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Archiv "Es bleibt die Kunst, es bleiben die Bilder" (06.09.1990)

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Drei Künstler aus dem anderen Deutschland: Aktuelle grap sche erke

Es bleibt die Kunst, es bleiben die Bilder

B. Heisig • W. Mattheuer • W. Liebmann

C ie malen deutsch, „deut- scher" als . . . - aber wir wollen keine Vergleiche zie- hen.

Ein Kölner Museumsmann verweigert ihnen die Reprä- sentanz in seinen Sälen, die ganz moderner „Westkunst"

gewidmet sind. Zum Leidwe- sen des Hauptmäzens übri- gens, der sein Interesse längst auch Künstlern und Kunst „jenseits der Mauer"

zugewandt hat. Der Verdacht liegt nahe, daß bei diesem Museumsstreit auch handfe-

ste Interessen Kölner Galeri- en und von ihr vertretener Künstler (West) im Spiel sind.

Andererseits ist es ebenfalls eine Privatgalerie, Brusberg Berlin (früher Hannover), die sich um die Verbreitung der Kenntnis von ostdeutscher Malerei und Zeichenkunst seit Jahren verdient gemacht hat.

Die Redaktion des Deut- schen Ärzteblattes hält es für sehr bemerkenswert, daß ei- ne im Deutschen Ärzte-Ver- lag jüngst gegründete Editi- on Askulap ihre Dienstlei-

stungen für unsere ärztlichen Leser mit einem Angebot von Kunstwerken aus der DDR aufnimmt. Auf drei dieser Künstler gehen die nachste- hend veröffentlichten Texte ein. Im Anschluß daran stellt sich die Edition Äskulap selbst vor. DA

BERNHARD HEISIG:

„Für mich ist die menschli- che Figur das bezugs- und ausdrucksfähigste Medium des Malers. Um damit umge- hen zu können, muß man es studieren und die Mittel hart trainieren."

Bernhard Heisig be- herrscht die Mittel. 1925 in Breslau geboren, 1949/51 Studium an der Fachschule für angewandte Kunst, dann

Bernhard Heisig: „Leerstück" Litho- graphie 1990, Darstellung: 40 x 27 auf 46 x 36,5 cm, Bütten

Bernhard Heisig: „Der Gejagte"

Lithographie 1990, Darstellung:

48,5 x 36,5 auf 51,5 x 39,5 cm, Bütten

an der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig; seit 1954 Lehrtätigkeit; seit 1961 Professur an der Leipziger Hochschule; 1972 Mitglied der Akademie der Künste der DDR. So etwa stellte die Kunsthistorikerin Karin Tho- mas den Maler und Grafiker vor zehn Jahren in einem viel- beachteten Büchlein „Die Malerei in der DDR 1949 bis 1979" vor (DuMont Buchver- lag). Einem engeren Kreis westdeutscher Kunstinteres- sierter ist er spätestens seit der 6. Kasseler Documenta (1977) bekannt, bei der er mit Wolfgang Mattheuer, Werner Tübke und Willi Sitte einen Ausstellungsraum teilte.

„Der Brigadier" von 1969/70 im Museum der Bil- denden Künste in Leipzig ist

Dt. Ärztebl. 87, Heft 36, 6. September 1990 (89) A-2661

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eu-e9Kiw

Drei Künstler aus dem anderen Deutschland: Aktuelle graphische Werke

ein hervorragendes Beispiel der Menschendarstellungen Heisigs, verständlicherweise damals in der DDR nicht un- umstritten in der Abwendung vom hohlen Pathos des „so- zialistischen Realismus" hin zu wirklichkeitsnäheren Mo- tiven aus dem Lebensalltag der DDR. Karin Thomas hat den Lesern des Deutschen Ärzteblattes in Heft 19 vom 11. Mai 1989 dargestellt, wie die jüngere Künstlergenera- tion der DDR die Hinwen- dung zur „Prosa des Alltags"

in den siebziger Jahren mit unbedingter Konsequenz weitergeführt hat, ehe dort in den achtziger Jahren eine neue Malerjugend den Aus- steigerfigurationen und Kür- zelkalligraphien „westlicher Wilder" nacheiferte (von de- nen übrigens einige Wesent- liche aus der DDR in den We- sten gewechselt waren).

