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Liebe Studierende, liebe Freundinnen und Freunde der KHG

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Academic year: 2022

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Liebe Studierende, liebe Freundinnen und Freunde der KHG und der Akademikerseelsorge!

Die folgenden Impulse sind ein Angebot aus dem KHG-Team.

Hier wieder online ein paar Gedanken und Impulse zum Sonntagsgottesdienst.

Wenn Ihr wollt, orientiert Euch einfach an dem unten stehenden Ablauf und/oder nehmt die Impulse auf, die für Euch passen.

Wenn Ihr eigene Gedanken, Fotos oder Musik mit uns teilen wollt, die aus dieser Feier hervorgegangen sind, könnt Ihr das gerne tun auf unserer Facebookseite, auf Instagram oder per Mail (khg@bistum-wuerzburg.de) Mit dem Hashtag #stillconnected könnt Ihr Euch dort mit anderen Menschen aus dem Umfeld der KHG verbinden.

Wenn Ihr nicht live beim Gottesdienst dabei sein könnt, bieten wir an, ein Licht für Euch und Eure Anliegen auf unser Kerzenbeet zu stellen und diese so mit Euch mitzutragen.

Schreibt uns einfach eine kurze Mail und wir stellen das Licht im nächsten Gottesdienst auf.

Geht behütet durch die neue Woche!

Carolin und Gabi

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Gottesdienst 13. Juni 2021

Einführende Gedanken

Ich war diese Woche bei einer lieben Freundin eingeladen, die auf einem Dorf in der Umgebung von Würzburg wohnt. Auf der Terrasse sitzend, mit Blick auf das alte Nachbarhaus, erzählte sie die Geschichte der alten Dame, die dort wohnte und die an Fronleichnam im Alter von 101 Jahren gestorben war. Ihr Name war Gabriella, kurz Ella.

Meine Freundin erzählte, Ella sei eine ganz besondere Frau gewesen: aktiv, rege,

eigenwillig. Mit 91 Jahren sei sie noch Motorrad gefahren. Den Führerschein habe sie mit 80 gemacht, nachdem ihr Mann verstorben war, der immer gesagt hatte: "Eine Frau fährt kein Motorrad."

Am Vorabend von Fronleichnam werkelte die alte Nachbarin am späten Abend in der Dämmerung noch im Garten herum. Den ganzen Tag schon hatte sie die Schwiegerfamilie eingespannt, um an allen Fenstern und vor dem Haus die gelb-weißen Fähnchen

aufzuhängen und das Haus ordentlich und schön für Fronleichnam zu schmücken.

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"Mir ist das doch wurscht, ob morchen die Brozession im Durf ausfällt wegen Corona. Ich sammel jetzt noch Blumma und lech en Blummadeppich vor die Dür."

In dieser Nacht schlief Ella friedlich ein und wachte nicht mehr auf.

Am Morgen war das ganze Haus festlich geschmückt, alle Fahnen wehten im Wind und sie wurde über den Blumenteppich nach draußen getragen.

Es gibt Geschichten, die berühren mich, die klingen in mir nach, die bewegen mich, die machen mir Mut. Es gibt auch die anderen Geschichten, die mich entmutigen, mir die Zuversicht nehmen.

Erzählungen, Geschichten prägen unser Leben. Und noch viel mehr:

Sprache schafft auch Wirklichkeit.

Es macht einen Unterschied, auf welche Erzählung wir bauen, welchen Geschichten wir Raum geben, welche Geschichten wir erzählt bekommen und in welchen Worten wir unsere persönliche Geschichte erzählen.

Wir stehen in der jüdisch- christlichen Religion, in der die Weitergabe von heilsamen und lebensverändernden Geschichten zur grundlegenden Basis gehört.

Die Lesungen des heutigen Tages nehmen diese Tradition auf.

