Die Buschmänner der Kalahari
Siegfried Passarge
Buschmänner der Kalahari
Prof. Dr. S. Passarge.
von
.—'i'b
Berlin 1907. DietrichReimer
(Emst
Vohsen)IndemselbenVerlagisterschienen;
Prof.Dr.S.Passarge,
Die
Kalahari.Versucheinerphysisch-geographischen Darsteliung der Sandfelder des Süd- afrikanischenBeckens.HerausgegebenmitUnterstützung der Kgl. Preußischen
AkademiederWissenschaften.
Mit3 Tafelnund33Abbildungen nach Originalphotographien des Verfassers imText,sowie 7 AbbildungenimAnhangnebsteinemKartenband, enthaltend IIBlätterphysikalischeundgeologischeKarten nach Originalaufnahmen der Expeditionder Gesellschaft British-West-CharterlandinNgamiland undden bisher unveröiTcntiichten Materialien, 9 Blätter mitgeologischen Proflienund
Kartenskizzen, sowie1BlattlandwirtschaftlicherPanoramen.
Lex80.1904. GeheftetMk.80,
—
.Gebunden Mk.90,—
.
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Die
Buschmänner der Kalahari
von
Prof. Dr. S. Passarge
Mit2 Tafeln, 24Abbildungen im Textund1Karte.
Berlin1907.
Dietrich
Reimer
(ErnstVohsen).Vorwort
V
orliegendedertenundAbhandlungerweitertenstelltAbdruckeineneines Aufsatzes vor,nurwenigumgeän- derimJahre 1905inden„Mitteilungen ausdeutschen Schutzgebieten“erschien. Dieser Aufsatzwurdeanscheinend vonmanchenSeitengünstigaufgenommen, sogarwieichge- hörthabe,vom
MinisteriumdenVolksschulen zur Anschaffung empfohlen. Daherkameswohl, daß an die FirmaDietrich Reimer, beiderfrühereArbeitenvonmir erschienensind, wiederholt Anfragenkamen,ob dieAbhandlung im Buchhandel zuhaben sei. Infolgedessen schlugder HerrVerleger mir vor,dieAbhandlungalsBroschüreerscheinenzulassen. Herr Geheimrat vonDanckelman,
derHerausgeber der „Mit- teilungen“,kam diesemPlaninzuvorkommenster Weiseent- gegenundgestattetenicht nurdenNeudruck, sondernstellte auch die KlischeesfürdieBilder zurVerfügung, lngleicher Weisegestattetedie „GesellschaftfürErdkunde“denAbdruck einerReihevonBildernundder Karte, diebereitsden„Mit- teilungen“zurVerfügunggestellt wordenwaren. Außerdem sinddrei neueAbbildungenaufgenommenworden, dieHerr Professorvon Luschan
ausderSammlungdesMuseums
für Völkerkunde freundlichst zurVerfügung gestellthat. Allen diesenHerrengebührtmein wärmster Dank!IngroßemUmfangisteinAufsatzvonStabsarztWerner, denerüber seineBeobachtungenandenBuschmännerndes Kaukaufeldesin der ZeitschriftfürEthnologieveröffentlicht hat,bei
dem
Neudruckverwertetworden. Erergänztinvielem meine Angaben. Namentlich sind seine anthropologischen Messungenwertvoll.Breslau, im März1907.
S.Passarge.
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Inhalt
Sciir
Vorwort , . . , . , . , , . . , ^ ^ , V
Einleitung 1
VerbreitungundZahl 5
a.DieGebirgsrinderunddieRegion der örtlichen Verwitterungs- 5
h.nie Kalahari . . . . . , , 6
Körperbeschtffenheit II
Allgemeinesüber sozialeundpolitischeOrganisation derBuschmänner 16 nieVölkerundStämmederRuschmannraaseinder Mittel-Kalahari , ZI
a.nieKaulcau-Ruschminner 2A
b.DieNgami-Buschmänner 24
Die soziale Organisation derStimme 31
KleidungundSchmuck,GeräteundWohnungen 3A
Das LebeneinerBuschmannfamilieinder Jetztzeit 40 Das LehenderRuschminnerinfrüherenZeiten. . 75
Die Herstellung der Gerätschaften 81
SkulpturenundMalereien 94
Musik undMusikinstrumente . . . . ^ . . . . . . . . 95
SittenundGebriuche . . . ^ . . . . . . 98
Religion 106
Die sozialenundpolitischen Verhältnisseder Vorzeit 114 Die sozialenundpolitischenVerhältnisse derJetztzeit 120
CharakterundFälligkeitenderBuschmänner 124
Verzeichnis einigerWortevon sechsBuschmannsprachen I3S
Satzbildungender ^Aikwesprache 142
Verzeichnis der Abbildungen. “ —
«ii-ii.Abb.I. Rinderpest 8
« 2. Buschmannknabe 12
. 3. ^Aukwe-Buschmann 14
, 4. Geierpfanne 32
- 5. <Aikwe-Fr«u 35
„ 6. <Aikwe 37
- 7. Buscbminner 3B
- 8. Buschmannfrauen 41
9. Kung-Buschitiänner auf der Jagd 42
_10. Windschirm 43
,II. Vorrichtungder^Aikwe.Wasserausdem Saugbrunnenaufzusaueen 71 ,12. DieGrasspindelamSaugrohr der*Aikwe 71
,13. FallederBuschmänner 78
,14. Dieselbe.Aufstellungder Schlinge 79
.15. Gerüst einesWindschirmes 82
.16. SammeltaschederFrauen 84
-17. Moletsa-Ketten 85
18. 1.11.IV.Pfeilspitzen.111.Giftstäbchen 89
«19. HolzmesserfürBastbereitungaus der Sanseveria 89 .20. Holzschale,Holzlöffel,eiserneAxtzumFellschaben,Holzmörser 92
«21, Spatenstock mit Steinrine , . , 93
.22. Schwirrholz einesSklavenkindesvonBuschmannabstammung. 98
-23. Elandbulltanz 102
„24. Der beimElandbulHanz beschriebeneWeg 103
Verzeichnis der
Tafeln.Tafel1. BogenspannungbeidenBuschmännern 88
„ 11.Tierzeichnungen derBuschmänner 92
Karte.
Die wichtigstenVölker der Kalahari 19
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Einleitung.
D
erBuschmann
ist dasunglückselige Kind
desAugenblicks.“
IndiesemSatzfaßtder vorzüglichsteEthnograph Südafrikas, Gustav Fritsch, die Resultate seiner Unter- suchungen überdenCharakterderBuschmänner zusammen.
Friedrich Ratzel hat danndiesesgeflügelteWort geradezu alsLeitmotiv in allen seinenDarstellungen benutztund den gesamten Kulturzustand derBuschmannrasse,ihre sozialenund politischenVerhältnissedurch jeneCharaktereigentümlichkeit erklären wollen.
Ratzel hatdieBuschmänner garnicht,*Fritsch,der KaplandundFreistaat,Westgrikwaland unddasBetschuanen- landbereist,dabeiauchden Ostrand der südlichenundmitt- lerenKalahariberührthat,nurwenigeMaleineinigen,von denBantuundWeißengänzlichunterdrücktenundabhängigen Individuenkennengelernt. Beide stützen sichvorwiegendauf die Schilderungen älterer Reisender und von Zeitgenossen, wie
Lichtenstein
undBurchell, Campbell,
Moffat, Th.Hahn, Baines
undChapman,
sowie auf die Berichte der speziellenBuschmannmissionare, dieintensiveralsirgend einandererdieses merkwürdige Volkkennen gelernthaben.Man
darfwohlbehaupten,daß die Schilderungen jener älteren Reisendenzudem
Bestenund Wirksamstengehören,wasüber dieVölkerSüdafrikasüberhauptgeschriebenwordenist. Sie sind von einer Ursprünglichkeitund Anschaulichkeit, einer Lebendigkeit, KraftundKürzeder Ausdrucksweise, daßmanPassarte.Buschmännerder Kalahari. 1
2
glaubt,mitzuerleben die entsetzlichen Szenen, die sichin
dem
Vernichtungskampfgegenjenes unglückseligeVolkabspielen, ineinenKampf, dermit einergegenseitigenErbitterung und Grausamkeit ohnegleichen geführt wird. Versöhnend wirkt alleindie Überzeugung, daßer eineNaturnotwendigkeitist,daß die Hauptschuld das unterliegendeVolk trägt. Seine Unfähigkeit, sich
dem
Zwangeder Kulturzu fügenundsich aufdieKulturstufe seinerUnterdrückeremporzuarbeiten, ist seineSchuld. Verdrängtvondem
Stärkeren,wird derBusch- mannzum
Diebe,zum
Räuber,zum
Anarchisten. DerSelbst- schutzdes angegriffenen Siegers führt zueinemVerzweiflungs- kampfum
Seinoder Nichtsein. ImKampfe gegenHotten- totten,Kaffem undWeißeistderBuschmanningleicherweise unterlegen.Am
fürchterlichsten hatihnfreilich geradeder Weißebehandelt. DerGegensatz zwischen RasseundKultur warhieram
größten,am
unversöhnlichsten. Deshalbist er inBerührungmitdenWeißenganz ausgerottetworden,während er sichinBerührungmitdenbeidenanderen Rassenteilweise, vielleichtzum
großenTeile,durchVermischungerhielt,d. h.indem
stärkerenVolkaufging.Der Buschmann istdas unglückseligeKinddesAugen- blickes. Das ist also das Resultat, zu
dem
unsere besten Kenner und Forscher aufGrund jener alten ergreifenden SchilderungenundeigenerBeobachtungengelangt. Nichtsist wechselnder, unzuverlässiger,unberechenbareralsderCharakter desBuschmannes, ervereinigtinsich diedenkbargrößten Gegensätze,Tugenden und Laster. Je nachStimmung undUmgebung
isterdertapfersteHeld undder kläglichsteFeig- ling,derfleißigsteArbeiterund der trägsteTaugenichts,das harmloseste,anschmiegendste, fröhlichsteKindundder grau- samste,raffinierteste,gewissenlosesteSchurkeineinerPerson.Heutewirftersichfurchtlos
dem
reißenden Tier entgegen,um
seinKindzuretten,morgentöteter eseigenhändigimAnfall von Laune;heute schützter,treubisinden Tod, EigentumDigitizedbyGoogle
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und Familie seinesHerrn,
um
sie vielleichtmorgen schon kaltblütigzuermorden. Hunger undDurst erträgt erwie keinanderer, aber niemandübertrifft ihnauch anGierim SchlingenundFressenungeheurerQuantitäten.Nurin einemPunktbleibter sichtreu, in seinerun- bändigenFreiheitsliebe, in seinem
Haß
gegenallenZwang.Zwar nimmter keineswegsseltenDienstean,z.B.alsHirt, als Knecht aufden Farmen, alleinbald überwältigtihndie Sehnsuchtnach der FreiheitdesLebens in der Steppe, und einesschönen Tagesisterverschwunden.
