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„Wenn mit dem Kind was ist“

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Arbeitsstelle Frühförderung Hessen

„Wenn mit dem Kind was ist“

– Über Herausforderungen, Nöte und Ansprüche von Eltern,

deren Kinder besondere Bedarfe haben

Wissenschaftliche Jahrestagung LAG Erziehungsberatung Hessen Wiesbaden 2.11.2018

Arbeitsstelle Frühförderung Hessen

Inhalt

Einblicke in die Frühförderung

Entwicklung von Familienorientierung in der Frühförderung

Familie und Behinderung – Belastungserleben

Belastungserlebnisse Behinderungsbegriff Forschungsergebnisse

Familien sind herausgefordert und fordern uns heraus

Bedarfe von Familien

Welche Angebote sind passend?

Anknüpfungspunkte zur Zusammenarbeit? Wie gelingen Kooperationen?

„Elternarbeit ist Arbeit mit den Eltern.

Wir meinen damit eine Konzeption, die darauf gerichtet ist, die Eltern als Partner und nicht primär als Objekte zu verstehen.

Sie brauchen zwar fachmännische Instruktion und Hilfe –

wer braucht diese grundsätzlich nicht? – bleiben aber doch Primärinstanz für das Kind und dürfen deshalb nicht zu sekundären, abhängigen Größen degeneriert werden.

Nicht nur Eltern haben von Beratern zu lernen, sondern auch Berater von Eltern.

Elternarbeit darf nicht auf eine Entmündigung der Eltern hinauslaufen, z.B. mit Hilfe hypertrophierender Wissenschaftlichkeit oder therapeutischer

Abhängigkeit.“

(Speck 1977, 41)

Familienorientierung

Das Thema Einbezug der Familien zieht sich wie ein roter Faden durch die Entwicklung der Frühförderung seit den 1970er Jahren

Vom Laienmodell

das berufliche Selbstverständnis der Fachkräfte basiert auf einer Autoritätsposition gegenüber den Eltern, indem die Frühförderin die Expertin und Durchführende darstellt

über das Ko-Therapie-Modell

• Fachkräfte werden zu Anleitenden, Eltern zu Durchführenden zum Kooperationsmodell

• Paradigmenwechsel Anfang der 1980er Jahre, durch die erlebten Grenzen der bisherigen Arbeitsansätze. Diese Grenzen werden sowohl von den Kindern selbst als auch insbesondere von deren Eltern geltend gemacht und richten sich gegen die Einflussnahme und Rollenzuweisung unter dem Postulat des vermeintlich Machbaren

Kind als „Akteur seiner Entwicklung“ (Kautter 1988)

(2)

"Unter dem Blickpunkt von

Inklusion

ist

Frühförderung einer der ersten und ein wesentlicher Baustein, der dabei unterstützt, dass zunächst innerhalb von Familie die verschiedensten Menschen zusammenfinden."

(Dillenberg, Lebenshilfe, 2014)

Arbeitsstelle Frühförderung Hessen Arbeitsstelle Frühförderung Hessen

SPZ

Med.

Therapie- Praxen Kinderbetreuungs-

einrichtungen

Kliniken/

Spezialambulanzen

Kinder- Ärzt/innen

System Frühförderung

Frühförder- stellen

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Familie und Behinderung

„Familien von Kindern mit Behinderung sind nicht homogen;

auch bei schweren Behinderungen eines Kindes entstehen keineswegs in allen Familien Stresssymptome oder

dysfunktionale Beziehungsmuster.“ (Retzlaff 2010, 16)

„Die Diagnose einer Behinderung stellt einen existentiellen Einschnitt in das Familienleben dar und macht

entsprechende Anpassungsschritte erforderlich.“

(Retzlaff 2010, 44)

(3)

Besondere Aufgaben von Eltern von Kindern mit Behinderung

Aufbau einer Bindungsbeziehung

Emotionale Beeinträchtigung (Sorge, Trauer u.v.m.) Beeinträchtigung des „Lesens“ des kindlichen Verhaltens Erschwerung des Erkennens von Entwicklungsfortschritten Beeinträchtigung in Stimulation und Erziehungsstil

