• Keine Ergebnisse gefunden

Reize runter

N/A
N/A
Protected

Academic year: 2022

Aktie "Reize runter"

Copied!
1
0
0

Wird geladen.... (Jetzt Volltext ansehen)

Volltext

(1)

103

DIE PTA IN DER APOTHEKE | Februar 2021 | www.diepta.de

Feierabend!

W

as im ameri-

kanischen Si- licon Valley ausgetüftelt wurde hat immer wieder unse- ren Alltag verändert: Das I-Phone von Apple, die Such- maschine Google, der Kurz- nachrichtendienst Twitter.

Auch der Life- und Workstyle schwappt über den großen Teich zu uns. Kleine Erinne- rung: Plötzlich trug manche Chefetage Kapuzenpulli und Hipsterbart. Ein Hype um rei- nes Quellwasser brach aus. Als Ausgleich zum beruflichen Stress wollten alle meditieren.

Und nun: Dopamin-Fasten.

Schick oder Trick?

Gegen die Reizüberflutung Propagiert wird unter dieser Überschrift, phasenweise auf alle digitalen Angebote zu ver- zichten. So sollen wir unser suchtähnliches Netzverhalten wieder in den Griff bekommen.

„Schön das Gehirn entrüm- peln“, textete die Süddeutsche Zeitung dazu: „Keine Streams, keine Likes, keine Bildschirme.“

Dopamin-Fasten, das heißt dann: Vorübergehende Selbst- beschränkung bei Bites und Bytes, um den Dopaminspiegel zu senken und Dauerreize her- unterzufahren.

Der Botenstoff Dopamin wird mit Antriebssteigerung und Motivation in Verbindung ge- bracht, aber auch schon einmal

als „Glückshormon“ bezeichnet.

Der Neurobiologe Martin Korte hat im „Spektrum der Wissen- schaft“ erklärt: „Dopamin wird immer dann ausgeschüttet, wenn wir etwas erreicht haben, das wir als positiv empfinden.“

Das signalisiere dem Gehirn:

„Was ich gerade gemacht habe, war irgendwie gut und sollte wiederholt werden.“

Kein Wunder, dass wir immer mehr von „irgendwie gut“ wol- len, ob Schokoriegel oder Likes.

Und dass uns die Sucht nach News und Likes bei den digi- talaffinen Techies im Silicon Valley besonders groß zu sein scheint. Deshalb erregte der amerikanische Psychologiepro- fessor Cameron Sepah 2019 Aufsehen im Netz, als er den

„definitiven Dopamin-Fas- ten-Guide 2.0“ veröffentlichte, aufgewertet mit dem Hinweis:

„Der heiße Silicon- Valley- Trend“. Die haben’s nötig, wird sich mancher gedacht haben.

Aber, Hand aufs Hirn: Man selbst vielleicht auch. Also aus- probieren?

Doch ein alter Hut? Etliche Medien nahmen die heißen Fas- tentipps kühl auf. Weil verbrei- tet wurde, dass Dopamin-Fas- ten der komplette Spaßverzicht sei: Phasenweise kein digitaler Konsum, aber auch kein Essen, keine Kontakte, kein Sex. Weil Dopamin-Fasten nichts Neues sei, sondern es beispielsweise

reizarme Auszeiten in Klöstern schon lange gebe. Weil es nicht um lobenswerte Selbstfürsorge gehe, sondern um Selbst- optimierung für Arbeitgeber, Motto: Heute digital fasten, morgen digital fitter arbeiten.

Sepah hatte seinen Dopa- min-Fasten-Guide zwar mit Hinweis aufs Silicon Valley auf- gehübscht. Aber seine Tipps für digitale Tools sind ziemlich uni- versell: Wer herunterkommen will, sollte konsequent und pragmatisch Auszeiten festle- gen, passend zum Job und zum Familienleben. Und aufs Handy muss man beim Original-Dopa-

min-Fasten auch nicht unbe- dingt verzichten. Sepah listet noch andere Kategorien auf, in denen wir es gern mal übertrei- ben, so beim „emotionalen Essen“ oder bei der „Neuig- keitssuche“. Übrigens: In Selbst- versuchen mit dem Herunter- kommen und der Reizarmut hat nicht nur das Silicon Valley Er- fahrung, wie ein Spruch des verstorbenen Komikers Karl Valentin nahelegt: „Heute in mich gegangen. Auch nichts los.“  n

Sabine Rieser, freie Journalistin

Ein heißer Trend aus dem Silicon Valley soll helfen, überlastete Gehirne

von IT-Kreativen abzukühlen: Dopamin-Fasten. Heute Verzicht, morgen ent- spannter Digitalarbeiter – nachahmenswert für alle?

Reize runter

© filmfoto / iStock / Getty Images Plus

DOPAMIN-FASTEN

Referenzen

ÄHNLICHE DOKUMENTE

Sicherlich spielen dabei auch mentale Hürden eine Rolle: Einer SPD, die seit mehr als 70 Jahren in Kassel gewohnt ist, weitgehend uneingeschränkte Kon- trolle über Magistrat

Dieses Fluorchino- lon mit der kurzen Halbwerts- zeit von drei bis vier Stunden bewirkt in einer Einmaldosie- rung von 500 mg eine Hei- lungsrate von 93 Prozent.. Ver-

Improved identification of coronary ar- tery disease in patients with left bundle branch block by use of dobutamine stress echocardiography and comparison with myocardial

Informieren Sie Ihren Arzt, wenn Sie oder Ihre Familie / Ihr Betreuer wahrnehmen, dass Sie ein für Sie unübliches drang- oder triebhaftes Verhalten entwickeln oder wenn Sie dem

Mittels pharmakologisch-behavioral kombinierten Methoden ist es gelungen funktionelle Zu- sammenhänge zwischen Glutamat und Dopamin herzustellen. Künstlich induzierte

Der Exon8-Polymorphismus zeigte sowohl bezüglich der Genotyp-Häufigkeiten als auch bezüglich der Allel-Häufigkeiten signifikante Unterschiede zwischen dem Patienten- und

Bei dieser Gruppe lässt sich nach wiederholter Präsentation des Schreckreizes ein gegenteiliger Effekt beobachten; diese Tiere zeigen eine Sensitivierung gegenüber dem Schreckreiz,

Patienten, die in der Vorgeschichte unter einer Therapie mit Ergotamin- Präparaten eine Fibrose in Form einer Herzklappenfibrose, einer pleuropul- monalen und retroperitonealen