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Wirtschaft aktuell 02 / 2009 - Aktuelle wirtschaftspolitische Analysen der IG Metall

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Herausgeber: IG Metall Vorstand - Wirtschaft, Technologie, Umwelt - 60519 Frankfurt am Main – 16. Januar 2009 Kontakt und Abonnement: WI@igmetall.de, Tel.: +49 (69) / 66 93 – 23 65, Im Internet unter: www.igmetall.de/download

Wirtschaft aktuell

02 / 2009 - Aktuelle wirtschaftspolitische Analysen der IG Metall

Wachstumseinbruch Ende 2008

Krise hat die Wirtschaft mit Wucht erreicht

Alle Frühindikatoren standen in der zweiten Jahreshälfte 2008 auf Rezession, die Prognosen der Institute wurden reihenweise nach unten korrigiert. Jetzt ist es amtlich: Die deutsche Wirtschaft wurde voll von der Krise erfasst. Im Jahr 2008 stieg die reale Wirtschaftsleistung nur noch um 1,3 Prozent. Schon damit hat sich das Wachstum gegenüber 2007 in etwa halbiert. Doch die Dramatik liegt im letzten Quartal. Im ersten Halbjahr war die Wirtschaft noch kräftig gewachsen. Zum Ende des Jahres kam der Absturz. Nach ersten Schätzungen – die Quartalszahlen liegen erst Mitte Februar vor – ging das Bruttoinlandsprodukt um 1,5 bis zwei Prozent zurück. Schon wollen die ersten Institute ihre Prognosen für 2009 weiter nach unten korrigie- ren. Nur ein entschlossenes Handeln der Politik kann den Absturz noch abmildern.

Investitionen letzte Stütze der Konjunktur

Weil das vergangene Jahr 2,7 mehr Arbeitstage hatte als 2007 betrug das Wachstum kalenderbereinigt so- gar nur 1,0 Prozent. Ob sich unter diesem Vorzeichen die Annahme, dass bereits 2010 wieder mit einem An- stieg der Wirtschaftsleistung zu rechnen ist, nicht als zu optimistisch erweist, wird sich zeigen.

Wachstum in Deutschland Zyklischer Abschwung und Finanzkrise bringen

Deutschland in die Rezession Veränderung des Bruttoinlandsprodukts

in Prozent

1,0

1,9 2,0 2,0 3,2

1,2 1,1 0,8

3,0 2,5

1,3 -1,1

bis -2,7 -0,2

0,0

-0,2 bis +1,2

96 97 98 99 00 01 02 03 04 05 06 07 08 09 10 Quelle: Statistisches Bundesamt und Prognosen der Institute

Prognosen

Wichtigster Wachstumsträger waren die Investitionen:

Auf die gesamten Bruttoanlageinvestitionen gehen 1,1 Prozentpunkte des Wachstums zurück. Beson- ders stark sind mit 5,3 Prozent die Ausrüstungsinve- stitionen gestiegen. Auch die Bauinvestitionen nah- men mit 2,7 Prozent deutlich zu. Das betrifft vor allem den Gewerbebau. Die Unternehmen haben im Jahres- verlauf ihre Kapazitäten noch einmal aufgestockt.

Die Investitionsentwicklung zeigt zweierlei: Einmal ha- ben auch die Unternehmen nicht mit einem derart starken Konjunktureinbruch gerechnet, sonst hätten sie kaum so viel investiert. Zum anderen hat sich die Annahme, die verschlechterten Abschreibungsrege- lungen würden die Investitionen abwürgen, nicht be-

stätigt. Das zeigt wieder einmal, dass die Absatz- und Gewinnerwartungen die Investitionsentscheidungen der Unternehmen prägen und nicht so sehr steuerliche Überlegungen. Mit dem starken Wirtschaftsein- bruch zum Jahresende dürften die Investitionsent- scheidungen für das Jahr 2009 massenweise revi- diert werden.

Ausrüstungsinvestitionen wachsen 2008 noch kräftig

Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent 10,6

-3,7 -7,5

1,1 4,6

6,1 11,1

6,9 5,3

-5,9 -0,2

2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 Quelle: Statistisches Bundesamt, Prognose:DIW Januar 2009

Prognose

Außenhandel bremst wirtschaftliche Entwicklung

Der Außenhandel hat seine Funktion als wirtschaftli- che Triebkraft verloren. Zwar nahmen die Exporte im letzten Jahr – trotz der weltweiten Krisenentwicklung - noch einmal um 3,9 Prozent zu, doch die Importe stie- gen wegen der hohen Energie- und Rohstoffpreise stärker. Insgesamt dämpfte der Außenhandel die wirtschaftliche Entwicklung um 0,3 Prozentpunkte.

Zwar sind vor allem die Energiepreise wieder kräftig gesunken, doch haben sich auch die Exportaussichten weiter verschlechtert. Deshalb ist aktuell vom Außen- handel kein Weg aus der Krise zu erwarten. Hier könn- ten allein besonders kräftige Konjunkturprogramme beispielsweise von den USA und China neue Impulse auslösen.

Vorstand Wirtschaft

Technologie Umwelt

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02/2009 Wirtschaft aktuell: Wachstumseinbruch Ende 2008: Krise hat die Wirtschaft mit Wucht erreicht

Herausgeber: IG Metall Vorstand - Wirtschaft, Technologie, Umwelt - 60519 Frankfurt am Main – 16. Januar 2009 Kontakt und Abonnement: WI@igmetall.de, Tel.: +49 (69) / 66 93 – 23 65, Im Internet unter: www.igmetall.de/download

Inflation frisst Lohnerhöhungen

Der Konsum ist nur Aufgrund des Anstiegs des Staatskonsums um 2,2 Prozent gewachsen. Das geht auf die kräftigen Tarifsteigerungen im öffentlichen Dienst zurück. Personalausgaben der öffentlichen Hand fallen unter den Staatskonsum.