Beeinträchtigung der Informationsaufnahme und Verarbeitung Entwicklungsvarianten (Bsp. blindes Kind)/

herausforderndes Verhalten (vgl. Rauh 2004) Zusätzliche Elternaufgaben

Lebenslange Unterstützung Integration in das soziale Umfeld Medizinische Pflege

Technische Aspekte

Beobachtung von Symptomen/ Umgang mit Notsituationen Häufige Arzt- und Therapietermine

Arbeit mit dem sozialen System

Auseinandersetzung(en) mit Gesundheits- und Sozialsystem Suche nach Informationen und Diensten

Organisation von sozialen und finanziellen Hilfen Entlastung durch soziale Dienste (?) – Kooperationen Elternschaft gegenüber Geschwistern

Zu kurz kommen <-> Extra Aktivitäten Teilung der Zuständigkeiten

Aufrechterhalten von Beziehungen Elternbeziehung

Soziale Beziehungen auf die Probe gestellt Selbsthilfegruppen

Sich selbst am Laufen halten

Funktionieren ohne Nachzudenken (Verzicht auf eigene Bedürfnisse) Kind hat Priorität (Bedürfnisse des Kindes bestimmen Tagesablauf) Latente Burn-Out Gefahr (geringe Erholungszeiten) (Retzlaff 2010, 71ff)

Die diagnostizierte Behinderung eines Kindes macht etwas mit einer Familie.

Was aber die Familie mit der Behinderung macht und dem Leben mit einem Kind mit Behinderung, das hängt von einer Vielzahl von Faktoren ab, u.a. von Prozessen innerhalb der Familie, die gestärkt werden können

und von äußeren Rahmenbedingungen, die unterstützend mitgestaltet werden können.

(vgl. Retzlaff 2010, 36)

Behinderungsbegriff der UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK 2008)

Art. 1 UN-BRK

(…) Zu den Menschen mit Behinderungen zählen Menschen, die langfristige körperliche, seelische, geistige oder Sinnes- beeinträchtigungenhaben,

welche sie in Wechselwirkung mit verschiedenen Barrieren an der vollen, wirksamen und gleichberechtigten Teilhabe an der Gesellschaft hindern können.

(4)

Es ist normal verschieden zu sein…

Gleichzeitig haben verschiedene Aspekte von Heterogenität sehr unterschiedliche

Auswirkungen,

insbesondere auf die kindliche Entwicklung – sowohl förderliche als auch einschränkende.

(Kron 2010)

Celebrate Diversity…

„Sobald die Verschiedenheit (…) zurückzuführen ist auf soziale Unterprivilegierung oder personale Deprivation, kann sie nicht mehr gefeiert werden

als Normalität der Verschiedenheit der Menschen.“

(Reiser 2002)

Inklusion ist ein Programm, dass sich

in gesellschaftlichen Widersprüchen bewegt Ausrichtung an Normen – Hierarchisierung

„egalitäre Differenz“ - Anerkennung (Prengel 2010)

Tendenzen gesellschaftlicher Des-Integration (Schere Arm – Reich, freiwillige Exklusion) Leistungsprinzip / Kategorien / Nachteilsausgleich

Anerkennung nur über Leistung?

„Aus all dem lässt sich eine zentrale Zukunftsaufgabe formulieren, der sich alle postmodernen Gesellschaften stellen müssen, nämlich die Entwicklung eines humanitären Umgangs mit

Differenz.“ (Katzenbach, 2007)

Gestaltungsfelder von Inklusion

Spannungsfelder

Inklusive Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe

(Schönecker 2017)

„Wieviel Gleichheit braucht es eigentlich? – Oder die Konstruktion von gleichberechtigter Teilhabe über bewusste Differenzierung.“

„Doch ich fürchte, der Grundgedanke von Inklusion würde grundlegend missverstanden, würde man ihn damit verbinden, dass sich auch nach dieser Eingangstür einfach alle ein freies Zimmer suchen könnten, da ohnehin überall das Gleiche zu bekommen ist. …

Für die Herstellung gleichberichtigter Teilhabe ist dementsprechend gerade eine differenzierte Wahrnehmung und Analyse der je eigenen Bedarfslagen sowohl in Voraussetzungen als auch benötigter Hilfe erforderlich.

