbildung und Kooperation.

C.I. Studium und Lehre

Nach Auffassung des Wissenschaftsrates sollten Studium und Lehre im Maschinen- bau künftig anhand folgender Leitlinien weiterentwickelt werden:

− Die Zahl der Studienanfänger muss so weit als möglich stabilisiert werden. Hier- zu sind unter Schülerinnen und Schülern sowie unter ausländischen Studieninte- ressierten neue Potenziale an Studienanfängern für ein Maschinenbaustudium zu erschließen.

− Während des Studiums muss das Potenzial der Studierenden besser genutzt werden. Hierzu muss die hohe Zahl an Studienabbrechern und Fachwechslern gesenkt werden.

− Notwendige Reformen der Curricula sollten insbesondere im Rahmen der Um- stellung auf das gestufte Studienmodell (Bachelor, Master) realisiert werden.

I.1. Erschließung neuer Potenziale für die Lehre

Zunächst wird es künftig darum gehen, dass sich kontinuierlich eine weit größere Anzahl an deutschen Schulabsolventinnen und –absolventen für ein Studium des Maschinenbaus entscheidet.17) Hierzu ist zum einen erforderlich, dass bereits in der

17) Zur Gewinnung ausländischer Studierender s. u. I.3., S. 25.

(23)

Schule regelhaft auch Grundkenntnisse in technischen und Ingenieurdisziplinen ver- mittelt werden, wie es der Wissenschaftsrat kürzlich in seinen Empfehlungen zur Re- form des Hochschulzugangs empfohlen hat.18) Zum anderen müssen sich auch die Hochschuleinrichtungen, in denen das Fach Maschinenbau vermittelt wird, intensiv an einer Professionalisierung der Studien- und Berufsberatung im Rahmen der schu- lischen Ausbildung beteiligen. Jugendliche sollten bereits während ihrer schulischen Ausbildung angesprochen, allmählich an die Charakteristika und Anforderungen ei- nes Maschinenbaustudiums herangeführt sowie kontinuierlich über Berufsaussichten informiert werden, um ihnen Orientierungshilfen für eine Entscheidung zugunsten des Maschinenbaustudiums zu geben.19)

Insbesondere sollte dabei angestrebt werden, den Anteil weiblicher Studierender zu erhöhen. Der Wissenschaftsrat empfiehlt den Hochschulen, hierzu spezielle Mento- ring- und/oder Förderprogramme vorzusehen, die bereits frühzeitig in der Schule ein- setzen, um zu verhindern, dass den Schülerinnen und Schülern durch die Entschei- dung gegen Fächer, die für ein Ingenieurstudium wichtig sind, bereits die notwendige schulische Basis für ein solches Studium fehlt. Ferner sollten in den Hochschulen Blockseminare speziell für Schülerinnen veranstaltet werden, in denen diese durch Vorträge und Gespräche mit weiblichem Lehrpersonal und Studentinnen sowie durch Einbeziehung in Laborarbeiten eine Einführung in die Möglichkeiten und Anforderun- gen eines Maschinenbaustudiums erhalten. In allen Fachgebieten des Maschinen- baus sollte auch berücksichtigt werden, dass sich die Attraktivität des Faches für Frauen nicht nur aus einer grundsätzlichen Chancen- und Geschlechtergleichheit, sondern insbesondere auch aus den sozialen Randbedingungen und dem Klima während des Studiums sowie aus der gesellschaftlichen Anerkennung in der Ar- beitswelt ergibt.

Darüber hinaus hält es der Wissenschaftsrat für dringend erforderlich, die Moderni- sierung des Berufsbildes des Maschinenbauingenieurs entschieden voranzutreiben und bereits in den Schulen in allen seinen Facetten und Perspektiven zu vermitteln.

Hier kommt den Hochschuleinrichtungen in Zusammenarbeit mit der Maschinenbau- industrie eine besondere Verantwortung zu.

18) Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur Reform des Hochschulzugangs, Köln 2004, S. 35.

19) Ebd., S. 30f.