WeicheIroniedes Schicksals! Geradediesereine einzige stabileZuginseinemCharakterbegründetseineUnfähigkeit dieKulturanzunehmen,begründet damitdenUntergang seiner Rasse. DasunglückseligeKinddes Augenblickesscheitertan derstarren Unbeugsamkeitseines Charaktersin
dem
einen Punkt:Freiheitsliebe.Nichtwenigertrostloswie die Schilderung seines Charakters fälltdieDarstellungder sozialenundpolitischenVerhältnisse derBuschmannrasseaus.
Ohne
Heimat,ohneWohnungen, ohne Grundbesitz,ohnestaatlicheOrganisationstreifen,so heißtes, dieBuschmänner umher. Die Familieistder einzigeVerband, densiekennen.Wo
sieNahrungzu finden hoffen,gehensie hin,baldsindsiehier,balddort,richtigeZigeuner!Es kannkein Zweifel an der Richtigkeitderüberein- stimmendenDarstellungen so zahlreicher, hervorragenderKenner dieserRasse aus früherer Zeit bestehen. Fritsch undRatzel konntenkaumzu eineranderen Auffassung gelangen,und doch möchteichglauben, wirerhalteneinZerrbild,wenn wir die Schilderungen desBuschmannesaus
dem
Betschuanenlandund der Kapkolonie,ausNama- und Westgrikwalandsoverallge- meinern, wie es bisher geschehenist.BereitsLivingstonesSchilderungen aus
dem
Berührungs- gebietzwischen Buschmann undBetschuanenim Ostender mittlerenKalahari klingenwesentlichmilderund ebensodie!•
4
ausführlichste Darstellung ausneuerer Zeit aus derFedervon Schinz. LeiderhatdieserForschernicht,wiebeider Dar- stellung
derOwambo,
HereroundHottentotten, aus so reichlich fließenden, zuverlässigenQuellen, wie es die Berichte der Missionare waren, die er benutzte, schöpfen können, aber nichts- destowenigerlernen wir dortden heutigen Buschmann der Kalaharialsein viel menschlicheresWesen kennen,alses derverfolgteAnarchistdesSüdenswar. Diemittlere Kala- hari,wo
derBuschmannvon fremden,ihmanKultur über- legenenVölkernam
weitestenentferntist,istnämlich das beste Gebiet,um
diesesinteressanteVolkzu studieren. Zwarsind auch hier die Verhältnisse keineswegsmehrdieursprünglichen, im Gegenteil in vollsterUmwälzungbegriffen. Allein man kann jeneverhältnismäßigdoch nocham
besten erkennen, zumal wenn mandie jetztbestehendenZuständedurchEr- kundigungen, die man beialtenLeuten über dasLeben in ihrerKindheit anstellen kann,ergänzt. Dagelingtesvielleicht biszueinemgewissenGrade, die heutige Rassenruine zu rekon- struierenund einenEinblick in dieursprünglichen sozialen undstaatlichenVerhältnisse derBuschmannvölkerzu gewinnen.IchhabenundasGlückgehabt,mehrere Monate langeinen holländischredenden,altenBuschmannalsDienerbeimir zu habenund aufso manchergemeinsamen Tour mitihm ein halbesBuschmannleben geführt. Abends
am
Lagerfeuer bot sichoftdiewillkommeneGelegenheit, mitihmüberalteZeiten zuplaudern. Infolgedes gemeinsamenLebens und derge- meinsam überstandenen Strapazen und Gefahrengewann ich seinVertrauen,undso konnteichdennsomancheüberraschende Notizsammeln undsahschließlichvormeinenAugeneinBild sichentrollen,dasvonden bisherigen Auffassungenvondem
Buschmannvolkund seinerKultur in so manchen Punkten abwich. EineReihe positiver persönlicherBeobachtungensowie weitereeingehendeErkundigungenbeiden Batauanaundalten weißen HändlernbestätigtendieAussagenjenesBuschmannes,DigitizedbyGoogle
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derauch sonstsichstetsalssehrzuverlässigundwahrheits- liebendbewiesenhat,undschienen dieseneueAuffassung ganz wesentiichzustützen.
Imnachfolgenden möchteich dieseBeobachtungenund Erkundigungen im Zusammenhangmitder bisherigen Literatur wiedergeben.
Verbreitung und
Zahl.Wiewirbereitssahen, istdieBuschmannrasse zueiner passiven Rolieverurteilt. SieistallenthaibenindieRückzugs- gebiete*) hineingedrängtworden, währendsieeinstSüdafrika beherrschte. BetrachtenwirihreheutigeVerbreitungnäher, undbeginnen wir mitdenRandgebieten! (SieheKarte Nr.4:
Ethnographische Karte der Kalahari.)
Die Gebirgsränder und
dieRegion
der örtiichenVerwitterungsprodukte.
Nochim vorigen Jahrhundert lebten unabhängige, räube- rischeBuschmannhordeninden Gebirgenundlagenbeständig mitdenKaffemim Krieg. Inder KapkoloniewarihreZahl sehrbeträchtlich. VieieTausendewurden von denverschiedenen
Kommandos
derBurenim18.und währendder ersten Hälfte des 19.Jahrhundertsabgeschossen. Heutzutagegibtesdort höchstensnoch einige vereinzelteRelikte,vieileichtsindsie schonalleweggestorben.Im GroO-Namaland scheinennoch einzelneStämmezu existieren, undzwarfindensiesichaufdenunzugänglichen HochplateausundinderNamib,wie die'•Obanen-Buschmänner
am
UnterlaufdesGroßen Fischfiusses, die'Huini aufdem
•)Bezüglich der physisch-geographischen BeschaffenheitundGliederung Südafrikasundder Kalahariundderallgemeinenethnographischen Verhält- nissediesesGebietsseiverwiesen auf TextundKarten des Aufsatzes; Die Grundzüge imethnographischenBildeder Kalahariregion. Zeitschriftder Gesellschaft fürErdkunde. Berlin1905. Heft 2und3.
6
* 'Huibplateau,die 'Koma-und•"'Ganin-Buschmänner nördlich vonihnenundinderNamib,nördlichAngra Penquenha,die
’Gainin.*)
Nach
Schinz
sindaberalledieseStämmesehr stark mit Hottentotten gemischt. Beide Rassen vertrugen sich hierleid- lich,wennesauch an Räubereien dieserundVerfolgungenund Gewalttätigkeitenjenernichtfehlte. Mitdem
Erreichendes Hererolandes scheinen dieBuschmänneraber zuverschwinden, dieBergdamaratretenalsverdrängte,vagabundierendeBerg- bewohneran ihreStelle. Auch imKaokofeld dürftensiefehlen undan ihrerStelle ein verarmterZweig der Herero, die Owatyimbaneben denverarmten Topnaer-Hottentottenallein hausen.Ob
siein der nördlichenNamibzwischenSwakop-mund
undKunenezufindensind,oderobdiedortigenBe- wohnerausschließlich Hottentottenproletariersind,istunsicher.Die
Kalahari.Gehen
wirnun zu derKalahari über,dem
Gebiet,indem
sichdie Buschmannrasse nocham
zahlreichsten erhal- tenhat!Die
Mittel-Kalahari
istheutzutagedasHauptbusch- mannland,und zwarder Strich zwischendem
Damarabergland unddem
Okawangosumpfland und das ganze großeGebiet zwischendem
'Oasplateau unddem
Makarikaribecken. Sie bewohnendiesesselbstsowie dasMadenassa-undMababefeld, jasogar dasOkawangosumpfland. Wir werdendieeinzelnen Stämme nochausführlichkennenlernenunddaher sofort zu derNord-Kalahari
übergehen.DaßdortBuschmännerleben, istsicher. AurelSchulz
fandeineFamilieim Mabulafeld, zwischendem
LuianaundKwando. Siescheinen abernurin geringerZahl das dortige Sandfeld zubewohnen,unterdrückt undgeknechtetvon den Massubiaam
Kwando. FranzSeiner*)DiekleinenZahlen1bis5bedeuten Schnalzlaute. Siebe dieAn- merkung zumVerzeichnisdergesammelten Spracbprobenim Anhang.
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hat,wie er mirbrieflichmitgeteilt hat,ihr
Vorkommen
bestätigt.Sieheißen
Makwengo
undsindsehr scheu.ImKwitogebiet
kommen
sieauch vor. DorterwähntsieBaum
einmalvom
Kwiriri,Volk mann
(K.B. 1902,S.000) vondem
NorduferdesKubango. SiesindSklaven derKowale bezw.Owakwangari und müssenfürihreHerren Wurzelkautschuk suchen.ImOschimpolosandfeld zwischen
dem
Kunene,Kubango undder Otawihalbinsel erwähnenJodka
undLaubschat
(D.K.Bl.1903,S.670)Buschmänner,dievon den Kubango- stämmenabhängigsind,indemsieRotholz,Felleundandere DingealsTribut bringen. Anderseitssollen aber dieBantu aus Furcht vordenBuschmännernaufdem
linkenKubango- uferwohnen.Inder
Süd-Kalahari
zieht sicheine Kettevon Busch- männerstämmenandem
Westrandentlang,die^Gabe,Hei^Guin undimRietfonteinerGebietdie^Nusan. ImBakalaharifeld wohnen unterdenBakalahari und vonihnengeknechtetdie Ma^gwikwe. ÜberdieBuschmännerdes östlichen Randgebiets der Süd-Kalahari wissen wirnichts.Von
größtemInteressewärees,dieZahlder heutenoch lebendenBuschmännerzukennen. Bei so zerstreutwohnenden, vagabondierenden Gesellen istesnatürlichvielschwerer zu einerauchnurannäherndwahrscheinlichenSchätzung zu ge- langenalsbeiseßhaftenVölkern.Da
aber immerhinetwas besseristalsnichts,soseihierderVersuchgewagt.IchmöchteausgehenvoneinigendirektenBeobachtungen.