Differenzierung ist insofern nicht diskriminierend,

sondern Grundvoraussetzung, wenn der Anspruch auf Herstellung gleicher Teilhabe-Möglichkeiten ernst gemeint ist.“

(Schönecker 2017, 472)

Arbeitsstelle Frühförderung Hessen

Autonomie und Fürsorge

• Kritik an Zuschreibung von Abhängigkeit/

primärer Hilfe- und Schutzbedürftigkeit allein aufgrund von Behinderung

Barrierefreiheit

• „Der kompetente Säugling“ (Dornes) /

„Das Kind als Akteur seiner Entwicklung“ (Kautter) nicht zu vereinseitigen, denn

• Kinder sind immer auch abhängig und bedürfen der Fürsorge (Care)

• Gefahr der Ausblendung von grundsätzlichen Abhängigkeiten aller Menschen

(„relative Unabhängigkeit“ – Nussbaum)

(5)

Arbeitsstelle Frühförderung Hessen

Defizit- und Ressourcenorientierung

Etikettierungs – Ressourcen – Dilemma

Zum Erlangen von Hilfen ist

a) die Beschreibung einer Diagnose („defizit“orientiert) erforderlich

b) die Benennung eines Hilfebedarfs

<->

„…Einsicht, dass es unmöglich ist, einen Menschen definitiv zu diagnostizieren oder einer Kategorie zuzuordnen…“

(Prengel 2010)

•Verschiedenheit als Reichtum blendet zuweilen Erfahrung von Krankheit, Unterlegenheit, Beeinträchtigung und Begrenzung aus

•Ignorieren von Leid – Verleugnung von Begrenzungen

•Existentielle Herausforderung jeder Lebensgeschichte ist es, auch Leid, Begrenztheit und Schwäche bewusst werden zu lassen

•Bedeutung von Trauerprozessen

•Schmerzliche Akzeptanz einer Begrenzung setzt Kräfte für aktives Handeln frei

•Betrachtung der ganzen Person (vgl. Prengel 2010) Gefordert: Ressourcenorientierung

(aber nicht: einseitige Ausrichtung ausschließlich auf Ressourcen)

Der Blick auf Behinderung benötigt ein

„beidäugiges Sehen“ (Purtscher 2011)

Fähigkeiten / Kompetenzen / Ressourcen

und

Begrenzungen / Schwierigkeiten / Bedürfnisse

Das bio-psycho-soziale zeigt Behinderung als wechselseitiges Konstrukt Es geht darum, die

Spannungsfelder wahrzunehmen und zu gestalten. Und nicht die Pole einseitig aufzulösen.

Fachkräfte als Gestalter von Spannungsfeldern

Komplexität der Themen Raum geben –balancieren

Verschiedenheit als Reichtum zu verstehen und Verständnis dafür zu vermitteln und gleichzeitig leidvolle Erfahrungen

mit Behinderung zu zulassen

und den damit verbundenen Gefühlen Raum, Achtung und Halt zu geben

(6)

Arbeitsstelle Frühförderung Hessen

Zielsetzung Frühförderung

Frühförderung hat das Ziel,

mit ihren Angeboten Kinder dabei zu unterstützen ihre Ressourcen zu nutzen

ihre Fähigkeiten zu entfalten und Kompetenzen zu entwickeln ihre Beeinträchtigung zu kompensieren

und an ihrer Lebenswelt bestmöglich teilzuhaben.

(vgl. Rahmenkonzeption Frühförderung Hessen 2014)

Dabei wird das Kind nicht an einem „normalen Entwicklungsverlauf“

gemessen, sondern steht mit seinen individuellen

Entwicklungsvoraussetzungen, seinen Bedürfnissen, seinen Fähigkeiten und Vorlieben im Mittelpunkt.