Ihr seid nun eingeladen, diese Spur, wenn Ihr mögt, für Euch zu bedenken und mit Euren ganz eigenen Geschichten, der Geschichte dieses Tages, mit Eurer Lebens-Geschichte dazusein . Im Licht Gottes darf sie vielleicht auch noch einmal neu gelesen werden.

Gabi

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Lesung: Ezechiel 17, 22-24

So spricht GOTT, der Herr: Ich selbst nehme vom hohen Wipfel der Zeder und setze ihn ein.

Einen zarten Zweig aus ihren obersten Ästen breche ich ab, ich selbst pflanze ihn auf einen hohen und aufragenden Berg.

Auf dem hohen Berg Israels pflanze ich ihn. Dort treibt er dann Zweige, er trägt Früchte und wird zur prächtigen Zeder. Alle Vögel wohnen darin; alles, was Flügel hat, wohnt im Schatten ihrer Zweige.

Dann werden alle Bäume des Feldes erkennen, dass ich der HERR bin. Ich mache den hohen Baum niedrig, den niedrigen Baum mache ich hoch. Ich lasse den grünenden Baum verdorren, den verdorrten Baum lasse ich erblühen. Ich, der HERR, habe gesprochen und ich führe es aus.

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Evangelium: Mk 4, 26-34

Er sagte: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mann Samen auf seinen Acker sät;

dann schläft er und steht wieder auf, es wird Nacht und wird Tag, der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht, wie.

Die Erde bringt von selbst ihre Frucht, zuerst den Halm, dann die Ähre, dann das volle Korn in der Ähre. Sobald aber die Frucht reif ist, legt er die Sichel an; denn die Zeit der Ernte ist da.Er sagte: Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen, mit welchem Gleichnis sollen wir es beschreiben?

Es gleicht einem Senfkorn. Dieses ist das kleinste von allen Samenkörnern, die man in die Erde sät. Ist es aber gesät, dann geht es auf und wird größer als alle anderen Gewächse und treibt große Zweige, sodass in seinem Schatten die Vögel des Himmels nisten können.

Durch viele solche Gleichnisse verkündete er ihnen das Wort, so wie sie es aufnehmen konnten.

Er redete nur in Gleichnissen zu ihnen; seinen Jüngern aber erklärte er alles, wenn er mit ihnen allein war.

Gedanken zum Evangelium

Durch viele solche Gleichnisse verkündete er ihnen das Wort, wie sie es aufnehmen konnten. „Durch viele solche Gleichnisse verkündete er ihnen das Wort“.

Dass das Reich Gottes durch Gleichnisse verkündet wird, erfahrbar, nahbar, zugänglich wird, dass das Reich Gottes in Geschichten zu den Menschen kommt, dass das Reich Gottes sich auf diese Weise erzählt, das finde ich immer wieder bemerkenswert und

wunderschön. „So, wie sie es aufnehmen konnten.“

Das Reich Gottes erzählt sich so, wie die Menschen, die damit gemeint sind, es aufnehmen können. Erzählungen, die verstehbar sind, die zugänglich sind und darum vielfältig.

Das wertschätzt die Vielfalt und Auffassungsgabe eines jeden Menschen.Und da bin ich ganz Sonderpädagogin: Nicht die Menschen müssen passend gemacht werden, um dazuzugehören, einen Zugang zu haben. - Nein: die Botschaft des Lebens zeigt sich den Menschen auf so viele Verstehensweisen und jede*r versteht auf seine Weise einen Teil dieser Wirklichkeit und erzählt auf seine Weise einen Teil dieser Wirklichkeit, ist

eingebunden in unsere gemeinsame Wirklichkeit.

Die Botschaft ist so gemeint, dass die Menschen sie aufnehmen können - auch darin sind wir so wichtig für einander: jede*r eine einzigartige Auffassung, eine einzigartige Erzählung des Lebens, jedes Leben ein Gleichnis. Die Botschaft vom Reich Gottes, gekleidet in viele Arten von Erzählungen.