Im Mai1807überstand dasViehdesHändlers Franz
Müller
dieRinderpest,undzahlreicheBuschmänner hatten sichein- gefunden,um
vondem
Fleischder gefallenen Tiere zuschmausen.Chanse liegtim Gebietder
^Aukwe
und^Aikwe,diever- sammeltenBuschmännergehörtenalsozu diesenStämmen. Ihre Zahlschätzteichauf100bis200 Köpfe, Frauenund Kinder eingerechnet. Sicherlich warennichtalle Buschmännerdes8
südlichenChansefeldes hierversammelt. Viele waren noch im Sandfeld. Immerhin istesnichtwahrscheinlich,daßsich sehrviele Familien die willkommene Gelegenheitentgehen ließen,ad infinitumFleischzu essen.
Zugleicher ZeitherrschtebeidenBarolongin
Okwa
die Rinderpest,undauch dortwarennachmeinerSchätzung gegen 100Buschmänner,alles inallem,und zwargleichfallsvorwiegendAbb.I. Rinderpest.Kraal mit 2000 lotenOchsen.
Pallaim Bamangwatoland.Juli1896.
^Aikwe,vielleichtaucheinige^Aukwe. Alsokönnenwirdie Existenz vonmindestens 200bis300Buschmännernzwischen Chanse und
Okwa
feststellen. Dazukommen
nunnochdie Familienim Sandfeldundim südlichen Chansefeld,von denen ichwohleinDutzenddirektbeobachtet habe. Es wäremeiner Schätzung nachalsodenkbar,daßindem
südlichenChansefeld bisOkwa
herab400bis500Buschmännerleben. Dasnördliche undmittlereChansefelddürfteverhältnismäßig spärlicher be-DigitizedbyGoogle
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völkertsein, nämlich etwa 200bis300Buschmännerbesitzen.
Wir erhaltenalsofür dasChansefeld dieZahl600bis800.
Ich möchteglauben, daO dieseZahleher zuhoch,als zu niedrigist.
GehenwirnunzumKaukaufeld über. Hier binichnicht in derglücklichen Lage,solcheVersammlungenvon Busch- männerngesehen zu haben,immerhin warenin'Garninmeinem Lagerdochbiszu20bis25erwachseneMänner,alsolebten in der
Umgebung
wohlmindestens100bis150Köpfe dieser Rasse. Aufdem
Zugnach^Gabba,inden'Kai'kaibergen,am
Schadum, warenwiederholtHordenbiszu30 Köpfen,allesin allem,sichtbar. Im Kaukaufeld mögen alsoauch etwa300 Buschmännerlebenundebensovielim^Kungfeldunddem
Ge- biet desOmuramba
uOmatako. Wir hättenalso etwa1500 bis1800 Seelenindem
heutigenHauptgebiet dieser Rasse.ÜberdieBewohnerdergroßen
Omaheke
zwischendem
Kaukaufeldunddem
Quellgebietdes^Eiseb-Epukirokannman nursovielsagen, daßdieBurenin densiebzigerJahrenbei ihrem gefahrvollenDurchzugdurch diesesungastliche Land wiederholtschwereKämpfemitdenBuschmännernzu bestehen hatten. UnterdenWagen
liegend, feuertensie auf dietoll- kühnenAngreifer. EinigehundertBuschmänner werden wohl sichervorhanden gewesensein,alsomitFrauen und Kindern wohltausendodermehr. Mit dieser Zahlläßtsichaber nicht vielanfangen. Denn einmal wardas SandfeldinderRegen- zeitgerade das JagdfeldfürdieBuschmännerderumliegenden Gesteinsfelder, sodannaberwar die ZahlderBuschmänner damals überhauptnochvielgrößer.Ob
undwievielvonihnen währendder Trockenheitin derOmaheke
aushalten,istun- bekannt.Sehr schwerabzuschätzen ist die Zahl der Bewohner des Sandfeldes südlich des Ngami-Botletle.
Am
dichtestensind währendderRegenzeitwohl dasHainafeld unddie südlich vonihm gelegenenGebietebewohnt. ImOktober1897nun10
passiertenetwa100Haina-Buschmänneraufihrer Rückkehr aus
dem
Sandfeld unser Lager in den Kwebebergen. Mit Frauen und KindernmagdieHordemindestens300bis400 Köpfestarkgewesensein.Nun
istessehrunwahrscheinlich, daOdie gesamteBevölkerungdesHainafeldes den Rückweg überKwebe genommen
haben sollte. ErheblicheBruchteile dürften direktnachNorden und Nordostenzum
Botletlegezogen sein. EsmögenalsoimHainafeldvielleicht600bis800Busch- männer während derRegenzeitleben, indem
ganzen Land südlichdesNgami-Botletle aber1000bis1200.ImMahurafeldtrafenwir wiederholtHorden von20bis 25 Köpfen an, die Gesamtzahl der Bewohner mag einige Hundertbetragen.
WirfindendemnachfürdieheutigenKerngebietederBusch- mannrasse, nämlichfürdas^Kung-,Kaukau-, Chanse-, Haina- undMahurafeld, dieZahlvonetwa3000Seelen.
Mag
dieseZahl auch nochsounsichersein, soistsiedochwenigstens auf einigezahlenmäßigeBeobachtungengestützt. Fürdieübrigen GebieteversagtaberselbstdierohesteSchätzung. Vielleicht könntemansagen,daß diegesamteBuschmannrasseheutzu- tagehöchstens5000 bis10000 Köpfe stark sein mag. Ihre ZahlistaberdauerndimRückgangbegriffen. Der Händler FranzMüller,
ein guter Beobachter und ausgezeichneter Kennerder Kalahari, versicherte mir,daßdieZahl derBusch- männerseitseinenReisenim Anfangder achtzigerJahre ganz auffallendabgenommenhabe. FrüherhättensiesichzuHun- dertenum
dieWagen
gesammeltund mancherleiFellezum
Handelngebracht, jetztaber sehemanan denselbenPlätzen immernur wenige,oftkeinen einzigen. BesondersimChanse- feldwarihmdasaufgefallen. Die Ausrottung desWildesund dieAbnahme
derMelonenhättenseiner Ansicht nach soun- günstigeingewirkt.Verkommen
durchHunger wärealsoderHauptgrundfür das Aussterben dieseraltenRasse.DigitizedbyGoogle
11
Körperbeschaffenheic.
Zu
diesemKapitelkann ichleidernichtsNeueshinzu- fUgen,daichkeineMessungenangestellthabeundkeineGe- legenheitzum
Sammein vonSkelettenhatte. DieDarstellung vonFritschistaber sogutund vollständig,daßichseine Angabenfastausnahmslosbestätigenund seltenneueshinzu- fügen kann. Inneuester Zeit hat StabsarztWerner
(Zeitschrift fürEthnol.1006S.241ff.)sehr wertvolle anthropologischeBe- obachtungen und Messungenausgeführt, die manchesInter- essanteundNeuebringen.An
der GestaltdesBuschmannsfallenzunächst in die AugendiekindlichenFormen,diedünnen Gliedmaßen,diege- ringe Größe(Abb.6u.9). Letztereschwankt zwischen140 bis165cm. DiegrößtenIndividuen erreichenkaum
unsere Mittelgröße. Große Menschen,d.h.solchevonüber 170cm
Größe,habeichganzbestimmt nie gesehen.Da
ichpersönlich diesesMaß
besitze,sohalteichmeineSchätzung fürannähernd richtig. Ganzkleine Leutevon 140bis 150cm
sindaber auchkeineswegs die Regel, und Schinz’Mittel,157cm
aus 50Messungen,dürftewohlfürdieKalahari-Buschmännerzu- treffend sein,während die imKapland kleinerwaren, da Fritschdort144,8cm
fand. Unter denHai^Kum-
Busch- männerndesKaukaufeldesfandWerner
bei14Männern im Mittel155,3,bei17Frauen 149,7 cm.Abweichungen von
dem
allgemeinenTypus,nämlich kräf- tige,muskulöseGestalten,kommen
vor, aberdannsindauch meistAnzeichen von VermischungmitKaffemerkennbar.Auf- fallend istsehrhäufigdiefurchtbareAuftreibungdesUnter- leibes,eineFolgeder großenMassenunverdaulicherNahrung, FrüchteundWurzeln, die die LeuteingroßenMengenzu sich nehmen. BeiKindernistdieseErscheinung mitam
stärkstenzu beobachten. Dieser„armoedpenz“trittbeischlechtgenährten Individuen besondersauf,geht aberbeiguterErnährungwieder zurück. So bekamendieimMai 1897 inChanseinFleischI
—
12—
schwelgendenBuschmännerganzwohlgebildeteKörperformen undsahenauchrundundfettaus. IndiesemPunktemöchte ichFritschwidersprechen,derangibt, daßderBuschmann selbstbei guterKostkeinFettansetze. Das istwohlnicht immerderFall. StarkfettleibigeIndividuenhabeichzwarnie
Abb.2.BuschmaonkntbeausKubiinChansefeld, etwa8—9Jahrealt,mit„armoedpenz“.