Jüngste Werke von Bern- hard Heisig sind auf die- sen Seiten abgebildet: der ergreifende „Gejagte" und das anspielungsvolle „Leer- stück", zwei meisterliche Li- thographien.

WOLFGANG MATTHEU- ER zu seiner „Suite '89":

„Was jetzt als ein Ganzes vorgestellt wird, ist so nicht entstanden. Der einleuchten- de Sinn der Zusammengehö- rigkeit ergab sich vielmehr aus den Ereignissen des Herbstes 1989. Bis auf eines,

‚Ikarus erhebt sich`, hatte ich die anderen Blätter alle schon im Laufe des Jahres vor den wunderbaren Wo- chen im September, Oktober 89 geschnitten . . . Meine ei- gentliche Arbeit wurde ge- hemmt durch diese revolu- tionären Ereignisse. Als poli- tisch denkender Bürger war es mir ein Bedürfnis und ei- ne beglückende Erfahrung, mich einzumischen mit Wort und Tat und, wie stets auf meinen Bildflächen, bemüht um Klarheit und Wahrheit."

Dies sind, zusammenge- faßt, Sätze eines Textes, den Mattheuer im März 1990

schrieb, zu sechs Linol- schnitten, von der Galerie Brusberg Berlin ediert und in der Katalogreihe „Brusberg Dokumente" vorbildlich do- kumentiert. Wie sehr sich Mattheuer an der politischen Veränderung im anderen.

Teil Deutschlands engagier- te, belegen zahlreiche Bild- und Wortbeispiele in diesem Katalog; eindrucksvoll insbe- sondere die Erklärung seines

Austritts aus der SED am 7.

Oktober 1988, also bereits mehr als ein Jahr vor den ent- scheidenden Ereignissen:

„Ich fühle mich mitverant- wortlich, im Engen wie im Weiten, und ich denke nicht daran, meine Verantwortung zu leugnen oder nach ‚oben`

zu delegieren und mich zum Mitläufer selbst zu entwer- ten. Ich kann nicht jubeln und kann auch nicht ,Ja` sagen, wo Trauer und Resignation, Mangel und Verfall, Korrup- tion und Zynismus, wo be- denkenloser, ausbeuteri- scher Industrialismus so hochprozentig das Leben prägen und niederdrücken

und wo programmatisch jede Änderung heute und für die Zukunft ausgeschlossen wird . . . Meine Verantwor- tungswilligkeit und Verant- wortungsfähigkeit haben ihre Grenzen erreicht. Ich muß meine Konsequenzen zie- hen. Ich werde weiterhin in dem Land und in der Stadt, in denen ich verwurzelt bin, mit aller Kraft und mit allen mei- nen Fähigkeiten arbeiten,

Werner Liebmann: „Aus dem Leben eines Königs", Blatt 9 der Mappe mit 5 Radierungen und 5 Lithogra- phien. 1989 zum 200. Jahrestag der Französischen Revolution, Dar- stellungen jeweils: 69 x 45 cm, Bütten

aber ich kündige meine Mit- gliedschaft in der Soziali- stischen Einheitspartei Deutschlands."

Die Linolschnitte der Sui- te '89 mit den Titeln „Aus- bruch", „Katastrophe", „Spi- rale", „Jahrhundertschritt",

„Größe und Elend", „Ikarus erhebt sich" sind in Inhalt und Form künstlerische Mei- sterwerke, die - zwar gegen-

wartsbezogen - zeitlos Gül- tigkeit haben werden. Dem Katalog ist in einer kleinen Auflage der hier abgebildete Linolschnitt „Angekommen"

beigegeben, nicht unkritisch auch gegenüber den heuti- gen Verhältnissen.

Mattheuer, 1927 in Rei- chenbach/Vogtland geboren, ist 1965 als Professor an die Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig berufen

worden; seit 1974 wieder freischaffend, seit 1978 Mit- glied der Akademie der Kün- ste in Ostberlin.