(24)

I.2. Verbesserte Nutzung des Studierendenpotenzials

Um Studienabbruch- und Schwundquoten im Maschinenbau zu senken, empfiehlt der Wissenschaftsrat,

− das Curriculum mit Blick auf Beratung, Orientierung und frühe Heranführung an berufsspezifische Entwicklungsaufgaben zu modernisieren und hierfür neue Lehr- und Lernformen einzusetzen sowie

− Eignungsfeststellungsverfahren für Studienbewerber einzuführen.

Im Anschluss an seine Empfehlungen zur Reform des Hochschulzugangs hält der Wissenschaftsrat auch im Maschinenbau eine einjährige, fachwissenschaftlich aus- gerichtete und stark strukturierte Orientierungsphase zu Beginn des Studiums für ein geeignetes Instrument, die Studienmotivation von Studienanfängern zu erhalten. Die Reform des Curriculums sollte genutzt werden, das Studium künftig mehr als bisher nach neueren Erkenntnissen der hochschuldidaktischen Forschung zu strukturie- ren.20) Auch andere Fächer, die für den Maschinenbau wichtige Grundlagenkenntnis- se vermitteln, sollten in dieser Phase in das Studium einbezogen werden. Die Studie- renden sollten durch eine intensive Fachstudienberatung unterstützt werden, die sich an den Prüfungsergebnissen und Leistungsnachweisen orientiert und gezielte Hin- weise zur Behebung von Kenntnisdefiziten gibt. Auch die Einführung von Mentoren- bzw. Coaching-/Tutorensystemen hält der Wissenschaftsrat für sinnvoll.21) Das Vor- praktikum muss die Eigenarten der späteren beruflichen Tätigkeit umfassend reprä- sentieren und sollte mindestens acht Wochen dauern.

Generell sollte künftig die Lehre bereits in den ersten Semestern von der Lehr- auf eine Lernzentrierung umgestellt, d.h. den Studierenden Gelegenheit zur eigenver- antwortlichen Erarbeitung von Wissensbeständen, zur Beteiligung an kleineren For- schungstätigkeiten und zur Durchführung von Projekten und weiteren berufsspezifi- schen Tätigkeitsformen gegeben werden. Projektbasiertes Lernen, das an anderen europäischen und zunehmend auch an einigen deutschen Hochschulen schon in den ersten vier Semestern durchgeführt wird, vermehrt nicht nur das Fachwissen der Studierenden, sondern fördert auch Meta-Kompetenzen wie Eigeninitiative und

20) Ebd., S. 50.

21) Ebd., S. 51f.

(25)

Teamfähigkeit sowie die Fähigkeit zu interdisziplinärem Denken und Arbeit, da auf diese Weise Wissen nicht durch spezielle Einzelveranstaltungen vermittelt wird, son- dern im Rahmen eines Projekts von den Studierenden aktiv für die Lösung der Pro- jektaufgabe erworben wird. Auch unter dem Aspekt, mehr Frauen für ein Maschinen- baustudium zu gewinnen, bietet das projektbasierte Lernen Vorteile, da sich Arbeit im interdisziplinären Team für Ingenieurinnen als besonders attraktiv erwiesen hat.22) Um die Anschlussfähigkeit der Kenntnisse von Studienanfängern mit den Anforde- rungen des Maschinenbaustudiums sicherzustellen, hält es der Wissenschaftsrat ferner für erforderlich, dass die Hochschulen die Möglichkeit erhalten und aktiv nut- zen, für Studienbewerber Eignungsfeststellungsverfahren zu Beratungszwecken durchzuführen. Der Wissenschaftsrat hat in seinen Empfehlungen zur Reform des Hochschulzugangs eine Reihe von eignungsdiagnostischen Instrumenten genannt, die hierfür zur Anwendung kommen können.23) Die Ergebnisse von Eignungsfeststel- lungsverfahren sollten von den Fakultäten/Fachbereichen dazu genutzt werden, für Studieninteressierte mit mangelnden Vorkenntnissen einen Plan zur gezielten Behe- bung der Kenntnisdefizite und Verbesserung von Fähigkeiten zu entwickeln. Ein ent- sprechend flexibles Veranstaltungsangebot muss vorhanden sein.