gesehen
—
das istwahr—
,wohlaber nicht seltenkräftige, wohlgenährte Leute. AufderTour von Chansenach'Garn trafich in^GonukaimitvierBuschmännern zusammen,alle vierfastmittelgroße,muskelkräftige, wohlgenährteMänner.Ihr Anblick veranlaßtemeinen Buschmannzudem
Ausruf: „SindDigitizedbyGoogle
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die Kerle fett! Die müssen vielWild schießen!“ Ebenso sahen dieBuschmännerin
dem
wildreichenGebiet derTscho- rilobergeaus.Die
Haut
istgelbbraun,dunkleralsdieder Hottentotten und hellerals dietiefrötlichbraune,satteFarbe derKaffem.Nach
Werner
istdieGesichtsfarbe etwas helleralsdiedes Rumpfes. Bel Bastardenkommen
natürlichalle möglichen Nuancenvor. Die Haarlosigkeitunddas gegerbte, lederähnliche Aussehender Haut, dasFritschalsso charakteristisch her- vorhebt, kannich durchaus bestätigen. SelbstAchsel- und SchamhaarfehltnachWerner
fast ganz. Auffallend istder Faltenreichtum derHaut und ihre Trockenheit. Sieist so weitausdehnbar,daßsiesichinRunzelnlegt.Aufdem
Bauch deshungrigenBuschmannsfinden sichtiefeFurchen, aber diese verstreichennacheinerguten Mahlzeit,d. h.nachEinnahme von 10 bis 12PfundFleischimLaufeeinerkurzen Nacht, wieich esselbsteinmal aneinemmeiner Buschmännerbe- obachten konnte. WieWerner
angibt,beruht diese Veränder- lichkeitindem
extremenSchwanken der Flüssigkeitsdurch- tränkungderGewebe.WechselnStaturundHautfarbe nicht unerheblich, sofallt auch
am Gesicht
häufig dasFehlen eines einheitlichen Rassen- typusauf. Zwischendem
eckigen,rhombenförmigenToten- kopfgesicht des Hottentottenunddem
rundenbreitenKaflfern- gesichtsindalleÜbergängevorhanden.Andauernde Vermischung mitHottentottenund Negern imWesten, mitNegern im OstenistwohldieUrsache. Indesläßtsichdochunschwer,nament- lichbeidenBewohnernabgelegenerSand-undGesteinsfelder, ein bestimmterTypus herausschälen,der weitaus dominiert undals dereigentliche Rassentypus betrachtetwerdendarf.
(Abb.5,6.) DieserTypuspaßtsehr gut zu dervon Fritsch gegebenenBeschreibung.
DerSchädelistlangundplatt,nach
Werner
aber nicht so dolichozephal, wiebeimBantu, dieStirnbreitundniedrig.u
IncAu^ensieben gerade. DieJochbogensindbreitundsprin- gen vor, derNasenrückendagegenliegt tiefundistflach. Un- willkürlich fühlteich michbeimAnblickdieserplattenGe- sichterdazu veranlaOt, ihneneinLinealauf dieJochbeine zu legen,in derÜberzeugung,eswerdeden Nasenrückennicht berühren. DerV'ersuch mißlingt zaar,etaasragtlemerer noch hinaus, alleinvielaürdenicht fehlen undderVersuchge-
Abb.3.^Aalnre—BnschBannlusGebautstT.(Chansefeld).
<Au» der Zeitschrift der Gesellschaft fürErdkundezu Berlin1905).
lingc. Die gleichenBeobachtungen machte
Werner.
Der Be- obachtung entgangenistmir die starke Auftreibung der Parotis- gegend, diewohl mitder starkenInanspruchnahmederKau- muskeln zusammenhängt(Werner).Der
Unterkiefer
istander Basisbreit,dasKinnaber nichtsdestowenigerspitz. Sospitze,eckigeGesichter,wie beim Hottentotten,findet man freilich nie. Auffallend istdasoft schnauzenförmige Vorspringen desMundes. DieLippensindDigitizedbyGoogle
15
zugespitzt, aber vielweniger fleischigalsbeim Neger.
Am
merkwürdigstenistdasLachendesBuschmanns.Ohne
Zweifel kann er, wenner will, mit breitgezogenem Maul grinsen (Abb.9),wiedas der KafferinausgiebigstemMaße
tut,am
häufigsten lachtderBuschmann aber lautlos,verschämt,mit zugespitztem,nachvornzusammengekniffenemMund. Durch Vorhalten derHand
vordenMund
wirdderEindruck des verschämtenLachens nocherhöht. MitdiesemLachensteht vielleichteineEigentümlichkeitdesBuschmannsimZusammen- hang,daßernämlich unfähigist,dieMusculi caniniundincisivi zu innervierenund denmittlerenTeilderOberlippe nachoben zu ziehen. EinEngländermachtemichauf dieseErscheinung aufmerksam,undichfandsieallgemein.Trotz der oft schnauzenförmig vorgeschobenenLippen (Abb.5) machtenmir die Gesichter nichtden Eindruckvon starkem
Prognathismus.
Auch Schi
n z
leugnetaufGrund deräußeren Erscheinungden Prognathismus. Alleindieser istdochwohlvorhanden,dennnachFritschistderKnochen- schädel auffallend stark prognath,undauch
Werner
betont eine deutliche alveolärePrognathie. Cariesistnachdemselben Autor selten,dagegen dieAbnutzungderZähnemitdem
Alterenorm.Die
Ohren
sind groß,Ohrläppchenwohlnieentwickelt,um
so stärker aber gewöhnlichdiebekannteDarwinsche
Spitzedes Affenohres.Das
Haar
desKopfesisttiefschwarz, gut entwickeltund wächstindenbekannten, deutlich gruppiertenKnötchen. Diese Gruppierung und KnötchenbildungiststärkeralsbeimKaffem.Von
Barthaarenkommen
Schnurrbärte nichtseltenvor, sind aberschwachentwickelt,Backen-undKinnbärte fehlendagegen wohlstetsimGegensatzzumBantu.Bezüglich des allgemeinen Habitus desKörperssindwir bereitsorientiert. NureinigebemerkenswerteMerkmaleseien nochhervorgehoben. DieHändesindkleinundder schönste TeildesganzenBuschmannkörpers. DieFüßesindauchklein.
16
aberbreitundstetsstarkinvertiert,dabei erschienensiemirplatt, d. h.ohneWölbung.Wenigstens lassen dieSpurenauf Plattfuß schließen. Allein
Werner
hatnur einmal Plattfuß beobachtet.Wiemir Stabsarzt
Sander
mitteilte, istdiePlattfüßigkeitin der Tatnur scheinbar,indemdieWölbungderKnochendurch Bindegewebeund Fett (?)ausgefQlltwird. DieZehenlängen wechseln nachWerners
Messungenerheblich.BeidenFrauenistdie FormderBrustwarzeauffallend (Abb.5). Siegleichtganzder der kaukasischen Frau,d. h.der Vorhofisteingesenktundwirdvonder Papille überragt,während jenerbeiden Negerinnen birnenförmigvorspringt. Sodann
FälltindieAugendie Steatopygie, diezwarnichtso ausgeprägt istwiebeiden Hottentottinnen, aber bei Frauen in gutem Ernährungszustanddochniefehlt(Abb.23). Dieseistnatürlich
um
soauffallender,als derKörper sonst gar nichtzurFett- bildungneigt. Die starkeKrümmung
derWirbelsäuleunddas davonabhängige Hervortreten der Glutäen unterstützt dasHer- vortretendesFettsteißes.Werner
dagegen fandbeiden von ihmuntersuchtenFrauen derHePkum
und^Kunggarkeine Steatopygieund bezweifelt deshalbsogardieVerwandtschaft zwischenBuschmännern undHottentotten—
einetwasgewagter Schluß. ÜberdieHottentottenschürze, dienachFritschnie fehlensoll, bin ichnichtorientiert. BeidenMännern fehlt Beschneidungjedenfallsstets.Allgemeines über
sozialeund
politischeOrganisation
derBuschmänner.
DieErkennungverschiedenerStämme und Völkerunter den EingeborenenvonSeitenderReisenden erscheint uns auf denerstenBlickalsetwas Selbstverständliches,dainder Tat weitaus bei derMehrzahl derRassen und Völkersichtbare, greifbareUnterschiede zu bestehenpflegen,z.B.inder Tracht, inder Bauart der Häuser,indenGeräten des täglichen Lebens, ganzabgesehen der Verschiedenheit derStammnamen, vonder
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17
scharfenAbgrenzungder politischenGemeinschaften und
dem
Vorhandensein festerStädte mitHäuptlingen und Beamten.Auch ohneSprachstudien zutreiben,kannderReisende daher leichtdieverschiedenenStämmeauseinanderhalten.
BeidenBuschmännern istallesanders. Kleidungund
Wohnung
sindvoneiner rührendenEinfachheit und Über- einstimmung. Feste Städteanlagen und politische Grenzen scheinenganz zufehlen,undauch dieSprachenmit ihrerAn- einanderreihungvonSchnalzlautenmachenallezunächsteinen so gleichartigen lächerlichen,absonderlichenEindruck,daßman siekaum
alsmenschliche Spracheanerkennenmöchte. Müssen wir esdoch nochimJahre desHeils1897erleben,daßein akademischgebildeterdeutscher ArztundForschungsreisender, der die VerbreitungderBuschmännerjenseitsdesOkawango festzusfellen dasGlück hatte,sichdamit begnügt,überihre Sprache einige spöttischeBemerkungenzumachen,stattmitVer- ständnisfürdasProblemaus ihrerSpracheWorteaufzuzeichnen!Soistes denngekommen,daß man vonverschiedenen Buschmannvölkernnichtsgewußthat,bisdieSprachforschung ihrVorhandensein entdeckte. NochschwierigerwardieEr- kenntnis ihrer sozialenundpolitischenOrganisation, die,wie ichglaubenmöchte, biszumheutigenTage noch nichtvöllig erkanntworden ist. DieGründe dafürwurden bereitsbe- sprochen. DieBuschmännersind zuerstin
dem
Südenstudiert worden,wo
sie unter ganzabnormenVerhältnissen alsver- drängte,gehetzte,rechtloseRäuber undMördergegenalleum- wohnenden Völker einenVerzweiflungskampfführten. Aber selbstim Herzen der freien Buschmanngebiete ist niemals von Buschmannvölkern[dieRede.Weder
beiAndersson,
nochbeiBaines,nochbeiChapman
findetmanauch nur dieleisesteAndeutungdavon,daßimChansefeld verschiedene Stämme mit politischen[Organisationen vorhanden gewesen seien. ErstSchinz
führtdieNamen
unddie Verbreitung mehrererStämmean undsprichtvonKapitänschaftenalsbe-pMMrge, Buschmionerder KAlebari. 2
18
deutungslosenVerbänden. AuchdieseErscheinungistleicht verständlich.