Spannungsfeld Entwicklung

Die Beratung und Begleitung der Eltern ist ein wesentlicher Bestandteil

Es ist normal verschieden zu sein…

Blick auf Normalitätsbegriffe

„So sehr Normalität heute als standardisiertes Konzept erscheint, das eine überschaubare Realität klar umreist …, so komplex war doch die Entstehung des Konzepts.“ (Turmel 2008, 30)

Konzept des „Durchschnitts“ entwickelt sich basierend auf gezielten Massenbeobachtungen im ausgehenden 19. Jahrhundert

Rolle von Entwicklungstests (Chancen und Risiken) Standardwerte kindlicher Entwicklung - Normen

Früherkennung von Auffälligkeiten <-> Verengung des Blicks Auf dem Weg zum „normalen“ Superkind (Kascak/ Pupala 2013)

bis 1970er „all children were universal children“ (Hultquist 1998) Individualisierung und Flexibilisierung des Blicks auf Entwicklung

das autonome Kind

Neue Orientierung: Überschreitung der Norm das unternehmerische Superkind

Arbeitsstelle Frühförderung Hessen

Kindernetzwerkstudie 2014 – Familie im Fokus

„Die Lebens- und Versorgungssituation von Familien mit chronisch kranken und behinderten Kindern in Deutschland

(Befragung von knapp 1.600 Eltern) Häufigste Belastungen

Finanzielle Belastungen (Betreuung und Pflege, Arbeitszeitreduktion) Innerfamiliäre Belastungen (Partner, Geschwisterkinder)

Soziale Belastungen (Freunde, Freizeitaktivitäten)

„Neben der pflegerischen Belastung mit dem Kind ist der sehr hohe administrative Aufwand eine eigentlich vermeidbare Belastung, die eine Viertelstelle beansprucht.“

(Vater eines siebenjährigen Mädchens mit Rett-Syndrom)

(Kofahl, Lüdecke 2014, 21)

Arbeitsstelle Frühförderung Hessen

Forschungsergebnisse I

Arbeitsstelle Frühförderung Hessen

Forschungsergebnisse II

Forschungsprojekt zur Frage nach der Zufriedenheit mit

familienorientierter Frühförderung (Sarimski, Hintermair, Lang 2009-2011)

Fragebögen (n 125) zur Zufriedenheit - Aspekte:

Qualität der Zusammenarbeit – Wie?

Erhalt von Hilfen – Was haben Sie erhalten/ was haben Sie gewünscht?

Erfassung der erlebten Belastung von Müttern mit jungen Kindern mit (drohender) geistiger Behinderung, Hörschädigung und Blindheit/ Sehbehinderung

(vgl. Sarimski/ Hintermair/ Lang 2012)

(7)

Arbeitsstelle Frühförderung Hessen

Untersuchungsbereiche - elterliche Belastung

Familiäre Belastung

Personale Ressourcen zur Bewältigung von Belastungen Verfügbare soziale Ressourcen

Verhaltensmerkmale des Kindes

Einschätzung des kindlichen Entwicklungsniveaus Belastung in der Eltern-Kind-Interaktion

Einflussfaktoren auf elterliches Belastungserleben

erschwerend:

> Entwicklungsniveau des Kindes Vorliegen von Verhaltensauffälligkeiten Vorliegen einer Mehrfachbehinderung Instabiler Gesundheitszustand

erleichternd:

< Zutrauen in die eigene Kompetenz der Eltern (Selbstwirksamkeitserwartung)

Zufriedenheit mit sozialer Unterstützung Regelmäßiger Besuch einer Einrichtung Frühzeitiger Beginn der Frühförderung

Abfrage zur Zufriedenheit mit Frühförderung

Tabelle – Beispiel:

„Ich erhielt Hilfe beim Verständnis der Schwierigkeiten meines Kindes.“

„Ich erhielt Hilfe bei der Versorgung mit Hilfsmitteln.“

Antwortmöglichkeiten:

Nein, das war nicht notwendig Nein, hätte es aber gebraucht Ja, aber es reichte nicht aus Ja, es war ausreichend