I.3. Internationalisierung der Lehre

Das immer stärkere Zusammenwachsen Europas, der Zustrom ausländischer Stu- dierender aus Ländern außerhalb der EU und die Globalisierung, die zur verstärkten Erschließung neuer Märkte führt, stellen erhöhte Anforderungen an die Hochschul- lehre. Im Hinblick auf die Gewinnung künftiger Fachkräfte für den deutschen Ar- beitsmarkt ist insbesondere die Zahl der Studierenden aus EU-Ländern von Bedeu- tung, da diese nach ihrem Studienabschluss ohne Probleme in deutschen Betrieben tätig werden können. Im Hinblick auf ein auch in der Bildung zusammenwachsendes Europa und angesichts der Attraktivität, die die deutsche Lehre im Fach Maschinen- bau/Verfahrenstechnik für ausländische Studierende genießt, muss eine Internatio- nalisierung der Lehre angestrebt werden. Hierdurch können neue Potenziale für ein Maschinenbaustudium in Deutschland erschlossen werden. Die Umstellung der tradi-

22) Vgl. Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung (BLK): Frauen in den ingenieur- und naturwissenschaftlichen Studiengängen. Bericht der BLK vom 2. Mai 2002, Heft 100 der Materialien zur Bildungsplanung und zur Forschungsförderung, Bonn 2002, S. 64.

23) Ebd., S. 43.

(26)

tionellen Studiengänge auf Bachelor- und Masterstudiengänge in allen Mitgliedstaa- ten der EU stellt einen wichtigen Schritt in diese Richtung dar. Als weitere Schritte zur Internationalisierung werden folgende Maßnahmen empfohlen:

− Entwicklung von Lehrangeboten in englischer Sprache;

− Ermutigung und Unterstützung von deutschen Studierenden in Bezug auf einen Studienaufenthalt im Ausland;

− verstärkte Anwerbung von Studierenden aus dem europäischen Raum, um wei- tere potenzielle Fachkräfte für den hiesigen Arbeitsmarkt gewinnen zu können;

− stärkere Ausbildung von ausländischen Studierenden für den Arbeitsmarkt des jeweiligen Herkunftslandes – gegebenenfalls auch in ihrem jeweiligen Heimat- land durch Einrichtung von Dependancen deutscher Hochschulen – mit dem Ziel, neue internationale Anknüpfungspunkte für Kooperationen zu schaffen und künf- tigen Kooperationspartnern die deutschen Ausbildungsstandards zu vermitteln;

− vermehrte Beteiligung von renommierten Lehrenden aus dem Ausland.

I.4. Einführung des gestuften Studiensystems (Bachelor, Master)

Der Wissenschaftsrat hat die Einführung gestufter Studiengänge als ein wesentliches Element des Bologna-Prozesses mehrfach nachdrücklich unterstützt. Das konsekuti- ve Studiensystem bietet nicht nur die Chance zu einer nachhaltigen curricularen Re- form, ohne auf die in Deutschland erreichte hohe Qualität der wissenschaftlichen Ausbildung zu verzichten, sondern es ermöglicht auch neue Formen der Profilbildung durch neuartige inhaltliche Kombinationen von Studienstrukturelementen und erleich- tert es den Hochschulen hierdurch, auf die Entstehung neuer Berufsbilder zu reagie- ren und an deren Ausprägung aktiv mitzuwirken. Der Wissenschaftsrat hält es des- halb für erforderlich, dass auch im Fach Maschinenbau die traditionellen Studien- gänge umfassend auf das neue System umgestellt und parallel noch angebotene Diplomstudiengänge eingestellt werden. Für diesen Umstellungsprozess formuliert er im Folgenden eine Reihe von Empfehlungen.

Die in den Ingenieurwissenschaften bewährte Tradition verschiedener Ausbil- dungsprofile entspricht weitgehend den Anregungen, die der Wissenschaftsrat in

(27)

seinen „Empfehlungen zur Entwicklung der Fachhochschulen“ (2002) mit Blick auf die Ausrichtung der Lehre an den Spezifika der Forschung und auf die Nähe der Ausbildung zu konkreten beruflichen Tätigkeiten gegeben hat. Vor diesem Hinter- grund sieht der Wissenschaftsrat für das Fach Maschinenbau drei wesentliche Auf- gaben bei der Umstellung auf gestufte Studiengänge:

− Die Chancen der Umstellung mit Blick auf Studienreform und Flexibilität der Stu- diengestaltung müssen wahrgenommen und genutzt werden. Hierfür ist es sinn- voll, verschiedene Modelle zeitlicher Stufung und inhaltlicher Strukturierung zu erproben.