Dem
Reisendenfielenlediglichumherstreifende Horden oder einzelne Individuenauf, die keine feste An- siedlungenhaben undeinNomadenlebenführen. Heutekamen sie zumWagen, morgen waren sie wiederfort. Niemals erschieneinBuschmannhäuptling, der sein Recht auf dasLand unddasWildgeltendmachte. Die Folgedavonwar,daßman
ganz allgemeinannahm,daß dieBuschmännerüberhaupt keine andere Organisation kanntenalsdieder Familie,undinHorden, ähnlichPavianherden, aufder Suche nachNahrung herum- zögen. FesteWohnsitze und Grundbesitz innerhalb eines Stammesschienen nichtzuexistieren. Dabeiistaberüber- sehenworden,daßdieAnwesenheiteineseuropäischen Jägers undHändlers diebestehenden sozialenVerhältnissevorüber- gehenderschütterte undaufdieBuschmännerwirktewie ein Vogelschießen aufeinthüringischesStädtchenoder der Karneval aufdie ehrsamen BürgerderlöblichenStadt Köln. Da ist auch manches gestattet, was sonst nicht erlaubt ist. Die Schrankendes Grundbesitzes,der Jagdgesetze, der Familien- und Häuptlingsrechte, fielen vorübergehend fort infolgedes Reichtums, der sichaufdasVolk ergoß. Dieser Reichtum wardas ÜbermaßangeschossenemWild, dasman umsonst erhielt,unddasÜbermaßanSchmuck- undLuxusgegenständen, diemanfürFelle,Elfenbein,Straußenfedernu.a.eintauschen konnte.War
derWagenvorbei,so kamendie sozialenVer- hältnissewiederinsalteGleis. Daherkommt’s,daßauch die ersten Reisenden,wieAndersson, Baines, Chapman,
Livingstone
u.a.,dievermutlichnoch recht ursprüngliche Verhältnissevorfanden, nichtsüber diesozialeundstaatliche OrganisationderBuschmänner,jaselbstnichtsüberStämme und Völkermit verschiedener Spracheberichten.Wirwollen nun sehen, inwieweit die bisherigen Dar- stellungenüber dieBuschmännerrichtigsindundinwieweitsie modifiziertwerdenmüssen.
DigitizedhyGiiogle
Die
wichtigsten
Völker
der
Kalahari
21
Die Völker und Stämme der Buschmannrasse
in
der
Mittel-Kalahari.Die anthropologischso einheitlicheBuschmannrassezer- Tällt in einegrößere Zahl von Völkern mitverschiedenen Sprachen. Es handelt sichtatsächlich
um
verschiedene Sprachen, nicht bloßum
Dialekte. Wirsindnochweitdavon entfernt, auchnuringroßenZügenüber dieseSprachenundihreVer- breitungorientiertzusein, und müssenuns damitbegnügen, das wenige,waswir wissen,zusammenzustellen. Betrachten wir zunächst dieVölkerder Mittel-Kalahari (siehe KarteS.19).Wie
Schinz
richtigerkannthat,stoßen im Chansefeld zweiVölkerzusammen, die^Aukwe,die mitden^Kungam
unterenOmuramba
uOmatakoeineSprache sprechen,unddie^Aikwe. Schinznennt beideSprachenDialekteundhältbeide Völkerfürnahe verwandt,alleinder Unterschied derSprachen
istdochso groß,daßnichtnur die^Aikwe und^Aukwesich gegenseitiggar nichtverstehen,sondernsogar
kaum
einWort der einenSprachedem Stamm
nach mitdem
deranderen Sprache verwandtzusein scheint.Man
darfalsowohl von verschiedenenVölkernmitverschiedenerSprache reden. Ich verweise hier auf dasimAnhangmitgeteilteWörterverzeichnis.FürdiesebeidengroßenSprachgruppen sindkeine zu- sammenfassenden
Namen
bekannt, esistauch ganzunwahr- scheinlich,daßsolcheüberhauptexistieren. DaderGeograph aberunbedingt einenVölkernamen braucht,so sei daseine VolkNgami-Buschmänner,
das andereKaukau-Busch- männer
genannt. DerersteName
istgewähltworden,weil derNgamiziemlichindem
Zentrumdes Verbreitungsgebietes des betreffendenVolkeszuliegenscheint. Makaukau nennen aber dieBatauanadie^Aukwe, und dieserName
hatsichso allgemeinbei Burenund Kaffem eingebürgert, daßerauch bereits den Buschmännern geläufig geworden ist. Er sei daher hier zurBezeichnungdesganzengroßenSprachstammes gewählt.DigitizedbyGoogk'
22
Die
Kaukau-Buschmänner
bewohnen den Nordosten vonDeutsch-Südwestafrika,denunterenOmuramba
uOmatako undreichenanscheinendindasOtawigebietundwestlicheDa- maraland hinein. Nach Ostenhingehörtihnen das^Kungfeld biszum
Okawango,dasKaukaufeld, das westlichsteOkawango- becken,und anscheinend dieganzeOmaheke
bisherabnach Rietfonteinam
Epukiro und Olifantskloof. Die Grenzlinie gegen dieNgami-Buschmänner,dieöstlichvonihnenwohnen,ist,soweit bekannt,folgende:
Von
Rietfontein läuft sie direktnach Chanse, sodaß Kwachara-^nei, Ssen'bes,^KchautsaW.
undChanseinsKaukau- gebietfallen.Von
Chansegeht dieGrenzenachNNW.,
und erreichthalbwegs zwischen^Köe und^Gabba den SUdranddes Kaukaufeides. Siewendetsich nun nachNNO.,
denn das südliche Kaukaufeld gehörtsicherden Kaukau, ebensodie Schadumqueilen(Gnuquelleusw.). DagegenliegendieTscho- rilobergebereitsaußerhalb ihres Gebietes. Die weitereGrenzeistnichtbekannt. Wahrscheinlich gehtsievon dengenannten BergennachOstenzum Tauchesumpfland. Diesesselbstwird biszurKataraktenzonevon AndarahinaufvonNgami-Busch- männernbewohnt. Überden weiteren Verlauf derGrenzenach Ostensindwir nichtorientiert.
DieKaukau-Buschmänner gehenalsosicherbisRietfon- teinhinab,ob nochweiter südlich,istunsicher,wie wir sehen werden.
Die
Ngami-Buschmänner
wohnen östlich der be- schriebenen Grenzlinie. Im südlichenChansefeld lebensie zumTeilgemischtmit Kaukauund gehenherab bisOkwa.Dieweitere Grenze ist nicht bekannt. Nur soviel scheint sicherzusein,daß dasSandfeld östlich derLinie
Okwa
—
Sandpitsihnen gehört, dagegen im Bakalaharifeld andereVölker wohnen. IhreOst-und Nordgrenzeistganzungewiß. Siebe- wohnendasOkawangobecken unddas .Mahurafeld. DieBusch- männer des westlichenBamangwatolandessprechennoch ihre
23
Sprache.Wahrscheinlich gehört ihnenauch das Sandfeld zwi- schen
dem
Bakalaharifeldunddem
Botletle-Makarikaribecken, mindestens der nördlicheTeil.Ob
sieaberbiszum
Kwando- Sambesi undinsMatabelelandhineingehen,istunbekannt.Diese beidengroßenVölkerzerfallennunineineAnzahl vonStämmen,ähnlichdenaltenGermanen,diealledie gleiche oder höchstens dialektisch verschiedeneSprache redenundsich jedenfallsuntereinanderbesserverständigenalseinSchwabe undeinMecklenburger.
a.
Die Stämme
derKaukau-Buschmänner.
DieKaukau-Buschmännerumfassen folgendeStämme. Im Südenwohnendie
^Aukwe,
einstarkerStamm,dessenSüd- grenzewohlzwischen RietfonteinundOlifantskloofliegtund nachNordenbis‘Garnund ^Garureicht. Wahrscheinlich be- wohnterauch das Debrafeldunddaswasserlose Sandfeld süd- lich davon. Nordöstlichvon ihmwohnendieSsu^gnässi.Ihre Wohnsitze beginnen bereits in ^Koa^nacha. 'Kai'kai,
^Gautschaund^Kchautsa liegeninihrem Gebiet, das überden Schadumhinausgeht.
Nordwestlichvon^Aukwe undSsu^gnassiwohntdas große Volkder
^Kung,
dasdenganzen Rest des Landes,vom
unterenOmurambo
uOmatako biszur Kataraktenzone von Andara, zwischendem
Okawango und ^Kauduminnehat. Siebewohnen nachJotkaauch das Sandfeld zwischen Grootfonteinunddem
Kubango.Die westlichundsüdwestlichvonihnenwohnenden
Hei-
^kum
(Hei^umga)sind,wieWerner
nachgewiesenhat, mit den^Kungeng verwandt.Esistnichtunwahrscheinlich,daß außer diesen vier großen Stämmen nochkleinerevorhandensind. Sosollnördlichdes
^Kaudum(etwa 20“45' ö. L.)derStammder^Gan^gai wohnen.
