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Wer die Ärzte krank macht

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Bayerisches Ärzteblatt 5/2019

225

Wir Ärztinnen und Ärzte spüren in unserem Beruf die besondere Verpflichtung, für andere Men- schen da zu sein, die unsere Hilfe brauchen. Dabei vergessen wir oft, dass wir auch uns gegenüber eine Verpflichtung haben. Schon, weil wir un- sere Aufgaben sonst nicht dauerhaft schultern können – aber auch, um unserer selbst willen.

In die neue Fassung der Genfer Deklaration des Weltärztebundes, die als zeitgemäße Fassung des Hippokratischen Eides der Antike der Berufsord- nung für die in Deutschland tätigen Ärztinnen und Ärzte vorangestellt ist, hat dieser Gedan- ke erstmals Eingang gefunden. Dort heißt es:

„Ich werde auf meine eigene Gesundheit, mein Wohlergehen und meine Fähigkeiten achten, um eine Behandlung auf höchstem Niveau leisten zu können.“

Seit der Übernahme dieser neuen Form des Arzt- gelöbnisses durch den 77. Bayerischen Ärztetag in Nürnberg im Oktober des vergangenen Jahres ist diese Selbstverpflichtung auch Teil der Berufs- ordnung für die Ärzte Bayerns. Wie aber können Ärztinnen und Ärzte der Verantwortung für die eigene Gesundheit tatsächlich gerecht werden, wenn sie ständig unter hohem Zeitdruck arbeiten müssen, wenn sie einer nur selten nachlassenden Dauerbeanspruchung ausgesetzt sind und wenn sie dadurch kaum je zur Ruhe kommen? Darauf müssen zuerst jene eine Antwort geben, welche für die Rahmenbedingungen verantwortlich sind, unter denen kurative Medizin in Klinik und Praxis heute stattfindet.

Es ist zweifellos richtig, sich selbst immer wieder daran zu erinnern, wie wichtig es ist, Belastungs- grenzen zu erkennen und Resilienzfaktoren zu erlernen. Die hohe Beteiligung an Seminaren ärztlicher Verbände zur Burnout-Prävention legen Zeugnis davon ab, dass viele Kollegin- nen und Kollegen sehr genau um die Gefahren wissen, die ihnen aus dem permanenten Stress ihres Berufes erwachsen. Allerdings dürfen wir nicht zulassen, dass die Überbeanspruchung im Arbeitsalltag ausschließlich der individuellen Bewältigung überantwortet wird. Schließlich verlieren wir ständig Kolleginnen und Kollegen aus der kurativen Medizin. Die älteren, welche infolge ihrer unter anderen Rahmenbedingungen abgelaufenen beruflichen Prägung kaum oder gar nicht lernen konnten, wie Abwehr- und Bewäl- tigungsstrategien gegen bzw. für Überlastung aussehen und angewendet werden können, in Krankheit und Berufsunfähigkeit – zu oft be- gleitet von existenziellen Härten. Die jüngeren in medizinnahe Berufe oder in eine Teilzeittätigkeit.

Nicht die ärztliche Arbeit an sich ist Grund für den Rückzug aus der Patientenversorgung – es sind immer die Rahmenbedingungen.

Krankmachende Arbeitsbedingungen in Kliniken und Praxen treffen zwar zunächst Individuen.

Sie sind aber nicht nur ein persönliches, son- dern in erster Linie ein gesamtgesellschaftliches Problem, weil sie durch politische Grundent- scheidungen verursacht werden, welche die medizinischen Erfordernisse einer Gesellschaft des langen Lebens außer Acht lassen und statt- dessen die Kommerzialisierung der Medizin be- günstigen. Die freie ärztliche Berufsausübung gerät so immer mehr unter Druck. Ärztinnen und Ärzte in den Kliniken sind mit den Folgen einer unzureichenden Investitionstätigkeit der

öffentlichen Hand und eines Vergütungssys- tems, das rein betriebswirtschaftlichen Gesetz- mäßigkeiten folgt, konfrontiert. Ärztinnen und Ärzte in ambulanten Einrichtungen werden mit immer neuen, in erster Linie nicht medizinisch motovierten Aufgaben, drangsaliert.

Auf dem kommenden Deutschen Ärztetag in Münster wollen wir das Thema Arztgesundheit in einem eigenen Tagesordnungspunkt mit dem Titel „Wenn die Arbeit Ärzte krank macht“ be- leuchten und diskutieren. Diese Diskussion sollten wir dringend um einen Aspekt erweitern dessen Titel lautet: „Wer die Ärzte krank macht“.

Dr. Andreas Botzlar, Vizepräsident der BLÄK

Wer die Ärzte krank macht

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