− Die Stärken der traditionellen ingenieurwissenschaftlichen Ausbildungsprofile (Forschungsorientierung, Praxisorientierung)müssen auch bei der Neukonzepti- on der Bachelor- und Masterstudiengänge erhalten bleiben.

− Die wachsende Komplexität der Profile in der Lehre und in der Verbindung von Forschung und Lehre darf nicht durch institutionelle Grenzziehungen einge- schränkt werden, sie erschwert es aber auch, die notwendige Transparenz des Gesamtsystems herzustellen. Dies stellt erhöhte Anforderungen an die Gestal- tung der Schnittstellen des Systems und an die Qualitätssicherung.

Das Bachelorstudium stellt ein eigenständiges, berufsqualifizierendes Studienpro- gramm dar. Als maßgebliches Merkmal der Berufsqualifizierung im Bachelorbereich hat der Wissenschaftsrat eine wissenschaftlich basierte Beschäftigungsfähigkeit be- trachtet.24) Demzufolge müssen Bachelorstudiengänge auch im Maschinenbau Quali- fikationen vermitteln, die den Absolventen nach dem Studium sowohl die Aufnahme einer qualifikationsadäquaten beruflichen Tätigkeit als auch die Aufnahme eines wei- teren Studiums ermöglichen.25) Der Wissenschaftsrat begrüßt daher nachdrücklich erste Initiativen in Wissenschaft und Wirtschaft, sachgerechte Kompetenzprofile für Bachelorabsolventen des Maschinenbaus zu entwerfen, die diesen unterschiedliche Entwicklungsmöglichkeiten eröffnen. Hierbei sollten künftig auch Konzepte entwickelt

24) Vgl. Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur Einführung neuer Studienstrukturen und –abschlüsse (Bakkalaureus/Bachelor – Magister/Master) in Deutschland, Köln 2000, S. 117.

25) Zu diesem Begriff von Berufsqualifizierung als „employability“, wie sie auch im Rahmen des Bolog- na-Prozesses angestrebt wird, vgl. Hailbronner/Geis (Hrsg.), Kommentar zum HRG, § 19, Rdnr.

37.

(28)

werden, die im Sinne lebenslangen Lernens auch die spätere Rückkehr an die Hoch- schule für den Erwerb eines Masterabschlusses einschließen.

Das Bachelorstudium sollte sich nach Auffassung des Wissenschaftsrates auf die Vermittlung der Grundlagen des Faches Maschinenbau im mathematisch-natur- wissenschaftlichen und technischen sowie wirtschaftlichen Bereich konzentrieren, diese gegebenenfalls an geeigneter Stelle exemplarisch vertiefen und sich an den beschriebenen etablierten Ausbildungsprofilen orientieren. Im Rahmen der vom Wis- senschaftsrat empfohlenen curricularen Reform des Maschinenbaustudiums sollte auch die bestehende Vielzahl an Studienrichtungen reduziert werden. Zusätzlich muss die Beschäftigungsbefähigung der Absolventen durch die Vermittlung von nichtfachspezifischen Kompetenzen (Schlüsselkompetenzen) sichergestellt werden (Kommunikations- und Teamfähigkeit, Fähigkeit zur Konfliktlösung, Entscheidungs- findung und Projektmanagement, Führungskompetenz, Dienstleistungsorientierung, Sprach- und Kulturkenntnisse). Wo dies im Rahmen fachwissenschaftlicher Lehrver- anstaltungen sinnvoll und möglich ist, sollte dabei die integrative Vermittlung solcher Schlüsselqualifikationen bevorzugt werden, da hierdurch das Gesamtcurriculum nicht unnötig erweitert werden muss und der Bezug der entsprechenden Kompetenzen auf fachliche Inhalte direkt eingeübt wird.