Privater Konsum stagniert, negative Impulse vom Außenhandel Wachstum der Komponenten 2008 zum Vorjahr in vH

2,2 2,7

3,9

5,2 5,3

0 Private Konsum ausgaben

Staatskonsum Bauinvestitionen Exporte Im porte Ausrüstungsinvestitionen

Quelle: Statistisches Bundesamt

Der private Konsum stagnierte dagegen. Auch im letzten Jahr hat er keinen Beitrag zum wirtschaftlichen Wachstum geleistet. Dabei ist die Bruttolohn- und Gehaltssumme durchaus kräftig um 3,9 Prozent ge- stiegen. Das lag sowohl an den Lohnerhöhungen – die Bruttolöhne je Beschäftigten legten um 2,3 Prozent zu – als auch am weiteren Beschäftigungsaufbau. Die Zahl der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer stieg um 1,6 Prozent. Damit ist der Höhepunkt des Beschäf- tigungsaufbaus in diesem Konjunkturzyklus erreicht.

Weil die Gewinne schneller auf die einbrechende Kon- junktur reagieren als die Löhne, stieg erstmals seit Jahren die Lohnquote geringfügig um 0,4 Prozent- punkte.

Kräftiger Anstieg der Verbraucherpreise

Veränderung gegenüber Vorjahr in Prozent

1,4 1,9

1,5 1,0

1,7

1,5 1,6 2,3

2,6

1,1 1,3

00 01 02 03 04 05 06 07 08 2009 2010

Quelle: Statistisches Bundesamt, Prognosen: DIW Januar 2009

Prognosen

Dass der private Konsum von der Einkommensent- wicklung nicht profitieren konnte, lag vor allem an der Inflation. Die starken Preissteigerungen führten zu Re- allohnverlusten bei den Arbeitnehmern. Berücksichtigt man zusätzlich die Bezieher sozialer Transfers (Rent- ner, Arbeitslose), so blieben die Masseneinkommen mit einer Steigerung von zwei Prozent sogar noch stärker hinter der Inflationsrate von 2,6 Prozent zurück.

Wichtigster Preistreiber war die Haushaltsenergie, ge- folgt von der Bildung und den Nahrungsmitteln. Für dieses Jahr erwarten die Institute eine deutliche Entla- stung an der Preisfront. Angesichts der desolaten Er- wartungen für die Wirtschaftsentwicklung scheint dies auch realistisch. Neben den Preiserhöhungen hat auch die kräftig gestiegene Sparquote (um 0,6 Prozent- punkte auf 11,4 Prozent) den privaten Konsum einge- bremst. Die Verunsicherung über die weitere wirt- schaftliche Entwicklung hat zu einer starken Vorsichts- haltung geführt.

Produktivität schrumpft

Ein deutliches Krisensymptom ist die Entwicklung der Arbeitsproduktivität. Die Beschäftigung läuft der Kon- junkturentwicklung immer etwas hinterher. Im letzten Jahr ist nicht nur die Zahl der Arbeitnehmer gestiegen, sondern auch die Zahl der Erwerbstätigen nahm um 1,5 Prozent zu. Weil die Anpassung der Beschäftigung an die schrumpfende Produktion mit einer zeitlichen Verzögerung erfolgt, verlangsamt sich der Produktivi- tätsanstieg. Im vergangenen Jahr ist er sogar ge- schrumpft: je Erwerbstätigenstunde um -0,1 Pro- zent. Das hat es zuletzt 1992 gegeben.

Politik muss handeln

Die aktuellen Daten zur gesamtwirtschaftlichen Ent- wicklung bestätigen die vielfältigen Krisenzeichen. Die Entwicklung verläuft sogar noch dramatischer, als es die professionellen Konjunkturbeobachter erwartet ha- ben.

In dieser Situation ist die Politik gefordert. Insofern trifft es sich gut, dass das Bundeskabinett gerade das zweite Konjunkturpaket beschlossen hat. Es muss zü- gig vom Parlament verabschiedet und dann umgesetzt werden. Es ist höchste Zeit. Gerade der aktuelle kon- junkturelle Absturz zeigt aber auch, dass die Di- mension des Maßnahmepakets zur Stimulierung der Konjunktur eindeutig zu klein ist. Sowohl das Ausmaß der öffentlichen Investitionen als auch die Maßnahmen zur kurzfristigen Steigerung des privaten Konsums sind vom Umfang her ungenügend. Das Hal- lenser Wirtschaftsforschungsinstitut IWH beziffert den positiven Wachstumseffekt des Konjunkturpakets für 2009 gerade einmal auf 0,6 Prozentpunkte.

Zusätzliche öffentliche Investitionen von sieben bis acht Milliarden Euro im Jahr (0,3 Prozent des BIP) rei- chen angesichts der dramatischen Lage nicht aus, die Wirtschaft zu stimulieren. Hier muss noch einmal nachgelegt werden. Auch ein international koordinier- tes Vorgehen sollte angesichts des globalen Ausma- ßes der Krise nicht so schnell aus den Augen verloren werden.

Ein richtiger und notwendiger, aber auch überfälliger Schritt kam am 16. Januar von der Geldpolitik: die EZB hat den Leitzins um 0,5 Prozentpunkte auf zwei Prozent gesenkt. Doch auch dies sollte noch nicht der letzte Schritt sein.

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