Wenn ich mich umschaue in der Welt, in der ich stehe, bin ich umgeben davon, sind Erzählungen des Lebens überall. Geschichten aus Worten, überliefert oder neu erzählt.

Und so viele andere Erzählweisen der Wirklichkeit:

der Anblick einer Landschaft, von Wellenkraft gepflügtes Meer, abgründige

Felsformationen oder winddurchfahrende Wiesen/das Aufmerken bei einer vermeintlichen Beiläufigkeit im Alltag/ die Entdeckung von etwas, etwas Schönem oder auch etwas

Irritierendem, etwas, das das Leben spürbar macht / die Erzählung, die im Wesen, im Anblick einer Kornblume zwischen Gräsern liegt /die Erzählung, die sich offenbart, wenn wir anfangen die Seinsweise eines Menschen zu erfahren und wahrzunehmen /die

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Beobachtung einer Begegnung zwischen zwei Menschen /und die Erfahrung einer Begegnung, die ich mache - verschiedene Klangfarben einer Erzählung des Lebens.

Reich Gottes - was kann das sein?

Reich Gottes, das ist für mich das Vertrauen auf eine Wirklichkeit unter den Vorzeichen dieser Geschichten. Eine andere Lesart, eine andere Erzählweise der Wirklichkeit.

Dieses Gleichnis vom Senfkorn: eine bildreiche Erzählung. Eine Erzählung davon, dass noch im Kleinsten schon alles steckt, schon alles da ist. Eine Erzählung, die dem Kleinsten schon alles zutraut. Eine Erzählung der Lebenskraft. Lebenskraft, die in allem steckt, die uns umgibt, die wirkt und wächst und verändert, eigensinnig kraftvoll, in ihrer eigenen Schöpferzeit. Und wir als Teil davon. Durchdrungen.

Es ist für mich auch eine Erzählung, dass Schöpfung sich gegenwärtig und fortwährend in allem vollzieht „es wird Nacht und wird Tag der Samen keimt und wächst und der Mann weiß nicht wie“, heißt es da im Text. Das erinnert an den Schöpfungsepos und verbindet mit dem Anfang von allem und den Anfang der in allem liegt und an die Idee von der Welt, wie sie gemeint ist, die wir in uns tragen, jede*r auf seine*ihre Weise

Gleichzeitig eine Erzählung, dass es Tag und Nacht braucht, dass Lebenskraft im eigenen Zeitmaß wirkt. Eine Erzählung, dass auch der Moment der Aussaat, der ein Moment der Loslassens, ein Moment von Unkontrollierbarkeit-zulassen ist, untrennbar dazugehört, dass Wachstum stattfinden kann. Und dass dort, wo Lebenskraft noch im Unvermutetsten wirken kann, ein Ort der Heimat, ein Nistplatz entsteht, für die Vögel des Himmels, für geflügelte Wesen, für das was in uns fliegen will. Dass dort, wo Lebenskraft wirkt, die Sehnsucht beheimatet werden kann.

Viele Lesarten der Wirklichkeit gibt es.

Die Botschaft vom Reich Gottes ist eine mögliche Lesart. Mit dieser Botschaft ist kein verklärter Blick gemeint, der Schmerzvolles, Leid, Ungerechtigkeit, Zerstörung, Scheitern, Grenzhaftigkeit ausklammert, keine Naturromantik, die von der Welt abgewandt ist.

Es ist gerade in der Welt, wie sie ist, eine Lesart der Wirklichkeit.

Die Erfahrung und das Zutrauen zu einer Wirklichkeit, wie sie auch ist und vor allem die Entscheidung für Vorzeichen, Logiken, Erzählweisen auf die man setzt.