Der Wissenschaftsrat ist der Überzeugung, dass eine solche breitere, grundlagenori- entierte und mit der verstärkten Vermittlung von Schlüsselqualifikationen verbundene Bachelorausbildung die Polyvalenz des Bachelorabschlusses wesentlich erhöhen würde. In der Konsequenz böten sich den Absolventen des Maschinenbaus mehr Möglichkeiten des Einstiegs in den Arbeitsmarkt, als dies bei einer fachlich hochspe- zialisierten Ausbildung der Fall wäre. Dies könnte auch dazu beitragen, das Maschi- nenbaustudium ein Stück weit von den Zyklen des Arbeitsmarktes der Maschinen- bauindustrie abzukoppeln.

Ein Bachelorstudium dieses Zuschnitts könnte nach Auffassung des Wissenschafts- rates auch im Maschinenbau in einem Zeitrahmen von drei bis dreieinhalb Jahren entfaltet werden, wenn es durch eine sinnvolle Modularisierung der Lehreinheiten und durch Praktika vor dem Studium und während des Studiums ergänzt wird. Auf diese Weise würden Bachelorabsolventen des Maschinenbaus auch eine größere Flexibilität in der Berufswahl gewinnen. Überdies sollte die einjährige Orientierungs-

(29)

phase zu Beginn des Studiums mit einer Beratung über Möglichkeiten des Wechsels in ein anderes Ausbildungsprofil verknüpft werden. Hierfür hält der Wissenschaftsrat eine noch weit engere Kooperation zwischen den Hochschuleinrichtungen, die Stu- diengänge unterschiedlichen Profils anbieten, für erforderlich und wünschenswert.

Das Masterstudium soll der Spezialisierung und Vertiefung vorhandenen Wissens, der Erweiterung vorhandener Qualifikationen durch die Wahl einer anderen Studien- richtung, der forschungsorientierten Ausbildung oder der Vertiefung mit Blick auf ein spezifisches Berufsfeld dienen. Die Studierenden sollen neue Perspektiven zum Er- halt und zur Erweiterung ihrer Beschäftigungsfähigkeit erhalten. Den Hochschulen bietet sich durch die Masterstudiengänge eine gute Möglichkeit zur Profilbildung.

Masterstudiengänge sollten deshalb an die spezifischen Stärken der anbietenden Hochschule anknüpfen. Hierdurch lassen sich unterschiedliche Ausbildungsprofile auch im Masterbereich realisieren.

Die hergebrachte Aufteilung der Ausbildung auf Universitäten und Fachhochschu- len hat sich nach Einschätzung des Wissenschaftsrates bewährt, ist auf dem Ar- beitsmarkt anerkannt und entspricht den Bildungsaufträgen der einzelnen Einrichtun- gen. Deshalb sollten Studiengänge, die klar einem einzelnen Ausbildungsprofil zuge- ordnet werden können, auch künftig schwerpunktartig an den Hochschulen gemäß deren jeweiliger Aufgabenstellung konzentriert werden. Zugleich spricht sich der Wissenschaftsrat jedoch dafür aus, die Durchlässigkeit für die Studierenden weiter zu verbessern. Hierzu würde zum einen die gegenseitige Öffnung für Studiengänge anderer Ausbildungsprofile beitragen. Zum anderen sind gerade in einem arbeits- marktnahen Fach wie dem Maschinenbau Bereiche in der Lehre vorstellbar, die zwar durch eine starke Berufsorientierung geprägt, aber auch mit grundlagenorientierter Forschung verknüpft sind oder verschiedene Forschungsorientierungen von den Grundlagen bis zur Produktentwicklung komplementär verbinden. Solche Grenzbe- reiche könnten künftig an Universitäten und Fachhochschulen gleichermaßen ange- boten werden. Fachhochschulen sollten durch Kooperationen mit Universitäten, au- ßeruniversitären Forschungseinrichtungen, Forschungsinstituten der Wirtschaft oder

(30)

im Einzelfall auch durch den Aufbau eigener Forschungsressourcen ihre For- schungskompetenz erweitern.26)