DieBuschmänner, dieich an derVley ^Gonükai zwischen Garn undder Grootlaagtetraf,wurdenmirin'Garnals
„Ku-
DigitizedbyGoogle
24
kau“
bezeichnet.Da
aber derbetreffende Buschmann,der diesenNamen
nannte, dieHottentottensprache redeteundan- scheinend frühervielmitBurenverkehrthatte,soistesnicht unmöglich,daßer dieBezeichnung„Kaukau“fürdieimNord- westen des Chansefeldes wohnenden Buschmänner kannte.Immerhinistesdenkbar, daßimwestlichenOkawangobecken nocheinbesonderer
Stamm
der„Kukau“sitzt,dessenWasser- plätzewährend der Trockenzeit freilichbisjetzt unbekannt wären. Damitwürde derUmstanderklärtwerden, daßdie^Aukwe von Chanse eineganz auffallende Furcht vorden zwischen der Grootlaagteund'Garn befindlichenBuschmännern hatten.DenneinesolcheFurcht bestehtgewöhnlich nur zwischen fremden Stämmen.
b.
Die Stämme
derNgami-Buschmänner.
Die
Ngami-Buschmänner
zerfallen gleichfalls ineine Anzahlvon Stämmen,diesichzwaralleuntereinanderganz leichtverständigenkönnen,alleinnachOstenhinverändert sich dieSpracheund wirddialektischimmerstärkerverschieden.So kannmananscheinend dreivon WestennachOstenaufein- anderfolgendeZonenunterscheiden.
Im Westen wohnendie'Aikwe,Tsaukwe,
^Amkwe
und^Gokwe. Die
Mikwe
haben indem
Dreieck Kwachara'^nei-- Chanse— Okwa
ihre dauerndenWasserplätze. IhrJagdfeld erstrecktsichöstlichderLinieOkwa —
Chanseam
Letyahau entlang, vielleichtauch südlich vonOkwa, tiefinsSandfeld hinein. NördlichvonihnenwohntdereinstgroßeundstarkeStamm
derTsaukwe,
deren Dauergebietdasmittlereund nördliche Chansefeldist. IhrJagdgebieterstrecktsich nach Nordwestbisjenseits-Gabba,nachSüdost wahrscheinlichbiszum
Letyahau. Mit ihnengemeinsam bewohnendas nördliche Chansefelddie^Amkwe,
inderen Jagdgebiet die 'Audji-Berge liegen.An
dieTsaukweschließensichdie^Gokwe
an. Die Sprachenbeider sollen sichnur sehrwenigvoneinander unter-25
scheiden. IhreDauergebiete liegen
am
WestranddesTauche- sumpflandes,also in der von Bantubesiedelten Zone, das Regenzeitgebietliegtaber westlich davon. Ihnen gehören auch dieTschoriloberge,um
deren BesitzsieoftmitdenSsu^nassi undBatauana gefochten haben. Eingeklemmtzwischen diesen beiden feindlichen Völkern,istihreLagenatürlicheine recht ungünstige.Einenvon dengenannten vier Stämmenabweichenden Dialektsprechen zweitensdiejenigen Buschmänner, die
am
Ngami-Botletle ihreRückzugsgebiete haben: die'Tännekwe,
^Dekwe
oder^Dukwe
unddieTserekwe. ^Dukwe
undTserekwe
leben währendder letzten,trockensten Monate, Oktober und November,am
Ngamiund Botletle. Während der Regenzeit aberwandernsieinsHainafeldundweiterhinauszum
Letyahau,wo
sie in denunendlichen Sandfeldern mit^Amkwe,Tsaukweund
Mikwe
gemeinsamjagen.Von
den•Tännekwe,
d. h.Fluß-Buschmännern, lebt ein Teilam
Ngami undinderSteppe südlichundwestlichdesehemaligen Sees. Weitausder größte TeilbewohntaberdasSumpfland desOkawangobeckens,gemischtmitBantu,und redeteinen Dialekt,den mein‘•Aikwe-Buschmannnichtleichtverstand.Zwischendiesen großen Stämmenwohnen anscheinend nochkleinere. SogehörendieKwebeberge
dem Stamm
der^Käbakwe,
deren JagdfeldbisansHainafeld heranreicht. Es mögenabernochanderevorhandensein.ImMababefeldsoll derStammder
Schi köre
wohnen, vondem
wir nichts wissen, dessenNamen
ichsogarnur unter Vorbehalt anführen kann, da ich ihn nurausdem Munde eines
Berichterstattershörte.Gleichfalls verhältnismäßig abweichend istdrittens die Spracheder MateteundMahüra
—
sowerdensievonden Bantu genannt—
,diedasSumpfgebiet des Botletleundseine Uferbewohnen. Dieletzteren,vonderen Dialekt einigeWorte imAnhangmitgeteiltsind,sprecheneinmitBantuwortenge-DigitizedbyGoogle
26
mischtes Kauderwelsch, aberauch dieBuschmannworte weichen
z.T.vonder‘Aikwe-Spracheab. TeiledesselbenVolkessollen dieSteppezwischen
dem
Botletleunddem
Bamangwatoland bewohnen.BeiMohfssaimwestlichenBamangwatolandnotierteich einigeWortederdortigenBuschmänner. IhreSprachelehnt sicheng an die derNgami-Buschmänneran. EinzelneWorte sindallerdings verschieden,wiez.B. dieWortefürWasser, Pferd,Kopf, gefleckteHyäne,Giraffe. AndereWorte weichen zwarvon
dem
Dialektder^Aikweab,stimmenaber mitdem
der Mahuraüberein, z. B. die Worte für Topf und Zahl (sieheWörterverzeichnis).Auffallendistvor allemaberderÜbergang derKonso- nanteng,k,chund kchder^Aikwe-Sprachein t,ts, tsch, tschch,dsbeidenBuschmännern vonMohissa, z.B.inden WortenfürAuge,Elefant,Fuß,Nase,Ochse,Schaf,Zahn(?).
Eshatsichalso
am
Ostrand der mittleren Kalaharibereitsein abweichenderDialekt entwickelt, aber dieSprache derNgami- Buschmänneristtrotzdemunverkennbar,undmitvollem Recht wirdmanseineTrägerdiesemgroßenVolkangliedern.Interessantistes übrigens,daßdas Wort fürWasser, kcho<^’ka,anscheinend denselben
Stamm
hatwie das entsprechende Wort—
kcho—
beieinemfrüherenStamm
im Bassutoland, dasArbousset
undDaumas
(RelationdeVoyaged’Explo- ration, Paris 1842) überliefert haben. Die Anlehnung der Mohissa-Buschmänneraneinehemaliges größeres,jetztver- schwundenes,östlichder Kalahari ansässiggewesenesBusch- mannvolk wärerechtwohldenkbar.Stammesmarken.
AlleBuschmännerhaben schwarze Strichein
dem
Gesicht eintatuiert,teilssenkrechtaufderStirnüberder Nase, teils horizontale StricheüberdenAugen undSchläfen,oder bogen- förmige aufdenWangen. DerBarolongjägerPeterSs ebich o,
27
der dieBuschmännersehrgenau kennt,machtemichdarauf auf- merksam,daßesStammesmarkenseien, und seineAngaben fandichbestätigtinsofern, alsnach übereinstimmenderAus- sageanderer Gewährsmännerdie MarkenwirklichStammes- markensein sollen.
Ssebicho
beschrieb mirdieMarken derBuschmannstämmedesChansefeldesund frug auch an- wesendeBuschmänner direktdanach,dieauch positiveAnt- worten gaben,alleineswarmirdochnichtmöglich,Klarheit zuschaffen. DennbeijederHordekommen
dieverschiedensten Markenvor. Ichhalteesimmerhinfürwahrscheinlich,wenn nichtsicher,daßbestimmteStammesmarkenexistieren. Allein dieStämme mischensichmassenhaftdurch Heirat,indemderMann
zurHordeseiner Frauübersiedelt. Selbstunterfeind- lichenVölkernkommen
Heiraten vor. So warder Häuptling der^Gokwe,dieichindenTschorilobergenfand, derSohn eines^Gokwe
(Ngami-Buschmänner) und einerSsu^gnassifrau (Kaukau-Buschmänner) und in 'Kai'kai aufgewachsen. Erst später, alsnachdem
Todeseines älterenBrudersihmdieWürde
einesHäuptlingszufiel,warerzudem Stamm
seinesVaters gekommen. So magsichdasFehlen einheitlicherMarkenbei denMitgliederneinesStammeserklären.Werner
fandbeidenHei^kumdreiArtenvonTatuierung:1.EineSchmucktatuierungausparallelenLängsschnitten von 1
cm
LängeimGesichtaufWangen,Schläfen undStirn, aberauch aufdem
Körper.2.Eine tiefereund stärkere Stirntatuierung bei allen Hei^kum,ohneUnterschieddes Alters und Geschlechtsaus 2
cm
langensenkrechtstehenden parallelen Schnittenzwischen den Augenbrauen.3.Die Antilopentatuierung, d.h. kleinere Stücke von Antilopenfleischwerdenunter dieHautgebrachtunddienenals Zaubermittel,
um
dieSchnelligkeitvonAntilopen zu erhalten.Nr. 3 istaugenscheinlichdie aufS.109erwähnteTa- tuierungder ’Aikwe. Die zweiteTatuierung istaber wohl
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Stammeszeichen. Damitstimmt überein,daßnachSsebicho
<lie Kaukaualleeinensenkrechten StrichalsStammesmarke tragenunddiesertatsächlichauch weit verbreitetist.
Überdie
Buschmänner der Nord-Kalahari
sind wir ganzungenügendorientiertund kennen vonihnen eigent- lichnurNamen
vonStämmen, undoftselbstdiese nicht ein- mal. DieBuschmänner des Madenassafeldessind unsz.B.nicht bekanntund der
Name
Schikerefürdie desMababe- Gebietsfraglich. Inder nördlichenKalahari sollen nach der Karte vonLanghans
zwischen Kwito undKwando
dieMagogoro
(Makouka)-Buschmänner wohnen. Sollten das Kaukau sein?Mehr
Zutrauen verdient wohl die AngabeSeiners,
daßsieMakwengo
heißen. DieHai^umga
oderHei^kum
sinddagegen sicherVerwandteder^Kung und gehen wohl nochindieNord-Kalahari hinein.Nichtvielmehr weiß man von den
Buschmännern der Süd-Kalahari.
