Entwicklungspsychologie
Interdisziplinäre Grundlagen zur
Entwicklung und Entwicklungsstörung über die Lebensspanne
prof. dr. Marc Schipper
Entwicklungspsychologie
Dr. M. Schipper Wie Kinder heute lernen: Einblicke aus Psychologie und Hirnforschung Folie 2 Minden | 09. 03. 2013 Dr. M. Schipper Wie Kinder heute lernen: Einblicke aus Psychologie und Hirnforschung Folie 2 Minden | 09. 03. 2013 Dr. M. Schipper Entwicklungspsychologie: Entwicklung, Entwicklungsstörung und Entwicklungspsychopathologie über die LebensspanneWie Kinder heute lernen: Einblicke aus Psychologie und Hirnforschung Folie 2 Minden | 09. 03. 2013
PRÜFUNGSANGST UND
EMOTIONSREGULATION
Intro
Prüfungsangst und Emotionsregulation
„Die Prüfungsangst entsteht daraus, dass eine Person Angst (bzw. deren Symptome) vor oder während einer Prüfung oder einer anderen
Bewertungssituation verspürt. Sie beeinträchtigt die Leistungsfähigkeit der Betroffenen“(vgl. Preiser 2003, S. 221).
Ansatz und Ziele des Vortrags
wissenschaftliches KnowHow: Prüfungsangst und Emotionsregulation Implikationen zum Umgang mit Prüfungsangst
Seite 4
Frage:
Leiden Sie an Prüfungsangst?
Interaktion:
Überblick
I
DIE EMOTION ANGST
III
EMOTIONSREGULATION IV
EMOTIONSREGULATION IM KONTEXT DER PRÜFUNGSANGST
II
PRÜFUNGSANGST
Seite 6
Teil I
DIE EMOTION ANGST
Emotion
Emotionen:
Basisemotionen (n=7)
Emotionsschemata
Alle Gefühle sind miteinander verknüpft und ergeben so ein dichtes Netz von Emotionen. Schemata sind Bezugsrahmen, die wie Schablonen an neue oder
vertraute Ereignisse angelegt werden. Die emotionale Bedeutung eines Ereignisses ergibt sich meist im Schnittbereich mehrerer emotionaler Schemata.
(n=27, etwa Verlangen, Bewunderung, Gelassenheit, …: Alan S. Cowen, Dacher Keltner (2017). Varieties of reported emotional experience. PNAS, 114:
E7900-E7909; DOI: 10.1073/pnas.1702247114) Keltner, D. & Ekman, P. (2000). Facial Expression of Emotion. In Lewis, M. &
Haviland-Jones, J. (Eds.),Handbook of emotions, 2nd edition(pp. 236-249).
New York: Guilford Publications, Inc.
Seite 8
Emotion
Emotionen: Abgrenzungen
Affekt:
kurzfristig und intensiv erlebte Emotion, evtl. Verlust der Handlungskontrolle
Gefühl:
das subjektive Erleben einer Emotion; Einordnung nach Valenz (Lust vs. Unlust), Aktivierung (Erregung vs. Ruhe) und Potenz (Spannung vs. Lösung)
Stimmung:
zeitlich länger ausgedehnter, qualitativ unterschiedlicher affektiver
Erlebnishintergrund [vergnügt]; weniger intensiv und variabel als Emotionen, nicht klar auf einen Auslöser rückführbar
Emotion:
qualitativ beschreibbarer und zeitlich begrenzter psychischer Zustand der mit gefühlsmäßigen, kognitiven, körperlichen und motivationalen Besonderheiten verknüpft ist
Emotion: Angst
Die Biologie der Angst
www.nationalgeographic.de www.dasgehirn.info Quelle: ÖGPB
Die Amygdala (Mandelkern)
fMRT-Scan: Schematische Darstellung:
Seite 10
Emotion: angst
Teil II
PRÜFUNGSANGST
prüfungsangst
Frühe Definitionen:
Zwei-Komponenten-Modelle der Prüfungsangst Komponenten:
(1) Besorgnis (kognitive Angstkomponente) „WORRY“
(2) Emotionalität (emotionale Angstkomponente) „EMOTIONALITY“
(z.B. Dusek, 1980)
prüfungsangst
Durch die kognitive Beschäftigung mit der Besorgnis kommt es bei Informationsverarbeitungsprozessen zu kognitiver Interferenz
Verarbeitungs- und Abrufhemmung durch Sorge
Konditionierung:
Prüfungsleistungen werden oft schon im Voraus als bedrohlich wahrgenommen
Angstauslöser! Vermeidungstendenzen
Demotivation
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prüfungsangst
Klinische Klassifikation:
DSM5
Ihrer Zuordnung nach ist Prüfungsangst laut DSM5 eine Sonderform der sozialen Bewertungsangst (sozialen Phobie)
Mögliche DSM5 Diagnose:
Soziale Angststörung mit dem Spezifikator „Nur in Leistungssituationen“
ICD-10
Im ICD-10 wird sie als spezifische Phobie klassifiziert
prüfungsangst
Prävalenz
Konstrukt nicht eindeutig definiert!
