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Wirtschaft aktuell 05 / 2009 - Aktuelle wirtschaftspolitische Analysen der IG Metall

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Herausgeber: IG Metall Vorstand - Wirtschaft, Technologie, Umwelt - 60519 Frankfurt am Main – 11. März 2009 Kontakt: wi@igmetall.de - www.igmetall.de/download- Tel.: +49(69)6693-2641 - Fax: +49(69)6693-80-2641

Wirtschaft aktuell

05 / 2009 - Aktuelle wirtschaftspolitische Analysen der IG Metall

Außenhandel

Entwicklung 2008 und Perspektive 2009

Deutschlands Unternehmen exportierten 2008 Waren im Wert von rund 995 Milliarden Euro. Der Zu- wachs gegenüber dem Vorjahr schwächte sich deutlich ab. Die Importe legten deutlich stärker zu als die Exporte. Der Außenhandel der deutschen Metall- und Elektroindustrie entwickelte sich schlechter als der Außenhandel der Gesamtwirtschaft: Während die gesamtwirtschaftlichen Ausfuhren um 3,1 Prozent zulegten, ging der Export von Metall- und Elektrowaren gegenüber 2007 um zwei Prozent zu- rück. 2009 droht ein besonders schlechtes Jahr für die deutsche Metall- und Elektroindustrie zu wer- den, da sie noch stärker exportabhängig ist als Deutschlands Gesamtwirtschaft. Noch reichen die staat- lichen Konjunkturprogramme nicht aus um die Binnennachfrage in Schwung zu bringen. Höchste Zeit also für eine stärker binnenwirtschaftlich orientierte Politik in Europa.

Gesamtwirtschaft:

Außenhandelsüberschuss geringer als 2007

2008 exportierten deutsche Unternehmen Waren im Wert von 994,9 Milliarden Euro. Das waren 3,1 Prozent mehr als 2007 (965,2 Milliarden Euro). Eine relativ ge- ringe Zunahme, denn 2007 legten die Ausfuhren um sat- te 8,1 Prozent zu. Dies ist vor allem die Folge der dra- matischen weltwirtschaftlichen Konjunkturabschwä- chung. Erst in zweiter Linie trug die Euroaufwertung zum Abnahmerückgang deutscher Exporte bei. 2008 legte der effektive Wechselkurs des Euro gegenüber 21 Wäh- rungen um 4,7 Prozent zu, gegenüber dem US-Dollar sogar um 7,3 Prozent. Das heißt: Produkte aus dem Eu- roraum wurden teurer, sofern sie zum Beispiel in US- Dollar gehandelt wurden.

außer- halb EU:

362 Mrd. €

= 36%

EU:

633 Mrd. €

= 64%

Zwei Drittel der deutschen Exporte 2008 verbleiben in der EU

Quelle: Statistisches Bundesamt

Nicht-Euroländer: 215 Mrd. € = 22%

Euro-Zone: 418 Mrd. € = 42%

Knapp zwei Drittel aller deutschen Ausfuhren verblieben in der Europäischen Union. Mit einem Plus von 1,5 Pro- zent gegenüber 2007 waren dies knapp 633 Milliarden Euro. Ein gutes Drittel der Exporte gingen in Staaten außerhalb der Europäischen Union (362 Milliarden Eu- ro), ein Zuwachs von sechs Prozent gegenüber 2007.

Wichtige Abnehmer deutscher Produkte außerhalb der EU waren zum Beispiel die USA (71,5 Milliarden Euro = 7,2 Prozent) und China (34,1 Milliarden Euro = 3,4 Pro- zent). Während die deutschen Exporte in die USA 2008

um 2,5 Prozent gegenüber 2007 zurückgingen, nahmen sie um 14 Prozent nach China zu.

Der Wert der Importe stieg mit 6,3 Prozent über doppelt so stark wie der Wert der Ausfuhren auf 818,6 Milliarden Euro (2007: 5,6 Prozent). Ausschlaggebend hierfür wa- ren die erneut stark gestiegenen Energie und Rohstoff- preise. Sie wirkten preistreibend und erhöhten damit den Wert deutscher Importe. Gegenläufig und damit preis- dämpfend wirkte der starke Euro.