Ergebnisse zur Zufriedenheit mit Frühförderung

94 Eltern (77 %) beurteilen ihre Erfahrungen mit der Frühförderung als „sehr gut“ oder „gut“

( Korrespondiert mit Zahlen aus der Kindernetzwerkstudie) Auf den ersten Blick sehr positiver Eindruck

Sarimski, München 2012

(8)

„Wir bekommen viel zu wenig Unterstützung, Und sobald wir bei den Behörden was beantragen, bekommen wir zuerst immer eine Absage,

und man muss Widerspruch einlegen, obwohl man für Schreibkram keine Zeit und keine Nerven hat.“

(Mutter eines siebenjährigen Jungen mit Down-Syndrom) (Kindernetzwerkstudie 2014, 25)

Arbeitsstelle Frühförderung Hessen Arbeitsstelle Frühförderung Hessen

Sarimski, München 2012

Zusammenhänge

„Die Zufriedenheit mit den erhaltenen Hilfen korreliert positiv mit der Zufriedenheit mit der Unterstützung durch Fachleute sowie mit der Zuversicht in die eigene Kompetenz und

negativmit der Belastung in der Eltern-Kind-Interaktion sowie der familiären Belastung.“ (Sarimski/ Hintermair/ Lang 2012, 68) Mütter, die sich als höher belastet empfinden sind weniger

zufrieden mit den erhaltenen Hilfen Erforderlich:

genaue Betrachtung der Faktoren des Belastungserlebens Sozialpädagogische Dimension der Arbeit

Familien- bzw. Sozialraumorientierung

Arbeitsstelle Frühförderung Hessen

Aktuelle Erkenntnisse III

Dunst 2013:

D

ie Stärkung elterlicher Kompetenz hat den nachhaltigsten Einfluss auf die kindliche Entwicklung.

Denn so können Kindern kontinuierliche Lerngelegenheiten angeboten werden, die eingebettet in die täglichen Abläufe sind.

(Sarimski, München 2012)

(9)

Arbeitsstelle Frühförderung Hessen

Stimulierende Feinfühligkeit

(Datler)

Entwicklungsprozesse werden durch Angebote der Bezugspersonen nicht nur ermöglicht, begleitet und unterstützt, sondern unter manchen Bedingungen durch gezielte Fördermaßnahmen überhaupt erst in Gang gebracht. (Datler 2004)

Gerade wenn Kinder aufgrund von Einschränkungen auf vermehrte Schwierigkeiten stoßen bei ihren Versuchen, sich die Welt anzueignen, kann es zu frühzeitigen frustrierten Rückzügen kommen.

Aktive Angebote seitens der Bezugspersonen können positiven Einfluss auf die Entwicklung des Entwicklungswillens eines Kindes nehmen.

Achtsamer Blick – Feine Zeichen – Unterstützung von Regulation und kompensatorische Förderung

Arbeitsstelle Frühförderung Hessen

Dorothee Gutknecht (2015):

Bildung in der Kinderkrippe. Wege zur Professionellen Responsivität Schulung der Wahrnehmung für körpersemantische Zeichen (S. 137)

Interaktionszeichen für Offenheit Interaktionszeichen für Belastung Gleichmäßige Atmung Ungleichmäßige Atmung, Atmungsaussetzer,

Atem anhalten, gepresste Atmung Blickkontaktverhalten: fixieren, hinsehen, Bick

zuwenden, Person mit den Augen verfolgen, offene Augen, freundliches Lächeln

Blickkontakt: unterbrechen, abbrechen, wegsehen, Abwendung des Kopfes, Blick nach unten, Augen schließen, Hände v.d. Augen legen, starren

Muskeltonus: Eutonus der Muskeln, weiche, gut modulierte Bewegungsabläufe,

Anpassungsfähigkeit

Unruhe, rudern mit den Armen, muskuläre Anspannung, Versteifung des Körpers, muskuläre Schlaffheit, Ausweichbewegungen, Überstreckung, Grimassieren

Gesunde Hautfunktion Hautfarbe: marmoriert, blass, rötlich, hochrot Lautieren, vokalisieren Schweißbildung „emotionales Schwitzen“