- Es gibt so viel Unverhofftes und Unwahrscheinliches so viel Widersprüchliches entgegen einer destruktiven Logik, so viel Mut und Verrücktes, so viel Schönheit, so viel

Menschliches, so viel Wildes und so viel Zartes, so viel unbändige Lebenskraft inmitten vom Ringen in unserem eigenen Leben und vom Ringen in der Welt.-

Auf welche Geschichten ich setze, ist eine Entscheidung.

Sie muss von jedem getroffen werden, ob bewusst oder unbewusst.

Auf welche Vorzeichen, Logiken, Erzählweisen ich setze, ist immer wieder von neuem eine Entscheidung und es macht einen konkreten Unterschied.

Das hat auch etwas mit immer wieder von neuem Üben zu tun: Welche Vorzeichen, Logiken, Erzählweisen übe ich ein mit meinem Leben?

So erlebe ich es. In meinem Leben und in Berührung mit anderen Lebensgeschichten. Es macht einen Unterschied und es veranlasst Menschen inmitten von allem, was

unveränderbar scheint, auf die Veränderung zu setzen, die die Welt durchwirkt.

Zutrauen zur Lebenskraft kann unsere Gegenwart kreativ gestalten.

Ich nehme es als Geschenk wahr, in dieser Erzähltradition zu stehen.

Hier und Jetzt mit euch und über Ort und Zeit hinweg mit vielen verbunden.

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Die Vorstellung, dass so viele Menschen diese Erzählung in ihr Leben hineingelesen haben und zugleich ihr Leben in diese Erzählung hineingelesen haben, fasziniert mich. Dass sich in dieser Geschichte viele Lebensgeschichten verbinden.

Das wünsche ich uns: dass wir Spurenleser und Entdeckerinnen sind, in dieser anderen Lesart der Wirklichkeit. Dass wir eine Lesart einüben, die dem Kleinsten viel zutraut. Dass wir einander ermutigen und erinnern und bezeugen in diesem Zutrauen. Dass wir unser Leben unter den Vorzeichen einer Hoffnung, einer Verheißung erzählen. Dass wir

Geschichten, die von Lebenskraft erzählen, fortschreiben mit unserem Leben.

Carolin

Text

Die Grausamkeit ist ein Geheimnis, und das Übermaß an Leid. Aber wenn wir eine Welt beschreiben, die diese Dinge einbegreift, eine Welt, die ein langes, brutales Spiel ist, stoßen wir auf ein weiteres Rätsel: das Einströmen von Kraft und Licht. (...)

Es scheint so etwas zu geben wie Schönheit, vollkommen grundlose Gnade. Vor ungefähr fünf Jahren habe ich zugesehen, wie sich eine Spottdrossel senkrecht von der Dachrinne eines vierstöckigen Gebäudes stürzte, Es wirkte so achtlos und spontan wie ein Stängel ,der sich dreht. (…)

Die Spottdrossel machte einfach einen Schritt in die Luft und ließ sich fallen. Ihre Flügel blieben angelegt, als ob sie auf einem Ast sänge und nicht mit einer Beschleunigung von 9,81 Meter pro Quadratsekunde durch die Luft sauste. Im allerletzten Moment bevor sie am Boden zerschmettert wäre, breitete sie sicher und exakt ihre Flügel mit den breiten weißen Streifen aus, spreizte den eleganten weiß gerippten Schwanz und landete ach so leicht auf dem Gras. (…) Für mein Gefühl muss die Antwort lauten, dass Schönheit und Gnade vollbracht werden, ob wir es wollen und wahrnehmen oder nicht. Uns bleibt nur, möglichst alles zu tun, um da zu sein.

Annie Dillard: Pilger am Tinker Creek, S. 14f

Seid gesegnet und behütet und immer wieder aufs Neue hineingenommen in die verborgene Lebenskraft, Gnade und Schönheit, die uns umfängt.

Mit herzlichem Gruß, verbunden in den Geschichten, die uns tragen, Gabi und Carolin

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Referenzen

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