Der Handelsbilanzüberschuss (mehr Exporte als Impor- te) verringerte sich von 195,3 Milliarden Euro (2007) auf 176,2 Milliarden (2008). Das entspricht einem Rückgang von 9,8 Prozent. Einerseits schwächt der geringere Han- delsbilanzüberschuss das gesamtwirtschaftliche Wach- stum. Denn bislang trug der Handelsbilanzüberschuss maßgeblich zum Wirtschaftswachstum in Deutschland bei. Andererseits ist eine ausgeglichene Handelsbilanz anstrebenswert für ein nachhaltiges Wirtschaftswach- stum, das nicht auf Kosten unserer Handelspartner geht.

Ein solcher Ausgleich sollte jedoch nicht durch geringere Exporte, sondern durch höhere Importe in Deutschland stattfinden. Hierfür fehlt jedoch noch eine ausreichend hohe Binnennachfrage. Neben kräftigen Lohnerhöhun- gen könnte eine stärkere öffentliche Nachfrage helfen.

Große M+E-Handelspartner brechen ein

2008 exportierte die deutsche Metall- und Elektroindu- strie Waren im Wert von fast 535 Milliarden Euro, zwei Prozent weniger als 2007 (545 Milliarden Euro). Das ent- spricht 54 Prozent aller deutschen Ausfuhren in 2008.

Davon entfielen 303,6 Milliarden Euro oder 57 Prozent auf die zehn größten Ausfuhrländer Deutschlands. Bis auf China, Russland und Polen importierten die Haupt- ausfuhrländer Deutschlands 2008 teilweise erheblich weniger als 2007. Am meisten exportierte die Autoindu- strie (gut 174 Milliarden Euro oder 32,6 Prozent). Den zweiten Platz belegte der Maschinenbau mit knapp 147 Milliarden Euro beziehungsweise 27,5 Prozent.

Vorstand Wirtschaft

Technologie Umwelt

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05 / 2009 Wirtschaft aktuell: Außenhandel: Entwicklung 2008 und Perspektive 2009

Herausgeber: IG Metall Vorstand - Wirtschaft, Technologie, Umwelt - 60519 Frankfurt am Main – 11. März 2009 Kontakt: wi@igmetall.de - www.igmetall.de/download- Tel.: +49(69)6693-2641 - Fax: +49(69)6693-80-2641

14,4 -4,7

-4,9 -14,6

15,2 -7,5

-11,7 -6,2

-0,8

1,8 Polen

Russland Niederlande Österreich Spanien China Italien Großbritannien USA Frankreich

Quelle: Statistisches Bundesamt

Entwicklung der ME-Exporte in die zehn größten Ausfuhrländer Deutschlands 2008 gg. 2007, Veränderung in Prozent

(Rangfolge sortiert nach Exportvolumen)

Im Vergleich Dezember 2008 zu Dezember 2007 waren die Exportrückgänge deutlich höher als im gesamten Jahr 2008. Nur Frankreich, China, Russland und die Schweiz nahmen mehr M+E-Waren ab als im Vorjah- resmonat.

6,8 -42,2

-8,0 -9,3 -25,7

-13,9

12,5 -13,3

0,4 0,1

Schweiz Spanien Russland Niederlande Österreich Großbritannien Italien China USA Frankreich

Quelle: Statistisches Bundesamt

Entwicklung der ME-Exporte in die zehn größten Ausfuhrländer Deutschlands Dezember 2008 gg. Dezember 2007, Veränderung in Prozent

(Rangfolge sortiert nach Exportvolumen)

Allerdings sind die Schwellenländer mittlerweile selbst Leidtragende der weltweiten Wirtschaftskrise und daher kaum in der Lage, die Ausfuhrrückgänge in die Industrie- länder auszugleichen.

Metall- und Elektroindustrie:

Branchen entwickeln sich unterschiedlich

-15,8 -11,1

-5,4

4,2 7,1 3,4

-1,8 -1,0 -2,0

Exportentwicklung in der M+E-Industrie

Veränderung 2008 zum Vorjahr in %

Quelle: Statistisches Bundesamt IT, Büroma- schinen Kommuni kations- technik, Elektronik

M+E gesamt

Medizin-, Mess-, Regel- technik Auto

industrie

sonstiger Fahrzeug- Metall- bau

erzeug- nisse

Maschi- nen- bau

Elektrizi tätserz.

und -verteil.