Nahrungsaufnahme: antizipatorisches Verhalten, Rhythmizität

Nahrungsaufnahme: Ausspucken von Speichel, würgen, erbrechen

Kompetenzen im Bereich der Selbstregulation, Selbstberuhigung: Hand zum Mund, Hand am Körper, Augen reiben, Hände/ Füße in Kontakt

Fehlen von „Selbstberuhigungsmaßnahmen“

wie Selbstberührungen, häufiger Wechsel der Verhaltenszustände, quengeln, schreien

- Ressourcen-Check -

Sarimski, München 2012

(10)

Sarimski, Bad Nauheim 2014

Und was brauchen die Eltern noch?

Emotionale Entlastung durch stützendes Beziehungsangebot

Auflösung von emotionalen Blockaden zwischen Eltern und Kind

Stärkung der Zuversicht in die eigene Bewältigungskompetenz

Mobilisierung sozialer Unterstützung Councelling + Consulting (Thurmair)

Arbeitsstelle Frühförderung Hessen

Beratung, Begleitung und Unterstützung der Eltern Fachliche Beratung (Consulting):

Fragen zur Entwicklung des Kindes, medizinischen Hilfen,

Fördermöglichkeiten, Umfeldgestaltung, Hilfsmitteln, rechtlichen Grundlagen, Besuch einer Kinderbetreuungseinrichtung/ der Schule

Begleitende Beratung (Councelling):

anamnestische Gespräche/ Diagnosevermittlung

Austausch über die Entwicklung des Kindes einschließlich Verhaltens- und Beziehungsfragen und Beratung dazu/ Abstimmungen zu Förderzielen

Unterstützung der Eltern bei der emotionalen Bewältigung der Herausforderungen Hilfen zur Reduzierung von subjektiven Belastungen

Beratung zur Stärkung des elterlichen Zutrauens in ihre eigenen Fähigkeiten zur Entwicklungsförderung

Interaktionsberatung für Kind und Eltern, um die emotionale Entwicklung sowie ein positives Selbsterleben zu stärken (EPB, Marte Meo u.ä.)

Beratung zur konkreten Bewältigung der Lebenssituation mit einem kranken oder behinderten Kind, bei kritischen Entscheidungen (z. B. Schulperspektiven) Krisenintervention (<-> externe psychotherapeutisch orientierte Beratung) Entwicklung von Zukunftsperspektiven und Unterstützung bei der Neuorientierung

(Thurmair/ Naggl 2010 und Sarimski 2017)

Arbeitsstelle Frühförderung Hessen

Holding Matrix – Haltende Umgebung (Winnicot)

• Holding Matrix sicherer Rahmen in dem Entwicklung erfolgen und Exploration gewagt werden kann

• Eltern stellen Kindern eine haltende Umgebung zur Verfügung

• Fachkräfte stellen Kindern und Eltern einen haltenden Rahmen zu Verfügung, um sich auf unbekanntes Terrain zu wagen und die Eltern-Kind-Interaktion zu stärken, z.B. auch unvertraute Interaktionsstile auszuprobieren.

(vgl. Gutknecht 2015, 133)

Es gibt keine Tradition für Elternschaft von Kindern mit Beeinträchtigungen (Leyendecker)

Arbeitsstelle Frühförderung Hessen

Emotionale Entlastung

(vor allem am Anfang des Prozesses)

Erzählen der eigenen Geschichte (Zeit für innere Verarbeitung) Empathische Anerkennung der besonderen Belastung

Aussprechen von Ängsten, Schuldgefühlen, Fremd- und Selbstvorwürfen mit Überprüfung an der Realität

--> Auflösung von Traumata durch Diagnose (Sarimski, 2014)

Familiäre Glaubenssysteme

„Für Familien ist die Entwicklung einer Geschichte wichtig, welche die Behinderung in die Lebensgeschichte einbindet, ihr Sinn verleiht, zu einem empowerment führt und gleichzeitig auch existentielle Fragen anspricht.“ (Retzlaff 2010, 146)

(11)

Arbeitsstelle Frühförderung Hessen

Familien verändern sich – neue Herausforderungen

Wenn beide Eltern arbeiten...