Südlich der
^Aikwe
wohnen die ^Kung, einscheuer Buschmannstamm,der eine besondere,den^Aikwe und^Aukwe unbekannte Sprache sprechensoll. Die^Kung sollen nach<ienAngaben meines ’Aikwe-Buschmannes KoschepeinStück HolzinderNasenscheidewandtragen. NachPeterSsebicho und
dem
Engländer Mr.Priest,dersieselbstgesehenhat, tun das aber die Ma-gwikwe, die zwischen denBakalahari im Bakalaharifeldwestlich des Bakwenalandes wohnen,und zwarwahrscheinlich nurdieFrauendiesesVolkes. Letztere Angabehalte ich für zuverlässig. DieseMa-gwikwesollen wiederumeineandere Sprache sprechen.Sehrinteressant istes,daß
am
Westrandeder Kalahari im Groß-Namalandeein Ruschmannstamm der„Nasenstock- träger“wohnensoll,diegleichfalls in derNasenscheidewand einStückHolztragen. NachHahns
Kartenskizzeliegt ihr Gebietim heutigenVeldschoendragerland,wo
die neuesten Karten keine Buschmänner aufführen. Wohl aber wohnen29
etwasöstlich die Hei^Guin,die möglicherweise mit jenen identischsind.
Ob
die„Nasenstockträger“unddieMa^gwikwe ein Volkbilden,istunbekannt. IstesderFall,dannwürde eindrittesgroßesBuschmannvolkdieSüd-Kalaharizwischen Groß-Namaland unddem
Bakwenalande bewohnen.Die Existenz so großerBuschmannvölkeristindensüd- lichen Gebieten anscheinendganzunbekannt. Hörenwir,was Th.
Hahn,
dieser vorzüglicheKennersüdafrikanischer Völker,, sagt:„DieSprachen—
unrichtigistes,Dialektezu sagen—
derBuschmännersindsehr mannigfaltig; sovielkleineStämme oder abgeschlossene Familien esgibt,sovielgrundverschiedene Idiomegibtes. EsistTatsache,daßStämme,diedurch einen Fluß nurgetrenntsind,odervon denendieeinen die dies- seitigen, dieanderendiejenseitigen Höhlen einesGebirgs- zugesbewohnen, sich durchausnichtverstehenkönnen; der Wortschatz dereinenhatdie größtenAbweichungen in der Wurzelgegenüber der anderen Sprache.“
Hahn
sucht diese Erscheinung zu erklären einerseits durch die Zersplitterung der JägervölkerinvieleStämme,so- dann durchdieschnelleUmwandlungder Sprachen. Hierfür führter alsBeispielandieBeobachtungMoffats
überdie schnelleUmwandlungdes einBuschmannlebenführendenBe- tschuanenstammesderBalala.IchbezweiflesehrdieRichtigkeitdieserErklärung. Die Ngami- Buschmänner undKaukau bewohnen,jedesVolk für sich, einGebiet so großwie Süddeutschlandeinschließlich Elsaß-Lothringens und sprechen doch nurdialektisch ab- weichende Sprachentrotzder ZersplitterunginkleineStämme und trotzdes Jägerlebens. Ich möchte vielmehrannehmen, daßinden vonBantu,HottentottenundWeißenbeherrschten Gebieten, dieimBereich der großen südafrikanischenWander- straßenliegen,infolgeder beständigenjahrhundertelangenVölker- verschiebungen, andenendieBuschmännernotgedrungenteil- nehmen mußten, zahlreiche, zukleinenStämmen reduzierte
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30
Buschmannvölker in
dem
äußersten Süden des Kontinents zusammengetrieben wordensind,wie dasWildbeider Treib- jagd in einem südafrikanischen Kchoppo. In der Kalahari dagegen,dem
Gebiet derrelativenRuhe undStagnation,haben sichdiegroßenVölkererhalten.Wir kennen Sprachproben von denNasenstockträgern des Groß-Namalandes, vonden
^Nusan
des Rietfonteiner Gebiets, vondenKchuai
inder Kapkolonie,von einemStamm
im Bassutoland,dessenName
nichtbekanntist,vondem
aberArbousset
undDaumas
Sprachproben gesammelthaben, undschließlichvom
MissionarWuras
imFreistaatgesammelte Proben,die sich in Kapstadtbefinden sollen,aberniever- öffentlichtwordensind.Wenn
ichsagte,dieKalaharisei einGebiet derRuhe, soist dasnurrelativrichtig. AuchhierhabenBewegungen stattgefunden. Auffallendistschon das Übergreifen der^Aukwe aufden NordranddessüdlichenChansefeldes,wo
sieeinen Teilder^Aikwejetztbeherrschen. Dasdeutet auf eine Ein- wanderungausNordwesten hin. Einesolchewirdaber zur Gewißheit, wenn wir die Ortsnamen des Kaukaufeldesbe- trachten, die zumTeilderSprachederNgami-Buschmänner entlehntsind. 'Gautschaheißtz.B.„Büffelwasser“, 'Garn bedeutet „Dorn“, ^Koa^nacha „Elefantenzahn“; dieNamen
^Kchautsaund^Dobefinden sichauch imGebiet derNgami- Buschmännerwiederholtvor. Sogarim Ochimpolosandfeld, unter
dem
18.“südl.Br., haben wir noch einen'Gaudum, die BüffellaagtederBuren. DasistzweifelloseinderSprache der Ngami-Buschmänner entlehntesWort, nämlich *Gau=
Büffel,
Dum =
Laagte. DieBurenhaben dasWortauchsofort ganzrichtigübersetzt—
Büffellaagte—
ebenso wie 'Gautscha=
Buffelpan.DieseOrtsnamen beweisen meinerSchätzung nach,daß dieNgami-Buschmännereinstdas Kaukaufeldbewohnthaben, aber nach Südosten zurückgedrängtwordensind.
31
Die
sozialeOrganisation
derStämme.
DasGebiet,dasdieeinzelnenBuschmannstämme inne- haben, zerfälltin kleinereReviere
—
^gnu—
, diejeeiner Familie—
*ai—
gehören.An
der Spitze jeder Familieoder Horde stehtder'aicha, d.h. Häuptling. Entsprechend den klimatischen Verhältnissen,dem
Wechsel von Regen und Trockenzeitunddem
darausnotwendigen»'eisefolgendenNo- madenleben hat jede Familie zwei verschiedene Bezirke, eineninderNäheder dauerndenWasserplätzeundeinenim Sandfeld. Wirfindenbeiihnenalsogenau die gleichen Ver- hältnissewiebeidenBurender westlichen Kapkolonie, dieje eineWinterregenfarm indenGebirgendesWestens undeine SommerregenfarminderKarruimOstenhaben. InTransvaal geht dieWanderungmitdem
Beginn der Trockenzeit ausdem
Hochfeld,wo
manimSommer
lebt,hinabinsBuschfeld.Am
ausgesprochenstenistder Gegensatz zwischen beiden Regionen natürlichindem
trockenenSüden. Sohabendie Ngami-Buschmänner durchwegscharfabgetrennteWinter-und Sommerquartiere, wie wirbereitsgesehen haben,teilsanden Kalkpfannen desChanse-undMahurafeldes,teilsandenFlußläufen des Tauche-Botletlesystems.Als JagdgebietwährendderRegen- zeitdientdas weite Sandfeld, dasvondem
BettdesLetyahau durchzogenwird. Biszu einer gewissen,jedenfallsbedeutenden Entfernungistesin-gnudji, d. h.Familiendistrikte,eingeteiltund direkterBesitzdesStammesund der Familien. Indenzen- tralstenTeilen scheinen abergemeinsame Jagdgründe vorhanden zusein. Denndort jagen dieverschiedenenStämmederNgami- Buschmänner,die^Aikweund Tsaukwe,^Amkwe,“Dukwe und Ts6rekwefriedlichnebeneinander.Einegleich scharfeTrennungzwischenRegenzeit-und Trockenzeitgebietenfindenwirauchbeiden südlichstenKau- kau-Stämmen. Die^Aukwefindenanden PfannenundQuellen nördlichder LinieRietfontein—ChanseeinenfestenHaltund in
dem
südlichenKaukaufeld zwischen-Garuund^Kum’ganni.DigitizedbyGoogle
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Ihr Sandfeldistdiegefürchtete
Omaheke
zwischen'Garnund Olifantskloof. Ähnlich ist es bei den Ssu’gnassi zwischen^Koa-nachaunddenSchadumquellen imnördlichenKaukaufeld, diewährendder RegenzeitöstlichundwestlichdesPfannen- gebietsin
dem
Sandfeldjagen.Im -Kungfddändern sich die Verhältnisse aber erheblich.
AusdauerndeWasserstellensind in
dem ganzen
Landzahl- reich. Wirdürfenalsowohl annehmen,daß hier dasWander-Abb.4. GeierpfannebeiKubiimChanscfeiil.Pfannensandstein' Räche,am Endeder Regenzeit mitWassergefüllt.
lebennichtmehrsonotwendigistundinfolgedesseneinseß- hafteresLebengeführt wird. DasOschimpolofeldfreilichwird währendderTrockenzeit ausWassermangelnoch geräumt,und dieBuschmännerziehen sich aufden Kubango imGebiet der Owakwangarizurück.
Die Einteilung desLandesin-gnudjiiststrengdurchge- führt,undesbestehen ganz bestimmteGesetze über die Eigen- tumsrechte der Familien untereinander.
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DieEinteilung derBuschmänner inFamilienistbereits seitlangembekannt,wie wir schon wissen. Dagegenhabeich noch nirgends eineNotiz darübergefunden, daßauch der Grund und BodengesetzmäßigverteiltesEigentumder Familien ist. DasistabereinPunkt von ungeheurerWichtigkeit. Denn erst bei Berücksichtigung dieser Tatsache kann maneinen klarenEinblick indie sozialeOrganisation derBuschmänner gewinnen. Der Begriffdes zigeunerhaften, gesetzlosen,un- stätenWanderlebensfälltfort, undstattdessenerkennenwir ganz bestimmte, gesetzmäßig geordnete, auf festemGrundbesitz gegründete soziale Verhältnisse.