Der Export entwickelte sich auch in den einzelnen Bran- chen der Metall- und Elektroindustrie unterschiedlich.

Besonders starke Einbrüche verzeichneten die „Kommu- nikationstechnik und Elektronik“ und die „Informations- technologie und Büromaschinen“. Leichte Zuwächse gab es noch im Maschinenbau und bei „Geräten zur Elektrizi- tätszeugung und –verteilung“. Der „sonstige Fahrzeug-

bau“, also die Herstellung von Flugzeugen, Schiffen und Eisenbahnen, kam noch relativ gut weg, denn diese Branche ist stark von temporären Großaufträgen ge- prägt. Insgesamt exportierte die deutsche Metall- und E- lektroindustrie 2008 zwei Prozent weniger als 2007.

Im Dezember 2008 war die Entwicklung noch dramati- scher. Bei sieben der acht Einzelbranchen der Metall- und Elektroindustrie entwickelten sich die Exporte nega- tiv gegenüber Dezember 2007. Einzig und allein der

„sonstige Fahrzeugbau“ verzeichnete ein dickes Plus bei den Ausfuhren.

-31,7 -26,7

-20,2 -11,4

40,7

-3,1 -2,5 -3,6 -11,2

Exportentwicklung in der M+E-Industrie

Veränderung Dezember 2008 gg. Dezember 2007 in %

Quelle: Statistisches Bundesamt IT, Büroma- schinen Kommuni

kations- technik, Elektronik

M +E gesamt

Medizin-, Mess-, Regel- technik Auto

industrie

sonstiger Fahrzeug- bau Metall-

erzeug- nisse

Maschi- nen- bau Elektrizi- tätserz.

und -verteil.

Ausblick und Einschätzung der IG Metall

In den Gutachten seit Januar 2009 prognostizieren die Wirtschaftsforschungsinstitute erhebliche Rückgänge im deutschen Außenhandel. Die Vorhersagen reichen von minus 2,9 bis minus 8,9 Prozent bei den Ausfuhren und von null bis minus fünf Prozent bei den Einfuhren. Damit drohen erneut geringere Handelsbilanzüberschüsse.

Dies könnte zwar zu einer ausgeglicheneren Handelsbi- lanz führen, allerdings zu Lasten von Beschäftigung und Arbeitsplätzen in der deutschen Industrie.

Bislang war der Export die wesentliche Wachstumsstütze für die deutsche Konjunktur. Setzt sich der Rückgang bei den Exporten fort, wie dies erste Zahlen für Januar 2009 belegen (-20,7 Prozent), besteht die Gefahr, dass auch der Überschuss aus dem Außenhandel als Wachstums- impuls wegbricht. Da vom privaten Konsum und der öf- fentlichen Nachfrage, wenn überhaupt, nur minimale Nachfragesteigerungen zu erwarten sind, droht 2009 ein besonders schlechtes Jahr zu werden.

Die Ursachen für die zunehmend schlechte konjunkturel- le Entwicklung liegen auf der Hand: der einbrechende Welthandel (IWF-Prognose für 2009: -2,8 Prozent) und ein weiterhin starker Euro sind denkbar schlechte Vor- aussetzungen für ein Land wie Deutschland, das (zu) einseitig auf Exporterfolge schielt. Die IG Metall warnt seit Jahren vor dieser gesamtwirtschaftlich falschen Ent- wicklung. Trotz der relativ guten Tarifabschlüsse im letz- ten Jahr kommt die Binnennachfrage nicht in Gang. Die Menschen sind verunsichert und halten sich zunehmend bei Investitionen und Konsum zurück. Hier sind alle eu- ropäischen Staaten gefragt, antizyklisch die öffentliche Nachfrage zu erhöhen und mit staatlichen Investitionen für Aufträge bei den Firmen und damit für mehr Beschäf- tigung zu sorgen. Die bisherigen staatlichen Konjunktur- programme reichen dafür noch nicht aus.

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