Wer delegiert dann was an wen?

Arbeit in und mit Kitas – Einbezug der Eltern?

Wenn die Eltern selbst belastet sind (psychosoziale Risiken)

Wie erreichen wir sie dann? (Compliance)

vermehrte Zusammenarbeit mit der Kinder- und Jugendhilfe

Arbeitsstelle Frühförderung Hessen

FranzL 2010

Familien mit multiplen Belastungen

Risiken für kindliche Entwicklung

Erreichbarkeit / Compliance - Arbeitsbündnis erarbeiten gemeinsamer Zielabstimmung

Umsetzungsmöglichkeiten der Eltern basieren auf eigenen belasteten Kindheitserfahrungen

(Erschwernis / Blockierung „Ghosts in the Nursery“)

Reflexion der Fachkräfte der eigenen Normalitätsvorstellungen / Aushalten „schwieriger Verhältnisse“

Umgang mit Ambivalenz Ablehnung (geschickte Familien)

„Ohne das Verstehen der oft heftigen Abwehr- und Übertragungsprozesse kommen wir in der Arbeit mit Multiproblemfamilien nicht weiter.“

(Beyersmann 2005, 37) Kooperationen mit Jugendamt/ Kinder- und Jugendhilfe

Perspektiven

Myriam Kramer – Rezension zu „Die Situation von Eltern chronisch kranker Kinder“: Sandra Bachmann (2014). Verlag Hans Huber

„Entlastungen sehen die Eltern in Anlaufstellen oder speziellen Beratungseinrichtungen für Familien mit einem chronisch kranken oder behinderten Kind“ (S. 147), die Hilfe aus einer Hand anbieten und gleichzeitig eine aufsuchende Unterstützungsmöglichkeit vorhalten würden, um die Hemmschwelle, Hilfe in Anspruch zu nehmen, zu reduzieren.

„Es wäre großartig, wenn man gerade am Anfang jemanden hätte, der einen an die Hand nimmt und erklärt, welche Hilfen man bekommen kann und wie das geht.“

(Mutter eines dreijährigen Mädchens mit Zellweger Syndrom)

(Kofahl, Lüdecke 2014, 17)

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Arbeitsstelle Frühförderung Hessen

Prof. Dr. Ute Thyen, Kiel 2011 – Wirksamkeit der Frühförderung Offene Anlaufstelle

Ausblick

Erfordernis für alle Institutionen und Akteure

damit Kinder und ihre Eltern rechtzeitig die Unterstützung bekommen, die sie benötigen und die zu ihnen passt

aus Schnittstellen – Nahtstellen machen

Fragen, wer schon alles mitwirkt Bei Bedarf: gegenseitige Vermittlung übergreifende Hilfen

Regelhafter Austausch (gemeinsame Gremien)

Arbeitsstelle Frühförderung Hessen

Literatur:

Bachmann, S. (2014): Die Situation von Eltern chronisch kranker Kinder. Huber Kelle, H./ Mierendorff, J. (Hrg.) (2013): Normierung und Normalisierung der Kindheit.

Beltz Juventa

Kofahl, C./ Lüdecke, D. (2014): Familie im Fokus – Die Lebens- und

Versorgungssituation von Familien mit chronisch kranken und behinderten Kindern in Deutschland. Ergebnisse der Kindernetzwerk-Studie. Berlin

Retzlaff, R. (2010): Familien-stärken. Klett-Cotta

Sarimski, K./ Hintermair, M./ Lang, M. (2012): Zufriedenheit mit familienorientierter Frühförderung. In: Frühförderung interdisziplinär 2/2012, 56-70. Reinhardt Sarimski, K./ Hintermair, M./ Lang, M. (2013): Familienorientierte Frühförderung von

Kindern mit Behinderung. Reinhardt

Eva Klein

Arbeitsstelle Frühförderung Hessen Ludwigstraße 136, 63067 Offenbach asff@fruehe-hilfen-hessen.de www.asffh.de

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