Diese wachsende Vielfalt der Profilbildung birgt ebenso wie die größere Anzahl an Studiengängen und Abschlüssen die Gefahr der Intransparenz. Entsprechende Be- fürchtungen werden von Seiten der Wirtschaft bereits vielfach geäußert und stellen offenbar einen wesentlichen Grund für die Zurückhaltung insbesondere der kleinen und mittleren Unternehmen gegenüber den neuen Abschlüssen dar. Transparenz muss zudem auch für Studienbewerber und Studierende bestehen. Der Wissen- schaftsrat empfiehlt deshalb, die Umstellung der Studiengänge des Maschinenbaus auch dafür zu nutzen, die Anforderungen und Abschlussprofile der einzelnen Stu- diengänge sowie die Arbeitsmarktchancen für deren Absolventen klarer als bisher darzustellen.27) Überdies muss der Transparenz und Ausgestaltung der Schnittstel- len und Übergänge besondere Bedeutung zugemessen werden. Dies gilt insbeson- dere für den Übergang in den Arbeitsmarkt nach einem Bachelor- oder einem Mas- terabschluss, für den Übergang vom Bachelorstudiengang in einen weiterführenden Masterstudiengang sowie vom Masterstudiengang zur Promotion. Der Wissen- schaftsrat hat mehrfach darauf hingewiesen, dass die Modularisierung des Studiums in Verbindung mit einem Leistungspunktsystem und einer strukturierten Darstellung der Modulinhalte zur Transparenz des gestuften Studiensystems wesentlich beiträgt.

Dem gleichen Ziel dient es, wenn dem Abschlusszeugnis ein Diploma Supplement beigefügt wird, das über die studierten Module, das Ausbildungsprofil und die Stu- dienleistungen Aufschluss gibt. Der Wissenschaftsrat ist der Überzeugung, dass bei sachgerechter Nutzung dieser Instrumente das Gesamtsystem transparenter für Stu- dieninteressierte und Wirtschaft ist als das traditionelle Studiensystem.

Ein wesentliches und vom Wissenschaftsrat mehrfach nachdrücklich eingefordertes Kennzeichen des gestuften Studienmodells ist es, dass die Aufnahme in den Master- studiengang und der Beginn einer Promotion von der individuellen Eignung eines Bewerbers und den fachlichen Anforderungen des jeweiligen Masterprogramms bzw.

der Promotionsphase abhängig sein müssen. Der Wissenschaftsrat hält es deshalb

26) Der Wissenschaftsrat hält in diesem Zusammenhang die Frage der Abschlussbezeichnungen für sekundär, solange die vergebenen Grade international verständlich bleiben. Dies trifft für die Grade Bachelor/Master of Science und Bachelor/Master of Engineering zweifellos zu.

27) Leitlinien hierfür hat der Wissenschaftsrat ebenfalls in seinen Empfehlungen zur Reform des Hoch- schulzugangs, Köln 2004, S. 31, entwickelt.

(31)

für unabdingbar, dass auch die Fakultäten und Fachbereiche des Maschinenbaus geeignete Verfahren zur individuellen Feststellung der Eignung eines Bewerbers e- tablieren, die mit einer Bewertung von Studienleistungen auf der Grundlage eines einheitlichen Leistungspunktsystems verbunden sind und deren Anforderungen, Be- wertungskriterien und Ergebnisse für Bewerber transparent und nachvollziehbar dar- gestellt werden. Der Wissenschaftsrat hat sich dabei mehrfach gegen pauschale Zu- satzanforderungen für Absolventen bestimmter Hochschularten und Ausbildungspro- file ausgesprochen, etwa indem für Bachelorabsolventen der Fachhochschulen oder eines berufsorientierten Ausbildungsprofils a priori zusätzliche Studienleistungen als Voraussetzung für die Aufnahme in universitäre bzw. forschungsorientierte Master- studiengänge festgelegt werden. Gleichwohl ist absehbar, dass im Rahmen individu- eller Eignungsprüfungen für die Aufnahme in einen Masterstudiengang oder für den Beginn einer Promotion vielfach Kenntnisdefizite festgestellt werden, insbesondere wenn ein Bewerber den Wechsel zwischen verschiedenen Ausbildungsprofilen an- strebt. Die aufnehmende Hochschule sollte trotz solcher Kenntnisdefizite den Über- gang ermöglichen, indem sie geeigneten Bewerbern durch spezifische Lehrangebote Gelegenheit geben, die festgestellten Defizite zu beheben.