Wie
bei den Buren der KolonieundTransvaalsvollziehen sichdieWanderungenmitdem
Wechselder Jahreszeiten und der Nahrungsverhältnisse.UnsereVorstellungvon
dem
KulturzustandderBuschmänner wirddadurchauf eineganzbestimmte Basisgestellt,undwir habendamitjedenfallserstdieGrundlage gewonnen,um
das Leben undTreiben dervagabundierendenHordenzu verstehen.Esfindensich beiihnenalsoähnliche Verhältnisse,wiebei denAustraliern,deren sozialeundpolitischeVerhältnisseman aucherstspäterkannthat.
Kleidung und Schmuck, Geräte und Wohnungen.
Wirwollen nundazu übergehen,den Kulturbesitzder BuschmännernachKleidung, Schmuckund Geräten kennen zu lernen. Derselbe istaußerordentlichdürftig,entsprechend derHastundUnruhedesNomadenlebens. Gegenstände, die dieBehaglichkeit des Lebens erhöhen, fehlen. Es mangelt wohlwenigeranZeit, sieherzustellen, alsvor allem an der Möglichkeit,siezubenutzen, zu genießen. DasrauheWander- lebenduldetnurdieeinfachsten,leichtzutransportierenden Geräte und Schmuckgegenstände. DieFamilie
muß
jeden Augenblick bereitsein,all ihr Eigentum fortzutragen. Die Gleichartigkeit des Lebens in denweiten Steppen und diePasMnCC,Buscbmünnerder KAl«har{. 3
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Gleichartigkeitdes verfügbaren Materialshatnun naturgemäß auch eine großeÜbereinstimmungin
dem
Gerät des täglichen Lebens zurFolge, und deshalbfindenwir beiallenBusch- männernvom
OkawangobiszurKarrufastdiegleichenGegen- stände. Diegroße Gleichheit des Kulturbesitzeshat,wie wir sahen, ganz wesentlich die Erkenntnis erschwert, daßdie BuschmannrasseinzahlreicheVölkerzerfällt.Die
Kleidung
derMänneristaußerordentlichprimitiv.Keinemfehltdas
Schamtuch —
einLedertuch mit dreiZipfeln,von denenzweialsGürtelum
dieLenden,der dritteaberzwischenden Beinen durchgezogenwird (Abb.16).Alle drei Zipfelwerden dannhintenzusammengeknüpft. Nach
Werner
bestehtdasSchamtuchbeiden Hei^kumauseinem ledernen Lendenlappen, dervornundhintenaneinemum
die Taille gegürtetenRiemenbefestigtist. Diese Tracht,dieich selbstnichtbeobachtet habe, erinnert an die derHerrero und mag vonihnen entlehntsein. AuchdieMakwengodesMabula- feldestragen,nach PhotographienvonF.Seiner
zuurteilen, dielangenTücherderMambukuschu.Dasnächstekaumje fehlendeBekleidungsstückistder
Ledermantel —
^nau—
,einrechteckigesLeder,groß genug,um
denBuschmann beimSchlafenzubedecken(Abb.6). Es wird meist mit Lederbändern, die an zweiEckenbefestigtsind, über der rechten Schulterzusammengeknüpft,sodaß es überdem
RückenherabhängtunddielinkeSchulterbedeckt oder auch freiläßt. Auchüber beiden Schultern wird es getragenundunterdem
Kinn zusammengeknüpft,jenachLaune undAbsicht desT
rägers.DerKopfistmeistunbedeckt,alleinnichtseiten siehtman auchMützenausFellen,dieHaarenachaußengekehrt (Abb.17), jasogarStrohhütekommen
vor. Letztere sindvielleichtvon denBantu übernommenworden. Sicheristdas beiLeder- jacken derFall, diemansehrselten einmal im Besitzvon Buschmännernfindet,und zwarinderNähe vonBantudörfern (Abb.7, 9). Erwähnenwirnun nochLedersandalen—
’nabo—
,
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dieabereherAusnahmealsRegelsind,soistdamit derBe- darf anKleidungsstücken erschöpft.
Ebenso armselig wiedie Kleidung istder
Schmuck
Ketten aus weißen,roten,blauen Glasperlenträgtman
um
den Halsneben den^Chore-Ketten (Abb.17). Diese bestehen ausAbb.5. *Aikwe-Frmuaus Chanse.
(Aus der Zeiischrift der Gesellschaft fürErdkundezuBerlin1905.)
rundenScheibenvonStraußeneierschalen, diedurchbohrt sind undaufFädengereihtwerden.
An
denArmen
oberhalb der Handgelenke,sowie zwischen BicepsundDeltamuskelträgtman Ringe ausFellstreifen,ausLederoder auch aus geflochtenem Grasundfeinem Messingdraht,oderschwarze dünneRinge,3»
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dieausden Schwanzhaarendes ElefantenundGemsbocksge- flochtensind.
DieHaareläßtmanzuweilenwachsenund schmücktsiemit lose eingesteckten Federn (Abb.9).Indenmeisten Fällenwerden sieaber stellenweiserasiert.
Am
häufigstenistdasAbrasieren der untersten Partien, so daß dasHaareineKappemit glattem Unterrandbildet(Abb.7,der zweitevonrechtsvonden stehen- den Männern). OdereswirdaußerdemeineTonsurgemacht, sodaßdasHaareinenRingbildet.Man
siehtaber auch Leute, derenKopfbis aufeinenSchopfüberderStirnodereinemKamm
inder Winketliniedes Scheitelsglattrasiertist.Man
wechseltwohlhäufignachMode
undSchönheitsbedürfnis. Steht Fettzur Verfügung, sowird dasHaardamitübermäßigein- gesalbt,zuweilenvermischt mitrotem Eisenoxyd. Daßauch derganze Körper eingeriebenwird,istvon mirselbstnie, wohlabervonBaines beobachtetworden,und imSüdenliebt derBuschmanndie,Buchusalbe“ebenso wie der Hottentott.VonsonstigenSchmucksachensindOhrringeerwähnens- wert,nämlichStückevonEisendraht, die dieFormder „Reiter- chen“haben, wiesie beichemischen
Wagen
alsGewichte im Gebrauchesind. DieÖseumgibt dabei das Ohrläppchen, wie esdieAbbildung3zeigt.Amulettewerdenhäufiggetragen. Wernerzähltmehrere Artenauf,soz.B.StückevonAntilopenfleischund-obren, die Jagdglück bringen,einStück Wurzelholz, das die Sehkrafter-
höht,undkleinehölzerneOrakelstäbchen.
DieAusrüstungdesBuschmanns, dieer gewöhnlichmit sich trägt, istimallgemeinen folgende (Abb.6):
An
einem LederbandhängteinekleineLedertasche, dieallemöglichen Kleinigkeitenenthält,z.B.dieTabakspfeife,d.h.einenfinger- langenRöhrenknochen,Tabak,Dacha(Hanf),einkleinesHorn mit Salbe,einMesser,d. h.einEisenstückodervielleichtso- garalskostbaren BesitzeineuropäischesMesser. Eine 10bis 20cm
langeEisennadel, dieineinerLederscheide stecktundAbb.6.^Alkwe aus Chanse.
(Ausder Zeitschriftder Gesellschaft fürErdkundezuBerlin1905.)
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beimNähen vonFellenoderzumAusziehenvon Dornenbe- nutztwird,wirdauch in dieTasche gestecktoder hängt an einerSchnur
am
Hals oder aucham
Mantel. Die wichtigsten Gegenstände, die beikeinemfeldmarschmäßigausgerüsteten Buschmannfehlen,sinddie Köchertasche, derKöcher undder Bogen(Abb.6). DieTascheisteineinfacherLedersack,indem
derKöchereingenähtist. DieTaschedient zurAufnahme dergesammeltenGegenstände, Knollen,Wurzelnusw.,beher- bergtaußerdem denso außerordentlich wichtigen und nie fehlenden Spatenstock,deram
unternEndespatenförmigauf einerSeite abgeflachtist,fernerdiebeidenFeuerhölzerund einige Giftstäbchen, eventuell Steinezum
SchleifenvonEisen- stücken oderzum
Glättenvon Knochenstücken beiderVer- arbeitung derPfeilspitzen,eineisernesBeil,dasalsGerätund Waffebenutzt wird. DerindieLedertasche genähteKöcherist armdick, besteht auseinemausgehöhlten Stück Holz, ausBam-
bus(?)oder Hirserohr, oder auch ausBaumrinde,undistin letzteremFallemitLederüberzogen, dasden Bodenbildet.AucheinLedersackalsKöcheristhäufig. Nichtseltensteckt derKöcher nichtin einemLedersack,sondern hängtfreian einerSchnurüber der Schulter undenthält danndiePfeiie, Feuerstöcke und Giftstäbchen. Letztere sind Stäbchen, an denen einmitPfeilgiftgetränkter und mitBastumwickelter Klumpen vonAkazienharzklebt.
An dem
Ledersack,der ent- wederselbstden Köcherbildet,oderindem
derKöcherein- genähtist,istauch derBogenmitSchnürenangebunden. So trägtdennderBuschmannalleszusammen,Ledersack,Köcherund Bogen, aneinem Lederbandüber der linken Schulter.Nimmt
ernun noch denSpeerindie Rechte,soistseineAusrüstung vollendet,und eristbereit,wochen-und monatelangdurch das Feldzustreifenund vondem
zu leben, wasersammelt undjagt.Die
Tracht der Frauen
istfolgende(Abb. 5und8).WiebeidenNegenweibern habensievorneinkleinesScham-
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Abb.
7.
BuschmKnoer aus Chanse.
(^Aukwe und
^Aikwe.)
(Aus der Zeitschrift der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin 1905.)