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Archiv "Zeitmanagement im Krankenhaus: Versteckte Produktivitätsreserven" (07.07.2006)

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A

A1924 Deutsches Ärzteblatt⏐⏐Jg. 103⏐⏐Heft 27⏐⏐7. Juli 2006

S T A T U S

I

n vielen Kliniken gibt es eine

„Hierarchie des Wartens“: Je weiter unten in der Hackord- nung ein Arzt angesiedelt ist, desto mehr Zeit verbringt er mit Warten. Doch wer am we- nigsten warten muss, hat nur vordergründig gewonnen.

Zwar hat er seine eigene Zeit optimiert, dies geschieht aber zulasten des gesamten Zeit- budgets, das er verantwortet.

Beispiel Stationsbespre- chung. Der Chefarzt kommt

„ausnahmsweise“ zehn Minu- ten zu spät. Da alle anderen Ärzte bereits da sind, kann er direkt loslegen:zehn Minuten (eigene) Zeit gespart, aber 150 Minuten des gesamten Zeit- budgets vergeudet.Nur bei ei- ner engen Betrachtung lässt sich das als Erfolg verbuchen.

Schlimmer noch: Wer regel- mäßig erleben muss, dass Vor- gesetzte geringschätzig mit der eigenen knappen Zeit umge-

hen, baut Wut auf. Dies gilt erst recht, wenn der Arzt sicher ist, dass sein Chef weiß, wie sehr er unter Zeitdruck steht – und sich nicht darum schert.

Warten ist aber nicht gleich Warten.Wer warten muss, weil ein Notfall zum Zusammen- bruch der Zeitplanung geführt hat,der hat dafür Verständnis – zumal, wenn er den Verspäte- ten als pünktlich kennt. Schon weniger Verständnis hat, wer wieder einmal auf eine Person

wartet, die chronisch unpünkt- lich und schlecht organisiert ist. Echte Wut aber wird aus- gelöst, wenn jemand den Ein- druck hat, dass ihn der andere aus reiner Willkür warten lässt – etwa, um seine besondere Wichtigkeit zu demonstrieren, oder um dem (unter Zeit- druck) Wartenden seine hier- archische (oder gar menschli- che?) Höherwertigkeit vor Augen zu führen.

Wer andere des Öfteren auf diese Weise demütigt, schadet der Produktivität der Klinik.

Das kleinste Problem wäre noch, wenn sich die Betreffen- den beim Betriebsrat oder der Verwaltung beschweren wür- den. Denn da Krankenhäuser Systeme zum Management von Ausnahmesituationen sind, bieten sie ein so großes Reper- toire an Ausreden, dass kein Vorgesetzter um eine unwider- legbare Erklärung verlegen sein muss.

Doch solche Ausreden ha- ben einen Bumerangeffekt.

Gerade weil sie einerseits un- widerlegbar, andererseits aber offenkundig vorgetäuscht sind, lösen sie ein Gefühl von Ohn- macht aus. Dadurch steigert sich die Wut der Betroffenen.

Je mehr sich davon anstaut, desto mehr bedarf es eines Überdruckventils.Auf die Dau- er bleibt es nicht bei zorni- gen Diskussionen mit anderen betroffenen Kollegen. Jede Demütigung ruft nach Rache.

Regelmäßige Demütigungen erzeugen „chronifizierte“ Ra- che: eine Grundhaltung von Rache und Vergeltung.

Aber was können Mitarbei- ter tun, um ihren Vorgesetzten zu schaden? Äußerst unge- schickt wäre es, die Kooperati- on offen zu verweigern oder eine Blockadehaltung einzu- nehmen. Viel wirksamer und zugleich sehr viel weniger an- greifbar sind verdeckte Rache- akte, deren wahre Absicht leicht zu dementieren sind: „Ja, natürlich, da ist mir ein kleiner Fehler unterlaufen, aber das kann in der Hektik des Alltags doch mal vorkommen . . .“

Welchen Kollegen man wie am wirkungsvollsten schädigt, ist dabei eine Typfrage. An ei- nem Perfektionisten rächt man sich am wirksamsten mit klei- nen Ungenauigkeiten, an ei- nem Geltungsbedürftigen mit subtilen Signalen von Gering- schätzung, an einem Unsiche- ren mit gelegentlichem Tu-

scheln und Kichern, an ei- nem Ästheten mit kunstvoll drapierten kleinen Hässlich- keiten. Mit ein bisschen Ge- schick und Ausdauer kann man auf diese Weise jeden Vorge- setzten zur Raserei treiben.

Aber solche Racheakte führen in der Regel nicht zu Verhal- tensänderungen, sondern zu ohnmächtiger Wut – und zu er- neuter Rache.Etliche Kliniken sind deshalb in interne Macht- kämpfe zwischen den Hierar- chieebenen verstrickt, die sie weit mehr Zeit kosten als die viel gescholtene Bürokratie.

Was tun? Die wichtigste Re- gel lautet: Wehret den Anfän- gen! Kleine Entwertungen, wie sie sich in der „Hierarchie des Wartens“ äußern, können sich leicht zu einem explosiven Ge- misch zusammenbrauen, das außer Kontrolle gerät. Denn Respekt drückt sich im berufli- chen Alltag nicht zuletzt darin aus, wie man mit der Zeit seiner Kollegen umgeht – erst recht, wenn bekannt ist, dass sie unter Druck stehen. Zweitens, wenn es schon brodelt: deeskalieren.

Jeder der Beteiligten hat die Macht, es zu unterlassen, weite- res Öl ins Feuer zu gießen. Dies ist nicht einfach, wenn man vor Wut kocht, aber es ist möglich.

Gefragt sind hier in erster Linie die oberen Hierarchieebenen.

Und: Jedes Feuer erlischt, wenn ihm kein neuer Brennstoff zu- geführt wird. (Allerdings sollte man nicht überrascht sein, wenn der Brennstoff, der in der Vergangenheit geliefert wurde, noch für eine ganze Weile reicht.) Im Zweifelsfall ist es ratsam, für diesen Weg fach- kundige Unterstützung in An- spruch zu nehmen – nicht als Substitut für eigene Anstren- gungen, sondern zur Wir- kungsverstärkung. So betont der Konfliktforscher Friedrich Glasl: „Der Weg in die Es- kalation ist mit gescheiterten Versöhnungsversuchen gepfla- stert.“ Winfried Berner E-Mail: w.berner@umsetzungsberatung.de

Versteckte Produktivitäts- reserven

Zeitmanagement im Krankenhaus

Foto:Superbild

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