Überdies sollte auch im Maschinenbau der Übergang an den verschiedenen Schnitt- stellen des Studiensystems nicht durch feste Quoten reguliert werden, sondern die anbietende Hochschule sollte ihre Lehrkapazität entsprechend ihrem Profil und der Nachfrage auf den Bachelor- und den Masterbereich sowie die Promotionsphase verteilen.

Ein weiteres Element zur Herstellung der Transparenz des Studiensystems stellt die Qualitätssicherung in der Lehre einschließlich einer klaren und veröffentlichten Darstellung der Ergebnisse der einschlägigen Verfahren dar. Ein wesentliches In- strument hierfür im Bereich der gestuften Studiengänge ist die Akkreditierung. Der Wissenschaftsrat hält es für unabdingbar, dass auch sämtliche Bachelor- und Mas- terstudiengänge des Maschinenbaus umgehend ein Akkreditierungsverfahren durch- laufen. Dabei unterstützt er die Forderung, dass die Vertreter der Disziplin, insbe- sondere der Fakultäten und Fachbereiche, der Fachgesellschaften und der Wirt- schaft, an der Festlegung von Qualitätsmindeststandards für die Akkreditierung be-

(32)

teiligt sein sollen, um die Ausrichtung der Akkreditierung an den Standards des Fa- ches sicherzustellen. Darüber hinaus hält es der Wissenschaftsrat für erforderlich, dass die Akkreditierung als Bestätigung von Mindeststandards auch künftig durch regelmäßige Lehrevaluationen begleitet wird, die abgestufte Urteile über die Qualität eines Studienprogramms erlauben und eine interne Selbstevaluation und externe Begutachtung durch fachnahe Sachverständige verbinden.29)

C.II. Forschung und Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses II.1. Stärkung der wissenschaftlichen Orientierung

Die Analyse der Situation des Faches hat gezeigt, dass Grundlagenforschung im Maschinenbau nicht immer das notwendige Gewicht erhält. Grundlagenforschung darf jedoch nach Auffassung des Wissenschaftsrates nicht vernachlässigt werden, weil dadurch eine Basis für die Entwicklung neuer Technologien geschaffen wird, die wichtige Impulse für die Branche geben können, und somit der technologische Wett- bewerb vorangetrieben wird. Grundlagenforschung ist originäre Aufgabe der Univer- sitäten. Der Wissenschaftsrat empfiehlt deshalb, den Anteil an Grundlagenforschung an den Universitäten auszuweiten. Ein ausgewogenes Verhältnis von ca. einem Drit- tel Grundlagenforschung, einem Drittel anwendungsnaher vorwettbewerblicher For- schung30) und einem Drittel Praxisforschung für die Industrie hat sich an leistungsfä- higen Fakultäten/Fachbereichen für Maschinenbau bewährt und sollte generell als Maßstab dienen.

Grundlagenforschung auszuweiten bedeutet auch, ihren Bestand durch die Schaf- fung geeigneter finanzieller und struktureller Voraussetzungen zu sichern. Insbeson- dere sollte die Grundausstattung der Einrichtungen künftig von Fluktuationen der Studierendenzahlen unabhängiger werden. Der Wissenschaftsrat empfiehlt deshalb, die Grundfinanzierung von Einrichtungen des Maschinenbaus künftig zu einem wirk- samen Anteil auch an den Leistungen in der Forschung auszurichten. Er hielte es auch für sachgerecht, wenn sich mehrere Unternehmen, die an künftigen Entwick- lungen in einem Segment des Maschinenbaus interessiert sind, sich zu Finanzie-

29) Vgl. Wissenschaftsrat: Empfehlungen zur Stärkung der Lehre in den Hochschulen durch Evaluati- on, in: Empfehlungen und Stellungnahmen 1996, Köln 1997, Bd. I, S. 55-104.

30) Unter vorwettbewerblicher Forschung wird in der Regel eine vorübergehende Kooperation von Konkurrenten am Markt zum Zweck gemeinsamen Erkenntnisgewinns verstanden, um das Ergeb- nis eines Forschungsprojekts zu einem marktfähigen Produkt oder Prozess weiterzuentwickeln.

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