Prozentuale Anteile schwanken zwischen 10% und 35%
Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (2007) berichtet im Rahmen einer großen Studie einen Beratungsbedarf bzgl. Prüfungsangst bei 13 % der Studierenden. Andere Autoren berichten unter Anwendung verschiedener anderer Prüfungsangstindikatoren Prävalenzraten von 11.6 % (Chapell et al., 2005), 5.3 % (Fehm & Priewe, 2008), aber auch Angaben zwischen 20 % und 35 % (NavehBenjamin, Lavi, McKeachie, & Lin, 1997; Zeidner, 1998).
Komorbiditäten
(Bögels et al., 2010)
GAD
54-61%Soziale Phobie
1-19%Spezifische Phobie
1-5%Zwangsstörung
1-7%Seite 16
prüfungsangst
Frauen sind 3mal häufiger betroffen als Männer!
(Aysan, Thompson & Hamarat, 2001)
Frauen greifen eher auf soziale Unterstützungssysteme zurück als Männer, weisen auch ein stärkeres Vermeidungsverhalten auf
Emotionsregulation:
Frauen:
Wahl eher sozial-orientierter Strategien
Männer:
Wahl eher instrumenteller Strategien (Ablenkung, …)
Morris et al., 2007
NICHT immer positiv!
Frage:
Hatten Sie schon früher Prüfungsangst (in der Schulzeit) oder hat sich diese erst spät
entwickelt (während der akademischen Ausbildung)?
Interaktion:
prüfungsangst
Ursachen
Vernetzung der einzelnen Kausal- und Wirkfaktoren der Angst im
Lernprozess.
Die Leistungsfähigkeit und ihre Beeinträchtigung durch
Prüfungsangst werden durch zahlreiche soziale, medizinische, psychologische
und vor allem auch kognitiv- behaviorale Faktoren beeinflusst
Kossak, 2008
prüfungsangst
Ursachen
Kontroll-Wert-Theorie
Pekrun/Götz
in: Handbuch Lernstrategien / hrsg. von Heinz Mandl... (Hrsg.). Göttingen [u.a.] : Hogrefe, 2006, S. 248-258
Seite 20
prüfungsangst
prüfungsangst
Einflüsse
Selektion der wichtigsten Prädiktoren von Prüfungsangst
Zeidner, M., & Matthews, G. (2007). Evaluative Anxiety. In A. J. Elliot & C. S. Dweck (Eds.), Handbook of competence and motivation (pp. 141–166). New York: Guilford Press.
Seite 22
Emotionsregulation - Prüfungsangst
Self-Handicapping-Strategie:
(Berglas & Jones, 1978)
Aufrechterhaltung der Besorgniskomponente
Dysfunktionale Strategien können auch helfen, negative Emotionen zu
vermeiden!
Bewertung:
positive Bewertung der Besorgnis kann hilfreich zum
Selbstmotivieren sein, negative Bewertung den Lernerfolg
behindern
Begründung/Attribution
Angst kann als Grund für schlechte Leistungen instrumentalisiert
werden
prüfungsangst
Holm-Hadulla, R. M. (Hrsg.) (2001). Psychische Schwierigkeiten von Studierenden. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht.
Seite 24
prüfungsangst
STRESS
prüfungsangst
Grafische Darstellung des Zusammenhanges von Angst und Leistung nach Rosemann, 1978, S.96.
Rost, D. H.; Schermer, F.
(1998). Leistungsängstlichkeit.
In: Rost, D. H. (Hrsg.).
Handwörterbuch
Pädagogische Psychologie. S.
298-304. Weinheim: Beltz- Verlag.
Seite 26
prüfungsangst
Bewältigung:
Körper:
Entspannungstechniken, z.B.:
•
Atemtechniken
•
Progressive Muskelentspannung
•
Autogenes Training
Gedanken:
•
Gedankenumdeutungen
•
Realitätsprüfung
•
Bewältigungsskripte/Tagebücher
•
…
Verhalten:
•
Sicherheit herstellen
•
Zeitmanagement
•
Lernstrategien
•
…
Nächstes Mal:
Teil III
EMOTIONSREGULATION
Entwicklungspsychologie