WERNER LIEBMANN, Jahrgang 1951, ein deutscher Maler, der Interesse ver- dient, wird vom „Spiegel"

noch als „Nachwuchsmaler"

bezeichnet. In der Tat trat er erst 1988 ins Blickfeld westli- cher Öffentlichkeit, als er von der Galerie Brusberg Berlin in deren Moabiter Kunst- quartier vorgestellt wurde, mit großformatigen Bildern glühend-expressiver Farbig- keit: „Stürzender", „Aufstei-

A-2662 (90) Dt. Ärztebl. 87, Heft 36, 6. September 1990

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KUNST IN

DER DDR

nun 1:,1):111 (;illF•n 1111'1 11.3'111.1111

Drei Künstler aus dem anderen Deutschland: Aktuelle graphische Werke

Wolfgang Mattheuer: „Angekom- men", Linolschnitt, 1990, zu Band 24 der Brusberg Dokumente „Suite 89", Darstellung: 20 x 20 auf 32

x 22 cm, Bütten

gender", „Schwangere", klassische Motive in extrem starker Farbspannung. Pro- fessor Dr. Eberhard Roters hat - auch im Hinblick auf diese Bilder - vor einigen Jahren formuliert (zitiert nach den „Brusberg Dokumenten"

Nr. 19), daß insbesondere sächsische Maler „mit dem Pinsel kochen": „Sie rühren damit während des Kochens auch noch fortwährend im Gekochten herum." Das gilt beispielsweise für den aus- gewanderten Sachsen Georg Baselitz, der es im Westen mit seinen Arbeiten zu Höchstpreisen brachte, wie für Werner Liebmann, der erst vor wenigen Jahren aus Leipzig nach Berlin (Ost) übergesiedelt ist.

Der Duktus ist der gleiche bei seinen Radierungen und Lithographien; sie sind teils

bedrohlich dunkel, teils von grauem Filigran. Jüngstes Beispiel: eine Mappe der Edition Brusberg mit fünf Ra- dierungen und fünf Lithogra- phien zu Situationen und Fi-

gurationen der Französi- schen Revolution. Auf der ne- benstehenden Seite ein Ex- empel Liebmannscher Gra- phik, das zur Enträtselung provoziert. Hanns Rehoff

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„Kunst in der DDR"

Künstler, Galerien, Museen, Adressen, Kulturpolitik.

Expl. B. Heisig, „Der Gejagte" Lithographie, 1990, Format: 48,5 x 36,5

auf 51,5 x 39,5 cm, Auflage 25 Exemplare, numeriert u. handsigniert DM 1200,—

Expl. B. Heisig, „Leerstück" Lithographie, 1990, Format: 40 x 27

auf 46 x 36,5 cm, Auflage 45 Exemplare, numeriert u. handsigniert DM 750,—

Expl. W. Mattheuer, „Katalog mit Linolschnitt", 1990, Brusberg Dokumente 24 —

„Suite 89", Format: 20 x 20 auf 32 x 22 cm, Auflage 111 Exemplare,

numeriert u. handsigniert DM 450,—

Expl. W. Liebmann, „Aus dem Leben eines Königs" Mappe mit 5 Radierungen u. 5 Lithographien, 1989, zum 200. Jahrestag der Französischen Revolution,

Format je Blatt: 69 x 45 cm, Auflage 25 Exemplare, numeriert u. handsigniert DM 3000,—

Ich bezahle: mit beiliegendem Verrechnungsscheck und erhalte die Sendung versandkostenfrei

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E. Gillen/R. Haarmann (Hrsg.) 600 Seiten, geb., DM 39,80 Dieses Buch stellt eine umfas- sende, aktuelle Bestandsauf- nahme der Kunst im anderen Deutschland dar, die für Kunst- reisende und Kunstinteressierte

in Ost und West gleicherma- ßen wichtig ist.

Dt. Ärztebl. 87, Heft 36, 6. September 1990 (91) A-2663

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